Intervallnamen
Schon lange frage ich mich, warum musika­lische Inter­valle so komisch, so viel­fältig und leider auch wider­sprüch­lich benannt werden, ob dahinter wenig­sten grund­sätz­lich ein System steckt, so verwir­rend es auch erschei­nen mag. Musiker mögen diese Frage vor­schnell beant­worten: Der Grund­name (Terz, Quin­te usw.) kommt aus dem Abstand in der Sieben­ton­leiter oder aus der Zahl der Linien und Zwischen­räume im System der Noten­linien. Manche Inter­valle (Terz, Sep­ti­me usw.) treten gerne in ver­schie­denen Größen (Halb­ton­schrit­ten der Zwölf­ton­leiter) auf und heißen deshalb groß bzw. klein. Sollten Inter­valle aus­nahms­weise um einen wei­teren Halb­ton­schritt größer oder kleiner sein, heißen sie über­mäßig oder vermin­dert.

Mit dieser Genauig­keit kann man leben und natür­lich auch musi­zieren. Wer aber 5-glatte Inter­valle genau benennen möchte, muß noch ein weiteres Attri­but bei­fügen, etwa für Unter­schiede von einem synto­nischen Kom­ma (81/80). So könnte die doppelt über­mäßige Unde­zime von ‘Fes nach „his als drei­fach enhar­monisch kleiner bezeich­net werden, weil es um drei syntoni­sche Kommas abwärts geht. Aber warum sollte dieses klein­zahlige Inter­vall 5625/2048 drei­fach kleiner heißen, wenn in der Folge das normale (0-fach kleinere) 23914845/9388608 wäre. Diese Unschön­heit würde gemil­dert, wenn für jede Alte­rierung um eine Apo­tome (is, 2187/2048) ein oder zwei synto­nische Kommas weniger gezählt würden. Dann entsprä­chen Erhö­hungen einem großen Chroma (135/128) bzw. einem kleinen Chroma (25/24).

Wahrscheinlich ist es dem Umstand zu verdanken, daß die beiden natür­lichen Terzen sich um ein kleines, der diato­nische Halbton und der pytha­gorei­sche Ganzton aber um ein großes Chroma unter­scheiden, daß die beiden Chroma­tates wechsel­weise zum Zuge kommen, weshalb die nor­malen doppelt über­mäßi­gen Intervalle immer um 1125/1024 größer sind. Damit sehe ich nachstehende Schema:

(weite)   (weite)   (weite)   (weite)           (weite)  (scharfe) (scharfe)
dreifach  vermin-   übermä-   dreifach          vermin-             doppelt
vermind    derte     ßige     übermäß            derte     große    übermäß 
      \   /     \   /     \   /                  /   \     /   \     /
    (scharfe)    \ /    (scharfe)         (scharfe) (scharfe)  (weite)
     doppelt  (scharfe)  doppelt           doppelt             übermä-
     vermind     / \     übermäß           vermind    kleine    ßige
      /   \     /   \     /   \                  \   /     \   /     \
größere   größere   größere   größere           größere   größere   größere
dreifach  vermin-   übermä-   dreifach          vermin-             doppelt
vermind    derte     ßige     übermäß            derte     große    übermäß
      \   /     \   /     \   /                  /   \     /   \     /
     doppelt   +-----+   doppelt           größere   größere   größere 
     vermin-   |OOOOO|   übermä-           doppelt             übermä-
      derte    +-----+    ßige             vermind    kleine    ßige
      /   \     /   \     /   \                  \   /   OOOOO /     \
kleinere  kleinere  kleinere  kleinere         kleinere   kleinere  kleinere
dreifach  vermin-   übermä-   dreifach          vermin-             doppelt
vermind    derte     ßige     übermäß            derte     große    übermäß
      \   /     \   /     \   /                  /   \     /   \     /
    (schwache)   \ /    (schwache)         kleinere  kleinere  kleinere
     doppelt  (schwache) doppelt           doppelt             übermä-
     vermind     / \     übermäß           vermind    kleine    ßige
      /   \     /   \     /   \                  \   /     \   /     \
(enge)    (enge)    (enge)    (enge)            (enge)   (schwache) (enge)
dreifach  vermin-   übermä-   dreifach          vermin-             doppelt
vermind    derte     ßige     übermäß            derte     große    übermäß   
                                                 /   \     /   \     /
Intervalle zur Prime, Quarte, Quinte,     (schwache)(schwache) (enge)
Oktave, Undezime, Dodezime, ...            doppelt             übermä-
                                           vermind    kleine    ßige
  135/128 (‚cis)   81/80 (‘c)                                           
 /                   |                     Intervalle zur Terz, Sexte, Dezime, 
1 (c)                |                     Tredezime,... Für Sekunde, Septime,
 \                   |                     None, ... ist zu spiegeln und über-
  25/24   („cis)     1 (c)                 mäßig mit vermindert zu tauschen

Fett sind die nach einem deutschen Musiklexikon gesicherten Namen. Der Rest in Anlehnung an die Huygens-Focker-Intervall-Liste. [1]

