Förderalismus
wuerg, 03.05.2020 17:55
Was auch passiert, es liegt am Förderalismus. Der stört uns, obgleich wir die Staaten [1] genannten Länder der USA für ganz normal halten und deren Unterschiede hinter denen deutscher Länder nicht zurückfallen. [2] Ich meine mich auch an ein Buch über Staatengeografie zu erinnern, in dem Staaten nach ihrer Größe aufgetragen und zwei deutliche Berge zu erkennen waren: Einer in der Größenordnung von Holland und der andere von Deutschland. Für erstere ist eine Untergliederung in teilunabhängige Provinzen mit Regierung, Parlament, Verwaltung und Rechtssprechung nicht sinnvoll, für letztere aber schon.
Immer wieder wird beklagt, daß unser Bildungssystem der Länderhoheit unterliegt, das Abitur in manchen Ländern leichter, aber auch weniger angesehen ist. [3] Was aber nützt es einem Bayern im Ausland, wenn man seinen eigenartigen Dialekt nicht erkennt und ihn dort für einen Bremer hält? Gäbe es keine Länderunterschiede bliebe immer noch das Ansehen von Nationen, Städten, Schulen, Universitäten, Instituten. Und Gleichheit in der Welt ist noch lange nicht erreicht. [4] Sonst wäre es nicht möglich, sich mit dubiosen oder gekauften Abschlüssen samt Ausländerbonus an deutschen Universitäten durchzumogeln.
In der Corona-Krise wird zwar gelegentlich betont, daß dank der förderalen Stuktur unseres Landes schnell vor Ort reagiert werden konnte, doch in den berühmten Meinungsbildern unseres linearen Fernsehens beklagt sich das deutsche Volk ständig über Unterschiede. Und Journalisten legen nach: Es fällt schwer, den Überblick zu behalten. Muß ich aber auch gar nicht. Ich bin kein Möbelhaus-Tourist und verlasse Hessen nicht. Wollte ich es genau wissen, müßte ich nur nach „Corona Hessen“ googeln, und schon würde mir alles mitgeteilt.
Ein Vorteil der Unterschiede könnte darin bestehen, die Wirksamkeit gewisser Maßnahmen oder die Schädlichkeit von Öffnungen zu belegen oder auch nicht. Wenn Thüringen in den letzten Tagen hinter dem Bundesdurchschnitt zurückfällt, so haben die Masken wohl nicht viel gebracht, in Sachsen möglicherweise schon. Wenn Bremen seinen Vorteil gegenüber dem umgebenden Niedersachsen verspielt hat, sollte man nach Ursachen fragen. Wenn das gebeutelte Bayern es in den letzten zwei Wochen endlich geschafft hat, sich gemessen an anderen leicht zu verbessern, mag das der Hartnäckigkeit von Markus Söder zu verdanken sein.
Nun geht es uns wieder etwas besser, und schon beginnen einzelne Bundesländer mit Öffnungen ohne vorangehende Diskussionsorgien. In Sachen-Anhalt mag das wegen der nach Mecklenburg-Vorpommern zweitniedrigsten Infektionszahlen noch verständlich sein, auch im ganzen coronaarmen Osten, der dadurch auch einmal einen Vorteil nutzen könnte. Doch das Saarland hat sich nun wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert: Zu Beginn weitgehend verschont, doch dann wohl dank mangelnder Abschottung zu Frankreich eine beständige Zunahme um den Faktor zwei von 35 Prozent unter auf 35 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Wenn man es so sehen mag: Die „Infektionskurve flacht deutlich ab“. Das reicht dem Drittplatzierten für Öffnungen!
[1] Von den Stadtstaaten abgesehen nennen sich Bayern, Sachsen und Thüringen sogar Freistaaten.
[2] Meines Wissens hat Hessen 2018 als letztes Bundesland die Todesstrafe gestrichen.
[3] Wer fernsieht, bleibt auch von artigen Jungs nicht verschont, die sich von Abiturprüfungen viel versprechen und Angst haben, als Corona-Jahrgang abgestempelt zu werden. Es fehlt eben ein Schulfach, in dem man vom Schleim befreit lernt, daß schon nach kurzer Zeit keiner mehr nach der Durchschnittsnote und dem Bundesland fragt. Wir haben das Kurzschuljahr und G8 schadlos überstanden.
[4] Früher gab es zum Diplom zwei Blätter, eine Urkunde und ein Prüfungszeugnis. Heute wird dem Bachelor eine Mappe beigefügt, in der auch auf englisch alle Leistungen aufgeführt sind, unser Ausbildungssystem erläutert wird und Prozentsätze zu den einzelnen Noten genannt werden.
Erste Welle | Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Unterleben | Tote | Reproduktion | Rattenschwanz | Siebetage-R | Zweite Welle
Immer wieder wird beklagt, daß unser Bildungssystem der Länderhoheit unterliegt, das Abitur in manchen Ländern leichter, aber auch weniger angesehen ist. [3] Was aber nützt es einem Bayern im Ausland, wenn man seinen eigenartigen Dialekt nicht erkennt und ihn dort für einen Bremer hält? Gäbe es keine Länderunterschiede bliebe immer noch das Ansehen von Nationen, Städten, Schulen, Universitäten, Instituten. Und Gleichheit in der Welt ist noch lange nicht erreicht. [4] Sonst wäre es nicht möglich, sich mit dubiosen oder gekauften Abschlüssen samt Ausländerbonus an deutschen Universitäten durchzumogeln.
In der Corona-Krise wird zwar gelegentlich betont, daß dank der förderalen Stuktur unseres Landes schnell vor Ort reagiert werden konnte, doch in den berühmten Meinungsbildern unseres linearen Fernsehens beklagt sich das deutsche Volk ständig über Unterschiede. Und Journalisten legen nach: Es fällt schwer, den Überblick zu behalten. Muß ich aber auch gar nicht. Ich bin kein Möbelhaus-Tourist und verlasse Hessen nicht. Wollte ich es genau wissen, müßte ich nur nach „Corona Hessen“ googeln, und schon würde mir alles mitgeteilt.
Ein Vorteil der Unterschiede könnte darin bestehen, die Wirksamkeit gewisser Maßnahmen oder die Schädlichkeit von Öffnungen zu belegen oder auch nicht. Wenn Thüringen in den letzten Tagen hinter dem Bundesdurchschnitt zurückfällt, so haben die Masken wohl nicht viel gebracht, in Sachsen möglicherweise schon. Wenn Bremen seinen Vorteil gegenüber dem umgebenden Niedersachsen verspielt hat, sollte man nach Ursachen fragen. Wenn das gebeutelte Bayern es in den letzten zwei Wochen endlich geschafft hat, sich gemessen an anderen leicht zu verbessern, mag das der Hartnäckigkeit von Markus Söder zu verdanken sein.
