Acht
Warum die Acht in ihrer Beliebt­heit deut­lich hinter der Sieben liegt, bleibt unklar, zumal sieben auf den zweiten Blick nicht viel hergibt. Immer­hin ist acht die dritte Potenz von zwei, geht also aus der gött­lichen Eins durch drei­malige Ver­doppe­lung hervor. Wohl deshalb steht sie für Voll­kommen­heit. Und die drei­fache Acht für Jesus=​Iota+​Eta+​Sigma+​Omikron​+Ypsilon​+Sigma=​10+8+​200+​70+​400+200=​888. Heute würde er seine Namens­vetter von 888.com aus dem Tempel werfen, von 88 ganz zu schweigen.

Obschon bereits in den Sech­zigern 32‑Bit-​Rech­ner üblich waren, hat sich das Byte zu 8 Bit durch­gesetzt und gehalten, vor allem in unse­rem Denken. Es wird noch lange dauern, bis es sich zu den anti­ken Maßen gesellt, die nur noch in den USA gebräuch­lich sind. Bis dahin sollte man die Umrech­nung kennen und nicht erwarten, einen 10 Giga­byte großen Film mit 100 Megabaud in zwei Minu­ten runter­laden zu können.

Hätte sich der Sand­rechner des Archi­medes durch­gesetzt, würden wir heute unsere Dezimal­zahlen in Vierer­blöcke (Myriaden) gliedern. Doch Dreier­blöcke (Tau­sender) sind uns ange­nehmer. Deshalb läge es nahe, auch drei und nicht vier Binär­stellen mit einer Ziffer zu schrei­ben, also die im Unix-​Bereich bevor­zugten Oktal­zahlen zu nutzen. Daß wir uns statt­dessen mit den häß­lichen Hexa­dezimal­zahlen herum­schlagen, ist aber kein später Sieg des Archi­medes, sondern eben­falls der 8 geschul­det, weil die 8 Bit eines Bytes genau zwei Hexa­dezimal­stellen ent­sprechen.

Sprach­lich ist die Acht ihren Nach­barn über­legen. Jeder kennt den Oktopus, die Oktave und den Deutsch­land-​Achter. Wo dagegen gibt es Septo­pusse oder Sie­bener mit Steuer­mann? Zwar kennt die Musik auch Septi­men, die Eso­terik Hepta- und Ennea­gramme, doch gab und gibt es einen Drang, in Achter­gruppen zu glie­dern oder ein­fach sieben Schritte acht zu nennen, eine Altlast römi­scher Zähl­weise. Eine Oktave umfaßt nur sie­ben Töne, mit acht Tagen meint man eine Woche. John Newland glie­derte die Ele­mente in Oktaven, ohne die achte Gruppe der Edel­gase zu kennen. Zu groß war die Ver­suchung, die Ton­leiter ins Spiel zu brin­gen.

Es gibt auch berühmte achteckige Bauten, vom Felsen­dom in Jeru­salem bis zum Cafe Acht­eck in Berlin. Man mag darin die Voll­kommen­heit aus­drücken wollen, könnte auf ein Achteck aber auch einfach kommen, wenn man eine regel­mäßige Struktur bevor­zugt, ein Quadrat für zu schlicht hält, ein Kreis oder Sechseck zu kompli­ziert ist und eine Ausrich­tung nach Osten leicht zu erken­nen sein soll. Die acht Seiten wei­sen in acht Himmels­rich­tungen, aus denen acht Winde wehen. [1]

Spinnen haben acht Beine, die acht Gruppen von Elementen gliedern sich nach den äußeren 2+6=8 Elek­tronen. Sie gehen bevor­zugt Bin­dun­gen ein, in denen die Elek­tronen Oktette bil­den. Die Chine­sen preisen in ihren Restau­rants acht Schätze an, weil sie aus laut­lichen Gründen die Acht für eine Glücks­zahl halten, 2³=8 Tri­gramme stehen für den acht­fachen Weg, gerne in acht Himmels­rich­tungen darge­stellt. Es gibt nur noch acht Pla­neten, die Venus wird durch den acht­strah­ligen Stern von Isch­tar symbo­li­siert, die jüdi­sche Beschnei­dung erfolgt am ach­ten Tag. Acht Einfach­schritte sind eine Seil­länge (6 Meter). Je höher die Oktan­zahl, desto teurer das Ben­zin. Die letzen 16 treten im Achtel­finale gegen­ein­ander an und kämpfen um einen Platz unter den ersten vier. Der Wür­fel hat acht Ecken und der duale Okta­eder des­halb acht Flächen. Auch Achte­lun­gen sind beliebt. Es gibt Rohre mit 3/8 Zoll Durch­messer, das okta­metri­sche Baumaß orien­tiert sich am Achtel­meter.

