Herdenimmunität
wuerg, 03.04.2020 01:54
Ich kann das Wort Herdenimmunität im Zusammenhang mit Corona nicht mehr hören, denn es ist keine Krankheit wie Masern, die über ein Jahrtausend sich ausbreiten konnte, wodurch trotz des hohen berühmten R0-Faktors eine Herdenimmunität auf hohem Niveau erreicht wurde. Ohne Impfung bedeutete dies noch in meiner Kindheit, daß fast jeder Neugeborene einmal an Masern erkrankte.
Mit Corona könnte es ähnlich laufen. Daß wegen des geringeren sog. R0-Faktors die Herdenimmunität schon bei 50 Millionen Deutschen erreicht ist, nützt uns zur Zeit wenig. Glaubt man den Virologen und den Medien, dann haben wir nur in der Hand, diese Herdenimmunität schnell oder langsam zu erreichen.
Schnell hieße viele Tote bei Schonung der Wirtschaft. Das wollen wir nicht, weshalb durch derzeit rigorose, doch bald zu Gunsten der Wirtschaft gelockerte Maßnahmen die Infektionsrate auf einem Niveau gehalten werden soll, das unsere Krankenhäuser nicht überlastet. Das mag erforderlich werden, doch ist das rettende Ufer die durch Impfung, nicht Durchseuchung erlangte Herdenimmunität.
Sollte es keine Impfung geben oder wollte man die Herdenimmunität bereits früher erreichen, dann müßten sich 50 Millionen Deutsche infizieren. Sollte das innerhalb eines Jahres geschehen, wären das 140.000 Infizierte und vielleicht 10.000 Tote pro Tag, zumal die meisten schwer Erkrankten sich dann mit einem normalen Krankenbett begnügen müßten.
Geringere Sterberaten von vielleicht 3 Prozent sind nur möglich, wenn der Weg zur Herdenimmunität auf viele Jahre gestreckt würde. Bei 10 Jahren wären es nur noch 14.000 Infizierte und 400 Tote täglich, mehr als wir zur Zeit haben. Auch das möchte wohl keiner, selbst nicht für ein halbes Jahr bis zu den ersten Medikamenten und Impfstoffen.
Streckt man deshalb auf 100 oder gar 1000 Jahre, so tritt keine Reduktion um den Faktor 10 bzw. 100 mehr ein. Dann wäre es wie bei den Masern: Die Menschen wachsen schneller nach als die Infektion sich ausbreitet und jeder Neugeborene wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in den ersten Lebensjahren an Corona erkranken. Ohne Impfung und Medikamente überstiegen die Todesfälle die Säuglingssterblichkeit deutlich.
Die Realität ist gottseidank anders. Es wird keine natürliche Herdenimmunität geben. Corona wird ausgerottet oder auf einem geringen Niveau gehalten, zumindest in Deutschland. Jetzt helfen rigorose Maßnahmen, danach reicht allgemeine Vorsicht, schließlich wird es Medikamente und Impfungen geben. Wir strecken den Verlauf nicht, wir dämpfen ihn. Er wird nicht länger, sondern kürzer und platter zugleich. Und wenn es zu einem Wiederaufleben kommen sollte, dann ist das allenfalls unserer Nachlässigkeit zuzurechnen, mit Herdenimmunität hat das nichts zu tun.
Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Erste Welle | Tote | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Unterleben | Reproduktion | Förderalismus | Zweite Welle
Mit Corona könnte es ähnlich laufen. Daß wegen des geringeren sog. R0-Faktors die Herdenimmunität schon bei 50 Millionen Deutschen erreicht ist, nützt uns zur Zeit wenig. Glaubt man den Virologen und den Medien, dann haben wir nur in der Hand, diese Herdenimmunität schnell oder langsam zu erreichen.
Schnell hieße viele Tote bei Schonung der Wirtschaft. Das wollen wir nicht, weshalb durch derzeit rigorose, doch bald zu Gunsten der Wirtschaft gelockerte Maßnahmen die Infektionsrate auf einem Niveau gehalten werden soll, das unsere Krankenhäuser nicht überlastet. Das mag erforderlich werden, doch ist das rettende Ufer die durch Impfung, nicht Durchseuchung erlangte Herdenimmunität.
Sollte es keine Impfung geben oder wollte man die Herdenimmunität bereits früher erreichen, dann müßten sich 50 Millionen Deutsche infizieren. Sollte das innerhalb eines Jahres geschehen, wären das 140.000 Infizierte und vielleicht 10.000 Tote pro Tag, zumal die meisten schwer Erkrankten sich dann mit einem normalen Krankenbett begnügen müßten.