Nun geht es uns wieder etwas besser, und schon beginnen einzelne Bundesländer mit Öffnungen ohne vorangehende Diskussionsorgien. In Sachen-Anhalt mag das wegen der nach Mecklenburg-Vorpommern zweitniedrigsten Infektionszahlen noch verständlich sein, auch im ganzen coronaarmen Osten, der dadurch auch einmal einen Vorteil nutzen könnte. Doch das Saarland hat sich nun wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert: Zu Beginn weitgehend verschont, doch dann wohl dank mangelnder Abschottung zu Frankreich eine beständige Zunahme um den Faktor zwei von 35 Prozent unter auf 35 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Wenn man es so sehen mag: Die „Infektionskurve flacht deutlich ab“. Das reicht dem Drittplatzierten für Öffnungen!
[1] Von den Stadtstaaten abgesehen nennen sich Bayern, Sachsen und Thüringen sogar Freistaaten.
[2] Meines Wissens hat Hessen 2018 als letztes Bundesland die Todesstrafe gestrichen.
[3] Wer fernsieht, bleibt auch von artigen Jungs nicht verschont, die sich von Abiturprüfungen viel versprechen und Angst haben, als Corona-Jahrgang abgestempelt zu werden. Es fehlt eben ein Schulfach, in dem man vom Schleim befreit lernt, daß schon nach kurzer Zeit keiner mehr nach der Durchschnittsnote und dem Bundesland fragt. Wir haben das Kurzschuljahr und G8 schadlos überstanden.
[4] Früher gab es zum Diplom zwei Blätter, eine Urkunde und ein Prüfungszeugnis. Heute wird dem Bachelor eine Mappe beigefügt, in der auch auf englisch alle Leistungen aufgeführt sind, unser Ausbildungssystem erläutert wird und Prozentsätze zu den einzelnen Noten genannt werden.
Erste Welle | Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Unterleben | Tote | Reproduktion | Rattenschwanz | Siebetage-R | Zweite Welle
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wuerg,
06.05.2020 20:17
Nach der Eindämmung von Webasto war Bayern durchschnittlich, wurde Anfang April wohl durch den Eintrag aus den Alpen zum Spitzenreiter, lag bald um den Faktor 1,7 über dem Bundesdurchschnitt, konnte sich in den letzten Wochen aber leicht verbessern. Markus Söder ist deshalb gut beraten, hart zu bleiben und diesen leichten Trend nicht wieder zu verspielen. Das Nachbarland Baden-Württemberg steht unauffällig auf dem zweiten Platz und verharrt von Anfang an weitgehend unverändert beim Anderthalbfachen des Bundesdurchschnittes. Interessanter ist das Saarland auf Platz 3, das von 0,5 Anfang März auf 1,4 am 10. April gestiegen ist und seither einen knappen Vorsprung vor Hamburg hält. Diese Katastrophe ist wohl den französischen Nachbarn zu verdanken, die man auch zur Arbeit nicht hätte reinlassen dürfen. Die leichte Verbesserung der letzten Wochen verleitet Tobias Hans, trotzdem mit Öffnungen vorzupreschen. Die Hansestadt Hamburg lag zu Beginn der Kontaktbeschränkungen noch mit dem Faktor 2 ganz vorne, nachdem dank ihrer Winterferien das Virus aus den Alpen eingeschleppt wurde. Zwischenzeitlich ist sie auf 1,3 gesunken und kreuzte auf diesem Weg erst Bayern, dann Baden-Württemberg und schließlich das Saarland. [1]
Angesichts des Aufsehens von Heinsberg, wo man sich im feuchtfröhlichen Karneval ordentlich durchseuchte, halten viele Nordrhein-Westfalen für die Corona-Hochburg, doch ist die Zahl der Erkrankten schnell knapp unter den Bundesdurchschnitt gesunken und dort geblieben. Trotzdem reicht es für Platz 5 von 16. Es mag gute Gründe für Armin Laschet geben, Öffnungen herbeizureden und für sein Land umzusetzen. Die leicht anziehenden Zahlen sprechen aber eine andere Sprache. Zu Berlin auf Platz 6 gibt es wenig zu sagen. Dort hat man überdurchschnittlich begonnen und verharrt nun bei 1/6 unter dem Durchschnitt. Das mag Münchener beschämen, ist aber wohl dem günstigen Umland zu verdanken. Weniger günstig sind die Nachbarn für Rheinland-Pfalz. Trotzdem liegt dieses Land stabil 1/4 unter der Mittellinie auf Platz 7. Es folgt der einzig günstigere Nachbar Hessen mit 30 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Die Zahlen ziehen zur Zeit leicht an, mir sind aber auch keine übertriebenen Öffnungen bekannt.
Auf Platz 9 der Aufsteiger der Woche, die Hansestadt Bremen. Nach einem mit anderen Städten vergleichbaren überdurchschnittlichen Start ging es runter auf 50 Prozent, um bis heute wieder auf knapp 70 Prozent zu klettern. Allgemeine städtische Probleme kann man dafür nicht verantwortlich machen, auch nicht Bremerhaven, wo es bis vor drei Tagen keinen einzigen Toten gab. [2] Bliebe als Entschuldigung das Umland Niedersachen, das aber gerade von Bremen eingeholt auch nicht mehr herhalten kann. Dort liegt man mit 66 Prozent auf Platz 10. In der ehemaligen DDR sieht es besser aus. Von allen fünf sog. neuen Ländern ist Brandenburg mit knapp 60 Prozent auf dem 11. Platz am schlechtesten dran, wo man sich wohl angesichts des Nachbarn Berlin mit Erleichterungen zurückhalten wird, zumal man gerade Sachsen eingeholt hat, das nunmehr Platz 12 innehat.
Ich glaube, es war Jena, wo man schon recht früh Masken tragen mußte. Trotzdem geht es in Thüringen weiter bergauf, nachdem man von ganz unten kommend lange Zeit bei 50 Prozent verharrte. [3] Es kann also nicht an den bayrischen Nachbarn liegen, wenn es nun wieder 56 Prozent wurden. Zu Ostern hatte man gerade Schleswig-Holstein eingeholt, das knapp unter der Hälfte des Bundesdurchschnittes ausharrt und nun den 14. Platz innehat. In Sachsen-Anhalt schiebt sich Reiner Haseloff als Physiker-Kollege von Angela Merkel gerade an die Öffnungsfront, zumal er mit 36 Prozent auf dem vorletzten Platz gut dastehe, allerdings weit abgeschlagen von Mecklenburg-Vorpommern, wo die wenigen Bewohner die verseuchten Touristen konsequent nach Hause schickten. Dort liegt man fast fünffach unter dem Bundesdurchschnitt.
