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#RKIFiles
wuerg, 01.04.2024 21:26
Vorweg: Nicht alle Impfgegner und Skeptiker, die Corona als normale Grippe einordneten, sind C‑Schwurbler. Wenn ich mir also im folgenden diese Bezeichnung erlaube, so meine ich nur solche, die unablässig der Corona-Zeit gedenken und meinen, ihre Freiheit sei gewaltsam und widerrechtlich eingeschränkt worden, ihnen hätte man den Tod an den Hals gewünscht. Auch seien sie von Impfschäden geplagt, sofern sie damals gezwungen oder überredet wurden, sich impfen zu lassen.
Verschwörungstheorien gibt es massenweise, doch hört man von den meisten lange Zeit kaum etwas. Nun aber haben die RKI-Protokolle nicht nur die C‑Schwurbler zum Leben erweckt. Andere ziehen nach, sehen keine Flugzeuge in die Zwillingstürme fliegen, aber massenweise Chemtrails am Himmel, wundern sich, warum eine steinerne Kathedrale so gut brennt und vermuten nicht nur, Putin habe den Konzertsaal stürmen lassen, sie wissen es. Bald wird auch die Erde wieder flach sein, und die Afrikaner werden zugeben, Pferde angestrichen und als Zebras ausgegeben zu haben.
Ich kenne die #RKIFiles nur von Twitter, wo begeistert irgendwelche Auszüge „gepostet“ werden. Und ich verspüre nicht das Bedürfnis, sie umfangreicher zu studieren. Ich gehe davon aus, daß die übelsten Teile bereits tausendfach kopiert und angeprangert wurden. Und die hauen mich nicht vom Sockel. Wer hätte denn anderes erwartet, hätte in der Rolle der Geschwärzten deutlich überlegener gehandelt? Und zwar ohne nachgängiges Wissen und dem Verschwörungsglauben noch nicht anheim gefallen.
Einen Kritikpunkt bilden natürlich die Impfungen. Man habe gewußt, daß sie nutzlos sind und immense Schäden anrichten werden. Trotzdem wurden Menschen durch Propaganda und echten Druck zur Impfung überredet, gar gezwungen. Selbst eine Impfplicht wurde angestrebt. Mittlerweile sei evident, was schon damals bekannt gewesen sei: Die Impfung schützt nicht vor Erkrankung. Deshalb hatten Länder niedriger Impfquote weniger Tote zu beklagen. Nun leiden Geimpfte nicht nur unter Long-Covid, sie sterben auch in jungen Jahren wie die Fliegen. Ungeimpfte wurden beschimpft, ausgegrenzt und sind traumatisiert.
Glücklicherweise weiß die große Mehrheit, die sich nicht eigenständig zu Wort meldet und allenfalls die Absonderungen kommentiert, daß eine Impfung natürlich die Ansteckungsgefahr deutlich mindert, eine immer noch mögliche Erkrankung leichter verlaufen läßt und die Todesgefahr drastisch reduziert. Und es ist auch plausibel, daß die letzlich kleine Gruppe der Ungeimpften, weit mehr Viren in die große der Geimpften trägt als umgekehrt, sie die Endphase der Pandemie trieben, wahrscheinlich immer noch. Die gegengerechneten Impftoten oder an seelischer Grausamkeit Verstorbenen fallen um Größenordnungen hinter denen zurück, die nicht nur mit, sondern an Corona verstorben sind.
Der zweite mir aufgestoßene Kritikpunkt sind die Masken, die nichts genützt hätten, weil sie nicht virendicht seien. Und obendrein schadeten sie, vor allem Kinder, die mit Masken in kalten Räumen unterrichtet wurden. Politiker und RKI hätten von Anfang an gewußt, daß eine Maskenpflicht sinnlos ist. Auch die in die gleiche Richtung weisenden Kontaktbeschränkungen. Schweden habe dies bewiesen. Auch sei bald klar gewesen, daß Corona kaum mehr als eine Grippe ist, die regelmäßig vom Immunsystem der Menschen erfolgreich abgewehrt wird.
Das stimmt nicht. Viren sind empfindlich und werden durch Masken durchaus behindert, vor allem kann man durch Masken schlecht spucken, und sie erschweren, sich gegenseitig abzuschlappern. Allein ihr Anblick mahnt zu Abstand und Vorsicht, erinnert an die noch nicht ausgestandene Krankheit. Und selbst wenn die Masken aus heutiger Sicht als wenig wirksam gelten müßten: Welcher Politiker konnte das wissen, hätte den Maskenmangel mit Unwirksamkeit kleinreden wollen? Alle blickten auf Asiaten, die immer mit Masken rumlaufen, und nähten sich eigene. Man wußte auch nicht, ob die gering erkrankenden Schüler ebenfalls das Virus verbreiten, wollte sie aber nicht ein halbes Jahr zuhause lassen.
Sporadische, ja mit der Lupe zu suchende Zufallstreffer von Schwurblern wie Bhakdi und Wodarg, die von ihren Kollegen nicht die geforderte Anerkennung erhielten und die Chance nutzten, ihnen eins auszuwischen und sie an Prominenz zu überbieten, beweisen nichts. Wenn der C‑Schwurbler seinem Glauben abschwörte, blieben von seinen Vorwürfen wie Betrug und Freiheitsberaubung nur Fehlentscheidungen. Ließe er zusätzlich seine nachgängig erworbenen Kenntnisse außen vor, könnten nur noch wenige Vorwürfe über die hinaus gemacht werden, die unabhängig von Corona beständig zutreffen: Das Volk wird vor allem in Krisenzeiten tendenziös informiert und geleitet, sei es wie vor drei, vier Jahren aus Angst vor möglicher Leichtfertigkeit oder wie heute aus moralischer Überlegenheit.
