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Unredlichkeit
wuerg, 08.04.2020 02:09
Die berühmte exponentielle Entwicklung kommt in der Natur vor allem fallend, also in der Form
y = a⋅e−λx = a⋅e−x/τ = a⋅2−x/h = a⋅bx = a⋅(1−z)x (a,λ>0)
mit der Zerfallskonstanten λ vor. Das Paradebeispiel ist der radioaktive Zerfall, in dem x für die Zeit steht. Jedes noch nicht zerfallene Teilchen kann mit einer weiteren Lebenszeit von τ=1/λ rechnen. Innerhalb dieser Spanne reduziert sich ihre Anzahl um den Faktor e auf einen Anteil von 1/e≈0,36788, also auf etwa ein Drittel. Eine Halbierung findet in der Halbwertszeit h=τ⋅ln2≈0,69⋅τ statt. Sind x und λ dimenensionslos, so kann man b=1/e^λ bilden. Das ist der Faktor, mit dem sich y von Schritt zu Schritt (Δx=1) ändert. Er unterschreitet 1 um den relativen Verlust z=1-b.
Theoretisch gibt es auch das exponentielle Wachstum, in der Praxis zumeist nur näherungsweise oder für eine kurze Zeit.
y = a⋅eλx = a⋅ex/τ = a⋅2x/d = a⋅bx = a⋅(1+z)x (a,λ>0)
Jetzt ist λ die Wachstumskonstante. An die Stelle der Halbwertszeit tritt die Verdoppelungszeit d=ln2/λ≈0,69/λ. Für τ=1/λ fällt mir keine griffige allgemeine Bezeichnung ein. Ist jedoch y eine mit der Zeit x wachsende Menge neu erschaffener Objekte, so wäre τ deren durchschnittliches Alter. Es ist die Zeitspannne, in der ein Wachstum um den Faktor e eintritt. Ist x dimensionslos, kann man wieder einen Faktor b=e^λ bilden, der das Wachstum innerhalb eines Schrittes beschreibt. Diesmal ist z=b−1 die zugehörige relative Zunahme.
Im weniger realen Leben der Schule kommt auch ein sehr langatmiges exponentielles Wachstum vor. Gerne in der Aufgabe: Hätte Jesus einen Euro zur Bank gebracht, der jährlich mit 3 Prozent verzinst worden wäre, wieviel Geld hätte er heute? Nehmen wir an, er hätte den Euro vor genau x=2000 Jahren eingezahlt. Bei einem Zinssatz z=0,03 pro Jahr wäre er bei vierteljährlicher Verzinsung dank einer Verdoppelungszeit von 23 Jahren heute stolzer Besitzer von (1+0,03/4)^(2000⋅4), etwa 91 Quadrillionen Euro und könnte jeden Rettungsschirm aufspannen.
Für die kleine Virologenschule geeignet wäre auch die folgende Aufgabe: Am 6. April waren 99.225 Personen infiziert, am 27. März 42.547 und am 28. März 48.582. Bestimmen Sie die Verdoppelungszeit d auf einen halben Tag genau unter der Annahme einer exponentiellen Entwicklung. Nehmen Sie weiterhin an, jeder am Tag t neu Infizierte würde genau am Tage t+Δt weitere R₀=1,5 Personen infizieren. Wie lang ist diese Inkubationszeit Δt? Antwort: Die Verdoppelungszeit beträgt d=9,5 Tage. In Δt Tagen tritt ein Wachstum von 1,5=R₀=2^(Δt/d) ein. Daraus ergibt sich eine Inkubationszeit von Δt=5,5 Tagen.
Stimmt also, was uns heute erzählt wurde? Liegt der berühmte R₀‑Faktor tatsächlich wie behauptet zwischen 1,2 und 1,5? Ist die Inkubationszeit wegen d=9,5 wirklich nur 2,5 bis 5,5 Tage? Oder ist sie länger und der R₀‑Faktor entsprechend höher? Werden wir am Ostersonntag 165.000 Infizierte haben, die auf Ostermontag um mehr als 11.000 anwachsen? Nein! Alles Quatsch! Von Institutsleitern nachgeplapperte Pseudoanalyse! Doch warum stimmt das nicht, was ist falsch an der obenstehenden Rechnung? Ganz einfach! Es liegt keine exponentielle Entwicklung vor, noch nicht einmal näherungsweise für einen angemessenen Zeitraum! Die Rechnung ist nicht falsch, ihre Voraussetzungen modellieren einfach nicht die Realität!
Wenn es keine Lügen sind, dann unermeßliche Unfähigkeit. Anderes erwarte ich auch gar nicht von den meisten Experten, die sicherlich gute Virologen, Mikrobilogen und Mediziner sind, sei es für Mensch oder Tier. In ihrer Welt kommen ordentliche Statistiken kaum vor, sie haben Medizin studiert, um den Menschen zu helfen und das Rechnen zu vermeiden. Gleich den Geisteswissenschaftlern haben sie sich durch die Prüfungen zur Statistik gequält. Aber sie fertigen Studie um Studie auf Basis magerer Zahlen an. Ihre öffentlichen Äußerungen sind weit von Six-Sigma entfernt.
Ich halte es für wissenschaftlich unredlich, eine Verdoppelungszeit von 9,5 Tagen zum Anlaß für die Behauptung zu nehmen, wir seien noch nicht über den Berg und der R₀‑Faktor nicht unter 1,2. Ganz häßlich ist es, sich auf Sterberaten rauszureden. Die werden nach Ostern fallen, wie es die Neuinfektionen schon seit einer Woche tun. Gar nicht ausstehen kann ich das Gefasel von der Verdoppelungszeit, die bis zu Ostern selbst dann nicht über 16 Tage steigen kann, wenn sich überhaupt keiner mehr ansteckt. Es ist unanständig, die Verdoppelungszeit einer nicht gegebenen exponentiellen Entwicklung gleichzusetzen mit der Anzahl von Tagen in die Vergangenheit, da nur die Hälfte infiziert war.
Was ist das Motiv, jetzt gegen Ende der Epidemie die Verdoppelungszeit zu betonen? Ich unterstelle einfach, daß die Politik aus heutiger Sicht die derzeitigen Maßnahmen nicht vor Führers Geburtstag lockern und die Bevölkerung auf eine Fortsetzung einstimmen oder vorbereiten möchte. Da ist es natürlich günstig einen R₀‑Faktor deutlich über 1 zu postulieren und Verdoppelungszeiten unterhalb von zwei Wochen in den Raum zu stellen. Denn eines haben die Menschen von Leuten wie Herrn Lanz gelernt: Heute 100.000, in zwei Wochen 200.000 und in einem halben Jahr 8 Millionen. Vielleicht ist es entgegen meiner Kritik aber richtig, von einem Monster im See zu erzählen, damit die kleinen Kinder nicht ertrinken.
Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Reproduktion | Tote | Rattenschwanz | Unredlichkeit | Nationalstaaten | Förderalismus | Unterleben | Zweite Welle
y = a⋅e−λx = a⋅e−x/τ = a⋅2−x/h = a⋅bx = a⋅(1−z)x (a,λ>0)
mit der Zerfallskonstanten λ vor. Das Paradebeispiel ist der radioaktive Zerfall, in dem x für die Zeit steht. Jedes noch nicht zerfallene Teilchen kann mit einer weiteren Lebenszeit von τ=1/λ rechnen. Innerhalb dieser Spanne reduziert sich ihre Anzahl um den Faktor e auf einen Anteil von 1/e≈0,36788, also auf etwa ein Drittel. Eine Halbierung findet in der Halbwertszeit h=τ⋅ln2≈0,69⋅τ statt. Sind x und λ dimenensionslos, so kann man b=1/e^λ bilden. Das ist der Faktor, mit dem sich y von Schritt zu Schritt (Δx=1) ändert. Er unterschreitet 1 um den relativen Verlust z=1-b.