Damit stelle zumindest ich mir die Frage: Wie bestimme ich zu einem 5-glat­ten Inter­vall die korrekte Bezeich­nung? Bei einem Inter­vall aus x Zweien, y Dreien und z Fün­fen bestimmt sich der grund­legende Name aus m=7x+11y+16z, weil die zweite Har­moni­sche 7, die dritte 11 und die fünfte 16 dia­toni­sche Schritte nach oben führt. Im Falle von m=0,1,2,3,... spricht man von einer Prime, Sekunde, Terz, Quarte, ..., frei ins Deutsche über­setzt von einer (m+1)-ten. Der Rest einer Divi­sion von m durch 7 ergibt das von Okta­ven befreite Inter­vall n=m=4y+2z(7) aus dem Bereich von 0 bis 6 für Prime bis Septime. Der nach­stehen­den Tabelle kann damit das zentrale (neutrale) Intervall (im Schema mit OOOOO gekenn­zeichnet) und die Zusam­menset­zung seines Qua­drates aus α Zweien, β Dreien und γ Fün­fen ent­nommen werden:
n  Name(n)  klein  groß Mittel Quadrat α(n) β(n) γ(n)
0  Prime         1        1       1      0    0    0
1  Sekunde  16/15  9/8  √(6/5)   6/5     1    1   -1
2  Terz      6/5   5/4  √(3/2)   3/2    -1    1    0
3  Quarte       4/3      4/3    16/9     4   -2    0
4  Quinte       3/2      3/2     9/4    -2    2    0
5  Sexte     8/5   5/3  √(8/3)   8/3     3   -1    0
6  Septime  16/9  15/8  √(10/3) 10/3     1   -1    1
Um zu ermitteln, wieviele Oktaven (a), Über­mäßig­kei­ten (b/2) und enhar­moni­sche Erhö­hun­gen (c/4) zum mitt­leren Ton, der neutralen (n+1)-ten hinzu­kommen, ist

2x3y5z = 2α/23β/25γ/2 · 2a · ((135/128)(25/24))b/4 · (81/80)c/4

nach a, b und c aufzu­lösen. Es ergibt sich:

c=(6y-4z-3β+2γ)/7   b=(2y+8z-β-4γ)/7   a=(m-n)/7

Ist i der ganz­zahlige Anteil von |b|/2 und j der von |c|/4, werden die Attri­bute
Alt(0)  = ''
Alt(1)  = 'große'
Alt(-1) = 'kleine'
Alt(b)  = 'i-fach übermäßige'  für b>1
Alt(b)  = 'i-fach verminderte' für b<-1

Enh(b,0) = ''
Enh(b,c) = 'größere'         für c=1,2,3
Enh(b,c) = 'kleinere'        für c=-1,-2,-3
Enh(b,c) = 'j-fach scharfe'  für c>3 und i gerade
Enh(b,c) = 'j-fach weite'    für c>3 und i ungerade
Enh(b,c) = 'j-fach schwache' für c<-3 und i gerade
Enh(b,c) = 'j-fach enge'     für c<-3 und i ungerade
zugeordnet, womit das Inter­vall „Enh(b,c) Alt(b) Name(n) plus a Oktaven“ oder im Falle von a≥0 einfacher „Enh(b,c) Alt(b) (m+1)-te“ lautet. Ein Beispiel: Für 1024/675 ist x=10, y=-3, z=-2, m=n=5 (Sexte), β=-1, γ=0, c=-1, b=-3, a=0, i=1 und j=0. Damit handelt es sich um eine „klei­nere 1-fach vermin­derte Sexte plus 0 Oktaven“, kurz die klei­nere vermin­derte Sexte. So steht es auch in einem deut­schen Musik­lexi­kon [2]. Doch die sich alle mögli­chen Inter­valle anhei­schig machende Huygens-​Fokker-​Liste [3] nennt eine enge vermin­derte Sexte.

Auch im deutschen Sprach­gebrauch verdrängt die Bezeich­nung pythago­reisch für 3-glatte Inter­valle gerne die syste­matische. So heißt die kleinere kleine Terz (32/27) pythago­reisch und in der Folge die grö­ßere (6/5) einfach (natür­liche) kleine Terz. Das ist nicht bedenklich, solange man in exoti­schen Bereichen nicht zu unsyste­mati­schen Bezeich­nungen greift. Und damit meine ich nicht sehr kleine Inter­valle und einige beson­dere wie Halbton, Ganzton, Chroma, Limma, Komma, Apotome, Diesis, Schisma, Ditonus, Tritonus.

[1] Ich habe scharf, schwach, eng und weit in Klammern gesetzt, denn es ist nicht mehr als mein Versuch, die in [3] so bezeich­neten Inter­valle in das deutsche System [2] einzu­ordnen. Wie es richtig ist oder sein könnte, weiß ich nicht. Ich bin jedem dankbar, dem anerkannte Konzepte bekannt sind und sie mir in einem Kommen­tar darlegt.
[2] Habe nur noch die Kopie der Seiten 409 bis 413 zum Stich­wort Inter­vall. Darin sind leider nur die gängig­sten Inter­valle ver­zeichnet, daß ein Gesamt­system über sie hinaus nicht zu erkennen ist.
[3] Intervall-Liste. Huygens-​Fokker Foun­dation. Diese Liste nennt zwar mehr 5-glatte Inter­valle als [2], doch leider ist ein System nur in Ansätzen zu erkennen und nicht konse­quent umge­setzt.