Einer Meinung bin ich mit den Corona- und Impfskeptikern, daß wir Bürger besser, objektiver und weniger interessengeleitet informiert und regiert werden sollten. Deshalb wundert es nicht, die C‑Schwurbler im rechten Spektrum zu finden, zumal die AfD sich schnell von den anfänglich als zu lasch eingestuften Maßnahmen distanzierte und die freiheitsliebenden Kritiker auf ihre Seite zog. Wer nicht mitzuschwurbeln bereit ist, hat als Rechter verschissen. Mich stößt das ab und bestärkt mich in meiner Angst, statt einer Ampelpartei die AfD zu wählen. Und da wundern sich einige, warum die CDU so sehr vom desolaten Zustand der Regierung profitiert. Ich rate der AfD, sich langfristig nicht nur von Rechtsradikalen und Klimaleugnern, sondern auch von Schwurblern aller Art zu trennen.
Virologenschnack | Ethikraten | R-Wert-Paradoxon
Verschwörungstheorien gibt es massenweise, doch hört man von den meisten lange Zeit kaum etwas. Nun aber haben die RKI-Protokolle nicht nur die C‑Schwurbler zum Leben erweckt. Andere ziehen nach, sehen keine Flugzeuge in die Zwillingstürme fliegen, aber massenweise Chemtrails am Himmel, wundern sich, warum eine steinerne Kathedrale so gut brennt und vermuten nicht nur, Putin habe den Konzertsaal stürmen lassen, sie wissen es. Bald wird auch die Erde wieder flach sein, und die Afrikaner werden zugeben, Pferde angestrichen und als Zebras ausgegeben zu haben.
Ich kenne die #RKIFiles nur von Twitter, wo begeistert irgendwelche Auszüge „gepostet“ werden. Und ich verspüre nicht das Bedürfnis, sie umfangreicher zu studieren. Ich gehe davon aus, daß die übelsten Teile bereits tausendfach kopiert und angeprangert wurden. Und die hauen mich nicht vom Sockel. Wer hätte denn anderes erwartet, hätte in der Rolle der Geschwärzten deutlich überlegener gehandelt? Und zwar ohne nachgängiges Wissen und dem Verschwörungsglauben noch nicht anheim gefallen.
Einen Kritikpunkt bilden natürlich die Impfungen. Man habe gewußt, daß sie nutzlos sind und immense Schäden anrichten werden. Trotzdem wurden Menschen durch Propaganda und echten Druck zur Impfung überredet, gar gezwungen. Selbst eine Impfplicht wurde angestrebt. Mittlerweile sei evident, was schon damals bekannt gewesen sei: Die Impfung schützt nicht vor Erkrankung. Deshalb hatten Länder niedriger Impfquote weniger Tote zu beklagen. Nun leiden Geimpfte nicht nur unter Long-Covid, sie sterben auch in jungen Jahren wie die Fliegen. Ungeimpfte wurden beschimpft, ausgegrenzt und sind traumatisiert.
Glücklicherweise weiß die große Mehrheit, die sich nicht eigenständig zu Wort meldet und allenfalls die Absonderungen kommentiert, daß eine Impfung natürlich die Ansteckungsgefahr deutlich mindert, eine immer noch mögliche Erkrankung leichter verlaufen läßt und die Todesgefahr drastisch reduziert. Und es ist auch plausibel, daß die letzlich kleine Gruppe der Ungeimpften, weit mehr Viren in die große der Geimpften trägt als umgekehrt, sie die Endphase der Pandemie trieben, wahrscheinlich immer noch. Die gegengerechneten Impftoten oder an seelischer Grausamkeit Verstorbenen fallen um Größenordnungen hinter denen zurück, die nicht nur mit, sondern an Corona verstorben sind.
Der zweite mir aufgestoßene Kritikpunkt sind die Masken, die nichts genützt hätten, weil sie nicht virendicht seien. Und obendrein schadeten sie, vor allem Kinder, die mit Masken in kalten Räumen unterrichtet wurden. Politiker und RKI hätten von Anfang an gewußt, daß eine Maskenpflicht sinnlos ist. Auch die in die gleiche Richtung weisenden Kontaktbeschränkungen. Schweden habe dies bewiesen. Auch sei bald klar gewesen, daß Corona kaum mehr als eine Grippe ist, die regelmäßig vom Immunsystem der Menschen erfolgreich abgewehrt wird.
Das stimmt nicht. Viren sind empfindlich und werden durch Masken durchaus behindert, vor allem kann man durch Masken schlecht spucken, und sie erschweren, sich gegenseitig abzuschlappern. Allein ihr Anblick mahnt zu Abstand und Vorsicht, erinnert an die noch nicht ausgestandene Krankheit. Und selbst wenn die Masken aus heutiger Sicht als wenig wirksam gelten müßten: Welcher Politiker konnte das wissen, hätte den Maskenmangel mit Unwirksamkeit kleinreden wollen? Alle blickten auf Asiaten, die immer mit Masken rumlaufen, und nähten sich eigene. Man wußte auch nicht, ob die gering erkrankenden Schüler ebenfalls das Virus verbreiten, wollte sie aber nicht ein halbes Jahr zuhause lassen.
Sporadische, ja mit der Lupe zu suchende Zufallstreffer von Schwurblern wie Bhakdi und Wodarg, die von ihren Kollegen nicht die geforderte Anerkennung erhielten und die Chance nutzten, ihnen eins auszuwischen und sie an Prominenz zu überbieten, beweisen nichts. Wenn der C‑Schwurbler seinem Glauben abschwörte, blieben von seinen Vorwürfen wie Betrug und Freiheitsberaubung nur Fehlentscheidungen. Ließe er zusätzlich seine nachgängig erworbenen Kenntnisse außen vor, könnten nur noch wenige Vorwürfe über die hinaus gemacht werden, die unabhängig von Corona beständig zutreffen: Das Volk wird vor allem in Krisenzeiten tendenziös informiert und geleitet, sei es wie vor drei, vier Jahren aus Angst vor möglicher Leichtfertigkeit oder wie heute aus moralischer Überlegenheit.