Theoretisch gibt es auch das exponentielle Wachstum, in der Praxis zumeist nur näherungsweise oder für eine kurze Zeit.
y = a⋅eλx = a⋅ex/τ = a⋅2x/d = a⋅bx = a⋅(1+z)x (a,λ>0)
Jetzt ist λ die Wachstumskonstante. An die Stelle der Halbwertszeit tritt die Verdoppelungszeit d=ln2/λ≈0,69/λ. Für τ=1/λ fällt mir keine griffige allgemeine Bezeichnung ein. Ist jedoch y eine mit der Zeit x wachsende Menge neu erschaffener Objekte, so wäre τ deren durchschnittliches Alter. Es ist die Zeitspannne, in der ein Wachstum um den Faktor e eintritt. Ist x dimensionslos, kann man wieder einen Faktor b=e^λ bilden, der das Wachstum innerhalb eines Schrittes beschreibt. Diesmal ist z=b−1 die zugehörige relative Zunahme.
Im weniger realen Leben der Schule kommt auch ein sehr langatmiges exponentielles Wachstum vor. Gerne in der Aufgabe: Hätte Jesus einen Euro zur Bank gebracht, der jährlich mit 3 Prozent verzinst worden wäre, wieviel Geld hätte er heute? Nehmen wir an, er hätte den Euro vor genau x=2000 Jahren eingezahlt. Bei einem Zinssatz z=0,03 pro Jahr wäre er bei vierteljährlicher Verzinsung dank einer Verdoppelungszeit von 23 Jahren heute stolzer Besitzer von (1+0,03/4)^(2000⋅4), etwa 91 Quadrillionen Euro und könnte jeden Rettungsschirm aufspannen.
Für die kleine Virologenschule geeignet wäre auch die folgende Aufgabe: Am 6. April waren 99.225 Personen infiziert, am 27. März 42.547 und am 28. März 48.582. Bestimmen Sie die Verdoppelungszeit d auf einen halben Tag genau unter der Annahme einer exponentiellen Entwicklung. Nehmen Sie weiterhin an, jeder am Tag t neu Infizierte würde genau am Tage t+Δt weitere R₀=1,5 Personen infizieren. Wie lang ist diese Inkubationszeit Δt? Antwort: Die Verdoppelungszeit beträgt d=9,5 Tage. In Δt Tagen tritt ein Wachstum von 1,5=R₀=2^(Δt/d) ein. Daraus ergibt sich eine Inkubationszeit von Δt=5,5 Tagen.
Stimmt also, was uns heute erzählt wurde? Liegt der berühmte R₀‑Faktor tatsächlich wie behauptet zwischen 1,2 und 1,5? Ist die Inkubationszeit wegen d=9,5 wirklich nur 2,5 bis 5,5 Tage? Oder ist sie länger und der R₀‑Faktor entsprechend höher? Werden wir am Ostersonntag 165.000 Infizierte haben, die auf Ostermontag um mehr als 11.000 anwachsen? Nein! Alles Quatsch! Von Institutsleitern nachgeplapperte Pseudoanalyse! Doch warum stimmt das nicht, was ist falsch an der obenstehenden Rechnung? Ganz einfach! Es liegt keine exponentielle Entwicklung vor, noch nicht einmal näherungsweise für einen angemessenen Zeitraum! Die Rechnung ist nicht falsch, ihre Voraussetzungen modellieren einfach nicht die Realität!
Wenn es keine Lügen sind, dann unermeßliche Unfähigkeit. Anderes erwarte ich auch gar nicht von den meisten Experten, die sicherlich gute Virologen, Mikrobilogen und Mediziner sind, sei es für Mensch oder Tier. In ihrer Welt kommen ordentliche Statistiken kaum vor, sie haben Medizin studiert, um den Menschen zu helfen und das Rechnen zu vermeiden. Gleich den Geisteswissenschaftlern haben sie sich durch die Prüfungen zur Statistik gequält. Aber sie fertigen Studie um Studie auf Basis magerer Zahlen an. Ihre öffentlichen Äußerungen sind weit von Six-Sigma entfernt.
Ich halte es für wissenschaftlich unredlich, eine Verdoppelungszeit von 9,5 Tagen zum Anlaß für die Behauptung zu nehmen, wir seien noch nicht über den Berg und der R₀‑Faktor nicht unter 1,2. Ganz häßlich ist es, sich auf Sterberaten rauszureden. Die werden nach Ostern fallen, wie es die Neuinfektionen schon seit einer Woche tun. Gar nicht ausstehen kann ich das Gefasel von der Verdoppelungszeit, die bis zu Ostern selbst dann nicht über 16 Tage steigen kann, wenn sich überhaupt keiner mehr ansteckt. Es ist unanständig, die Verdoppelungszeit einer nicht gegebenen exponentiellen Entwicklung gleichzusetzen mit der Anzahl von Tagen in die Vergangenheit, da nur die Hälfte infiziert war.
Was ist das Motiv, jetzt gegen Ende der Epidemie die Verdoppelungszeit zu betonen? Ich unterstelle einfach, daß die Politik aus heutiger Sicht die derzeitigen Maßnahmen nicht vor Führers Geburtstag lockern und die Bevölkerung auf eine Fortsetzung einstimmen oder vorbereiten möchte. Da ist es natürlich günstig einen R₀‑Faktor deutlich über 1 zu postulieren und Verdoppelungszeiten unterhalb von zwei Wochen in den Raum zu stellen. Denn eines haben die Menschen von Leuten wie Herrn Lanz gelernt: Heute 100.000, in zwei Wochen 200.000 und in einem halben Jahr 8 Millionen. Vielleicht ist es entgegen meiner Kritik aber richtig, von einem Monster im See zu erzählen, damit die kleinen Kinder nicht ertrinken.
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Nationalstaaten
wuerg, 05.04.2020 20:39
Es wurde in weiten Kreisen modern, zumindest verbal auf Nationalstaaten einzuschlagen, die egoistisch handeln, ihre Nachbarn und erst recht den Rest der Welt über den Tisch ziehen möchten und sich trotz Globalisierung gegenüber Fremden abschotten. Jetzt in der Corona-Krise mag man jedoch erkennen, daß nur sie und ihre ebenso gescholtenen Untergliederungen zu schnellen und verbindlichen Maßnahmen in der Lage sind. Gewiß wäre eine einheitliche Vorgehensweise aller Europäer oder gar der ganzen Welt von Vorteil. Doch solche Einigungsprozesse kann man nicht abwarten und muß froh sein, wenn wenigstens hinterher weitgehend Einvernehmen herrscht und es zu keiner erneuten Verurteilung Israels kommt.
Daß Nationalstaaten nicht wegzureden sind, sollte so und so jedem einleuchten. Man mag nach Frankreich oder Polen ohne breit angelegte Kontrollen allein mit einem Personalausweis fahren können, doch hinter der Grenze spricht man nicht deutsch, die Verkehrsschilder sind auch nach 1971 nicht alle gleich. In anderen Ländern gelten andere Regeln, andere Höchstgeschwindigkeiten, Linksverkehr nicht nur für Eisenbahnen, Fahrenheit und Yard, 110 Volt bei 60 Hertz, andere Stecker, abweichende Zollbestimmungen, Verbot von Alkohol und Waffen in der Öffentlichkeit, die Fenster gehen anders auf, man fällt mit der Tür ins Wohnzimmer, auf Rolltreppen muß man nicht rechts stehen und links gehen.