[1] 17.06.2020: Zwischenzeitlich hatte Hamburg das Saarland wieder auf Platz 4 verwiesen, was weniger den geringen Zahlen an der französischen Grenze zu verdanken war. Vielmehr hatten die Hanseaten einen ganzen Batzen Erkrankter nachgeliefert. Im nachfolgenden Kopf-an-Kopf-Rennen liegt derzeit aber das Saarland wieder leicht vorne.
[2] 03.06.2020: Bremen hat sich auf Platz 5 hochgeareitet und dabei Hessen, Rheinland-Pfalz, Berlin und sogar Nordrhein-Westfalen hinter sich gelassen, nachdem zuvor schon Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen dran glauben mußten. Ich habe nach Gründen des rasanten Aufstieges gesucht, doch keine gefunden. Man ruht sich darauf aus, klein, unbedeutend und unauffällig zu sein. Nur tragische Einzelfälle wie Flüchtlings- und Altenheime werden genannt. In den letzten Tagen konnte auch Bremerhaven mit einem Gottesdienst seinen Beitrag leisten.
[3] 01.06.2020: Bodo Ramelow biedert sich bei seinem weltfremden Wahlvolk mit Öffnungen an, die aber noch nicht dazu beitragen konnten, daß Thüringen von einem praktisch coronafreien Land sich um fünf Plätze nach oben arbeiten konnte. Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein wurden überflügelt, nach einem langen Zweikampf auch Brandenburg. Zeitgleich schaffte es Sachsen aus eigener Kraft an Thüringen vorbei.
Angesichts des Aufsehens von Heinsberg, wo man sich im feuchtfröhlichen Karneval ordentlich durchseuchte, halten viele Nordrhein-Westfalen für die Corona-Hochburg, doch ist die Zahl der Erkrankten schnell knapp unter den Bundesdurchschnitt gesunken und dort geblieben. Trotzdem reicht es für Platz 5 von 16. Es mag gute Gründe für Armin Laschet geben, Öffnungen herbeizureden und für sein Land umzusetzen. Die leicht anziehenden Zahlen sprechen aber eine andere Sprache. Zu Berlin auf Platz 6 gibt es wenig zu sagen. Dort hat man überdurchschnittlich begonnen und verharrt nun bei 1/6 unter dem Durchschnitt. Das mag Münchener beschämen, ist aber wohl dem günstigen Umland zu verdanken. Weniger günstig sind die Nachbarn für Rheinland-Pfalz. Trotzdem liegt dieses Land stabil 1/4 unter der Mittellinie auf Platz 7. Es folgt der einzig günstigere Nachbar Hessen mit 30 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Die Zahlen ziehen zur Zeit leicht an, mir sind aber auch keine übertriebenen Öffnungen bekannt.
Auf Platz 9 der Aufsteiger der Woche, die Hansestadt Bremen. Nach einem mit anderen Städten vergleichbaren überdurchschnittlichen Start ging es runter auf 50 Prozent, um bis heute wieder auf knapp 70 Prozent zu klettern. Allgemeine städtische Probleme kann man dafür nicht verantwortlich machen, auch nicht Bremerhaven, wo es bis vor drei Tagen keinen einzigen Toten gab. [2] Bliebe als Entschuldigung das Umland Niedersachen, das aber gerade von Bremen eingeholt auch nicht mehr herhalten kann. Dort liegt man mit 66 Prozent auf Platz 10. In der ehemaligen DDR sieht es besser aus. Von allen fünf sog. neuen Ländern ist Brandenburg mit knapp 60 Prozent auf dem 11. Platz am schlechtesten dran, wo man sich wohl angesichts des Nachbarn Berlin mit Erleichterungen zurückhalten wird, zumal man gerade Sachsen eingeholt hat, das nunmehr Platz 12 innehat.
Ich glaube, es war Jena, wo man schon recht früh Masken tragen mußte. Trotzdem geht es in Thüringen weiter bergauf, nachdem man von ganz unten kommend lange Zeit bei 50 Prozent verharrte. [3] Es kann also nicht an den bayrischen Nachbarn liegen, wenn es nun wieder 56 Prozent wurden. Zu Ostern hatte man gerade Schleswig-Holstein eingeholt, das knapp unter der Hälfte des Bundesdurchschnittes ausharrt und nun den 14. Platz innehat. In Sachsen-Anhalt schiebt sich Reiner Haseloff als Physiker-Kollege von Angela Merkel gerade an die Öffnungsfront, zumal er mit 36 Prozent auf dem vorletzten Platz gut dastehe, allerdings weit abgeschlagen von Mecklenburg-Vorpommern, wo die wenigen Bewohner die verseuchten Touristen konsequent nach Hause schickten. Dort liegt man fast fünffach unter dem Bundesdurchschnitt.
[1] 17.06.2020: Zwischenzeitlich hatte Hamburg das Saarland wieder auf Platz 4 verwiesen, was weniger den geringen Zahlen an der französischen Grenze zu verdanken war. Vielmehr hatten die Hanseaten einen ganzen Batzen Erkrankter nachgeliefert. Im nachfolgenden Kopf-an-Kopf-Rennen liegt derzeit aber das Saarland wieder leicht vorne.
[2] 03.06.2020: Bremen hat sich auf Platz 5 hochgeareitet und dabei Hessen, Rheinland-Pfalz, Berlin und sogar Nordrhein-Westfalen hinter sich gelassen, nachdem zuvor schon Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen dran glauben mußten. Ich habe nach Gründen des rasanten Aufstieges gesucht, doch keine gefunden. Man ruht sich darauf aus, klein, unbedeutend und unauffällig zu sein. Nur tragische Einzelfälle wie Flüchtlings- und Altenheime werden genannt. In den letzten Tagen konnte auch Bremerhaven mit einem Gottesdienst seinen Beitrag leisten.
[3] 01.06.2020: Bodo Ramelow biedert sich bei seinem weltfremden Wahlvolk mit Öffnungen an, die aber noch nicht dazu beitragen konnten, daß Thüringen von einem praktisch coronafreien Land sich um fünf Plätze nach oben arbeiten konnte. Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein wurden überflügelt, nach einem langen Zweikampf auch Brandenburg. Zeitgleich schaffte es Sachsen aus eigener Kraft an Thüringen vorbei.