Die Acht als Inbe­griff der Unend­lich­keit und Voll­kom­men­heit zu sehen, kann nicht daraus abge­lei­tet wer­den, daß wir Unend­lich­keit oder Ehe­schlie­ßung mit einer liegen­den 8 bezeich­nen und in vielen Spra­chen das Wort „Nacht“ aus „nicht“ und „acht“ zusam­men­gesetzt sein soll. [2] Eher ist es ein lan­ger wechsel­sei­tiger Pro­zeß gewe­sen, der Bedeu­tung und Benen­nung in Ein­klang gebracht hat. Die Acht ist also nicht hell, weil die Nacht dun­kel ist. Man muß sich davor in Acht nehmen, aus Rede­wen­dun­gen mit Zahl­an­klän­gen Bedeu­tun­gen abzu­lei­ten. So hat die Acht auch sprach­lich nichts mit Äch­tung oder Acht­sam­keit zu tun, auch nicht mit aid, schon gar nichts mit Aids. Viel­mehr soll das Wort sich aus einer wie auch immer gear­te­ten Bezeich­nung für zwei­mal vier ausge­streckte Fin­ger ablei­ten.

Okta­ven nennt man auch die Okto­nio­nen oder Cayley­zahlen. Sie werden aus acht reelen Zahlen gebil­det. Unter Ein­schrän­kungen kann man mit ihnen wie mit reel­len oder kom­ple­xen Zahlen rech­nen. Und es verwun­dert nicht, sie nicht nur auf mathe­mati­schem Gebiet, sondern auch in der Physik erfolg­reich ein­setzen zu können. Trotz der sieben Ima­ginär­teile hat das nichts mit Musik, Regen­bogen, Wochen­tagen oder Wandel­ster­nen zu tun. Sonst bleibt mathe­ma­tisch nicht viel. Die Acht ist keine schöne figu­rierte Zahl, aber sech­ste Fibo­nacci­zahl. [3] Die Folge 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, … kommt allent­halben vor, auch beim Legen eines Strei­fens der Breite 2 und Länge n aus Domino­steinen. Es gibt F(n+1) Muster, für n=5 also F(6)=8:

┏━┳━┳━┳━━━┓   ┏━┳━━━┳━━━┓   ┏━━━┳━┳━━━┓   
┃ ┃ ┃ ┣━━━┫   ┃ ┣━━━╋━━━┫   ┣━━━┫ ┣━━━┫ <━━━━━━━━ 3 + 5 = 8
┗━┻━┻━┻━━━┛   ┗━┻━━━┻━━━┛   ┗━━━┻━┻━━━┛               ┃
                                                      ┃
                                                      V
┏━┳━┳━┳━┳━┓   ┏━┳━┳━━━┳━┓   ┏━┳━━━┳━┳━┓   ┏━━━┳━┳━┳━┓   ┏━━━┳━━━┳━┓   
┃ ┃ ┃ ┃ ┃ ┃   ┃ ┃ ┣━━━┫ ┃   ┃ ┣━━━┫ ┃ ┃   ┣━━━┫ ┃ ┃ ┃   ┣━━━╋━━━┫ ┃   
┗━┻━┻━┻━┻━┛   ┗━┻━┻━━━┻━┛   ┗━┻━━━┻━┻━┛   ┗━━━┻━┻━┻━┛   ┗━━━┻━━━┻━┛      
Nicht immer nur Kaninchen, auch einmal Mauern
im Achtelmeter-Baumaß (png)

Wir schreiben nunmehr das Jahr 2020. In meinem IG‑Metall-​Kalen­der steht nichts von der Weiber­fast­nacht, vermerkt ist aber neben dem Valen­tinstag der heutige Welt­frauen­tag wie immer am 8. März. Ob es den Frauen gelingt, diese Zahl für sich zu ver­ein­nah­men, bezwei­fele ich. Die G8‑Staa­ten sind schon lange nur noch sieben und von Live‑8-​Kon­zer­ten habe ich glück­licher­weise nichts mehr gehört.