Quinte | Dur

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Ober-Unter
Gehen wir eine Treppe mit fünf Stufen hoch, so führte die erste Stufe von der Grund­ebene 0 zur Ebene 1, die zweite von dieser zur Ebene 2 bis zur letzten und fünften Stufe auf die Ebene 5.
                        o--- Ebene 5
Stufe 5                 |
                    +---+ Ebene 4
Stufe 4             |
                +---+ Ebene 3
Stufe 3         |
            +---+ Ebene 2
Stufe 2     |
        o---+ Ebene 1
Stufe 1 |
--------+ Ebene 0
Über diese Numerierung sollte es keinen Streit geben. Und es ist auch klar, wohin die Markie­rungen für Blinde kommen, nämlich an die mit o gekenn­zeich­nete An - und Austritts­stufe auf der ersten und der obersten Ebene. Diese Vorstel­lung wandeln wir ab, wenn die Stufen etwa drei Meter hoch sind:
           +-----------+ Ebene 5
4. Stock   |           |
           +-----------+ Ebene 4
3. Stock   |           |
           +-----------+ Ebene 3
2. Stock   |           |
           +-----------+ Ebene 2
1. Stock   |           |
           +-----------+ Ebene 1
Erdgeschoß |           |
-----------+-----------+ Ebene 0
Die n-te Stufe heißt nun (n-1)-ter Stock. Vor allem in Büro­hoch­häusern ist die Bezeich­nung Ober­geschoß üblich, zumal es normaler­weise auch mehrere Unter­geschosse gibt. Das sugge­riert eine Sym­me­trie beider zum Erdge­schoß (0). Doch ist diese Sym­metrie dadurch gestört, daß ein Haus mit m Ober- und n Unter­geschossen m+1 Stock­werke hoch, ober nur n tief ist. Die Benen­nung der Stock­werke birgt also eine ähn­liche Proble­matik wie das Jahr 0. Hätte es ein solches gegeben, wäre das zweite Jahr­tausend nicht erst am 31. De­zem­ber 2000, sondern schöner­weise mit dem 31. De­zem­ber 1999 zuende gegan­gen. Doch das erste vorchrist­liche Jahrtausend läge dann immer noch von 1000 bis 1 vor Christus oder über­lappte sich im Jahre 0 mit dem ersten nach­christ­lichen. Es war also gar nicht so blöd, kein Jahr 0 vorzu­sehen, denn dann gilt vor und nach der Zeiten­wende: Das n-te Jahr­tau­send unfaßt die Jahre 1000(n-1)+1 bis 1000n.

Das soll nicht heißen, daß unsere Stock­werks­nummern blöd­sinnig sind und die ame­ri­kanische Zählung über­legen ist. Man darf nur nicht reflex­artig eine Ober-​Unter-​Sym­me­trie annehmen, auch wenn viele Menschen dazu neigen, Dua­lität und Sym­me­trie in die Welt zu dichten. Wahr und falsch, positiv und negativ sind keines­wegs im strengen Sinne sym­me­trisch oder polar und im Gegensatz zu Mann und Frau noch nicht einmal gleich­wertig.

Man muß bei Numerierungen aufpassen. Ist Herr Ratzinger nun der 265. Papst oder der 265. Nach­folger Petri? Ergeben eine Oktave und eine Quinte eine Tredizime? Und warum malen manche eine 16 über den Violin­schlüs­sel, wenn zwei Oktaven höher gespielt werden soll? Warum haben wir in acht Tagen den gleichen Wochen­tag, den nächsten aber in 14? Liegt der zweite Oberton eine Oktave oder eine Duo­dezime höher? Zumeist ist eine Ansicht die angeneh­mere. Bei Inter­vallen und Tages­zählun­gen von Sonntag zu Sonntag oder Ostern bis Pfing­sten hat man sich für die unge­schick­tere ent­schieden. Das verdanken wir den beide End­punkte mit­zählen­den Römern, gleich­wohl auch sie eine Meile für 1000 und nicht 1001 Schritte hielten.

Zumeist ist es besser, additiv bei 0 und multi­pli­kativ bei 1 zu beginnen. Deshalb sollte man den Begriff Oberton meiden und die n-fache Frequenz n-ten Teilton, n-te Harmonische oder n-ten Naturton nennen. Dann ist die m-te Harmo­nische über der n-ten einfach der die mn-te. Voll­komme­ner Quatsch ist es, den m-ten zum n-ten Ober­ton als den (mn+m+n)-ten zu bestim­men. Additiv ist es nicht so dramatisch, denn unab­hängig von der Zählung des Par­terres liegt das siebte Geschoß immer drei über dem vierten und fünf Jahre nach 1998 schreiben wir das Jahr 2003, ob es nun ein Jahr 0 gegeben hat oder nicht.