Einer Meinung bin ich mit den Corona- und Impfskeptikern, daß wir Bürger besser, objektiver und weniger interessengeleitet informiert und regiert werden sollten. Deshalb wundert es nicht, die C‑Schwurbler im rechten Spektrum zu finden, zumal die AfD sich schnell von den anfänglich als zu lasch eingestuften Maßnahmen distanzierte und die freiheitsliebenden Kritiker auf ihre Seite zog. Wer nicht mitzuschwurbeln bereit ist, hat als Rechter verschissen. Mich stößt das ab und bestärkt mich in meiner Angst, statt einer Ampelpartei die AfD zu wählen. Und da wundern sich einige, warum die CDU so sehr vom desolaten Zustand der Regierung profitiert. Ich rate der AfD, sich langfristig nicht nur von Rechtsradikalen und Klimaleugnern, sondern auch von Schwurblern aller Art zu trennen.
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Erdenstunde
wuerg, 23.03.2024 20:24
Die Tage werden wieder länger, doch der mittlere Erdentag ändert sich kaum. Zur Zeit liegt er eine halbe Millisekunde über den 24 Stunden bei 86400,0005 Sekunden, die mittlere Erdenstunde hat somit 3600,00002 Sekunden. Wenn wir bei unseren Uhrzeiten bleiben, dann muß alle paar Jahre eine Schaltsekunde eingefügt werden, denn Jahre wie 2023, da die Tage kürzer waren und manche schon negative Schaltsekunden kommen sahen, wird es immer seltener geben. [1]
Etwas anderes als der Erdentag ist der Tag der Erde am 22. April, einer von vielen, vor allem nonbinären sog. Gedenktagen im Jahr. [2] Auch ganze Monate und einzelne Stunden wurden dem jährlich wiederkehrenden Gedenken dargebracht. [3] Der Stolzmonat Juni, jetzt auch der Veganuary und neben dem Tag der Erde am 22. April heute die Stunde der Erde, in der wie seit 2009 nicht mehr während, sondern nach der Tagesschau von 20:30 bis 21:30 alle Lichter ausgehen sollen, um nicht nur ein Zeichen, sondern eine starkes Symbol zu setzen. Nicht nur für das Klima auch für die Demokratie. [4]
Wäre es nicht ein noch stärkeres Zeichen, wenn die ganze Welt gleichzeitig die Lichter löschte, etwa von 11:30 bis 12:30 UTC? Das wäre für alle Zonen UTC+n mit |n|<12 auch der gleiche Tag. Leider keine gute Idee, denn was nützt es, am hellichten Tag die Beleuchtung auszuschalten? Aber eine andere Frage blieb mir beim Studium der allwissenden Müllhalde unbeantwortet: Nach welchen Kriterien wird der Tag im Monat März bestimmt, auf den die Stunde der Erde fällt. In der Wikipedia muß ich die Erklärung in den seitenlangen Auslassungen darüber, wer so alles seine Lichter löschte, überlesen haben. So mußte ich mir die 18 bisherien Tage ansehen:
Zunächst dachte ich, der 30. März würde stets vom 23. abgelöst, weil in der kommenden Nacht die Zeit umgestellt wird. [5] Doch dann sah ich den 30.03.2019 und den 19.03.2016. Letzteres meinte ich klären zu können: Eine Woche später, am 26.03.2016 war das Eröffnungsspiel Deutschland gegen England der Europameisterschaft und benötigte Flutlicht. Doch was sprach gegen den 23.03.2019? Oder ist es umgekehrt: War es gar nicht die Zeitumstellung, sondern ein wichtiges Ereignis, was 2013 und auch dieses Jahr den 30. März ausschied? Ja, Ostersamstag, da ist Tanz- und Verdunkelungsverbot. Und damit fand ich das letzte Puzzlestück: Auch 2016 lag es nicht am Fußball, sondern am Ostersamstag, den 26. März.
Damit habe ich nun ein Mysterium geklärt: Die Stunde der Erde ist normalerweise von 20:30 bis 21:30 in der aktuellen Zeitzone, wird aber um eine Woche vorgezogen, wenn es ein Ostersamstag wäre. Das hätte doch auch irgendwo ganz oben stehen können. Wahrscheinlich war ich nur zu blöd, es zu sehen oder zu finden. Dennoch war es eine schöne Übung. Und nun noch schnell hochgeladen, bevor die Lichter ausgehen.
[1] Wenn der Mensch in den Weltraum will, sich nicht mehr so sehr für den Sonnenhöchststand interessiert und vor allem keine Schaltsekunden mehr möchte, könnte er sich zum Beispiel auf TAI einigen und am besten die irdischen Zeitzonen vergessen. Dann wäre Mittag in Hamburg eben nicht mehr um 12:20 MEZ oder 13:20 MESZ sondern zunächst gegen 11:20 TAI. Nur ganz, ganz langsam würde sich die Mittagszeit in den ‚Nachmittag‘ (besser: Richtung 15:00 TAI) verschieben. Erst in 1000 Jahren müßte der Hamburger oder Deutsche die Tagesschau wieder von 19:00 TAI auf 20:00 verlegen. Eine juristische Verbiegung der Zeit durch Zeitzonen und Sommerzeit sollte es aus Solidarität mit Menschen und Maschinen außerhalb der Erde nicht mehr geben.
