Ethikraten
wuerg, 01.04.2020 02:06
Es wird nicht besser. Nach den Virologen und Wirtschaftweisen nun die Ethikräte. Jahrhunderte hatten sie Zeit, ihre Dilemmata aufzulösen, indem sie Ethik und Recht von der christlichen Gesinnung lösen und auf Verantwortung und Wohlfahrt aller setzen, nicht nur auf den einzelnen. Ich kann das Getriefe nicht mehr hören, daß es auch in der Corona-Krise keine moralisch schuldlose Lösung gibt. Reibungsverluste wird es immer geben, eine Entscheidung über Leben und Tod erfolgt regelmäßig, nicht nur in der Intensivmedizin. Das mag belastend sein, aber nicht schuldvoll.
Besonders fies ist die Wendung, die derzeitigen Einschränkungen zum Schutze vor Corona hätten Folgen, die gleichfalls zu Gewalt und auch Tod führen. Die Vertreter der Wirtschaft halten sich mit dieser Güterabwägung noch zurück. Sie wollen ihr angeschlagenes Image nicht weiter riskieren. Aber Ethiker und andere Fachleute wie Frau Käsmann wissen, wo man den Hebel ansetzen kann. Zum Beispiel bei der häuslichen Gewalt als Folge der Enge. Da sind sie bei Herrn Lanz richtig, der alle fünf Minuten fragt: Was macht das eigentlich mit uns? Mit mir nichts!
Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Erste Welle | Prognose | Tote | Herdenimmunität | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Reproduktion | Zweite Welle | Siebentage-R | Berlin | Unterleben | Förderalismus
Besonders fies ist die Wendung, die derzeitigen Einschränkungen zum Schutze vor Corona hätten Folgen, die gleichfalls zu Gewalt und auch Tod führen. Die Vertreter der Wirtschaft halten sich mit dieser Güterabwägung noch zurück. Sie wollen ihr angeschlagenes Image nicht weiter riskieren. Aber Ethiker und andere Fachleute wie Frau Käsmann wissen, wo man den Hebel ansetzen kann. Zum Beispiel bei der häuslichen Gewalt als Folge der Enge. Da sind sie bei Herrn Lanz richtig, der alle fünf Minuten fragt: Was macht das eigentlich mit uns? Mit mir nichts!
Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Erste Welle | Prognose | Tote | Herdenimmunität | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Reproduktion | Zweite Welle | Siebentage-R | Berlin | Unterleben | Förderalismus
... comment
gedankenmaler,
01.04.2020 12:58
Es braucht wahrscheinlich noch 100 Jahre bis man sich von dieser irrationalen und egozentrischen Schuld-Fixierung lösen kann. Man hat schließlich tausende Jahre mit absurden Ideen wie der von der Erbschuld gelebt, ohne nennenswert Widerstand zu leisten.
Und dann scheint es auch so etwas wie einen angeborenen, irrationalen Schuld-Reflex im Menschen zu geben. Menschen suchen die Schuld bei sich ohne jeden vernünftigen Grund.
Und dann scheint es auch so etwas wie einen angeborenen, irrationalen Schuld-Reflex im Menschen zu geben. Menschen suchen die Schuld bei sich ohne jeden vernünftigen Grund.
... link
wuerg,
01.04.2020 15:15
Wer jedem Menschen unendlichen Wert beimißt, muß alles für das Überleben jedes einzelnen tun und kann noch nicht einmal dessen Leben gegen hundert andere abwägen. Das hält trotzdem gerade die frommen unter diesen Ethikern nicht ab, Corona-Tote gegen häusliche Gewalt ohne Todesfolge aufzurechnen. Auch wenn ich mit dem Ergebnis ihres „Denkaktes“ zufrieden bin: Mit solchen Leuten sollte man nicht zum Mars fliegen.
Es wird mehr als 100 Jahre dauern, bis auch nur der zivilisierte Teil der Menschheit rational handeln und darauf seine Rechtsprechung aufbauen wird. Glücklicherweise werden wir bis dahin unseren evolutionären Zweck erfüllt und an Rechner und Maschinen übergeben haben, denen Gemeinwohl und rationales Denken „im Blut“ liegt.
