Berlin
Als es Sozialdemokraten noch erlaubt war, auf Vermitt­lung der DKP die DDR zu besuchen, disku­tierte ich mit unserem Reise­leiter und Kandi­daten zum ZK über den Status von West­berlin. Er meinte, es läge in der DDR und gehöre eigent­lich dazu. Wir einigten uns darauf, daß Berlin inmitten der DDR liege, obgleich schon damals mein Herz nicht an West­berlin hing. Ohne Bayer zu sein, hätte ich Berlin nicht vermißt, wenn es gerechter­weise voll­ständig der sowje­tischen Zone zuge­schlagen worden und so in der DDR aufge­gangen wäre. Hätte danach der große Bruder die DDR nicht ausge­beutet und wir sie völker­recht­lich aner­kannt, wäre „die Absicht, eine Mauer zu errichten“ selbst Walter Ulbricht nicht in den Sinn gekommen. Über die Grenze gelaufene und legal, wenn nicht frei­zügig einge­reiste Bürger des sicheren Herkunft­landes DDR hätten Asyl beantragen können und im Einzel­falle auch erhalten.

Es kam anders. Berlin schmarotzte Jahrzehnte auf Kosten der zehn alten Länder, saß im Bundestag wie Palä­stina in der UN-Voll­versamm­lung und hatte vor dreißig Jahren einfach Glück, nach der Wieder­vereini­gung genannten Annek­tion der fünf neuen Länder zusammen mit Ost-Berlin ein sech­zehntes Bundes­land zu werden, das sexy und geldgeil weiterhin durchge­füttert wird. Gerne würde ich die berliner Arro­ganz hinnnehmen, wenn sie wie die bayri­sche nach Jahren des Aufpep­pelns eben­falls von Erho­lung und selbst erwirt­schaf­tetem Wohl­stand begleitet würde.

Schon damals, als die Geschäfte noch um 18 Uhr schlossen, die Banken vom Scheilado noch nichts ahnten und die Sonntags­ruhe einzu­halten versucht wurde, träumten viele von Berlin ohne Sperr­stunde, die sich seit tausend Jahren bewährt hatte und der Mehr­heit aller Menschen gefiel. Zwischen­zeitlich wurde die Unter­wande­rung dieser menschen- und arbeiter­freund­lichen Rege­lungen lega­lisiert. Die Folge ist eine Heer­schar unpro­fessi­onell betrie­bener Geschäfte, die mir in Offen­bach wohnend schon Übel­keit erzeugten, noch bevor ich von dem klein­kind­lichen Begriff Späti hörte. Denen ließen die Ordnungsämter gleich Corona freien Lauf.

Die tatenlosen Politiker unserer leider neuen Haupt­stadt haben sich mit Corona einge­richtet, entschul­digen sich mit Größe und Bevöl­kerungs­dichte. Dabei zeigt ein Blick auf die dank ihrer hohen Durch­seuchung im Fernsehen zu bewun­dernden Karte, daß West­berlin hell- bis dunkelrot ist, Ostberlin dagegen nach wie vor grau. Das beein­druckt die Hedo­nisten in den sog. Kiezen sowenig wie das corana­arme Umland Branden­burg. Meinet­wegen können sie sich bis zum Anschlag durch­seuchen, auch wenn dabei andere mitge­rissen werden. Es gibt so und so zuviele Menschen. Eine wirkliche Kata­strophe könnte vieles im Kopf ändern und die Welt retten.

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Auf einmal geht alles ganz schnell. Der Kampf um die Tribünen­plätze ist so gut wie entschieden. Berlin und Baden-​Württem­berg liegen mit einer den Bundes­durch­schnitt um 25 Pro­zent überstei­genden Gesamt­inzidenz gemeinsam auf dem zweiten Platz hinter Bayern mit 44 Pro­zent. Vom Podest gestoßen wurde Hamburg mit nur noch 24.

Verfolgt wird diese Vierergruppe von Nord­rhein-​West­fa­len (13%) und Bremen (10%), das heute die Führungs­arbeit hätte über­nehmen sollen, doch wohl weniger beschö­nigend Dikta­turen und Entwick­lungs­ländern nachei­fernd, eher aus allge­meiner Unfähig­keit heute keine Zahlen lieferte, wodurch die vom Robert-​Koch-​Institut behaup­tete Sieben­tage­inzi­denz knapp unter 50 blieb.

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Der Kampf um Platz drei zwischen Baden-Württemberg, Hamburg und Bremen gestaltet sich lang­wieriger als vor Tagen gedacht. Berlin bewirbt sich nicht mehr darum und ist heute mit 38 Pro­zent über dem Bundes­durch­schnitt am bishe­rigen Spitzen­reiter Bayern (36%) vorbeigezogen. Lange Zeit litt man dort unter den Lang­zeit­folgen der ersten Tage, verbes­serte sich aber stetig, vor allem in den letzten Wochen. Man sollte also auf Markus Söder hören, zumal nicht nur Berlin eine Groß­stadt ist, München auch.

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