Erste Welle
wuerg, 09.03.2020 20:03
Die Überschrift sollte irritieren, denn im März 2020 war noch gar nichts von mehreren Wellen zu sehen, und wäre es bei einer geblieben, hätte man sie nicht Welle, schon gar nicht erste Welle genannt. Tatsächlich hatte ich den nachstehenden Beitrag mit Corona überschrieben, weil noch nicht abzusehen war, daß es sich um ein weites Feld handeln wird, zu dem ich Dutzende von Beiträgen schreiben muß. Und nach nunmehr vier Jahren ist es Zeit für eine Übersichtsseite mit eben dieser Überschrift. Deshalb: Erste Welle. Die nullte war bereits verkackt.
Die Hälfte aller Vorschläge von Google-News hat Corona in der Überschrift, Nachrichtensendungen stehen dem kaum nach. Ich will nicht sagen, die Angst sei völlig unangemessen, bin aber davon überzeugt, daß die Epidemie schnell in den Griff zu bekommen ist. Doch daran zu glauben vermag ich angesichts des real existierenden Menschen nicht. [1] Einige reden dramatisierend von einer exponentiellen Entwicklung. Tatsächlich hat sich in den letzten zwei Wochen die Zahl der erkrankten Deutschen jeweils verachtfacht. Ginge es so weiter, wären zu Ostern vier Millionen infiziert.
Doch so schlimm wird es nicht kommen. In China ist diese exponentielle Entwicklung gestoppt, die Zahl der Neuinfektionen soll sogar abnehmen. So rigoros die drastischen Maßnahmen eines undemokratischen Regimes auch sein mögen, sie haben gewirkt. Der größte Teil Chinas blieb bisher verschont. In die Welt getragen wurde die Krankheit wie Aids durch die Jetsetter. [2] Corona wird es hoffentlich nicht zu einem größeren Fliegenschiß der Geschichte bringen. [3] Wahrscheinlich wird die Krankheit weniger als 100.000 Tote fordern. Das überbietet so mancher Krieg und so manche Grippewelle. [4] Und wenn ich einmal unterstelle, daß man nicht mehrfach erkrankt und das Virus nicht vor Herstellung eines Impfstoffes mutiert, dann würde die Menschheit schlimmstenfalls um fünf Prozent schrumpfen.
Bedeutender als die spekulativen Zahlen über Krankheit und Tod sind die schon jetzt sichtbaren, von Hysterie getriebenen Folgen für das tägliche Leben. Sie sind nicht alle negativ zu bewerten, vor allem nicht für mich und meine Misanthropie. Wer Nudeln und Konserven hamstert, hat hoffentlich einen hohen Preis gezahlt, daß nach der Epidemie die Nachfrage einbricht und ich sie billig kaufen kann. [5] Für Aktien fehlt mir leider das Geld. [6] Und schlagartig wird nicht nur deutlich, über welche Zwangsmittel der vielgescholtene Nationalstaat im Notfalle verfügt. Auch die Sinnlosigkeit von Flugreisen und Kreuzfahrten setzt sich dank Corona hoffentlich stärker in den Hirnen fest als die sog. Klimadebatte es je vermochte.
Außerdem wird mit Corona sichtbar, was ein ordentliches Gesundheitssystem und zivilisierte Umgangsformen wert sind. Auf einmal geht es um Volksgesundheit, nicht mehr um exotische Krankheiten. Wer nach französischer Sitte jeden küßt, ist nicht mehr nett, sondern dumm. Wer auf den Boden rotzt, ist wieder eine Drecksau. Und Deutschland ist hoffentlich nicht schon soweit globalisiert, daß internationale Sterberaten erreicht werden. Gestern mußte man schon einen Deutschen in Ägypten bemühen, heute gibt es auch zwei Tote in der Heimat.
[1] Mit Annegret Kramp-Karrenbauer hat meine prophetische Kunst einen Tiefpunkt erreicht. Ich dachte, sie würde mit ihrem Hang, ähnlich Donald Trump ihre Meinung zu sagen, sich von den Worthülsen anderer abheben und sich nicht nur in Thüringen durchsetzen. Wenige Tage später hat sie ermürbt aufgegeben.
[2] Warum wurden die Aids-Kranken nicht in die Quarantäne gezwungen? Sie konnten nach eigenem Belieben andere anstecken. Erst so erreichte das Virus die Frauen, Kinder und Blutkonserven. Und wie ist es den homosexuellen Männern gelungen, sich vom Täter zum Opfer zu stilisieren? Wird es bald auch Corona-Ansteckschleifen geben?
[3] Sofern laut Alexander Gauland der Nationalsozialismus zumindest in geschichtlicher Sicht nicht mehr als ein Fliegenschiß war.
[4] Das war eine Fehleinschätzung, eine Überbewertung der Reaktionsfähigkeit von Regierungen in aller Welt. Nation um Nation hat es verpennt, sich die Probleme anderer angesehen und Maßnahmen erst ergriffen, als die Epidemie schon in Fahrt gekommen war. So wird Corona lange in Erinnerung bleiben. Doch mit Krieg ist es nicht zu vergleichen. Auch Grippewellen sind mitunter tödlicher, wenn auch nur statistisch. Sie sind schnell vergessen, weil sie ohne Einschränkungen des täglichen Lebens kommen und gehen.
[5] Ich habe schon vor der Hamsterwelle zehn Dosen Heringsfilet zu 79 Cent gekauft, weil sie abgesehen von denen in Tomatensauce sonst 89 Cent oder noch mehr kosten. Außerdem müssen noch drei Dosen Sauerkraut weg, die ich günstig für 99 Cent erwerben konnte. Und wenn meine 1800 Blatt Toilettenpapier verschmiert sind, muß eben wie früher mit Zeitungspapier die Kanalisation verstopfen.
[6] Für kleine Leute sind Aktien nichts. Zum einen ist es vermessen zu glauben, man sei besser als der von Fachleuten durchsetzte Durchschnitt. Zum anderen fehlt das Geld, auf dem Tiefstand zu kaufen, wenn man nicht der große Zampano ist, der oben verkauft hat und nicht mit einem dicken Paket in den Keller gerauscht ist.
420 | Vogelgrippe | AKK | Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Tote | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Reproduktion | Unterleben | Förderalismus | Rattenschwanz | Siebentage‑R | Zweite Welle
Die Hälfte aller Vorschläge von Google-News hat Corona in der Überschrift, Nachrichtensendungen stehen dem kaum nach. Ich will nicht sagen, die Angst sei völlig unangemessen, bin aber davon überzeugt, daß die Epidemie schnell in den Griff zu bekommen ist. Doch daran zu glauben vermag ich angesichts des real existierenden Menschen nicht. [1] Einige reden dramatisierend von einer exponentiellen Entwicklung. Tatsächlich hat sich in den letzten zwei Wochen die Zahl der erkrankten Deutschen jeweils verachtfacht. Ginge es so weiter, wären zu Ostern vier Millionen infiziert.
Doch so schlimm wird es nicht kommen. In China ist diese exponentielle Entwicklung gestoppt, die Zahl der Neuinfektionen soll sogar abnehmen. So rigoros die drastischen Maßnahmen eines undemokratischen Regimes auch sein mögen, sie haben gewirkt. Der größte Teil Chinas blieb bisher verschont. In die Welt getragen wurde die Krankheit wie Aids durch die Jetsetter. [2] Corona wird es hoffentlich nicht zu einem größeren Fliegenschiß der Geschichte bringen. [3] Wahrscheinlich wird die Krankheit weniger als 100.000 Tote fordern. Das überbietet so mancher Krieg und so manche Grippewelle. [4] Und wenn ich einmal unterstelle, daß man nicht mehrfach erkrankt und das Virus nicht vor Herstellung eines Impfstoffes mutiert, dann würde die Menschheit schlimmstenfalls um fünf Prozent schrumpfen.
Bedeutender als die spekulativen Zahlen über Krankheit und Tod sind die schon jetzt sichtbaren, von Hysterie getriebenen Folgen für das tägliche Leben. Sie sind nicht alle negativ zu bewerten, vor allem nicht für mich und meine Misanthropie. Wer Nudeln und Konserven hamstert, hat hoffentlich einen hohen Preis gezahlt, daß nach der Epidemie die Nachfrage einbricht und ich sie billig kaufen kann. [5] Für Aktien fehlt mir leider das Geld. [6] Und schlagartig wird nicht nur deutlich, über welche Zwangsmittel der vielgescholtene Nationalstaat im Notfalle verfügt. Auch die Sinnlosigkeit von Flugreisen und Kreuzfahrten setzt sich dank Corona hoffentlich stärker in den Hirnen fest als die sog. Klimadebatte es je vermochte.
Außerdem wird mit Corona sichtbar, was ein ordentliches Gesundheitssystem und zivilisierte Umgangsformen wert sind. Auf einmal geht es um Volksgesundheit, nicht mehr um exotische Krankheiten. Wer nach französischer Sitte jeden küßt, ist nicht mehr nett, sondern dumm. Wer auf den Boden rotzt, ist wieder eine Drecksau. Und Deutschland ist hoffentlich nicht schon soweit globalisiert, daß internationale Sterberaten erreicht werden. Gestern mußte man schon einen Deutschen in Ägypten bemühen, heute gibt es auch zwei Tote in der Heimat.
[1] Mit Annegret Kramp-Karrenbauer hat meine prophetische Kunst einen Tiefpunkt erreicht. Ich dachte, sie würde mit ihrem Hang, ähnlich Donald Trump ihre Meinung zu sagen, sich von den Worthülsen anderer abheben und sich nicht nur in Thüringen durchsetzen. Wenige Tage später hat sie ermürbt aufgegeben.
[2] Warum wurden die Aids-Kranken nicht in die Quarantäne gezwungen? Sie konnten nach eigenem Belieben andere anstecken. Erst so erreichte das Virus die Frauen, Kinder und Blutkonserven. Und wie ist es den homosexuellen Männern gelungen, sich vom Täter zum Opfer zu stilisieren? Wird es bald auch Corona-Ansteckschleifen geben?