Kennziffern werden gerne auf Landkarten im Rahmen der Staats-, Länder-, Bezirks- oder Ortsgrenzen visualisiert [1], sei es durch Farben, Balken oder Eier, so altmodisch und aussagelos wie die Corona-Daten der Johns-Hopkins-Elite. Warum werden die Erkrankten nicht mit ihren Koordinaten registriert, woraus sich eine Dichte ergibt, die in Karten durch Farben und Linien gleicher Infektionsrate (Isocoren) dargestellt wird? Dann könnte man wie beim Luftdruck die Hoch- und Tief-Corona-Gebiete sehen und würde sicherlich im Gegensatz zur Wetterkarte deutliche Fronten an den Ländergrenzen bemerken. Warum? Weil es die Nationalstaaten noch gibt.
[1] Immer wieder ärgert micht die Karte der deutschen Bundesländer, auch wenn sie nur als billiger Hintergrund für steigende Zahlen in einem Pfeil von links unten nach rechts oben dient. Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sind dunkel-, die übrigen Länder hellrot. Was soll uns das sagen? Daß diese drei Länder die höchsten Absolutzahlen aufweisen? Informativer und anständiger wäre es, statt Nordrhein-Westfalen das Saarland und Hamburg dunkelrot zu zeigen.
Erste Welle | Disziplinlosigkeit | Lebenswert | Ethikraten | Virologenschnack | Prognose | Tote | Herdenimmunität | Unredlichkeit | Reproduktion | Unterleben | Förderalismus | Rattenschwanz | Siebentage‑R | Zweite Welle
Daß Nationalstaaten nicht wegzureden sind, sollte so und so jedem einleuchten. Man mag nach Frankreich oder Polen ohne breit angelegte Kontrollen allein mit einem Personalausweis fahren können, doch hinter der Grenze spricht man nicht deutsch, die Verkehrsschilder sind auch nach 1971 nicht alle gleich. In anderen Ländern gelten andere Regeln, andere Höchstgeschwindigkeiten, Linksverkehr nicht nur für Eisenbahnen, Fahrenheit und Yard, 110 Volt bei 60 Hertz, andere Stecker, abweichende Zollbestimmungen, Verbot von Alkohol und Waffen in der Öffentlichkeit, die Fenster gehen anders auf, man fällt mit der Tür ins Wohnzimmer, auf Rolltreppen muß man nicht rechts stehen und links gehen.
Kennziffern werden gerne auf Landkarten im Rahmen der Staats-, Länder-, Bezirks- oder Ortsgrenzen visualisiert [1], sei es durch Farben, Balken oder Eier, so altmodisch und aussagelos wie die Corona-Daten der Johns-Hopkins-Elite. Warum werden die Erkrankten nicht mit ihren Koordinaten registriert, woraus sich eine Dichte ergibt, die in Karten durch Farben und Linien gleicher Infektionsrate (Isocoren) dargestellt wird? Dann könnte man wie beim Luftdruck die Hoch- und Tief-Corona-Gebiete sehen und würde sicherlich im Gegensatz zur Wetterkarte deutliche Fronten an den Ländergrenzen bemerken. Warum? Weil es die Nationalstaaten noch gibt.
[1] Immer wieder ärgert micht die Karte der deutschen Bundesländer, auch wenn sie nur als billiger Hintergrund für steigende Zahlen in einem Pfeil von links unten nach rechts oben dient. Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sind dunkel-, die übrigen Länder hellrot. Was soll uns das sagen? Daß diese drei Länder die höchsten Absolutzahlen aufweisen? Informativer und anständiger wäre es, statt Nordrhein-Westfalen das Saarland und Hamburg dunkelrot zu zeigen.
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Herdenimmunität
wuerg, 03.04.2020 01:54
Ich kann das Wort Herdenimmunität im Zusammenhang mit Corona nicht mehr hören, denn es ist keine Krankheit wie Masern, die über ein Jahrtausend sich ausbreiten konnte, wodurch trotz des hohen berühmten R0-Faktors eine Herdenimmunität auf hohem Niveau erreicht wurde. Ohne Impfung bedeutete dies noch in meiner Kindheit, daß fast jeder Neugeborene einmal an Masern erkrankte.
Mit Corona könnte es ähnlich laufen. Daß wegen des geringeren sog. R0-Faktors die Herdenimmunität schon bei 50 Millionen Deutschen erreicht ist, nützt uns zur Zeit wenig. Glaubt man den Virologen und den Medien, dann haben wir nur in der Hand, diese Herdenimmunität schnell oder langsam zu erreichen.
Schnell hieße viele Tote bei Schonung der Wirtschaft. Das wollen wir nicht, weshalb durch derzeit rigorose, doch bald zu Gunsten der Wirtschaft gelockerte Maßnahmen die Infektionsrate auf einem Niveau gehalten werden soll, das unsere Krankenhäuser nicht überlastet. Das mag erforderlich werden, doch ist das rettende Ufer die durch Impfung, nicht Durchseuchung erlangte Herdenimmunität.
Sollte es keine Impfung geben oder wollte man die Herdenimmunität bereits früher erreichen, dann müßten sich 50 Millionen Deutsche infizieren. Sollte das innerhalb eines Jahres geschehen, wären das 140.000 Infizierte und vielleicht 10.000 Tote pro Tag, zumal die meisten schwer Erkrankten sich dann mit einem normalen Krankenbett begnügen müßten.
Geringere Sterberaten von vielleicht 3 Prozent sind nur möglich, wenn der Weg zur Herdenimmunität auf viele Jahre gestreckt würde. Bei 10 Jahren wären es nur noch 14.000 Infizierte und 400 Tote täglich, mehr als wir zur Zeit haben. Auch das möchte wohl keiner, selbst nicht für ein halbes Jahr bis zu den ersten Medikamenten und Impfstoffen.
Streckt man deshalb auf 100 oder gar 1000 Jahre, so tritt keine Reduktion um den Faktor 10 bzw. 100 mehr ein. Dann wäre es wie bei den Masern: Die Menschen wachsen schneller nach als die Infektion sich ausbreitet und jeder Neugeborene wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in den ersten Lebensjahren an Corona erkranken. Ohne Impfung und Medikamente überstiegen die Todesfälle die Säuglingssterblichkeit deutlich.
Die Realität ist gottseidank anders. Es wird keine natürliche Herdenimmunität geben. Corona wird ausgerottet oder auf einem geringen Niveau gehalten, zumindest in Deutschland. Jetzt helfen rigorose Maßnahmen, danach reicht allgemeine Vorsicht, schließlich wird es Medikamente und Impfungen geben. Wir strecken den Verlauf nicht, wir dämpfen ihn. Er wird nicht länger, sondern kürzer und platter zugleich. Und wenn es zu einem Wiederaufleben kommen sollte, dann ist das allenfalls unserer Nachlässigkeit zuzurechnen, mit Herdenimmunität hat das nichts zu tun.
Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Erste Welle | Tote | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Unterleben | Reproduktion | Förderalismus | Zweite Welle
Mit Corona könnte es ähnlich laufen. Daß wegen des geringeren sog. R0-Faktors die Herdenimmunität schon bei 50 Millionen Deutschen erreicht ist, nützt uns zur Zeit wenig. Glaubt man den Virologen und den Medien, dann haben wir nur in der Hand, diese Herdenimmunität schnell oder langsam zu erreichen.