[2] In meiner lutherischen Kindheit gab es nur Geburts-, Todes-, Hochzeits-, Wochen-, Arbeits- und wenige Feiertage. Die Katholiken hatten nicht nur von letzteren mehr, sondern auch noch Namenstage. Weitere bundesdeutsche Gedenktage gingen unter. Später machte sich die Unsitte breit, allem möglichen mindestens einen Tag im Jahr zu spendieren. So haben wir international heute den Weltwettertag, gestern war es der Weltwassertag.
[3] Natürlich gibt es auch besondere Jahre wie das Lutherjahr, Gedenkstunden im Bundestag oder Gedenkminuten zu traurigen Anlässen. Hier aber geht es nur um jährlich wiederkehrende Termine.
[4] WWF: Earth Hour 2024 ‒ Deine Stunde für die Erde! „Diese eine Stunde ist ein starkes Symbol, das überall auf der Welt verstanden wird. Dieses Jahr unter dem Motto: ‚Earth Hour ‒ Deine Stunde für die Erde!‘ ‒ Wir schalten gemeinsam das Licht aus und setzen ein Zeichen für eine klimagerechte Gesellschaft, einen ambitionierten Klimaschutz und eine starke Demokratie.“
[5] Das hätte ich den Strategen zugetraut: Rücksicht auf alte Menschen, die bereits nach dem Abendessen ihre veraltete Uhr umstellen und dann zu früh die Lichter löschen, vor allem wieder anmachen, wenn Dunkelheit verlangt ist.
noon | Sommerzeit | Kiew-Zeit
Etwas anderes als der Erdentag ist der Tag der Erde am 22. April, einer von vielen, vor allem nonbinären sog. Gedenktagen im Jahr. [2] Auch ganze Monate und einzelne Stunden wurden dem jährlich wiederkehrenden Gedenken dargebracht. [3] Der Stolzmonat Juni, jetzt auch der Veganuary und neben dem Tag der Erde am 22. April heute die Stunde der Erde, in der wie seit 2009 nicht mehr während, sondern nach der Tagesschau von 20:30 bis 21:30 alle Lichter ausgehen sollen, um nicht nur ein Zeichen, sondern eine starkes Symbol zu setzen. Nicht nur für das Klima auch für die Demokratie. [4]
Wäre es nicht ein noch stärkeres Zeichen, wenn die ganze Welt gleichzeitig die Lichter löschte, etwa von 11:30 bis 12:30 UTC? Das wäre für alle Zonen UTC+n mit |n|<12 auch der gleiche Tag. Leider keine gute Idee, denn was nützt es, am hellichten Tag die Beleuchtung auszuschalten? Aber eine andere Frage blieb mir beim Studium der allwissenden Müllhalde unbeantwortet: Nach welchen Kriterien wird der Tag im Monat März bestimmt, auf den die Stunde der Erde fällt. In der Wikipedia muß ich die Erklärung in den seitenlangen Auslassungen darüber, wer so alles seine Lichter löschte, überlesen haben. So mußte ich mir die 18 bisherien Tage ansehen:
Jahr des 21. Jhd. 07-08 09 10 11-12 13 14 15-16 17 18 19-20 21 22 23-24 Tag im Monat März 31 29 28 27 26 31 23 29 28 19 25 24 30 28 27 26 25 23Fast immer ist es der letzte Samstag im Monat März. Fett sind die drei Ausnahmen mit dem zweitletzten Samstag.
Zunächst dachte ich, der 30. März würde stets vom 23. abgelöst, weil in der kommenden Nacht die Zeit umgestellt wird. [5] Doch dann sah ich den 30.03.2019 und den 19.03.2016. Letzteres meinte ich klären zu können: Eine Woche später, am 26.03.2016 war das Eröffnungsspiel Deutschland gegen England der Europameisterschaft und benötigte Flutlicht. Doch was sprach gegen den 23.03.2019? Oder ist es umgekehrt: War es gar nicht die Zeitumstellung, sondern ein wichtiges Ereignis, was 2013 und auch dieses Jahr den 30. März ausschied? Ja, Ostersamstag, da ist Tanz- und Verdunkelungsverbot. Und damit fand ich das letzte Puzzlestück: Auch 2016 lag es nicht am Fußball, sondern am Ostersamstag, den 26. März.
Damit habe ich nun ein Mysterium geklärt: Die Stunde der Erde ist normalerweise von 20:30 bis 21:30 in der aktuellen Zeitzone, wird aber um eine Woche vorgezogen, wenn es ein Ostersamstag wäre. Das hätte doch auch irgendwo ganz oben stehen können. Wahrscheinlich war ich nur zu blöd, es zu sehen oder zu finden. Dennoch war es eine schöne Übung. Und nun noch schnell hochgeladen, bevor die Lichter ausgehen.
[1] Wenn der Mensch in den Weltraum will, sich nicht mehr so sehr für den Sonnenhöchststand interessiert und vor allem keine Schaltsekunden mehr möchte, könnte er sich zum Beispiel auf TAI einigen und am besten die irdischen Zeitzonen vergessen. Dann wäre Mittag in Hamburg eben nicht mehr um 12:20 MEZ oder 13:20 MESZ sondern zunächst gegen 11:20 TAI. Nur ganz, ganz langsam würde sich die Mittagszeit in den ‚Nachmittag‘ (besser: Richtung 15:00 TAI) verschieben. Erst in 1000 Jahren müßte der Hamburger oder Deutsche die Tagesschau wieder von 19:00 TAI auf 20:00 verlegen. Eine juristische Verbiegung der Zeit durch Zeitzonen und Sommerzeit sollte es aus Solidarität mit Menschen und Maschinen außerhalb der Erde nicht mehr geben.