[3] Sofern laut Alexander Gauland der Nationalsozialismus zumindest in geschichtlicher Sicht nicht mehr als ein Fliegenschiß war.
[4] Das war eine Fehleinschätzung, eine Überbewertung der Reaktionsfähigkeit von Regierungen in aller Welt. Nation um Nation hat es verpennt, sich die Probleme anderer angesehen und Maßnahmen erst ergriffen, als die Epidemie schon in Fahrt gekommen war. So wird Corona lange in Erinnerung bleiben. Doch mit Krieg ist es nicht zu vergleichen. Auch Grippewellen sind mitunter tödlicher, wenn auch nur statistisch. Sie sind schnell vergessen, weil sie ohne Einschränkungen des täglichen Lebens kommen und gehen.
[5] Ich habe schon vor der Hamsterwelle zehn Dosen Heringsfilet zu 79 Cent gekauft, weil sie abgesehen von denen in Tomatensauce sonst 89 Cent oder noch mehr kosten. Außerdem müssen noch drei Dosen Sauerkraut weg, die ich günstig für 99 Cent erwerben konnte. Und wenn meine 1800 Blatt Toilettenpapier verschmiert sind, muß eben wie früher mit Zeitungspapier die Kanalisation verstopfen.
[6] Für kleine Leute sind Aktien nichts. Zum einen ist es vermessen zu glauben, man sei besser als der von Fachleuten durchsetzte Durchschnitt. Zum anderen fehlt das Geld, auf dem Tiefstand zu kaufen, wenn man nicht der große Zampano ist, der oben verkauft hat und nicht mit einem dicken Paket in den Keller gerauscht ist.
420 | Vogelgrippe | AKK | Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Tote | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Reproduktion | Unterleben | Förderalismus | Rattenschwanz | Siebentage‑R | Zweite Welle
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wuerg,
09.03.2020 22:28
Ich bin schnell noch einmal hamstern und habe zwei Stangen Lauch statt einer gekauft, weil sie recht dick waren und jede nur 49 Cent kostete. Dazu noch vier Packungen Eier aus Bodenhaltung, weil die Freilandhühner nicht freiwillig raus gehen und Bioeier nur klein, teuer und ohne Geschmack sind. Sie kosteten zwar mit 13 Cent das gleiche wie immer, waren jedoch von der Größe L, denn unverschämterweise werden sie auch in der Größe M nicht billiger verkauft. Als es vor ein paar Wochen zwei Packungen für nur zwei Euro gab, hatte ich leider nur sechs erstanden. Nudeln waren noch reichlich da, nur an einer Stelle klaffte ein großes Loch. Welche von Preppern favorisierte Sorte dort stand, habe ich mir nicht angesehen. Beim Toilettenpapier war es ähnlich. Vielleicht fehlte die Sorte mit den bunten Bildern, die man sich ansehen kann, wenn alle einsam und allein zu Hause sitzen und nichts zu essen haben.
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wuerg,
10.03.2020 18:03
Die Italiener haben ihr ganzes Land abgeriegelt und ihr Flüchtlingsproblem damit gelöst und verschärft zugleich. Dank Corona dürfen Touristen nicht mehr arglos einreisen, weder vom Kreuzfahrtschiff, noch aus dem Gummiboot. [1] Auf der anderen Seite kann man Angelandete nicht einfach nach Norden weglaufen lassen, sondern muß sie in Quarantäne halten.
[1] Erst 2023 habe ich in einem Geschichtskanal gehört, daß Mailand wegen einer rigorosen Quarantäne von 40 Tagen, vor deren Ablauf keiner in die Stadt eingelassen wurde, von der großen Pest Mitte des 14. Jahrhunderts verschont blieb. Während in China Nachbarn nur die Türen vernageln, sollen in Mailand die Infizierten mit dem gesamten Hausstand eingemauert worden sein.
[1] Erst 2023 habe ich in einem Geschichtskanal gehört, daß Mailand wegen einer rigorosen Quarantäne von 40 Tagen, vor deren Ablauf keiner in die Stadt eingelassen wurde, von der großen Pest Mitte des 14. Jahrhunderts verschont blieb. Während in China Nachbarn nur die Türen vernageln, sollen in Mailand die Infizierten mit dem gesamten Hausstand eingemauert worden sein.
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wuerg,
10.03.2020 18:18
Eben höre ich im Fernsehen von einer Veggie-Messe in Frankfurt. Die Besucher haben keine Angst vor Corona, da sie doch gesund leben und nicht erkranken, zumindest nicht sterben, auch wenn sie sich haufenweise künstliche Fleischersatz- und Geschmacksstoffe reinziehen.
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wuerg,
11.03.2020 16:03
Einmal die Woche verlasse ich meine Einsiedelei und besuche meine alte Arbeitsstätte. Es wurden gerade Stühle für eine Abendveranstaltung mit 95 Gästen aufgebaut, während eine Abschiedsfeier mit knapp über 100 abgesagt werden mußte. Auf der Toilette gab es reichlich Seife und Papiertücher. Als ich mit feuchten Händen die Tür öffnete, kamen mir Zweifel. Wären ungewaschene trockene nicht sicherer? Denn Corona wird leichter von Hand zu Hand als von Arsch zu Arsch übertragen, außer auf Karnevalssitzungen.
Auf dem Hinweg wollte ich zur Überbrückung der Umsteigezeit am Automaten eine Briefmarke zu drei Cent kaufen, doch leider oder Gott sei Dank kam der Vordermann, dem es aus der Nase troff, nicht zu Potte. Auf der Rückfahrt in der Straßenbahn dann der Horror. Einer stieg mit Atemmaske ein, und eine alte Asiatin direkt neben mir hustete in ein Taschentuch. Eine junge Frau und ich mußten daraufhin grinsen. Leider bin ich ein alter weißer Mann, sonst hätte Corona mir vielleicht in die Hände gespielt. Die abermalige Wartezeit nutzte ich für einen Drogerie-Besuch. Am Eingang Unmengen von Sagrotan, weiter hinten Berge von Haushaltstüchern, beim Baby„zubehör“ riesige Windelhaufen, und an der Kasse ein Hinweis auf die haushaltsübliche Abgabemenge von maximal drei Artikeln.
Auf dem Hinweg wollte ich zur Überbrückung der Umsteigezeit am Automaten eine Briefmarke zu drei Cent kaufen, doch leider oder Gott sei Dank kam der Vordermann, dem es aus der Nase troff, nicht zu Potte. Auf der Rückfahrt in der Straßenbahn dann der Horror. Einer stieg mit Atemmaske ein, und eine alte Asiatin direkt neben mir hustete in ein Taschentuch. Eine junge Frau und ich mußten daraufhin grinsen. Leider bin ich ein alter weißer Mann, sonst hätte Corona mir vielleicht in die Hände gespielt. Die abermalige Wartezeit nutzte ich für einen Drogerie-Besuch. Am Eingang Unmengen von Sagrotan, weiter hinten Berge von Haushaltstüchern, beim Baby„zubehör“ riesige Windelhaufen, und an der Kasse ein Hinweis auf die haushaltsübliche Abgabemenge von maximal drei Artikeln.
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wuerg,
12.03.2020 22:43
Die Sondersendung mit Frau Merkel ist vorbei. Und wieder die Förderalismus-Litanei. Was ist so schlimm daran, wenn das Saarland und Hessen abweichend voneinander handeln? Luxemburg und Holland machen es doch auch. Und dann noch das Gejammer über wirtschaftliche Folgen und die Gelegenheit, die schwarze Null infrage zu stellen. Warum muß über Einschränkungen im Fernreiseverkehr und die Streichung von Großveranstaltungen noch diskutiert werden? Es ist doch klar wie Kloßbrühe, daß sich Krankheiten nur langsam ausbreiten können, wenn dies von Nachbar zu Nachbar geschehen muß, die andere Straßenseite oder gar der Nachbarort nur schwer erreicht wird.
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wuerg,
13.03.2020 21:35
Als Kind stieg ich hinten in den Bus ein. Dort saß ein Schaffner hinter dem Tresen, verkaufte Fahrscheine und gab kompetente Auskunft über Ziele, Fahrwege und Tarife. Der Fahrer konnte nach dem Einstieg sofort weiterfahren, um mich schnell ans Ziel zu bringen. Umweltfreundlich war der O‑Bus auch noch.
Zwischenzeitlich haben wir uns an fehlerhafte Anzeigen und Ansagen gewöhnt. Auch an mürrische Busfahrer, die über Gasgeben hinaus kaum ausgebildet sind, aber Fahrscheine verkaufen und freundlich sein sollen. Vor zwanzig Jahren ist dieses Konzept zur Kostenersparnis wohl aufgegangen, in Städten mit besser bezahlten Fahrern, die auch im Umgang mit Menschen geschult sind, klappt das heute noch.
Die Bauernburschen an den Lenkrädern der Vorort- und Überlandbusse dagegen sind unerträglich. Heute wurden ihre Gebete erhört. Die Fahrgäste mußten hinten einsteigen, vorne hielten Restposten von Absperrband sie fern. So konnte ich mir die Begrüßung ersparen, die so und so nicht immer erwidert wird. Vorbei sind die Zeiten, da man sich gegen die Vorschriften mit dem Fahrer unterhielt.
Vielleicht ist das alles ein Schritt in die richtige Richtung. Daß man einen Fahrschein benötigt, obwohl der Fahrer keinen verkauft, wird die bargeldlose Zahlung mit dem Mobiltelefon befördern. Das Absperrband wird Glasscheiben und Türen weichen, wie sie in Straßenbahnen üblich sind. So macht es den Menschen weniger Angst, wenn vorne nur noch eine Puppe sitzt und der Computer fährt.
Freitag, der 13.
Zwischenzeitlich haben wir uns an fehlerhafte Anzeigen und Ansagen gewöhnt. Auch an mürrische Busfahrer, die über Gasgeben hinaus kaum ausgebildet sind, aber Fahrscheine verkaufen und freundlich sein sollen. Vor zwanzig Jahren ist dieses Konzept zur Kostenersparnis wohl aufgegangen, in Städten mit besser bezahlten Fahrern, die auch im Umgang mit Menschen geschult sind, klappt das heute noch.