Schnell hieße viele Tote bei Schonung der Wirtschaft. Das wollen wir nicht, weshalb durch derzeit rigorose, doch bald zu Gunsten der Wirtschaft gelockerte Maßnahmen die Infektionsrate auf einem Niveau gehalten werden soll, das unsere Krankenhäuser nicht überlastet. Das mag erforderlich werden, doch ist das rettende Ufer die durch Impfung, nicht Durchseuchung erlangte Herdenimmunität.
Sollte es keine Impfung geben oder wollte man die Herdenimmunität bereits früher erreichen, dann müßten sich 50 Millionen Deutsche infizieren. Sollte das innerhalb eines Jahres geschehen, wären das 140.000 Infizierte und vielleicht 10.000 Tote pro Tag, zumal die meisten schwer Erkrankten sich dann mit einem normalen Krankenbett begnügen müßten.
Geringere Sterberaten von vielleicht 3 Prozent sind nur möglich, wenn der Weg zur Herdenimmunität auf viele Jahre gestreckt würde. Bei 10 Jahren wären es nur noch 14.000 Infizierte und 400 Tote täglich, mehr als wir zur Zeit haben. Auch das möchte wohl keiner, selbst nicht für ein halbes Jahr bis zu den ersten Medikamenten und Impfstoffen.
Streckt man deshalb auf 100 oder gar 1000 Jahre, so tritt keine Reduktion um den Faktor 10 bzw. 100 mehr ein. Dann wäre es wie bei den Masern: Die Menschen wachsen schneller nach als die Infektion sich ausbreitet und jeder Neugeborene wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in den ersten Lebensjahren an Corona erkranken. Ohne Impfung und Medikamente überstiegen die Todesfälle die Säuglingssterblichkeit deutlich.
Die Realität ist gottseidank anders. Es wird keine natürliche Herdenimmunität geben. Corona wird ausgerottet oder auf einem geringen Niveau gehalten, zumindest in Deutschland. Jetzt helfen rigorose Maßnahmen, danach reicht allgemeine Vorsicht, schließlich wird es Medikamente und Impfungen geben. Wir strecken den Verlauf nicht, wir dämpfen ihn. Er wird nicht länger, sondern kürzer und platter zugleich. Und wenn es zu einem Wiederaufleben kommen sollte, dann ist das allenfalls unserer Nachlässigkeit zuzurechnen, mit Herdenimmunität hat das nichts zu tun.
Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Erste Welle | Tote | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Unterleben | Reproduktion | Förderalismus | Zweite Welle
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Tote
wuerg, 01.04.2020 15:05
Wenn man sich nicht umfangreich mit Politik, Gesundheitssystem, Menschen, Finanzkraft, Wirtschaft vieler Länder beschäftigt, müssen für einen Vergleich oder gar eine Analyse bezüglich der Corona-Epidemie mehr oder minder zutreffende Kennzahlen ausreichen. Die Mortalität scheint mir das verläßlichste Kriterium, die Betroffenheit eines Landes einzuschätzen, obgleich es nicht egal ist, ob sie von hoher oder niedriger Letalität begleitet wird, ob falsch oder zu spät gehandelt wurde und die gemeldeten Zahlen realistisch sind. Die nachstehende Tabelle zeigt ausgewählte Staaten nach aktueller Mortalität geordnet.
Sterblichkeit in ausgewählten Staaten (png)
Grundlage sind die nicht immer für bare Münze zu nehmenden gemeldeten Zahlen. In der letzten Spalte steht (L-ln(M+e))/ln4 zum maximalen L der ersten Welle auf eine ganze Zahl Δ gerundet. [1] Eine 0 steht für Normalität, von Australien über Deutschland bis zu den USA. [2] Je höher die Einstufung Δ, desto unverhältnismäßiger hoch ist die Sterberate. Neben unbeachteten Staaten [3] fehlen die mit negativen Werten, da dann ohne gute Gründe von zu geringen Sterbezahlen auszugehen ist. [4]
[1] Zunächst habe ich beobachtet, daß um den Höhepunkt des Ausbruches nicht nur für Deutschland und Österreich, sondern auch Mecklenburg-Vorpommern und Bayern recht genau L=lnM gilt. In einem ln4 breiten Streifen von ln((M+e)/2) bis ln((M+e)⋅2) liegen nicht nur die USA mit sehr hoher Mortalität M, sondern auch Taiwan und Australien am anderen Ende. Der Summand e sorgt dafür, daß keine Werte unter 0,3% auftreten.
[2] Selbst der Staat New-York überschritt den Bereich dieser Normalität nur minimal für eine kurze Zeit und läge voll darin, wenn die Einwohnerzahl nur 250.000 höher als die von mir angesetzten 19,45 Millionen wäre. Für die Stadt New-York sieht es natürlich schlechter aus.
[3] Es ist wie beim Politbarometer des ZDF, wo nur Politiker aus einer von Zeit zu Zeit aktualisierten Palette bewertet werden. AfD-Politiker habe ich darin noch nicht gesehen.
[4] Dazu gehören nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Rußland und die Türkei, sondern auch Luxemburg, Israel und vor allem das von naiven Journalisten gepriesene Singapur. Die 26 Toten auf 45.000 Infizierte sind völlig unglaubwürdig. Das hat noch nicht einmal Herr Streeck in Gangelt geschafft.
Erste Welle | Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Unterleben | Reproduktion | Rattenschwanz | Förderalismus | Intensivbett | Siebentage‑R | Zweite Welle | Berlin
Sterblichkeit in ausgewählten Staaten (png)
Grundlage sind die nicht immer für bare Münze zu nehmenden gemeldeten Zahlen. In der letzten Spalte steht (L-ln(M+e))/ln4 zum maximalen L der ersten Welle auf eine ganze Zahl Δ gerundet. [1] Eine 0 steht für Normalität, von Australien über Deutschland bis zu den USA. [2] Je höher die Einstufung Δ, desto unverhältnismäßiger hoch ist die Sterberate. Neben unbeachteten Staaten [3] fehlen die mit negativen Werten, da dann ohne gute Gründe von zu geringen Sterbezahlen auszugehen ist. [4]
[1] Zunächst habe ich beobachtet, daß um den Höhepunkt des Ausbruches nicht nur für Deutschland und Österreich, sondern auch Mecklenburg-Vorpommern und Bayern recht genau L=lnM gilt. In einem ln4 breiten Streifen von ln((M+e)/2) bis ln((M+e)⋅2) liegen nicht nur die USA mit sehr hoher Mortalität M, sondern auch Taiwan und Australien am anderen Ende. Der Summand e sorgt dafür, daß keine Werte unter 0,3% auftreten.
[2] Selbst der Staat New-York überschritt den Bereich dieser Normalität nur minimal für eine kurze Zeit und läge voll darin, wenn die Einwohnerzahl nur 250.000 höher als die von mir angesetzten 19,45 Millionen wäre. Für die Stadt New-York sieht es natürlich schlechter aus.
[3] Es ist wie beim Politbarometer des ZDF, wo nur Politiker aus einer von Zeit zu Zeit aktualisierten Palette bewertet werden. AfD-Politiker habe ich darin noch nicht gesehen.
