Prognose
wuerg, 27.03.2020 21:09
Auf Basis der laut Robert-Koch-Institut nachgewiesenen Corona-Infizierten bis zum 13. März hatte ich eine Prognose gewagt. Sie ist im Bild als blaue Kurve dargestellt. Die roten Punkte stehen für die leider nicht immer zuverlässigen Zahlen der Folgezeit bis zum 26. März. Sie sind Grundlage der roten Prognose. Weitere Werte werden als schwarze Punkte nachgetragen. [1,2,3,4,5,6,7]
blaue und rote Prognose, schwarze Weiterentwicklung (png)
Aus den zum d. März vom Robert-Koch-Institut gemeldeten jemals Erkrankten p(d) ergeben sich n(d)=p(d)−p(d-1) binnen eines Tages neu Infizierte. Ihre Anzahlen steigern sich gegenüber dem Vortag um die Faktoren λ(d)=n(d)/n(d-1), auf deren Logarithmen ich bis d=13 einen linearen Ausgleich ln(λ)≈ln(b)+d·ln(c) vorgenommen habe. Damit ergibt sich für die Neuinfizierten
n(d) ≈ a · bd · cd(d+1)/2 = p/√(2πσ2) · exp ( -(d-μ)2/2σ2 )
Um nicht allzu optimistisch zu sein, habe ich leicht zugunsten des Virus gerundet und a=8, b=1,6 sowie c=0,98 angesetzt. Das entspricht einer blauen Normalverteilung mit Maximum bei μ=23, also dem 23. März. Dort wird der Spitzenwert n(μ)=1500 erreicht. Die erwartete Gesamtzahl ist p=p(∞)=26500 und die Streuung σ=7 beträgt eine Woche.
Die rote Kurve auf der Basis der Daten bis 26. März läßt eine weniger günstige Entwicklung erwarten: Es ist a=22, b=1,42 und c=0,99. Das entspricht einer Normalverteilung mit Maximum bei μ=38, also dem 7. April. Dort wird der Spitzenwert n(μ)=9500 erreicht. Die erwartete Gesamtzahl ist p=250.000 und die Streuung σ=10,5 beträgt anderthalb Wochen.
Gleich zu Beginn schrieb ich, daß es durchaus höhere Zahlen als prognostiziert werden können, ich aber selbst bei zehnfacher Überhöhung nicht unzufrieden sein werde, weil die Fernseh-Virologen durch die Bank das Tausendfache erwarten und meinen, die ergriffenen Maßnahmen würden nur den Verlauf verlangsamen. Das bedeutete über einen Zeitraum von zwei Jahren täglich 70.000 Neuinfizierte und 2000 Tote. Füllten schwer Erkrankte die Hälfte der geplanten 56.000 Intensivbetten, müßte sich jeder binnen zweier Wochen überlegen, ob er sich wieder halbwegs gesund fühlt oder sterben möchte.
Die Wahrheit aber ist: Die ergriffen Maßnahmen verschieben die Belastung nicht nach hinten, sondern mildern sie einfach ab, wahrscheinlich um einen Faktor 300 oder höher. Die Epidemie wird in Deutschland ähnlich verlaufen wie in China, Korea oder Singapur. Im Prinzip wird meine Prognose eintreten. Trotzdem suche ich nach einer Erklärung, warum die als rote Punkte dargestellten Zahlen des Robert-Koch-Institutes von der blauen Prognoselinie deutlich nach oben abweichen.
So könnte ich anführen, die der Prognose zugrundeliegenden Daten bis zum 13. März lägen in einer längst vergangenen Zeit, da man in jedem einzelnen Falle der Infektionskette nach vorne und hinten hat folgen können. Bevor diese Maßnahmen durch Kontakteinschränkungen für alle ersetzt wurden, gab es noch eine Woche Gelegenheit, sich ordentlich anzustecken. Hinzu kamen zurückkehrende Urlauber, die Corona an vielen neuen Orten aufkeimen ließen. Ist die Epidemie vorbei, werden all diese Versäumnisse und Zögerlichkeiten diskutiert.