Die Bauernburschen an den Lenkrädern der Vorort- und Überlandbusse dagegen sind unerträglich. Heute wurden ihre Gebete erhört. Die Fahrgäste mußten hinten einsteigen, vorne hielten Restposten von Absperrband sie fern. So konnte ich mir die Begrüßung ersparen, die so und so nicht immer erwidert wird. Vorbei sind die Zeiten, da man sich gegen die Vorschriften mit dem Fahrer unterhielt.
Vielleicht ist das alles ein Schritt in die richtige Richtung. Daß man einen Fahrschein benötigt, obwohl der Fahrer keinen verkauft, wird die bargeldlose Zahlung mit dem Mobiltelefon befördern. Das Absperrband wird Glasscheiben und Türen weichen, wie sie in Straßenbahnen üblich sind. So macht es den Menschen weniger Angst, wenn vorne nur noch eine Puppe sitzt und der Computer fährt.
Freitag, der 13.
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wuerg,
14.03.2020 20:21
Nun hat Corona auch meinen Wohnort erreicht. Einer soll erkrankt sein, gleichwohl statistisch nur mit 1/5 zu rechnen war. Und schon sind die Regale nicht gerade leer, doch recht löchrig. Beinahe hätte ich sie aufgeräumt genannt, doch Pack hinterläßt auch gerne Unordnung. Und das Personal trägt mit noch mehr Abfallbergen als üblich dazu bei. Auch mit Stapeln von Haushaltstüchern, die das Käseregal versperren. Den schriftlichen Hinweis auf die Hygiene sehe ich als Verarschung.
Natürlich ist die Aufregung in den asozialen Medien groß. Auch der Stunk zwischen vermeintlich Zuständigen, die von unten viel gelöchert werden und sich von oben schlecht informiert fühlen. Spekulationen über Identität und Wohnung des an Corana Erkrankten schießen ins Kraut. Einigermaßen gesichert scheint nur, daß er sich aus einem österreichischen Skigebiet, dessen Name bereits Kehlkopfkrebs verursacht, mit vielen weiteren Erkrankten zurück nach Deutschland gemogelt hat. Es trifft also einen Dekadenten und (noch) keinen Unschuldigen.
Natürlich ist die Aufregung in den asozialen Medien groß. Auch der Stunk zwischen vermeintlich Zuständigen, die von unten viel gelöchert werden und sich von oben schlecht informiert fühlen. Spekulationen über Identität und Wohnung des an Corana Erkrankten schießen ins Kraut. Einigermaßen gesichert scheint nur, daß er sich aus einem österreichischen Skigebiet, dessen Name bereits Kehlkopfkrebs verursacht, mit vielen weiteren Erkrankten zurück nach Deutschland gemogelt hat. Es trifft also einen Dekadenten und (noch) keinen Unschuldigen.
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wuerg,
14.03.2020 23:24
Virologen und Ärzte werfen Politikern gerne vor, sich mit eigentlich nur zögerlichen Maßnahmen profilieren zu wollen. Im Gegenzuge möchte ich nicht wissen, mit wievielen Veröffentlichungen und Dissertation sie sich selbst adeln werden. Es wird viel von Modellrechnungen gefaselt. Herausgekommen ist dabei kaum mehr als der übliche Verdächtige aus den weniger harten Wissenschaften, nämlich die Normalverteilung. Sie entsteht, wenn die Realität normalverteilt von einem mittleren Wert abweicht. Aber warum sollte eine zeitliche Entwicklung wie eine Epidemie zunächst gemäß einer Normalverteilung den Berg hinauf klettern und dann ganz symmetrisch wieder herabfallen?
Es ist sicherlich richtig, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, um so die Gesamtbelastung des Gesundheitswesens auf einen längeren Zeitraum zu strecken. [1] Dazu werden eine rote spitze und eine grüne flache Normalverteilung gezeigt, gefolgt von der Warnung, daß sich die Gesamtzahl der Erkrankungen dadurch nicht mindere und 60 Prozent der Bevölkerung betragen werde. Gerne wird auch von einer exponentiellen Entwicklung gefaselt, zumal sie mit dem bloßen Auge kaum vom linken Ende vieler anderer zu unterscheiden ist. Eine Normalverteilung ist ebenfalls unwahrscheinlich, weil nicht verteilt wird, sondern sich etwas entwickelt. Wie so oft in der Natur kann und wird sie sich dennoch näherungsweise ergeben.
Ich empfehle einen Blick nach China, wo derzeit nur noch eine Handvoll Menschen täglich neu infiziert wird. Zwar mag dort zwischen den Metropolen viel virenfeindliches Land liegen, doch wohnen allein in Wuhan über 10 Millionen Menschen, womit weniger als 100.000 Erkrankte es nicht einmal auf 1 Prozent bringen. Wie kann man da in Deutschland mit seinem guten Gesundheitswesen von 60 Prozent reden, wenn man Maßnahme um Maßnahme trifft, um dem Virus das Leben schwer zu machen. Schon vor einem Monat haben die Chinesen den Wendepunkt erreicht, wo die Kurve der insgesamt Erkrankten von einer Links- in eine Rechtskrümmung überging.
Daraus sollte man für Deutschland und auch andere Länder lernen. Ich bin kein Virologe mit computergestützten Modellen, die wegen fehlender oder ungenauer Parameter auch keine Weisheiten ausspucken können, und habe mir der Einfachheit halber zunächst die täglichen Zuwachsraten λ(d) der Neuerkrankungen auf den d. März angesehen. Sie schwanken stark und regen auf, wenn sie einmal sehr hoch sind oder zur besten Sendezeit gar falsche Prozentzahlen genannt werden. Mit einem linearen Ausgleich auf ln λ(d) ist aber zu errechnen, was man mit bloßem Auge vermuten kann: In den letzten zwei Wochen überschreitet λ(d) den Wert 1,6⋅0,98ᵈ im geometrischen Mittel nicht, womit die Anzahl der täglichen Neuerkrankungen unterhalb von
n(d) ≈ 8 · 1,6d · 0,98d(d+1)/2 = p/√(2πσ2) · exp ( -(d-μ)2/2σ2 )
bleiben sollte. In meinem Modell ergibt sich tatsächlich eine Normalverteilung mit einem Höhepunkt von 1500 Neu-Infizierten (Faktor vor exp) am 23. März (μ=22,8), einer Streuung von etwa einer Woche (σ=7,04) und weniger als 30.000 Infizierte insgesamt (p=26500). Sterben werden wohl keine 10 ppm. Doch kann es auch ganz anders kommen. Und ich muß mich dann fragen: Was haben die Chinesen, was wir nicht haben? Reiseunlust der Einheimischen und Nachbarn? Hohe Quarantäne-Disziplin? Starkes Immunsystem?
[1] Sofern mein Menschenverstand noch gesund ist, tritt durch rigorose Maßnahmen keine Streckung ein, keine Verschiebung des Maximums nach hinten. Vielmehr wird die Kurve einfach niedriger.
Es ist sicherlich richtig, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, um so die Gesamtbelastung des Gesundheitswesens auf einen längeren Zeitraum zu strecken. [1] Dazu werden eine rote spitze und eine grüne flache Normalverteilung gezeigt, gefolgt von der Warnung, daß sich die Gesamtzahl der Erkrankungen dadurch nicht mindere und 60 Prozent der Bevölkerung betragen werde. Gerne wird auch von einer exponentiellen Entwicklung gefaselt, zumal sie mit dem bloßen Auge kaum vom linken Ende vieler anderer zu unterscheiden ist. Eine Normalverteilung ist ebenfalls unwahrscheinlich, weil nicht verteilt wird, sondern sich etwas entwickelt. Wie so oft in der Natur kann und wird sie sich dennoch näherungsweise ergeben.
Ich empfehle einen Blick nach China, wo derzeit nur noch eine Handvoll Menschen täglich neu infiziert wird. Zwar mag dort zwischen den Metropolen viel virenfeindliches Land liegen, doch wohnen allein in Wuhan über 10 Millionen Menschen, womit weniger als 100.000 Erkrankte es nicht einmal auf 1 Prozent bringen. Wie kann man da in Deutschland mit seinem guten Gesundheitswesen von 60 Prozent reden, wenn man Maßnahme um Maßnahme trifft, um dem Virus das Leben schwer zu machen. Schon vor einem Monat haben die Chinesen den Wendepunkt erreicht, wo die Kurve der insgesamt Erkrankten von einer Links- in eine Rechtskrümmung überging.
Daraus sollte man für Deutschland und auch andere Länder lernen. Ich bin kein Virologe mit computergestützten Modellen, die wegen fehlender oder ungenauer Parameter auch keine Weisheiten ausspucken können, und habe mir der Einfachheit halber zunächst die täglichen Zuwachsraten λ(d) der Neuerkrankungen auf den d. März angesehen. Sie schwanken stark und regen auf, wenn sie einmal sehr hoch sind oder zur besten Sendezeit gar falsche Prozentzahlen genannt werden. Mit einem linearen Ausgleich auf ln λ(d) ist aber zu errechnen, was man mit bloßem Auge vermuten kann: In den letzten zwei Wochen überschreitet λ(d) den Wert 1,6⋅0,98ᵈ im geometrischen Mittel nicht, womit die Anzahl der täglichen Neuerkrankungen unterhalb von
n(d) ≈ 8 · 1,6d · 0,98d(d+1)/2 = p/√(2πσ2) · exp ( -(d-μ)2/2σ2 )
bleiben sollte. In meinem Modell ergibt sich tatsächlich eine Normalverteilung mit einem Höhepunkt von 1500 Neu-Infizierten (Faktor vor exp) am 23. März (μ=22,8), einer Streuung von etwa einer Woche (σ=7,04) und weniger als 30.000 Infizierte insgesamt (p=26500). Sterben werden wohl keine 10 ppm. Doch kann es auch ganz anders kommen. Und ich muß mich dann fragen: Was haben die Chinesen, was wir nicht haben? Reiseunlust der Einheimischen und Nachbarn? Hohe Quarantäne-Disziplin? Starkes Immunsystem?