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wuerg,
24.06.2020 00:12
Vorgestern hat Nordrhein-Westfalen es geschafft und mit 2298 Infizierten auf eine Million Einwohner den Bundesdurchschnitt überboten, liegt aber nach Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Saarland und Bremen weiterhin nur auf dem sechsten Platz. [1] Die nachstehende Tabelle
Corona in den Bundesländern am 21.06.2020 (png)
zeigt alle Bundesländer nach absteigender Inzidenz. [2] Darin ist E die Zahl der Einwohner e in Millionen [3], von denen p positiv getestet wurden und t starben. Aus der Inzidenz i=p/e ergibt sich die Zahl I=1000000i der positiv Gestesteten auf eine Million Einwohner. Analog aus der Mortalität m=t/e die Zahl M=1000000m der Toten ebenfalls pro Million. [4] Die Letatität l=t/p=m/i=M/I in Prozent ergibt L=100l.
Von Bayern bis nach Mecklenburg-Vorpommern fällt die Inzidenz um den Faktor 7,4. Nicht ganz im Gleichklang auch die Mortalität sogar um das 16-Fache. In der Folge halbiert sich die Letalität. Wie kann das sein? Warum stirbt es sich in Bayern doppelt so leicht wie in Mecklenburg-Vorpommern? Ich sehe es wie folgt: Wenn keine besonderen Umstände vorliegen, dann stirbt etwa ein Prozent aller Infizierten, von denen aber wegen der beschränkten Testmöglichkeiten nur einer von lnM erkannt wird. Somit ist eine Letalität von lnM Prozent zu erwarten. [5] Die letzte Spalte der Tabelle zeigt die Abweichung Δ der errechneten Letalität L in Prozent von dieser Erwartung.
Das ist kein Spaß oder Zufall im Bereich der Bundesländer. Die Näherung L≈lnM gilt in einem sehr weiten Bereich von Südkorea bis New York. Wenn ich auf der Basis nur zweier Zahlen M und L unter Zuhilfenahme weniger Informationen und Vorurteile die Lage in einem Land einschätzen möchte, suche ich nach Gründen für die Höhe von M und nach weiteren nur, wenn Δ betragsmäßig ln2 übersteigt, also eine starke Abweichung von der Normalität vorliegt.
Fünf Bundesländer weichen von der Normallinie um mehr als ln2 ab. Aber nicht so sehr, daß ich wie bei vielen Staaten ein schlechtes Gesundheitssystem oder Verschweigen von Toten annehmen muß. Vielmehr reicht zur Erklärung ein vom Durchschnitt abweichender Anteil der Alten an der Gesamtheit Erkrankter. In Schleswig-Holstein, dem Saarland und Thüringen sterben mehr als erwartet. Manche würden schnell geringe Testraten vermuten. Ich aber nehme an, daß dort Altersheime die Werte hochtrieben. Umgekehrt ist es in Berlin und Bremen, zu denen meine Vorurteile sagen: Hier haben Hedonisten und Corona-Leugner die Infektionszahlen hochgetrieben, sind dann aber wegen ihres jugendlichen Alters leider nicht gestorben.
Und nun zurück zu Nordrhein-Westfalen: Wenn man den neuen Dreckspatzen etwas Zeit gibt, dann werden einige auch sterben, wodurch es Richtung Normallinie gehen könnte. Aber ausreichen wird das nicht, denn dazu sind die von Tönnies Ausgebeuteten nicht alt genug. Es muß also nach Erreichen des Bundesdurchschnittes der positiv Getesteten noch etwas gewartet und gearbeitet werden, um auch im Bereich der Toten Normalität zu erreichen. Sonst wird es nichts mit der Kanzlerschaft.
[1] Anderthalb Monate sind ins Land gegangen und einige haben das Unmögliche geschafft, aufgeholt, sich abgesetzt und andere überflügelt. Unsere auch nach dreißig Jahren Einverleibung der DDR immer noch subventionierten Angeber aus Berlin haben sich nach drei Monaten revanchiert und Bremen wieder eingeholt. Die Flachlandtiroler waren wieder im Ausland und lassen Hamburg als Sieger aus dem langen Kopf-An-Kopf-Rennen mit dem Saarland hervorgehen, das in den nächsten Tagen von Nordrhein-Westfalen auf den fünften Platz verwiesen wird. In Absolutzahlen liegen die unter der Rußglocke aufgewachsenen Dreckspatzen mit übersteigertem Selbstbewußtsein seit heute wieder vorne.
[2] Je mehr Zeit ins Land geht, desto mehr Hobby-Virologen könnten meinen, es müsse Prävalenz heißen. Das gefällt mir schon wegen den Anfangsbuchstaben P nicht. Sollte ich mich 2021 noch für Corona interessieren, werde ich den Inzidenz-Bemessungs-Zeitraum vom üblichen Jahr auf eine Dekade ausdehnen. Außerdem gestatte ich mir, die Inzidenz in ppm und nicht in pcm/a (für Mediziner: pro 100.000 und Jahr) anzugeben.
[3] Runde ich I/10 auf ganze Zahlen, so ergeben sich von Berlin abgesehen die vom Robert-Koch-Institut auf 100.000 bezogenen Inzidenzen, weshalb die Einwohnerzahlen weitgehend mit meinen im Einklang stehen. Für Berlin gehe ich von 3,645 Millionen aus. Die Wikipedia nennt 3,7. Das Robert-Koch-Institut muß sich auf 3,75 beziehen. In Wirklichkeit werden es in allen Bundesländern mehr sein. Statt der hier summierten 83 sind es wohl schon 83,5 Millionen. Aber darauf kommt es angesichts der ungenauen Corona-Zahlen gar nicht an. Insbesondere muß nicht darüber nachgedacht werden, wen man alles mitzählt.
[4] Vielleicht auch (rohe) Mortalitätsdichte, -rate oder -ziffer. Es ist mir egal, denn ich bin zu alt für flächendeckende politisch korrekte Begriffsbildung. Nicht nur im Alltag, auch in der Virologie, selbst der Wissenschaft, solange die Hörer oder Leser wissen sollten, was mit Mortalität oder spezifischem Gewicht gemeint ist. Massenvolumendichte muß nicht sein. Wichte ist Quatsch. Pfund-Preise im Gemüsehandel überfordern nicht meine Interpretations- und Rechenfähigkeit, sind aber seit Jahrzehnten in Deutschland nicht mehr erlaubt. Auch nicht für Türken.
[5] An anderer Stelle gehe ich von ln(M+e) aus, damit für kleine M keine unplausiblen Werte unterhalb von 1 oder gar im negativen Bereich erreicht werden. Selbst für Mecklenburg-Vorpommern bleibt der Unterschied unter 0,2.
Corona in den Bundesländern am 21.06.2020 (png)
zeigt alle Bundesländer nach absteigender Inzidenz. [2] Darin ist E die Zahl der Einwohner e in Millionen [3], von denen p positiv getestet wurden und t starben. Aus der Inzidenz i=p/e ergibt sich die Zahl I=1000000i der positiv Gestesteten auf eine Million Einwohner. Analog aus der Mortalität m=t/e die Zahl M=1000000m der Toten ebenfalls pro Million. [4] Die Letatität l=t/p=m/i=M/I in Prozent ergibt L=100l.