Ich glaube, die Abweichung der Realität von meiner Prognose erklärt sich teilweise auch wie folgt: Wenn sich im Laufe der Zeit die Testungen verzehnfacht hätten, könnte jetzt ein dreimal höherer Anteil der wirklich Erkrankten auffliegen als zu Beginn. [8] Ich hätte deshalb statt der Konstanten a=8 besser eine steigende Funktion a(d) ansetzen sollen, die heute bei a(27)=a·3=24 liegen könnte. Das aber erklärt nicht alles. Vielmehr ist der Faktor c=0,98 für die abfallenden Flanke zu optimistisch. Heute erscheint mir c=0,99 realistischer, war aber in den wenigen Daten bis zu 13. März nicht zu erkennen. [9]
[1] Die Anzahl 6294 von gestrigen 28. März mag manchem im Vergleich zur letzten Woche und angesichts der Ausgehbeschränkungen hoch erscheinen, liegt aber genau auf der roten Prognoselinie.
[2] In den Zahlen des Robert-Koch-Institutes von heute, den 29. März um 0 Uhr, besser gestern 24 Uhr fehlen etwa 2000 aus Baden-Württemberg und 500 aus dem Rest der Republik, weshalb die gemeldeten 3965 eher 6500 sind. Am Dienstag sollten die Lücken wieder gefüllt sein. Dann aktualisiere ich mein Diagramm.
[3] Heute ist Dienstag, der 31. März und die Meldemängel des Wochenendes sollten ausgeglichen sein, auch wenn man den Eindruck haben kann, einige Anzahlen seien dauerhaft unter den Teppich gekehrt. Die vier neuen schwarz dargestellten Werte liegen allesamt unter dem Maximum und sinken deutlich, vor allem dann, wenn ich einige von gestern und viele von vorgestern denen vom Samstag zuschlage. Wenn kein grober Erfassungsfehler vorliegt, ist es völlig unwahrscheinlich, daß erneut mehr als 6000 Neuinfizierte an einem Tag hinzukommen.
[4] Die neuesten schwarz dargestellten Zuwächse bis zum 1. April sind etwas ungeordnet und lassen Zweifel an der Gewissenhaftigkeit ihrer Erfassung aufkommen. Es sieht aber so aus, als sei der Höhepunkt erreicht. Auf die Steigerungen der letzten Tage gebe ich nicht viel, denn im Prinzip ist dieser Verlauf Woche für Woche zu sehen. Morgen gibt es die Zahlen für Donnerstag, die noch nie unter dem Mittelwert lagen.
[5] Im Laufe der ersten April-Woche wurden immer weniger durch immer mehr infiziert. Wer jetzt noch von einer Reproduktionszahl 1,2 bis 1,5 faselt, ist völlig unfähig oder lügt, hoffentlich im Interesse einer politisch korrekten Panikmache.
[6] Am heutigen 9. April heißt es, man könne von einer Entspannung nicht wirklich ausgehen. Gestern fehlte noch das Wort „wirklich“, obgleich die Zahlen wieder gestiegen sind. Wir seien noch nicht über den Berg. Ich meine schon, auch wenn sich eine Hochebene anschließt und der Blick auf den Ozean noch durch eine weitere Bergkette versperrt werden sollte. Morgen gibt es die Zahlen für Donnerstag. Die sind im allgemeinen die höchsten.
[7] Die schwarze Linie ist keine Prognose, sondern eine den realen Werten (blaue, rote und schwarze Punkte bis zum 19. April) angepaßte Normalverteilung. Sie sieht nicht optimal aus, doch ist zu bedenken, daß diese Kurve nicht nur Ende April, sondern auch im Februar und Anfang März einigermaßen treffen muß. Außerdem ist schon seit einigen Tagen die Zeit des Rattenschwanzes gekommen, der den Verlauf unsymmetrisch macht, womit eine Normalverteilung als globale Ausgleichskurve nicht mehr gut ist.
[8] Dreimal soviele Erkrankte mit dreifacher Chance auf einen Test ergäben die neunfache Anzahl erkannter Erkrankungen. Bei zehnmal sovielen Testungen bliebe also die Erkennungsrate fast unverändert. Das ist wohl mit knapp 10 Prozent auch der Fall. Wer mit den Faktoren 2, 2 und 4 statt 3, 3 und 10 der Realität näher kommen mag, gelangt zu einem ähnlichen Ergebnis.
[9] Ich wollte meine blaue Fehlprognose nicht auf andere schieben, sonst hätte ich gleich meine Vermutung geäußert, die nun Ende April wohl Gewißheit ist: Schon bald gelang es nicht mehr, jeden Einzelfall zu verfolgen, spätestens mit der Rückkehr infizierter Urlauber aus den Seuchengebieten.