Es wird mehr als 100 Jahre dauern, bis auch nur der zivilisierte Teil der Menschheit rational handeln und darauf seine Rechtsprechung aufbauen wird. Glücklicherweise werden wir bis dahin unseren evolutionären Zweck erfüllt und an Rechner und Maschinen übergeben haben, denen Gemeinwohl und rationales Denken „im Blut“ liegt.
... link
gedankenmaler,
02.04.2020 00:18
Mein Papi hat mich ja gelehrt, dass man selbst Unendlichkeiten noch ziemlich gut vergleichen kann:
Z.B. die Menge der geraden Zahlen innerhalb der Menge der natürlichen Zahlen. Beide unendlich, aber doch über- und untergeordnet. ("Mächtigkeit" von Mengen??)
Okay, der Mensch ist keine "Menge" – oder doch? –, insofern hab ich mich jetzt vergriffen.
Aber dieses Gefasel vom "unendlichen Wert" – da glaub ich ja noch nichtmal, dass diese Katholiken selbst dran glauben. Also, sie glauben vielleicht, dass sie es glauben... (eben der übliche Wahn)
Z.B. die Menge der geraden Zahlen innerhalb der Menge der natürlichen Zahlen. Beide unendlich, aber doch über- und untergeordnet. ("Mächtigkeit" von Mengen??)
Okay, der Mensch ist keine "Menge" – oder doch? –, insofern hab ich mich jetzt vergriffen.
Aber dieses Gefasel vom "unendlichen Wert" – da glaub ich ja noch nichtmal, dass diese Katholiken selbst dran glauben. Also, sie glauben vielleicht, dass sie es glauben... (eben der übliche Wahn)
... link
wuerg,
02.04.2020 15:27
Menschen selbst gibt es zur Zeit nur endlich viele, etwa 7,7 Milliarden, für Amerikaner Billiionen. Insgesamt sind es keine 200 Milliarden gewesen, die uns von der Steinzeit bis zur Raumfahrt brachten. Der rasante Fortschritt der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte nach langer Zeit gemütlichen Dahinplätscherns ist vor allem der schieren Masse in der Neuzeit zu veridanken.
Wir sind alle Knechte unserer sich nur langsam verändernden Veranlagung und Tradition. Religion und anderer Dusel werden deshalb bleiben. Mit ihnen auch unser Rechtssystem und die Auffassung, die Menschen seien alle nicht nur gleich, sondern auch noch unendlich viel wert. Im Alltag und im Notfalle aber gelten andere Gesetze, dort wird ständig aufgewogen und verirechnet.
Es ist egal, mit welchem Grade der Unendlichkeit der Wert des Menschen beziffert wird, Hauptsache jeder hat den gleichen. Die kleinste unendliche Kardinalzahl Aleph‑0 reicht aus. Dann bliebe für Gott noch das Kontinuum oder höher, damit zwischen ihm und den Menschen garantiert noch Platz für Halbgötter ist.
Dieses Denken ist mir fremd, weil Unendlichkeit mögilicherweise in der Realiität gar nicht vorkommt und nur eine abstrakte Größe auf der Basis eines Axioms ist. Auch die bruitale Konseiquenz gefällt mir nicht: Tausend Tote sind nicht schlimmer als einer. Erst wenn der letzte Mensch gestoriben ist, tritt ein meßibarer Verlust ein.
Wenn Ethiker, Theologen, Juristen sich wenigistens durchringten, daß zwei Menschen mehr Wert sind als einer, könnte man zur Bemessung Ordinal- statt Kardinalzahlen in Erwäigung ziehen. Dann wären zwei Menschen ω+ω>ω mehr wert als einer, aber auch ein Mensch mit einem Euro ω+1>ω. Ein Euro mit einem Menschen 1+ω=ω dagegen nicht.