[4] Dazu gehören nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Rußland und die Türkei, sondern auch Luxemburg, Israel und vor allem das von naiven Journalisten gepriesene Singapur. Die 26 Toten auf 45.000 Infizierte sind völlig unglaubwürdig. Das hat noch nicht einmal Herr Streeck in Gangelt geschafft.
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Ethikraten
wuerg, 01.04.2020 02:06
Es wird nicht besser. Nach den Virologen und Wirtschaftweisen nun die Ethikräte. Jahrhunderte hatten sie Zeit, ihre Dilemmata aufzulösen, indem sie Ethik und Recht von der christlichen Gesinnung lösen und auf Verantwortung und Wohlfahrt aller setzen, nicht nur auf den einzelnen. Ich kann das Getriefe nicht mehr hören, daß es auch in der Corona-Krise keine moralisch schuldlose Lösung gibt. Reibungsverluste wird es immer geben, eine Entscheidung über Leben und Tod erfolgt regelmäßig, nicht nur in der Intensivmedizin. Das mag belastend sein, aber nicht schuldvoll.
Besonders fies ist die Wendung, die derzeitigen Einschränkungen zum Schutze vor Corona hätten Folgen, die gleichfalls zu Gewalt und auch Tod führen. Die Vertreter der Wirtschaft halten sich mit dieser Güterabwägung noch zurück. Sie wollen ihr angeschlagenes Image nicht weiter riskieren. Aber Ethiker und andere Fachleute wie Frau Käsmann wissen, wo man den Hebel ansetzen kann. Zum Beispiel bei der häuslichen Gewalt als Folge der Enge. Da sind sie bei Herrn Lanz richtig, der alle fünf Minuten fragt: Was macht das eigentlich mit uns? Mit mir nichts!
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Besonders fies ist die Wendung, die derzeitigen Einschränkungen zum Schutze vor Corona hätten Folgen, die gleichfalls zu Gewalt und auch Tod führen. Die Vertreter der Wirtschaft halten sich mit dieser Güterabwägung noch zurück. Sie wollen ihr angeschlagenes Image nicht weiter riskieren. Aber Ethiker und andere Fachleute wie Frau Käsmann wissen, wo man den Hebel ansetzen kann. Zum Beispiel bei der häuslichen Gewalt als Folge der Enge. Da sind sie bei Herrn Lanz richtig, der alle fünf Minuten fragt: Was macht das eigentlich mit uns? Mit mir nichts!
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Lebenswert
wuerg, 29.03.2020 22:22
In unserer vorgeblich nicht von wirtschaftlichem, sondern christlichem Denken geprägten Gesellschaft zählt ein Menschenleben nicht eine Million Euro, sondern unendlich viel. Daraus resultiert die Weigerung, ein Leben gegen das andere abzuwägen und sich lieber das Hirn mit Dilemmata vollzuscheißen. In der Realität sieht das anders aus. Die Leiden der Wirtschaft drängen sich in den Vordergrund.
Hätten die Amerikaner schnell gegen Corona gehandelt, könnte es in den USA bei wenigen Toten bleiben, aber ein wirtschaftlicher Schaden von 10 „trillion“ Dollar entstehen. Hätte Trump weiterhin nichts unternommen, gäbe es vielleicht drei Millionen Tote bei verschwindend geringem Schaden. [1] Bei einem Wert von etwa drei Millionen Dollar für ein Menschenleben sind beide Varianten gleichwertig. Ein voll ausgebildeter Kampfpilot oder der Präsident selbst sind mehr wert, ein normaler Soldat weniger, von einem Zivilisten ganz zu schweigen.
Die Entscheidung wäre einfach, befänden wir uns wirklich im Krieg und faselten nicht nur davon. In Friedenszeiten aber sollte sie in unserer christlich durchsetzten zivilisierten Welt ebenfalls einfach sein, weil ein hoher wirtschaftlicher Schaden schneller weggesteckt wird als ein weiteres Jahrhundert Bewältigung der Schande. Meine Enkel sollen nicht Aufsätze über Seuchenopfer schreiben müssen wie wir zur Todesstrafe. Das schon damals Haltung einfordernde Hohelied der Deutschlehrer von These, Antithese und Synthese gehört auf den Schrotthaufen der Geschichte.
[1] Wahrscheinlich suboptimal ist es, auf halbem Weg umzuschwenken. Dann gibt es hohe Kosten bei hohen Verlusten und nachgängiges Klagen über beides.
Erste Welle | Herdenimmunität | Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Tote | Ethikraten | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Reproduktion | Unterleben | Förderalismus | Rattenschwanz | Siebentage‑R | Zweite Welle
Hätten die Amerikaner schnell gegen Corona gehandelt, könnte es in den USA bei wenigen Toten bleiben, aber ein wirtschaftlicher Schaden von 10 „trillion“ Dollar entstehen. Hätte Trump weiterhin nichts unternommen, gäbe es vielleicht drei Millionen Tote bei verschwindend geringem Schaden. [1] Bei einem Wert von etwa drei Millionen Dollar für ein Menschenleben sind beide Varianten gleichwertig. Ein voll ausgebildeter Kampfpilot oder der Präsident selbst sind mehr wert, ein normaler Soldat weniger, von einem Zivilisten ganz zu schweigen.
Die Entscheidung wäre einfach, befänden wir uns wirklich im Krieg und faselten nicht nur davon. In Friedenszeiten aber sollte sie in unserer christlich durchsetzten zivilisierten Welt ebenfalls einfach sein, weil ein hoher wirtschaftlicher Schaden schneller weggesteckt wird als ein weiteres Jahrhundert Bewältigung der Schande. Meine Enkel sollen nicht Aufsätze über Seuchenopfer schreiben müssen wie wir zur Todesstrafe. Das schon damals Haltung einfordernde Hohelied der Deutschlehrer von These, Antithese und Synthese gehört auf den Schrotthaufen der Geschichte.
[1] Wahrscheinlich suboptimal ist es, auf halbem Weg umzuschwenken. Dann gibt es hohe Kosten bei hohen Verlusten und nachgängiges Klagen über beides.
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Prognose
wuerg, 27.03.2020 21:09
Auf Basis der laut Robert-Koch-Institut nachgewiesenen Corona-Infizierten bis zum 13. März hatte ich eine Prognose gewagt. Sie ist im Bild als blaue Kurve dargestellt. Die roten Punkte stehen für die leider nicht immer zuverlässigen Zahlen der Folgezeit bis zum 26. März. Sie sind Grundlage der roten Prognose. Weitere Werte werden als schwarze Punkte nachgetragen. [1,2,3,4,5,6,7]
blaue und rote Prognose, schwarze Weiterentwicklung (png)
Aus den zum d. März vom Robert-Koch-Institut gemeldeten jemals Erkrankten p(d) ergeben sich n(d)=p(d)−p(d-1) binnen eines Tages neu Infizierte. Ihre Anzahlen steigern sich gegenüber dem Vortag um die Faktoren λ(d)=n(d)/n(d-1), auf deren Logarithmen ich bis d=13 einen linearen Ausgleich ln(λ)≈ln(b)+d·ln(c) vorgenommen habe. Damit ergibt sich für die Neuinfizierten
n(d) ≈ a · bd · cd(d+1)/2 = p/√(2πσ2) · exp ( -(d-μ)2/2σ2 )
Um nicht allzu optimistisch zu sein, habe ich leicht zugunsten des Virus gerundet und a=8, b=1,6 sowie c=0,98 angesetzt. Das entspricht einer blauen Normalverteilung mit Maximum bei μ=23, also dem 23. März. Dort wird der Spitzenwert n(μ)=1500 erreicht. Die erwartete Gesamtzahl ist p=p(∞)=26500 und die Streuung σ=7 beträgt eine Woche.
