Sechs
Die Sechs verdoppelt die 3, verdreifacht die 2, läßt sich durch 1, 2 und 3 teilen, ist als 1·2·3=6 eine Fakultät und dank 1+2+3=6 eine vollkommene Dreieckszahl. Unsere drei­dimen­sionale Welt weist in sechs Richtungen, der Würfel hat sechs Flächen, der Okta­eder also sechs Ecken, und die Ebene läßt sich mit Sechs­ecken im Bienen­waben­muster parket­tieren.

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Bienenwabenmuster, 1+2+3=6 und 1·2·3=6 (png)

Das alles sollte die Sechs zu einer angenehmen, gar heiligen Zahl machen. Woher rührt die negative Sicht? An der laut­lichen Änlich­keit von sechs, six, sexus und Sex wird es hoffent­lich nicht liegen. Wohl auch nicht am Fehlen einer Eins bis zur hei­ligen Sieben. Meine beschei­dene Antwort führt auf den Würfel mit seinen sechs Augen. Eine Sechs zu würfeln ist normal, zwei Sechsen sind Glück und drei Teufels­werk. Wer Buch­staben Zahlen zuordnet, versechs­facht sie gerne. So kommt man leichter auf die 666. Das macht die Sechs so schlecht und beliebt zugleich.

Betrachtet man jeden Rezeptor, der irgendeiner Regelung dient, als Sinn, so verfügt der Mensch über dutzende, wenn nicht hunderte. Wer dennoch von den fünf Sinnen (hören, sehen, riechen, schmecken, tasten) spricht, ist kein mittel­alter­licher Blöd­mann. Für ihn ist der sechste Sinn nicht der für Tempe­ratur oder Gleich­gewicht, sondern sprach­liche Umschreibung einer außer- oder gar über­sinn­lichen Wahr­nehmung. Leider ging dieses Pri­vileg der Sechs wieder verloren, nachdem jahre­lang die Werbe­filmchen „Der 7. Sinn“ Deutsche zu vernünf­tigen Verkehrs­teilneh­mern machen wollten.

Weniger wurden dagegen die Regenbogenfarben. Newton bemühte sich noch um sieben, um sie den sieben Ton­schrit­ten einer Oktave anzu­passen. Rot von D zu E über orange, gelb, grün, blau und indigo bis vio­lett von C zu D. Die schlecht erkenn­baren Farben orange und indigo trafen auf die Halb­töne. Heute sind es nur noch die sechs Regen­bogen­farben der sog. Peace-​Flagge, indigo fehlt. Leicht hätte man auch orange, wenn nicht sogar violett strei­chen können. [1] So ist es wie in vielen Ange­legen­heiten, insbe­sondere den mensch­lichen: Es fehlt eine zwin­gende oder bedeu­tende Zuordnung zu Zahlen. Und wo zum Beispiel durch reine Aufzäh­lung formal eine besteht, muß sie nicht wichtiger sein als ein Preis­schild auf einer Bonbon­tüte.

Was gibt es sonst noch zur Zahl Sechs zu sagen? Sie ist eine alte deutsche Schul­note (−1 Punkte). Damals waren Lotto und 6 aus 49 das gleiche. Heute haben wir sogar eine Super 6. Die meisten Männer haben ihr Sixpack im Getränke­laden gekauft. Sterne am Himmel haben sechs Zacken. Die Arbeits­woche hat immer noch sechs Tage. Ruhetag ist der Sonntag. Auch das droht verloren zu gehen. Jetzt noch fünf, bald nur noch vier Arbeits­tage und ein verlän­gertes Wochen­ende ohne Ruhetag. Auch nicht am Samstag, an dem Gott nach sechs Tagen Schöp­fung ruhte. Dazu fällt mir ein: Wie setzt sich M, D, M, D, F fort? Natür­lich mit S, S für Samstag und Sonntag. Und wie steht es um 110, 20, 12, 11, 10? Es wird mit der Zahl 6 zu tun haben, sonst stünde es nicht hier.

[1] Ein Regenbogen beschreibt besten­falls einen unscharfen ein­dimen­sio­nalen Weg durch den drei­dimen­sio­nalen Farb­raum. Wie dieser erscheint, hängt von vielen Faktoren, auch uns selbst ab. Von ewig kopierten computer­gene­rierten Darstel­lungen des Licht­sprek­trums darf man sich nicht irri­tieren lassen.