Wir sind alle Knechte unserer sich nur langsam verändernden Veranlagung und Tradition. Religion und anderer Dusel werden deshalb bleiben. Mit ihnen auch unser Rechtssystem und die Auffassung, die Menschen seien alle nicht nur gleich, sondern auch noch unendlich viel wert. Im Alltag und im Notfalle aber gelten andere Gesetze, dort wird ständig aufgewogen und verirechnet.
Es ist egal, mit welchem Grade der Unendlichkeit der Wert des Menschen beziffert wird, Hauptsache jeder hat den gleichen. Die kleinste unendliche Kardinalzahl Aleph‑0 reicht aus. Dann bliebe für Gott noch das Kontinuum oder höher, damit zwischen ihm und den Menschen garantiert noch Platz für Halbgötter ist.
Dieses Denken ist mir fremd, weil Unendlichkeit mögilicherweise in der Realiität gar nicht vorkommt und nur eine abstrakte Größe auf der Basis eines Axioms ist. Auch die bruitale Konseiquenz gefällt mir nicht: Tausend Tote sind nicht schlimmer als einer. Erst wenn der letzte Mensch gestoriben ist, tritt ein meßibarer Verlust ein.
Wenn Ethiker, Theologen, Juristen sich wenigistens durchringten, daß zwei Menschen mehr Wert sind als einer, könnte man zur Bemessung Ordinal- statt Kardinalzahlen in Erwäigung ziehen. Dann wären zwei Menschen ω+ω>ω mehr wert als einer, aber auch ein Mensch mit einem Euro ω+1>ω. Ein Euro mit einem Menschen 1+ω=ω dagegen nicht.
... link
... comment
wuerg,
01.04.2020 17:56
Welche Wissenschaftler erwarten uns nach den Virologen, Psychologen, Wirtschaftsweisen, Zukunftsforschern, Ethikern und Theologen zur Bewältigung der Corona-Krise? Ich weiß nicht, wer zu Zeiten der spanischen Grippe etwas beizutragen hatte. Neben Medizinern sicherlich Moraltheologen, vielleicht auch Rassenhygieniker, Erbbiologen oder Anthroposophen. Heute könnten Forscher aus den Wissenschaften Rasenkunde, Eventmanagement, Gender-Mainstreaming, kritische Weißseinsforschung, Metaphysik, Parapsychologie oder Exobiologie ihre Chance ergreifen.
... link
... comment
wuerg,
01.04.2020 23:45
Die Einschläge kommen immer näher. Im zweiten Programm leistet ein Mathematiker seinen Redebeitrag, in der Tagesschau wird Gerd Antes dann Biometriker genannt. Nachdem ich die allwissende Müllhalde befragt habe, wäre ich von der zuvor nur spaßeshalber erwähnten Parapsychologie nicht überrascht. Und inhaltlich habe ich nur vernommen: Für genauere Aussagen sind mehr Daten erforderlich. Dazu muß man nicht studiert haben oder Medizin-Informatiker sein, der hoffentlich mit der Analyse ungenauer und unvollständiger Daten vertraut ist.
Auch andere Informatiker halten sich angesichts erhöhter Datenraten nicht zurück und jammern über die letzten Meile, obwohl es meistens die letzten Meter im Haus selbst sind. Datenschützer und Freiwilligkeitstheoretiker diskutieren eine Corona-Kontakt-„App“, die grundsätzlich nicht neu ist und möglicherweise immer noch eingesetzt wird, um in der Öffentlichkeit gleich um die Ecke einen Fickpartner zu finden. Es wird nicht mehr lange dauern, bis auch Physiker auf den Plan treten. Einen kleinen Vorgeschmack hatte ich heute bereits mit der Fermi-Funktion im Rahmen verbissener und wohl bereits entfernter Kommentare bei che2001.blogger.de.
Auch andere Informatiker halten sich angesichts erhöhter Datenraten nicht zurück und jammern über die letzten Meile, obwohl es meistens die letzten Meter im Haus selbst sind. Datenschützer und Freiwilligkeitstheoretiker diskutieren eine Corona-Kontakt-„App“, die grundsätzlich nicht neu ist und möglicherweise immer noch eingesetzt wird, um in der Öffentlichkeit gleich um die Ecke einen Fickpartner zu finden. Es wird nicht mehr lange dauern, bis auch Physiker auf den Plan treten. Einen kleinen Vorgeschmack hatte ich heute bereits mit der Fermi-Funktion im Rahmen verbissener und wohl bereits entfernter Kommentare bei che2001.blogger.de.