Von Bayern bis nach Mecklenburg-Vorpommern fällt die Inzidenz um den Faktor 7,4. Nicht ganz im Gleichklang auch die Mortalität sogar um das 16-Fache. In der Folge halbiert sich die Letalität. Wie kann das sein? Warum stirbt es sich in Bayern doppelt so leicht wie in Mecklenburg-Vorpommern? Ich sehe es wie folgt: Wenn keine besonderen Umstände vorliegen, dann stirbt etwa ein Prozent aller Infizierten, von denen aber wegen der beschränkten Testmöglichkeiten nur einer von lnM erkannt wird. Somit ist eine Letalität von lnM Prozent zu erwarten. [5] Die letzte Spalte der Tabelle zeigt die Abweichung Δ der errechneten Letalität L in Prozent von dieser Erwartung.
Das ist kein Spaß oder Zufall im Bereich der Bundesländer. Die Näherung L≈lnM gilt in einem sehr weiten Bereich von Südkorea bis New York. Wenn ich auf der Basis nur zweier Zahlen M und L unter Zuhilfenahme weniger Informationen und Vorurteile die Lage in einem Land einschätzen möchte, suche ich nach Gründen für die Höhe von M und nach weiteren nur, wenn Δ betragsmäßig ln2 übersteigt, also eine starke Abweichung von der Normalität vorliegt.
Fünf Bundesländer weichen von der Normallinie um mehr als ln2 ab. Aber nicht so sehr, daß ich wie bei vielen Staaten ein schlechtes Gesundheitssystem oder Verschweigen von Toten annehmen muß. Vielmehr reicht zur Erklärung ein vom Durchschnitt abweichender Anteil der Alten an der Gesamtheit Erkrankter. In Schleswig-Holstein, dem Saarland und Thüringen sterben mehr als erwartet. Manche würden schnell geringe Testraten vermuten. Ich aber nehme an, daß dort Altersheime die Werte hochtrieben. Umgekehrt ist es in Berlin und Bremen, zu denen meine Vorurteile sagen: Hier haben Hedonisten und Corona-Leugner die Infektionszahlen hochgetrieben, sind dann aber wegen ihres jugendlichen Alters leider nicht gestorben.
Und nun zurück zu Nordrhein-Westfalen: Wenn man den neuen Dreckspatzen etwas Zeit gibt, dann werden einige auch sterben, wodurch es Richtung Normallinie gehen könnte. Aber ausreichen wird das nicht, denn dazu sind die von Tönnies Ausgebeuteten nicht alt genug. Es muß also nach Erreichen des Bundesdurchschnittes der positiv Getesteten noch etwas gewartet und gearbeitet werden, um auch im Bereich der Toten Normalität zu erreichen. Sonst wird es nichts mit der Kanzlerschaft.
[1] Anderthalb Monate sind ins Land gegangen und einige haben das Unmögliche geschafft, aufgeholt, sich abgesetzt und andere überflügelt. Unsere auch nach dreißig Jahren Einverleibung der DDR immer noch subventionierten Angeber aus Berlin haben sich nach drei Monaten revanchiert und Bremen wieder eingeholt. Die Flachlandtiroler waren wieder im Ausland und lassen Hamburg als Sieger aus dem langen Kopf-An-Kopf-Rennen mit dem Saarland hervorgehen, das in den nächsten Tagen von Nordrhein-Westfalen auf den fünften Platz verwiesen wird. In Absolutzahlen liegen die unter der Rußglocke aufgewachsenen Dreckspatzen mit übersteigertem Selbstbewußtsein seit heute wieder vorne.
[2] Je mehr Zeit ins Land geht, desto mehr Hobby-Virologen könnten meinen, es müsse Prävalenz heißen. Das gefällt mir schon wegen den Anfangsbuchstaben P nicht. Sollte ich mich 2021 noch für Corona interessieren, werde ich den Inzidenz-Bemessungs-Zeitraum vom üblichen Jahr auf eine Dekade ausdehnen. Außerdem gestatte ich mir, die Inzidenz in ppm und nicht in pcm/a (für Mediziner: pro 100.000 und Jahr) anzugeben.
[3] Runde ich I/10 auf ganze Zahlen, so ergeben sich von Berlin abgesehen die vom Robert-Koch-Institut auf 100.000 bezogenen Inzidenzen, weshalb die Einwohnerzahlen weitgehend mit meinen im Einklang stehen. Für Berlin gehe ich von 3,645 Millionen aus. Die Wikipedia nennt 3,7. Das Robert-Koch-Institut muß sich auf 3,75 beziehen. In Wirklichkeit werden es in allen Bundesländern mehr sein. Statt der hier summierten 83 sind es wohl schon 83,5 Millionen. Aber darauf kommt es angesichts der ungenauen Corona-Zahlen gar nicht an. Insbesondere muß nicht darüber nachgedacht werden, wen man alles mitzählt.
[4] Vielleicht auch (rohe) Mortalitätsdichte, -rate oder -ziffer. Es ist mir egal, denn ich bin zu alt für flächendeckende politisch korrekte Begriffsbildung. Nicht nur im Alltag, auch in der Virologie, selbst der Wissenschaft, solange die Hörer oder Leser wissen sollten, was mit Mortalität oder spezifischem Gewicht gemeint ist. Massenvolumendichte muß nicht sein. Wichte ist Quatsch. Pfund-Preise im Gemüsehandel überfordern nicht meine Interpretations- und Rechenfähigkeit, sind aber seit Jahrzehnten in Deutschland nicht mehr erlaubt. Auch nicht für Türken.
[5] An anderer Stelle gehe ich von ln(M+e) aus, damit für kleine M keine unplausiblen Werte unterhalb von 1 oder gar im negativen Bereich erreicht werden. Selbst für Mecklenburg-Vorpommern bleibt der Unterschied unter 0,2.
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wuerg,
08.07.2020 02:24
Die Dreckspatzen der Nation haben es geschafft. Vor einem Monat von Bremen eingeholt hat sich Nordrhein-Westfalen nach Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg und dem Saarland nun wieder auf den fünften Platz hochgearbeitet, und liegt nun mit 3,7 Prozent verläßlich über dem Bundesdurchschnitt. [1] Die nächsten Tage werden zeigen, ob der Fußball-Abschaum den Relegationsgewinner Bremen wieder nach vorne bringen kann.