Geringere Sterberaten von vielleicht 3 Prozent sind nur möglich, wenn der Weg zur Herdenimmunität auf viele Jahre gestreckt würde. Bei 10 Jahren wären es nur noch 14.000 Infizierte und 400 Tote täglich, mehr als wir zur Zeit haben. Auch das möchte wohl keiner, selbst nicht für ein halbes Jahr bis zu den ersten Medikamenten und Impfstoffen.
Streckt man deshalb auf 100 oder gar 1000 Jahre, so tritt keine Reduktion um den Faktor 10 bzw. 100 mehr ein. Dann wäre es wie bei den Masern: Die Menschen wachsen schneller nach als die Infektion sich ausbreitet und jeder Neugeborene wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in den ersten Lebensjahren an Corona erkranken. Ohne Impfung und Medikamente überstiegen die Todesfälle die Säuglingssterblichkeit deutlich.
Die Realität ist gottseidank anders. Es wird keine natürliche Herdenimmunität geben. Corona wird ausgerottet oder auf einem geringen Niveau gehalten, zumindest in Deutschland. Jetzt helfen rigorose Maßnahmen, danach reicht allgemeine Vorsicht, schließlich wird es Medikamente und Impfungen geben. Wir strecken den Verlauf nicht, wir dämpfen ihn. Er wird nicht länger, sondern kürzer und platter zugleich. Und wenn es zu einem Wiederaufleben kommen sollte, dann ist das allenfalls unserer Nachlässigkeit zuzurechnen, mit Herdenimmunität hat das nichts zu tun.
Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Erste Welle | Tote | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Unterleben | Reproduktion | Förderalismus | Zweite Welle
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wuerg,
11.04.2020 16:17
Der Fortschritt ist immer auch eine Zeitfrage, vor allem wenn er mit Geld oder Prestige verbunden ist. Im Kampf um die Kanzlerschaft sind zwei Gummistiefelträger übrig. Markus Söder mit den vielen infizierten Bayern und seinen eigenwilligen Maßnahmen und Armin Laschet, dank Heinsberg Held der frühen Tage, der nun eine Studie unter Leitung seines Hofvirologen vorweisen kann.
Es wird seinen Grund haben, weshalb Mediziner keine Forschungsberichte vorlegen, sondern den Aktzeichnern gleich Studien. Und es mag im Kampf um die Führungsposition auch angezeigt sein, wohlfällige Ergebnisse in die Tagespresse zu lancieren statt den Kollegen Vorabversionen zukommen zu lassen oder gar deren Urteil vor einer Publikation abzuwarten.
Und was ist das Ergebnis? Die Leute in Heinsberg haben sich weniger an der frischen Luft, mehr beim Lutschen am gleichen Bierglas angesteckt. Wer hätte damit gerechnet? Und schlimmer noch: In Heinsberg läge die leichtfertig Mortalität genannte Rate mit 0,37 deutlich unter den gesamtdeutschen 2 Prozent. Das wirft die Frage auf: Können wir uns Deutschland schön testen, die Letalität drücken, ohne einem einzigen das Leben zu retten?
Ist die „Dunkelziffer“ so hoch wie behauptet, dann ist Corona ein relativ harmloses Virus. Wer hätte das gedacht? Wenn in Heinsberg bereits unbemerkt 15 Prozent der Bevölkerung Corona hinter sich haben, dann könnte man doch unserer Wirtschaft wieder freien Lauf lassen und auf eine Herdenimmunität setzen. In Heinsberg gäbe es dann statt 46 nur 200 Tote, in ganz Deutschland vielleicht Trumpsche 100.000 statt 6.000. Die gegenwärtigen französischen Verhältnisse von Heinsberg würden nicht schlimmer als spanische für alle Deutschen.
Was sonst will uns die Rate von 15 Prozent sagen? Daß wir in Deutschland bereits über 3 Millionen Infizierte haben, analog zu Heinsberg fünfundzwanzigmal soviele wie bisher registriert? Daß die berühmte Dunkelziffer bei 96 Prozent liegt, mindestens eine Million bereits geheilt sind, nachdem sie das Virus einfach ausspuckten? Gerne, nur ändert es kaum etwas am Verlauf, weil 4 Prozent noch deutlich von der Herdenimmunität entfernt sind. Wir können aber zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Um den Faktor 25 hochgerechnete Infektionszahlen drücken unsere Letalität unter ein Promille, und zugleich dominieren wir mit Kopfzahlen den Rest der Welt.
