Siebentage-R
wuerg, 16.05.2020 01:49
Daß ich das noch erleben durfte! Wer hat es erfunden? Das Robert-Koch-Institut gewiß nicht. Auch ich kann es nicht in Anspruch nehmen. Zum einen weicht das 7-Tage-R von meinen Wochenwerten w in Details ab. Zum anderen kann man auf der Hand liegende Kennzahlen nicht erfinden oder entdecken. [1] Ich hoffe, mit dem neuen 7-Tage-R wird nicht der gleiche Schindluder getrieben wie mit den Vorgängern.
Heute habe ich gelesen, es sei günstig, Wochenmittel zu vergleichen. Schön, das führte auf meine w-Werte, die immer schon besser als die R-Faktoren waren. Jetzt zu wechseln, ist nicht ratsam. Sofort entstünde der Verdacht, man wolle mit w=0,88 statt R=0,93 die Werte schönen. Und weil man das Viertage-Dogma nicht aufgibt, werden die Mittelwerte zweier Wochen im Abstand von vier Tagen in Relation gesetzt. Dadurch fließen drei Werte sowohl in den Zähler als auch den Nenner ein. Das bewirkt eine gewisse Glättung. Besser wäre jedoch, die realen Zahlen nicht nur durch Nowcasting an die vermutete Realität anzupassen, sondern vor ihrer Verrechnung zu glätten. Was ist daran kompliziert?
Meine einfachste Erklärung für die holprigen Werte der Vergangenheit lautet, daß die Verkündiger des Robert-Koch-Instituts den falschen Ergebnissen ihrer Statistiker blind vertrauten. Wie sind solche Fehlgriffe möglich? Zum Beispiel durch Anpassung einer Exponentialfunktion an die Werte weniger Tage, um sodann aus dem Exponenten den R-Faktor abzulesen. Ich will keine abstrusen Sonderfälle konstruieren und einfach die Werte der letzten 15 Tage vom 30. April bis zum 14. Mai betrachten:
1639 945 793 679 685 947 1284 1209 1251 667 357 933 798 933 913
Ein exponentieller Ausgleich auf diese Werte liefert für die vorderen zwei Wochen (1639 bis 933) den R-Faktor 0,837 und nur einen Tag später für die hinteren zwei Wochen (945 bis 913) mit 0,972 einen weit höheren Wert. Weshalb werden solche Sprünge von einem Tag auf den anderen nicht nur täglich verkündet, sondern möglicherweise von Experten wirklich errechnet? Weil man selbst als Mathematiker blauäugig glauben kann, man hätte durch wochenweise Anpassung bekannter Funktionen die regelmäßigen Meldeverzüge ausgeglichen. [2] Das ist offensichtlich nicht der Fall. [3]
Es ist kaum zu glauben, doch die einfachen Methoden liefern bessere, gleichmäßigere und vor allem glaubwürdigere Ergebnisse. So bilde ich einfache Verhältnisse zweier aufeinanderfolgender Wochen, woraus sich der R-Faktor gemäß R=w^(4/7) ergibt:
w = (1209+...+933) / (1639+...+1284) = 6148 / 6972 = 0,882 R=0,931
w = (1251+...+913) / (945+...+1209) = 5852 / 6542 = 0,895 R=0,938
Und nach der vermuteten Robert-Koch-7-Tage-R-Methode auf Basis gemeldeter statt genowcasteter Zahlen:
R = (1209+...+933) / (679+...+667) = 6148 / 6722 = 0,915
R = (1251+...+913) / (685+...+357) = 5852 / 6400 = 0,914
Die Ergebnisse sind ähnlich. Man muß sich also nicht fragen, weshalb andere zu stark abweichenden Ergebnissen kommen. Ich vertraue meinen einfachen Berechnungen: Seit dem 1. Mai stieg der R-Faktor langsam und stetig von 0,75 bis maximal 0,95 an. In den letzten vier Tagen lag er nach meinen Kalkulationen bei 0,94±0,01. Wenn das Robert-Koch-Institut heute 0,88 nennt, so liegt das noch im Rahmen. Die nächsten Tage werden es zeigen, denn Nowcasting, Glättung und Wochenauswahl hin oder her: Wenn das Robert-Koch-Institut wirkliche 7-Tage-Mittelungs-4-Tage-Inkubationszeit-R-Faktoren bestimmt, dann muß deren siebte Potenz im Mittel der vierten meiner w-Werte entsprechen.
[1] Es ist kein Patent darauf anmeldbar, aber auch keine Urheberschaft zu benennen. Das ist das Schöne an der Mathematik, es gibt sie ohne jeden lebenden oder gestorbenen Menschen. Trotzdem gebürt Ehre dem, der wichtige Zusammenhänge gefunden oder gar bewiesen hat. Der 7-Tage-R-Faktor gehört nicht dazu.
[2] Warum wird die Wochengängigkeit schlechter als erwartet ausgeglichen? Ich nenne es einmal eine mathematische Täuschung. Die Ausgleichskurve wird nicht nur vom Trend beeinflußt, sondern auch vom Wochenverlauf. Zur Veranschaulichung schneide man aus einer Sägezahnkurve zwei Zacken aus, einmal von Spitze zu Spitze und einmal von Mitte zu Mitte. Sie stehen für zwei Wochen von gemeldeten Neuinfektionen. Sollte ich mit der Hand durch diese zwei Verläufe möglichst gut eine Gerade oder Exponentialfunktion legen, so wäre die erste fallend, die zweite steigend. Das erinnert mich an eine akustische Täuschung, in der stets gleiche Töne beständig aufzusteigen scheinen, weil ihr internes Spektrum sich schnell aufwärts bewegt.
[3] Wer es nicht glaubt, trage in einem Tabellenkalkulationsprogramm in die erste Spalte 0 bis 14 (für 30. April bis 14. März) und in die zweite und dritte Spalte die Tageszahlen der neu Infizierten (1639 bis 913) ein und lösche in der zweiten Spalte den letzten Wert 913 und in der dritten den ersten 1639. Trägt man sodann in einer Grafik die Werte der zweiten und dritten Spalte gegen die der ersten auf, so sind zwei Verläufe zu sehen, die sich größtenteils überlappen, aber gut sichtbar werden, wenn man für den zweiten weit größere Symbole verwendet. Wählt man nun für beide Zahlenreihen einen exponentiellen Ausgleich, so ist der erste wesentlich steiler als der zweite. Das liegt natürlich auch daran, daß beim Übergang von der ersten zur zweiten Spalte vorne mit 1639 viel entfällt, hinten aber nur 913 hinzukommt. Das allein aber erklärt nicht alles. Um das zu erkennen, ersetze man 1639 einfach durch zu w=0,9 erwartende 1300. Selbst 1000 läßt noch einen Resteffekt.
Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Unredlichkeit | Tote | Nationalstaaten | Corona | Rattenschwanz | Förderalismus | Unterleben | Reproduktion | Zweite Welle
Heute habe ich gelesen, es sei günstig, Wochenmittel zu vergleichen. Schön, das führte auf meine w-Werte, die immer schon besser als die R-Faktoren waren. Jetzt zu wechseln, ist nicht ratsam. Sofort entstünde der Verdacht, man wolle mit w=0,88 statt R=0,93 die Werte schönen. Und weil man das Viertage-Dogma nicht aufgibt, werden die Mittelwerte zweier Wochen im Abstand von vier Tagen in Relation gesetzt. Dadurch fließen drei Werte sowohl in den Zähler als auch den Nenner ein. Das bewirkt eine gewisse Glättung. Besser wäre jedoch, die realen Zahlen nicht nur durch Nowcasting an die vermutete Realität anzupassen, sondern vor ihrer Verrechnung zu glätten. Was ist daran kompliziert?
Meine einfachste Erklärung für die holprigen Werte der Vergangenheit lautet, daß die Verkündiger des Robert-Koch-Instituts den falschen Ergebnissen ihrer Statistiker blind vertrauten. Wie sind solche Fehlgriffe möglich? Zum Beispiel durch Anpassung einer Exponentialfunktion an die Werte weniger Tage, um sodann aus dem Exponenten den R-Faktor abzulesen. Ich will keine abstrusen Sonderfälle konstruieren und einfach die Werte der letzten 15 Tage vom 30. April bis zum 14. Mai betrachten:
1639 945 793 679 685 947 1284 1209 1251 667 357 933 798 933 913
Ein exponentieller Ausgleich auf diese Werte liefert für die vorderen zwei Wochen (1639 bis 933) den R-Faktor 0,837 und nur einen Tag später für die hinteren zwei Wochen (945 bis 913) mit 0,972 einen weit höheren Wert. Weshalb werden solche Sprünge von einem Tag auf den anderen nicht nur täglich verkündet, sondern möglicherweise von Experten wirklich errechnet? Weil man selbst als Mathematiker blauäugig glauben kann, man hätte durch wochenweise Anpassung bekannter Funktionen die regelmäßigen Meldeverzüge ausgeglichen. [2] Das ist offensichtlich nicht der Fall. [3]
Es ist kaum zu glauben, doch die einfachen Methoden liefern bessere, gleichmäßigere und vor allem glaubwürdigere Ergebnisse. So bilde ich einfache Verhältnisse zweier aufeinanderfolgender Wochen, woraus sich der R-Faktor gemäß R=w^(4/7) ergibt:
w = (1209+...+933) / (1639+...+1284) = 6148 / 6972 = 0,882 R=0,931
w = (1251+...+913) / (945+...+1209) = 5852 / 6542 = 0,895 R=0,938
Und nach der vermuteten Robert-Koch-7-Tage-R-Methode auf Basis gemeldeter statt genowcasteter Zahlen:
R = (1209+...+933) / (679+...+667) = 6148 / 6722 = 0,915
R = (1251+...+913) / (685+...+357) = 5852 / 6400 = 0,914
Die Ergebnisse sind ähnlich. Man muß sich also nicht fragen, weshalb andere zu stark abweichenden Ergebnissen kommen. Ich vertraue meinen einfachen Berechnungen: Seit dem 1. Mai stieg der R-Faktor langsam und stetig von 0,75 bis maximal 0,95 an. In den letzten vier Tagen lag er nach meinen Kalkulationen bei 0,94±0,01. Wenn das Robert-Koch-Institut heute 0,88 nennt, so liegt das noch im Rahmen. Die nächsten Tage werden es zeigen, denn Nowcasting, Glättung und Wochenauswahl hin oder her: Wenn das Robert-Koch-Institut wirkliche 7-Tage-Mittelungs-4-Tage-Inkubationszeit-R-Faktoren bestimmt, dann muß deren siebte Potenz im Mittel der vierten meiner w-Werte entsprechen.
[1] Es ist kein Patent darauf anmeldbar, aber auch keine Urheberschaft zu benennen. Das ist das Schöne an der Mathematik, es gibt sie ohne jeden lebenden oder gestorbenen Menschen. Trotzdem gebürt Ehre dem, der wichtige Zusammenhänge gefunden oder gar bewiesen hat. Der 7-Tage-R-Faktor gehört nicht dazu.
