Unterleben
Aus dem Füllhorn des Robert-​Koch-​Institutes ergießt sich nun die Exzeß­morta­lität in die deut­schen Lande. Für jeden verständ­lich als Übersterb­lichkeit? Das soll die Sterbe­rate über das normale Maß hinaus sein, für eine Risiko­gruppe oder eine Zeit, da eine Krank­heit gras­siert. Und wer hätte es gedacht: Die gegen­wärtige Über­sterb­lich­keit über­steigt die Zahl der offi­ziell an Corona Verstor­benen. Und da die Grippe­welle wohl vorüber ist und über die üblichen hinaus keine töd­lichen Krank­heiten zu sehen sind, kann man davon ausgehen, daß diese Über­sterb­lich­keit Corona zu verdanken ist. Würde sie beziffert und mit den offi­ziellen Sterbe­fällen vergli­chen, käme man auf eine Dunkel­ziffer. Die ist immer gut zur Angst­mache, bei Toten, bei Anti­körper­trägern, bei Infi­zierten, bei Erkrankten, bei sexu­ellen Über­griffen und Taschen­dieb­stählen.

Man ist gut beraten, sich an offi­zielle Zahlen zu halten, so falsch und sprung­haft sie auch sein mögen. Wer sich ausdrück­lich auf sie stützt, bean­sprucht gar nicht der Realität näher zu sein als Dunkel­ziffer­schätzer oder Nowcaster. Dennoch glaube ich, auf der Basis weniger offi­zieller Zahlen ohne medizi­nische Fürze bessere Ergeb­nisse zu erzielen als die wankel­mütigen Verkün­digun­gen des Robert-​Koch-​Institutes. Die lassen durchaus vermuten, den poli­tischen Erforder­nissen angepaßt zu sein und sicher­heits­halber alles schlimmer darzu­stellen als es wirk­lich ist.

Meine Überschrift „Unterleben“ ist formal eine umkeh­rende Wort­spielerei zur „Über­sterb­lich­keit“. Ich will es aber präzi­sieren: Unterleben soll die Zahl der vollen Lebens­spannen sein, die durch Corona verloren gehen. Die zu bestimmen ist nicht leichter als die der „Über­toten“ und erst nach langer Zeit einiger­maßen genau möglich. Aber man kann sich ein Bild von der Größen­ordnung machen: Unter der Annahme, daß aus einer Gruppe von e Men­schen im Alter a mit einer rest­lichen Lebens­erwar­tung von b ein Anteil i binnen kurzer Zeit an Corona erkrankt, von diesem wiederum ein Anteil l sofort stirbt und sich das weitere Leben eines Anteiles r der Gene­senen im Mittel halbiert, ergibt sich eine Verkürzung der Lebens­erwar­tung um

c = bil + bi⋅(1−l)⋅r/2 ≈ b(m+ir/2)   (c≈2bm, falls r≈2l)

Darin ist m=il=t/e die Morta­lität, der Anteil Toter t an der Gesamt­gruppe von e Per­sonen. Wie groß r ist, weiß zur Zeit keiner, könnte aber in den nächsten Jahren nicht nur aus den Kranken­akten, sondern auch aus der Über­sterb­lich­keit ermittelt werden. Für meine nach­folgen­den Kalku­lationen gehe ich einfach von dem bequemen r=2l aus, was bedeutet: Zu jedem verlorenen Lebensjahr durch unmittelbaren Tod kommt noch einmal eines durch Langzeitfolgen der Überlebenden hinzu.

Von den 83,5 Millionen Bundesbürgern haben 18,2 das 65. Lebensjahr vollendet (e=18,2″). Wenn alles wie erwartet weitergeht, werden t=7.600 davon sterben. Das ergibt eine Mortalität von m=t/e=420ppm. Bei einer geschätzen restlichen Lebenserwartung von b=12 Jahren, ergibt sich ein mittlerer Lebenszeitverlust von c=2bm=80 Stunden.

Unter 65 verbleiben e=65,3″. Wenn auch für sie alles wie erwartet weitergeht, sterben t=700. Die Mortalität ist m=11ppm. Hätten sie noch b=44 Jahre zu leben, ergäbe sich ein Verlust von c=2bm=8 Stunden ihrer Lebenszeit. Alte Menschen büßen also trotz hohen Alters im Mittel zehnmal soviel ein wie jüngere.

Wenn man aber bedenkt, was Corona jedem von uns schon Zeit, Geld und Nerven gekostet hat, dann wirken die wenigen Stunden mitt­lerer Lebens­zeit­verkür­zung wie Pipifax. Die meisten würden sofort mit dem Sensen­mann eine Verein­barung schließen: Drei Tage früher sterben, dafür ist Corona sofort vorbei. Doch darum geht es nicht. Es gilt die Herden­immu­nität zu vermeiden, auch wenn sie erst nach zwei Jahren und bei nur 10 Mil­lio­nen Infi­zierter erreicht ist, weil dann zwei Nullen an alle extensive Größen zu hängen wären. Gelänge das Flatten, vielleicht kein Problem für unsere Intensiv­stationen und Krematorien, doch wer möchte statt drei Tagen ein ganzes Jahr einbüßen? Deshalb darf ich wieder­holen: Es ist erfor­derlich, die Ausbrei­tung rigoros einzu­dämmen und im Inter­esse aller Zuwider­hand­lungen kompro­mißlos zu ahnden.

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Nach und nach kommt heraus, was auf der Hand liegt: Auch nach einer harm­losen Erkrankung an Corona ist mit Folge­schäden zu rechnen. Wahr­schein­lich in größerem Umfange als infolge einer normalen Grippe. Der Unter­schied mag nur darin bestehen, daß die Auswir­kungen von Corona besser erforscht werden und in Zukunft das Ableben nicht regel­mäßig der Folge­erkran­kung zuge­schoben wird. Ich habe meine Berech­nungen vom 1. Mai wieder­holt, nur diesmal mit 300.000 In­fi­zierten und 10.000 Sofort­toten, die mir gegen Jahres­ende als reali­stisch erscheinen. In den Folge­jahren wird noch einmal die gleiche Anzahl an den Folgen von Corona sterben. Das mag drama­tisch klingen, doch ändert sich gegenüber dem 1. Mai kaum etwas: Der mitt­lere Rentner wird trotz allem nur drei Tage seines Lebens einbüßen. Der Verlust der jüngeren Menschen steigert sich wesentlich stärker, bleibt aber immer noch unter einem Tag. Wenn es nicht deut­lich schlimmer kommt, dann liegt in diesen Verlusten keine bedeut­same Gefahr vergli­chen mit den anhal­tenden Behinde­rungen des allge­meinen Lebens, die bei Diszi­plin bereits jetzt Geschichte wären.

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Drei Jahre Abstumpfung haben die Corona­toten auf 172.400 ver­zwanzig­facht. Einer von 114 Alten ist direkt an der Infek­tion gestorben, beim jüngeren Rest nur einer von 5000. Erwartete ich vor drei Jahren weniger als drei Tage Lebens­zeit­verlust für einen mitt­leren Alten, so sind es nun bereits zwei­einhalb Monate. Für jüngere Menschen bleibt es bei einer Woche, die ihnen mit Blick auf das Erbe am Arsch vorbei­ging und weiter­hin geht.

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