... link
... comment
wuerg,
03.04.2020 00:12
Nachdem Harald Lesch zum Thema Corona wiederholt wurde, nun Scobel mit der Bedeutung von Interdisziplinarität, die Notwendigkeit, sich vielschichtig und vielseitig einzubringen. Glücklicherweise sagte er nicht vielfältig, aber: „Am Ende der Entscheidung sind viele Player beteiligt, auch Ethikerinnen.“ Einen Stern oder ein großes I konnte ich nicht hören, werde aber „Player“ in die Liste meiner fremdländischen Wendungen eintragen.
Natürlich geht es sofort um Triage, die nun aus der Anonymität einer normalen Notaufnahme tritt. Und schon bekommen Ethikräte einen Orgasmus, wenn sie einen Spezialfall nach dem anderen (Alter, Lebenserwartung, Vermögen, Behinderung) moralisch beurteilen dürfen, um dann Ärzten einen komplizierten Maßstab vorzulegen, dessen Befolgung sie vor Strafverfolgung schützt. Ich kann nur jedem raten, Dilemmata auszuweichen. In meiner Verhandlung zur Kriegsdienstverweigerung habe ich deshalb korrekterweise nicht gesagt, ich würde meine Freundin opfern und den Russen im Wald nicht erschießen, sondern daß ich keine Waffe bei mir trage und sie nicht zu nutzen wüßte.
Immerhin redet der bei Scobel zugeschaltete Mann zwar noch von Kantianismus [1], hält jedoch in rigoroser Auslegung den weit entfernten Inder für ebenso wertvoll wie einen Bayern oder gar ein Familienmitglied. Er weist zudem darauf hin, daß auch andere Probleme neben Corona viele Menschen belasten und töten. Dem muß die weibliche Ethikrätin mit Hinweis auf die Bedeutung der menschlichen Nähe widersprechen, die uns verpflichtet, dort tätig zu werden, wo wir leben. Und nun überrascht mich Scobel: „Wenn ich ein Rassist wäre, würde ich Ihnen sofort zustimmen.“
Ich sehe das alles nicht so dramatisch. Es liegt in der Natur des Menschen, große mehrfach überstandene Gefahren (Autofahren) zu unterschätzen, vor eingebildeten unsichtbaren (Überlandleitungen) aber große Angst zu haben. Er trauert mehr um die von der Leiter gefallene Großmutter als um den verhungerten Inder oder gar die statistischen Opfer im Straßenverkehr. Das ist nicht ethisch wertvoller oder verwerflicher als eine Verteilung Todkranker auf Beatmungsgeräte. Wir sollten in schwierigen Zeiten den Menschen nicht auch noch salonphilosophische ethische Probleme aufbürden.
[1] Juni 2020: Ob er das heute immer noch tun würde, nachdem Kant dank weißseinskritischer Erforschung politischer Korrektheit als Rassist erkannt wurde?
Heilige Vielfaltigkeit
Natürlich geht es sofort um Triage, die nun aus der Anonymität einer normalen Notaufnahme tritt. Und schon bekommen Ethikräte einen Orgasmus, wenn sie einen Spezialfall nach dem anderen (Alter, Lebenserwartung, Vermögen, Behinderung) moralisch beurteilen dürfen, um dann Ärzten einen komplizierten Maßstab vorzulegen, dessen Befolgung sie vor Strafverfolgung schützt. Ich kann nur jedem raten, Dilemmata auszuweichen. In meiner Verhandlung zur Kriegsdienstverweigerung habe ich deshalb korrekterweise nicht gesagt, ich würde meine Freundin opfern und den Russen im Wald nicht erschießen, sondern daß ich keine Waffe bei mir trage und sie nicht zu nutzen wüßte.