[2] Warum wird die Wochengängigkeit schlechter als erwartet ausgeglichen? Ich nenne es einmal eine mathematische Täuschung. Die Ausgleichskurve wird nicht nur vom Trend beeinflußt, sondern auch vom Wochenverlauf. Zur Veranschaulichung schneide man aus einer Sägezahnkurve zwei Zacken aus, einmal von Spitze zu Spitze und einmal von Mitte zu Mitte. Sie stehen für zwei Wochen von gemeldeten Neuinfektionen. Sollte ich mit der Hand durch diese zwei Verläufe möglichst gut eine Gerade oder Exponentialfunktion legen, so wäre die erste fallend, die zweite steigend. Das erinnert mich an eine akustische Täuschung, in der stets gleiche Töne beständig aufzusteigen scheinen, weil ihr internes Spektrum sich schnell aufwärts bewegt.
[3] Wer es nicht glaubt, trage in einem Tabellenkalkulationsprogramm in die erste Spalte 0 bis 14 (für 30. April bis 14. März) und in die zweite und dritte Spalte die Tageszahlen der neu Infizierten (1639 bis 913) ein und lösche in der zweiten Spalte den letzten Wert 913 und in der dritten den ersten 1639. Trägt man sodann in einer Grafik die Werte der zweiten und dritten Spalte gegen die der ersten auf, so sind zwei Verläufe zu sehen, die sich größtenteils überlappen, aber gut sichtbar werden, wenn man für den zweiten weit größere Symbole verwendet. Wählt man nun für beide Zahlenreihen einen exponentiellen Ausgleich, so ist der erste wesentlich steiler als der zweite. Das liegt natürlich auch daran, daß beim Übergang von der ersten zur zweiten Spalte vorne mit 1639 viel entfällt, hinten aber nur 913 hinzukommt. Das allein aber erklärt nicht alles. Um das zu erkennen, ersetze man 1639 einfach durch zu w=0,9 erwartende 1300. Selbst 1000 läßt noch einen Resteffekt.
Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Unredlichkeit | Tote | Nationalstaaten | Corona | Rattenschwanz | Förderalismus | Unterleben | Reproduktion | Zweite Welle
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wuerg,
17.05.2020 02:53
Ich habe mich gefragt, warum der vom Robert-Koch-Institut verkündete R-Faktor so sehr schwankt, lange Zeit sich weit von von der Realität entfernte und dadurch viele Diskussionen verursacht hat? Das nachstehende Bild zeigt als gelbe Linie diese Werte. Wenn sie nicht die zeitweise und plötzlich auftretenden Schwankungen aufwiese, könnte man in ihr bis auf verständliche Unsicherheiten den wahren R-Faktor erahnen.
Verschiedene R-Faktoren (png)
Es ist eine gute und auf der Hand liegende, aber leider zu spät kommende Idee, die Berechnung der R-Faktoren nicht aus Viertagesblöcken [1] abzuleiten, weil man der Meinung ist, die mittlere Inkubationszeit sei vier Tage, sondern aus zwei um vier Tage versetzten Wochenblöcken. Diese glatteren Werte heißen 7-Tage-R-Faktoren, werden ab vorgestern publiziert, wurden wahrscheinlich rückwirkend für vergangene Zeiten berechnet und sind als rote Linie dargestellt. Das vermeidet in Zukunft hoffentlich abrupte Schwankungen.
Das ruhige Dahinplätschern der 7-Tages-R-Faktoren weckt in mir insofern Vertrauen, als sie seit April sehr gut mit meinen blau dargestellten R-Faktoren übereinstimmen, die ich aus dem Vergleich zweier nicht nur um vier Tage, sondern um eine ganze Woche versetzte Wochenblöcke ermittelt habe. Und zwar aus den unkorrigierten gemeldeten Zahlen, nicht aus den genowcasteten. Eine dauerhafte Abweichung in eine Richtung hätte mich auch gewundert, denn durch mäßiges Hin- und Herschieben von Erkrankten ändert man im Mittel nichts.
Wie aber ist dann zu erklären, daß die Zahlen des Robert-Koch-Institutes im März deutlich früher fallen als meine. Der durch die Urlaubsrückkehrer verursachte Berg liegt drei Tage vor meinem, und die bedeutsame 1 wird sogar anderthalb Wochen früher unterschritten. Es liegt wahrscheinlich daran, daß die Infektionsdaten durch Nowcasting weit in die Vergangenheit geschoben wurden. Dadurch wurde die Spitze des Berges, wo der R-Faktor bei 1 liegt, stark vorverlegt und der Anstieg dorthin deutlich steiler. Die Strafe folgte nicht auf dem Fuße, sondern erst am Ende der Kontaktbeschränkungen, als behauptet wurde, der R-Faktor wäre schon zuvor unter 1 gefallen.
Noch trauriger als diese unnötige Verwirrung ist der waagerechte Verlauf der blauen, roten und gelben Linie ab Mitte April, während die auf den Zahlen bis zum 19. April basierende Erwartung gemäß der angepaßten Normalverteilung weiterhin exponentiell fällt. Mit Disziplin hätten wir entlang dieser schwarzen Linie bis zum Muttertag die Epidemie so gut wie überwunden. Ungeduld, Disziplinlosigkeit, Öffnungsdiskussionsorgien und Drängeleien einiger Sparten [2,3] fordern nun nicht nur unnötig Tote, sie richten auch fortgesetzten wirtschaftlichen Schaden an.
[1] Vier Tage sind etwa eine halbe Woche, womit die Wochengängigkeit der gemeldeten und auch der genowcasteten Zahlen sich sehr gut in wöchentlichen Schwankungen der 4-Tages-R-Faktoren niederschlagen kann. In den letzten drei Wochen ist es dadurch geradezu zu einer Resonanzkatastrophe gekommen.
[2] Die gelbe Spitze oberhalb von 2 am 18. Juni ist nicht Teil einer Resonanzkatastrophe sondern das Ergebnis schon vor Corona übler Zustände in der Fleischzerlegungswirtschaft. Der damit verbundene Berg Infizierter erzeugt in den R-Verläufen eine Welle aus zunächst erhöhten Werten, die dann auf unterdurschnittliche fallen, bevor sich wieder Normalität einstellt. Vielleicht führt die erzeugte Angst auf 0,9 und nicht auf langsam steigende Werte um 1 herum.
[3] Der Tönnis-Berg ist überstanden. Die danach fallenden R-Werte haben eingelullt. Im Juli aber wurde klar: Allgemeine Disziplinlosigkeiten von Hedonisten, Fernreisenden, Badegästen, Säufern, Frömmlern, Großfamilien werden die Werte dauerhaft über der Eins halten. Das reicht für eine flache, dauerhafte zweite Welle. Die interessiert mich nicht mehr so sehr wie die erste. Sie ist nur noch Begleiterscheinung allgemeinen Verhaltens, Ärgernis und gerechte Strafe.
Verschiedene R-Faktoren (png)
Es ist eine gute und auf der Hand liegende, aber leider zu spät kommende Idee, die Berechnung der R-Faktoren nicht aus Viertagesblöcken [1] abzuleiten, weil man der Meinung ist, die mittlere Inkubationszeit sei vier Tage, sondern aus zwei um vier Tage versetzten Wochenblöcken. Diese glatteren Werte heißen 7-Tage-R-Faktoren, werden ab vorgestern publiziert, wurden wahrscheinlich rückwirkend für vergangene Zeiten berechnet und sind als rote Linie dargestellt. Das vermeidet in Zukunft hoffentlich abrupte Schwankungen.
Das ruhige Dahinplätschern der 7-Tages-R-Faktoren weckt in mir insofern Vertrauen, als sie seit April sehr gut mit meinen blau dargestellten R-Faktoren übereinstimmen, die ich aus dem Vergleich zweier nicht nur um vier Tage, sondern um eine ganze Woche versetzte Wochenblöcke ermittelt habe. Und zwar aus den unkorrigierten gemeldeten Zahlen, nicht aus den genowcasteten. Eine dauerhafte Abweichung in eine Richtung hätte mich auch gewundert, denn durch mäßiges Hin- und Herschieben von Erkrankten ändert man im Mittel nichts.
Wie aber ist dann zu erklären, daß die Zahlen des Robert-Koch-Institutes im März deutlich früher fallen als meine. Der durch die Urlaubsrückkehrer verursachte Berg liegt drei Tage vor meinem, und die bedeutsame 1 wird sogar anderthalb Wochen früher unterschritten. Es liegt wahrscheinlich daran, daß die Infektionsdaten durch Nowcasting weit in die Vergangenheit geschoben wurden. Dadurch wurde die Spitze des Berges, wo der R-Faktor bei 1 liegt, stark vorverlegt und der Anstieg dorthin deutlich steiler. Die Strafe folgte nicht auf dem Fuße, sondern erst am Ende der Kontaktbeschränkungen, als behauptet wurde, der R-Faktor wäre schon zuvor unter 1 gefallen.
Noch trauriger als diese unnötige Verwirrung ist der waagerechte Verlauf der blauen, roten und gelben Linie ab Mitte April, während die auf den Zahlen bis zum 19. April basierende Erwartung gemäß der angepaßten Normalverteilung weiterhin exponentiell fällt. Mit Disziplin hätten wir entlang dieser schwarzen Linie bis zum Muttertag die Epidemie so gut wie überwunden. Ungeduld, Disziplinlosigkeit, Öffnungsdiskussionsorgien und Drängeleien einiger Sparten [2,3] fordern nun nicht nur unnötig Tote, sie richten auch fortgesetzten wirtschaftlichen Schaden an.
[1] Vier Tage sind etwa eine halbe Woche, womit die Wochengängigkeit der gemeldeten und auch der genowcasteten Zahlen sich sehr gut in wöchentlichen Schwankungen der 4-Tages-R-Faktoren niederschlagen kann. In den letzten drei Wochen ist es dadurch geradezu zu einer Resonanzkatastrophe gekommen.
[2] Die gelbe Spitze oberhalb von 2 am 18. Juni ist nicht Teil einer Resonanzkatastrophe sondern das Ergebnis schon vor Corona übler Zustände in der Fleischzerlegungswirtschaft. Der damit verbundene Berg Infizierter erzeugt in den R-Verläufen eine Welle aus zunächst erhöhten Werten, die dann auf unterdurschnittliche fallen, bevor sich wieder Normalität einstellt. Vielleicht führt die erzeugte Angst auf 0,9 und nicht auf langsam steigende Werte um 1 herum.
[3] Der Tönnis-Berg ist überstanden. Die danach fallenden R-Werte haben eingelullt. Im Juli aber wurde klar: Allgemeine Disziplinlosigkeiten von Hedonisten, Fernreisenden, Badegästen, Säufern, Frömmlern, Großfamilien werden die Werte dauerhaft über der Eins halten. Das reicht für eine flache, dauerhafte zweite Welle. Die interessiert mich nicht mehr so sehr wie die erste. Sie ist nur noch Begleiterscheinung allgemeinen Verhaltens, Ärgernis und gerechte Strafe.