Erste Welle | Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Lebenswert | Ethikraten | Tote | Herdenimmunität | Unredlichkeit | Nationalstaaten | Reproduktion | Rattenschwanz | Förderalismus | Unterleben | Siebentage‑R
blaue und rote Prognose, schwarze Weiterentwicklung (png)
Aus den zum d. März vom Robert-Koch-Institut gemeldeten jemals Erkrankten p(d) ergeben sich n(d)=p(d)−p(d-1) binnen eines Tages neu Infizierte. Ihre Anzahlen steigern sich gegenüber dem Vortag um die Faktoren λ(d)=n(d)/n(d-1), auf deren Logarithmen ich bis d=13 einen linearen Ausgleich ln(λ)≈ln(b)+d·ln(c) vorgenommen habe. Damit ergibt sich für die Neuinfizierten
n(d) ≈ a · bd · cd(d+1)/2 = p/√(2πσ2) · exp ( -(d-μ)2/2σ2 )
Um nicht allzu optimistisch zu sein, habe ich leicht zugunsten des Virus gerundet und a=8, b=1,6 sowie c=0,98 angesetzt. Das entspricht einer blauen Normalverteilung mit Maximum bei μ=23, also dem 23. März. Dort wird der Spitzenwert n(μ)=1500 erreicht. Die erwartete Gesamtzahl ist p=p(∞)=26500 und die Streuung σ=7 beträgt eine Woche.
Die rote Kurve auf der Basis der Daten bis 26. März läßt eine weniger günstige Entwicklung erwarten: Es ist a=22, b=1,42 und c=0,99. Das entspricht einer Normalverteilung mit Maximum bei μ=38, also dem 7. April. Dort wird der Spitzenwert n(μ)=9500 erreicht. Die erwartete Gesamtzahl ist p=250.000 und die Streuung σ=10,5 beträgt anderthalb Wochen.
Gleich zu Beginn schrieb ich, daß es durchaus höhere Zahlen als prognostiziert werden können, ich aber selbst bei zehnfacher Überhöhung nicht unzufrieden sein werde, weil die Fernseh-Virologen durch die Bank das Tausendfache erwarten und meinen, die ergriffenen Maßnahmen würden nur den Verlauf verlangsamen. Das bedeutete über einen Zeitraum von zwei Jahren täglich 70.000 Neuinfizierte und 2000 Tote. Füllten schwer Erkrankte die Hälfte der geplanten 56.000 Intensivbetten, müßte sich jeder binnen zweier Wochen überlegen, ob er sich wieder halbwegs gesund fühlt oder sterben möchte.
Die Wahrheit aber ist: Die ergriffen Maßnahmen verschieben die Belastung nicht nach hinten, sondern mildern sie einfach ab, wahrscheinlich um einen Faktor 300 oder höher. Die Epidemie wird in Deutschland ähnlich verlaufen wie in China, Korea oder Singapur. Im Prinzip wird meine Prognose eintreten. Trotzdem suche ich nach einer Erklärung, warum die als rote Punkte dargestellten Zahlen des Robert-Koch-Institutes von der blauen Prognoselinie deutlich nach oben abweichen.
So könnte ich anführen, die der Prognose zugrundeliegenden Daten bis zum 13. März lägen in einer längst vergangenen Zeit, da man in jedem einzelnen Falle der Infektionskette nach vorne und hinten hat folgen können. Bevor diese Maßnahmen durch Kontakteinschränkungen für alle ersetzt wurden, gab es noch eine Woche Gelegenheit, sich ordentlich anzustecken. Hinzu kamen zurückkehrende Urlauber, die Corona an vielen neuen Orten aufkeimen ließen. Ist die Epidemie vorbei, werden all diese Versäumnisse und Zögerlichkeiten diskutiert.
Ich glaube, die Abweichung der Realität von meiner Prognose erklärt sich teilweise auch wie folgt: Wenn sich im Laufe der Zeit die Testungen verzehnfacht hätten, könnte jetzt ein dreimal höherer Anteil der wirklich Erkrankten auffliegen als zu Beginn. [8] Ich hätte deshalb statt der Konstanten a=8 besser eine steigende Funktion a(d) ansetzen sollen, die heute bei a(27)=a·3=24 liegen könnte. Das aber erklärt nicht alles. Vielmehr ist der Faktor c=0,98 für die abfallenden Flanke zu optimistisch. Heute erscheint mir c=0,99 realistischer, war aber in den wenigen Daten bis zu 13. März nicht zu erkennen. [9]
[1] Die Anzahl 6294 von gestrigen 28. März mag manchem im Vergleich zur letzten Woche und angesichts der Ausgehbeschränkungen hoch erscheinen, liegt aber genau auf der roten Prognoselinie.