[2] In meiner lutherischen Kindheit gab es nur Geburts-, Todes-, Hochzeits-, Wochen-, Arbeits- und wenige Feiertage. Die Katholiken hatten nicht nur von letzteren mehr, sondern auch noch Namenstage. Weitere bundesdeutsche Gedenktage gingen unter. Später machte sich die Unsitte breit, allem möglichen mindestens einen Tag im Jahr zu spendieren. So haben wir international heute den Weltwettertag, gestern war es der Weltwassertag.
[3] Natürlich gibt es auch besondere Jahre wie das Lutherjahr, Gedenkstunden im Bundestag oder Gedenkminuten zu traurigen Anlässen. Hier aber geht es nur um jährlich wiederkehrende Termine.
[4] WWF: Earth Hour 2024 ‒ Deine Stunde für die Erde! „Diese eine Stunde ist ein starkes Symbol, das überall auf der Welt verstanden wird. Dieses Jahr unter dem Motto: ‚Earth Hour ‒ Deine Stunde für die Erde!‘ ‒ Wir schalten gemeinsam das Licht aus und setzen ein Zeichen für eine klimagerechte Gesellschaft, einen ambitionierten Klimaschutz und eine starke Demokratie.“
[5] Das hätte ich den Strategen zugetraut: Rücksicht auf alte Menschen, die bereits nach dem Abendessen ihre veraltete Uhr umstellen und dann zu früh die Lichter löschen, vor allem wieder anmachen, wenn Dunkelheit verlangt ist.
noon | Sommerzeit | Kiew-Zeit
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Gute Zahlen ‒ Schlechte Zahlen
wuerg, 24.02.2024 22:14
Es gibt kleine und große Zahlen, interessante und belanglose, heilige und profane, ganze und gebrochene, gute und schlechte. Zumeist bleibt letztlich unklar, welche in welche Kategrorie gehört. Ist 0,2% klein, ein 100‐Milliardenloch groß, 42 interessant, 43 aber belanglos, 3 heilig, 666 aber vom Bösen, 2 ganz, 4/2 gebrochen? Was ist mit π, ist 1312 gut, 420 dagegen schlecht?
Nun, es ist Folklore zu wissen, daß Zahlen an sich nicht böse sind, nur manchmal für unangenehme Dinge stehen, mit denen sie mehr oder minder willkürlich verbunden wurden. Wenn sie aber als Kennziffer oder ähnliches eine vermeintliche Einschätzung einer Situation beschreiben, so weiß man im allgemeinen schon, in welche Richtung es angenehmer aussieht, ob die bezifferte Lage als gut, schlecht oder normal anzusehen ist.
Und wenn der Bundeswirtschaftsminister sagt, die Lage sei gut, nur die Zahlen schlecht, dann meint er nicht, daß 0,2% eine schlechte Zahl sei, die man nicht mehr in den Mund nehmen solle, sondern nur, daß diese Zahl die gute Realität in einem negativen Licht erscheinen läßt. Konsequenterweise müßte er hinzufügen, es handele sich um eine überholte Kennziffer, die in der Vergangenheit die Wirtschaft einigermaßen beschrieb, für die neue Politik aber durch eine bessere zu ersetzen sei.
Herr Habeck hätte auch sagen können, daß es sich bei dem nun auf 0,2% reduzierten 1,8% Wirtschaftswachstum um zwei verschiedenen Dinge handele. Zum einen seine optimistische Erwartung vor einem Jahr, da die Wirtschaft um 0,2% binnen eines halben Jahres schrumpfte. Da war die Lage so gut und die Realität noch so fern, daß durchaus 1,8% für 2024 möglich erschienen. Und zum anderen die sich heranpirschende Realität, ein paar Monate und einen Krieg später. Da sind 0,2% doch ganz anders zu bewerten, ist die Lage besser als die Zahlen auf den ersten Blick Glauben machen.
Alternativ könnte man an 0,2% Wirtschaftswachstum auch morbiden Gefallen finden, den Menschen versprechen, daß sich demnächst auch das Vorzeichen umkehren wird, und es nur einer tabulosen Einwanderung bedürfe, dieses Ziel auch zügig zu erreichen.
3 | 42 | 420 | 666 | 1312
Nun, es ist Folklore zu wissen, daß Zahlen an sich nicht böse sind, nur manchmal für unangenehme Dinge stehen, mit denen sie mehr oder minder willkürlich verbunden wurden. Wenn sie aber als Kennziffer oder ähnliches eine vermeintliche Einschätzung einer Situation beschreiben, so weiß man im allgemeinen schon, in welche Richtung es angenehmer aussieht, ob die bezifferte Lage als gut, schlecht oder normal anzusehen ist.
Und wenn der Bundeswirtschaftsminister sagt, die Lage sei gut, nur die Zahlen schlecht, dann meint er nicht, daß 0,2% eine schlechte Zahl sei, die man nicht mehr in den Mund nehmen solle, sondern nur, daß diese Zahl die gute Realität in einem negativen Licht erscheinen läßt. Konsequenterweise müßte er hinzufügen, es handele sich um eine überholte Kennziffer, die in der Vergangenheit die Wirtschaft einigermaßen beschrieb, für die neue Politik aber durch eine bessere zu ersetzen sei.
Herr Habeck hätte auch sagen können, daß es sich bei dem nun auf 0,2% reduzierten 1,8% Wirtschaftswachstum um zwei verschiedenen Dinge handele. Zum einen seine optimistische Erwartung vor einem Jahr, da die Wirtschaft um 0,2% binnen eines halben Jahres schrumpfte. Da war die Lage so gut und die Realität noch so fern, daß durchaus 1,8% für 2024 möglich erschienen. Und zum anderen die sich heranpirschende Realität, ein paar Monate und einen Krieg später. Da sind 0,2% doch ganz anders zu bewerten, ist die Lage besser als die Zahlen auf den ersten Blick Glauben machen.