5 | 7 | 666 | Dreieckszahlen | Sterne

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Steigerung
Gelegentlich wird versucht, die Bedeutung einer Zahl zu steigern. Neben dem Weiterzählen (5=4+1) liegt es nahe, das Doppelte (4=2+2) zu nehmen. Doch erst im Dreifachen (9=3+3+3) wird der Steigerungsprozeß richtig sichtbar. Esoteriker nehmen gerne das Sechsfache (A=6, B=12, ...), Christen das Siebenfache (7*77), wegen unserer Zahldarstellung liegt das Zehnfache (70) nahe, und das Tausendfache (144000) vereinigt die Verzehnfachung mit der Dreizahl. Beliebt sind auch Wiederholungen in den Ziffern einer Zahl (696969), insbesondere die Schnapszahlen (77), die eine einzelne Ziffer mehrfach aneinanderreihen, darunter vor allem die aus lauter Einsen (1111) und die dreistelligen (666). Nicht vergessen werden soll das Quadrat (144=12*12) als Steigerung.

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Fünf
Will man der Fünf über die fünf Finger einer Hand hinaus eine Bedeu­tung zumessen, so bietet sich die Über­höhung der Vier an, also ein Quadrat mit Mitten­punkt, eine quadra­tische Pyramide, ein fünftes Element. Die grie­chi­schen Gelehrten ver­schwie­gen dem gemeinen Volke den Äther, die Quint­essenz und den zugeord­neten Dode­kaeder. Wie sollte ein normaler Mensch schon darauf kommen, daß auch Fünf­ecke inein­ander passen? Noch heute wird im Film nach dem fünften Ele­ment gesucht, das gerne in die Mitte eines Kreuzes aus Erde, Wasser, Luft und Feuer gemalt wird. Eine fünfte Natur­kraft würde gut in diese Vorstel­lungs­welt passen. [1] Neben dieser Erhö­hung 5=4+1 denken sich manche 5=3+2 als die Verei­nigung von Mann (3) und Frau (2) zur Familie. Doch warum ist der Mann nicht 1? Weil das Gott ist! Und warum sind die geraden Zahlen weiblich? Weil Gott (1 und 3) männ­lich ist! Weil als erster Mensch Adam und als zweite/r/s Eva erschaf­fen wurde? [2]

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Im Fünfeck regiert a:b=b:c=c:d=Φ=1,618… (png)

Nichts von dem wird einen griechi­schen Mathe­matiker hinter dem Ofen vorge­lockt haben. Für plau­sibler halte ich die Vorstel­lung, sie hätten die Fünf wegen des Penta­gramms verehrt, dem man ganz anschau­lich entnimmt, daß darin auftretende Strecken nicht kommen­surabel, also nicht Viel­faches einer gemeinsamen Strecke sind. Heute würde man sagen, ihre Längen stehen in einem irratio­nalen Ver­hält­nis. Das vorste­hende Bild veran­schau­licht den Nach­weis: Dem großen Fünf­eck mit Seiten­länge b ist ein Penta­gramm einbe­schrieben, in dessen Inneren ein auf dem Kopf stehen­des klei­neres Fünfeck mit Seiten­länge d ent­standen ist. In das kann erneut ein Penta­gramm einbe­schrieben werden. So erhält man eine Folge von belie­big klein wer­denden Fünf­ecken. Wären nun a und b Vielfaches einer gemeinsamen Strecke x, so auch c=ab und d=a−2c=bc=2ba und in der Folge die Seiten­längen aller Fünf­ecke. Das kann aber nicht sein, da sie irgend­wann kürzer werden als x. [3] Das Ver­hält­nis b:a=c:b=d:c heißt gol­dener Schnitt. [4] Er ist einfach mit Zirkel und Lineal konstru­ierbar, damit auch das Penta­gramm und das regel­mäßige Fünfeck.

