Intensivbett
wuerg, 17.03.2020 23:16
Ich habe jetzt das Intensivbett in meine Liste der Euphemismen aufgenommen, weil es sprachlich davon ablenkt, daß Schwerkranke darin liegen. Auch wenn man sich um sie intensiv kümmert, so werden die übrigen Krankenbetten doch auch nicht nach dem Grad der Pflege Normal-, Einfach- oder Sparbetten genannt.
Abseits von ihrer Bezeichnung soll es in Deutschland 28.000 davon geben. Von den derzeit weniger als 8000 Corona-Infizierten können allenthalben 1000 auf ein solches Bett angewiesen sein, weit weniger als derzeit auch wegen Personalmangels frei sein sollen. Allzu viele geplante Operationen müssen nicht wegen Corona verschoben werden. Normalerweise wären beim heutigen guten Wetter die Motorratten wieder aus der Garage gekommen und lägen schon zu Dutzenden in den Betten. Der reduzierte Autoverkehr sollte ebenfalls entlasten.
Doch weshalb wird jetzt im Gesundheitswesen mehr als sonst gejammert? Wohl nicht wegen der wenigen Schwerkranken, eher schon wegen der Patienten ohne starke Symptome und noch mehr durch Heerscharen, die sich ohne Not testen lassen wollen. Dazu noch die Gelegenheit, nun besser gehört zu werden. Das machen auch andere, die mit 7 Prozent Mehrwertsteuer, längeren Öffnungszeiten und bedingungslosem Grundeinkommen hausieren gehen.
Euphemismen | Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Unredlichkeit | Tote | Nationalstaaten | Erste Welle | Rattenschwanz | Förderalismus | Unterleben | Reproduktion | Siebentage‑R | Zweite Welle | Berlin
Abseits von ihrer Bezeichnung soll es in Deutschland 28.000 davon geben. Von den derzeit weniger als 8000 Corona-Infizierten können allenthalben 1000 auf ein solches Bett angewiesen sein, weit weniger als derzeit auch wegen Personalmangels frei sein sollen. Allzu viele geplante Operationen müssen nicht wegen Corona verschoben werden. Normalerweise wären beim heutigen guten Wetter die Motorratten wieder aus der Garage gekommen und lägen schon zu Dutzenden in den Betten. Der reduzierte Autoverkehr sollte ebenfalls entlasten.
Doch weshalb wird jetzt im Gesundheitswesen mehr als sonst gejammert? Wohl nicht wegen der wenigen Schwerkranken, eher schon wegen der Patienten ohne starke Symptome und noch mehr durch Heerscharen, die sich ohne Not testen lassen wollen. Dazu noch die Gelegenheit, nun besser gehört zu werden. Das machen auch andere, die mit 7 Prozent Mehrwertsteuer, längeren Öffnungszeiten und bedingungslosem Grundeinkommen hausieren gehen.
Euphemismen | Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Unredlichkeit | Tote | Nationalstaaten | Erste Welle | Rattenschwanz | Förderalismus | Unterleben | Reproduktion | Siebentage‑R | Zweite Welle | Berlin
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wuerg,
22.10.2020 17:21
Glücklicherweise komme ich am späten Abend nur selten bei Herrn Lanz vorbei, sonst müßte ich mich wie gestern jeden Tag aufregen. Dort diskutierten über Corona nicht wieder die Herren Kubicki und Lauterbach, sondern reichlich „Experten“. Was Frank Thelen beitragen sollte, blieb mir wie immer schleierhaft. Da hätte man auch Boris Becker einladen können, wenn er nicht gerade in England vor Gericht stünde. Auch Gabriele Krone-Schmalz konnte nur darauf hinweisen, daß Russen härter im Nehmen sind. Richard David Precht dagegen bekam noch einigermaßen die Kurve: Nachdem er es für am besten hielt, wenn jeder situationsangemessen handelt, sah er doch die Notwendigkeit allgemeiner Maßnahmen, weil viele Menschen dazu nicht in der Lage und einige nicht bereit sind. [1]
Den Vogel schießt aber der Präsident Klaus Reinhard der Bundesärztekammer ab, der die Wirksamkeit von Masken anzweifelt. Er mag recht haben. [2] Doch was sollen wir ersatzweise tun? Uns einschließen und uns keinem nähern? Die Auslastung der Intensivstationen scheint ihm das ausschlaggebende Kriterium zu sein. Da dort noch Betten frei sind, kann es ja nicht so schlimm sein, zumal es vor Ostern zehnmal mehr Tote gab und die Zahl der Infizierten wegen der damals extremen Dunkelziffer viel höher gelegen haben muß als heute.