Alternativ könnte man an 0,2% Wirtschaftswachstum auch morbiden Gefallen finden, den Menschen versprechen, daß sich demnächst auch das Vorzeichen umkehren wird, und es nur einer tabulosen Einwanderung bedürfe, dieses Ziel auch zügig zu erreichen.
3 | 42 | 420 | 666 | 1312
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Gratismut
wuerg, 19.01.2024 13:14
Ehrlich gesagt war ich schon überrascht, wieviele in den letzten Tagen an zahlreichen Orten gegen die AfD und ihre Remigrations-Pläne auf die Straße gingen. Ich habe die Demokraten mit ihrer Willkommens-Kultur träger und selbstgefälliger eingeschätzt. Nun prahlen sie mit vollen Plätzen, die von Bauern nur dank mächtiger Traktoren gefüllt wurden.
Beide Gruppen stellen natürlich eine Minderheit der Gesamtbevölkerung dar. Doch Bauern verlassen ihren Hof und fahren meilenweit, um ihre Forderungen vorzutragen. Die Demonstranten der letzten Tage müssen nur vor die Haustür treten. Bei den Bauern erscheint nur Lindner. Bei den Demokraten zumeist gar keine Bundespolitiker, es sei denn sie müssen ebenfalls nur vor die Tür treten, wie Scholz und Baerbock nur einen Schal umwerfen und einen Fotografen bezahlen.
Mut ist dazu nur in bescheidenem Umfange erforderlich, schon gar nicht den der in Anspruch genommenen Widerstandskämpfer des Dritten Reiches. Die einen opfern Diesel, Geld und Arbeitszeit oder müssen für einfache Verbeugungen im Dienst mit Konsequenzen rechnen. Die anderen werden beschützt und von der Obrigkeit belobigt, sie zeigen Gratismut.
Beide Gruppen stellen natürlich eine Minderheit der Gesamtbevölkerung dar. Doch Bauern verlassen ihren Hof und fahren meilenweit, um ihre Forderungen vorzutragen. Die Demonstranten der letzten Tage müssen nur vor die Haustür treten. Bei den Bauern erscheint nur Lindner. Bei den Demokraten zumeist gar keine Bundespolitiker, es sei denn sie müssen ebenfalls nur vor die Tür treten, wie Scholz und Baerbock nur einen Schal umwerfen und einen Fotografen bezahlen.
Mut ist dazu nur in bescheidenem Umfange erforderlich, schon gar nicht den der in Anspruch genommenen Widerstandskämpfer des Dritten Reiches. Die einen opfern Diesel, Geld und Arbeitszeit oder müssen für einfache Verbeugungen im Dienst mit Konsequenzen rechnen. Die anderen werden beschützt und von der Obrigkeit belobigt, sie zeigen Gratismut.
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Juli Zeh
wuerg, 12.01.2024 21:12
In meiner Stadtrandbibliothek mit ihren Spiegel-Bestsellern griff ich zu „Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban. [1] Der Roman besteht aus einem papierlosen Schriftwechsel zwischen einem Chefredakteur und einer Bäuerin. Ersterer gibt aus Überzeugung und Ehrgeiz dem Druck woker Rotzgören nach, letztere radikalisiert sich nach rechts bis zur einer öffentlichen Ohrfeige. Es ist ein Dialog und Streit zwischen den beiden Polen unserer Gesellschaft, die kein Mittelmaß, kein gemischtes oder ausgewogenes Urteil zuläßt: „Wenn du deine Seite nicht wählst, tun es die anderen für dich.“ [1, S. 239]
Als die beiden das Buch schrieben, konnten sie die Aktualität des Themas allenfalls erahnen. Auch ich wußte vorher nicht, daß es wie die Faust aufs Auge zu den aktuellen Protesten der Bauern paßt. Die reichen kommen nicht vor, nur die armen, die nicht wissen, ob sie statt Kühe zu melken und Getreide anzupflanzen lieber Biogas erzeugen, Benzin anbauen oder gar CO₂-Zertifikate unterpflügen sollen.
Was mir wie in vielen Romanen nicht gefiel ist, daß nach langer Entwicklung und Beschreibung alles recht schnell einem konstruierten Ende zustrebt: Ein Bild von der Ohrfeige kommt ganz zufällig auf die Titelseite der Erstausgabe. Aber wenigstens endet es nicht mit sich andeutendem Sex.
[1] Zeh, Urban: Zwischen Welten. Luchterhand, 2023.
Als die beiden das Buch schrieben, konnten sie die Aktualität des Themas allenfalls erahnen. Auch ich wußte vorher nicht, daß es wie die Faust aufs Auge zu den aktuellen Protesten der Bauern paßt. Die reichen kommen nicht vor, nur die armen, die nicht wissen, ob sie statt Kühe zu melken und Getreide anzupflanzen lieber Biogas erzeugen, Benzin anbauen oder gar CO₂-Zertifikate unterpflügen sollen.
Was mir wie in vielen Romanen nicht gefiel ist, daß nach langer Entwicklung und Beschreibung alles recht schnell einem konstruierten Ende zustrebt: Ein Bild von der Ohrfeige kommt ganz zufällig auf die Titelseite der Erstausgabe. Aber wenigstens endet es nicht mit sich andeutendem Sex.
[1] Zeh, Urban: Zwischen Welten. Luchterhand, 2023.