Weil der Mensch fünf Finger an jeder Hand und fünf Zehen an jedem Fuß haben sollte, gilt die Fünf als die Zahl des Menschen, der einmal fünf gerade sein lassen kann. [5] Auch wenn er gelegentl­ich nur das fünfte Rad am Wagen ist. Der Mensch und die eben­falls durch eine Fünf reprä­sen­tierte Familie sind nicht voll­kommen, und so bleibt offen, ob fünf gut oder schlecht ist. Beim Penta­gramm ent­scheidet die Spitze, nach oben gut, nach unten schlecht, wenn nicht Hexen­werk. [6] Ählich ambi­valent können das ameri­kani­sche Pen­tagon und der arabi­sche fünf­zackige Stern gesehen werden. Doch vernünf­tige Menschen halten Fünf­zählig­keiten nicht mehr für geheim­nis­volle Abwei­chungen von der Vier bzw. Sechs. Fünf­fach­symme­trien werden nicht mehr verdammt, und der fünfte Ober­ton [7] gilt schon lange als harmo­nisch.

Es ist immer wieder inter­essant zu sehen, wie recht simple Zusammen­hänge als über­raschend und bedeutungs­schwanger gesehen werden können, obgleich sie eigent­lich beliebig und trivial sind. So gilt die mensch­liche Zahl Fünf als eine mit starkem Fort­pflanzungs­drang, zumal sie sich gerne selbst reprodu­ziere, nämlich bei jeder Multipli­kation mit einer ungeraden Zahl. Gemeint ist natürlich nicht die Zahl 5, sondern die Endziffer 5. Und daß dem so ist, liegt nicht im gering­sten an der 5, sondern an der von uns bevor­zugten Dezimal­darstellung. Weil 10=2·5 ist, pflanzt sich die 5 stark fort und die 2 mäßig. Die 0 wie die Kaninchen und der Rest nur schlecht. Rechneten wir zur Basis 14, wäre 7 neben der 0 eine sich gut fort­pflanzende Zahl geworden.

[1] Zur Zeit (2021) träumen manche von einer fünften Naturkraft, weil eine Verlet­zung der sog. Leptonen-​Univer­salität festge­stellt wurde. Vielleicht gibt es nicht nur einen Teil­chen-, sondern auch einen Kräfte­zoo. Die Suche nach der Quint­essenz wird noch sehr, sehr lange andauern.

[2] Eine umgekehrte Schöpfungsreihenfolge änderte gar nichts. Hätte Gott dagegen den zweiten eben­falls nach seinem Bilde geschaffen, wäre sicher­lich einiges anders, aber nicht unbe­dingt gleich­berech­tigt. Er/sie hätte sich für Gleich­zeitig­keit ent­schei­den sollen.

[3] Das irrationale Verhältnis von Quadrat­seite und -diago­nale soll erst später ent­deckt worden sein. Heute kann das leicht rechne­risch gezeigt werden. Die Griechen standen aber mehr auf Anschau­ung und Geometrie.

[4] Der goldene Schnitt zerschneidet eine Strecke im Verhältnis 1:φ, 1:Φ, φ:1 oder Φ:1. Die klei­nere Zahl φ=(√5−1)/2=0,618… heißt golde­ner Schnitt. Der Kehrwert Φ=1/φ=φ+1=(√5+1)/2=1,618… ist die gol­dene Zahl.

[5] Das gilt besondes für Knastbrüder, die sich gerne fünf Punkte wie auf einem normalen Würfel vorzugs­weise auf die für jeden sicht­bare Hand täto­wieren lassen. Wahr­schein­lich sind sie selbst der Mitten­punkt, die umran­denden vier Punkte die Zelle.

[6] Immer wieder sind in der Weihnachtszeit fünfzackige Sterne mit der Spitze nach unten zu sehen, weil das Strom­kabel von oben herein­führt.

[7] Ja, ja, ich meine den fünften Teilton, die fünfte Harmo­nische. Für Anhänger veral­teten Schwach­sinns: Vierter Oberton.

4 | 6 | Sterne | Fünfeckzahlen | goldener Schnitt | Fortpflanzung | Terz

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Zahlgeschlecht
Wer in Gegensätzen, Polen oder sowas denkt, der kommt nicht umhin, die Zah­len in ein männli­ches und weibli­ches Ge­schlecht auf­zuteilen. (Un)vor­ein­­genom­men wür­den die mei­sten Men­schen wohl die gera­den für männ­lich hal­ten. Die Eso­teri­ker der Welt aber sehen es anders. Die gera­den sind weib­lich, die un­gera­den männ­lich, womit sich die Männer alle Prim­zahlen bis auf eine und die hei­li­gen Zah­len 1 und 3 un­ter den Nagel geris­sen haben. Ob es aber eine voll­kom­mene männ­liche Zahl gibt, ist unbe­kannt.