[1] Warum keine 16 oder nur vier Windrichtungen? Das hängt davon ab, was man unter ihnen versteht. Die Griechen sollen acht Winde benannt haben. Und so halten wir es heute noch. Regel­mäßig gibt es stür­mische Nord­west­winde, von Nord­nord­west­winden habe ich noch nicht gehört. Und wenn man es genauer sagen will, dann spricht man von Winden aus nord­nord­west­licher Rich­tung oder von auf Nord drehenden Nord­west­winden.

[2] Gute N8, 1tr8 Frankfurt, interpol8. Warum hat die Zehn Angst vor der Sieben? Why is ten afraid of seven? Seven ate Nine!

[3] The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. Fibo­naccizahlen A000045.

7 | 9 | 88 | 888 | Live 8 | Drehsinn | Oktave

... link (13 Kommentare)   ... comment



Sieben
Die Woche hat sieben Tage und alle Kalender­reformen überdauert. Wehrten sich gegen die Verschie­bung des Wochen­beginns von Sonntag auf Montag nur einge­fleischte Christen, werden dennoch die Heiden keinen Tag akzep­tieren, der die ewige Abfolge unter­bricht. Warum aber gerade sieben Tage? Die Namen geben die Antwort: Wegen der sieben mit bloßem Auge sicht­baren Wandel­sterne Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn. [1]

 ● ●     ☉       ♂    ♃        ♄       ☽        ☿    ♀        ☉                         
● ● ●    d-------e----f--------g-------a--------h----c--------d                                         
 ● ●        rot  orange  gelb     grün    blau  indigo violett
Sieben als zweite zentrierte Sechseckzahl, mittelalterliche Planetentöne
und die Spektralfarben als Tonschritte nach Isaac Newton (png)

Wegen 7=3+4 soll die Sieben ihre Heiligkeit der Drei und der Vier verdanken. In ihr kämen die vom dreifal­tigen Gott geschaf­fene Seele und der aus den vier Ele­menten beste­hende Körper zusammen. Ich glaube, es ist umgekehrt: Drei und vier kamen gerade recht. Grund­sätz­lich kann die Sieben auch als Erhöhung der Sechs gesehen werden, was an meine Schul­zeit erinnert: Das war eine Sechs, denn eine Sieben gibt es leider nicht.

Der Zyklus von 12 Quinten umfaßt recht genau 7 Oktaven, die sieben Wandel­sterne ziehen ihre Bahn entlang der Ekliptik, auf der sie sieben helle Fix­sterne regel­mäßig verdecken, es hausen sieben Zwerge hinter den sieben Bergen, über sieben Brücken mußt du gehn, auch sieben fette Jahre über­stehn, man zählt sieben Welt­wunder, sieben Farben, sieben Töne, sieben Metalle, sieben Meere, auf den siebten Himmel folgt das ver­flixte siebte Jahr, sieben Löcher hat der Kopf, sieben Siegel das Buch, es gibt sieben Tod­sünden, Sieben­sachen, Sieben­schläfer, Sieben­meilen­stiefel, die Sieben­tage­inzi­denz, sieben Samurai und 007.

Wegen dieser Beliebtheit hat die Sieben natür­lich von ihren Nachbarn einiges abge­griffen. Auch mit üblen Tricks wie der Auftei­lung des Atlan­tiks in einen nörd­lichen und einen süd­lichen, der stän­digen Erset­zung alter Welt­wunder durch neue oder der Unter­schlagung der Weis­heits­zähne, um auf 4·7=28 zu kommen. So erging es auch dem Mond, der eigentlich 29,5 Tage für einen Umlauf benötigt. Manchmal aber hat die Sieben auch ver­loren. Die siebte Regen­bogen­farbe indigo ist ent­fallen, zu den sieben Haupt­gruppen chemi­scher Elemente gesellten sich die Edel­gase, die sieben Ton­schritte heißen Oktave und eine Woche nennen manche acht Tage. Auch ein paar Ausstrah­lungen an Viel­fache sind futsch. So wurde die Voll­jährig­keit von 3·7=21 auf 18 Jahre redu­ziert, das Jubel­jahr ging von 7·7=49 an die 50, die 4·7=28 Zähne wuch­sen wieder auf 32, und Pfing­sten liegt 50 Tage nach Ostern, obwohl es sieben Wochen sind.