Die rote Kurve auf der Basis der Daten bis 26. März läßt eine weniger günstige Entwicklung erwarten: Es ist a=22, b=1,42 und c=0,99. Das entspricht einer Normalverteilung mit Maximum bei μ=38, also dem 7. April. Dort wird der Spitzenwert n(μ)=9500 erreicht. Die erwartete Gesamtzahl ist p=250.000 und die Streuung σ=10,5 beträgt anderthalb Wochen.
Gleich zu Beginn schrieb ich, daß es durchaus höhere Zahlen als prognostiziert werden können, ich aber selbst bei zehnfacher Überhöhung nicht unzufrieden sein werde, weil die Fernseh-Virologen durch die Bank das Tausendfache erwarten und meinen, die ergriffenen Maßnahmen würden nur den Verlauf verlangsamen. Das bedeutete über einen Zeitraum von zwei Jahren täglich 70.000 Neuinfizierte und 2000 Tote. Füllten schwer Erkrankte die Hälfte der geplanten 56.000 Intensivbetten, müßte sich jeder binnen zweier Wochen überlegen, ob er sich wieder halbwegs gesund fühlt oder sterben möchte.
Die Wahrheit aber ist: Die ergriffen Maßnahmen verschieben die Belastung nicht nach hinten, sondern mildern sie einfach ab, wahrscheinlich um einen Faktor 300 oder höher. Die Epidemie wird in Deutschland ähnlich verlaufen wie in China, Korea oder Singapur. Im Prinzip wird meine Prognose eintreten. Trotzdem suche ich nach einer Erklärung, warum die als rote Punkte dargestellten Zahlen des Robert-Koch-Institutes von der blauen Prognoselinie deutlich nach oben abweichen.
So könnte ich anführen, die der Prognose zugrundeliegenden Daten bis zum 13. März lägen in einer längst vergangenen Zeit, da man in jedem einzelnen Falle der Infektionskette nach vorne und hinten hat folgen können. Bevor diese Maßnahmen durch Kontakteinschränkungen für alle ersetzt wurden, gab es noch eine Woche Gelegenheit, sich ordentlich anzustecken. Hinzu kamen zurückkehrende Urlauber, die Corona an vielen neuen Orten aufkeimen ließen. Ist die Epidemie vorbei, werden all diese Versäumnisse und Zögerlichkeiten diskutiert.
Ich glaube, die Abweichung der Realität von meiner Prognose erklärt sich teilweise auch wie folgt: Wenn sich im Laufe der Zeit die Testungen verzehnfacht hätten, könnte jetzt ein dreimal höherer Anteil der wirklich Erkrankten auffliegen als zu Beginn. [8] Ich hätte deshalb statt der Konstanten a=8 besser eine steigende Funktion a(d) ansetzen sollen, die heute bei a(27)=a·3=24 liegen könnte. Das aber erklärt nicht alles. Vielmehr ist der Faktor c=0,98 für die abfallenden Flanke zu optimistisch. Heute erscheint mir c=0,99 realistischer, war aber in den wenigen Daten bis zu 13. März nicht zu erkennen. [9]
[1] Die Anzahl 6294 von gestrigen 28. März mag manchem im Vergleich zur letzten Woche und angesichts der Ausgehbeschränkungen hoch erscheinen, liegt aber genau auf der roten Prognoselinie.
[2] In den Zahlen des Robert-Koch-Institutes von heute, den 29. März um 0 Uhr, besser gestern 24 Uhr fehlen etwa 2000 aus Baden-Württemberg und 500 aus dem Rest der Republik, weshalb die gemeldeten 3965 eher 6500 sind. Am Dienstag sollten die Lücken wieder gefüllt sein. Dann aktualisiere ich mein Diagramm.
[3] Heute ist Dienstag, der 31. März und die Meldemängel des Wochenendes sollten ausgeglichen sein, auch wenn man den Eindruck haben kann, einige Anzahlen seien dauerhaft unter den Teppich gekehrt. Die vier neuen schwarz dargestellten Werte liegen allesamt unter dem Maximum und sinken deutlich, vor allem dann, wenn ich einige von gestern und viele von vorgestern denen vom Samstag zuschlage. Wenn kein grober Erfassungsfehler vorliegt, ist es völlig unwahrscheinlich, daß erneut mehr als 6000 Neuinfizierte an einem Tag hinzukommen.
[4] Die neuesten schwarz dargestellten Zuwächse bis zum 1. April sind etwas ungeordnet und lassen Zweifel an der Gewissenhaftigkeit ihrer Erfassung aufkommen. Es sieht aber so aus, als sei der Höhepunkt erreicht. Auf die Steigerungen der letzten Tage gebe ich nicht viel, denn im Prinzip ist dieser Verlauf Woche für Woche zu sehen. Morgen gibt es die Zahlen für Donnerstag, die noch nie unter dem Mittelwert lagen.
[5] Im Laufe der ersten April-Woche wurden immer weniger durch immer mehr infiziert. Wer jetzt noch von einer Reproduktionszahl 1,2 bis 1,5 faselt, ist völlig unfähig oder lügt, hoffentlich im Interesse einer politisch korrekten Panikmache.
[6] Am heutigen 9. April heißt es, man könne von einer Entspannung nicht wirklich ausgehen. Gestern fehlte noch das Wort „wirklich“, obgleich die Zahlen wieder gestiegen sind. Wir seien noch nicht über den Berg. Ich meine schon, auch wenn sich eine Hochebene anschließt und der Blick auf den Ozean noch durch eine weitere Bergkette versperrt werden sollte. Morgen gibt es die Zahlen für Donnerstag. Die sind im allgemeinen die höchsten.
[7] Die schwarze Linie ist keine Prognose, sondern eine den realen Werten (blaue, rote und schwarze Punkte bis zum 19. April) angepaßte Normalverteilung. Sie sieht nicht optimal aus, doch ist zu bedenken, daß diese Kurve nicht nur Ende April, sondern auch im Februar und Anfang März einigermaßen treffen muß. Außerdem ist schon seit einigen Tagen die Zeit des Rattenschwanzes gekommen, der den Verlauf unsymmetrisch macht, womit eine Normalverteilung als globale Ausgleichskurve nicht mehr gut ist.
[8] Dreimal soviele Erkrankte mit dreifacher Chance auf einen Test ergäben die neunfache Anzahl erkannter Erkrankungen. Bei zehnmal sovielen Testungen bliebe also die Erkennungsrate fast unverändert. Das ist wohl mit knapp 10 Prozent auch der Fall. Wer mit den Faktoren 2, 2 und 4 statt 3, 3 und 10 der Realität näher kommen mag, gelangt zu einem ähnlichen Ergebnis.
[9] Ich wollte meine blaue Fehlprognose nicht auf andere schieben, sonst hätte ich gleich meine Vermutung geäußert, die nun Ende April wohl Gewißheit ist: Schon bald gelang es nicht mehr, jeden Einzelfall zu verfolgen, spätestens mit der Rückkehr infizierter Urlauber aus den Seuchengebieten.