Die ungeraden Zahlen sollen nicht nur deshalb männ­lich sein, weil die gött­li­chen Zah­len 1 und 3 dazu­gehö­ren. Es läge auch daran, daß auf dem Wür­fel die unge­raden Zah­len alle in der Mitte einen Punkt haben, der für den Penis stehe, wäh­rend die weib­li­chen gera­den dort ein Loch auf­wei­sen. Außer­dem müß­ten die gera­den Zah­len auch des­halb weib­lich sein, weil sie sich besser fort­pflan­zen, weil alle Viel­fachen von gera­den Zah­len wie­der gerade sind.

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Vier
Nicht nur die Zahlen Eins und Drei gelten als heilig, auch die Vier. Warum eigent­lich? Als Nach­folger und damit Erhö­hung der Drei? Als ein heiliges Dreieck samt Mitten­punkt, evtl. in Form eines Tetra­eders? Um 7=3+4 und 12=3·4 als heilig zu recht­fertigen? Schon eher wegen der vier Himmels­rich­tungen Norden, Süden, Osten und Westen. [1]

Die vier Jahreszeiten, die vier Phasen des Mondes, die vier Dimen­sionen des Myers-​Briggs-​Typ­indikators [2] oder die vier Elemente würden die Bedeu­tung der Zahl unter­mauern, wenn es nicht auch drei oder fünf sein könnten. Tatsäch­lich fehlte früher der Neumond. Dafür gab es ein geheimes fünftes Element. Gelegen kommen da Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin. [3]

          feucht              trocken        
  +--------------------+--------------------+
  | NO        Sommer ♠ | ♣ Herbst        SO |  1 2 3 4
w | O          Geist ♒ | ♐ Seele          S |  Nummer der Sphäre
a |      Sanguiniker ♎ | ♌ Choleriker       |  
r |       rotes Blut ♊ | ♈ gelbe Galle      |   △
m |         Oktaeder  | △ Tetraeder        |  Zeichen der Alchemie
  | gelb        Luft 3 | 4 Feuer        rot |
  +--------------------+--------------------+  ♉ ♋ ♊ ♈
  | blau      Wasser 2 | 1 Erde        grün |  ♍ ♏ ♎ ♌
k |        Icoseader ▽ |  Hexaeder         |  ♑ ♓ ♒ ♐
a |   weißer Schleim ♋ | ♉ schwarze Galle   |  Tierkreiszeichen
l |     Phlegmatiker ♏ | ♍ Melancholiker    |
t | W       Verstand ♓ | ♑ Körper         N |  ♦ ♥ ♠ ♣           
  | SW      Frühling ♥ | ♦ Winter        NW |  Spielkartenfarbe
  +--------------------+--------------------+                 
Aristotelische, mittelalterliche, esoterische, dekorative
Ausschlachtung der vier Elemente (png)

Sehr konstruiert wirken Versuche, die Zahl Vier als Erhöhung, Ergänzung oder Fortführung der Drei zu sehen. Wenn man den drei Mond­phasen zuneh­mend, voll und abneh­mend den Neumond hinzu­gefügt hat, wenn einem nach den drei Zuständen fest, flüssig und gas­förmig das Plasma gerade recht kommt, wenn man die postu­lierte Drei­heit von Seele, Geist und Körper durch den Willen ergänzt, so ist das alles Ausdruck von Zufall und Belie­bigkeit. [4]

Nach dem allgemeinen Schema ist die Vier als gerade Zahl weib­lich. Das hindert manche Esote­riker nicht, sie als neutral einzu­stufen, um sodann ihre außer­ordent­liche Weib­lich­keit wegen der vier Phasen des Mondes zu betonen, der wegen des weib­lichen Frucht­barkeits­zyklus­ses eben­falls weib­lich sein müsse. Doch für mein Empfin­den einfa­cher ist die schlichte Tatsache, daß die unge­raden hei­ligen Zah­len 1 des einen Gottes und 3 der Drei­faltig­keit bereits an die Männer ver­geben sind.