Additiv kann man auch gut unter die Null in den negativen Bereich gehen, multipli­kativ nur schlecht unter die Eins. Zwar ist es nahe­liegend, einen Ton mit einem n-tel der Fre­quenz n-te Sub­harmo­nische oder gar (n-1)-ten Unter­ton zu nennen, doch fügen sich diese beiden Bereiche mit den Harmoni­schen und den Ober­tönen alge­braisch nicht zusammen. Außerdem kommt Unter­tönen nicht die physi­kali­sche Rea­lität der Ober­töne zu, wie auch Ober beim Doppel­kopf ange­nehmer sind als Unter.

Man rettet die Symmetrie auch nicht dadurch, daß die n-te Sub­harmoni­sche die n-fache Wellen­länge hat, denn der Mensch hört die Frequenz, nicht die Wellen­länge, auch wenn die Griechen Töne mit klei­nerer Frequenz als die höhe­ren sahen, weil ihre Saiten länger waren. Gerne kann man zu einem Ton eine Sub­harmoni­sche anschla­gen und ihn so zu einem Oberton zu machen und zu ver­stärken. Von selbst erklingen sie aber nur selten. Auch kann man Noten­blätter auf den Kopf stellen oder Musik­stücke rück­wärts spielen. Das ist eine nette Spielerei, doch voll­kommene Symme­trie wird dadurch nicht erreicht, wie Wasser auch leichter aus der Flasche fließt als hinein.

Jahr 0 | Intervalle

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Dur
Schon vor der Erfindung der Musik wiesen die Laute des Menschen und der Natur eine spek­trale Zusammen­setzung in vorzugs­nähe­rungs­weisen [1] klein­zahli­gen Frequenz­verhält­nissen auf. Späte­stens die alten Griechen erkannten Saiten­längen in den Ver­hält­nis­sen 2:1 (Oktave) und 3:2 (Quinte) als harmo­nisch zusammen­klingend. Doch die Götter ver­sagten ihnen auch hier kommen­surable Verhält­nisse. Keine m Quinten würden jemals genau n Oktaven treffen. Zum Trost gaben sie recht kleinen Verhält­nissen noch heute gebräuch­liche Namen:
    23  : (3/2)5 = 28 /35  =    256/243    = Diesis  ≈ 1,054
(3/2)7  : 24     = 37 /211 =   2187/2048   = Apotome ≈ 1,068
(3/2)12 : 27     = 312/219 = 531441/524288 = Komma   ≈ 1,014
Dank der Volksmusik setzte sich die unge­naueste Variante mit sieben Tönen pro Oktave durch, zu deren Recht­ferti­gung Gebäude aus Tetra­chorden errich­tet wurden, denen wir letzt­lich die sieben Töne F-c-g-d'-a'-e"-h" im Abstand reiner Quinten ver­danken. Durch Okta­vierung und Anhängen von -is oder -es für jede Erhö­hung bzw. Ernie­dri­gung um eine Apotome entsteht ein heute pytha­gore­isch genanntes Universum von Tönen.

Auch die Griechen kammen auf den Trichter, über die 3-glatten Verhält­nisse zu den 5- oder gar 7-glatten aufzu­steigen. Und mit den Jahr­hunder­ten wurde auch das gut sing­bare Ver­hält­nis 5:4 als harmo­nisch aner­kannt. Damit standen für eine Teilung der Oktave nicht nur die Inter­valle 3/2, 4/3, 9/8, 32/27, 81/64, 32/27, 256/243, ... sondern mit 5/4, 6/5, 10/9, 16/25, 25/24, 27/25, 81/80, 128/125, 135/128, ... auch eine ganze Reihe neuer geringer Größe bei klein­zah­ligen Verhält­nissen zur Ver­fügung.

Automatisch entsteht die Frage, wie man aus bis zu dreien dieser Inter­valle eine Oktave exakt zusam­men­setzen kann. Nicht alle Kombi­nati­onen sind sinnvoll oder gar möglich. Hier nur die drei Sieben­tei­lungen mit Inter­vallen, deren Zähler und Nenner 256 nicht über­steigen und von denen das größte kleiner ist als zwei der klein­sten:
1. (125/108)1 · (10/9)3 · (27/25)3 = 2  (140/10)
2.   (9/8)1   · (10/9)4 · (27/25)2 = 2  (105/9)
3.   (9/8)3   · (10/9)2 · (16/15)2 = 2  (210/18)
In Klammern die Anzahl der Möglich­keiten insge­samt und solche, die unter Rotation und Spie­gelung ver­schieden sind. Betrach­tet man die insgesamt 37 Fälle, so ragt einer mit sechs reinen Quinten heraus. Alle anderen weisen keine fünf auf. Diese eine Teilung führt auf die ein­zig akzep­tablen Teilun­gen
... G K G H:G K H G K G H:G K H G K G H ...  (Dur)
... G K:G H K G H G K:G H K G H G K G H ...  (Moll)
mit G=9/8 (großer Ganzton), K=10/9 (kleiner Ganzton) und H=16/15 (diato­nischer Halbton). Es handelt sich um die Dur- und die Moll-Teilung der Oktave, aus der unsere Dur- und Moll-Tonleitern entstehen, zu denen Musiker die mit einem Doppel­punkt gekenn­zeich­neten Posi­tionen als Grund­ton sehen. Es verwun­dert nicht, daß sie die kompak­teste Darstel­lung im Euler­schen Ton­netz [2] auf­weisen. Hier für C-Dur und ‚a-moll:
‚a  ‚e  ‚h     ‚d--‚a--‚e--‚h     5/4
 |\  |\  |\      \  |\  |\  |      |
 | \ | \ | \      \ | \ | \ |      |
 |  \|  \|  \      \|  \|  \|      |
 f---c---g---d      f   c   g     1/1---3/2
Man sieht nicht nur die drei Dur- bzw. Moll-Dreiklänge (Drei­ecke mit Spitze oben bzw. unten) und das um ein syntoni­sches Komma (81/80) abwei­chen­de d, sondern auch, daß Dur den größten gemein­samen Unter­ton umfaßt (f in C-Dur), Moll jedoch nicht (b in a-moll). Damit ist die Dur-​Teilung nicht eine von zwei guten, sondern die bessere. Sich damit raus­zureden, daß eine Moll-​Ton­leiter dafür den kleinsten gemein­samen Oberton enthält (h im Falle von a-moll), Dur jedoch nicht, geht an der physika­lischen Rea­lität vorbei.