Heutzutage gibt es vor allem für Schüler Taschen­rechner, die neben Dezimal­zahlen auch Brüche anzeigen. Mich hat ein solcher vor Jahren über­rascht, als ich die Antwort „eindrei­viertel“ auf eine Rechen­aufgabe hörte, wo ich mit „eins Komma sieben fünf, was ist denn das“ gerechnet hatte. Dabei kann man so gut glänzen, wenn man nicht nur 1/4=0,25 und 1/3=0,333…, sondern auch 1/7=0,142857142857… runter­beten kann, schließlich gibt die Primzahl 7 mathematisch kaum mehr her als in diesem Dezimalbruch steckt. Und das verdankt sie vor allem der Dar­stel­lung zur Basis 10. Was sonst noch? Späte­stens Archi­medes wußte, daß die Kreis­zahl π nur knapp unter­halb von 22/7 liegt. Und weil 7/5 die Wurzel aus 2 nur leicht unter­schreitet, sollen die alten Ägypter ihr Längen­maß zweimal könig­lich um den Faktor (5/7)√2=1,01 ange­hoben haben.

Um eine Zahl auf Teilbarkeit durch 2 oder 5 zu testen, reicht die Über­prüfung der letzten Stelle. Bei 4 muß man schon die letzten beiden nehmen, bei 3 geht es mit der Quer­summe und bei 6 überprüft man die Teil­bar­keit durch 2 und 3. Die Zahl 7 ist der erste harte Fall. Es gibt zwar Teil­bar­keits­regeln, doch nützen sie bei kleinen Zahlen wenig, weshalb sie sich keiner merkt. [2] Selbst mit 999 ist es einfacher. Um zu über­prüfen, welchen Rest die Divi­sion einer Zahl durch 999 läßt, bildet man einfach die Quer­summe aus Dreier­blöcken und dividiert diese durch 999. Ist das immer noch eine mehr als drei­stel­lige Zahl, kann man die Quer­summen­bildung wieder­holen. Warum erwähne ich das? Nun, die Rolle der 9=10−1 übernimmt im Binär­systen die 1=2−1 (binär 1=10−1) und die der 999 damit die 7 (binär 111). Ein binär rech­nender Computer kann also anhand der Quer­summe von Dreier­blöcken ganz schnell den Rest bei Divi­sion durch 7 bestimmen.

Ein Beispiel: Um den heutigen Wochentag und evtl. auch das Datum in anderen Kalen­dern zu berechnen, bestimmt der Computer zunächst aus dem grego­riani­schen 30.01.2005 die julia­nische Tages­zahl 1.001.010.​110.​111.​110.​011.001, also die Anzahl der Tage nach Montag, den 1. Ja­nuar 4713 vor Christus. Er wird nun fix durch 111 divi­dieren [3] könnte auch die Quer­summe 1+1+10+​110+​111+​110+11+1=​11.011 und daraus wiederum 11+11=110 berech­nen. [4] Nur aus zwang­hafter Dienst­beflis­sen­heit zeigt er dazu Sonn­tag an, auf Wunsch auch die 110 als Ziffer 6 und die julia­nische Tages­zahl 2.453.401 dezimal. Und wem das zuviel Spie­lerei ist, der kann viel­leicht trotzdem eines mit­nehmen: Der Aufwand einer Teil­barkeits­prü­fung hängt sehr stark von der Zahl­darstel­lung ab, weil durch sie eine gelegent­lich gün­stige Vorar­beit gelei­stet wurde.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Sieben ist eine über­bewer­tete Zahl. Tritt sie irgendwo auf, wird dies gerne erinnert. Hat man die Wahl­frei­heit, wird sie gerne genommen. Hinter der Sieben hat man sich versam­melt wie hinter einem Popstar. Alle machen mit, keiner weiß warum. Die bessere Frage aber lautet: Wie kam die Sieben in die Welt? Ich glaube nicht an natur­beding­tes Auf­treten in vielen Kulturen gleich­zeitig. Eher hat sich die Sieben wie das sagen­hafte mega­lithi­sche Yard von den Sume­rern über die Jahr­tau­sende ohne Inter­net auf die ganze Welt ver­breitet.

[1] Die geistreichere Frage lautet: Warum in dieser Reihenfolge?