[2] In den Zahlen des Robert-Koch-Institutes von heute, den 29. März um 0 Uhr, besser gestern 24 Uhr fehlen etwa 2000 aus Baden-Württemberg und 500 aus dem Rest der Republik, weshalb die gemeldeten 3965 eher 6500 sind. Am Dienstag sollten die Lücken wieder gefüllt sein. Dann aktualisiere ich mein Diagramm.
[3] Heute ist Dienstag, der 31. März und die Meldemängel des Wochenendes sollten ausgeglichen sein, auch wenn man den Eindruck haben kann, einige Anzahlen seien dauerhaft unter den Teppich gekehrt. Die vier neuen schwarz dargestellten Werte liegen allesamt unter dem Maximum und sinken deutlich, vor allem dann, wenn ich einige von gestern und viele von vorgestern denen vom Samstag zuschlage. Wenn kein grober Erfassungsfehler vorliegt, ist es völlig unwahrscheinlich, daß erneut mehr als 6000 Neuinfizierte an einem Tag hinzukommen.
[4] Die neuesten schwarz dargestellten Zuwächse bis zum 1. April sind etwas ungeordnet und lassen Zweifel an der Gewissenhaftigkeit ihrer Erfassung aufkommen. Es sieht aber so aus, als sei der Höhepunkt erreicht. Auf die Steigerungen der letzten Tage gebe ich nicht viel, denn im Prinzip ist dieser Verlauf Woche für Woche zu sehen. Morgen gibt es die Zahlen für Donnerstag, die noch nie unter dem Mittelwert lagen.
[5] Im Laufe der ersten April-Woche wurden immer weniger durch immer mehr infiziert. Wer jetzt noch von einer Reproduktionszahl 1,2 bis 1,5 faselt, ist völlig unfähig oder lügt, hoffentlich im Interesse einer politisch korrekten Panikmache.
[6] Am heutigen 9. April heißt es, man könne von einer Entspannung nicht wirklich ausgehen. Gestern fehlte noch das Wort „wirklich“, obgleich die Zahlen wieder gestiegen sind. Wir seien noch nicht über den Berg. Ich meine schon, auch wenn sich eine Hochebene anschließt und der Blick auf den Ozean noch durch eine weitere Bergkette versperrt werden sollte. Morgen gibt es die Zahlen für Donnerstag. Die sind im allgemeinen die höchsten.
[7] Die schwarze Linie ist keine Prognose, sondern eine den realen Werten (blaue, rote und schwarze Punkte bis zum 19. April) angepaßte Normalverteilung. Sie sieht nicht optimal aus, doch ist zu bedenken, daß diese Kurve nicht nur Ende April, sondern auch im Februar und Anfang März einigermaßen treffen muß. Außerdem ist schon seit einigen Tagen die Zeit des Rattenschwanzes gekommen, der den Verlauf unsymmetrisch macht, womit eine Normalverteilung als globale Ausgleichskurve nicht mehr gut ist.
[8] Dreimal soviele Erkrankte mit dreifacher Chance auf einen Test ergäben die neunfache Anzahl erkannter Erkrankungen. Bei zehnmal sovielen Testungen bliebe also die Erkennungsrate fast unverändert. Das ist wohl mit knapp 10 Prozent auch der Fall. Wer mit den Faktoren 2, 2 und 4 statt 3, 3 und 10 der Realität näher kommen mag, gelangt zu einem ähnlichen Ergebnis.
[9] Ich wollte meine blaue Fehlprognose nicht auf andere schieben, sonst hätte ich gleich meine Vermutung geäußert, die nun Ende April wohl Gewißheit ist: Schon bald gelang es nicht mehr, jeden Einzelfall zu verfolgen, spätestens mit der Rückkehr infizierter Urlauber aus den Seuchengebieten.