[1] Sofern mein Menschenverstand noch gesund ist, tritt durch rigorose Maßnahmen keine Streckung ein, keine Verschiebung des Maximums nach hinten. Vielmehr wird die Kurve einfach niedriger.
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wuerg,
15.03.2020 18:02
Und heute ein Bild auf der Basis meiner gestrigen Überlegungen. Die der Wikipedia entnommenen Zahlen täglich neu infizierter oder besser positiv getesteter und gemeldeter Deutschen oder wohl ebenfalls besser Menschen in Deutschland sind durch blaue Punkte dargestellt. Auf ihnen beruht meine blaue Prognose vom 13. März. Die nachgetragenen roten Punkte zeigen die weitere Entwicklung der kommenden Tage. [1,2,3,4,5,6,7]
Tägliche Neuinfizierte, Prognose auf blauen Werten, rote Realität (png)
Ich hätte mir das Leben leichter oder auch schwerer machen, meinen zum Fernseher umfunktionierten Computer wieder hochfahren und Mathematica eine Normalverteilung an die bereits bekannten Werte anpassen lassen könnnen. Stattdessen habe ich einen linearen Ausgleich auf die Logarithmen der täglichen Zuwachsraten gebildet, der ebenfalls auf eine Normalverteilung führt, wenn auch nicht mit der gleichen Präzision, die aber hier wegen der wenigen und stark schwankenden Werte nicht erforderlich ist.
Auf den einen oder anderen Tag für das Maximum und ein paar Prozente in der Höhe kommt nicht an, sondern auf die Fläche unter der blauen Kurve und die Größe des Gebirges [8] unter den realen Werten. Der wesentliche Punkt ist, daß ich bei einer Gebirgsfläche von weniger als 30.000 Infizierten unter den 100.000 von Wuhan bleibe, weit weniger als die in den Raum gestellten 50 Millionen.
Für Bilder im Fernsehen und Internet kleben Grafikdesigner gerne zwei Normalverteilungen in ein Koordinatensystem, ersparen sich aber den entscheidenden Punkt, nämlich die Beschriftung der Achsen. Damit stehen sie in guter Tradition der Visualisierer, die dickes Geld mit ungenauen Darstellungen verdienen und sich nicht nur damit rausreden, ihre schwungvollen Linien seien symbolisch zu verstehen, sondern dem Kritiker ihres Geschmieres auch noch vorwerfen, den wesentlichen Punkt nicht begriffen zu haben.
[1] Das Robert-Koch-Institut hat von vorabgemeldeten laborbestätigten Infektionsfälle auf elektronisch übermittelten Fälle umgestellt und listet letztere auch rückwirkend. Der am heutigen 17. März gemeldete Zuwachs von 1723 beruht auf dieser neuen Statistik, die am Vortage um 579 hinter der alten hinterherhinkte. Deshalb habe für nur 1729-579=1144 neue Fälle gelistet. Sehr lustig ist auch der eine am heutigen Tage von den Toten Auferstandene (-1 Verstorbene).
[2] So ist das in den weichen Wissenschaften. Zahlenaufstellungen werden als Statistik ausgegeben, auch wenn wie hier Erhebungsmethode und nun erneut Meldezeitpunkt geändert werden. So ist der recht niedrige Wert zum heutigen 18. März keine Bestätigung meiner Vorhersage, sondern einfach einem um elf Stunden geringeren Tag geschuldet, auch wenn die meisten davon in der Nacht liegen.
[3] So mußte es ja kommen, fast eine Verdoppelung vom 16. auf den 17. März. Wie kommt es zu einem solchen Sprung? Zum einen durch die Änderung des Meldewesens, wodurch nicht nur gestern fehlende Fälle heute gezählt wurden. Zum anderen mögen die im Gegensatz zu den Chinesen und Koreanern disziplinlosen Deutschen die letzte freie Woche noch einmal zur Ansteckung genutzt und Infizierte ungeprüft ins Land geholt haben.
[4] Meine Prognose beruht allein auf den veröffentlichten Zahlen bis zum 13. März, nicht auf feingeistigen Unterscheidungen zwischen gemeldeten und wirklich Infizierten, für die gleichfalls nicht klar ist, welche Symptome hätten festgestellt werden müssen oder wieviele Millionen Viren sich im Körper zu befinden haben. Eine Prognose mit gleichen Methoden am heutigen 21. März beließe das Maximum bei übermorgen. Die Verteilung wäre aber einen Tag breiter und doppelt so hoch. Das ergäbe fast 60.000 Erkrankte.
[5] Noch gestern waren die Zahlen der Wikipedia irgendwie zusammenkopiert. Weshalb einmal die Zahl der Neuerkrankten nicht der Differenz der Gesamtzahlen entsprach. Heute ist nun ein Tag entfallen, die Null-Uhr-Daten werden nicht mehr dem neuen, sondern dem vergangenen Tag zugeordnet. Der Verlauf wird dadurch ebenmäßiger und eine Prognose am heutigen 22. März entspricht eher dem Augenschein. Die Breite bleibt unverändert, das Maximum mit 2800 liegt mit dem 19. März früher und ist bereits überschritten. Insgesamt sind 50.000 zu erwarten.
[6] Ich hatte es fast befürchtet, die Realität überbietet meine Erwartungen. Woran mag das liegen? Ich glaube an den zu geringen Zahlen der ersten Tage, die meiner Prognose zugrunde lagen. Zu gering, weil zu Beginn der Erfassungsgrad schlechter war und die ungeprüft heim ins Reich geholten Kranken fehlten. Trotzdem bin ich nicht enttäuscht, solange die Prognosen der Virologen noch um den Faktor 100 unterboten werden. Der hohe Wert am heutigen 23. März wird auch daran liegen, daß für gestern aus Nordrhein-Westfalen 1000 nachgemeldet wurden, die sie vorgestern nicht übermittelten.
[7] Das Robert-Koch-Institut hoffte letzten Montag, heute für den gestrigen 25. März einen Rückgang der „exponentiellen“ Entwicklung vermelden zu können. Dazu konnte sich der Präsident Lothar Heinz Wieler jedoch nicht durchringen, obgleich klar ist: Wenn bei steigender Zahl kranker Menschen die der neu infizierten stagniert, dann geht es bald auch bergab. Leider ist die Stagnation auf den ersten Blick nicht zu erkennen, weil am letzten Wochenende Meldungen teilweise ausfielen. Dadurch sind frühere Werte geringer und spätere höher, was den Eindruck einer Steigerung erweckt.
[8] Gebirge springen durch Balkendiagramme besser ins Auge, versauen aber den Gesamteindruck fast jeder Grafik. Ebenso die Verbindung sprunghafter Einzelwerte durch Linien. Sie suggerieren einen Verlauf, den es gar nicht gibt.
Tägliche Neuinfizierte, Prognose auf blauen Werten, rote Realität (png)
Ich hätte mir das Leben leichter oder auch schwerer machen, meinen zum Fernseher umfunktionierten Computer wieder hochfahren und Mathematica eine Normalverteilung an die bereits bekannten Werte anpassen lassen könnnen. Stattdessen habe ich einen linearen Ausgleich auf die Logarithmen der täglichen Zuwachsraten gebildet, der ebenfalls auf eine Normalverteilung führt, wenn auch nicht mit der gleichen Präzision, die aber hier wegen der wenigen und stark schwankenden Werte nicht erforderlich ist.
Auf den einen oder anderen Tag für das Maximum und ein paar Prozente in der Höhe kommt nicht an, sondern auf die Fläche unter der blauen Kurve und die Größe des Gebirges [8] unter den realen Werten. Der wesentliche Punkt ist, daß ich bei einer Gebirgsfläche von weniger als 30.000 Infizierten unter den 100.000 von Wuhan bleibe, weit weniger als die in den Raum gestellten 50 Millionen.
Für Bilder im Fernsehen und Internet kleben Grafikdesigner gerne zwei Normalverteilungen in ein Koordinatensystem, ersparen sich aber den entscheidenden Punkt, nämlich die Beschriftung der Achsen. Damit stehen sie in guter Tradition der Visualisierer, die dickes Geld mit ungenauen Darstellungen verdienen und sich nicht nur damit rausreden, ihre schwungvollen Linien seien symbolisch zu verstehen, sondern dem Kritiker ihres Geschmieres auch noch vorwerfen, den wesentlichen Punkt nicht begriffen zu haben.
[1] Das Robert-Koch-Institut hat von vorabgemeldeten laborbestätigten Infektionsfälle auf elektronisch übermittelten Fälle umgestellt und listet letztere auch rückwirkend. Der am heutigen 17. März gemeldete Zuwachs von 1723 beruht auf dieser neuen Statistik, die am Vortage um 579 hinter der alten hinterherhinkte. Deshalb habe für nur 1729-579=1144 neue Fälle gelistet. Sehr lustig ist auch der eine am heutigen Tage von den Toten Auferstandene (-1 Verstorbene).
[2] So ist das in den weichen Wissenschaften. Zahlenaufstellungen werden als Statistik ausgegeben, auch wenn wie hier Erhebungsmethode und nun erneut Meldezeitpunkt geändert werden. So ist der recht niedrige Wert zum heutigen 18. März keine Bestätigung meiner Vorhersage, sondern einfach einem um elf Stunden geringeren Tag geschuldet, auch wenn die meisten davon in der Nacht liegen.
[3] So mußte es ja kommen, fast eine Verdoppelung vom 16. auf den 17. März. Wie kommt es zu einem solchen Sprung? Zum einen durch die Änderung des Meldewesens, wodurch nicht nur gestern fehlende Fälle heute gezählt wurden. Zum anderen mögen die im Gegensatz zu den Chinesen und Koreanern disziplinlosen Deutschen die letzte freie Woche noch einmal zur Ansteckung genutzt und Infizierte ungeprüft ins Land geholt haben.