[1] Im folgenden geht es um die Teilung der unge­streckten reinen Oktave, gleich­wohl die Schwin­gungs­verhält­nisse der Natur keines­wegs immer exakt rational sind. An ihnen hat der normale Mensch sein Gehör ausge­bildet, nicht am Mono­chord, am Stimm­gerät, in der Hoch­schule für Musik oder auf dem Reiß­brett.
[2] Das Eulersche Tonnetz zeigt alle 5-glatten Inter­valle. Ein Schritt nach rechts ent­spricht einem Fak­tor 3, einer nach oben einem Fak­tor 5. Sich um 2 unter­schei­dende Töne werden als gleich gesehen. Töne mit n führen­den Tief- bzw. Hoch­kommas sind n synto­nische Komma­ta­tes (81/80) tiefer bzw. höher als die gleich­namigen pythago­reischen.

Oktave | Quinte

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23
Die Zahl 23 hat sich durch die Illuminatus-Trilogie und den Film „23 - Nichts ist wie es scheint“ unter Verschwö­rungs­theore­tikern und ange­lagerten Witz­bolden ver­breitet. In Verbin­dung mit der Quer­summe 5 treibt alles am 23.05. einem Höhe­punkt zu, denn am 23. Mai 1989 soll der Hacker Karl Koch im Alter von 23 Jah­ren ermor­det worden sein. Mord und Datum sind völlig unge­sichert. Sicher und blei­bender ist die Verkün­digung des Grund­gesetzes durch den Parla­mentari­schen Rat am 23. Mai 1949.

Was gibt es zur Zahl noch zu sagen? Der Mensch hat 23 Chro­mosomen­paare, man soll nicht sagen, wo das Auto des 23. Man­nes auf dem Fußball­feld steht, und nicht Ernte 23 am Fuße der Pyra­miden rauchen. Es ist 23=1^4+2^3+3^2+4^1+5^0, was ohne den letzten Term für 22 schöner und mit voran­gestell­tem 0^5 symme­tri­scher wäre. Neben 239 ist 23=8+8+1+1+1+1+1+1+1 die ein­zige und damit kleinste Zahl, die volle neun kubi­sche Summan­den benö­tigt. Ab einer 23. Person liegt die Wahr­schein­lich­keit, daß zwei am gleichen Tag geboren wurden, über 50 Pro­zent. [1]

Die 23 ist natürlich eine Primzahl, und zwar die erste allein­stehende, die nicht Teil eines Prim­zahl­zwil­lings ist (2-3 wird mitge­zählt), also minde­stens den Ab­stand 4 zur näch­sten Primzahl hat. [2] Und auch sehr inter­essant: 23 ist die einzige Prim­zahl p, deren Fakul­tät p! genau p Stellen hat. Dafür ist der große Abstand zu ihren benach­barten Prim­zahlen nicht erfor­der­lich, denn 23 ist auch die ein­zige unge­rade Zahl mit dieser Eigen­schaft, nur klingt das nicht so gut. Vom gleichen Kaliber ist auch die 23 als kleinste Zahl, die durch keine ihrer Ziffern teilbar ist. [3]

[1] Bei gleichmäßiger Verteilung von n Per­sonen auf d Tage ist die Wahr­schein­lich­keit für lauter verschie­dene Geburts­tage p=d!/((d-n)!·d^n)). Für d=23 Per­sonen an n=365 Tagen liegt p=49,3% bereits unter der Hälfte. Ein Schalt­tag (n=366) ändert daran nur wenig (p=49,4%). Eine Person weniger (n=22) liegt aber mit p=52,5% deut­lich auf der ande­ren Seite. Es wäre eine schöne Aufgabe zu ermit­teln, ob bei realer Vertei­lung (im Herbst deutlich mehr Geburten als im Frühjahr) nicht auch 22 für einen gemein­samen Geburts­tag aus­reich­ten, selbst ohne viel­fältiges Vor­kommen des 1. Ja­nuar.
[2] The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. Isolierte Primzahlen A007510.
[3] The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. Durch keine ihrer Zif­fern teil­bare Zah­len A038772.