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Frank Schätzing
wuerg, 03.01.2024 21:12
Ich habe mich tatsächlich hinreißen lassen und noch vor Weihnachten geschafft, den Schwarm von Frank Schätzing¹ insofern vollständig zu lesen, als ich nur kurze Abschnitte gähnender Langeweile ausließ. Ich hatte keine Verfilmung gesehen, keine Zusammenfassung oder Rezension gelesen, konnte mir aber anhand des Titels und vom Hörensagen vorstellen, um was es geht. Nach wenigen Seiten war mir auch genauer klar, auf was es nach 1000 hinauslaufen wird, was die schlichte Botschaft sein soll.
Besonders enttäuschend fand ich, daß mehrfach Geschichten und Filme mit der Kritik erwähnt werden, sie malten schwarz-weiß, gute Wissenschaftler gegen böses Militär. Und dann ist es genau das! Dazu noch wie in einem Action-Film dauernd wechselnde Schauplätze, bekannte Orte, überhebliche Amerikaner, viele Tote, überlebende Einzelkämpfer, Erfolg durch eine Wunderwaffe, eine singuläre und trotz aller Hindernisse geglückte Handlung eines einzelnen.
Da wundert es nicht, daß die von mir im Nachgang zur Kenntnis genommenen Beurteilungen kein Mittelmaß kennen. Dennoch gemittelt und auf Schulnoten umgerechnet nur eine Vier plus für das Buch, nicht die ZDF-Verfilmung, mit der Frank Schätzing unzufrieden war. Das scheint mir modernes Gehabe. Wäre Goethe auch unzufrieden? Oder kennte er den Unterschied zwischen einem langatmigen Roman und einer kurzweiligen Verfilmung?
Eines hat er aber dadurch bewirkt. Wer nach Schätzing, Schwarm und Kritik googelt, wird mit diesem Streit zugemüllt. Zaghafte negative Einlassungen zum Roman selbst habe ich allenfalls in sehr frühen Rezensionen gefunden. Es wurde auch der moderne Vorwurf laut, plagiiert zu haben. Doch was denken die Menschen? Daß man in einem Roman mit derart vielen Details glänzen kann, ohne sich Informationen beschafft zu haben, die im Ergebnis wie abgeschrieben wirken und vielleicht auch sind?
Ich hätte zur Einordnung gleich nur den mit „Dank“ überschriebenen Abgesang lesen sollen, in dem einer endlosen Reihe wichtiger Menschen (nicht Yrr) für ihre Unterstützung gedankt wird. Er wird eingeleitet mit den bescheidenen Worten: „Auf über 1.000 Seiten ‒ prallvoll mit Wissen und Wissenschaft ‒ sollte man die Einflüsse vieler kluger Leute erwarten, und so ist es auch.“
1 Frank Schätzing: Der Schwarm. Kiepenheuer & Witsch, 2004.
Besonders enttäuschend fand ich, daß mehrfach Geschichten und Filme mit der Kritik erwähnt werden, sie malten schwarz-weiß, gute Wissenschaftler gegen böses Militär. Und dann ist es genau das! Dazu noch wie in einem Action-Film dauernd wechselnde Schauplätze, bekannte Orte, überhebliche Amerikaner, viele Tote, überlebende Einzelkämpfer, Erfolg durch eine Wunderwaffe, eine singuläre und trotz aller Hindernisse geglückte Handlung eines einzelnen.
Da wundert es nicht, daß die von mir im Nachgang zur Kenntnis genommenen Beurteilungen kein Mittelmaß kennen. Dennoch gemittelt und auf Schulnoten umgerechnet nur eine Vier plus für das Buch, nicht die ZDF-Verfilmung, mit der Frank Schätzing unzufrieden war. Das scheint mir modernes Gehabe. Wäre Goethe auch unzufrieden? Oder kennte er den Unterschied zwischen einem langatmigen Roman und einer kurzweiligen Verfilmung?
Eines hat er aber dadurch bewirkt. Wer nach Schätzing, Schwarm und Kritik googelt, wird mit diesem Streit zugemüllt. Zaghafte negative Einlassungen zum Roman selbst habe ich allenfalls in sehr frühen Rezensionen gefunden. Es wurde auch der moderne Vorwurf laut, plagiiert zu haben. Doch was denken die Menschen? Daß man in einem Roman mit derart vielen Details glänzen kann, ohne sich Informationen beschafft zu haben, die im Ergebnis wie abgeschrieben wirken und vielleicht auch sind?
Ich hätte zur Einordnung gleich nur den mit „Dank“ überschriebenen Abgesang lesen sollen, in dem einer endlosen Reihe wichtiger Menschen (nicht Yrr) für ihre Unterstützung gedankt wird. Er wird eingeleitet mit den bescheidenen Worten: „Auf über 1.000 Seiten ‒ prallvoll mit Wissen und Wissenschaft ‒ sollte man die Einflüsse vieler kluger Leute erwarten, und so ist es auch.“
1 Frank Schätzing: Der Schwarm. Kiepenheuer & Witsch, 2004.
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Böllerei
wuerg, 31.12.2023 20:15
Vor drei Monaten wollte ich im Polizeirevier anfragen, was gegen die ständige Böllerei unternommen würde. Da ich keinen Briefkasten vorfand und keine Lust hatte, mir am Tresen etwas von Überlastung und anderen Schwierigkeiten anzuhören, beruhigte ich mich in der Hoffnung, das würde sich legen wie jede andere ‚Challenge‘ verblöderter Jugendlicher. Das war aber nicht der Fall.
Vor einem Monat erzählte ich beiläufig von meinem Ansinnen und wurde in die Nähe eines Blockwartes gerückt. Warum soll ich mich also anstrengen für eine Bevölkerung, der abgesehen von ein paar älteren Mitbürgern, die erfolglos bei der Polizei anriefen, alles am Arsch vorbei geht, bis es nur schwer reversible Ausmaße angenommen hat?