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wuerg,
18.05.2020 23:00
Man kann es nicht oft genug wiederholen: Die falschen R-Werte des Robert-Koch-Institutes im Monat März beruhen auf dem Versuch, Erkrankte auf den vermuteten Tag ihrer Infektion statt ihrer Entdeckung vorzudatieren. Ich bin fest davon überzeugt, daß dies übertrieben und vor allem ungleichmäßig erfolgte. Wenn sich der Berg dadurch nur um ein paar Tage nach vorne verschiebt, dann kann man gerne darüber diskutieren, ob der R-Faktor früher sank oder auf einen anderen Tag zu datieren ist. Merkwürdig bleibt aber, daß sich der Berg nicht nur weit verschoben, sondern auch in die Vergangenheit stark gestaucht hat. Es mag sein, daß man in der Anfangszeit die Erkrankten zügiger entdeckte als später, weil im Verlaufe der Zeit immer mehr Menschen mit schwachen Symptomen immer später getestet wurden. Was man aber nicht machen darf: Vor dem sog. Lockdown Tag für Tag von kurzen Verdoppelungszeiten faseln und danach behaupten, der R-Faktor sei bereits zuvor unter 1 gefallen, der Berg also überschritten.
gemeldete Erkrankte blau, genowcastete rot (png)
Das Bild zeigt als blaue Punkte die täglich gemeldeten Zahlen zu den Neuinfektionen und als Linie die Wochenmittelwerte, Grundlage meiner wöchentlichen Zuwachsraten. Die roten Punkte sind die genowcasteten Werte, die sich ständig auch weit in die Vergangenheit hinein ändern. [1] Demzufolge auch deren als Linie dargestellten Wochenmittelwerte, aus denen sich die neuen 7-Tage-R-Werte ergeben. Sie wurden wohl in die Vergangebheit rückgerechnet und ändern sich fortwährend. [2]
Wer meint, aus falsch verstandener wissenschaftlicher Genauigkeit derart hinter der durch täglich publizierte Zahlen erzeugten Erwartung der Menschen zurückfallen zu müssen, sollte sein Vorgehen überdeutlich erläutern oder besser ganz verschweigen, zumindest in einer Zeit, da die Ergebnisse von Journalisten in die Welt gerotzt nur Unverständnis, Hohn und Spott nach sich ziehen. Von Anfang an war mir klar, daß es wie bei der Bildzeitung mit dem Aufzug nicht nur rauf, sondern auch runter geht. Zum Schluß wird kein gutes Haar mehr bleiben. [3]
[1] Robert-Koch-Institut: Tabelle mit Nowcasting-Zahlen zur R-Schätzung. Excel-Tabelle, 08.06.2020. Darin angepaßte Werte der täglich neu Infizierten, unbearbeitet (Spalte B) und geglättet (Spalte E) bis zum 04.06.2020.
[2] Das ist natürlich sehr komfortabel. Man kann heute im Fernsehen mit dramatischen Zahlen Eindruck schinden und morgen sind sie dank Neuberechnung schon wieder aus der Verlaufskurve verschwunden.
[3] 03.06.2020: Das mußte Herr Drosten in den letzten Tagen erleben. Weshalb die Bildzeitung ihn niedermachte, habe ich gar nicht mehr zur Kenntnis genommen. Ich nehme an, es ist ohne Belang.
gemeldete Erkrankte blau, genowcastete rot (png)
Das Bild zeigt als blaue Punkte die täglich gemeldeten Zahlen zu den Neuinfektionen und als Linie die Wochenmittelwerte, Grundlage meiner wöchentlichen Zuwachsraten. Die roten Punkte sind die genowcasteten Werte, die sich ständig auch weit in die Vergangenheit hinein ändern. [1] Demzufolge auch deren als Linie dargestellten Wochenmittelwerte, aus denen sich die neuen 7-Tage-R-Werte ergeben. Sie wurden wohl in die Vergangebheit rückgerechnet und ändern sich fortwährend. [2]
Wer meint, aus falsch verstandener wissenschaftlicher Genauigkeit derart hinter der durch täglich publizierte Zahlen erzeugten Erwartung der Menschen zurückfallen zu müssen, sollte sein Vorgehen überdeutlich erläutern oder besser ganz verschweigen, zumindest in einer Zeit, da die Ergebnisse von Journalisten in die Welt gerotzt nur Unverständnis, Hohn und Spott nach sich ziehen. Von Anfang an war mir klar, daß es wie bei der Bildzeitung mit dem Aufzug nicht nur rauf, sondern auch runter geht. Zum Schluß wird kein gutes Haar mehr bleiben. [3]
[1] Robert-Koch-Institut: Tabelle mit Nowcasting-Zahlen zur R-Schätzung. Excel-Tabelle, 08.06.2020. Darin angepaßte Werte der täglich neu Infizierten, unbearbeitet (Spalte B) und geglättet (Spalte E) bis zum 04.06.2020.
[2] Das ist natürlich sehr komfortabel. Man kann heute im Fernsehen mit dramatischen Zahlen Eindruck schinden und morgen sind sie dank Neuberechnung schon wieder aus der Verlaufskurve verschwunden.
[3] 03.06.2020: Das mußte Herr Drosten in den letzten Tagen erleben. Weshalb die Bildzeitung ihn niedermachte, habe ich gar nicht mehr zur Kenntnis genommen. Ich nehme an, es ist ohne Belang.
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wuerg,
04.06.2020 21:54
Merkwürdigerweise bleiben auch ein paar Kleinigkeiten auch ohne emotionalen Bezug jahrzehntelang im Gedächtnis. So erinnere ich mich aus einem Seminar über stochastische Integration an zweierlei. Zum einen gleichen sich kleine zufällige Störungen im Laufe eines Prozesses nicht unbedingt aus und können sogar Abweichungen in immer die gleiche Richtung bewirken. Zum anderen anderen ist es für die konstengünstige Einhaltung eines Sollwertes vorteilhaft zu wissen, ab welcher Abweichung man gegensteuern sollte. Für letzteres wurden Satelliten angeführt, die bei kleinen Bahnstörungen keinen knappen Treibstoff verpulvern können, man aber aus gleichem Grunde auch rechtzeitig gegensteuern sollte. Warum erwähne ich das? Weil es auch für die Corona-Epidemie gilt.
Ein Beispiel soll ersteres verdeutlichen: Die vernünftige Hälfte der Bevölkerung habe 0,7 und die andere rücksichtslose 1,2 als R-Faktor. Dann sollte man sich nicht vom arithmetischen Mittel 0,95 oder gar dem geometrischen 0,92 einlullen lassen. Schon zu Beginn ist ein höherer Wert anzusetzen, wenn wie zu erwarten die Rücksichtslosen bereits stärker durchseucht sind. In jedem Falle werden sie mit der Zeit stärker als die Vernünftigen betroffen sein. Dann steigt der mittlere R-Faktor. Die Rücksichtslosen nähern sich der Herdenimmunität und reißen die anderen mit.
Zweiteres ist am Verlauf der veröffentlichten R-Faktoren zu sehen, vor allem denen für vier Tage. Sie können mit ihren Schwankungen unmöglich der Realität entsprechen, sofern es für den R-Faktor überhaupt eine gibt. Vor einer Entwarung, vor allem aber Panikmache sollte man also einschätzen können, ob Schwankungen zumindest scheinbar zufälliger Natur sind und sich großenteils wieder ausgleichen oder ob sich ein Trend abzeichnet, dem man im ungünstigen aufstrebenden Falle rechtzeitig begegnen sollte, denn zu spät erfordert das Gegensteuern mehr Aufwand. Und unnötige Tote hat es bis dahin auch gegeben.
Gestern saß bei einem der üblichen Verdächtigen wieder ein als Mathematiker vorgestellter Mitarbeiter des Robert-Koch-Institutes vor einer R-Kurve mit einem dunkel ausgemalten Berg über der Eins. Ich konnte es nicht mitansehen, schaltete um [2] und ärgere mich, nicht schon gestern auf meinen für heute erwarteten und tatsächlich erreichten R-Faktor über 1 hingewiesen zu haben. Es ist nämlich ganz einfach: Mit 797 und 745 waren die Zahlen für den 19. und 20. März recht hoch, zwei Wochen später mit 362 und 353 dagegen sehr niedrig. Dadurch sanken die Wochenmittel vom 22. auf den 24. März um stolze 22 Prozent, wodurch mein w-Wert von 0,81 auf 0,66 fiel. Deshalb ist es ganz normal, wenn eine Woche später diese w-Werte vom 29. auf den 31. März von 0,80 auf 1,03 anziehen, ohne jeden Grund in der Gegenwart oder der nahen Vergangenheit.
Daß dies passieren kann, war mir von Anfang an klar und ist ständig zu beobachten, denn es liegt in der Natur der einfachen Division von grob gewichteten Mittelwerten, daß ein Knick nach unten später einen nach oben nach sich ziehen kann, sofern er nicht bereits vorausgegangen ist. Man könnte die Werte glätten und sich so der vermeintlichen Realität des R-Faktors nähern. Was aber machen das Robert-Koch-Institut und die dramatisierenden Medien? Sie publizieren und kolportieren den alten 4-Tage-R-Wert, der naturgemäß drei Tage früher am 28. März eine noch brutalere Spitze von 1,08 aufweist. Wessen Augen allerdings nicht nur der Wimpernverlängerung dienen, kann dem Kurvenverlauf weitgehend entnehmen, ob eine rein rechnerische Schwankung oder ein echter Trend vorliegt. Und der heißt derzeit im Börsen-Jargon: Anhaltene Seitwärtsbewegung. Das ist traurig genug.
[1] In den letzen drei Wochen lag der sog. 4-Tage-R-Wert mehrfach über der Eins-Linie. Das allein ist noch kein zwingender Grund gegenzusteuern, da er zumeist nicht der Realität entspricht und im Mittel immer noch unter eins liegt. Es wäre aber ganz unabhängig davon sinnvoll, die diese hohen Werte tragenden Disziplinlosen in die Schranken zu weisen, damit die Epidemie schnell beendet wird und wir die Masken abnehmen können.
[2] Da das Kleinhirn recht schnell ist, drängte sich beim Anblick der saturierten Diskutanten vor der dramatisierenden Kurve der Gedanke auf, man würde bereits morbiden Gefallen daran finden, mit der R-Kurve gelegentlich einen kurzen Blick in das Reich des Todes werfen zu können. Und die Betonung des nun als Physiker bezeichneten Mathematikers, er habe durchaus Meinungsverschiedenheiten mit Herrn Wieler, die zu entwickeln aber auch ein Promotionsziel seiner Mitarbeiter sei, ließ in mir den Ekel der letzten Monate wieder aufsteigen, in denen jedes fehlerhafte Ergebnis als wertvoller Beitrag zu einem wissenschaftlichen Diskurs gerechtfertigt wurde. Ich muß Herrn Lesch widersprechen: Die sich in Zeiten der Epidemie ausbreitenden Analysen, Studien und Auffassungen belegen nicht die Überlegenheit der Wissenschaft, sondern beschädigen mit zunehmend unredlichen Ergebnissen deren Glaubwürdigkeit.
Ein Beispiel soll ersteres verdeutlichen: Die vernünftige Hälfte der Bevölkerung habe 0,7 und die andere rücksichtslose 1,2 als R-Faktor. Dann sollte man sich nicht vom arithmetischen Mittel 0,95 oder gar dem geometrischen 0,92 einlullen lassen. Schon zu Beginn ist ein höherer Wert anzusetzen, wenn wie zu erwarten die Rücksichtslosen bereits stärker durchseucht sind. In jedem Falle werden sie mit der Zeit stärker als die Vernünftigen betroffen sein. Dann steigt der mittlere R-Faktor. Die Rücksichtslosen nähern sich der Herdenimmunität und reißen die anderen mit.