[4] Meine Prognose beruht allein auf den veröffentlichten Zahlen bis zum 13. März, nicht auf feingeistigen Unterscheidungen zwischen gemeldeten und wirklich Infizierten, für die gleichfalls nicht klar ist, welche Symptome hätten festgestellt werden müssen oder wieviele Millionen Viren sich im Körper zu befinden haben. Eine Prognose mit gleichen Methoden am heutigen 21. März beließe das Maximum bei übermorgen. Die Verteilung wäre aber einen Tag breiter und doppelt so hoch. Das ergäbe fast 60.000 Erkrankte.
[5] Noch gestern waren die Zahlen der Wikipedia irgendwie zusammenkopiert. Weshalb einmal die Zahl der Neuerkrankten nicht der Differenz der Gesamtzahlen entsprach. Heute ist nun ein Tag entfallen, die Null-Uhr-Daten werden nicht mehr dem neuen, sondern dem vergangenen Tag zugeordnet. Der Verlauf wird dadurch ebenmäßiger und eine Prognose am heutigen 22. März entspricht eher dem Augenschein. Die Breite bleibt unverändert, das Maximum mit 2800 liegt mit dem 19. März früher und ist bereits überschritten. Insgesamt sind 50.000 zu erwarten.
[6] Ich hatte es fast befürchtet, die Realität überbietet meine Erwartungen. Woran mag das liegen? Ich glaube an den zu geringen Zahlen der ersten Tage, die meiner Prognose zugrunde lagen. Zu gering, weil zu Beginn der Erfassungsgrad schlechter war und die ungeprüft heim ins Reich geholten Kranken fehlten. Trotzdem bin ich nicht enttäuscht, solange die Prognosen der Virologen noch um den Faktor 100 unterboten werden. Der hohe Wert am heutigen 23. März wird auch daran liegen, daß für gestern aus Nordrhein-Westfalen 1000 nachgemeldet wurden, die sie vorgestern nicht übermittelten.
[7] Das Robert-Koch-Institut hoffte letzten Montag, heute für den gestrigen 25. März einen Rückgang der „exponentiellen“ Entwicklung vermelden zu können. Dazu konnte sich der Präsident Lothar Heinz Wieler jedoch nicht durchringen, obgleich klar ist: Wenn bei steigender Zahl kranker Menschen die der neu infizierten stagniert, dann geht es bald auch bergab. Leider ist die Stagnation auf den ersten Blick nicht zu erkennen, weil am letzten Wochenende Meldungen teilweise ausfielen. Dadurch sind frühere Werte geringer und spätere höher, was den Eindruck einer Steigerung erweckt.
[8] Gebirge springen durch Balkendiagramme besser ins Auge, versauen aber den Gesamteindruck fast jeder Grafik. Ebenso die Verbindung sprunghafter Einzelwerte durch Linien. Sie suggerieren einen Verlauf, den es gar nicht gibt.
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wuerg,
16.03.2020 00:51
Anne Will läßt über Corona diskutieren. Neben unumgänglichen Experten und Betroffenen der Wirtschaft sitzt der Virologe Alexander S. Kekulé, der schon bei Markus Lanz heraushängen ließ, daß Politiker nur mit seinen Kollegen sprechen, obgleich er schon vor langer Zeit forderte, was erst jetzt umgesetzt wird. Auch vor Belehrungen einer Kollegin schreckte er nicht zurück. Zudem hat er persönlich durchgerechnet, daß ein einziges bereits aus dem Skiurlaub zurückgekehrtes Kind binnen kurzer Zeit 3000 Menschen anstecken kann. Und eine Pandemie entwickele sich explosionsartig wie eine Bombe, obwohl doch jeder weiß, daß eine Bombe nicht langsam explodiert. Ich glaube, nach der Krise muß ich Virologe zu den Schimpfwörtern zählen.
Atombombe
Atombombe
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wuerg,
17.03.2020 16:35
Soeben gab es bei Rewe nur noch bunte Eier. Was ein Glück, daß ich gestern bei Netto 20 Stück zu 2,22 Euro erstanden hatte. Leider vergaß ich das Brot, weshalb ich sie ohne zum Frühstück essen mußte. So ging ich nochmals los und wollte mir auch etwas Knäckebrot für Notzeiten zulegen. Als ich jedoch vor dem weitgehend geplünderten Regal stand, habe ich mich geschämt zuzugreifen und bin zu der Erkenntnis gelangt, daß es so und so nicht schmeckt und ich lieber Pumpernickel kaufen sollte, was ich aber ebenfalls nicht tat. Außerdem kann ich bei meinem Gewicht einen Monat hungern, ohne vom Fleisch zu fallen. Und im Notfalle werde ich als weißer alter Mann einen selbstlosen Jugendlichen finden, dem ich meine Lebensmittelkarten zum Einkauf mitgeben kann.
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wuerg,
17.03.2020 18:14
Friedrich Merz stellt seine Arbeitskraft der CDU zur Verfügung, nur nützt das nichts, wenn sich dafür gerade keiner interessiert und er sogar in Quarantäne muß. Laschet als Ministerpräsident des „vorwiegend betroffenen“ Bundeslandes [1] muß sich keine besonderen Vorwürfe machen lassen, kann sich profilieren und nun von Macron abgeschaute Töne anschlagen: Es ist keine Zeit für Differenzierungen, Punkt. [2]
[1] Das nahm ich für bare Münze, war aber nur in Absolutzahlen und nur noch wenige Tage richtig.
[2] Binnen dreier Monate ist auch sein Stern gesunken. Zu frühe Öffnungen, zu viele Dreckspatzen, beide Augen zu. Söder kann den Staatsmann geben.
[1] Das nahm ich für bare Münze, war aber nur in Absolutzahlen und nur noch wenige Tage richtig.
[2] Binnen dreier Monate ist auch sein Stern gesunken. Zu frühe Öffnungen, zu viele Dreckspatzen, beide Augen zu. Söder kann den Staatsmann geben.
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wuerg,
18.03.2020 01:39
Herr Lanz rechnet vor: „3, 9, 27, 81, 243, und dann sind wir ganz schnell bei 1000, dazu muß man kein großer Mathematiker sein.“ Nein, muß man nicht, es reicht ein schlichtes Gemüt. Ich will nicht damit anfangen, daß nach 24 Schritten 9 Milliarden erreicht werden, sondern auf der Basis chinesischer Erfahrungen nur dezent darauf hinweisen, daß der anfängliche Faktor von 3 mit der Zeit sinkt. Zum Beispiel mit jedem Schritt um 1/3. Dann ergibt sich 3, 9, 18, 24, 21, und dann sind wir ganz schnell bei 0.
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wuerg,
19.03.2020 17:04
Gestern sprach ich beim Einkauf trotz allem mit meinem Missionar der Zeugen Jehovas. Er berichtete von einem Filmchen, in dem sich zwei handgreiflich um Toilettenpapier stritten. Und dann mußte er an der Kasse eine von drei Ölflaschen dalassen. Leider konnte ich mangels Olivenöl und anderer Hamsterprodukte an der Selbstzahlerkasse nicht überprüfen, ob diese Restriktionen dort gleichfalls berücksichtigt sind. Die Kassiererin gab dem Mann aber einen guten Tipp: Einfach nochmal kommen.
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wuerg,
19.03.2020 22:22
Im linearen Fernsehen läuft zur Zeit nichts Besseres als Rosins Restaurants. Zumeist endet sein Einsatz erfolgreich, weil der Sender viel Geld in Beratung, Mobiliar und neues Geschirr steckt. Vergleichbare Restauratonsbetriebe sollten aber besser Insolvenz anmelden, damit alle Beteiligten ein Auskommen haben, sei es durch normale Arbeit oder Sozialhilfe. Corona wird in diesesm Sinne reinigend wirken. Es hat keinen Sinn, solche Betriebe zu erhalten. Ihre Überzahl führt nur zur Preisdrückerei. Die Menschen müssen sich wieder daran gewöhnen, daß eine ordentliche Leistung auch Geld kostet.
Gesamtwirtschaftlich sehe ich durch Corona mehr Gesundung als Probleme. Trotz steigender Produktivität arbeiten wir immer noch acht Stunden. In der Folge hat sich eine Blase von Dienstleistern gebildet, die den Überschuß durch Arschputzen und Herstellung von Luxusartikeln abschöpfen. Wenn in einem solchen Bereich ein Euro an Einnahmen wegbricht und der Gewinn um zumeist wohl nicht mehr als 50 Cent sinkt, dann ist das unter dem Strich positiv, schließlich hat der Kunde ja den ganzen Euro gespart. Er sollte ihn nicht zur Seite legen und auf eine Kreuzfahrt sparen, sondern einfach weniger arbeiten.
Gesamtwirtschaftlich sehe ich durch Corona mehr Gesundung als Probleme. Trotz steigender Produktivität arbeiten wir immer noch acht Stunden. In der Folge hat sich eine Blase von Dienstleistern gebildet, die den Überschuß durch Arschputzen und Herstellung von Luxusartikeln abschöpfen. Wenn in einem solchen Bereich ein Euro an Einnahmen wegbricht und der Gewinn um zumeist wohl nicht mehr als 50 Cent sinkt, dann ist das unter dem Strich positiv, schließlich hat der Kunde ja den ganzen Euro gespart. Er sollte ihn nicht zur Seite legen und auf eine Kreuzfahrt sparen, sondern einfach weniger arbeiten.
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wuerg,
20.03.2020 02:16
Herr Lanz hat eine Virologin Melanie Brinkmann aufgetan. Beiläufig warnt sie vor 300.000 Infizierten. Na sowas: Faktor hundert unter den von ihren Kollegen verbreiteten Horrorzahlen und nur zehnfach über meiner Vorhersage, die ich angesichts der schmalen Datenbasis zum Vorhersagezeitpunkt weiterhin als einigermaßen zutreffend sehe, solange im sieben Kommentare zuvor gezeigten Bild die blaue Kurve noch gut als solche zu erkennen ist und nicht am Boden herumkratzt.