Erste Welle | Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Lebenswert | Ethikraten | Tote | Herdenimmunität | Unredlichkeit | Nationalstaaten | Reproduktion | Rattenschwanz | Förderalismus | Unterleben | Siebentage‑R
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wuerg,
30.03.2020 01:36
Die meisten Deutschen glauben wohl, die Corona-Epidemie hätte ihre Hochburg in Nordrhein-Westfalen. Das mag Armin Laschet und den mit dem chinesischen Staatspräsidenten korrespondierenden Landrat gelegen kommen. Die Wahrheit aber ist: Nordrhein-Westfalen bewegt sich mit einer Mortalität von derzeit 6,5 ppm voll auf dem Bundesdurchschnitt. Mit 10,5 ppm auf dem ersten Platz liegt das ganz unauffällige Baden-Württemberg, wenn man für heute 2000 fehlende Neuinfizierte zuschlägt. Knapp vor Hamburg und den Bayern, über die man ebenfalls lieber spricht. [1,2]
Am besten schneidet Mecklenburg-Vorpommern ab, weil sich dort wenige Einwohner auf viel Fläche verteilen und die Touristen systematisch ferngehalten werden. Eben muß sich Manuela Schwesig dafür rechtfertigen und sagt mit vollem Recht sinngemäß: Warum soll die Bevölkerung ihre Beschränkungen einsehen und befolgen, wenn im Nordosten Touristen ihrem Vergnügen nachgehen dürfen?
[1] Ich weiß nicht, ob ich den heute, am 30. März gemeldeten Zahlen des Robert-Koch-Institutes trauen darf, denn ich kann mir gut vorstellen, daß immer noch 2000 Fälle hinterm Württemberg gehalten werden oder nicht korrekt nachgearbeitet wurden. Es bleibt aber dabei: Hamburg, Bayern und Baden-Württemberg bilden eine ebenbürtige Spitzengruppe. Danach kommt lange nichts. Das von Bazis gescholtene Berlin, aber auch Nordrhein-Westfalen liegen ganz knapp unter dem Bundesdurchschnitt.
[2] Markus Söder wird nicht nur angesichts der ersten April-Zahlen hart bleiben. Sein Bayern hat sich an die Spitze gesetzt, gefolgt von Baden-Württemberg und Hamburg gleichauf. Von hinten nähert sich das Saarland. Das legt nahe: Abgesehen vom Karneval sind Süd- und Westgrenzen sowie Reisen in den Schulferien die wesentlichen Übeltäter. Rigorose Grenzkontrollen hätten viel bewirken können.
Am besten schneidet Mecklenburg-Vorpommern ab, weil sich dort wenige Einwohner auf viel Fläche verteilen und die Touristen systematisch ferngehalten werden. Eben muß sich Manuela Schwesig dafür rechtfertigen und sagt mit vollem Recht sinngemäß: Warum soll die Bevölkerung ihre Beschränkungen einsehen und befolgen, wenn im Nordosten Touristen ihrem Vergnügen nachgehen dürfen?
[1] Ich weiß nicht, ob ich den heute, am 30. März gemeldeten Zahlen des Robert-Koch-Institutes trauen darf, denn ich kann mir gut vorstellen, daß immer noch 2000 Fälle hinterm Württemberg gehalten werden oder nicht korrekt nachgearbeitet wurden. Es bleibt aber dabei: Hamburg, Bayern und Baden-Württemberg bilden eine ebenbürtige Spitzengruppe. Danach kommt lange nichts. Das von Bazis gescholtene Berlin, aber auch Nordrhein-Westfalen liegen ganz knapp unter dem Bundesdurchschnitt.
[2] Markus Söder wird nicht nur angesichts der ersten April-Zahlen hart bleiben. Sein Bayern hat sich an die Spitze gesetzt, gefolgt von Baden-Württemberg und Hamburg gleichauf. Von hinten nähert sich das Saarland. Das legt nahe: Abgesehen vom Karneval sind Süd- und Westgrenzen sowie Reisen in den Schulferien die wesentlichen Übeltäter. Rigorose Grenzkontrollen hätten viel bewirken können.
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wuerg,
31.03.2020 01:19
Auch wenn die Zahlen vom Wochenende unvollständig sein können, sehen einige angesichts sinkender Zuwächse eine gewisse Besserung, die von Politikern den ergriffenen Maßnahmen zugerechnet wird. Trotzden sollen die Einschränkungen mindestens bis Führers Geburtstag bleiben. Doch es mehren sich die „Exit-Stimmen“ der üblichen Verdächtigen. Und es kommt die Zeit der einzig zur Güterabwägung ermächtigten Wirtschaftsweisen und Ethiker, schlimmer als Virologen. Warum bedarf es erst deutlich zurückgehender Absolutzahlen, um eine Besserung zu erkennen?