In meinen Augen sieht es wie folgt aus: Im Frühjahr drohte eine Überlastung der Intensivstationen. Nun hat sich die Zahl der Betten erhöht, zumindest ist das Geld dafür eingestrichen, doch Schwerkranke kommen nur kleckernd nach. Statt Triage nun geringe Auslastung, nicht des Personals, sondern des Wirtschaftsunternehmes Krankenhaus. Da liegt es nahe, die derzeitige Lage zu verharmlosen. Zumindest Krankenhausverwaltungen und Standesvertretungen sind verständlicherweise daran interessiert, immer kurz unter der Kapazitätsgrenze zu arbeiten. Sie müssen nicht nur an Gesundheit, sondern auch an Erkrankungen interessiert sein. [3]
[1] In diesem Zusammenhang wird wie in allen Angelegenheiten gerne auf Schweden verwiesen, die ohne Zwang nun von einer zweiten Welle verschont werden und tagelang keine neuen Zahlen melden. Nur muß die bei uns die Epidemie noch lange toben, bis unsere Mortalität von derzeit 12 auf die stolzen 59 pcm der Schweden steigt.
[2] Wahrscheinlich steckt man sich in ordentlichen Lebensmittelgeschäften und auf Wochenmärkten nicht signifikant stärker an als auf der Straße, doch bewirkt die Maskenpflicht, sich auch in anderen Bereichen mit einer Maske zu schützen, zum Beispiel in Spätis oder türkischen Gemüseläden. Außerdem verleitet eine Maske dazu, lieber zuhause zu bleiben, und behindert Knutschen, Sabbern und Saufen.
[3] Noch schlimmer ist es bei den Theologen: Sie beschäftigen sich mit Seelsorge und raten den Menschen, im Glauben Trost oder gar Erfüllung zu finden, leben aber davon, daß dies weitgehend nicht gelingt, Krieg, Vertreibung, Verfolgung, Unterdrückung und Katastrophen sie immer vor neue Aufgaben stellen, die ihnen aber noch Zeit für Märchen, Armut, Klimawandel, Kontemplation und Moraltheologie lassen.
Den Vogel schießt aber der Präsident Klaus Reinhard der Bundesärztekammer ab, der die Wirksamkeit von Masken anzweifelt. Er mag recht haben. [2] Doch was sollen wir ersatzweise tun? Uns einschließen und uns keinem nähern? Die Auslastung der Intensivstationen scheint ihm das ausschlaggebende Kriterium zu sein. Da dort noch Betten frei sind, kann es ja nicht so schlimm sein, zumal es vor Ostern zehnmal mehr Tote gab und die Zahl der Infizierten wegen der damals extremen Dunkelziffer viel höher gelegen haben muß als heute.
In meinen Augen sieht es wie folgt aus: Im Frühjahr drohte eine Überlastung der Intensivstationen. Nun hat sich die Zahl der Betten erhöht, zumindest ist das Geld dafür eingestrichen, doch Schwerkranke kommen nur kleckernd nach. Statt Triage nun geringe Auslastung, nicht des Personals, sondern des Wirtschaftsunternehmes Krankenhaus. Da liegt es nahe, die derzeitige Lage zu verharmlosen. Zumindest Krankenhausverwaltungen und Standesvertretungen sind verständlicherweise daran interessiert, immer kurz unter der Kapazitätsgrenze zu arbeiten. Sie müssen nicht nur an Gesundheit, sondern auch an Erkrankungen interessiert sein. [3]
[1] In diesem Zusammenhang wird wie in allen Angelegenheiten gerne auf Schweden verwiesen, die ohne Zwang nun von einer zweiten Welle verschont werden und tagelang keine neuen Zahlen melden. Nur muß die bei uns die Epidemie noch lange toben, bis unsere Mortalität von derzeit 12 auf die stolzen 59 pcm der Schweden steigt.
[2] Wahrscheinlich steckt man sich in ordentlichen Lebensmittelgeschäften und auf Wochenmärkten nicht signifikant stärker an als auf der Straße, doch bewirkt die Maskenpflicht, sich auch in anderen Bereichen mit einer Maske zu schützen, zum Beispiel in Spätis oder türkischen Gemüseläden. Außerdem verleitet eine Maske dazu, lieber zuhause zu bleiben, und behindert Knutschen, Sabbern und Saufen.