Jede Zahl läßt sich als Summe von vier Vierecks­zahlen (Quadrat­zahlen) schrei­ben. Das ist keine Besonder­heit der Vier, weil jede Zahl Summe von n n‑Eck­zah­len ist. [5] Doch n=4 ist der inter­essan­teste Fall. Er ist besser unter­sucht und zei­tigt die schö­neren Ergeb­nisse. Seine Bedeu­tung ist nicht nur spiele­rischer Natur, wenn mir auch keine Anwen­dung bekannt ist, mit der man Geld sparen oder Freunde finden kann.

Vergnügen bereitete über ein Jahrhun­dert das Vier­farben-​Pro­blem [6], die Frage, ob jede Land­karte mit vier Farben zu färben sei. [7] Viele wollten das bewiesen oder wider­legt haben. Teil­weise so gut, daß ihr Denk­fehler erst nach Jahren gefunden wurde. Und weit mehr sollen Land­karten gemalt haben, deren Vier­färbung nur mit Mühe oder gar nicht gelang. Schließ­lich war es Heinrich Heesch, der um die Mitte des vergan­genen Jahr­hun­derts (mit anderen) das Problem auf endlich viele Fälle redu­zierte. Damit war das Vier­farben-​Prob­lem gelöst, wenn auch noch nicht ent­schieden und bewie­sen. Dazu bedurfte es einer wei­teren Reduk­tion der verblie­benen Fälle und wach­sender Rechen­kraft. [8]

[1] Im Osten geht die Sonne auf, nach Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen will sie unter­gehn, im Norden ist sie nie zu sehn.

[2] Ich bin ENTJ.

[3] Douglas R. Hofstadter: Gödel, Escher, Bach ‒ ein Endloses Gefloch­tenes Band. Klett-Cotta, 5. Auflage, 1985, S. 540ff. Wenn dort eine Bezie­hung der DNS zum Rest der Welt herge­stellt wird, hat das eine ganz andere Qua­lität als die übliche Spin­tisie­rerei.

[4] Ein viertes Kleeblatt ist nicht erfunden, sondern nur selten. Glück bringt es nicht.

[5] Cauchy 1815, für n=3 Legendre 1798 und n=4 Lagrange 1770.

[6] Wenn ein mathematisches Problem gelöst oder eine Vermu­tung bestä­tigt ist, wird sie normaler­weise als Satz bezeichnet. So auch hier. Doch irgendwie ist Problem schöner.

[7] Natürlich muß eine solche Aufgaben­stellung präzi­siert werden, soll Spitz­findig­keit und Sprach­kritik vermieden werden: Gebiete müssen ein­farbig sein und bei gemein­samer Grenze verschie­dene Farben haben, iso­lierte Punkte zählen nicht als Grenze, Exkla­ven gibt es nicht. Besser gleich: Können die Knoten eines jeden pla­naren Graphen derart mit vier Farben gefärbt werden, daß keine zwei glei­cher Farbe durch eine Kante ver­bunden sind?

[8] Nicht jeder anerkannte den nachfolgenden Computer­beweis. Doch sind solche Kontro­versen nicht neu. Gibt es Unend­lich­keit, neben wahr und falsch nochwas, müssen Beweise kon­struk­tiv sein? Und was ich selbst miter­lebte: Haben proba­bili­stische Prim­zahl­tests einen zahlen­theore­tischen Wert?

3 | 5 | Quadratzahlen | Vierteilung | Viererbande | Zahlgeschlecht

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Heilige Zahlen
Die Heilig­sprechung einer Zahl erfordert mit zuneh­mender Größe eine immer bessere Begrün­dung. Mit der 1 und der 3, die für den (drei)einen Gott stehen, gibt es noch keine Probleme. Die 2 fällt durch, denn zwischen 1 und 3 kann kaum eine weitere heilige Zahl stehen. Außerdem spielt der durch sie repräsen­tierte Dua­lismus im Abend­land keine bedeu­tende Rolle. Und die 0 ist nichts, also auch nicht heilig.