Logarithmen der Zuwächse λ der Neuinfizierten (png)
Das Bild zeigt die natürlichen Logarithmen der Zuwächse der Anzahl der täglich Neuinfizierten. Pi mal Dauem kann man den Wert 0,1 durchaus als 10 Prozent Zuwachs und -0,1 als 10 Prozent Abnahme sehen. Nicht erst seit heute ist die eingezeichnete Ausgleichsgerade sinkend. Wo sie die Nullinie schneidet, ist das Maximum zu erwarten, hoffentlich wirklich noch diesen Monat. [1]
Aber das ist keine neue Erkenntnis. Die Ausgleichsgerade war schon immer fallend. Als ich am 14. März meine blaue Prognose aufstellte, fiel sie allerdings stärker als jetzt. An den wegen der relativ kleinen Absolutzahlen stark schwankenden Werte im linken Teil des Diagrammes erkennt man die Unsicherheit einer so frühzeitigen Prognose. Im Prinzip ändert sich aber nichts, wenn die Verteilung fünfmal so hoch und doppelt so breit wird, denn unsere Experten reden von Entwicklungen, die fünfzigfach höher und zwanzigfach breiter sein müssen.
Was lernt uns das? Die Menschen sind auf Absolutzahlen fixiert, bedenken nicht, daß Nordrhein-Westfalen 37 Prozent mehr Einwohner hat als Bayern, die USA viermal so groß sind wie Deutschland. Sie weigern sich, in wachsenden Zahlen eine Besserung zu erkennen, auch wenn sie auf eine ebenfalls wachsende Grundgesamtheit bezogen stagnieren oder gar sinken. Und schon gar nicht vermögen sie, sinkende Zuwachsraten in die Zukunft fortzusetzen, um in der Ferne eine Stagnation und danach einen Abschwung zu erwarten. [2]
Woran erinnert mich das? An Frömmler, die ihre Bibel wortwörtlich lesen und zur Strafe auch im Alltag nicht in der Lage sind, freie, blumenreiche oder gar metaphorische Sprache richtig einzuordnen. Wenn ich zum Beispiel „was ein Idiot“ sage, wird mir vorgehalten, ich kenne den Menschen doch gar nicht und wüßte nicht, ob er wirklich einer sei. Ich gehe davon aus, daß die Gleichnisse des Neuen Testamentes von solchen Exegeten ohne Weisung ebenfalls nicht verstanden werden. Umfangreiche Auslegungen sind natürlich Teufelswerk.
[1] Ursprünglich zeigte das Bild nur Daten bis zum 29. März. Anfang Mai habe ich es erneut aktualisiert. Jedoch nur bis zum 19. April, denn danach geht wegen der einsetzenden Disziplinlosigkeit der lineare Abstieg in einen waagerechten Verlauf über. Die schwarze Ausgleichsgerade ist die Basis für die ebenfalls schwarze Kurve im Bild des Hauptbeitrages. Die zwischenzeitlich so beliebten R-Zahlen berechnen sich aus den λ-Werten gemäß R≈λ^4. Fortschreibungen wird es nicht geben, da dank der seit Wochen grassierenden Disziplinlosigkeit die λ-Werte im Mittel kaum noch sinken und knapp unter der Eins-Linie verharren. Damit ist eine Ausgleichsgerade nicht mehr angemessen und der Pfad einer Normalverteilung verlassen.
[2] Eben höre ich im Qualitätsfernsehen von kritische Fragen stellenden investigativen Journalisten weiterhin, die Zahlen würden immer noch stark zunehmen. Welche denn? Die Gesamtzahlen? Die werden in alle Ewigkeit nicht fallen!
Logarithmen der Zuwächse λ der Neuinfizierten (png)
Das Bild zeigt die natürlichen Logarithmen der Zuwächse der Anzahl der täglich Neuinfizierten. Pi mal Dauem kann man den Wert 0,1 durchaus als 10 Prozent Zuwachs und -0,1 als 10 Prozent Abnahme sehen. Nicht erst seit heute ist die eingezeichnete Ausgleichsgerade sinkend. Wo sie die Nullinie schneidet, ist das Maximum zu erwarten, hoffentlich wirklich noch diesen Monat. [1]
Aber das ist keine neue Erkenntnis. Die Ausgleichsgerade war schon immer fallend. Als ich am 14. März meine blaue Prognose aufstellte, fiel sie allerdings stärker als jetzt. An den wegen der relativ kleinen Absolutzahlen stark schwankenden Werte im linken Teil des Diagrammes erkennt man die Unsicherheit einer so frühzeitigen Prognose. Im Prinzip ändert sich aber nichts, wenn die Verteilung fünfmal so hoch und doppelt so breit wird, denn unsere Experten reden von Entwicklungen, die fünfzigfach höher und zwanzigfach breiter sein müssen.