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wuerg,
20.03.2020 23:04
Damit habe ich nicht gerechnet: Eben höre ich, daß meine Rente sicher ist und demnächst um 3,54 Prozent angehoben wird, sofern ich die Epidemie überlebe. [1]
[1] Zwischenzeitlich ist das erste Halbjahr 2020 um und die Rente erhöht. Nicht daß ich dadurch wesentlich reicher würde, aber besser als gar nichts.
[1] Zwischenzeitlich ist das erste Halbjahr 2020 um und die Rente erhöht. Nicht daß ich dadurch wesentlich reicher würde, aber besser als gar nichts.
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wuerg,
22.03.2020 18:01
Bei allen Vorurteilen gegenüber Bayern, der CSU und auch Markus Söder muß ich doch sagen, daß es seinen Ausgangssperren zu verdanken ist, daß nunmehr Gesamtdeutschland mit Kontaktverboten nachzieht. Einen großen Unterschied sehe ich nicht, mit Blick auf die Kanzlerschaft ist er aber wichtig und führte wohl auch zum Streit.
Eben redet nicht Angela Merkel, nicht Jens Spahn, sondern Armin Laschet. Auch über Heinsberg, obwohl sein Nordrhein-Westfalen mit 0,02 Prozent Erkrankten (einer von 5000) mittlerweile unter dem Bundesdurchschnitt liegt und es kaum noch Neuerkrankungen gibt. [1] Spitzenreiter ist Hamburg, wo dank Ferien die Krankheit eingetragen und im Anschluß nicht ernst genommen wurde. Gefolgt von Baden-Württemberg, wo man sich geschickterweise mit Reden zurückhält.
Er schimpft auch über vorwiegend junge Menschen, die sich nicht an Empfehlungen halten, sich sogar Verboten widersetzen. Auch wenn über vorwiegend männliche Schüler und Studenten berichtet wird, die alten Menschen Lebensmittel vor die Tür tragen, wird doch ein vergiftetes Klima bleiben. Trotzdem wird wohl kaum einer enterbt, und das Lamentieren über Rentenbeiträge wird verhallen. Doch um das Klima im Wettersinne werden sich Jüngere selbst kümmern müssen. Wer nun mit 80 an Corona stirbt, hat lange Zeit bescheiden gelebt und nicht die Umwelt versaut.
Gleich soll sich auch Angela Merkel äußern. So höre ich es in den Nachrichten, wo auch gemeldet wird, daß die Fallzahlen weiterhin steigen. Das ist zwar richtig und wird richtig bleiben, solange es mindestens einer am Tag ist, trotzdem ein dramatisierender Gemeinplatz, denn die Neuinfektionsrate stagniert, und es ist kein vernünftiger Grund zu sehen, weshalb sie wieder stark anziehen sollte. Gleichfalls wird behauptet, Nordrhein-Westfalen stehe weiterhin an erster Stelle. Auf die Daten des Robert-Koch-Institutes kann man sich dabei nicht bezogen haben. [2,3] Und die Größe dieses Bundeslandes wird völlig außer Acht gelassen.
[1] Im Fernsehen wird Nordrhein-Westfalen mit 7300 immer noch als Spitzenreiter gesehen. Wie diese Hopkins-Zahlen zustande kommen, bleibt wohl schleierhaft. Vielleicht kennen sie die Landesgrenzen nicht. Oder sollte sich das Robert-Koch-Institut dauerhaft geirrt haben? Dort sind es nur halb soviele mit einem schmalen Zuwachs von nur 3 am letzten Tag.
[2] Unsere Qualitätsjournalisten nehmen die höheren Zahlen der Johns-Hopkins-Universität gerne an. Und eben höre ich von Maybritt Illner oder Anne Will, die Zahlen des Robert-Koch-Institutes hinkten um Tage hinterher. Es ist wie immer mit uns Deutschen: Wir sind schlecht, Ausländer freundlich, schneller, besser und unbürokratisch. Ist die Hybris der Wendung „nahezu live und in Echtzeit“ so schwer zu erkennen? Sind die amerikanischen Agenten im deutschen Gesundheitswesen besser als wir? Und selbst wenn der Vorwurf der verspäteten oder verschlapperten Meldung zutrifft, so ändert das am Verlauf grundsätzlich nichts. Es kommt überhaupt nicht darauf an, ob 20- oder 30‑tausend erkrankt sind. Letztlich zählen die einigermaßen sicher erfaßten Toten. Nächste Woche werden wir ihre Entwicklung sehen, Hopkins hin oder her.
[3] Zwischenzeitlich hat sich herausgestellt, daß zumindest einige Behörden wirklich bürokratischer vorgehen als die Amerikaner. Sie haben die Meldung „zum nächsten Arbeitstag“ teilweise ernst genommen. So fehlten gestern vor allem aus Nordrhein-Westfalen viele Daten vom Samstag, die heute teilweise nachgeliefert wurden, obwohl gestern doch Sonntag war. Solche Unregelmäßigkeiten verbreiten Panik und lassen auch meine grafische Darstellung unordentlich aussehen. Die roten Punkte treffen also gewiß nicht die Realität, was glücklicherweise aber den mittleren Verlauf nur wenig beeinflußt. Die Werte zu glätten kommt mir nicht in den Sinn.
Eben redet nicht Angela Merkel, nicht Jens Spahn, sondern Armin Laschet. Auch über Heinsberg, obwohl sein Nordrhein-Westfalen mit 0,02 Prozent Erkrankten (einer von 5000) mittlerweile unter dem Bundesdurchschnitt liegt und es kaum noch Neuerkrankungen gibt. [1] Spitzenreiter ist Hamburg, wo dank Ferien die Krankheit eingetragen und im Anschluß nicht ernst genommen wurde. Gefolgt von Baden-Württemberg, wo man sich geschickterweise mit Reden zurückhält.
Er schimpft auch über vorwiegend junge Menschen, die sich nicht an Empfehlungen halten, sich sogar Verboten widersetzen. Auch wenn über vorwiegend männliche Schüler und Studenten berichtet wird, die alten Menschen Lebensmittel vor die Tür tragen, wird doch ein vergiftetes Klima bleiben. Trotzdem wird wohl kaum einer enterbt, und das Lamentieren über Rentenbeiträge wird verhallen. Doch um das Klima im Wettersinne werden sich Jüngere selbst kümmern müssen. Wer nun mit 80 an Corona stirbt, hat lange Zeit bescheiden gelebt und nicht die Umwelt versaut.
Gleich soll sich auch Angela Merkel äußern. So höre ich es in den Nachrichten, wo auch gemeldet wird, daß die Fallzahlen weiterhin steigen. Das ist zwar richtig und wird richtig bleiben, solange es mindestens einer am Tag ist, trotzdem ein dramatisierender Gemeinplatz, denn die Neuinfektionsrate stagniert, und es ist kein vernünftiger Grund zu sehen, weshalb sie wieder stark anziehen sollte. Gleichfalls wird behauptet, Nordrhein-Westfalen stehe weiterhin an erster Stelle. Auf die Daten des Robert-Koch-Institutes kann man sich dabei nicht bezogen haben. [2,3] Und die Größe dieses Bundeslandes wird völlig außer Acht gelassen.
[1] Im Fernsehen wird Nordrhein-Westfalen mit 7300 immer noch als Spitzenreiter gesehen. Wie diese Hopkins-Zahlen zustande kommen, bleibt wohl schleierhaft. Vielleicht kennen sie die Landesgrenzen nicht. Oder sollte sich das Robert-Koch-Institut dauerhaft geirrt haben? Dort sind es nur halb soviele mit einem schmalen Zuwachs von nur 3 am letzten Tag.
[2] Unsere Qualitätsjournalisten nehmen die höheren Zahlen der Johns-Hopkins-Universität gerne an. Und eben höre ich von Maybritt Illner oder Anne Will, die Zahlen des Robert-Koch-Institutes hinkten um Tage hinterher. Es ist wie immer mit uns Deutschen: Wir sind schlecht, Ausländer freundlich, schneller, besser und unbürokratisch. Ist die Hybris der Wendung „nahezu live und in Echtzeit“ so schwer zu erkennen? Sind die amerikanischen Agenten im deutschen Gesundheitswesen besser als wir? Und selbst wenn der Vorwurf der verspäteten oder verschlapperten Meldung zutrifft, so ändert das am Verlauf grundsätzlich nichts. Es kommt überhaupt nicht darauf an, ob 20- oder 30‑tausend erkrankt sind. Letztlich zählen die einigermaßen sicher erfaßten Toten. Nächste Woche werden wir ihre Entwicklung sehen, Hopkins hin oder her.
[3] Zwischenzeitlich hat sich herausgestellt, daß zumindest einige Behörden wirklich bürokratischer vorgehen als die Amerikaner. Sie haben die Meldung „zum nächsten Arbeitstag“ teilweise ernst genommen. So fehlten gestern vor allem aus Nordrhein-Westfalen viele Daten vom Samstag, die heute teilweise nachgeliefert wurden, obwohl gestern doch Sonntag war. Solche Unregelmäßigkeiten verbreiten Panik und lassen auch meine grafische Darstellung unordentlich aussehen. Die roten Punkte treffen also gewiß nicht die Realität, was glücklicherweise aber den mittleren Verlauf nur wenig beeinflußt. Die Werte zu glätten kommt mir nicht in den Sinn.
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mark793,
23.03.2020 16:40
Von Echtzeit zu faseln ist ohnehin dummes Gewäsch angesichts einer Inkubationszeit von 14 Tagen.
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wuerg,
23.03.2020 22:13
Als Echtzeit würde ich durchgehen lassen, wenn alle positiven Testungen umgehend gemeldet und gelistet würden. Ich weiß nicht, wie die Amerikaner an Daten kommen, die das RKI offensichtlich nicht hat. Vielleicht machen sie es wie die Schuldenuhr und zählen einfach weiter.