Immerhin redet der bei Scobel zugeschaltete Mann zwar noch von Kantianismus [1], hält jedoch in rigoroser Auslegung den weit entfernten Inder für ebenso wertvoll wie einen Bayern oder gar ein Familienmitglied. Er weist zudem darauf hin, daß auch andere Probleme neben Corona viele Menschen belasten und töten. Dem muß die weibliche Ethikrätin mit Hinweis auf die Bedeutung der menschlichen Nähe widersprechen, die uns verpflichtet, dort tätig zu werden, wo wir leben. Und nun überrascht mich Scobel: „Wenn ich ein Rassist wäre, würde ich Ihnen sofort zustimmen.“
Ich sehe das alles nicht so dramatisch. Es liegt in der Natur des Menschen, große mehrfach überstandene Gefahren (Autofahren) zu unterschätzen, vor eingebildeten unsichtbaren (Überlandleitungen) aber große Angst zu haben. Er trauert mehr um die von der Leiter gefallene Großmutter als um den verhungerten Inder oder gar die statistischen Opfer im Straßenverkehr. Das ist nicht ethisch wertvoller oder verwerflicher als eine Verteilung Todkranker auf Beatmungsgeräte. Wir sollten in schwierigen Zeiten den Menschen nicht auch noch salonphilosophische ethische Probleme aufbürden.
[1] Juni 2020: Ob er das heute immer noch tun würde, nachdem Kant dank weißseinskritischer Erforschung politischer Korrektheit als Rassist erkannt wurde?
Heilige Vielfaltigkeit
... link
... comment
wuerg,
13.04.2020 21:41
Was lernen wir nicht für ehrenwerte Gesellschaften kennen. Das Robert-Koch-Institut, die Johns-Hopkins-Universität, die Wirtschaftsweisen, den Ethikrat und jetzt auch noch eine Leopoldina genannte Gesellschaft deutscher Gelehrter. Ihr Fachverstand mag einiges auf ihren jeweiligen Gebieten beitragen, ob in Form schöner Veröffentlichungen oder in Gestalt zahlreicher Dissertationen. Zur Bewältigung der aktuellen Krise aber tragen sie kaum bei. Ob Politiker ihrem Rat folgen oder sich einfach auf den gesunden Menschenverstand verlassen, macht keinen klar erkennbaren Unterschied. Ich hätte gesagt: Keine unnötigen Kontakte, Grenzen zu, Verkehr nur mit Sondergenehmigung, Kranke in echte Zwangs-Quarantäne, rigorose Bestrafung von Zuwiderhandlung. Und zwar sofort. Dann wären wir jetzt mit unter 30.000 Infizierten und 1500 Toten nicht nur über den Berg, sondern fast am Ziel. Wenige würden noch durch die Kontrollen rutschen und in Quarantäne müssen. Der eine oder andere könnte noch sterben. Das wars. Ethikrat, Weise, Elite, Leopoldianer, Virologen könnten zurück in ihre Sitzungen und ohne großes Medienecho alles in Ruhe analysieren lassen.
... link
... comment
wuerg,
20.04.2020 01:03
Eine weitere Institution tritt auf den Plan. Schon der Name erweckt mehr Vertrauen als Robert Koch, Leopold I oder Ethik. Zwar sind meine Kinder auf verschiedene Goethe-Schulen gegangen, doch Helmholtz-Schule hat in meinen Ohren einen besseren Klang. Bei Anne Will sitzt der Leiter Michael Meyer-Hermann des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung. Er ist Mathematiker und Physiker, und so freut es mich besonders, wenn er mit weitaus umfassenderen Möglichkeiten als ich zum gleichen Ergebnis kommt und die gleichen Maßnahmen empfiehlt. Verwunderlich ist das nicht, weil es unter Mathematikern ehrenrührig ist, Unwahrheiten, Beliebigkeiten oder Schwachsinn zu verbreiten.