[1] Zwei Monate später stagniert Nordrhein-Westfalen, ist aber dennoch auf Platz 4 vorgerückt, denn das Saarland kam entgegen. Das liegt jetzt auf dem sechsten Platz, weil es auch Berlin vorbeiziehen ließ. Bald ist auch Bremen dran. Auch die Bayern nutzen die nordrhein-westfälische Stagnation. Nachdem sie in Kopfzahlen um anderthalb tausend zurückgefallen waren, konnten sie wieder aufholen und lagen am 17. September für einen Tag wieder vorne. Ob Laschet seine Kommunalwahlen und die bayrischen Testpannen in einen dauerhaften Vorsprung gegenüber Söder ummünzen kann, wird sich zeigen.
[1] Zwei Monate später stagniert Nordrhein-Westfalen, ist aber dennoch auf Platz 4 vorgerückt, denn das Saarland kam entgegen. Das liegt jetzt auf dem sechsten Platz, weil es auch Berlin vorbeiziehen ließ. Bald ist auch Bremen dran. Auch die Bayern nutzen die nordrhein-westfälische Stagnation. Nachdem sie in Kopfzahlen um anderthalb tausend zurückgefallen waren, konnten sie wieder aufholen und lagen am 17. September für einen Tag wieder vorne. Ob Laschet seine Kommunalwahlen und die bayrischen Testpannen in einen dauerhaften Vorsprung gegenüber Söder ummünzen kann, wird sich zeigen.
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wuerg,
26.07.2020 16:13
Bremen hat nicht wieder aufgeholt, während Nordrhein-Westfalen weiterhin dafür sorgt, daß wir alle Masken tragen müssen, obgleich das Virus wohl vornehmlich in beengten Verhältnissen mit viel Spucke übertragen wird, vor allem beim Saufen. Das nehme ich den Schweinen übel, sogar im Wort zum Sonntag werden sie kritisiert. Einziger Trost: Es gab sie schon zu biblischen Zeiten. Leider kann ich mein Leben nicht umfassend ohne Maske gestalten, ohne mir ein Auto zu kaufen und die Lebensmittel liefern zu lassen. Deshalb ist Corona schlimmer als Aids, was keinen Unschuldigen zu Kondomen nötigt, auch nicht vorsichtshalber.
Eine Gruppe habe ich vergessen, gleichwohl sie großenteils auch zu den Säufern zählt: Die Touristen. Anders kann ich mir nicht erklären, wie das praktisch coronafreie Mecklenburg-Vorpommern es in sechs Tagen auf 37 Infizierte brachte, wofür zuvor fast zwei Monate erforderlich waren. Deshalb kann ich für die nächste Epidemie nur empfehlen: Kein Virologengelaber, keine Rücksicht, sofort Kontakte und Beweglichkeit auf ein absolut notwendiges Maß reduzieren, Abriegelung von Ausbruchsherden, Meldepflicht für alle, Erkrankte in Zwangsquarantäne isolieren, Zuwiderhandlung mit hohen Bußgeldern, ersatzweise Haft ahnden. So wären wir weit unter meiner ersten Prognose von 30.000 geblieben und könnten seit einem Vierteljahr wieder unbeschwert leben.
Eine Gruppe habe ich vergessen, gleichwohl sie großenteils auch zu den Säufern zählt: Die Touristen. Anders kann ich mir nicht erklären, wie das praktisch coronafreie Mecklenburg-Vorpommern es in sechs Tagen auf 37 Infizierte brachte, wofür zuvor fast zwei Monate erforderlich waren. Deshalb kann ich für die nächste Epidemie nur empfehlen: Kein Virologengelaber, keine Rücksicht, sofort Kontakte und Beweglichkeit auf ein absolut notwendiges Maß reduzieren, Abriegelung von Ausbruchsherden, Meldepflicht für alle, Erkrankte in Zwangsquarantäne isolieren, Zuwiderhandlung mit hohen Bußgeldern, ersatzweise Haft ahnden. So wären wir weit unter meiner ersten Prognose von 30.000 geblieben und könnten seit einem Vierteljahr wieder unbeschwert leben.
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wuerg,
06.10.2020 16:11
Ein billiger Quell des Empörungsjournalismus ist ein vermeintlicher Mangel an Gleichbehandlung. Aktuell die unterschiedlichen Einschränkungen für Besucher aus anderen Bundesländern. Was denn sonst außer Nichtstun und Gleichgültigkeit? Alle Fremden, ja sogar Einheimische in gleicher Weise behindern? Und sich dann vorwerfen lassen, alle über einen Kamm zu scheren?
Auf weltweiter Ebene leuchtet doch jedermann ein, daß Österreich bezüglich Corona die USA und Norwegen nicht gleich behandelt und auch umgekehrt nicht gleich behandelt wird. Warum sollte Schleswig-Holstein Saarländer nicht reinlassen, weil Berliner aus berechtigter Sippenhaft draußen bleiben müssen? Und warum sollten sich umgekehrt alle anderen Bundesländer (außer Berlin selbst!) dieser Regelung anschließen?
Eben darf Virologenkasper Schmidt-Chanasit sich auch zu diesem Thema auslassen und gibt zu bedenken, was jedem denkenden Menschen in den Sinn kommen kann: Man macht keinen Unterschied zwischen Berufspendlern und Vergnügungsreisenden, zwischen Besuchern aus Partyszene und Reihenhaus. Was ist die Stoßrichtung? Doch wohl nicht eine Einzelfallprüfung und ein innerdeutsches Visum. Wahrscheinlich Nichtsstun.
Ich finde die unterschiedlichen Regelungen gut, denn sie machend deutlich: Man kann nicht immer auf eine gemeinsame Regelung warten, einige müssen vorangehen, die Problembereiche benennen und den Mut haben, große Gruppen zu benachteiligen, die ihren eigenen Laden nicht in den Griff bekommen. Die auch dort überwältigende Mehrheit der Vernünftigen und Unschuldigen wird es hinnehmen, sich vorsichtshalber aber nur klammheimlich freuen.
Eben wird im Fernsehen eine Pressekonferenz aus Frankfurt übertragen. Ich wohne zwar nur im Umland, doch auch als Stadtbewohner würde ich die eben von Oberbürgermeister Feldmann verkündeten Maßnahmen begrüßen: Sperrstunde um 22 Uhr, ganztägig kein Alkohol an zentralen Plätzen, maximal 25 auf einen Klumpen, zuhause nur 10. „Nur mit Nettigkeit kommen wir nicht weiter.“ Ich wäre weiter gegangen: Essen und Trinken im öffentlichen Nahverkehr nur durch Masken hindurch. Auch alkoholfrei nicht, denn es ist dort so und so verboten und war in meiner Kindheit undenkbar. Man hätte eine schwerwiegende Erkrankung vermutet, wenn einer alle fünf Minuten an einer Flasche genuckelt hätte.