Zweiteres ist am Verlauf der veröffentlichten R-Faktoren zu sehen, vor allem denen für vier Tage. Sie können mit ihren Schwankungen unmöglich der Realität entsprechen, sofern es für den R-Faktor überhaupt eine gibt. Vor einer Entwarung, vor allem aber Panikmache sollte man also einschätzen können, ob Schwankungen zumindest scheinbar zufälliger Natur sind und sich großenteils wieder ausgleichen oder ob sich ein Trend abzeichnet, dem man im ungünstigen aufstrebenden Falle rechtzeitig begegnen sollte, denn zu spät erfordert das Gegensteuern mehr Aufwand. Und unnötige Tote hat es bis dahin auch gegeben.
Gestern saß bei einem der üblichen Verdächtigen wieder ein als Mathematiker vorgestellter Mitarbeiter des Robert-Koch-Institutes vor einer R-Kurve mit einem dunkel ausgemalten Berg über der Eins. Ich konnte es nicht mitansehen, schaltete um [2] und ärgere mich, nicht schon gestern auf meinen für heute erwarteten und tatsächlich erreichten R-Faktor über 1 hingewiesen zu haben. Es ist nämlich ganz einfach: Mit 797 und 745 waren die Zahlen für den 19. und 20. März recht hoch, zwei Wochen später mit 362 und 353 dagegen sehr niedrig. Dadurch sanken die Wochenmittel vom 22. auf den 24. März um stolze 22 Prozent, wodurch mein w-Wert von 0,81 auf 0,66 fiel. Deshalb ist es ganz normal, wenn eine Woche später diese w-Werte vom 29. auf den 31. März von 0,80 auf 1,03 anziehen, ohne jeden Grund in der Gegenwart oder der nahen Vergangenheit.
Daß dies passieren kann, war mir von Anfang an klar und ist ständig zu beobachten, denn es liegt in der Natur der einfachen Division von grob gewichteten Mittelwerten, daß ein Knick nach unten später einen nach oben nach sich ziehen kann, sofern er nicht bereits vorausgegangen ist. Man könnte die Werte glätten und sich so der vermeintlichen Realität des R-Faktors nähern. Was aber machen das Robert-Koch-Institut und die dramatisierenden Medien? Sie publizieren und kolportieren den alten 4-Tage-R-Wert, der naturgemäß drei Tage früher am 28. März eine noch brutalere Spitze von 1,08 aufweist. Wessen Augen allerdings nicht nur der Wimpernverlängerung dienen, kann dem Kurvenverlauf weitgehend entnehmen, ob eine rein rechnerische Schwankung oder ein echter Trend vorliegt. Und der heißt derzeit im Börsen-Jargon: Anhaltene Seitwärtsbewegung. Das ist traurig genug.
[1] In den letzen drei Wochen lag der sog. 4-Tage-R-Wert mehrfach über der Eins-Linie. Das allein ist noch kein zwingender Grund gegenzusteuern, da er zumeist nicht der Realität entspricht und im Mittel immer noch unter eins liegt. Es wäre aber ganz unabhängig davon sinnvoll, die diese hohen Werte tragenden Disziplinlosen in die Schranken zu weisen, damit die Epidemie schnell beendet wird und wir die Masken abnehmen können.
[2] Da das Kleinhirn recht schnell ist, drängte sich beim Anblick der saturierten Diskutanten vor der dramatisierenden Kurve der Gedanke auf, man würde bereits morbiden Gefallen daran finden, mit der R-Kurve gelegentlich einen kurzen Blick in das Reich des Todes werfen zu können. Und die Betonung des nun als Physiker bezeichneten Mathematikers, er habe durchaus Meinungsverschiedenheiten mit Herrn Wieler, die zu entwickeln aber auch ein Promotionsziel seiner Mitarbeiter sei, ließ in mir den Ekel der letzten Monate wieder aufsteigen, in denen jedes fehlerhafte Ergebnis als wertvoller Beitrag zu einem wissenschaftlichen Diskurs gerechtfertigt wurde. Ich muß Herrn Lesch widersprechen: Die sich in Zeiten der Epidemie ausbreitenden Analysen, Studien und Auffassungen belegen nicht die Überlegenheit der Wissenschaft, sondern beschädigen mit zunehmend unredlichen Ergebnissen deren Glaubwürdigkeit.
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wuerg,
06.06.2020 01:59
Nachdem vor ein paar Tagen das R-Gespenst über der Eins durch die Medien getrieben wurde, ist der R-Wert heute auf 0,62 gefallen. Von dreimaligem Fall in Folge und sogar Absturz ist zu lesen. Wie blöd muß man sein, um solche Schwankungen nicht zu erwarten und immer wieder überrascht zu berichten?
[1] Robert-Koch-Institut: Tabelle mit Nowcasting-Zahlen zur R-Schätzung. Excel-Tabelle, 08.06.2020.
i n(i) v(i) q(i) r(i) 19 797 2235 1,28 0,87 20 745 2397 1,02 0,91 21 460 2515 0,76 0,92 22 638 2640 0,71 0,79 Sa 23 431 2274 0,57 0,82 So 24 289 1818 0,63 0,74 25 432 1790 1,04 0,80 26 362 1514 1,23 0,92 27 353 1436 1,40 1,00 28 741 1888 1,46 1,08 29 738 2194 0,83 0,94 Sa 30 286 2118 0,54 0,82 So 31 333 2098 0,60 0,68 32 213 1570 0,69 0,68 33 342 1174 34 394 1282 35 507 1456Die Tabelle zeigt die Zahl n(i) der neu Erkrankten zum i-ten Mai, deren Viertages-Summen v(i)=n(i)+n(i−1)+n(i−2)+n(i−3), die Quotienten q(i)=v(i+3)/v(i−1) zweier aufeinanderfolgender Blöcke und den Viertages-R-Wert r(i) des Robert-Koch-Institutes. Hohe Werte sind rot, niedrige grün dargestellt. Sie treten bei den neu Erkrankten gerne im Wechsel alle vier Tage, als Folge in den Viertagesblöcken und schließlich in den Quotienten auf. Die R-Werte des Robert-Koch-Institutes bewegen sich weitgehend synchron, schwanken aber weniger, weil sie auf zuvor geglätteten Anzahlen beruhen. [1] Und da sich das alles in der Nähe der Eins abspielt, kommt es abwechselnd zu Befürchtungen und Entspannung. Um einen dummen Zufall handelt es sich leider nicht. Der trotz aller Wochenendarbeit sich durchsetzende Stiefel erzeugt einen regelmäßigen Wochenverlauf. Dessen Periode von sieben Tagen ist wegen 7/2≈4 gut geeignet, einen auf Viertagesblöcken beruhenden R-Wert kräftig ins Schwanken zu bringen. Das überrascht keinen, der jemals Zahlenkolonnen mit periodischem Verlauf verarbeiten mußte. Im Robert-Koch-Institut war das vor Corona wohl nicht der Fall.
[1] Robert-Koch-Institut: Tabelle mit Nowcasting-Zahlen zur R-Schätzung. Excel-Tabelle, 08.06.2020.
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wuerg,
20.06.2020 23:21
Vor zwei Wochen erläuterte ich, warum der „effektive“ 4-Tages-R-Wert enormen Schwankungen unterliegt und man recht naiven Gemütes sein muß, um in ihm den Verlauf der wirklichen Nettoreproduktionszahl zu sehen. Zwischenzeitlich ist es zu extremen Ausschlägen gekommen. Der Wert lag in den letzten drei Wochen mehrfach unter 0,8 bzw. über 1,2. Obwohl meine R-Werte nicht auf geglätteten Zahlen, sondern einfach auf den gemeldeten beruhen, verlaufen sie viel ebenmäßiger. Einzelne Spitzen nach oben oder unten sind schnell als Folge von zu geringen oder erhöhten Tageszahlen zu erkennen.
Deshalb irritierte mich kurzzeitig, daß auch meine w-Werte in den letzten zwei Tagen mächtig anzogen und 1,3 überstiegen, was einem R-Wert von 1,16 entspricht. Und wenn morgen mehr als 175 neu Erkrankte gemeldet werden, dann wird dieser Wert noch steigen. [1] Ein zweiter Blick spricht meine Werte frei. Sie entsprechen der Realität: In den letzten drei Wochen haben sich 2482, 2344 und 3113 Menschen in Deutschland neu angesteckt. Einem im Vergleich zu letztem Monat bereits bescheidenen Rückgang folgte nun ein deutlicher Zuwachs, der nur zum Teil den Dreckspatzen bei Tönnies zugeschrieben werden kann. Vielmehr macht ein Verbund aus Uneinsichtigen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen und Hessen zusammen mit den Hedonisten unserer Hauptstadt die Bemühungen und Disziplin der überwältigenden Mehrheit zunichte.
Ich werde es wohl nicht mehr erleben, daß die Normalbevölkerung nicht nur die Nase rümpft und die eine oder andere verächtliche Bemerkung abläßt, sondern sich effektiv gegen Asoziale zur Wehr setzt. Corona zeigt uns, daß dies nicht immer übertriebe Härte und herzloser Egoismus ist, denn von sich durchseuchenden Minderheiten geht eine echte Gefahr aus. Saturierte Gutmenschen mögen sich damit trösten, daß es ja nur einige kleine Gruppen betrifft, die von ihnen sogar noch als unterprivilegiert bemitleidet werden. Doch wenn sie nicht in den Griff zu bekommen sind und notfalls eingezäunt werden, dann sind letztlich alle dran. Es reicht nicht, wenn die Vernünftigen einen R-Wert von 0,8 unterschreiten, solange sich inmmitten der Zivilisation Subkulturen mit 1,2 tummeln. [2]
[1] Mit 687 wurden es sehr viele, vor allem für einen Samstag, da viele Gesundheitsämter das Sabbatgebot beachten, kein einziger verstarb, aber einer von den Toten auferstand.
[2] Das ist nicht ganz korrekt ausgedrückt, denn man kann Subkulturen den R‑Wert nicht runterprügeln. Gemeint ist genauer gesagt: Es darf in Subkulturen mit zu hohem R-Wert nur wenige Infizierte geben, möglichst ohne Kontakt zur vernünftigen Bevölkerungsmehrheit. Auch die hätte wieder einen hohen R‑Wert, selbst wenn Corona so gut wie ausgerottet wäre und alle Schutzmaßnahmen wieder entfielen, denn Rₜ und R₀ sind die Anzahlen derer, die ein Infizierter ansteckt bzw. anstecken möchte. Sie verschwinden nicht gegen 0, weil die Krankheit ausgerottet ist. Für Pocken gilt immer noch R₀≈6. Und auch Rₜ könnte bei 5 liegen, weil nach Wegfall der Impfung kaum noch einer immun ist.