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36
Nach der 37 nun die 36, denn es ist ja nicht nur 37-36=1, sondern auch 36·37=2·666. Das ist die bekannte Tatsache, daß die 36. Drei­ecks­zahl D(36)=(36·37)/2=666 ist. Zuge­gebener­maßen ist 666 nicht irgend­eine Dreiecks­zahl, denn 36=6·6 ist nicht nur eine Quadrat­zahl, sondern eben­falls eine Dreieckszahl, denn D(8)=(8·9)/2=36. Es ist übrigens auch ohne 666 im Hinter­kopf eine inter­essante Frage, welche Dreiecks­zahlen zugleich Quadrat­zahlen sind. Nach der trivia­len 1 folgt die 36 und dann lange nichts bis zu 1225. Es ist D(49)=(49·50)/2=1225=35·35.

Die 36 kommt als Quadrat­zahl und dank ihrer zahl­reichen Teiler häufiger im tägli­chen Leben vor als zum Beispiel 41. So hat ein 6x6‑Qua­drat natürlich 36 Felder. Setzt man darin die Zahlen von 1 bis 36 geschickt ein, so erhält man ein magi­sches Quadrat, in dem sich Zeilen, Spalten und Diago­nalen alle auf 111 addie­ren. Die Gesamt­summe ist 666. Aber das ist nicht neu und nur ein Abklatsch von D(36)=666.

Man kann aber 36 nicht nur in 6 Reihen zu 6, sondern auch in einer einzigen Reihe zu 36 Kleinbildern von 36 Mil­li­metern Breite oder in drei Reihen zu 12 anordnen. Das geschieht beim Roulette, womit ich die Kurve zur 37 wieder bekomme. Setze ich auf eine der 37 Zahlen 0 bis 36 einen Euro, so ist er in 36 von 37 Fäl­len weg und in dem einen ver­blei­benden Fall bekomme ich 36 zurück, also zu meinem einge­setzten Euro 35 hinzu. Wer immer auf einfache Zahlen setzt, erzielt also im Mittel eine Gewinn­quote von 36/37. Der Verlust ist mit 1/37, etwa 3 Prozent gar nicht so hoch, wenn man ihn mit dem Lotto vergleicht. Viermal hinter­einander alles auf eine Zahl zu setzen und immer zu gewinnen, ist wahr­schein­licher als sechs Richtige im Lotto und bringt dazu noch einen höheren Gewinn.

Für die Zahl 36 gilt natürlich auch: Wo man 6 reinsteckt, kommt auch 6 wieder raus. So halten manche für bemer­kens­wert, daß die Quer­summe 3+6=9=36/4 und das Produkt der Ziffern 3·6=18=9+9=36/2 ist. Die Ver­sechs­fachung ist ja sehr beliebt unter den Numero­logen, auch weil man so leichter auf 666 kommt, wo man sich sonst mit 111 begnü­gen müßte. Zur Begrün­dung versteigt man sich zu Bezie­hungen wie (666+666)-(36·36)=36 und 360-(6+6+6)(6+6+6)=36. Doch das ist Augen­wische­rei, denn die erste Gleichung formu­liert abermals um, daß D(36)=666 ist, denn für alle n gilt (D(n)+D(n))-(n·n)=n. Für n=10 erhält man (55+55)-(5+5)(5+5)=5+5. Und schnell findet man mit 5 statt 6 auch 250-(5+5+5)(5+5+5)=25 erfüllt.

Daß meine destruktive Variante mit 5 statt 6 funktio­niert, liegt an einer gemein­samen Eigen­schaft, die auch zu mysti­schen Ver­zückungen führen kann: Auf 0, 1, 5 und 6 endende Zahlen erhalten unter Quadrie­rung die letzte Dezimalstelle. Sei b eine solche Zahl, dann ist a=(b²-b)/10 ganzzahlig und es gilt

(100a+10b+0) - (b+b+b)(b+b+b) = b2 = 10a+b

was leider nur für 5 und 6 schön aussieht.

Und bei Vererbung ist man wieder bei den Geschlechtern. Die 5=2+3 als Sinn­bild für die Vereini­gung von Frau (2) und Mann (3) zur Familie und die weib­liche Yin-​Zahl 6, die als eine auf dem Kopf stehende männ­liche Yang-​Zahl 9 gese­hen werden kann. Muß da die 36=6·6 nicht die weib­lichen Eigen­schaften poten­zieren, um für die 36 Listen zu stehen, von der die zehnte „Hinter dem Lächeln den Dolch verbergen“ lautet? Auch ist es nicht weit bis 69 und Sex-​Sex-​Sex.

Doch zum letzen Beispiel 360-(6+6+6)(6+6+6)=36 zurück. Wie selbst­verständ­lich kommt darin die 360 vor, die oft mit 36 ohne Skrupel gleich­gesetzt wird. Man kann darin einen Bezug der 36 zu den 360 Alt­grad sehen. Gewiß kein Zufall, doch auch nur dank unserer Zahl­ba­sis 10. Dankbar wären viele, hätten die Griechen das heilige Zehneck verehrt. Dann könnten sie 10 Punkte im Abstand von 36 Grad auf den Kreis setzen und daraus einen zehn­zackigen Stern bilden. So mußten sie sich mit Winkeln von 36+36=72 Grad im Pentagramm begnügen, das heute zum Stern der arabischen Welt wurde. Einfacher ist der sechs­zackige Stern (360=6·60) der Juden. Und man kann auf eine lange Tradi­tion der 36 neben 6 und 666 in der jüdi­schen Kab­bal(l)a(h) ver­weisen.