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wuerg,
23.03.2020 20:44
Meine wenigen Sozialkontakte sind abgesagt und ich baue meine Einsiedelei aus. Zudem war ich heute nicht an der frischen Luft. Den Rest der Woche gehe ich vielleicht allein spazieren oder fahre mit dem Rad, einkaufen aber will und muß mich in den nächsten Tagen nicht, denn ich habe ausreichend gehamstert [1]:
5 Dosen Kondensmilch (14 neu, noch 5)
3 Dosen Sauerkraut (noch 1)
3 Dosen Eintopf
2 Dosen geschälte Tomaten (noch 1)
12 Dosen Heringsfilet (noch 5)
3 Pfund Kaffee
1 Kilogramm Pumpernickel
500 Gramm Spaghetti
400 Gramm Quinoa
6 Pakete Butter (6 neu, noch 6)
48 Eier (50 neu, noch 17)
12 Rollen Klopapier (noch 8)
5 Päckchen Papiertaschentücher
4 Stück Seife
1 Stück Rasierseife (angebrochen)
1 Flasche Wein
0 Kondome (immer noch keine)
Das meiste davon habe bereits zu Beginn der Krise, davor oder gar letztes Jahr erstanden. Vielleicht schaffe ich es, Sauerkraut, Heringe und Spghetti endlich aufzuessen.
[1] In Klammern die Restbestände am Sonntag, den 19. April, dem letzten Tag der ersten Phase der Kontakbeschränkungen, die ich ohne Kauf von Klopapier überlebt habe.
5 Dosen Kondensmilch (14 neu, noch 5)
3 Dosen Sauerkraut (noch 1)
3 Dosen Eintopf
2 Dosen geschälte Tomaten (noch 1)
12 Dosen Heringsfilet (noch 5)
3 Pfund Kaffee
1 Kilogramm Pumpernickel
500 Gramm Spaghetti
400 Gramm Quinoa
6 Pakete Butter (6 neu, noch 6)
48 Eier (50 neu, noch 17)
12 Rollen Klopapier (noch 8)
5 Päckchen Papiertaschentücher
4 Stück Seife
1 Stück Rasierseife (angebrochen)
1 Flasche Wein
0 Kondome (immer noch keine)
Das meiste davon habe bereits zu Beginn der Krise, davor oder gar letztes Jahr erstanden. Vielleicht schaffe ich es, Sauerkraut, Heringe und Spghetti endlich aufzuessen.
[1] In Klammern die Restbestände am Sonntag, den 19. April, dem letzten Tag der ersten Phase der Kontakbeschränkungen, die ich ohne Kauf von Klopapier überlebt habe.
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wuerg,
25.03.2020 17:36
Ich kann der täglichen RTL-Sendung „Marco Schreyl“ nichts abgewinnen, weder dem Moderator, noch den Gästen und schon gar nicht den sog. Prominenten. Im Hintergrund höre ich gerade das Gejammer der eingeladenen und „zugeschalteten“ betroffenen prekären Arbeitnehmer und Kleinunternehmer. Und Herr Schreyl versteigt sich zu der Frage, ob das zugesagte, aber noch nicht angekommene Geld irgendwo versickert. Wie stellen er und seine Gäste sich eigentlich die Welt vor? Daß nach einer Woche Verlust es bereits Geld regnet? Und noch affiger die Frage an eine mir unbekannte Prominente, ob es ihr durch den Kopf ginge, mit dem Fahrrad zu fahren oder zu laufen statt ins Taxi zu steigen? Ich steige höchstens einmal pro Quartal ins Taxi, vor allem wenn der Bus nicht kommt. Und nun geht es um Angst und Wut. Abgeschaltet!
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wuerg,
25.03.2020 20:50
Nur drei Tage Kontakteinschränkung und eine Woche Umsatzeinbuße, und schon setzt trotz Erholung an der Börse leichte Panik samt Zweifel an der Sinnhaftigkeit deutscher Maßnahmen ein. Ist das türkische Modell nicht besser? [1] Sollten wir die Alten und Kranken einfach abschotten und den Rest schnell durchseuchen? Das wird lange Zeit dauern oder die Krankenhäuser mit jungen Leuten überlasten und die Alten und Kranken nur verschonen, wenn sie wie Hühner der Klasse 3 in Kleingruppen gehalten werden. Bleibt die amerikanische Variante: Waffen kaufen, vorwiegend Kranke ohne Versicherung über den Jordan gehen lassen und die Überlebenden mit America-First glücklich machen. Ich kenne eine bessere Variante: Alte nach Wuhan umsiedeln, die Reichen unter ihnen enteignen und ihr Vermögen dem chinesischen Staat überschreiben.
Für wirklich wirksame Maßnahmen ist es jetzt so und so zu spät. Egal, ob die Chinesen zunächst den Corona-Ausbruch verschweigen wollten oder nicht, wir hätten Mitte Februar das Wort Quarantäne ernst nehmen müssen und jeden Fluggast, jeden Erkrankten und seine direkten Kontaktpersonen für 40 Tage in einem isolierten Bereich mit Unterdruck unterbringen müssen, wie es auch unumgänglich und keine freie Entscheidung ist, wenn man mit Verdacht auf eine Tropenkrankheit nach Deutschland zurückkehrt. Zusammen mit Kontrollen zwischen den Kontinenten, an der berühmten EU‑Außengrenze, an den Schlagbäumen der Nationalstaaten, dank gescholtenem Förderalismus von Bundesland zu Bundesland und um alle Ortschaften mit einem oder mehr Infizierten herum könnten wir uns jetzt wieder frei, wenn auch vorsichtig bewegen und uns intensiv um die sporadischen Restfälle kümmern.
[1] Worin besteht das türkische Modell? Darin, daß es im Vergleich zu Deutschland nur 20 Prozent Infizierte gab? In frommem Wunschdenken Xenophiler? Mittlerweile haben sie es trotz vergleichbarer Einwohnerzahl in der Johns-Hopkins-Liste auf vier Plätze vor uns gebracht. Ihr nächstes Ziel ist Italien. Doch die Sterberate liegt auch jetzt im Juli mit 2,5 Prozent weiterhin recht niedrig. Wer's glaubt, wird selig.
Für wirklich wirksame Maßnahmen ist es jetzt so und so zu spät. Egal, ob die Chinesen zunächst den Corona-Ausbruch verschweigen wollten oder nicht, wir hätten Mitte Februar das Wort Quarantäne ernst nehmen müssen und jeden Fluggast, jeden Erkrankten und seine direkten Kontaktpersonen für 40 Tage in einem isolierten Bereich mit Unterdruck unterbringen müssen, wie es auch unumgänglich und keine freie Entscheidung ist, wenn man mit Verdacht auf eine Tropenkrankheit nach Deutschland zurückkehrt. Zusammen mit Kontrollen zwischen den Kontinenten, an der berühmten EU‑Außengrenze, an den Schlagbäumen der Nationalstaaten, dank gescholtenem Förderalismus von Bundesland zu Bundesland und um alle Ortschaften mit einem oder mehr Infizierten herum könnten wir uns jetzt wieder frei, wenn auch vorsichtig bewegen und uns intensiv um die sporadischen Restfälle kümmern.
[1] Worin besteht das türkische Modell? Darin, daß es im Vergleich zu Deutschland nur 20 Prozent Infizierte gab? In frommem Wunschdenken Xenophiler? Mittlerweile haben sie es trotz vergleichbarer Einwohnerzahl in der Johns-Hopkins-Liste auf vier Plätze vor uns gebracht. Ihr nächstes Ziel ist Italien. Doch die Sterberate liegt auch jetzt im Juli mit 2,5 Prozent weiterhin recht niedrig. Wer's glaubt, wird selig.
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wuerg,
26.03.2020 17:53
Ich weiß nicht, warum ich mir im Hintergrund schon wieder das Gelaber bei Marco Schreyl anhöre. Da zu Corona fast alles gesagt ist, kommt nun die Zeit der Betroffenen, der Minderprominenten, der Spargelstecher, Webnutten, Exentriker, Esoteriker, Spinner und Fernseh-Ärzte. Noch nicht aus der Sachsenklinik, aber der RTL-Arzt, Sportmediziner und Naturheilkundler Thomas Kurscheid, der eine Aufrechterhaltung der Einschränkungen bis zur Erreichung der Herdenimmunität in Aussicht stellt. Hat er sich nur einmal überlegt, wann das der Fall sein könnte? Nicht ausstehen kann ich auch seine Vermenschlichung der Viren, die angeblich gar nicht die Absicht haben, die Menschen umzubringen, weil sie sich ja weiterhin vermehren wollen. So aber funktioniert die Evolution nicht.
Vordergründig wird zwar gesagt, daß man sich mit Verschwörungstheorien zurückhalten sollte, dann aber kommen reihenweise Betroffene zu Wort, die kaum über ihre eigene Situation und die mitleidige Lage unterpriveligierter Menschen, Tiere und Blumen hinaus denken. Sogar die alte Schote, das Virus sei einem chinesischen Labor entsprungen, kommt wieder zur Sprache. Gefehlt hätte noch der Hinweis, die Chinesen haben die Epidemie nur deshalb eindämmen können, weil es im gleichen Labor natürlich auch einen Impfstoff gab, denn bei einem biologischen Angriff auf den Rest der Welt, muß man sich ja selbst schützen können.
Vordergründig wird zwar gesagt, daß man sich mit Verschwörungstheorien zurückhalten sollte, dann aber kommen reihenweise Betroffene zu Wort, die kaum über ihre eigene Situation und die mitleidige Lage unterpriveligierter Menschen, Tiere und Blumen hinaus denken. Sogar die alte Schote, das Virus sei einem chinesischen Labor entsprungen, kommt wieder zur Sprache. Gefehlt hätte noch der Hinweis, die Chinesen haben die Epidemie nur deshalb eindämmen können, weil es im gleichen Labor natürlich auch einen Impfstoff gab, denn bei einem biologischen Angriff auf den Rest der Welt, muß man sich ja selbst schützen können.