Was lernt uns das? Die Menschen sind auf Absolutzahlen fixiert, bedenken nicht, daß Nordrhein-Westfalen 37 Prozent mehr Einwohner hat als Bayern, die USA viermal so groß sind wie Deutschland. Sie weigern sich, in wachsenden Zahlen eine Besserung zu erkennen, auch wenn sie auf eine ebenfalls wachsende Grundgesamtheit bezogen stagnieren oder gar sinken. Und schon gar nicht vermögen sie, sinkende Zuwachsraten in die Zukunft fortzusetzen, um in der Ferne eine Stagnation und danach einen Abschwung zu erwarten. [2]
Woran erinnert mich das? An Frömmler, die ihre Bibel wortwörtlich lesen und zur Strafe auch im Alltag nicht in der Lage sind, freie, blumenreiche oder gar metaphorische Sprache richtig einzuordnen. Wenn ich zum Beispiel „was ein Idiot“ sage, wird mir vorgehalten, ich kenne den Menschen doch gar nicht und wüßte nicht, ob er wirklich einer sei. Ich gehe davon aus, daß die Gleichnisse des Neuen Testamentes von solchen Exegeten ohne Weisung ebenfalls nicht verstanden werden. Umfangreiche Auslegungen sind natürlich Teufelswerk.
[1] Ursprünglich zeigte das Bild nur Daten bis zum 29. März. Anfang Mai habe ich es erneut aktualisiert. Jedoch nur bis zum 19. April, denn danach geht wegen der einsetzenden Disziplinlosigkeit der lineare Abstieg in einen waagerechten Verlauf über. Die schwarze Ausgleichsgerade ist die Basis für die ebenfalls schwarze Kurve im Bild des Hauptbeitrages. Die zwischenzeitlich so beliebten R-Zahlen berechnen sich aus den λ-Werten gemäß R≈λ^4. Fortschreibungen wird es nicht geben, da dank der seit Wochen grassierenden Disziplinlosigkeit die λ-Werte im Mittel kaum noch sinken und knapp unter der Eins-Linie verharren. Damit ist eine Ausgleichsgerade nicht mehr angemessen und der Pfad einer Normalverteilung verlassen.
[2] Eben höre ich im Qualitätsfernsehen von kritische Fragen stellenden investigativen Journalisten weiterhin, die Zahlen würden immer noch stark zunehmen. Welche denn? Die Gesamtzahlen? Die werden in alle Ewigkeit nicht fallen!
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wuerg,
05.05.2020 01:12
[Leider hatte ich diesen Kommentar gelöscht, weshalb das Datum im Kopf falsch ist. Richtig ist wohl der 30. März, zu dem um 0 Uhr 57298 Infizierte gemeldet wurden, was auf den genannten Abstand von 2700 Metern führt.]
Wie sehr viele, wenn nicht die meisten Menschen Größenordnungen falsch einschätzen, zeigt mir eine Frage bei „Hart aber fair“: Können nicht die inzwischen geheilten Menschen wieder voll eingesetzt werden und Geschäfte öffnen? Glücklicherweise konnte darauf sinnvoll geantwortet werden: Wir haben über 80 Millionen Einwohner!
Will man sich eine Anzahl n von Menschen oder auch anderen Objekten wie Krankenhäuser, Bankfilialen, Lebensmittelläden in Deutschland vorstellen, kann man sie sich in Gedanken in einem Dreiecksmuster gleichmäßig auf das Land verteilt denken. Die Entfernung d=642km/√n von den zumeist sechs direkten Nachbarn kann man sich leichter vorstellen als eine schlecht einschätzbare Anzahl.
Nach dieser Rechnung ist ein Deutscher, besser Einwohner vom anderen nur 70 Meter entfernt. Von einem Infizierten zum anderen aber liegen stolze 2700 Meter. [1,2] Das macht deutlich, daß man mit ihnen die Infrastruktur nur marginal entlasten und kaum einen Betrieb wieder öffnen kann.
Zwar ist es gerade in Deutschland moralisch verwerflich, Kranke gut sichtbar zu kennzeichnen, doch könnten umgekehrt die Geheilten sich freiwillig eine Plakette anheften. Nur selten könnte man eine solche erblicken. Außerdem hoffe ich, daß diese Form der „Datenspende“ untersagt würde. Andernfalls müßte durch eine Verordnung Mißbrauch bestraft werden.