Zur Gewinnung heiliger Zahlen nutzen manche eine geschlecht­liche Verer­bung durch Addi­tion und Multi­plika­tion. So entsteht zunächst die 4 aus 1+3. Ich sehe nicht, was an ihr heilig sein soll, auch wenn ich kein Chinese bin. Sie wird aber benötigt, um weiter aufstei­gen zu können:

3+4 = 7
3·4 = 12

Das ist doch wunderbar, denn die heraus­ra­gende Bedeu­tung der 7 Tage einer Woche und der 12 Monate eines Jahres läßt sich nicht leug­nen. Und in der Bibel kommen beide massen­haft vor. Auch 4+4=8 gilt als gut, doch 3+3=6 als Zahl des Men­schen weniger. Nun geht es munter weiter. Aus den beiden ersten Genera­tionen entsteht die dritte:

3+7 = 10
7+12 = 19
4·7 = 28
7·7 = 49
7·12 = 84
12·12 = 144

Natürlich wären auch 4+7=11 und 7+7=14 mögliche Nach­fahren, doch über­leben nicht alle, nur die geneh­men. Ich persön­lich sehe in der 10 keine Heilig­keit. Ihr Vor­kommen beruht einzig auf unserer dezi­malen Zahldar­stel­lung. Die 19 mag vielen fremd vorkommen, doch manche sehen sie massen­haft im Koran. In 28 erkenne ich nichts von Heilig­keit. Man kann in ihr die vier Wochen eines Monats sehen. Auch ist sie eine vollkom­mene Zahl. Doch das ist die 6 eben­falls. Die 84 mag für die 12 Le­bens­abschnitte zu 7 Jahren stehen. Diese Umlauf­zeit des Uranus finde ich bemer­kens­wert, aber nicht heilig.

Anders ist es schon mit 144, vor allem in der Ver­tausend­fachung als der Zahl der Logen­plätze im Himmel. Damit sind wir bei einer weiteren Art der Fort­pflanzung, der ungeschlecht­lichen Vermehrung. Man kann nicht nur drei Nullen anhängen, es reicht auch eine. Und sehr beliebt ist die Verdrei­fachung der Ziffern, manchmal auch die Ver­doppe­lung. So entstehen

2 mal 3 → 33
3 mal 7 → 777
10·7 = 70
1000·144 = 144000

Auf diese Art und Weise findet man zu jeder Zahl etwas. So steht 8880 für Christus, was sich aus 888 wie Jesus ableitet, und das aus der 8, die eigen­ständig oder wegen 8=4+4 bzw. 8=2+2+2 als gut, wenn nicht mehr gilt. Diese Infla­tion gefällt mir nicht. Mir reichen 1, 3, 7 und 12 als bedeutsam in unserer abendländi­schen Kultur.

1 | 3 | 7 | 12 | 84

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Drei
Mit Dreien wird alles kompliziert. Einer steht fast immer in der Mitte oder am Rand. Ab drei kann eine Reihen­folge zu sehen sein, deren Fort­setzung ins Unend­liche weist. Drei Punkte deuten dies an. Drei über­fordert uns noch nicht, auch wenn nicht jeder über eine drei­dimen­sionale Vorstel­lung verfügt und ihm Vater, Sohn und Hei­liger Geist zuviele sind. Doch nicht zuletzt deshalb ist die Drei eine heilige Zahl.

Die Drei läßt sich als Erhöhung, Ergänzung oder Fortführung der Zwei sehen. Nor­ma­ler­weise sind auch Paare durch die Reihen­folge ihrer Nennung (Mann und Frau), ihre Nume­rierung (zum einen und zum anderen) oder Reihen­folge (Vergan­genheit und Zukunft) ange­ordnet, doch eine Dreier­gruppe macht deut­licher, in welche Rich­tung gedacht wird, an Fort­pflanzung (Mann, Frau, Kind), Gruppen­bildung (Mann, Frau, Familie), Über­höhung (Mann, Frau, Jesus), Abgren­zung (Vergan­gen­heit, Gegen­wart, Zukunft), an eine endlose Folge (1,2,3,…) oder einen Rest­bestand (männ­lich, weib­lich, divers).

Die Dreizahl scheint dem Menschen zu liegen, in Esoterik [1], Märchen, Witzen, Reli­gion, bei freien Wünschen und Schnaps­zahlen. Aller guten Dinge sind drei, Gold, Silber, Bronze, schnick, schnack, schnuck, bei Issos Keilerei, auf die Plätze, fertig, los. Drei Dinge braucht der Mann [2], Frauen sollten bei drei auf dem Baum sein, manche können nicht bis drei zählen.