Deshalb irritierte mich kurzzeitig, daß auch meine w-Werte in den letzten zwei Tagen mächtig anzogen und 1,3 überstiegen, was einem R-Wert von 1,16 entspricht. Und wenn morgen mehr als 175 neu Erkrankte gemeldet werden, dann wird dieser Wert noch steigen. [1] Ein zweiter Blick spricht meine Werte frei. Sie entsprechen der Realität: In den letzten drei Wochen haben sich 2482, 2344 und 3113 Menschen in Deutschland neu angesteckt. Einem im Vergleich zu letztem Monat bereits bescheidenen Rückgang folgte nun ein deutlicher Zuwachs, der nur zum Teil den Dreckspatzen bei Tönnies zugeschrieben werden kann. Vielmehr macht ein Verbund aus Uneinsichtigen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen und Hessen zusammen mit den Hedonisten unserer Hauptstadt die Bemühungen und Disziplin der überwältigenden Mehrheit zunichte.
Ich werde es wohl nicht mehr erleben, daß die Normalbevölkerung nicht nur die Nase rümpft und die eine oder andere verächtliche Bemerkung abläßt, sondern sich effektiv gegen Asoziale zur Wehr setzt. Corona zeigt uns, daß dies nicht immer übertriebe Härte und herzloser Egoismus ist, denn von sich durchseuchenden Minderheiten geht eine echte Gefahr aus. Saturierte Gutmenschen mögen sich damit trösten, daß es ja nur einige kleine Gruppen betrifft, die von ihnen sogar noch als unterprivilegiert bemitleidet werden. Doch wenn sie nicht in den Griff zu bekommen sind und notfalls eingezäunt werden, dann sind letztlich alle dran. Es reicht nicht, wenn die Vernünftigen einen R-Wert von 0,8 unterschreiten, solange sich inmmitten der Zivilisation Subkulturen mit 1,2 tummeln. [2]
[1] Mit 687 wurden es sehr viele, vor allem für einen Samstag, da viele Gesundheitsämter das Sabbatgebot beachten, kein einziger verstarb, aber einer von den Toten auferstand.
[2] Das ist nicht ganz korrekt ausgedrückt, denn man kann Subkulturen den R‑Wert nicht runterprügeln. Gemeint ist genauer gesagt: Es darf in Subkulturen mit zu hohem R-Wert nur wenige Infizierte geben, möglichst ohne Kontakt zur vernünftigen Bevölkerungsmehrheit. Auch die hätte wieder einen hohen R‑Wert, selbst wenn Corona so gut wie ausgerottet wäre und alle Schutzmaßnahmen wieder entfielen, denn Rₜ und R₀ sind die Anzahlen derer, die ein Infizierter ansteckt bzw. anstecken möchte. Sie verschwinden nicht gegen 0, weil die Krankheit ausgerottet ist. Für Pocken gilt immer noch R₀≈6. Und auch Rₜ könnte bei 5 liegen, weil nach Wegfall der Impfung kaum noch einer immun ist.
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wuerg,
25.06.2020 01:40
Unsere Qualitätsjournalisten sind nicht nur überwältigt, wenn ein stark steigender R-Wert vermeldet werden kann, sondern sind oder tun auch überrascht, wenn er plötzlich fällt, wie heute der 4-Tage-R-Wert von 2,02 auf 0,72. Zwar wird gelegentlich erwähnt, daß dieser Wert den Zustand vor vier Tagen beschreibt, doch hat man wohl nichts dagegen, daß die meisten Leser darin aktuelle bare Münze sehen. Unschuldig daran ist auch nicht das Robert-Koch-Institut, das mit immer gleichen Wendungen die Realitätsnähe ihrer R-Werte relativiert, sie dann vier bzw. fünf Tage in die Vergangenheit verschoben in eine Excel-Tabelle einträgt, deren Werte täglich angepaßt werden, aber ihre R-Werte dennoch jeden Tag rausposaunt. So wurden die am gestrigen 23.06. verkündeten 2,02 zum 19.06. eingetragen und sind schon heute auf 1,9 gesunken.
Es spricht nichts dagegen, die Vergangenheit mit fortschreitender Gegenwart besser beziffern zu wollen. Nur sollte man das nicht als aktuelle Zustandsbeschreibungen ausgeben. Wenn die verkündeten R-Werte nur die Vergangenheit beschreiben, sollte doch keiner überrascht sein, sofern er die Nachrichten, besser die Zahlen der letzten Woche verfolgt hat. Wenn die Anzahl der neu positiv Getesteten um 290 dümpelte, dann vier Tage lang auf 650 stieg und danach wieder auf 540 fiel, ist es doch nicht verwunderlich, wenn der Viertagewert binnen weniger Tage über 2 steigt und danach genauso schnell wieder auf 0,8 fällt. Sollte sich alles wieder normalisieren, so wird es wieder Richtung 1 gehen.
Zwar ist es ein Rückschlag, wenn ein bedeutender, aber dennoch lokaler Ausbruch die R-Werte kurzzeitig hochtreibt und ein paar Dutzend Tote kostet, doch ist es langfristig entscheidend, daß der R-Wert im Mittel möglichst deutlich unter 1 liegt. Das ist derzeit auch ohne Fleischbetriebe und Wohnbunker nicht der Fall. Vielmehr scheinen die Werte langsam zu steigen. Und davon lenken die aktuellen Ausbrüche ab. Sie lassen die Menschen glauben, daß mit ihrer Eindämmung alles getan und danach wieder gut ist.
Es spricht nichts dagegen, die Vergangenheit mit fortschreitender Gegenwart besser beziffern zu wollen. Nur sollte man das nicht als aktuelle Zustandsbeschreibungen ausgeben. Wenn die verkündeten R-Werte nur die Vergangenheit beschreiben, sollte doch keiner überrascht sein, sofern er die Nachrichten, besser die Zahlen der letzten Woche verfolgt hat. Wenn die Anzahl der neu positiv Getesteten um 290 dümpelte, dann vier Tage lang auf 650 stieg und danach wieder auf 540 fiel, ist es doch nicht verwunderlich, wenn der Viertagewert binnen weniger Tage über 2 steigt und danach genauso schnell wieder auf 0,8 fällt. Sollte sich alles wieder normalisieren, so wird es wieder Richtung 1 gehen.
Zwar ist es ein Rückschlag, wenn ein bedeutender, aber dennoch lokaler Ausbruch die R-Werte kurzzeitig hochtreibt und ein paar Dutzend Tote kostet, doch ist es langfristig entscheidend, daß der R-Wert im Mittel möglichst deutlich unter 1 liegt. Das ist derzeit auch ohne Fleischbetriebe und Wohnbunker nicht der Fall. Vielmehr scheinen die Werte langsam zu steigen. Und davon lenken die aktuellen Ausbrüche ab. Sie lassen die Menschen glauben, daß mit ihrer Eindämmung alles getan und danach wieder gut ist.
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wuerg,
26.06.2020 01:30
Die am 23. und 24. Juni verkündeten und zum 19. bzw. 20. Juni notierten Viertages-R-Werte von 2,02 bzw. 0,72 haben mich nicht ruhen lassen. Natürlich ist ein solcher Sprung möglich, nur sehe ich keine Zahlen, die ihn rechtfertigen. Wie hoch müßten die täglichen Zahlen sein und wie stark schwanken? Dazu betrachte ich die nichtnegativen Anzahlen a,b,…,i positiv Getesteter an den neun Tagen vor der Verkündigung eines Abfalles der Viertageszuwächse von x auf y. Löst man
x = (e+f+g+h) / (a+b+c+d) und y = (f+g+h+i) / (b+c+d+e)
nach f+g+h auf und setzt sie gleich, ergibt sich
e = (xa+(x−y)(b+c+d)+i) / (1+y)
Bei genauerem Hinsehen behauptet das Robert-Koch-Institut für seine Viertages-R-Werte nur, daß sie mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 1,53 und 2,41 bzw. 0,56 und 0,91 liegen, weshalb ich die minimale Sprungweite von x=1,53 nach y=0,91 ansetze und so mit mindestens 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit
e ≥ 0,801a+0,324(b+c+d)+0,523i > 1158
für den 19. Juni erhalte, an dem aber nur 601 erreicht wurden. Selbst wenn ich e auf den 18. Juni mit den Maximalwert 770 der letzten Wochen lege, wären immer noch 839 zu übertreffen. [1]
Wie können also die extremen Werte x=2,02 und y=0,72 des Robert-Koch-Institutes erklärt werden, ohne die geringe Wahrscheinlichkeit in Anspruch zu nehmen, gleich zweimal das Prädiktionsintervall von 95 Prozent zu verlassen? Ich habe keine Lust, die Anleitung zu studieren, in der die Bildung der Viertages-R-Werte beschrieben wird, und gehe einfach davon aus, daß es an den sich täglich ändernden Zahlen a bis i liegt. Das Bestreben, Altfälle auf das Infektionsdatum zu legen und dies bei neuen zu schätzen, sollte eigentlich die R-Werte der Realität nähern, insbesondere also glätten. Doch angesichts des erstmaligen Auftretens eines kurzen und gemessen am Grundrauschen recht hohen Berges hat das Nowcasting wohl einfach versagt. [2]
[1] Warum habe ich eine Abschätzung für e gewält? Weil e der Wert ist, der bei der Berechnung der beiden R-Werte vom Zähler in den Nenner wandert und deshalb den größten Einfluß auf die Sprungweite hat. Diese Übergewichtung von e im Vergleich zu den anderen ist aber weniger bedenklich als der nur halb so große Einfluß der Randwerte a und i, während die übrigen nur als Summen b+c+d bzw. f+g+h zur Abfederung beitragen. Um durch a, e und i verursachte Sprünge zu mildern, wären zum Rand hin abfallende Gewichte sinnvoll, vor allem über mehr als vier Tage.
[2] Es ist nun ein Tag vergangen. Der 4-Tage-Wert ist mit 0,57 immer noch im Keller, weil ein kurzer steiler Berg nicht nur eine überbewertete steigende Flanke hat, sondern auch eine fallende. Sein Maximum der letzten Tage hatte der 4-Tage-Wert mit 2,88 am 21. Juni erreicht. Einen Tag lang stand es zum 17. Juni in der Tabelle, wurde zwischenzeitlich auf 2,04 herabgestuft und liegt nun einen Tag vor dem neuen Gipfel mit 2,26 am 18. Juni. Morgen werden die Werte wieder andere sein. Eine schöne Methode, täglich zu dramatisieren und gleichzeitig vor der Geschichte mit halbwegs moderaten Werten zu glänzen.
x = (e+f+g+h) / (a+b+c+d) und y = (f+g+h+i) / (b+c+d+e)
nach f+g+h auf und setzt sie gleich, ergibt sich
e = (xa+(x−y)(b+c+d)+i) / (1+y)
Bei genauerem Hinsehen behauptet das Robert-Koch-Institut für seine Viertages-R-Werte nur, daß sie mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 1,53 und 2,41 bzw. 0,56 und 0,91 liegen, weshalb ich die minimale Sprungweite von x=1,53 nach y=0,91 ansetze und so mit mindestens 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit
e ≥ 0,801a+0,324(b+c+d)+0,523i > 1158
für den 19. Juni erhalte, an dem aber nur 601 erreicht wurden. Selbst wenn ich e auf den 18. Juni mit den Maximalwert 770 der letzten Wochen lege, wären immer noch 839 zu übertreffen. [1]
Wie können also die extremen Werte x=2,02 und y=0,72 des Robert-Koch-Institutes erklärt werden, ohne die geringe Wahrscheinlichkeit in Anspruch zu nehmen, gleich zweimal das Prädiktionsintervall von 95 Prozent zu verlassen? Ich habe keine Lust, die Anleitung zu studieren, in der die Bildung der Viertages-R-Werte beschrieben wird, und gehe einfach davon aus, daß es an den sich täglich ändernden Zahlen a bis i liegt. Das Bestreben, Altfälle auf das Infektionsdatum zu legen und dies bei neuen zu schätzen, sollte eigentlich die R-Werte der Realität nähern, insbesondere also glätten. Doch angesichts des erstmaligen Auftretens eines kurzen und gemessen am Grundrauschen recht hohen Berges hat das Nowcasting wohl einfach versagt. [2]
[1] Warum habe ich eine Abschätzung für e gewält? Weil e der Wert ist, der bei der Berechnung der beiden R-Werte vom Zähler in den Nenner wandert und deshalb den größten Einfluß auf die Sprungweite hat. Diese Übergewichtung von e im Vergleich zu den anderen ist aber weniger bedenklich als der nur halb so große Einfluß der Randwerte a und i, während die übrigen nur als Summen b+c+d bzw. f+g+h zur Abfederung beitragen. Um durch a, e und i verursachte Sprünge zu mildern, wären zum Rand hin abfallende Gewichte sinnvoll, vor allem über mehr als vier Tage.