Mich stört Lärm an sich nicht. Einjährige Wärmedämmungsmaßnahmen an meinem Wohnhaus mit Fahrstuhl direkt vor dem Balkon sah ich als Abwechselung, auch wenn die Fensteraustauscher mir Corona eintrugen und ich nun zur Paradegruppe der Impfgegner gehöre: Viermal geimpft und trotzdem einmal genesen.
Selbst leise Geräusche dagegen, die auf asoziales Verhalten deuten, rufen in mir Abscheu und Verärgerung hervor. Beides relativiere und ertrage ich, sobald sich der Gedanke breit macht und ich ihn erneut verinnerliche, daß die Polizei sich als Tanztruppe in der Sozialarbeit versteht und das Gros der Bevölkerung nicht den Arsch hochkriegt, es also nicht besser verdient hat.
So sehe und vor allem höre ich leidenschaftslos, daß sich die seit drei Monaten anhaltende gelegentliche Böllerei seit Tagen zu einer permanenten Hintergrundknallerei gesteigert hat, die seit gestern, erst recht heute anmutet, als sei das neue Jahr gerade einmal zehn Sekunden alt. [1] Nun erwarte ich die Berichte über Ausschreitungen, die über die bereits in Berlin abgefackelten Autos hinaus gehen.
Um mir nicht sagen zu lassen, mich am Neujahrstag nachgängig zu beklagen, schreibe ich nicht nur dies noch im alten Jahr, sondern auch der Polizei meiner Stadt: „Rücksichtslosigkeiten zu verhindern ist zumeist nicht Aufgabe der Polizei, sie hielten sich aber in Grenzen, wenn die eindeutigen Ruhestörungen und andere Übergriffe geahndet würden. Das scheint mir kaum der Fall. Egal ob wegen Unvermögens, Unwilligkeit, Überlastung oder Vorgabe von oben. ... Und wenn Sie in 2024 weiterhin nichts unternehmen, dann wird es irgendwann Bürgerwehren geben, die nicht nur links und recht gucken, ob die Grünanlagen sauber sind. Das will keiner.“
[1] Das ist natürlich übertrieben, denn bis jetzt wurden vielleicht 10 Prozent dessen abgefackelt, was um Mitternacht binnen einer halben Stunde über den Jordan geht. Aber dank des menschlichen Gehörs entsprechen 10 Prozent der vielleicht mittleren 60 Dezibel eine halbe Stunde lang 33 auf einen Tag verteilt und 13 auf drei Monate. Das ist zwar nahe der Hörbarkeitsgrenze und ginge im Alltagsgeräusch unter, wären Knaller nicht punktuelle Ereignisse von erheblicher Lautstärke, weit über dem, was der Mensch im Wachzustand ausblenden kann.
Vor einem Monat erzählte ich beiläufig von meinem Ansinnen und wurde in die Nähe eines Blockwartes gerückt. Warum soll ich mich also anstrengen für eine Bevölkerung, der abgesehen von ein paar älteren Mitbürgern, die erfolglos bei der Polizei anriefen, alles am Arsch vorbei geht, bis es nur schwer reversible Ausmaße angenommen hat?
Mich stört Lärm an sich nicht. Einjährige Wärmedämmungsmaßnahmen an meinem Wohnhaus mit Fahrstuhl direkt vor dem Balkon sah ich als Abwechselung, auch wenn die Fensteraustauscher mir Corona eintrugen und ich nun zur Paradegruppe der Impfgegner gehöre: Viermal geimpft und trotzdem einmal genesen.
Selbst leise Geräusche dagegen, die auf asoziales Verhalten deuten, rufen in mir Abscheu und Verärgerung hervor. Beides relativiere und ertrage ich, sobald sich der Gedanke breit macht und ich ihn erneut verinnerliche, daß die Polizei sich als Tanztruppe in der Sozialarbeit versteht und das Gros der Bevölkerung nicht den Arsch hochkriegt, es also nicht besser verdient hat.
So sehe und vor allem höre ich leidenschaftslos, daß sich die seit drei Monaten anhaltende gelegentliche Böllerei seit Tagen zu einer permanenten Hintergrundknallerei gesteigert hat, die seit gestern, erst recht heute anmutet, als sei das neue Jahr gerade einmal zehn Sekunden alt. [1] Nun erwarte ich die Berichte über Ausschreitungen, die über die bereits in Berlin abgefackelten Autos hinaus gehen.
Um mir nicht sagen zu lassen, mich am Neujahrstag nachgängig zu beklagen, schreibe ich nicht nur dies noch im alten Jahr, sondern auch der Polizei meiner Stadt: „Rücksichtslosigkeiten zu verhindern ist zumeist nicht Aufgabe der Polizei, sie hielten sich aber in Grenzen, wenn die eindeutigen Ruhestörungen und andere Übergriffe geahndet würden. Das scheint mir kaum der Fall. Egal ob wegen Unvermögens, Unwilligkeit, Überlastung oder Vorgabe von oben. ... Und wenn Sie in 2024 weiterhin nichts unternehmen, dann wird es irgendwann Bürgerwehren geben, die nicht nur links und recht gucken, ob die Grünanlagen sauber sind. Das will keiner.“
[1] Das ist natürlich übertrieben, denn bis jetzt wurden vielleicht 10 Prozent dessen abgefackelt, was um Mitternacht binnen einer halben Stunde über den Jordan geht. Aber dank des menschlichen Gehörs entsprechen 10 Prozent der vielleicht mittleren 60 Dezibel eine halbe Stunde lang 33 auf einen Tag verteilt und 13 auf drei Monate. Das ist zwar nahe der Hörbarkeitsgrenze und ginge im Alltagsgeräusch unter, wären Knaller nicht punktuelle Ereignisse von erheblicher Lautstärke, weit über dem, was der Mensch im Wachzustand ausblenden kann.
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