[2] Da 7 die 1001 teilt, kann man die alter­nie­rende Quer­summe aus Dreier­blöcken bilden. Wem die Divi­sion durch 7 der so erhal­tenen zumeist nur dreistelligen, doch oft auch nega­tiven Zahl noch zu hart ist, kann den letzten zwei Zif­fern das Doppelte der übrigen zuschlagen. Das liegt an der Teil­barkeit von 98 durch 7.

[3] Das macht er sicherlich auch, wenn man im Programm durch 7 teilen oder modulo 7 rechnen läßt, da er ja keine inhalt­lichen Über­legungen anstellt. Daran wird sich ange­sichts der hohen Rechen­lei­stung auch in Zukunft kaum etwas ändern. Es gab aber eine Zeit, da sich geson­derte Hard­ware für einige Divi­sionen aus­zahlte. Bei der Uni­vac 1108 soll es die Divi­sion durch 28 gewesen sein, weil in Speicher­blöcke der Länge 1024 nur 28 Wörter zu 36 Bit passen und eine Division samt Rest durch 28 ständig erfor­der­lich war, um die Speicher­posi­tion zu berechnen.

[4] 0–Montag, 1–Dienstag, 10–Mittwoch, 11–Donnerstag, 100–Freitag, 101–Samstag, 110–Sonntag.

6 | 8 | 12 | 777 | 142857 | Planetenwoche  | Teilbarkeitsregeln | heilige Zahlen

... link (0 Kommentare)   ... comment



Sterne
Die letzte Weihnachtszeit bescherte uns allenthalben dicke, fette beleuchtete fünfzackige Sterne mit der Spitze nach unten. Das mag technische Vorteile haben. Aber sollte ein guter Stern nicht die Spitze oben und ein christlicher sogar sechs Zacken haben? Den Gegensatz im Pentagramm will ich hier nicht ausbreiten, auch nicht den zwischen der fünfzackig arabischen und der der sechszackig jüdischen Welt, wohl aber bemerken, daß die Sterne am Himmel sechs Zacken haben, weil die Linse unserer Augen aus sechs Segmenten besteht. Sind nicht jedem schon einmal die häßlichen Fünfecke aufgefallen, die auf Fotografien durch fünfzählige Blenden entstehen?

... link (0 Kommentare)   ... comment



Sechs
Die Sechs verdoppelt die 3, verdreifacht die 2, läßt sich durch 1, 2 und 3 teilen, ist als 1·2·3=6 eine Fakultät und dank 1+2+3=6 eine vollkommene Dreieckszahl. Unsere drei­dimen­sionale Welt weist in sechs Richtungen, der Würfel hat sechs Flächen, der Okta­eder also sechs Ecken, und die Ebene läßt sich mit Sechs­ecken im Bienen­waben­muster parket­tieren.

  ●---●       ●---●       ●           ●
 /     \     /     \     /           / \
●       ●---●       ●---●           ●---●
 \     /     \     /     \         / \ / \
  ●---●       ●---●       ●       ●---●---●
 /     \     /     \     /
●       ●---●       ●---●         ●---●---●
 \     /     \     /     \        |   |   |
  ●---●       ●---●       ●       ●---●---●
Bienenwabenmuster, 1+2+3=6 und 1·2·3=6 (png)

Das alles sollte die Sechs zu einer angenehmen, gar heiligen Zahl machen. Woher rührt die negative Sicht? An der laut­lichen Änlich­keit von sechs, six, sexus und Sex wird es hoffent­lich nicht liegen. Wohl auch nicht am Fehlen einer Eins bis zur hei­ligen Sieben. Meine beschei­dene Antwort führt auf den Würfel mit seinen sechs Augen. Eine Sechs zu würfeln ist normal, zwei Sechsen sind Glück und drei Teufels­werk. Wer Buch­staben Zahlen zuordnet, versechs­facht sie gerne. So kommt man leichter auf die 666. Das macht die Sechs so schlecht und beliebt zugleich.

Betrachtet man jeden Rezeptor, der irgendeiner Regelung dient, als Sinn, so verfügt der Mensch über dutzende, wenn nicht hunderte. Wer dennoch von den fünf Sinnen (hören, sehen, riechen, schmecken, tasten) spricht, ist kein mittel­alter­licher Blöd­mann. Für ihn ist der sechste Sinn nicht der für Tempe­ratur oder Gleich­gewicht, sondern sprach­liche Umschreibung einer außer- oder gar über­sinn­lichen Wahr­nehmung. Leider ging dieses Pri­vileg der Sechs wieder verloren, nachdem jahre­lang die Werbe­filmchen „Der 7. Sinn“ Deutsche zu vernünf­tigen Verkehrs­teilneh­mern machen wollten.