Erste Welle | Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Lebenswert | Ethikraten | Tote | Herdenimmunität | Unredlichkeit | Nationalstaaten | Reproduktion | Rattenschwanz | Förderalismus | Unterleben | Siebentage‑R
blaue und rote Prognose, schwarze Weiterentwicklung (png)
Aus den zum d. März vom Robert-Koch-Institut gemeldeten jemals Erkrankten p(d) ergeben sich n(d)=p(d)−p(d-1) binnen eines Tages neu Infizierte. Ihre Anzahlen steigern sich gegenüber dem Vortag um die Faktoren λ(d)=n(d)/n(d-1), auf deren Logarithmen ich bis d=13 einen linearen Ausgleich ln(λ)≈ln(b)+d·ln(c) vorgenommen habe. Damit ergibt sich für die Neuinfizierten
n(d) ≈ a · bd · cd(d+1)/2 = p/√(2πσ2) · exp ( -(d-μ)2/2σ2 )
Um nicht allzu optimistisch zu sein, habe ich leicht zugunsten des Virus gerundet und a=8, b=1,6 sowie c=0,98 angesetzt. Das entspricht einer blauen Normalverteilung mit Maximum bei μ=23, also dem 23. März. Dort wird der Spitzenwert n(μ)=1500 erreicht. Die erwartete Gesamtzahl ist p=p(∞)=26500 und die Streuung σ=7 beträgt eine Woche.
Die rote Kurve auf der Basis der Daten bis 26. März läßt eine weniger günstige Entwicklung erwarten: Es ist a=22, b=1,42 und c=0,99. Das entspricht einer Normalverteilung mit Maximum bei μ=38, also dem 7. April. Dort wird der Spitzenwert n(μ)=9500 erreicht. Die erwartete Gesamtzahl ist p=250.000 und die Streuung σ=10,5 beträgt anderthalb Wochen.
Gleich zu Beginn schrieb ich, daß es durchaus höhere Zahlen als prognostiziert werden können, ich aber selbst bei zehnfacher Überhöhung nicht unzufrieden sein werde, weil die Fernseh-Virologen durch die Bank das Tausendfache erwarten und meinen, die ergriffenen Maßnahmen würden nur den Verlauf verlangsamen. Das bedeutete über einen Zeitraum von zwei Jahren täglich 70.000 Neuinfizierte und 2000 Tote. Füllten schwer Erkrankte die Hälfte der geplanten 56.000 Intensivbetten, müßte sich jeder binnen zweier Wochen überlegen, ob er sich wieder halbwegs gesund fühlt oder sterben möchte.
Die Wahrheit aber ist: Die ergriffen Maßnahmen verschieben die Belastung nicht nach hinten, sondern mildern sie einfach ab, wahrscheinlich um einen Faktor 300 oder höher. Die Epidemie wird in Deutschland ähnlich verlaufen wie in China, Korea oder Singapur. Im Prinzip wird meine Prognose eintreten. Trotzdem suche ich nach einer Erklärung, warum die als rote Punkte dargestellten Zahlen des Robert-Koch-Institutes von der blauen Prognoselinie deutlich nach oben abweichen.
So könnte ich anführen, die der Prognose zugrundeliegenden Daten bis zum 13. März lägen in einer längst vergangenen Zeit, da man in jedem einzelnen Falle der Infektionskette nach vorne und hinten hat folgen können. Bevor diese Maßnahmen durch Kontakteinschränkungen für alle ersetzt wurden, gab es noch eine Woche Gelegenheit, sich ordentlich anzustecken. Hinzu kamen zurückkehrende Urlauber, die Corona an vielen neuen Orten aufkeimen ließen. Ist die Epidemie vorbei, werden all diese Versäumnisse und Zögerlichkeiten diskutiert.
Ich glaube, die Abweichung der Realität von meiner Prognose erklärt sich teilweise auch wie folgt: Wenn sich im Laufe der Zeit die Testungen verzehnfacht hätten, könnte jetzt ein dreimal höherer Anteil der wirklich Erkrankten auffliegen als zu Beginn. [8] Ich hätte deshalb statt der Konstanten a=8 besser eine steigende Funktion a(d) ansetzen sollen, die heute bei a(27)=a·3=24 liegen könnte. Das aber erklärt nicht alles. Vielmehr ist der Faktor c=0,98 für die abfallenden Flanke zu optimistisch. Heute erscheint mir c=0,99 realistischer, war aber in den wenigen Daten bis zu 13. März nicht zu erkennen. [9]
[1] Die Anzahl 6294 von gestrigen 28. März mag manchem im Vergleich zur letzten Woche und angesichts der Ausgehbeschränkungen hoch erscheinen, liegt aber genau auf der roten Prognoselinie.
[2] In den Zahlen des Robert-Koch-Institutes von heute, den 29. März um 0 Uhr, besser gestern 24 Uhr fehlen etwa 2000 aus Baden-Württemberg und 500 aus dem Rest der Republik, weshalb die gemeldeten 3965 eher 6500 sind. Am Dienstag sollten die Lücken wieder gefüllt sein. Dann aktualisiere ich mein Diagramm.
[3] Heute ist Dienstag, der 31. März und die Meldemängel des Wochenendes sollten ausgeglichen sein, auch wenn man den Eindruck haben kann, einige Anzahlen seien dauerhaft unter den Teppich gekehrt. Die vier neuen schwarz dargestellten Werte liegen allesamt unter dem Maximum und sinken deutlich, vor allem dann, wenn ich einige von gestern und viele von vorgestern denen vom Samstag zuschlage. Wenn kein grober Erfassungsfehler vorliegt, ist es völlig unwahrscheinlich, daß erneut mehr als 6000 Neuinfizierte an einem Tag hinzukommen.
[4] Die neuesten schwarz dargestellten Zuwächse bis zum 1. April sind etwas ungeordnet und lassen Zweifel an der Gewissenhaftigkeit ihrer Erfassung aufkommen. Es sieht aber so aus, als sei der Höhepunkt erreicht. Auf die Steigerungen der letzten Tage gebe ich nicht viel, denn im Prinzip ist dieser Verlauf Woche für Woche zu sehen. Morgen gibt es die Zahlen für Donnerstag, die noch nie unter dem Mittelwert lagen.
[5] Im Laufe der ersten April-Woche wurden immer weniger durch immer mehr infiziert. Wer jetzt noch von einer Reproduktionszahl 1,2 bis 1,5 faselt, ist völlig unfähig oder lügt, hoffentlich im Interesse einer politisch korrekten Panikmache.
[6] Am heutigen 9. April heißt es, man könne von einer Entspannung nicht wirklich ausgehen. Gestern fehlte noch das Wort „wirklich“, obgleich die Zahlen wieder gestiegen sind. Wir seien noch nicht über den Berg. Ich meine schon, auch wenn sich eine Hochebene anschließt und der Blick auf den Ozean noch durch eine weitere Bergkette versperrt werden sollte. Morgen gibt es die Zahlen für Donnerstag. Die sind im allgemeinen die höchsten.
[7] Die schwarze Linie ist keine Prognose, sondern eine den realen Werten (blaue, rote und schwarze Punkte bis zum 19. April) angepaßte Normalverteilung. Sie sieht nicht optimal aus, doch ist zu bedenken, daß diese Kurve nicht nur Ende April, sondern auch im Februar und Anfang März einigermaßen treffen muß. Außerdem ist schon seit einigen Tagen die Zeit des Rattenschwanzes gekommen, der den Verlauf unsymmetrisch macht, womit eine Normalverteilung als globale Ausgleichskurve nicht mehr gut ist.
[8] Dreimal soviele Erkrankte mit dreifacher Chance auf einen Test ergäben die neunfache Anzahl erkannter Erkrankungen. Bei zehnmal sovielen Testungen bliebe also die Erkennungsrate fast unverändert. Das ist wohl mit knapp 10 Prozent auch der Fall. Wer mit den Faktoren 2, 2 und 4 statt 3, 3 und 10 der Realität näher kommen mag, gelangt zu einem ähnlichen Ergebnis.