[2] Es ist nun ein Tag vergangen. Der 4-Tage-Wert ist mit 0,57 immer noch im Keller, weil ein kurzer steiler Berg nicht nur eine überbewertete steigende Flanke hat, sondern auch eine fallende. Sein Maximum der letzten Tage hatte der 4-Tage-Wert mit 2,88 am 21. Juni erreicht. Einen Tag lang stand es zum 17. Juni in der Tabelle, wurde zwischenzeitlich auf 2,04 herabgestuft und liegt nun einen Tag vor dem neuen Gipfel mit 2,26 am 18. Juni. Morgen werden die Werte wieder andere sein. Eine schöne Methode, täglich zu dramatisieren und gleichzeitig vor der Geschichte mit halbwegs moderaten Werten zu glänzen.
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wuerg,
09.07.2020 18:07
Kaum hat der 4-Tage-R-Wert die Marke von 0,7 erreicht, schon „bewegen wir uns auf einen neuen Tiefstand zu“. Wo soll der liegen? Unterhalb der 0,56 vom 26. Juni? Nach der Tönnies-Dramatik nun zurück in eine schöne Welt der Keimfreiheit? Ich erwarte eine Steigerung der verschiedenen R-Werte auf 0,96 binnen einer Woche. [1] Meine Überlegung ist recht einfach: Vor einem Monat hatten wir bei einem R-Wert von etwa 0,98 täglich 350 Neuerkrankungen. Für diese Woche wären „nur“ noch 300 zu erwarten gewesen. Realistisch erscheinen mir etwas mehr, nämlich 400 an Wochentagen und 200 am Samstag und am Sonntag. Dann steigt der R-Wert binnen einer Woche von 0,89 auf 0,96 an. Wahrscheinlich wird sich Tönnies nur als dreiwöchige Verzögerung mit 2000 Kranken und 20 Toten mittleren Alters erweisen. [2] Bestenfalls steckt die Angst nun tief genug, die beständige R-Wert-Steigerung aufzuhalten.
[1] 17.07.2020: Eine Woche ist um, und das Tiefstandgelaber könnte wieder von Höhenangst abgelöst werden. Der heute vermeldete R-Wert für sieben Tage liegt bei 1,20 und der für vier Tage sogar bei 1,25. Meinen Wert von 1,04 halte ich für realistischer. Und das ist nicht mehr Tönnies zuzurechnen, sondern Ausdruck einer allgemeinen Entwicklung, verursacht von Dreckschweinen, die sich im Schatten lokaler Ausbrüche sulen.
[2] Drei Wochen Verzögerung bedeuten letztlich 7000 Erkrankte mehr, weshalb ich Tönnies und andere nordrhein-westfälische Umtriebe mit 9000 beziffern möchte, die vielleicht 200 Tote nach sich ziehen. Weiter so, liebe Hedonisten, Frömmler, Freiluftsäufer!
[1] 17.07.2020: Eine Woche ist um, und das Tiefstandgelaber könnte wieder von Höhenangst abgelöst werden. Der heute vermeldete R-Wert für sieben Tage liegt bei 1,20 und der für vier Tage sogar bei 1,25. Meinen Wert von 1,04 halte ich für realistischer. Und das ist nicht mehr Tönnies zuzurechnen, sondern Ausdruck einer allgemeinen Entwicklung, verursacht von Dreckschweinen, die sich im Schatten lokaler Ausbrüche sulen.
[2] Drei Wochen Verzögerung bedeuten letztlich 7000 Erkrankte mehr, weshalb ich Tönnies und andere nordrhein-westfälische Umtriebe mit 9000 beziffern möchte, die vielleicht 200 Tote nach sich ziehen. Weiter so, liebe Hedonisten, Frömmler, Freiluftsäufer!
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wuerg,
18.07.2020 01:47
Immer wieder schwanken die R-Werte unnatürlich stark, werden aber vom Robert-Koch-Institut dennoch täglich herausposaunt, gleichwohl sie sich auf ein Datum beziehen, das vier bzw. fünf Tage zurückliegt, und im Laufe der Zeit noch korrigiert werden. Kaum Schwierigkeiten gäbe es, wenn statt der stark schwankenden und fehlerhaften Tageszahlen eine recht glatte reelle Funktion n in der Zeit vorläge. Dann gäbe die logarithmische Ableitung l(d)=n'(d)/n(d) gute Auskunft über das Wachstum. Leider hat man sich stattdessen für die daraus abgeleitete Reproduktionszahl R(d)=exp(4·l(d)) mit dem Beliebigkeitsfaktor 4 entschieden, weil ohne verläßlichen Beleg angenommen wird, die Krankheit würde in vier Tagen weitergegeben. [1]
Das Robert-Koch-Institut versucht, die Anzahl der neuen Infektionen n(d) zu glätten. Das gelingt aber nur mangelhaft, weshalb die Ableitung n'(d) und damit die „effektiven“ Vier- bzw. Siebentageswerte stark schwanken und selbst ein nur vage existierendes „wahres“ R schlecht nähern. Die schlichten Berechnungsmethoden tragen im Vergleich zu den Unregelmäßigkeiten nur wenig zur Abweichung bei. Zur Verdeutlichung habe ich versucht, die Realität der Monate Mai bis Juli einigermaßen glatt zu modellieren.
R-Wert-Entwicklung am fiktiven Tönnies-Berg (png)
Das Bild zeigt drei schwarze Verläufe. Eine stark mit einer Halbwertszeit von 6,2 Tagen fallende exponentielle Linie, die den R-Faktor zu Tönnies und Umgebung nähern soll. [2] Eine weitere mit einer Verdoppelungszeit von 217 Tagen kaum sichtbar exponentiell steigende schwarze Linie steht für den Rest Deutschlands. Aus beiden ergibt sich die wellenförmige Linie als Gesamtwert. [3] Es liegt also in der Natur der Sache, daß bei einem lokalen Ausbruch größeren Ausmaßes die R-Werte zunächst ansteigen, danach unter die Normallinie fallen, um sich ihr letztlich wieder zu nähern.
Die gelbe Linie zeigt den sich ergebenden Vier- und die rote den Siebentageswert nach der Methode des Robert-Koch-Institutes, die blaue meine Berechnung. Alle verhalten sich wie Rennfahrer und schneiden die Kurven. [4] Am Schnittpunkt der schwarzen Linien ist zu erkennen, daß die farbigen nachlaufen. Die gelbe und die blaue um einen halben, die rote um einen ganzen Tag. [5] Alle drei Linien verlaufen zufriedenstellend. Das Schneiden der Kurven nimmt sogar einen Funken Dramatik aus der Sache. Meine Kritik setzt daher und schon immer an einer anderen Stelle an, nämlich beim Einfluß von Ungleichmäßigkeiten auf den Verlauf der drei berechneten Werte. Dazu habe ich die Ebenmäßigkeit an zwei Stellen verletzt und am 16. Mai 100 Erkranke zugeschlagen, die ich am 17. wieder ausgeglichen habe. Das erzeugt Zacken im Verlauf, weil die Störung zunächst durch den Zähler und später durch den Nenner wandert.
Ich sehe meine blauen Werte als Sieger, auch wenn zum Ausgleich der kleinen Spitze sieben Tage zuvor und danach je eine in die andere Richtung auftritt. [6] Bei den gelben Viertageswerten ist es ähnlich. Nur ist der Ausschlag deutlich stärker und wird schon im Abstand von vier Tagen ausgeglichen. Die roten Siebentageswerte sind im Volumen nicht schlechter als meine. Es entsteht aber ein Zentralkrater, weil in der Mitte die Störstelle sowohl im Zähler als auch im Nenner addiert wird. Deshalb gefallen mir meine Werte etwas besser, die Viertageswerte fallen durch.
Wie man im ebenmäßigen Teil des Verlaufes sieht, können selbst die Viertageswerte sehr genau sein. Außerdem ragen sie nicht 6 bzw. 7, sondern nur 4 Tage in die Vergangenheit und lassen so die Gegenwart besser erahnen. Das Robert-Koch-Institut wollte die durch Schwankungen, Störungen, Meldeverzüge und Wochenverlauf verursachten Zuckungen der Viertageswerte durch Glättung und Rückdatierung auf den vermuteten Ansteckungszeitpunkt mildern. Das scheiterte. [7] Leider gibt es keine wohldefinierten wahren R-Werte. [8] Die näherungsweise Vorstellung von ihnen liegt aber sicherlich in mehr als einem von 20 Tagen außerhalb des 95-prozentigen Prädiktionsintervalls. Heute wird 1,06 als Untergrenze für den Siebentageswert von 1,20 angegeben. Meines Erachtens liegt der wahre Wert trotz aller Disziplinlosigkeiten noch knapp darunter.
[1] In einem früheren Bild ist der Verlauf von lnλ dargestellt, was nur durch die tagesweise Diskretisierung von l abweicht. Schon dort hatte ich R≈λ^4 erwähnt, womit R=exp(4·l) nicht überrascht und erneut belegt, weshalb die Ausgleichsgerade durch lnλ Maximumslage und Breite einer Normalverteilung angibt, die gut durch die realen Werte n(d) verläuft. So konnte schon Ende März der Höhepunkt recht genau vorhergesagt werden, der jedoch im Einvernehmen von Politik und Virologie unter Betonung „weiterhin steigender Zahlen“ verschwiegen wurde. Das diskreditierte zwar die „Wissenschaft“, verhinderte aber sofortige Öffnungsdiskussionsorgien.
[2] Daß die Linie praktisch aus dem Unendlichen kommt, widerspricht nur augenscheinlich oder bei naiver Sichtweise der Realität. Schließlich handelt es sich um ein kontinuierliches Modell. So haben sich bei Tönnies am 31. Mai 0,10 angesteckt, und dank eines R-Faktors von 13,6 am 1. Juni bereits 0,19. Das ist nicht nur unproblematisch, sondern auch konsequenter als Nullen anzusetzen. Weniger ins Auge springt der gleiche Scheinwiderspruch Ende Juli, wo der R-Faktor bei Tönnies fast auf 0 absackt.