Es wird seinen Grund haben, weshalb Mediziner keine Forschungsberichte vorlegen, sondern den Aktzeichnern gleich Studien. Und es mag im Kampf um die Führungsposition auch angezeigt sein, wohlfällige Ergebnisse in die Tagespresse zu lancieren statt den Kollegen Vorabversionen zukommen zu lassen oder gar deren Urteil vor einer Publikation abzuwarten.
Und was ist das Ergebnis? Die Leute in Heinsberg haben sich weniger an der frischen Luft, mehr beim Lutschen am gleichen Bierglas angesteckt. Wer hätte damit gerechnet? Und schlimmer noch: In Heinsberg läge die leichtfertig Mortalität genannte Rate mit 0,37 deutlich unter den gesamtdeutschen 2 Prozent. Das wirft die Frage auf: Können wir uns Deutschland schön testen, die Letalität drücken, ohne einem einzigen das Leben zu retten?
Ist die „Dunkelziffer“ so hoch wie behauptet, dann ist Corona ein relativ harmloses Virus. Wer hätte das gedacht? Wenn in Heinsberg bereits unbemerkt 15 Prozent der Bevölkerung Corona hinter sich haben, dann könnte man doch unserer Wirtschaft wieder freien Lauf lassen und auf eine Herdenimmunität setzen. In Heinsberg gäbe es dann statt 46 nur 200 Tote, in ganz Deutschland vielleicht Trumpsche 100.000 statt 6.000. Die gegenwärtigen französischen Verhältnisse von Heinsberg würden nicht schlimmer als spanische für alle Deutschen.
Was sonst will uns die Rate von 15 Prozent sagen? Daß wir in Deutschland bereits über 3 Millionen Infizierte haben, analog zu Heinsberg fünfundzwanzigmal soviele wie bisher registriert? Daß die berühmte Dunkelziffer bei 96 Prozent liegt, mindestens eine Million bereits geheilt sind, nachdem sie das Virus einfach ausspuckten? Gerne, nur ändert es kaum etwas am Verlauf, weil 4 Prozent noch deutlich von der Herdenimmunität entfernt sind. Wir können aber zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Um den Faktor 25 hochgerechnete Infektionszahlen drücken unsere Letalität unter ein Promille, und zugleich dominieren wir mit Kopfzahlen den Rest der Welt.
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wuerg,
16.04.2020 02:34
So so, Herdenimminität benötigt laut Überschrift eines Gespräches mit einem neuen Experten Michael Meyer-Hermann 25 Jahre. [1] Nicht unbedingt, wenn man jetzt mit Corona-Partys schnell eine Million Tote abarbeitet. Zur Vermeidung der Herdenimmunität, sei es schnell oder innerhalb von 25 Jahren, fordert er Maßnahmen, um die Basisreproduktionszahl deutlich unter 1 zu senken, so wie es im Atomreaktor erforderlich ist, wenn man ihn ruterfahren will. Das ist natürlich richtig, um noch Reaktionszeit zu haben, wenn es wieder bergauf Richtung 1 geht. Reichen die derzeitigen 0,7 aus?
[1] Gunnar Göpel: Helmholtz-Forscher erklärt an einer Zahl, warum strenge Corona-Regeln bleiben müssen. Tagesspiegel, 15.04.2020. Gespräch mit Michael Meyer-Hermann, das wenig Bezug zur Überschrift aufweist, sofern man nicht den Zusammenhang mit der wiederholten Forderung nach einer Bruttoreproduktionszahl deutlich unter 1 herzustellen vermag.
[1] Gunnar Göpel: Helmholtz-Forscher erklärt an einer Zahl, warum strenge Corona-Regeln bleiben müssen. Tagesspiegel, 15.04.2020. Gespräch mit Michael Meyer-Hermann, das wenig Bezug zur Überschrift aufweist, sofern man nicht den Zusammenhang mit der wiederholten Forderung nach einer Bruttoreproduktionszahl deutlich unter 1 herzustellen vermag.
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wuerg,
27.04.2020 03:12
Die Basisreproduktionszahl steigt wieder. Weil die Menschen zu Ostern undiszipliniert wurden und das Robert-Koch-Institut auf eine komische Schätzung umgestellt hat. Sie liegt noch unter 1, jedoch so knapp, daß vor einer „zweiten Welle“ gewarnt wird. Zunächst bedeutender aber ist, daß mit einer „Absenkung auf wenige hundert“ in den nächsten Tagen nicht zu rechnen ist und noch wochenlang für Ostern und die danach gebliebene Disziplinlosigkeit gezahlt werden muß, und zwar von allen.