[9] Ich wollte meine blaue Fehlprognose nicht auf andere schieben, sonst hätte ich gleich meine Vermutung geäußert, die nun Ende April wohl Gewißheit ist: Schon bald gelang es nicht mehr, jeden Einzelfall zu verfolgen, spätestens mit der Rückkehr infizierter Urlauber aus den Seuchengebieten.
Erste Welle | Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Lebenswert | Ethikraten | Tote | Herdenimmunität | Unredlichkeit | Nationalstaaten | Reproduktion | Rattenschwanz | Förderalismus | Unterleben | Siebentage‑R
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Virologenschnack
wuerg, 22.03.2020 22:17
Als Nikolaus Blome seinem Gesprächspartner Jakob Augstein frug, wie flat er denn die curve machen wolle, erhielt er als Antwort: Jetzt fangen Sie auch noch mit diesem Virologenschnack an. Vielleicht sind es nicht die Virologen selbst, sondern ihre Nachplapperer, die sich mit amerikanischen Floskeln schmücken: Lockdown, Containment-Strategie, social distancing, ongoing process.
Mein Lieblingswort aber ist exponentiell: Heute ein Toter, morgen zwei, übermorgen vier, in einer Woche 128 und in einem Monat zwei Gigatote. Als Virologe sollte man spätestens nach den Erfolgen von Rotchina, Taiwan, Singapur und Korea wissen, daß es mit Vernunft und Disziplin zu nicht mehr als einem Prozent Erkrankter kommt. Ich verstehe das Gefasel von 60 Prozent nicht.
Natürlich ist es richtig, durch rigorose Maßnahmen die Ausbreitung des Virus zu unterbinden. Was aber soll die zeitgleiche Behauptung, dadurch würde die Zahl der Infektionen nicht gemindert, sondern nur zur Entlastung der Krankenhäuser gestreckt? Wir müßten uns also mehrere Monate stark und über ein Jahr weitgehend einschränken. Außerdem würde die Krankheit nie ausgerottet, sondern immer wieder aufleben.
So ein Schwachsinn. Selbst wenn nach Überwindung des jetzigen Ausbruches ein Bodensatz von täglich 100 Neuerkrankungen bliebe, von denen 20 entdeckt würden und einer stürbe, läge die Wahrscheinlichkeit, im Laufe eines langen Lebens von Corona dahingerafft zu werden, bei etwa 0,01 Prozent. Solange wir uns stärker vermehren als das Virus uns dezimiert, werden die 60 Prozent Herdenimmunität nie erreicht. Das schaffen noch nicht einmal die Verkehrstoten.
Es ist auch schwachsinnig zu glauben, das Virus könne nie ganz ausgerottet werden. Das mag sein, wenn man alle ähnlichen Viren mitzählt, die immer wieder durch sorglosen Umgang mit Tieren auf den Menschen übergehen. Dieses eine Virus SARS-CoV-2 [1] kann jedoch unter den Menschen vollständig ausgerottet werden. Ich bin noch gegen Pocken zwangsgeimpft, seit 1972 gab es in Deutschland keinen einzigen Fall mehr, und das letzte Pockenvirus auf der Welt wurde 1977 beerdigt.
Kurz: Ich kann die Virologen kaum noch hören, manche mehr, manche weniger. Ihnen bekannte Programmierer mögen die im Fernsehen nett und wuselig aussehenden Simulationen verstehen. Doch kein Virologe wird beschwören können, daß sie geeignet gestaltet und parametrisiert sind, um die Verbreitung von Corona angemessen zu modellieren. Sie erinnern mich an Visualisierungen normaler Diffusion oder an einfache Simulationen von Waldbränden.
[1] Ich hatte zunächst COVID-19 geschrieben, aber auf SARS-CoV‑2 korrigiert, nachdem die Zahl der Hobbyvirologen und Lungenfachärzte stark angezogen hat. Im Gegenzuge warte ich auf eine Gelegenheit, jeden für dumm zu erklären, der den Unterschied zwischen Meteoroid, Meteor und Meteorit nicht beachtet.
Denglisch | Erste Welle | Disziplinlosigkeit | Ethikraten | Herdenimmunität | Prognose | Lebenswert | Nationalstaaten | Unredlichkeit | Reproduktion | Tote | Unterleben | Förderalismus | Rattenschwanz | Intensivbett | Mooresches Gesetz | Siebetage‑R | Zweite Welle
Mein Lieblingswort aber ist exponentiell: Heute ein Toter, morgen zwei, übermorgen vier, in einer Woche 128 und in einem Monat zwei Gigatote. Als Virologe sollte man spätestens nach den Erfolgen von Rotchina, Taiwan, Singapur und Korea wissen, daß es mit Vernunft und Disziplin zu nicht mehr als einem Prozent Erkrankter kommt. Ich verstehe das Gefasel von 60 Prozent nicht.
Natürlich ist es richtig, durch rigorose Maßnahmen die Ausbreitung des Virus zu unterbinden. Was aber soll die zeitgleiche Behauptung, dadurch würde die Zahl der Infektionen nicht gemindert, sondern nur zur Entlastung der Krankenhäuser gestreckt? Wir müßten uns also mehrere Monate stark und über ein Jahr weitgehend einschränken. Außerdem würde die Krankheit nie ausgerottet, sondern immer wieder aufleben.
So ein Schwachsinn. Selbst wenn nach Überwindung des jetzigen Ausbruches ein Bodensatz von täglich 100 Neuerkrankungen bliebe, von denen 20 entdeckt würden und einer stürbe, läge die Wahrscheinlichkeit, im Laufe eines langen Lebens von Corona dahingerafft zu werden, bei etwa 0,01 Prozent. Solange wir uns stärker vermehren als das Virus uns dezimiert, werden die 60 Prozent Herdenimmunität nie erreicht. Das schaffen noch nicht einmal die Verkehrstoten.
Es ist auch schwachsinnig zu glauben, das Virus könne nie ganz ausgerottet werden. Das mag sein, wenn man alle ähnlichen Viren mitzählt, die immer wieder durch sorglosen Umgang mit Tieren auf den Menschen übergehen. Dieses eine Virus SARS-CoV-2 [1] kann jedoch unter den Menschen vollständig ausgerottet werden. Ich bin noch gegen Pocken zwangsgeimpft, seit 1972 gab es in Deutschland keinen einzigen Fall mehr, und das letzte Pockenvirus auf der Welt wurde 1977 beerdigt.
Kurz: Ich kann die Virologen kaum noch hören, manche mehr, manche weniger. Ihnen bekannte Programmierer mögen die im Fernsehen nett und wuselig aussehenden Simulationen verstehen. Doch kein Virologe wird beschwören können, daß sie geeignet gestaltet und parametrisiert sind, um die Verbreitung von Corona angemessen zu modellieren. Sie erinnern mich an Visualisierungen normaler Diffusion oder an einfache Simulationen von Waldbränden.
[1] Ich hatte zunächst COVID-19 geschrieben, aber auf SARS-CoV‑2 korrigiert, nachdem die Zahl der Hobbyvirologen und Lungenfachärzte stark angezogen hat. Im Gegenzuge warte ich auf eine Gelegenheit, jeden für dumm zu erklären, der den Unterschied zwischen Meteoroid, Meteor und Meteorit nicht beachtet.
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