[3] Mit welchen Gewichten sich aus den beiden R-Werten ein mittlerer ergibt, hängt natürlich davon ab, welches Ausmaß an Erkrankten die beiden Gruppen beisteuern. Für Tönnies ist eine Normalverteilung mit einer Spitze von 300 am 23. Juni und einer Streuung von 6 Tagen angesetzt, für den Rest Deutschlands ebenfalls 300 am 2. Juli, wo der täglich um 3 Promille steigende R-Faktor die Eins-Linie überquert.
[4] Für diese schlichte Erkenntnis benötigt man natürlich keine Modellrechnung. Es reicht ein Blick auf die Berechnung aus Quotienten von Vier- bzw. Siebentagesblöcken. Da meine Werte auf insgesamt 14 Tagen beruhen, schneiden sie die Kurve am stärksten.
[5] Die Vorwoche liegt im Mittel (1+7)/2=4 Tage zurück, die Vorvorwoche 11. Eine optimale Datierung meiner Werte wäre damit (4+11)/2=7,5 Tage zurück. Ich verwende aber nur 7. Für die Siebentageswerte ergeben sich Wochenmittel bei (1+7)/2=4 und (5+11)/2=8 Tagen zurück. Optimal wäre eine Rückdatierung um (4+8)/2=6 Tage. Das Robert-Koch-Institut setzt mit 5 einen ganzen Tag weniger an. Und für die alten Viertageswerte führen (1+4)/2=2,5 und (5+8)/2=6,5 auf (2,5+6,5)/2=4,5 statt 4 Tage. Durch den Versatz um einen halben bzw. ganzen Tag sieht es so aus, als würden Rechtskurven stärker geschnitten als linke und gegen Ende der Fahrer fast aus der Kurve getragen, während er sich zu Beginn noch an der Mittellinie orientiert.
[6] Diesen unangenehmen Effekt kann man mindern, wenn die mittleren Tage beider Wochen deutlich stärker gewichtet werden als die am Rande. Dadurch fällt es nicht so sehr auf, wenn ein ausreißender Wert in den Zähler oder Nenner eindringt oder ihn verläßt. Darauf habe ich allerdings verzichtet, weil es nicht nur aufwendiger ist, sondern auch die Wochengängigkeit schlechter ausgliche, gleichwohl die Hoffnung besteht, daß sie in Zähler und Nenner gleichmäßig zuschlägt.
[7] Die Rückdatierung schob den Berg um eine Woche in die Vergangenheit, was den R-Faktor schon vor den Kontaktbeschränkungen unter die Eins-Linie drückte. Als dies nach Wochen zugegeben wurde und an die Öffentlichkeit gelangete, war die Häme verdientermaßen groß. Die Glättung gelang ebenfalls nicht ausreichend. So verblieb eine Wochengängigkeit mit fatalen wöchentlichen Zuckungen des Viertageswertes, die wegen abnehmender Absolutzahlen mit hohen relativen Schwankungen in letzter Zeit überhand nahmen. Deshalb wurde das „Siebentage-R“ eingeführt. Leider werden die Viertageswerte aber immer noch jeden Tag rausgehauen.
[8] Die Wikipedia nennt für die Basisreproduktionszahl R₀, wieviele Menschen von einer infektiösen Person durchschnittlich angesteckt werden, wenn kein Mitglied der Population gegenüber dem Erreger immun ist. Das mag manchen als Definition genügen. Eine Wohldefinition ist es kaum. Sie bedarf noch einer Präzisierung. Wichtiger aber ist der Umstand, daß selbst bei bekanntem R₀ nur schwer das Wachstum vorherzusagen ist. Weniger aufgrund der Unkenntnis bereits bestehender Unempfindlichkeit, gar Immunität oder unbekannter Verteilung des Risikos auf einzelne Gruppen, sondern in erster Linie wegen der unbekannten Inkubationszeit. Und wenn ich auch eine ungenaue Definition und eine postulierte Inkubationszeit hinnehme, so bleiben R₀, Rₜ, R und Konsorten dennoch der Makel einer nur groben Meßbarkeit. Das belegen die zuckenden berechneten „effektiven“ Werte selbst in Zeiten, da weit und breit kein Grund zu sehen ist, weshalb die „wahren“ Werte derart schwanken sollten.
Das Robert-Koch-Institut versucht, die Anzahl der neuen Infektionen n(d) zu glätten. Das gelingt aber nur mangelhaft, weshalb die Ableitung n'(d) und damit die „effektiven“ Vier- bzw. Siebentageswerte stark schwanken und selbst ein nur vage existierendes „wahres“ R schlecht nähern. Die schlichten Berechnungsmethoden tragen im Vergleich zu den Unregelmäßigkeiten nur wenig zur Abweichung bei. Zur Verdeutlichung habe ich versucht, die Realität der Monate Mai bis Juli einigermaßen glatt zu modellieren.
R-Wert-Entwicklung am fiktiven Tönnies-Berg (png)
Das Bild zeigt drei schwarze Verläufe. Eine stark mit einer Halbwertszeit von 6,2 Tagen fallende exponentielle Linie, die den R-Faktor zu Tönnies und Umgebung nähern soll. [2] Eine weitere mit einer Verdoppelungszeit von 217 Tagen kaum sichtbar exponentiell steigende schwarze Linie steht für den Rest Deutschlands. Aus beiden ergibt sich die wellenförmige Linie als Gesamtwert. [3] Es liegt also in der Natur der Sache, daß bei einem lokalen Ausbruch größeren Ausmaßes die R-Werte zunächst ansteigen, danach unter die Normallinie fallen, um sich ihr letztlich wieder zu nähern.
Die gelbe Linie zeigt den sich ergebenden Vier- und die rote den Siebentageswert nach der Methode des Robert-Koch-Institutes, die blaue meine Berechnung. Alle verhalten sich wie Rennfahrer und schneiden die Kurven. [4] Am Schnittpunkt der schwarzen Linien ist zu erkennen, daß die farbigen nachlaufen. Die gelbe und die blaue um einen halben, die rote um einen ganzen Tag. [5] Alle drei Linien verlaufen zufriedenstellend. Das Schneiden der Kurven nimmt sogar einen Funken Dramatik aus der Sache. Meine Kritik setzt daher und schon immer an einer anderen Stelle an, nämlich beim Einfluß von Ungleichmäßigkeiten auf den Verlauf der drei berechneten Werte. Dazu habe ich die Ebenmäßigkeit an zwei Stellen verletzt und am 16. Mai 100 Erkranke zugeschlagen, die ich am 17. wieder ausgeglichen habe. Das erzeugt Zacken im Verlauf, weil die Störung zunächst durch den Zähler und später durch den Nenner wandert.
Ich sehe meine blauen Werte als Sieger, auch wenn zum Ausgleich der kleinen Spitze sieben Tage zuvor und danach je eine in die andere Richtung auftritt. [6] Bei den gelben Viertageswerten ist es ähnlich. Nur ist der Ausschlag deutlich stärker und wird schon im Abstand von vier Tagen ausgeglichen. Die roten Siebentageswerte sind im Volumen nicht schlechter als meine. Es entsteht aber ein Zentralkrater, weil in der Mitte die Störstelle sowohl im Zähler als auch im Nenner addiert wird. Deshalb gefallen mir meine Werte etwas besser, die Viertageswerte fallen durch.
Wie man im ebenmäßigen Teil des Verlaufes sieht, können selbst die Viertageswerte sehr genau sein. Außerdem ragen sie nicht 6 bzw. 7, sondern nur 4 Tage in die Vergangenheit und lassen so die Gegenwart besser erahnen. Das Robert-Koch-Institut wollte die durch Schwankungen, Störungen, Meldeverzüge und Wochenverlauf verursachten Zuckungen der Viertageswerte durch Glättung und Rückdatierung auf den vermuteten Ansteckungszeitpunkt mildern. Das scheiterte. [7] Leider gibt es keine wohldefinierten wahren R-Werte. [8] Die näherungsweise Vorstellung von ihnen liegt aber sicherlich in mehr als einem von 20 Tagen außerhalb des 95-prozentigen Prädiktionsintervalls. Heute wird 1,06 als Untergrenze für den Siebentageswert von 1,20 angegeben. Meines Erachtens liegt der wahre Wert trotz aller Disziplinlosigkeiten noch knapp darunter.
[1] In einem früheren Bild ist der Verlauf von lnλ dargestellt, was nur durch die tagesweise Diskretisierung von l abweicht. Schon dort hatte ich R≈λ^4 erwähnt, womit R=exp(4·l) nicht überrascht und erneut belegt, weshalb die Ausgleichsgerade durch lnλ Maximumslage und Breite einer Normalverteilung angibt, die gut durch die realen Werte n(d) verläuft. So konnte schon Ende März der Höhepunkt recht genau vorhergesagt werden, der jedoch im Einvernehmen von Politik und Virologie unter Betonung „weiterhin steigender Zahlen“ verschwiegen wurde. Das diskreditierte zwar die „Wissenschaft“, verhinderte aber sofortige Öffnungsdiskussionsorgien.
[2] Daß die Linie praktisch aus dem Unendlichen kommt, widerspricht nur augenscheinlich oder bei naiver Sichtweise der Realität. Schließlich handelt es sich um ein kontinuierliches Modell. So haben sich bei Tönnies am 31. Mai 0,10 angesteckt, und dank eines R-Faktors von 13,6 am 1. Juni bereits 0,19. Das ist nicht nur unproblematisch, sondern auch konsequenter als Nullen anzusetzen. Weniger ins Auge springt der gleiche Scheinwiderspruch Ende Juli, wo der R-Faktor bei Tönnies fast auf 0 absackt.
[3] Mit welchen Gewichten sich aus den beiden R-Werten ein mittlerer ergibt, hängt natürlich davon ab, welches Ausmaß an Erkrankten die beiden Gruppen beisteuern. Für Tönnies ist eine Normalverteilung mit einer Spitze von 300 am 23. Juni und einer Streuung von 6 Tagen angesetzt, für den Rest Deutschlands ebenfalls 300 am 2. Juli, wo der täglich um 3 Promille steigende R-Faktor die Eins-Linie überquert.
[4] Für diese schlichte Erkenntnis benötigt man natürlich keine Modellrechnung. Es reicht ein Blick auf die Berechnung aus Quotienten von Vier- bzw. Siebentagesblöcken. Da meine Werte auf insgesamt 14 Tagen beruhen, schneiden sie die Kurve am stärksten.
[5] Die Vorwoche liegt im Mittel (1+7)/2=4 Tage zurück, die Vorvorwoche 11. Eine optimale Datierung meiner Werte wäre damit (4+11)/2=7,5 Tage zurück. Ich verwende aber nur 7. Für die Siebentageswerte ergeben sich Wochenmittel bei (1+7)/2=4 und (5+11)/2=8 Tagen zurück. Optimal wäre eine Rückdatierung um (4+8)/2=6 Tage. Das Robert-Koch-Institut setzt mit 5 einen ganzen Tag weniger an. Und für die alten Viertageswerte führen (1+4)/2=2,5 und (5+8)/2=6,5 auf (2,5+6,5)/2=4,5 statt 4 Tage. Durch den Versatz um einen halben bzw. ganzen Tag sieht es so aus, als würden Rechtskurven stärker geschnitten als linke und gegen Ende der Fahrer fast aus der Kurve getragen, während er sich zu Beginn noch an der Mittellinie orientiert.