Er nennt den derzeitigen R‑Faktor von 0,7 ein Artefakt der Osterwoche mit ihren Meldeverzügen, und er hätte gewußt, daß es wegen des Osterverkehrs wieder rauf gehen würde. Deshalb sei es wichtig, nun nicht vorzeitig nachzulassen und Maßnahmen eher zu verschärfen als zu lockern. Wir hätten die Chance, das Virus schnell auszutrocknen, den R‑Faktor auf 0,2 bis 0,3 zu drücken, um danach mit „tracing“ und „testing“ einen erneuten Ausbruch zu verhindern.
Natürlich ist auch ein Vertreter der Wirtschaft zugeschaltet, in dessen Person sich die Lügen des Robert-Koch-Institutes rächen: Das hat zwar fast bis zum heutigen Tag dramatisiert, aber in den letzten Tagen gefaselt, der R‑Faktor läge schon seit dem 20. März unter 1. Ein gefundenes Fressen, um frech zu behaupten, daß auch ohne die zum 23. März ergriffenen Maßnahmen eine Besserung eingetreten wäre, sie also zumindest jetzt nicht mehr im geplanten Umfange erforderlich seien.
Er nennt den derzeitigen R‑Faktor von 0,7 ein Artefakt der Osterwoche mit ihren Meldeverzügen, und er hätte gewußt, daß es wegen des Osterverkehrs wieder rauf gehen würde. Deshalb sei es wichtig, nun nicht vorzeitig nachzulassen und Maßnahmen eher zu verschärfen als zu lockern. Wir hätten die Chance, das Virus schnell auszutrocknen, den R‑Faktor auf 0,2 bis 0,3 zu drücken, um danach mit „tracing“ und „testing“ einen erneuten Ausbruch zu verhindern.
Natürlich ist auch ein Vertreter der Wirtschaft zugeschaltet, in dessen Person sich die Lügen des Robert-Koch-Institutes rächen: Das hat zwar fast bis zum heutigen Tag dramatisiert, aber in den letzten Tagen gefaselt, der R‑Faktor läge schon seit dem 20. März unter 1. Ein gefundenes Fressen, um frech zu behaupten, daß auch ohne die zum 23. März ergriffenen Maßnahmen eine Besserung eingetreten wäre, sie also zumindest jetzt nicht mehr im geplanten Umfange erforderlich seien.
... link
... comment
wuerg,
29.04.2020 02:17
Um es noch einmal deutlich zu sagen: Ich bin für rigorose Maßnahmen, um die Ausbreitung von Corona in die Knie zu zwingen. Vielleicht, weil ich mich persönlich nicht stark einschränken muß, mir die üblichen Verdächtigen wie Massenveranstaltungen, Bussi-Bussi, Flug- und Fernreisen zuwider sind und ich imgrunde meines Herzen doch kein Misanthrop bin, vor allem aber wegen meiner Verachtung der Wirtschaft, insbesondere der ungelernten Dilettanten, die meinen als riskobereite Unternehmer tätig werden zu müssen, möglichst im Netz unter Umgehung von Vorschriften. [1]
Auch wenn für mich die Prioritäten klar sind, so verstehe ich doch, wenn manche sich fragen, wie belastbar ihr Portfolio ist, und wieder Geld verdienen wollen, und sei es wie der Fußball und die Lufthansa mit weitgehend überflüssigen Dienstleistungen von kaum höherer Systemrelevanz als Theatervorstellungen und Gottesdienste. Aber ich verachte Menschen, die zunächst von Menschenleben und Ethik faseln und schon nach wenigen Wochen beginnen, mit anderen Gütern abzuwägen. Natürlich sprechen sie dabei nicht von Geld, sondern von Bildungschancen und häuslichem Frieden. Und statt weiterhin jedes Menschenleben retten zu wollen, fragen sie sich nun, wieviele Kranke wir uns leisten können.
[1] Deshalb war ich erfreut, einmal etwas vom berühmten redlichen Kaufmann zu hören, der natürlich gerne einen Profit einstreicht, aber auch auf Einbrüche vorbereitet ist und dank seiner Erfahrung selbst aus dem Nichts neu beginnen könnte.