Wäre alles wie bis zum Karfreitag weitergegangen, hätten wir heute nur noch 500 neu Infizierte bei einer Basisreproduktionszahl von R=0,5 gehabt. Bis zum Tanz in den Mai wäre alles vorbei. Noch eine Woche bis Muttertag, und wir wären vor Ansteckungen sicher, das Virus in Deutschland so gut wie ausgerottet. Nun aber sind es 2000 und wir dürfen uns glücklich schätzen, wenn es bei R=0,9 bleibt. Dann hätten wir am Ende der Quarantäne von Ostern bis Himmelfahrt (40 Tage) nur noch einen Bodensatz von täglich 130 neuen Erkrankungen, deren „Containment“ dank „App“ hoffentlich besser klappt als Anfang März.
Außer dieser Verzögerung gibt aber weitere Gründe, R=0,9 deutlich zu unterschreiten. Einer ist einfach: Es besteht die Gefahr, wieder über die 1 zu kommen, dies erst spät zu bemerken, um sodann vor einer „zweiten Welle“ zu stehen. Für gefährlicher halte ich einen anderen Grund, der jedem sofort in den Sinn kommt, der Zahlen wie R=0,9 nicht nur konsumiert: Die behaupteten Basisreproduktionszahlen sind nur aus den Meldungen errechnete „effektive“ Werte, noch nicht einmal für den Augenblick, sondern für die Vergangenheit. Bestenfalls mitteln sie das wahre Ansteckungs„geschehen“. Und diese Mittelung kann bereits in einer Woche brutaler ausfallen, auch wenn kein einziger sein Verhalten ändert und das Wetter gleich bleibt.
Ein Beispiel auf der Basis der vorgestrigen Zahlen. Bei 83,5 Millionen Einwohnern kam es zu 2337 für den 23. April gemeldeten neu Infizierten. Mit R=0,85 wären es am Muttertag nur noch 150, zu Pfingsten wäre der Spuk vorbei. Doch was, wenn dieser Mittelwert R=0,85 wie folgt entstünde: Jeder steckt nur 0,8 andere an, eine kleine subversive Minderheit von 5 Prozent aber legt untereinander noch 1 drauf. Dann ergäbe sich der gleiche Durchschnitt 0,95·0,8+0,05·1,8=0,85. Naive Gemüter könnten meinen: Lassen wir sie doch wie frei herumlaufende Kriminelle einfach gewähren. Der von ihnen angerichte Schaden bis hin zum Doppelmord tritt sich platt und ist eingepreist.
Erkrankte der Mehrheit (blau) und der Minderheit (rot) (png)
So ist es leider nicht. Das Bild zeigt, was wirklich passiert, wofür man mit etwas mathematisch-naturwissenschaftlichem Verstand auch nicht rechnen muß: Die Durchseuchung der Mehrheit (blau) fällt zunächst weiterhin ab, die der Minderheit (rot) von 4 Millionen aber steigt und steuert ihrer Hordenimmunität bei 1 Million zu. Schnell reißt sie die restlichen 80 Millionen mit. Glücklicherweise nicht zwanzigmal soviele, aber mehr als 3 Millionen. Das bedeutet 100.000 Tote. Kurz: Disziplinlose sind eine echte Gefahr. Sie gewähren zu lassen oder gar Verständnis zu zeigen, ist lebensgefährlich.
Wäre alles wie bis zum Karfreitag weitergegangen, hätten wir heute nur noch 500 neu Infizierte bei einer Basisreproduktionszahl von R=0,5 gehabt. Bis zum Tanz in den Mai wäre alles vorbei. Noch eine Woche bis Muttertag, und wir wären vor Ansteckungen sicher, das Virus in Deutschland so gut wie ausgerottet. Nun aber sind es 2000 und wir dürfen uns glücklich schätzen, wenn es bei R=0,9 bleibt. Dann hätten wir am Ende der Quarantäne von Ostern bis Himmelfahrt (40 Tage) nur noch einen Bodensatz von täglich 130 neuen Erkrankungen, deren „Containment“ dank „App“ hoffentlich besser klappt als Anfang März.
Außer dieser Verzögerung gibt aber weitere Gründe, R=0,9 deutlich zu unterschreiten. Einer ist einfach: Es besteht die Gefahr, wieder über die 1 zu kommen, dies erst spät zu bemerken, um sodann vor einer „zweiten Welle“ zu stehen. Für gefährlicher halte ich einen anderen Grund, der jedem sofort in den Sinn kommt, der Zahlen wie R=0,9 nicht nur konsumiert: Die behaupteten Basisreproduktionszahlen sind nur aus den Meldungen errechnete „effektive“ Werte, noch nicht einmal für den Augenblick, sondern für die Vergangenheit. Bestenfalls mitteln sie das wahre Ansteckungs„geschehen“. Und diese Mittelung kann bereits in einer Woche brutaler ausfallen, auch wenn kein einziger sein Verhalten ändert und das Wetter gleich bleibt.