Weniger wurden dagegen die Regenbogenfarben. Newton bemühte sich noch um sieben, um sie den sieben Ton­schrit­ten einer Oktave anzu­passen. Rot von D zu E über orange, gelb, grün, blau und indigo bis vio­lett von C zu D. Die schlecht erkenn­baren Farben orange und indigo trafen auf die Halb­töne. Heute sind es nur noch die sechs Regen­bogen­farben der sog. Peace-​Flagge, indigo fehlt. Leicht hätte man auch orange, wenn nicht sogar violett strei­chen können. [1] So ist es wie in vielen Ange­legen­heiten, insbe­sondere den mensch­lichen: Es fehlt eine zwin­gende oder bedeu­tende Zuordnung zu Zahlen. Und wo zum Beispiel durch reine Aufzäh­lung formal eine besteht, muß sie nicht wichtiger sein als ein Preis­schild auf einer Bonbon­tüte.

Was gibt es sonst noch zur Zahl Sechs zu sagen? Sie ist eine alte deutsche Schul­note (−1 Punkte). Damals waren Lotto und 6 aus 49 das gleiche. Heute haben wir sogar eine Super 6. Die meisten Männer haben ihr Sixpack im Getränke­laden gekauft. Sterne am Himmel haben sechs Zacken. Die Arbeits­woche hat immer noch sechs Tage. Ruhetag ist der Sonntag. Auch das droht verloren zu gehen. Jetzt noch fünf, bald nur noch vier Arbeits­tage und ein verlän­gertes Wochen­ende ohne Ruhetag. Auch nicht am Samstag, an dem Gott nach sechs Tagen Schöp­fung ruhte. Dazu fällt mir ein: Wie setzt sich M, D, M, D, F fort? Natür­lich mit S, S für Samstag und Sonntag. Und wie steht es um 110, 20, 12, 11, 10? Es wird mit der Zahl 6 zu tun haben, sonst stünde es nicht hier.

[1] Ein Regenbogen beschreibt besten­falls einen unscharfen ein­dimen­sio­nalen Weg durch den drei­dimen­sio­nalen Farb­raum. Wie dieser erscheint, hängt von vielen Faktoren, auch uns selbst ab. Von ewig kopierten computer­gene­rierten Darstel­lungen des Licht­sprek­trums darf man sich nicht irri­tieren lassen.

5 | 7 | 666 | Dreieckszahlen | Sterne

... link (0 Kommentare)   ... comment



Steigerung
Gelegentlich wird versucht, die Bedeutung einer Zahl zu steigern. Neben dem Weiterzählen (5=4+1) liegt es nahe, das Doppelte (4=2+2) zu nehmen. Doch erst im Dreifachen (9=3+3+3) wird der Steigerungsprozeß richtig sichtbar. Esoteriker nehmen gerne das Sechsfache (A=6, B=12, ...), Christen das Siebenfache (7*77), wegen unserer Zahldarstellung liegt das Zehnfache (70) nahe, und das Tausendfache (144000) vereinigt die Verzehnfachung mit der Dreizahl. Beliebt sind auch Wiederholungen in den Ziffern einer Zahl (696969), insbesondere die Schnapszahlen (77), die eine einzelne Ziffer mehrfach aneinanderreihen, darunter vor allem die aus lauter Einsen (1111) und die dreistelligen (666). Nicht vergessen werden soll das Quadrat (144=12*12) als Steigerung.

... link (0 Kommentare)   ... comment



Fünf
Will man der Fünf über die fünf Finger einer Hand hinaus eine Bedeu­tung zumessen, so bietet sich die Über­höhung der Vier an, also ein Quadrat mit Mitten­punkt, eine quadra­tische Pyramide, ein fünftes Element. Die grie­chi­schen Gelehrten ver­schwie­gen dem gemeinen Volke den Äther, die Quint­essenz und den zugeord­neten Dode­kaeder. Wie sollte ein normaler Mensch schon darauf kommen, daß auch Fünf­ecke inein­ander passen? Noch heute wird im Film nach dem fünften Ele­ment gesucht, das gerne in die Mitte eines Kreuzes aus Erde, Wasser, Luft und Feuer gemalt wird. Eine fünfte Natur­kraft würde gut in diese Vorstel­lungs­welt passen. [1] Neben dieser Erhö­hung 5=4+1 denken sich manche 5=3+2 als die Verei­nigung von Mann (3) und Frau (2) zur Familie. Doch warum ist der Mann nicht 1? Weil das Gott ist! Und warum sind die geraden Zahlen weiblich? Weil Gott (1 und 3) männ­lich ist! Weil als erster Mensch Adam und als zweite/r/s Eva erschaf­fen wurde? [2]