Auch wenn für mich die Prioritäten klar sind, so verstehe ich doch, wenn manche sich fragen, wie belastbar ihr Portfolio ist, und wieder Geld verdienen wollen, und sei es wie der Fußball und die Lufthansa mit weitgehend überflüssigen Dienstleistungen von kaum höherer Systemrelevanz als Theatervorstellungen und Gottesdienste. Aber ich verachte Menschen, die zunächst von Menschenleben und Ethik faseln und schon nach wenigen Wochen beginnen, mit anderen Gütern abzuwägen. Natürlich sprechen sie dabei nicht von Geld, sondern von Bildungschancen und häuslichem Frieden. Und statt weiterhin jedes Menschenleben retten zu wollen, fragen sie sich nun, wieviele Kranke wir uns leisten können.
[1] Deshalb war ich erfreut, einmal etwas vom berühmten redlichen Kaufmann zu hören, der natürlich gerne einen Profit einstreicht, aber auch auf Einbrüche vorbereitet ist und dank seiner Erfahrung selbst aus dem Nichts neu beginnen könnte.
... link
... comment
wuerg,
29.04.2020 22:15
Heute versucht sich Herr Bosbach als Schäuble-Exeget. Es gebe keine Hitliste der Menschenrechte, außer der Würde. Abgesehen davon, daß gerade sowas wie Würde ganz oben stehen soll, was uns heute gerne als Stolz, Ehre und Respekt entgegenschlägt, so zielen seine Einlassungen doch nicht auf Religions-, Versammlungs- und Meinungsfreiheit, auch nicht auf Freizügigkeit, Minderheiten- und Tierschutz, sondern auf die Bedürfnisse der Wirtschaft, der Restaurantbetreiber und Anbieter weitgehend überflüssiger Dienstleistungen.
... link
... comment
wuerg,
29.09.2020 21:53
Wurde vor Monaten noch ethischer Schwulst diskutiert, wen man ein Intensivbett zugesteht oder ob ein Beatmungsgerät für schwerere Fälle bevorratet werden darf, gingen die meisten ab Ostern zur alltäglichen Rücksichtslosigkeit über und ließen zwischenzeitlich 1000 Deutsche mehr über den Jordan gehen. Heute haben Frau Merkel und die Ministerpräsidenten erneut diskutiert, und Kanzlerkandidat Laschet spricht von einem „breiten Blick“, der eben nicht nur auf Tote zielt, relativiert steigende Zahlen mit einer „in den Blick zu nehmenden hohen Testrate“ und stellt in Aussicht, „mit der Pandemie leben“ zu müssen. Hätten wir nicht, jetzt aber schon, denn den Politikern fehlt der Mut und der gerne Zivilgesellschaft genannte Mehrheitsbevölkerung die nötige Härte gegenüber Parasiten. Auf der anderen Seite hat das fortgesetzte Debakel auch seine guten Seiten: Säufern und Besuchern von Treffen, die man heutzutage Party nennt, wird verdienterweise lange Zeit ein negatives Image anhaften.
... link
... comment
wuerg,
15.10.2020 16:27
So schnell habe ich nicht damit gerechnet, daß die Redewendung „seit April nicht mehr“ ersetzt werden muß: Mit 6638 für Mittwoch, den 14. Oktober 2020 nach Christus wurde in Deutschland die höchste Zahl neu infizierter Menschen seit Beginn der Corona-Aufzeichnungen registriert. Damit ist der bisherige Rekord von 6174 zum 3. April eingestellt.
Was ist der Unterschied zu damals? Es ist keine Spitze erreicht, diesmal geht es wohl weiterhin aufwärts. Der vor uns liegende Berg könnte nicht nur dreimal so hoch, er wird wird auch dreimal so breit sein, wenn wir nicht vor einer steilen Abbruchkante stehen, wie sie nur mit einer militärisch kontrollierten und standrechtlich durchgesetzten totalen Ausgangssperre möglich ist. Kurz: Zum zweiten Corona-Ostern können wir die Million schaffen.