Ein Beispiel auf der Basis der vorgestrigen Zahlen. Bei 83,5 Millionen Einwohnern kam es zu 2337 für den 23. April gemeldeten neu Infizierten. Mit R=0,85 wären es am Muttertag nur noch 150, zu Pfingsten wäre der Spuk vorbei. Doch was, wenn dieser Mittelwert R=0,85 wie folgt entstünde: Jeder steckt nur 0,8 andere an, eine kleine subversive Minderheit von 5 Prozent aber legt untereinander noch 1 drauf. Dann ergäbe sich der gleiche Durchschnitt 0,95·0,8+0,05·1,8=0,85. Naive Gemüter könnten meinen: Lassen wir sie doch wie frei herumlaufende Kriminelle einfach gewähren. Der von ihnen angerichte Schaden bis hin zum Doppelmord tritt sich platt und ist eingepreist.
Erkrankte der Mehrheit (blau) und der Minderheit (rot) (png)
So ist es leider nicht. Das Bild zeigt, was wirklich passiert, wofür man mit etwas mathematisch-naturwissenschaftlichem Verstand auch nicht rechnen muß: Die Durchseuchung der Mehrheit (blau) fällt zunächst weiterhin ab, die der Minderheit (rot) von 4 Millionen aber steigt und steuert ihrer Hordenimmunität bei 1 Million zu. Schnell reißt sie die restlichen 80 Millionen mit. Glücklicherweise nicht zwanzigmal soviele, aber mehr als 3 Millionen. Das bedeutet 100.000 Tote. Kurz: Disziplinlose sind eine echte Gefahr. Sie gewähren zu lassen oder gar Verständnis zu zeigen, ist lebensgefährlich.
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wuerg,
04.05.2020 23:40
Heute muß ich schon wieder von der geringen Gangelt-Letalität von 0,37 Prozent lesen, weil mit 15 Prozent der Getesteten fünfmal mehr infiziert worden seien als gemeldet. Diese für Gangelt möglicherweise endgültigen 0,37 Prozent für ganz Deutschland mit derzeit 4,1 Prozent unterstellt, müsse die wahre Anzahl der Infizierten mindestens zehnmal so hoch liegen wie gemeldet. Wenn ich einmal annehme, daß mit den bisher 2,5 Millionen Tests 2,0 von 83,5 Millionen Deutschen beglückt wurden, so haben wir auf der einen Seite 0,16 Millionen positiv und 1,84 Millionen negativ Getestete, auf der anderen 1,8 Millionen vermutete Infizierte und 81,7 Millionen dauerhaft Gesunde. Jeder elfte Infizierte wurde gefunden, aber nur einer von 44 Gesunden wurde getestet.
Ich will gerne glauben, daß nach vorstehender Rechnung die Dunkelziffer bei 90 Prozent liegt und somit die Kranken gegenüber den Gesunden nur eine viermal höhere Chance auf einen Test hatten. Es kommt gar nicht darauf an, daß ich einen Faktor 20 mit einer Dunkelziffer von 50 Prozent für plausibler halte, weil es völlig egal ist: Durch solche Überlegungen stirbt keiner weniger, und der berühmte R-Faktor bleibt auch der gleiche, solange nicht wesentliche Teile der Bevölkerung durchseucht sind. Wahrscheinlich soll das Gerede von der hohen Dunkelziffer die Herdenimmunität realistischer und zudem Corona als harmlose Krankheit erscheinen lassen.
Ich will gerne glauben, daß nach vorstehender Rechnung die Dunkelziffer bei 90 Prozent liegt und somit die Kranken gegenüber den Gesunden nur eine viermal höhere Chance auf einen Test hatten. Es kommt gar nicht darauf an, daß ich einen Faktor 20 mit einer Dunkelziffer von 50 Prozent für plausibler halte, weil es völlig egal ist: Durch solche Überlegungen stirbt keiner weniger, und der berühmte R-Faktor bleibt auch der gleiche, solange nicht wesentliche Teile der Bevölkerung durchseucht sind. Wahrscheinlich soll das Gerede von der hohen Dunkelziffer die Herdenimmunität realistischer und zudem Corona als harmlose Krankheit erscheinen lassen.
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