Die Suche nach Bedeutungen kennt keine Hemmungen. Ein Beispiel: Die Winkel­summe im Dreieck beträgt 180 Grad und die 18 ist eine Versechs­fachung der 3. Das ist natür­lich in mehr­facher Hinsicht albern: Es wird so getan, als seien Weglas­sung der Null, Versechs­fachung und Tei­lung des Kreises in 360 Grad gott­gegebene oder gar natür­liche Opera­tionen. Dabei hat es die Drei als kleine und schöne Zahl gar nicht nötig, in eine Über­legung reinge­steckt zu werden, um am Ende heraus­zukommen.

Willkürliche Zuordnungen können Jahrtausende über­dauern, in Stein gemei­ßelt sind sie dennoch nicht. Im Mono­theismus ange­kommen ging es wieder herauf zur Drei­faltig­keit, von der Naßrasur zum Drei­tage­bart, vom Tetra­chord herunter zum Drei­klang. Doch hat die Drei auch Verluste zu beklagen. Der Neumond erhöhte auf vier Mond­phasen, die Dreigang­schaltung verlor an die Sechs und droht im Unend­lichen zu ver­schwinden.

Wer regelmäßig „Bares für Rares“ sieht, kennt den Trick, die Gebote gegen Ende noch etwas mit der Bemer­kung in die Höhe zu treiben, man müsse den Erlös mit zwei anderen teilen. Da ist es vorteil­haft, in der Schule gelernt zu haben, daß eine Zahl genau dann durch 3 teilbar ist, wenn ihre Quer­summe es ist. Dazu gehören alle drei­stelligen Schnaps­zahlen 111 bis 999. Sie weisen auch den Faktor 37 auf, denn 111=3⋅37. Ich hatte dereinst die Schlüssel­nummer 111. Der Pförtner sagte: Dreimal die eins. Und ich antworte: Nein, dreimal sieben­und­dreißig.

Ein anderes Kaliber hat die Tatsache, daß jede Zahl Summe dreier Dreiecks­zahlen ist. [3] Bewiesen hat dies Adrien-​Marie Legendre. [4] Für kleine Zahlen findet man schnell eine Zerlegung, zumeist reicht es, die größt­mög­liche Dreiecks­zahl abzu­knapsen und den Rest durch zwei Summanden darzu­stellen. Deut­lich nerviger ist es, alle Zerle­gungen zu finden. [5]

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Die ersten sieben Dreieckszahlen 1, 3, 6, 10, 15, 21, 28 (png)

Schön ist auch die von Vera Sos (und anderen) bewiesene Vermu­tung von Hugo Stein­haus, die nunmehr Drei-​Abstands-​Satz heißt: Schneidet man eine Kreis­linie an den Stellen 0,φ,2φ,3φ,...,(n-1)φ durch, so ent­stehen Teil­stücke in höch­stens drei verschiedenen Längen. Para­debei­spiel ist die Tei­lung der Oktave (2π) in Quinten (φ=ld(3/2)⋅2π≈211°). Bei n=4 sind es erst­malig drei ver­schiede Längen. Zwei Teil­stücke entspre­chen dem großen Ganz­ton (9/8), die beiden ande­ren der Quarte (4/3) und der pytha­gorei­schen kleinen Terz (32/27). Bei n=5,7,​12,​17,​29,​41,53,… ver­bleiben nur zwei Inter­valle. [6] Fünf-, Sieben- und Zwölf­ton­musik sind also keine Willkür.

[1] Wie hätten sich Spinner früherer Jahrhunderte gefreut, wären ihnen bereits die Quarks bekannt gewesen, ohne deren Dreier­verbünde die uns bekannte Welt nicht existierte.

[2] Feuer, Pfeife, Stanwell. Manche verein­fachen auf girls, girls, girls.

[3] The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. Dreiecks­zahlen A000217.

[4] Fermat kritzelte auch das an den Rand, blieb den angekün­digten Beweis aber eben­falls schuldig. Gauß schrieb zwar ΕΥΡΗΚΑ! num = Δ + Δ + Δ ins Tage­buch, doch die Ehre des ersten Beweises gebührt Legendre.

[5] The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. Ed Pegg erin­nert in seiner Liste A061262 der klein­sten Dreiecks­zahlen, die auf genau n-fache Weise als Summe dreier Dreiecks­zahlen darge­stellt werden können, an Carl Frie­drich Gauß mit den Worten: If at first you do not succeed, tri + tri + tri again.

[6] The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. Beste pytha­gorei­sche Teilun­gen der Oktave A005664.

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