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Virologenschnack
wuerg, 22.03.2020 22:17
Als Nikolaus Blome seinem Gesprächspartner Jakob Augstein frug, wie flat er denn die curve machen wolle, erhielt er als Antwort: Jetzt fangen Sie auch noch mit diesem Virologenschnack an. Vielleicht sind es nicht die Virologen selbst, sondern ihre Nachplapperer, die sich mit amerikanischen Floskeln schmücken: Lockdown, Containment-Strategie, social distancing, ongoing process.
Mein Lieblingswort aber ist exponentiell: Heute ein Toter, morgen zwei, übermorgen vier, in einer Woche 128 und in einem Monat zwei Gigatote. Als Virologe sollte man spätestens nach den Erfolgen von Rotchina, Taiwan, Singapur und Korea wissen, daß es mit Vernunft und Disziplin zu nicht mehr als einem Prozent Erkrankter kommt. Ich verstehe das Gefasel von 60 Prozent nicht.
Natürlich ist es richtig, durch rigorose Maßnahmen die Ausbreitung des Virus zu unterbinden. Was aber soll die zeitgleiche Behauptung, dadurch würde die Zahl der Infektionen nicht gemindert, sondern nur zur Entlastung der Krankenhäuser gestreckt? Wir müßten uns also mehrere Monate stark und über ein Jahr weitgehend einschränken. Außerdem würde die Krankheit nie ausgerottet, sondern immer wieder aufleben.
So ein Schwachsinn. Selbst wenn nach Überwindung des jetzigen Ausbruches ein Bodensatz von täglich 100 Neuerkrankungen bliebe, von denen 20 entdeckt würden und einer stürbe, läge die Wahrscheinlichkeit, im Laufe eines langen Lebens von Corona dahingerafft zu werden, bei etwa 0,01 Prozent. Solange wir uns stärker vermehren als das Virus uns dezimiert, werden die 60 Prozent Herdenimmunität nie erreicht. Das schaffen noch nicht einmal die Verkehrstoten.
Es ist auch schwachsinnig zu glauben, das Virus könne nie ganz ausgerottet werden. Das mag sein, wenn man alle ähnlichen Viren mitzählt, die immer wieder durch sorglosen Umgang mit Tieren auf den Menschen übergehen. Dieses eine Virus SARS-CoV-2 [1] kann jedoch unter den Menschen vollständig ausgerottet werden. Ich bin noch gegen Pocken zwangsgeimpft, seit 1972 gab es in Deutschland keinen einzigen Fall mehr, und das letzte Pockenvirus auf der Welt wurde 1977 beerdigt.
Kurz: Ich kann die Virologen kaum noch hören, manche mehr, manche weniger. Ihnen bekannte Programmierer mögen die im Fernsehen nett und wuselig aussehenden Simulationen verstehen. Doch kein Virologe wird beschwören können, daß sie geeignet gestaltet und parametrisiert sind, um die Verbreitung von Corona angemessen zu modellieren. Sie erinnern mich an Visualisierungen normaler Diffusion oder an einfache Simulationen von Waldbränden.
[1] Ich hatte zunächst COVID-19 geschrieben, aber auf SARS-CoV‑2 korrigiert, nachdem die Zahl der Hobbyvirologen und Lungenfachärzte stark angezogen hat. Im Gegenzuge warte ich auf eine Gelegenheit, jeden für dumm zu erklären, der den Unterschied zwischen Meteoroid, Meteor und Meteorit nicht beachtet.
Denglisch | Erste Welle | Disziplinlosigkeit | Ethikraten | Herdenimmunität | Prognose | Lebenswert | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Reproduktion | Tote | Unterleben | Förderalismus | Rattenschwanz | Intensivbett | Mooresches Gesetz | Siebetage‑R | Zweite Welle
Mein Lieblingswort aber ist exponentiell: Heute ein Toter, morgen zwei, übermorgen vier, in einer Woche 128 und in einem Monat zwei Gigatote. Als Virologe sollte man spätestens nach den Erfolgen von Rotchina, Taiwan, Singapur und Korea wissen, daß es mit Vernunft und Disziplin zu nicht mehr als einem Prozent Erkrankter kommt. Ich verstehe das Gefasel von 60 Prozent nicht.
Natürlich ist es richtig, durch rigorose Maßnahmen die Ausbreitung des Virus zu unterbinden. Was aber soll die zeitgleiche Behauptung, dadurch würde die Zahl der Infektionen nicht gemindert, sondern nur zur Entlastung der Krankenhäuser gestreckt? Wir müßten uns also mehrere Monate stark und über ein Jahr weitgehend einschränken. Außerdem würde die Krankheit nie ausgerottet, sondern immer wieder aufleben.
So ein Schwachsinn. Selbst wenn nach Überwindung des jetzigen Ausbruches ein Bodensatz von täglich 100 Neuerkrankungen bliebe, von denen 20 entdeckt würden und einer stürbe, läge die Wahrscheinlichkeit, im Laufe eines langen Lebens von Corona dahingerafft zu werden, bei etwa 0,01 Prozent. Solange wir uns stärker vermehren als das Virus uns dezimiert, werden die 60 Prozent Herdenimmunität nie erreicht. Das schaffen noch nicht einmal die Verkehrstoten.
Es ist auch schwachsinnig zu glauben, das Virus könne nie ganz ausgerottet werden. Das mag sein, wenn man alle ähnlichen Viren mitzählt, die immer wieder durch sorglosen Umgang mit Tieren auf den Menschen übergehen. Dieses eine Virus SARS-CoV-2 [1] kann jedoch unter den Menschen vollständig ausgerottet werden. Ich bin noch gegen Pocken zwangsgeimpft, seit 1972 gab es in Deutschland keinen einzigen Fall mehr, und das letzte Pockenvirus auf der Welt wurde 1977 beerdigt.
Kurz: Ich kann die Virologen kaum noch hören, manche mehr, manche weniger. Ihnen bekannte Programmierer mögen die im Fernsehen nett und wuselig aussehenden Simulationen verstehen. Doch kein Virologe wird beschwören können, daß sie geeignet gestaltet und parametrisiert sind, um die Verbreitung von Corona angemessen zu modellieren. Sie erinnern mich an Visualisierungen normaler Diffusion oder an einfache Simulationen von Waldbränden.
[1] Ich hatte zunächst COVID-19 geschrieben, aber auf SARS-CoV‑2 korrigiert, nachdem die Zahl der Hobbyvirologen und Lungenfachärzte stark angezogen hat. Im Gegenzuge warte ich auf eine Gelegenheit, jeden für dumm zu erklären, der den Unterschied zwischen Meteoroid, Meteor und Meteorit nicht beachtet.
Denglisch | Erste Welle | Disziplinlosigkeit | Ethikraten | Herdenimmunität | Prognose | Lebenswert | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Reproduktion | Tote | Unterleben | Förderalismus | Rattenschwanz | Intensivbett | Mooresches Gesetz | Siebetage‑R | Zweite Welle
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