[6] Diesen unangenehmen Effekt kann man mindern, wenn die mittleren Tage beider Wochen deutlich stärker gewichtet werden als die am Rande. Dadurch fällt es nicht so sehr auf, wenn ein ausreißender Wert in den Zähler oder Nenner eindringt oder ihn verläßt. Darauf habe ich allerdings verzichtet, weil es nicht nur aufwendiger ist, sondern auch die Wochengängigkeit schlechter ausgliche, gleichwohl die Hoffnung besteht, daß sie in Zähler und Nenner gleichmäßig zuschlägt.
[7] Die Rückdatierung schob den Berg um eine Woche in die Vergangenheit, was den R-Faktor schon vor den Kontaktbeschränkungen unter die Eins-Linie drückte. Als dies nach Wochen zugegeben wurde und an die Öffentlichkeit gelangete, war die Häme verdientermaßen groß. Die Glättung gelang ebenfalls nicht ausreichend. So verblieb eine Wochengängigkeit mit fatalen wöchentlichen Zuckungen des Viertageswertes, die wegen abnehmender Absolutzahlen mit hohen relativen Schwankungen in letzter Zeit überhand nahmen. Deshalb wurde das „Siebentage-R“ eingeführt. Leider werden die Viertageswerte aber immer noch jeden Tag rausgehauen.
[8] Die Wikipedia nennt für die Basisreproduktionszahl R₀, wieviele Menschen von einer infektiösen Person durchschnittlich angesteckt werden, wenn kein Mitglied der Population gegenüber dem Erreger immun ist. Das mag manchen als Definition genügen. Eine Wohldefinition ist es kaum. Sie bedarf noch einer Präzisierung. Wichtiger aber ist der Umstand, daß selbst bei bekanntem R₀ nur schwer das Wachstum vorherzusagen ist. Weniger aufgrund der Unkenntnis bereits bestehender Unempfindlichkeit, gar Immunität oder unbekannter Verteilung des Risikos auf einzelne Gruppen, sondern in erster Linie wegen der unbekannten Inkubationszeit. Und wenn ich auch eine ungenaue Definition und eine postulierte Inkubationszeit hinnehme, so bleiben R₀, Rₜ, R und Konsorten dennoch der Makel einer nur groben Meßbarkeit. Das belegen die zuckenden berechneten „effektiven“ Werte selbst in Zeiten, da weit und breit kein Grund zu sehen ist, weshalb die „wahren“ Werte derart schwanken sollten.
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wuerg,
25.07.2020 17:33
Jetzt sehen manche die zweite Welle kommen und suchen nach dem Grund derzeit steigender Werte. Der ist im Prinzip ganz einfach. Der R-Wert ist kontraintuitiv, weil er es im Falle eines lokalen Ausbruches nicht wie die Infektionszahl bei einem Berg beläßt, sondern zum Ausgleich anschließend unter die Normallinie fällt, wenn auch nur wenig, da auch hier wegen einsetzender Routine, Nachlässigkeit und Kleinrederei ein Rattenschwanz das Tal langzieht und von naiven Gemütern für eine Rückkehr zur Normalität gehalten werden kann. Doch die wird nach Tönnies erst jetzt erreicht. Und siehe da: Der R-Wert könnte im Schatten von Einzelereignissen durchaus schneller als mit von mir angesetzten täglichen drei Promille gewachsen sein. Seit Ostern im Mittel um vier. Aber ich will meine Vermutungen nicht schlecht reden: Ein Promille konnte ich nicht absehen, es lag nicht im langfristigen Trend der nachösterlichen Sorglosigkeit, ist auch nicht von Tönnies und Konsorten verschuldet, sondern durch den einsetzenden Tourismus. Heute schön an den 17 positiv Getesteten in Mecklenburg-Vorpommern zu erkennen. In der ersten Juli-Hälfte waren es gerade einmal 2 (in Worten: zwei).
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wuerg,
28.07.2020 00:42
Nach meiner Simulation des Tönnies-Berges nun auf Basis realer Zahlen nicht die „wahren“ R-Werte, sondern nur die „effektiven“. So bezeichnet sie das Robert-Koch-Institut, obwohl von einem Effektivwert zu fordern wäre, daß sich aus ihm sehr gut die reale Entwicklung abzuleiten ist.
R-Wert-Entwicklung am realen Tönnies-Berg (png)
Das ist weder bei meinem aus w abgeleiteten Wert r noch bei den veröffentlichen r₄ für vier und r₇ für sieben Tage der Fall. Sie sind allesamt durch schlichte Division gebildete auf vier Tage bezogene mittlere Steigerungsraten. Zur Erinnerung:
w(d−4) = (p(d−1)−p(d−8)) / (p(d−8)−p(d−15))
r(d−7) = w(d−4)^(4/7)
r4(d−4) = (g(d−1)−g(d−5)) / (g(d−5)−g(d−9))
r7(d−5) = (g(d−1)−g(d−8)) / (g(d−5)−g(d−12))
Darin steht p(d) für die Anzahl der jemals Infizierten bis zum Ende des Tages d, die am Vormittag des Folgetages d+1 vom Robert-Koch-Institut publiziert wird. Ich berechne daraus Wochenzuwächse w, die auf den mittleren Tag d−4 der vergangenen Woche datiert werden. Aus ihnen leite ich ein blau dargestelltes r ab, das zur Anpassung an eine wahre Reproduktionszahl um eine ganze Woche zurückliegt. Das Robert-Koch-Institut verschiebt jeden Tag neu die Infizierten auf einen vermuteten Ansteckungszeitpunkt und ermittelt so aus den gemeldeten Zahlen p einen geglätteten Verlauf g, aus dem sich der Viertagewert r₄ und der Siebentagewert r₇ ergeben, die beide am Nachmittag des aktuellen Tages d+1 im Rahmen des täglichen Berichtes rausgehauen werden und als dünne gelbe bzw. rote dargestellt sind. Sie werden vier bzw. fünf Tage rückdatiert in eine Excel-Tabelle [1] übernommen, wo sie sich aber durch zukünftige neue Glättungen noch verändern können. Die Verläufe zum heutigen 27. Juli sind durch eine dicke gelbe bzw. rote Linie dargestellt.
Im Prinzip entspricht der reale Verlauf der dick dargestellten rückdatierten Werte dem theoretischen auf der Basis einer angenommen glatten Entwicklung. Die dünnen Linien der täglich rausgehauenen Werte laufen nicht nur vor, sie schwanken auch wesentlich stärker. Wer deshalb Tag für Tag aus ihnen einen Zeitungsartikel zimmert, verarscht Leser für ein kleines Zeilenhonorar. Abweichend von der Simulation ist der nachlaufende tiefe Teil der Welle deutlich länger und flacher. Das verwundert wenig, da auch lokale Ausbrüche zu einem Rattenschwanz neigen. Daduch nicht zu erklären ist aber, daß die Linie gegen Ende deutlich steigt. Das ist auch keine Fortsetzung eines leichten Anstieges, der sich bereits in den letzten zwei Monaten abzeichnete. Vielmehr muß eine Unzahl lokaler Ausbrüche oder eine anziehende flächendeckende Disziplinlosigkeit angenommen werden. Ob es eine zweite Welle wird, hängt von den Maßnahmen ab, die ergriffen werden oder auch nicht.
[1] Robert-Koch-Institut: Tabelle mit Nowcasting-Zahlen zur R-Schätzung. Excel-Tabelle, 27.07.2020. Darin die Vier- und Siebentageswerte in den Spalten H und K.
R-Wert-Entwicklung am realen Tönnies-Berg (png)
Das ist weder bei meinem aus w abgeleiteten Wert r noch bei den veröffentlichen r₄ für vier und r₇ für sieben Tage der Fall. Sie sind allesamt durch schlichte Division gebildete auf vier Tage bezogene mittlere Steigerungsraten. Zur Erinnerung:
w(d−4) = (p(d−1)−p(d−8)) / (p(d−8)−p(d−15))
r(d−7) = w(d−4)^(4/7)
r4(d−4) = (g(d−1)−g(d−5)) / (g(d−5)−g(d−9))
r7(d−5) = (g(d−1)−g(d−8)) / (g(d−5)−g(d−12))
Darin steht p(d) für die Anzahl der jemals Infizierten bis zum Ende des Tages d, die am Vormittag des Folgetages d+1 vom Robert-Koch-Institut publiziert wird. Ich berechne daraus Wochenzuwächse w, die auf den mittleren Tag d−4 der vergangenen Woche datiert werden. Aus ihnen leite ich ein blau dargestelltes r ab, das zur Anpassung an eine wahre Reproduktionszahl um eine ganze Woche zurückliegt. Das Robert-Koch-Institut verschiebt jeden Tag neu die Infizierten auf einen vermuteten Ansteckungszeitpunkt und ermittelt so aus den gemeldeten Zahlen p einen geglätteten Verlauf g, aus dem sich der Viertagewert r₄ und der Siebentagewert r₇ ergeben, die beide am Nachmittag des aktuellen Tages d+1 im Rahmen des täglichen Berichtes rausgehauen werden und als dünne gelbe bzw. rote dargestellt sind. Sie werden vier bzw. fünf Tage rückdatiert in eine Excel-Tabelle [1] übernommen, wo sie sich aber durch zukünftige neue Glättungen noch verändern können. Die Verläufe zum heutigen 27. Juli sind durch eine dicke gelbe bzw. rote Linie dargestellt.
Im Prinzip entspricht der reale Verlauf der dick dargestellten rückdatierten Werte dem theoretischen auf der Basis einer angenommen glatten Entwicklung. Die dünnen Linien der täglich rausgehauenen Werte laufen nicht nur vor, sie schwanken auch wesentlich stärker. Wer deshalb Tag für Tag aus ihnen einen Zeitungsartikel zimmert, verarscht Leser für ein kleines Zeilenhonorar. Abweichend von der Simulation ist der nachlaufende tiefe Teil der Welle deutlich länger und flacher. Das verwundert wenig, da auch lokale Ausbrüche zu einem Rattenschwanz neigen. Daduch nicht zu erklären ist aber, daß die Linie gegen Ende deutlich steigt. Das ist auch keine Fortsetzung eines leichten Anstieges, der sich bereits in den letzten zwei Monaten abzeichnete. Vielmehr muß eine Unzahl lokaler Ausbrüche oder eine anziehende flächendeckende Disziplinlosigkeit angenommen werden. Ob es eine zweite Welle wird, hängt von den Maßnahmen ab, die ergriffen werden oder auch nicht.
[1] Robert-Koch-Institut: Tabelle mit Nowcasting-Zahlen zur R-Schätzung. Excel-Tabelle, 27.07.2020. Darin die Vier- und Siebentageswerte in den Spalten H und K.
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wuerg,
29.09.2020 22:43
Unsere Medien werden nicht müde, uns mit neuen Zahlen zu verwirren. Eben in der Tagesschau: Vierzehntageinzidenzen von Lettland bis Spanien. Deutschland mit 31 pcm/14d, also eine Siebentageinzidenz von 15,5 pcm/7d oder 155 ppm/Woche oder schlicht 22 ppm/d, etwa jede Stunde einer auf eine Millionen Einwohner.
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