In der weiteren Berichterstattung wie immer der „Flickenteppich“ von Leuten, die sonst Patchwork und Vielfalt hochhalten, gefolgt von der scheinheiligen Frage: „Wer soll das kontrollieren?“ Kurzfristig das vorhandene Personal mit der Anweisung, nicht nur um Rücksicht zu bitten und notfalls den Finger zu heben, sondern drastische Bußgelder zu verhängen, die ihre Wirkung auch dann nicht verfehlen, wenn nur Stichproben durchgeführt werden können. Langfristig mit mehr Personal, daß sich locker aus den Bußgeldern finanziert. Notfalls Privatisierung der Kontrollen und Ergreifungsprämien. Im Wilden Westen ging es auch nicht anders.
Und danach Michael Müller, der die Zeichen der Zeit verpaßt hat, sich wie eine beleidigte Leberwurst aufführt und vor allem Richtung Söder meint, darauf hinweisen zu müssen, daß keiner das Recht habe, mit „Fingern auf Berlin zu zeigen“. Dann aber macht er es in die andere Richtung selbst und haut eine Zahl nach der anderen raus, die auch andere Großstädte in schlechtem Licht dastehen lassen. [1] Das wird seinen dort zumeist regierenden Genossen nicht sehr gefallen. Mir schon, denn dadurch kommt vielleicht frischer Wind in die sonst gerne als harmonisch verkaufte Diskussion der Landesfürsten.
In der Sache hat Michael Müller nur teilweise Recht, denn seine Siebentageinzidenz liegt mit offiziellen 40,5 und wirklichen 43,3 an der Spitze aller Großstädte, auch wenn Köln, Bremen, Hamburg, München und Frankfurt ebenfalls ordentliche Werte aufweisen. Mit einem kleinen Landkreis von ein paar Hundertausend in Nordrhein-Westfalen oder Bayern möchte er sich hoffentlich nicht vergleichen.
Inzidenz ausgewählter Bundesländer in Relation zum Bundesdurchschnitt (png)
Wenn man auf den vorstehenden Verlauf der Infektionen schaut, dann sieht man sofort eine beständige Aufholjagd der Berliner. Sie haben ihre im Vergleich zu anderen Städten coronagünstige Lage inmitten der Zone verspielt und sich vom halben Bundesdurchschnitt auf 20 Prozent darüber hochgearbeitet. Eine Weile sah es so aus, als würde Bremen ihnen den Titel des bundesdeutschen Meisters streitig machen. Doch ließen die Berliner sich das nicht gefallen: Vorbei an Bremen, Saarland und sogar Nordrhein-Westfalen streben sie nun einen Tribünenplatz an. Hamburg oder Baden-Württemberg muß sich dann mit Platz vier abfinden.
[1] Herr Müller konnte nun eine Nacht darüber schlafen können, doch beruhigt hat er sich nicht. Mit einer Verkniffenheit, die mich an Ralf Stegner erinnert, sieht er immer noch andere mit Fingern auf Berlin zeigen, während sein wiederholter Hinweis auf die Testpannen der Bayern wohl eine wertfreie Feststellung sein soll. Selbstverständlich räumt er ein, in Berlin nicht zu gut dazustehen, und will sich nicht mehr von Minderheiten auf der Nase herumtanzen lassen. Außerdem sei die große Mehrheit auch in Berlin vernünftig. Aber darum geht es nicht, sondern um die Größe der renitenten Minderheit, gegen die man hätte vorgehen sollen, als ihr Umfang noch bescheidener war. Er ist sich auch nicht zu schade, auf Bremen mit ebenfalls hohen Zahlen zu zeigen und ohne Namensnennung auf andere Städte mit höheren Zahlen zu verweisen. Gewiß ist Hamm mit doppelt so hoher Siebentageinzidenz eine kreisfreie Stadt wie Berlin, allerdings mit nur 180.000 Einwohnern. Herr Müller kann sich ja dort erkundigen, was er in Berlin noch durchsetzen könnte, um sodann drei Kreuze zu schlagen, daß seine Stadtbezirke nicht coronamäßig Landkreisen gleichgestellt sind, denn die Dreckspatzen der Innenstadt müssen sich hinter Hamm nicht verstecken.
Auf weltweiter Ebene leuchtet doch jedermann ein, daß Österreich bezüglich Corona die USA und Norwegen nicht gleich behandelt und auch umgekehrt nicht gleich behandelt wird. Warum sollte Schleswig-Holstein Saarländer nicht reinlassen, weil Berliner aus berechtigter Sippenhaft draußen bleiben müssen? Und warum sollten sich umgekehrt alle anderen Bundesländer (außer Berlin selbst!) dieser Regelung anschließen?
Eben darf Virologenkasper Schmidt-Chanasit sich auch zu diesem Thema auslassen und gibt zu bedenken, was jedem denkenden Menschen in den Sinn kommen kann: Man macht keinen Unterschied zwischen Berufspendlern und Vergnügungsreisenden, zwischen Besuchern aus Partyszene und Reihenhaus. Was ist die Stoßrichtung? Doch wohl nicht eine Einzelfallprüfung und ein innerdeutsches Visum. Wahrscheinlich Nichtsstun.
Ich finde die unterschiedlichen Regelungen gut, denn sie machend deutlich: Man kann nicht immer auf eine gemeinsame Regelung warten, einige müssen vorangehen, die Problembereiche benennen und den Mut haben, große Gruppen zu benachteiligen, die ihren eigenen Laden nicht in den Griff bekommen. Die auch dort überwältigende Mehrheit der Vernünftigen und Unschuldigen wird es hinnehmen, sich vorsichtshalber aber nur klammheimlich freuen.
Eben wird im Fernsehen eine Pressekonferenz aus Frankfurt übertragen. Ich wohne zwar nur im Umland, doch auch als Stadtbewohner würde ich die eben von Oberbürgermeister Feldmann verkündeten Maßnahmen begrüßen: Sperrstunde um 22 Uhr, ganztägig kein Alkohol an zentralen Plätzen, maximal 25 auf einen Klumpen, zuhause nur 10. „Nur mit Nettigkeit kommen wir nicht weiter.“ Ich wäre weiter gegangen: Essen und Trinken im öffentlichen Nahverkehr nur durch Masken hindurch. Auch alkoholfrei nicht, denn es ist dort so und so verboten und war in meiner Kindheit undenkbar. Man hätte eine schwerwiegende Erkrankung vermutet, wenn einer alle fünf Minuten an einer Flasche genuckelt hätte.
In der weiteren Berichterstattung wie immer der „Flickenteppich“ von Leuten, die sonst Patchwork und Vielfalt hochhalten, gefolgt von der scheinheiligen Frage: „Wer soll das kontrollieren?“ Kurzfristig das vorhandene Personal mit der Anweisung, nicht nur um Rücksicht zu bitten und notfalls den Finger zu heben, sondern drastische Bußgelder zu verhängen, die ihre Wirkung auch dann nicht verfehlen, wenn nur Stichproben durchgeführt werden können. Langfristig mit mehr Personal, daß sich locker aus den Bußgeldern finanziert. Notfalls Privatisierung der Kontrollen und Ergreifungsprämien. Im Wilden Westen ging es auch nicht anders.