Leider gibt es einen weiteren Unterschied. Die Kranken sind jünger geworden und wollen einfach nicht sterben. Auch wenn sich die Zahl der Toten bis Ostern durchaus verdoppeln könnte, so sind doch einige ‒ Ehtik hin oder her ‒ nicht mehr bereit, dafür auf ihr Vergnügen zu verzichten. Während vor einem halben Jahr alle geduldig auf das Ende des sog. Lockdown zu Führers Geburtstag warteten, wollen viele nun Regelungen wie Reisebeschränkungen kippen, die sie vor Monaten für den jetzt eingetretenen Fall beschlossen haben.
Die neue Ethik lautet: Mit der Pandemie leben! Ich werde das so und so nicht mehr lange tun, hätte aber gerne gesehen, was Corona zumindest mittelfristig bewirkt. Ich gehe davon aus, daß es lange Zeit weitgehend überflüssiger Dienstleistungen weniger bedarf. Das trifft auch Unschuldige, doch die Evolution kennt keine Detailgerechtigkeit. Sie kann aber über die Mehrheit bewirken, daß in Zukunft weniger übertriebenes Verständnis für gefährliche Minderheiten und schädliches Verhalten gezeigt wird.
Wie immer wird die feige Mehrheit selbst in zivilisierten Gegenden der Welt nicht ihre eigenen berechtigten Interessen durchsetzen, sich weiterhin von Reichen die Butter vom Brot nehmen und renitente Nervsäcke gewähren lassen. Doch auf die Evolution ist Verlaß: Mit starker Verspätung und ungeheuren Reibungsverlusten werden sich wenige zu einem effektiven Zusammenleben befähigte Menschen im Rahmen einer vernünftigen Ethik unter angemessener Ausschöpfung von Grundrechten auf den Weg ins All machen und die übrigen mit den Idioten zurücklassen.
Was ist der Unterschied zu damals? Es ist keine Spitze erreicht, diesmal geht es wohl weiterhin aufwärts. Der vor uns liegende Berg könnte nicht nur dreimal so hoch, er wird wird auch dreimal so breit sein, wenn wir nicht vor einer steilen Abbruchkante stehen, wie sie nur mit einer militärisch kontrollierten und standrechtlich durchgesetzten totalen Ausgangssperre möglich ist. Kurz: Zum zweiten Corona-Ostern können wir die Million schaffen.
Leider gibt es einen weiteren Unterschied. Die Kranken sind jünger geworden und wollen einfach nicht sterben. Auch wenn sich die Zahl der Toten bis Ostern durchaus verdoppeln könnte, so sind doch einige ‒ Ehtik hin oder her ‒ nicht mehr bereit, dafür auf ihr Vergnügen zu verzichten. Während vor einem halben Jahr alle geduldig auf das Ende des sog. Lockdown zu Führers Geburtstag warteten, wollen viele nun Regelungen wie Reisebeschränkungen kippen, die sie vor Monaten für den jetzt eingetretenen Fall beschlossen haben.
Die neue Ethik lautet: Mit der Pandemie leben! Ich werde das so und so nicht mehr lange tun, hätte aber gerne gesehen, was Corona zumindest mittelfristig bewirkt. Ich gehe davon aus, daß es lange Zeit weitgehend überflüssiger Dienstleistungen weniger bedarf. Das trifft auch Unschuldige, doch die Evolution kennt keine Detailgerechtigkeit. Sie kann aber über die Mehrheit bewirken, daß in Zukunft weniger übertriebenes Verständnis für gefährliche Minderheiten und schädliches Verhalten gezeigt wird.
Wie immer wird die feige Mehrheit selbst in zivilisierten Gegenden der Welt nicht ihre eigenen berechtigten Interessen durchsetzen, sich weiterhin von Reichen die Butter vom Brot nehmen und renitente Nervsäcke gewähren lassen. Doch auf die Evolution ist Verlaß: Mit starker Verspätung und ungeheuren Reibungsverlusten werden sich wenige zu einem effektiven Zusammenleben befähigte Menschen im Rahmen einer vernünftigen Ethik unter angemessener Ausschöpfung von Grundrechten auf den Weg ins All machen und die übrigen mit den Idioten zurücklassen.
... link
... comment