                                __●__                                                   
                           ____/ / \ \____                                             
                      ____/     /   \     \____                                         
                 ____/         /     \         \____                               
            ____/             /       \ c           \____                               
       ____/                 /         \                 \____                          
  ____/                     /           \                     \____                     
 /              c          /      d      \          c              \                    
● -- -- -- -- -- -- -- --- -- -- -- -- --- -- -- -- -- -- -- -- ●                   
 \____                   /                 \                   ____/                    
  \   \____             /                   \             ____/   /                     
   \       \____     a /                     \       ____/       /                      
    \           \____ /                       \ ____/           /                       
     \               ●___                  ____●               /                        
      \             /     \____       ____/     \             /                         
       \           /           \__ __/           \ b         /                          
        \         /             __●__             \         /                           
         \       /         ____/     \____         \       /                            
          \     /     ____/               \____     \     /                             
           \   / ____/                         \____ \   /                              
            \ /_/                 b                 \_\ /                               
             ●-- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- --
Im Fünfeck regiert a:b=b:c=c:d=Φ=1,618… (png)

Nichts von dem wird einen griechi­schen Mathe­matiker hinter dem Ofen vorge­lockt haben. Für plau­sibler halte ich die Vorstel­lung, sie hätten die Fünf wegen des Penta­gramms verehrt, dem man ganz anschau­lich entnimmt, daß darin auftretende Strecken nicht kommen­surabel, also nicht Viel­faches einer gemeinsamen Strecke sind. Heute würde man sagen, ihre Längen stehen in einem irratio­nalen Ver­hält­nis. Das vorste­hende Bild veran­schau­licht den Nach­weis: Dem großen Fünf­eck mit Seiten­länge b ist ein Penta­gramm einbe­schrieben, in dessen Inneren ein auf dem Kopf stehen­des klei­neres Fünfeck mit Seiten­länge d ent­standen ist. In das kann erneut ein Penta­gramm einbe­schrieben werden. So erhält man eine Folge von belie­big klein wer­denden Fünf­ecken. Wären nun a und b Vielfaches einer gemeinsamen Strecke x, so auch c=ab und d=a−2c=bc=2ba und in der Folge die Seiten­längen aller Fünf­ecke. Das kann aber nicht sein, da sie irgend­wann kürzer werden als x. [3] Das Ver­hält­nis b:a=c:b=d:c heißt gol­dener Schnitt. [4] Er ist einfach mit Zirkel und Lineal konstru­ierbar, damit auch das Penta­gramm und das regel­mäßige Fünfeck.

Weil der Mensch fünf Finger an jeder Hand und fünf Zehen an jedem Fuß haben sollte, gilt die Fünf als die Zahl des Menschen, der einmal fünf gerade sein lassen kann. [5] Auch wenn er gelegentl­ich nur das fünfte Rad am Wagen ist. Der Mensch und die eben­falls durch eine Fünf reprä­sen­tierte Familie sind nicht voll­kommen, und so bleibt offen, ob fünf gut oder schlecht ist. Beim Penta­gramm ent­scheidet die Spitze, nach oben gut, nach unten schlecht, wenn nicht Hexen­werk. [6] Ählich ambi­valent können das ameri­kani­sche Pen­tagon und der arabi­sche fünf­zackige Stern gesehen werden. Doch vernünf­tige Menschen halten Fünf­zählig­keiten nicht mehr für geheim­nis­volle Abwei­chungen von der Vier bzw. Sechs. Fünf­fach­symme­trien werden nicht mehr verdammt, und der fünfte Ober­ton [7] gilt schon lange als harmo­nisch.