[1] Der nächste Infizierte ist zum 18. April bereits auf 1700 Meter herangerückt, der nächste Tote aber immer noch 10 Kilometer entfernt.
[2] Der nächste noch Ansteckende hat sich mit dem 2. Juni auf 4,9 Kilometer entfernt. Daß die Toten auf 6,9 herangerückt sind, ist ja nicht so gefährlich.
Wie sehr viele, wenn nicht die meisten Menschen Größenordnungen falsch einschätzen, zeigt mir eine Frage bei „Hart aber fair“: Können nicht die inzwischen geheilten Menschen wieder voll eingesetzt werden und Geschäfte öffnen? Glücklicherweise konnte darauf sinnvoll geantwortet werden: Wir haben über 80 Millionen Einwohner!
Will man sich eine Anzahl n von Menschen oder auch anderen Objekten wie Krankenhäuser, Bankfilialen, Lebensmittelläden in Deutschland vorstellen, kann man sie sich in Gedanken in einem Dreiecksmuster gleichmäßig auf das Land verteilt denken. Die Entfernung d=642km/√n von den zumeist sechs direkten Nachbarn kann man sich leichter vorstellen als eine schlecht einschätzbare Anzahl.
Nach dieser Rechnung ist ein Deutscher, besser Einwohner vom anderen nur 70 Meter entfernt. Von einem Infizierten zum anderen aber liegen stolze 2700 Meter. [1,2] Das macht deutlich, daß man mit ihnen die Infrastruktur nur marginal entlasten und kaum einen Betrieb wieder öffnen kann.
Zwar ist es gerade in Deutschland moralisch verwerflich, Kranke gut sichtbar zu kennzeichnen, doch könnten umgekehrt die Geheilten sich freiwillig eine Plakette anheften. Nur selten könnte man eine solche erblicken. Außerdem hoffe ich, daß diese Form der „Datenspende“ untersagt würde. Andernfalls müßte durch eine Verordnung Mißbrauch bestraft werden.
[1] Der nächste Infizierte ist zum 18. April bereits auf 1700 Meter herangerückt, der nächste Tote aber immer noch 10 Kilometer entfernt.
[2] Der nächste noch Ansteckende hat sich mit dem 2. Juni auf 4,9 Kilometer entfernt. Daß die Toten auf 6,9 herangerückt sind, ist ja nicht so gefährlich.
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wuerg,
17.04.2023 21:37
Nach numehr drei Jahren muß ich sagen: Im März 2020 wurden Horrorszenarien an die Wand gemalt, die in der Folge nur deshalb teilweise eintrafen, weil man schnell von harten Maßnahmen abließ, sofern man sie überhaupt ergriff. Meine blaue Prognose ohne einen einzigen Toten wäre eingetroffen, wenn von dem berühmten Containment, Einreiseverbot und Zwangsquarantäne Gebrauch gemacht worden wäre. Wir haben uns mit den Toten abgefunden, die uns dereinst schreckten, nun aber unerheblich erscheinen. Zur Strafe traten die Coronaleugner, später die Impfgegner auf den Plan, die weiterhin recht haben wollen, weil keiner weiß, wie sich alles ohne jede Gegenmaßnahme entwickelt hätte und zehnmal soviele Tote uns auch nicht ausgerottet hätten.
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fritz_,
17.04.2023 22:42
Bei Southpark gab es eine Figur, die ich sehr mochte, die hieß Captain Hindsight. Seine besten Kumpels waren Coulda, Shoulda and Woulda, auch nicht schlecht. :-)
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wuerg,
18.04.2023 21:31
Durch meine Kinder habe ich Southpark ein paarmal in deutscher Sprache gesehen, zumal ich mir nicht anmaße, amerikanische Serien direkt zu verstehen. Ich gehe davon aus, daß die Superkraft des Captain Hindsight darin besteht, hinterher alles besser zu wissen. Ist die Gegenposition, für die vergangenen Fehler Verständnis zu haben oder alles am Arsch vorbeigehen zu lassen? Egal: Mir ist der biblische Pharisäer schon immer lieber gewesen als der Zelot, Idiot oder Augenblicksmensch. Hat er sich doch wenigstens ein Leben lang um Erkenntnis bemüht.
20/20
20/20
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fritz_,
18.04.2023 23:31
Ich bin genügsam. Meine Exegesebedürfnisse sind mit Leben des Bwian gut abgedeckt: Blessed are the cheesemakers! This is not to be taken literally. It refers to any manufacturer of dairy products.
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