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wuerg,
27.03.2020 19:30
Der Papst spendet gerade einen Sondersegen. Das mag gleich den Ansprachen unseres Bundespräsidenten nicht nur die Katholiken beschwichtigen, ist eigentlich aber so unwirksam wie Globuli. Vielleicht sollte Harald Lesch sich auch einmal mit dieser Art der Unwissenschaftlichkeit beschäftigen. Eben fordert der Papst uns auf, die Widrigkeiten anzunehmen. Donald Trump macht es und wird mit Jesus siegen: Ein paar Prozent der Amerikaner werden wegsterben, doch die Wirtschaft nur wenig leiden. [1] Die Überlebenden werden das Erbe ungleichmäßig unter sich aufteilen, während der Rest der zivilisierten Welt ohne Schweden sich von der Rücksichtnahme auf Kranke und Schwache berappeln muß. Eben spricht der Papst auch noch zu Maria. Und nun zu einem Kreuz, das 1522 gegen die Pest durch die Straßen von Rom getragen wurde. Vielleicht sollte er damit Richtung Norditalien losziehen. Meine Gebete wurden erhört: Wenn sie weiterhin dabeibleiben wollen, schalten Sie bitte um auf ARD-Alpha.
[1] Das hatte ich zu optimistisch gesehen, weil ich annahm, daß in den USA der Verlauf zwar dramatischer sein, aber nicht deutlich länger anhalten würde. Außerdem ist eine Mischung aus Ignoranz und ungeordneten Maßnahmen wohl nicht die beste Methode. Dazu kommen andere Probleme der USA, die Disziplin nicht gerade befördern. So haben es die Amerikaner bisher auf 15 Millionen Erkrankte gebracht, pro Einwohner das Fünffache von Deutschland.
[1] Das hatte ich zu optimistisch gesehen, weil ich annahm, daß in den USA der Verlauf zwar dramatischer sein, aber nicht deutlich länger anhalten würde. Außerdem ist eine Mischung aus Ignoranz und ungeordneten Maßnahmen wohl nicht die beste Methode. Dazu kommen andere Probleme der USA, die Disziplin nicht gerade befördern. So haben es die Amerikaner bisher auf 15 Millionen Erkrankte gebracht, pro Einwohner das Fünffache von Deutschland.
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wuerg,
28.03.2020 13:53
Auf dem Weg zum Einkauf sehe ich eine aufgerissene Präservativ-Verpackung auf dem Gehweg liegen. Machen es die Franzosen jetzt schon auf der Bank oder im Gebüsch? Nein, es war wohl ein Bio- oder Beutedeutscher, denn ich konnte in der Nähe keine einzige Rotweinflasche entdecken. Wenn die Corona-Krise vorüber ist, dann sollte auf Präservativ-Verpackungen, Weinflaschen und harte Kerne von Toilettenpapier fünf Euro Pfand genommen werden, die laut meines schon lange verstorbenen Kollegen am damals noch jugoslawischen Strand Wunder bewirkt haben sollen. Wenn es zu Härtefällen kommt, dann kann es auch Ausnahmeregelungen geben. Zum Beispiel die Entwertung statt Rücknahme, wenn die Rollen im Kindergarten verbastelt werden.
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wuerg,
29.03.2020 19:43
Auch wer den Papst nicht in Echtzeit erleben mußte, wird die zum Symbol geredeten unendlichen Weiten des Vatikans gesehen haben. Darin der Papst allein, abgesehen von ein paar Geistlichen am Rande, den nicht zu sehenden Kameramännern und dem Personenschützer, der ihre Übergriffe verhindern soll. Man könnte meinen, es handele sich dabei nur um Größenwahn, Prunk, Kitsch, Götzen, Fetische, Gold und Marmor, doch sieht es normalen Freizeitparks zur Zeit auch nicht viel anders aus.
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wuerg,
30.03.2020 02:10
Es passiert mir immer wieder, nicht rechtzeitig abzuschalten, bevor die Anmoderation von „titel thesen temperamente“ in mir Frankensteins Monster wachruft. Eben habe ich noch etwas weiter ausgehalten, um mein Vorurteil zu bestätigen, daß die Kulturschaffenden sich regelmäßig von aktuellen Themen nähren. Und so ist es natürlich: Gejammer über geschlossene Theater und Einnahmeausfälle.
Vor dem ersten Beitrag dieses Geseier: „Wir hören viel von chinesischen und amerikanischen Zahlen, nicht aber von europäischen. Hier erliegt man einem nationalen Reflex, flüchtet sich in Nationalismus, hört nur von deutschen, italienischen, spanischen Zahlen.“ So eine Scheiße! China und Amerika sind keine Kontinente, ihre Zahlen sind auch nur die eines Nationalstaates. Und wenn man sich die matschige Johns-Hopkins-Weltkarte ansieht, dann erkennt man eine Kleingliederung der USA, die europäische Nationalzahlen in den Schatten stellt.
Vor dem ersten Beitrag dieses Geseier: „Wir hören viel von chinesischen und amerikanischen Zahlen, nicht aber von europäischen. Hier erliegt man einem nationalen Reflex, flüchtet sich in Nationalismus, hört nur von deutschen, italienischen, spanischen Zahlen.“ So eine Scheiße! China und Amerika sind keine Kontinente, ihre Zahlen sind auch nur die eines Nationalstaates. Und wenn man sich die matschige Johns-Hopkins-Weltkarte ansieht, dann erkennt man eine Kleingliederung der USA, die europäische Nationalzahlen in den Schatten stellt.
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wuerg,
28.06.2020 15:18
Nach vier Monaten ist es endlich soweit. Um 12 Uhr zeigt die „Echtzeit“-Zählung [1] der Johns-Hopkins-Universität 9.994.206 Infizierte und dazu auch noch 499.124 Tote. Das ist ja wie seinerzeit bei meinem Wasserzähler, der stehenblieb, weil die Kraft für einen fünfstelligen Übertrag nicht ausreichte. Nun ist eine Stunde vorüber, und es hat sich kein einziger angesteckt oder ist gar gestorben. Und wo ich dieses schreibe (13:14) sind es 10.004.643. Der Übertrag hat geklappt. [2]
Neun Stunden später fehlen immer noch zehn Tote zur halben Million. In dieser Zeit wurden nur 866 registriert, aber 63094 neu Infizierte. Wie geht das? Zum einen ist die Epidemie bereits mehrere Monate alt, und es wird ständig mehr getestet, wodurch mehr leichte Fälle auffliegen. Das gilt vor allem für die USA, die immerhin ein Viertel aller positiv Getesteten stellen. Zum anderen speist sich ein ebenfalls großer Teil aus weiten Gegenden der Welt, in denen man früh an allem möglichen stirbt und sich für Todesursachen nicht sehr interessiert oder aus Gewohnheit und politischen Gründen unterschlägt. So entsteht eine für die gesamte Welt halbwegs gesunde, wenn auch magere Mischung: Aus einer halben Million Toten errechnet sich die bescheidene Mortalität von 64 ppm, weshalb eine Letalität von 4,2 Prozent normal sein sollte. Tatsächlich sind es zur Zeit nur 0,8 Prozent mehr. Die werden noch schwinden, wenn es so weitergeht wie heute. Und bevor die zehnte Stunde um ist, wurden es soeben 500.108 Tote.
[1] Die Schuldenuhr zählt wenigstens beständig und vermittelt so zumindest den Eindruck von Echtzeit.
[2] Das mag uns heute selbstverständlich erscheinen, war aber nicht immer so. Insbesondere in einem meiner Programme, das oberhalb von 9.999.999,99 DM nur noch die neun letzten Ziffern anzeigte. Das haben die superschlauen Anwender schnell gemerkt, nur meine Anleitung nicht gelesen. Darin stand, daß man sich die ganz hohen Stellen merken, am besten vermeiden solle. Meine Begründung einzusehen überforderte schon damals Denkfähigkeit und Verständnis: In 64 Kilobyte Hauptspeicher bringt man kaum mehr als 40 Kilobyte Programm samt Daten unter. Das sind maximal 10.000 Zahlen zu 32 Bit. Rechnet man modulo 10 hoch 9, kann man damit gerade noch zehn Millionen DM Soll und Haben pfenniggenau darstellen und sogar im Falle eines Übertrages in den 10‑Millionen-Bereich ohne Handstände addieren.
Neun Stunden später fehlen immer noch zehn Tote zur halben Million. In dieser Zeit wurden nur 866 registriert, aber 63094 neu Infizierte. Wie geht das? Zum einen ist die Epidemie bereits mehrere Monate alt, und es wird ständig mehr getestet, wodurch mehr leichte Fälle auffliegen. Das gilt vor allem für die USA, die immerhin ein Viertel aller positiv Getesteten stellen. Zum anderen speist sich ein ebenfalls großer Teil aus weiten Gegenden der Welt, in denen man früh an allem möglichen stirbt und sich für Todesursachen nicht sehr interessiert oder aus Gewohnheit und politischen Gründen unterschlägt. So entsteht eine für die gesamte Welt halbwegs gesunde, wenn auch magere Mischung: Aus einer halben Million Toten errechnet sich die bescheidene Mortalität von 64 ppm, weshalb eine Letalität von 4,2 Prozent normal sein sollte. Tatsächlich sind es zur Zeit nur 0,8 Prozent mehr. Die werden noch schwinden, wenn es so weitergeht wie heute. Und bevor die zehnte Stunde um ist, wurden es soeben 500.108 Tote.
[1] Die Schuldenuhr zählt wenigstens beständig und vermittelt so zumindest den Eindruck von Echtzeit.
[2] Das mag uns heute selbstverständlich erscheinen, war aber nicht immer so. Insbesondere in einem meiner Programme, das oberhalb von 9.999.999,99 DM nur noch die neun letzten Ziffern anzeigte. Das haben die superschlauen Anwender schnell gemerkt, nur meine Anleitung nicht gelesen. Darin stand, daß man sich die ganz hohen Stellen merken, am besten vermeiden solle. Meine Begründung einzusehen überforderte schon damals Denkfähigkeit und Verständnis: In 64 Kilobyte Hauptspeicher bringt man kaum mehr als 40 Kilobyte Programm samt Daten unter. Das sind maximal 10.000 Zahlen zu 32 Bit. Rechnet man modulo 10 hoch 9, kann man damit gerade noch zehn Millionen DM Soll und Haben pfenniggenau darstellen und sogar im Falle eines Übertrages in den 10‑Millionen-Bereich ohne Handstände addieren.
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