Diese Methoden ins Moderne übertragen führen auf die schöne Zuord­nung COMPUTER=18+90+78+96+126+120+30+108=666 und auf ein Pascalsches Dreieck für Esoteriker
       6
     6  6
   6  12  6
 6  18  18  6
6 24  36  24 6
in dem die 36 weiter vorne vorkommt als im Original, das dafür in der dritten Diago­nalen alle Dreiecks­zahlen auf­listet und somit nicht nur die 6, sondern auch die 36 und die 666 enthält. Aber Geduld und Tiefe scheinen weniger zu überzeigen als Taschen­spieler­tricks.

35 | 37 | 6 | Dreieckszahlen

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37
Seit es nicht mehr nur Alpha-​Blogger gibt, schielen viele auf ihre GfK-​Zahlen. Mich dagegen interes­siert mehr, welche Beiträge aus den Tiefen zunehmend schnell auf die ersten Plätze drängen. Dazu gehören neben meinen Einlas­sungen zur Quinte die Zahlen 13, 999 und 1729. Die Musik lasse ich hier außen vor, den Erfolg der 13 schiebe ich teil­weise auf den letzten Freitag und das Inter­esse an der Hardy-​Rama­nujan-​Zahl 1729 leutet mir ein. Warum aber 999? Es muß etwas mit den Zahlen 1729, 37 und 27 zu tun haben, gleich­wohl ich dies den sog. Back­links nicht ent­nehmen kann.

Zu Beginn meines Delta-​Blogger-​Dasein schrieb ich aus­gehend von 20six über den ver­mißten 27. Buch­staben unseres Alpha­betes, was mit den 10 Zif­fern 37 Zei­chen ergäbe. Das hätte sich gut zu 27·37=999 gefügt. Mit der weiteren Schön­heit 27+37=64 (wie 27 eine Kubikzahl) leitete ich die Beson­der­heit der Zahl 1729 ab. Der Zusam­men­hang zur Zahl 666=18·37 schwebt natür­lich mit, was sich in der gleichen Weise wie 999=27·37 aus 111=3·37 ableitet, weshalb einige der 666 zuge­schrie­benen Beson­der­heiten eigent­lich solche der 111 sind. Doch darum soll es jetzt nicht gehen.

Vielmehr will ich darlegen, wie sich aus den simplen und recht end­lichen Bezie­hungen 37·27=999 und 37-27=10 manchen Zeit­genos­sen über­raschende und schein­bar in die Unend­lich­keit zie­lende Bezie­hungen ergeben. So ist
37 · 27         = 999
37 · 27.027     = 999.999
37 · 27.027.027 = 999.999.999
usw., also 1/37=0,027027027... und auf die gleiche Weise 1/27=0,037037037..., was zwar recht inter­essant ist und vor allem die 37 mysti­fiziert, doch eigentlich nur an 37·27=999 liegt und mit anderen Zahlen ähnlich geht. So ist 1/33=0,030303... und 1/303=0,003300330033... wegen 33·303=9999.

Auf der Suche nach weiteren Beispielen kommt man auf 271·369=99999, also 1/271=0,003690036900369... und 1/369=0,002710027100271..., was sogar zur Glori­fizie­rung der 37 bei­tragen kann, denn 271=10·27+1 und 369=10·37-1. Doch das ist keine über­natür­liche Fügung, sondern folgt bereits aus 37·27=999 und 37-27=10, denn
369·271 = (10·37-1)·(10·27+1)
        = 100·37·27 + 10·(37-27) - 1
        = 100·(1000-1) + 10·10 - 1
        = 100000 - 100 + 100 - 1
        = 99999
Und wieder kann eine Entzaube­rung durch Rück­führung scheinbar merk­würdi­ger Zusammen­hänge auf simple Tatsachen zur Mysti­fizie­rung beitragen, wenn man darin einen Beleg für die heraus­ragende Bedeu­tung unserer Zahlbasis 10 sieht. Es entsteht also die Frage, für welche Basen b (bis­her 10) die Zahl b^n-1 (bis­her 999, also n=3) das Produkt einer ganzen Zahl x (bis­her 37) mit der Zahl x-b (bis­her 27) ist. Für die Basis b=2 ist das eine Aller­welts­eigen­schaft, die für alle gera­den n erfüllt ist. Das ist nicht so inter­essant wie die anderen Kombi­nati­onen:
 b          Rechnung zur Basis b                      Rechnung dezimal 
 5  (1,3) · [(1,3)-(1,0)] = (4,4)   = (1,0,0)-(1)   8·[8-5]   = 24   =  5·5-1
13  (1,8) · [(1,8)-(1,0)] = (12,12) = (1,0,0)-(1)  21·[21-13] = 168  = 13·13-1
34  (1,21)·[(1,21)-(1,0)] = (33,33) = (1,0,0)-(1)  55·[55-34] = 1155 = 34·34-1
Alle drei Beispiele sind zwei­stellig (n=2), und wenn ich mich nicht ver­rechnet habe, dann gibt es zu Basen b unter­halb von 100 keine drei­stel­ligen Lösun­gen (n=3) außer der bekannten zur Basis 10. Damit scheint erneut eine heraus­ragende Stel­lung der Zahl 37 zusam­men mit 27 und 10 durch 37-27=10 nebst 37·27=999=10·10·10-1 belegt. Man darf aber nicht ver­gessen, daß wir zunächst die Beson­der­heiten in unserem System gesucht und dann in den anderen nicht gefunden haben. Wären wir zur Basis 12 oder 16 aufge­wachsen, hätten wir ebenfalls vieles finden können, was zu anderen Basen schlecht paßt und ins­beson­dere für 10 nicht gilt.