Es ist immer wieder inter­essant zu sehen, wie recht simple Zusammen­hänge als über­raschend und bedeutungs­schwanger gesehen werden können, obgleich sie eigent­lich beliebig und trivial sind. So gilt die mensch­liche Zahl Fünf als eine mit starkem Fort­pflanzungs­drang, zumal sie sich gerne selbst reprodu­ziere, nämlich bei jeder Multipli­kation mit einer ungeraden Zahl. Gemeint ist natürlich nicht die Zahl 5, sondern die Endziffer 5. Und daß dem so ist, liegt nicht im gering­sten an der 5, sondern an der von uns bevor­zugten Dezimal­darstellung. Weil 10=2·5 ist, pflanzt sich die 5 stark fort und die 2 mäßig. Die 0 wie die Kaninchen und der Rest nur schlecht. Rechneten wir zur Basis 14, wäre 7 neben der 0 eine sich gut fort­pflanzende Zahl geworden.

[1] Zur Zeit (2021) träumen manche von einer fünften Naturkraft, weil eine Verlet­zung der sog. Leptonen-​Univer­salität festge­stellt wurde. Vielleicht gibt es nicht nur einen Teil­chen-, sondern auch einen Kräfte­zoo. Die Suche nach der Quint­essenz wird noch sehr, sehr lange andauern.

[2] Eine umgekehrte Schöpfungsreihenfolge änderte gar nichts. Hätte Gott dagegen den zweiten eben­falls nach seinem Bilde geschaffen, wäre sicher­lich einiges anders, aber nicht unbe­dingt gleich­berech­tigt. Er/sie hätte sich für Gleich­zeitig­keit ent­schei­den sollen.

[3] Das irrationale Verhältnis von Quadrat­seite und -diago­nale soll erst später ent­deckt worden sein. Heute kann das leicht rechne­risch gezeigt werden. Die Griechen standen aber mehr auf Anschau­ung und Geometrie.

[4] Der goldene Schnitt zerschneidet eine Strecke im Verhältnis 1:φ, 1:Φ, φ:1 oder Φ:1. Die klei­nere Zahl φ=(√5−1)/2=0,618… heißt golde­ner Schnitt. Der Kehrwert Φ=1/φ=φ+1=(√5+1)/2=1,618… ist die gol­dene Zahl.

[5] Das gilt besondes für Knastbrüder, die sich gerne fünf Punkte wie auf einem normalen Würfel vorzugs­weise auf die für jeden sicht­bare Hand täto­wieren lassen. Wahr­schein­lich sind sie selbst der Mitten­punkt, die umran­denden vier Punkte die Zelle.

[6] Immer wieder sind in der Weihnachtszeit fünfzackige Sterne mit der Spitze nach unten zu sehen, weil das Strom­kabel von oben herein­führt.

[7] Ja, ja, ich meine den fünften Teilton, die fünfte Harmo­nische. Für Anhänger veral­teten Schwach­sinns: Vierter Oberton.

4 | 6 | Sterne | Fünfeckzahlen | goldener Schnitt | Fortpflanzung | Terz

... link (0 Kommentare)   ... comment



Zahlgeschlecht
Wer in Gegensätzen, Polen oder sowas denkt, der kommt nicht umhin, die Zah­len in ein männli­ches und weibli­ches Ge­schlecht auf­zuteilen. (Un)vor­ein­­genom­men wür­den die mei­sten Men­schen wohl die gera­den für männ­lich hal­ten. Die Eso­teri­ker der Welt aber sehen es anders. Die gera­den sind weib­lich, die un­gera­den männ­lich, womit sich die Männer alle Prim­zahlen bis auf eine und die hei­li­gen Zah­len 1 und 3 un­ter den Nagel geris­sen haben. Ob es aber eine voll­kom­mene männ­liche Zahl gibt, ist unbe­kannt.

Die ungeraden Zahlen sollen nicht nur deshalb männ­lich sein, weil die gött­li­chen Zah­len 1 und 3 dazu­gehö­ren. Es läge auch daran, daß auf dem Wür­fel die unge­raden Zah­len alle in der Mitte einen Punkt haben, der für den Penis stehe, wäh­rend die weib­li­chen gera­den dort ein Loch auf­wei­sen. Außer­dem müß­ten die gera­den Zah­len auch des­halb weib­lich sein, weil sie sich besser fort­pflan­zen, weil alle Viel­fachen von gera­den Zah­len wie­der gerade sind.

1 | 2 | 3 | heilige Zahlen | Planetengeschlecht | Trigender | Symmetrieargument

... link (0 Kommentare)   ... comment