Und danach Michael Müller, der die Zeichen der Zeit verpaßt hat, sich wie eine beleidigte Leberwurst aufführt und vor allem Richtung Söder meint, darauf hinweisen zu müssen, daß keiner das Recht habe, mit „Fingern auf Berlin zu zeigen“. Dann aber macht er es in die andere Richtung selbst und haut eine Zahl nach der anderen raus, die auch andere Großstädte in schlechtem Licht dastehen lassen. [1] Das wird seinen dort zumeist regierenden Genossen nicht sehr gefallen. Mir schon, denn dadurch kommt vielleicht frischer Wind in die sonst gerne als harmonisch verkaufte Diskussion der Landesfürsten.
In der Sache hat Michael Müller nur teilweise Recht, denn seine Siebentageinzidenz liegt mit offiziellen 40,5 und wirklichen 43,3 an der Spitze aller Großstädte, auch wenn Köln, Bremen, Hamburg, München und Frankfurt ebenfalls ordentliche Werte aufweisen. Mit einem kleinen Landkreis von ein paar Hundertausend in Nordrhein-Westfalen oder Bayern möchte er sich hoffentlich nicht vergleichen.
Inzidenz ausgewählter Bundesländer in Relation zum Bundesdurchschnitt (png)
Wenn man auf den vorstehenden Verlauf der Infektionen schaut, dann sieht man sofort eine beständige Aufholjagd der Berliner. Sie haben ihre im Vergleich zu anderen Städten coronagünstige Lage inmitten der Zone verspielt und sich vom halben Bundesdurchschnitt auf 20 Prozent darüber hochgearbeitet. Eine Weile sah es so aus, als würde Bremen ihnen den Titel des bundesdeutschen Meisters streitig machen. Doch ließen die Berliner sich das nicht gefallen: Vorbei an Bremen, Saarland und sogar Nordrhein-Westfalen streben sie nun einen Tribünenplatz an. Hamburg oder Baden-Württemberg muß sich dann mit Platz vier abfinden.
[1] Herr Müller konnte nun eine Nacht darüber schlafen können, doch beruhigt hat er sich nicht. Mit einer Verkniffenheit, die mich an Ralf Stegner erinnert, sieht er immer noch andere mit Fingern auf Berlin zeigen, während sein wiederholter Hinweis auf die Testpannen der Bayern wohl eine wertfreie Feststellung sein soll. Selbstverständlich räumt er ein, in Berlin nicht zu gut dazustehen, und will sich nicht mehr von Minderheiten auf der Nase herumtanzen lassen. Außerdem sei die große Mehrheit auch in Berlin vernünftig. Aber darum geht es nicht, sondern um die Größe der renitenten Minderheit, gegen die man hätte vorgehen sollen, als ihr Umfang noch bescheidener war. Er ist sich auch nicht zu schade, auf Bremen mit ebenfalls hohen Zahlen zu zeigen und ohne Namensnennung auf andere Städte mit höheren Zahlen zu verweisen. Gewiß ist Hamm mit doppelt so hoher Siebentageinzidenz eine kreisfreie Stadt wie Berlin, allerdings mit nur 180.000 Einwohnern. Herr Müller kann sich ja dort erkundigen, was er in Berlin noch durchsetzen könnte, um sodann drei Kreuze zu schlagen, daß seine Stadtbezirke nicht coronamäßig Landkreisen gleichgestellt sind, denn die Dreckspatzen der Innenstadt müssen sich hinter Hamm nicht verstecken.
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wuerg,
08.10.2020 22:45
Wahrscheinlich bringen die innerdeutschen Reisebeschränkungen nicht sehr viel, wenn dadurch nicht Massenhochzeiten dezimiert werden. Falls aber ein Seuchengebiet wie Bremen, Fremde aus anderen sog. Hotspots weiterhin beherbergen will, dann sollten die anderen sich entscheiden, ihre eigenen Bürger aus Bremen nicht ohne Quarantäne zurückzunehmen.
Eben in einem „Corona-Spezial“ der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte, der bis heute samt seinem Land unter dem Radar flog. Er spricht von ergriffenen Maßnahmen, ohne eine einzige zu nennen, will wohl noch auf eine gesicherte Überscheitung der 50 warten und sich morgen beraten. Er behauptet allen Ernstes, „bisher gut durch die Pandemie gekommen“ zu sein, obwohl sich Bremen von einem der hinteren Plätze auf den sechsten vorgearbeitet hat und sich gerade anschickt, Nordrhein-Westfalen zu überholen. Doch um „bisher“ geht es nicht, sondern um „jetzt“. Und obwohl Bremen sich der förderalen Gemeinschaft verweigert, wünscht er sich „ein abgestimmtes Vorgehen“. Zum Schluß vervollständigt er die die Palette seiner Abwiegelungen mit dem schönen Satz: „Es bleibt die Verantwortung eines jeden einzelnen.“
Eben in einem „Corona-Spezial“ der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte, der bis heute samt seinem Land unter dem Radar flog. Er spricht von ergriffenen Maßnahmen, ohne eine einzige zu nennen, will wohl noch auf eine gesicherte Überscheitung der 50 warten und sich morgen beraten. Er behauptet allen Ernstes, „bisher gut durch die Pandemie gekommen“ zu sein, obwohl sich Bremen von einem der hinteren Plätze auf den sechsten vorgearbeitet hat und sich gerade anschickt, Nordrhein-Westfalen zu überholen. Doch um „bisher“ geht es nicht, sondern um „jetzt“. Und obwohl Bremen sich der förderalen Gemeinschaft verweigert, wünscht er sich „ein abgestimmtes Vorgehen“. Zum Schluß vervollständigt er die die Palette seiner Abwiegelungen mit dem schönen Satz: „Es bleibt die Verantwortung eines jeden einzelnen.“
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wuerg,
12.10.2020 15:50
Der Kampf um Platz zwei nach den Bayern (43% über dem Bundesdurchschnitt) scheint für die nächsten Wochen, wenn nicht Monate entschieden. Berlin (26%) hat ihn übernommen und zieht davon. Hamburg (24%) schwächelt wieder, weshalb sich Baden-Württemberg (25%) noch lange auf dem dritten Platz halten wird. Die Verfolgergruppe aus Bremen (15%) und Nordrhein-Westfalen (14%) hat sich verausgabt und stagniert. Die übrigen zehn schaffen es noch nicht einmal über die Mittellinie.
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