Hätten wir nicht unfair mehrere Eigen­schaften kombi­niert, wären wir in anderen Basen sehr oft fündig gewor­den. Zum Beispiel in der so beliebten hexa­dezi­malen Zahl­darstel­lung, mit der wir durch 8 Fin­ger an jeder Hand durch­aus hätten groß werden können. Zur Basis 16 gilt FFF=3F·41 mit 1/3F=0,041041041... und 1/41=0,03F03F03F... oder noch besser FFF=2D·5B mit 1/2D=0,05B05B05B... und 1/5B=0,02D02D02D..., weil dann die hexa­dezi­male 5B noch eine weitere zur dezi­malen 37 analoge Eigen­schaft hätte, denn es wäre 111=3·5B und FFF die (5B-1)-te Dreiecks­zahl wie dezimal 666 die (37-1)-te Dreiecks­zahl ist. In der Bibel der Acht­fingri­gen könnte also FFF die Zahl des Tieres sein.

36 | 38 | 27 | 73 | 666 | 999

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noon
Vorgestern habe ich etwas über Menschen gelästert, die zwischen dieser Woche und der nächsten noch eine kommende einschieben. Es sind wohl weitgehend die gleichen, die den Mittag nicht um 12 Uhr herum sehen, sondern ihn so von 13 bis 16 Uhr legen. Ich frage mich, was sie dann unter Nachmittag verstehen? Glücklicherweise meinen sie mit "in einer Stunde" nicht in 120 Minuten. Auch ist mir noch keiner untergekommen, der vor der nächsten Minute eine kommende einfügte. Und wer nach der großen Pause in der nächsten Stunde Mathematik hat, schiebt nicht noch eine kommende mit Deutsch ein.

Das englische Wort noon scheint um einiges präziser zu sein als unser Mittag. Mir fehlen die genauen Kenntnisse der englischen Sprache, doch scheint mir die Genauigkeit darin begründet zu sein, daß einem Amerikaner eine tiefe Unsicherheit befällt, wenn er die Zeit zwischen 12 und 13 Uhr benennen soll. Das gleiche gilt für die erste Stunde des Tages nach Mitternacht. So glaube ich nicht an einen amerikanischen Angriff in diesen beiden Stunden, weil auch die für den militärischen Gebrauch angefertigten Umrechnungstabellen für Zeitzonen das Problem brutal umschiffen:

Es werden immer nur Umrechnungen für ganze Stunden angegeben, worin die militärische Zeit (0 bis 23 Uhr) eindeutig beziffert ist, die AM-PM-Zeiten jedoch nur von 1 bis 11 gehen. Statt 0 oder 12 Uhr steht dort zumeist noon oder midnight. Das läßt den schlichten Soldaten darüber im Unklaren, was 12:35 a.m., 12:35 p.m., 0:35 a.m. und 0:35 p.m. bedeuten könnten. Offensicht sind die Amerikaner der Meinung, a.m. (ante meridiem) ginge von 00:01 bis 11:59 und p.m. (post meridiem) von 12:01 bis 23:59, während noon und midnight dazwischen lägen. Auf 11:59 a.m. folgt noon und darauf 12:01 p.m., dann eine Stunde später geht es von 12:59 p.m. um zwölf zurück auf 1:00 p.m., was die eigentliche Unerträglichkeit ausmacht, denn noon kann man durch 12:00 p.m. bezeichnen, da 12:00:01 Uhr wirklich bereits p.m. ist.

Das mag uns nicht stören, solange man nicht Computer grundsätzlich in amerikanischem Englisch konfiguriert, um die Probleme mit schlechten Übersetzungen zu vermeiden. Aber man gewöhnt sich an alles. Auch daran, daß GMT+01:00 für Berlin bei Bill Gates eine andere Zeit als GMT+01:00 für West-Zentralafrika ist, nur weil wir uns gerade in der Sommerzeit befinden. Und da bin ich bei einem anderen Übel, das mittlerweile zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist. Statt die Tagesschau auf 19 Uhr vorzuziehen hat man sich für eine Verschiebung der Zeit entschlossen. Konfusionen mit der Benennung der einen doppelten Stunde im Herbst sind die gerechte Strafe, wenn der ganze Quatsch uns auch eine originelle Antwort auf die Frage gebracht hat, welcher Monat im Jahr der längste sei.

Woche

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