Sechs
Die Sechs verdoppelt die 3, verdreifacht die 2, läßt sich durch 1, 2 und 3 teilen, ist als 1·2·3=6 eine Fakultät und dank 1+2+3=6 eine vollkommene Dreieckszahl. Unsere drei­dimen­sionale Welt weist in sechs Richtungen, der Würfel hat sechs Flächen, der Okta­eder also sechs Ecken, und die Ebene läßt sich mit Sechs­ecken im Bienen­waben­muster parket­tieren.

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Bienenwabenmuster, 1+2+3=6 und 1·2·3=6 (png)

Das alles sollte die Sechs zu einer angenehmen, gar heiligen Zahl machen. Woher rührt die negative Sicht? An der laut­lichen Änlich­keit von sechs, six, sexus und Sex wird es hoffent­lich nicht liegen. Wohl auch nicht am Fehlen einer Eins bis zur hei­ligen Sieben. Meine beschei­dene Antwort führt auf den Würfel mit seinen sechs Augen. Eine Sechs zu würfeln ist normal, zwei Sechsen sind Glück und drei Teufels­werk. Wer Buch­staben Zahlen zuordnet, versechs­facht sie gerne. So kommt man leichter auf die 666. Das macht die Sechs so schlecht und beliebt zugleich.

Betrachtet man jeden Rezeptor, der irgendeiner Regelung dient, als Sinn, so verfügt der Mensch über dutzende, wenn nicht hunderte. Wer dennoch von den fünf Sinnen (hören, sehen, riechen, schmecken, tasten) spricht, ist kein mittel­alter­licher Blöd­mann. Für ihn ist der sechste Sinn nicht der für Tempe­ratur oder Gleich­gewicht, sondern sprach­liche Umschreibung einer außer- oder gar über­sinn­lichen Wahr­nehmung. Leider ging dieses Pri­vileg der Sechs wieder verloren, nachdem jahre­lang die Werbe­filmchen „Der 7. Sinn“ Deutsche zu vernünf­tigen Verkehrs­teilneh­mern machen wollten.

Weniger wurden dagegen die Regenbogenfarben. Newton bemühte sich noch um sieben, um sie den sieben Ton­schrit­ten einer Oktave anzu­passen. Rot von D zu E über orange, gelb, grün, indigo und blau bis vio­lett von C zu D. Die schlecht erkenn­baren Farben orange und indigo trafen auf die Halb­töne. Heute sind es nur noch die sechs Regen­bogen­farben der sog. Peace-​Flagge, indigo fehlt. Leicht hätte man auch orange, wenn nicht sogar violett strei­chen können. [1] So ist es wie in vielen Ange­legen­heiten, insbe­sondere den mensch­lichen: Es fehlt eine zwin­gende oder bedeu­tende Zuordnung zu Zahlen. Und wo zum Beispiel durch reine Aufzäh­lung formal eine besteht, muß sie nicht wichtiger sein als ein Preis­schild auf einer Bonbon­tüte.

Was gibt es sonst noch zur Zahl Sechs zu sagen? Sie ist eine alte deutsche Schul­note (−1 Punkte). Damals waren Lotto und 6 aus 49 das gleiche. Heute haben wir sogar eine Super 6. Die meisten Männer haben ihr Sixpack im Getränke­laden gekauft. Sterne am Himmel haben sechs Zacken. Die Arbeits­woche hat immer noch sechs Tage. Ruhetag ist der Sonntag. Auch das droht verloren zu gehen. Jetzt noch fünf, bald nur noch vier Arbeits­tage und ein verlän­gertes Wochen­ende ohne Ruhetag. Auch nicht am Samstag, an dem Gott nach sechs Tagen Schöp­fung ruhte. Dazu fällt mir ein: Wie setzt sich M, D, M, D, F fort? Natür­lich mit S, S für Samstag und Sonntag. Und wie steht es um 110, 20, 12, 11, 10? Es wird mit der Zahl 6 zu tun haben, sonst stünde es nicht hier.

[1] Ein Regenbogen beschreibt besten­falls einen unscharfen ein­dimen­sio­nalen Weg durch den drei­dimen­sio­nalen Farb­raum. Wie dieser erscheint, hängt von vielen Faktoren, auch uns selbst ab. Von ewig kopierten computer­gene­rierten Darstel­lungen des Licht­sprek­trums darf man sich nicht irri­tieren lassen.

5 | 7 | 666 | Dreieckszahlen | Sterne

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