[3] Noch schlimmer ist es bei den Theologen: Sie beschäftigen sich mit Seelsorge und raten den Menschen, im Glauben Trost oder gar Erfüllung zu finden, leben aber davon, daß dies weitgehend nicht gelingt, Krieg, Vertreibung, Verfolgung, Unterdrückung und Katastrophen sie immer vor neue Aufgaben stellen, die ihnen aber noch Zeit für Märchen, Armut, Klimawandel, Kontemplation und Moraltheologie lassen.
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wuerg,
09.11.2020 22:48
Vor zwei Wochen mit 35 Toten am Tag waren noch alle Diskutanten bei Herrn Lanz halbwegs guten Mutes. Fast hatte ich den Eindruck, man fühle sich in sicherem Fahrwasser wohl, steuerbord noch weit weg von den grünen Tonnen, an denen leere Betten keinen Profit erwirtschaften, backbord die roten der Überlastung. Letzteren haben wir uns genähert, und schon fällt auf, daß immer noch kein Personal vorhanden ist, obwohl wir mit 120 Toten immer noch weit entfernt sind von den 230 in der Woche nach Ostern. Offensichtlich dachte man im Sommer ähnlich wie in den letzten Jahrzehnten: Es wird schon nichts passieren, das Geld ist eingestrichen, teilweise für Betten ausgegeben, von denen manche sogar aufgebaut wurden. Weiterbildung des Personals ist teuer und nicht erforderlich.
Eben wird bei Herrn Plasberg von 12.000 freien Intensivbetten gesprochen, für die es aber kein Personal gäbe. Wie hat man das denn zu Ostern gemacht? Lebten damals die Krankenschwestern noch? Oder hat man auch auf nicht voll ausgebildetes Personal zurückgegriffen? Möchte man jetzt neues Geld? Statt an Lösungen zu arbeiten, wird wieder über Triage gefaselt. Noch nicht über die Rationierung von Beatmungsgeräten, aber die Zurückstellung planbarer Eingriffe. Was ist daran bedeutsam? Hat nicht jeder schon einmal das bessere Medikament nicht bekommen, weil der Arzt sein Kontingent bereits überzogen hatte oder die Krankenkasse es nicht bezahlt?
Eben wird bei Herrn Plasberg von 12.000 freien Intensivbetten gesprochen, für die es aber kein Personal gäbe. Wie hat man das denn zu Ostern gemacht? Lebten damals die Krankenschwestern noch? Oder hat man auch auf nicht voll ausgebildetes Personal zurückgegriffen? Möchte man jetzt neues Geld? Statt an Lösungen zu arbeiten, wird wieder über Triage gefaselt. Noch nicht über die Rationierung von Beatmungsgeräten, aber die Zurückstellung planbarer Eingriffe. Was ist daran bedeutsam? Hat nicht jeder schon einmal das bessere Medikament nicht bekommen, weil der Arzt sein Kontingent bereits überzogen hatte oder die Krankenkasse es nicht bezahlt?
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wuerg,
13.11.2020 00:59
Im linearen Fernsehen wird allenhalben gejammert, daß die Krankenhäuser bald am Anschlag seien. Wenn man doch schon immer wußte, daß Personal knapp ist und leere Betten nichts nützen, dann hätte man die Umtriebe eindämmen müssen. Wären die Mitarbeiter des Ordnungsamtes nicht nur im Bus durch Parkanlagen gefahren, sondern hätten saftige Bußgelder kassiert, dann wäre den Renitenten bald das Geld ausgegangen, um nach Leipzig zu fahren.
Nun ist es zu spät. Selbst wenn ich optimistischerweise davon ausgehe, daß am Wochenende der Höhepunkt überschritten ist, dann wird es in einer Woche 20 Prozent mehr Totkranke und in zwei Wochen 50 Prozent mehr Tote geben. Immer noch nicht mehr als zu Ostern. Wie kann deshalb eine Überlastung eingetreten sein? Weil nichts vorbereitet wurde? Weil die Todkranken nun jünger sind und länger im Bett liegen?
Nun ist es zu spät. Selbst wenn ich optimistischerweise davon ausgehe, daß am Wochenende der Höhepunkt überschritten ist, dann wird es in einer Woche 20 Prozent mehr Totkranke und in zwei Wochen 50 Prozent mehr Tote geben. Immer noch nicht mehr als zu Ostern. Wie kann deshalb eine Überlastung eingetreten sein? Weil nichts vorbereitet wurde? Weil die Todkranken nun jünger sind und länger im Bett liegen?
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