Erste Welle [1]
Die Hälfte aller Vorschläge von Google-News hat Corona in der Über­schrift, Nach­rich­tensen­dungen stehen dem kaum nach. Ich will nicht sagen, die Angst sei völlig unange­messen, bin aber davon über­zeugt, daß die Epidemie schnell in den Griff zu bekommen ist. Doch daran zu glauben vermag ich ange­sichts des real existie­renden Menschen nicht. [2] Einige reden dramati­sierend von einer exponen­tiellen Entwick­lung. Tatsäch­lich hat sich in den letzten zwei Wochen die Zahl der erkrankten Deutschen jeweils veracht­facht. Ginge es so weiter, wären zu Ostern vier Milli­onen infiziert.

Doch so schlimm wird es nicht kommen. In China ist diese exponen­tielle Entwick­lung gestoppt, die Zahl der Neuinfek­tionen soll sogar abnehmen. So rigoros die drasti­schen Maßnahmen eines undemo­krati­schen Regimes auch sein mögen, sie haben gewirkt. Der größte Teil Chinas blieb bisher verschont. In die Welt getragen wurde die Krankheit wie Aids durch die Jet­setter. [3] Corona wird es hoffen­tlich nicht zu einem größeren Fliegen­schiß der Geschichte bringen. [4] Wahr­schein­lich wird die Krankheit weniger als 100.000 Tote fordern. Das überbietet so mancher Krieg und so manche Grippewelle. [5] Und wenn ich einmal unterstelle, daß man nicht mehrfach erkrankt und das Virus nicht vor Herstellung eines Impfstoffes mutiert, dann würde die Menschheit schlimm­sten­falls um fünf Prozent schrumpfen.

Bedeutender als die spekulativen Zahlen über Krankheit und Tod sind die schon jetzt sichtbaren, von Hysterie getriebenen Folgen für das tägliche Leben. Sie sind nicht alle negativ zu bewerten, vor allem nicht für mich und meine Misanthropie. Wer Nudeln und Konserven hamstert, hat hoffent­lich einen hohen Preis gezahlt, daß nach der Epidemie die Nachfrage einbricht und ich sie billig kaufen kann. [6] Für Aktien fehlt mir leider das Geld. [7] Und schlag­artig wird nicht nur deutlich, über welche Zwangs­mittel der vielge­scholtene National­staat im Notfalle verfügt. Auch die Sinnlo­sigkeit von Flugreisen und Kreuz­fahrten setzt sich dank Corona hoffentlich stärker in den Hirnen fest als die sog. Klima­debatte es je vermochte.

Außerdem wird mit Corona sichtbar, was ein ordent­liches Gesund­heits­system und zivili­sierte Umgangs­formen wert sind. Auf einmal geht es um Volks­gesundheit, nicht mehr um exotische Krank­heiten. Wer nach franzö­sischer Sitte jeden küßt, ist nicht mehr nett, sondern dumm. Wer auf den Boden rotzt, ist wieder eine Drecksau. Und Deutsch­land ist hoffentlich nicht schon soweit globa­lisiert, daß inter­nationale Sterbe­raten erreicht werden. Gestern mußte man schon einen Deutschen in Ägypten bemühen, heute gibt es auch zwei Tote in der Heimat.

[1] Meine Überschrift lautete ursprüng­lich „Corona“, weil ich glaubte, den gesamten Verlauf in ein, zwei Beiträ­gen erschöp­fend behan­deln zu können. Ich hätte die Unfähig­keit der Men­schen beden­ken sollen, die es bei der spani­schen Grippe und Aids auch zu einer zweiten, die erste weit über­stei­genden Welle gebracht haben. So sind es nach nunmehr drei Jahren in Deutsch­land bereits 172.000 Tote (einer von 490), in der Welt offi­ziell 7 Millionen (nur einer von 1000, weil die meisten lautlos verscharrt wurden). Deshalb habe ich die Über­schrift in „Erste Welle“ geän­dert, die in Deutsch­land bis Ostern 2020 hätte über­wunden sein können. Die alte theolo­gische Pseudo­weis­heit, Gott ließe das Leid zu, weil er die Freiheit höher schätze, hat wieder einmal zuge­schlagen. Der Lust­wandel von 8 Mil­liar­den hat wahr­schein­lich über 50 Millionen das Leben gekostet. Hinzu kommen wohl ebenso viele Dauer­kranke.
[2] Mit Annegret Kramp-Karrenbauer hat meine prophe­tische Kunst einen Tiefpunkt erreicht. Ich dachte, sie würde mit ihrem Hang, ähnlich Donald Trump ihre Meinung zu sagen, sich von den Wort­hülsen anderer abheben und sich nicht nur in Thüringen durch­setzen. Wenige Tage später hat sie ermürbt aufgegeben.
[3] Warum wurden die Aids-Kranken nicht in die Quaran­täne gezwungen? Sie konnten nach eigenem Belieben andere anstecken. Erst so erreichte das Virus die Frauen, Kinder und Blutkon­serven. Und wie ist es den homo­sexuellen Männern gelungen, sich vom Täter zum Opfer zu stili­sieren? Wird es bald auch Corona-​Ansteck­schleifen geben?
[4] Sofern laut Alexander Gauland der National­sozia­lismus zumindest in geschicht­licher Sicht nicht mehr als ein Fliegen­schiß war.
[5] Das war eine Fehlein­schätzung, eine Überbe­wertung der Reaktions­fähigkeit von Regie­rungen in aller Welt. Nation um Nation hat es verpennt, sich die Probleme anderer angesehen und Maßnahmen erst ergriffen, als die Epidemie schon in Fahrt gekommen war. So wird Corona lange in Erin­nerung bleiben. Doch mit Krieg ist es nicht zu verglei­chen. Auch Grippe­wellen sind mitunter tödlicher, wenn auch nur stati­stisch. Sie sind schnell vergessen, weil sie ohne Einschrän­kungen des täglichen Lebens kommen und gehen.
[6] Ich habe schon vor der Hamsterwelle zehn Dosen Herings­filet zu 79 Cent gekauft, weil sie abgesehen von denen in Tomaten­sauce sonst 89 Cent oder noch mehr kosten. Außerdem müssen noch drei Dosen Sauer­kraut weg, die ich günstig für 99 Cent erwerben konnte. Und wenn meine 1800 Blatt Toiletten­papier verschmiert sind, muß eben wie früher das Zeitungs­papier die Kanali­sation verstopfen.
[7] Für kleine Leute sind Aktien nichts. Zum einen ist es vermessen zu glauben, man sei besser als der von Fachleuten durch­setzte Durch­schnitt. Zum anderen fehlt das Geld, auf dem Tief­stand zu kaufen, wenn man nicht der große Zampano ist, der oben verkauft hat und nicht mit einem dicken Paket in den Keller gerauscht ist.

420 | Vogelgrippe | AKK | Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Tote | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Reproduktion | Unterleben | Förderalismus | Rattenschwanz | Siebentage-R | Zweite-Welle

... link (29 Kommentare)   ... comment