Juli Zeh
In meiner Stadtrand­bibliothek mit ihren Spiegel-​Best­sellern griff ich zu „Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban. Der Roman besteht aus einem papier­losen Schrift­wechsel zwischen einem Chef­redak­teur und einer Bäuerin. Ersterer weicht aus Über­zeu­gung und Ehrgeiz dem Druck woker Rotz­gören aus, letztere radika­lisiert sich nach rechts bis zur einer öffent­lichen Ohrfeige. Es ist ein Dialog und Streit zwischen den beiden Polen unserer Gesell­schaft, die kein Mittelmaß, kein gemisch­tes oder ausge­wogenes Urteil zuläßt: „Wenn du deine Seite nicht wählst, tun es die anderen für dich.“¹

Als die beiden das Buch schrieben, konnten sie die Aktua­lität des Themas allen­falls erahnen. Auch ich wußte vorher nicht, daß es wie die Faust aufs Auge zu den aktu­ellen Pro­testen der Bauern paßt. Die reichen kommen nicht vor, nur die armen, die nicht wissen, ob sie statt Kühe zu melken und Getreide anzu­pflanzen lieber Biogas erzeu­gen, Benzin anbauen oder gar CO₂-Zer­tifi­kate unter­pflügen sollen.

Was mir wie in vielen Romanen nicht gefiel ist, daß nach langer Entwick­lung und Beschrei­bung alles recht schnell einem konstru­ierten Ende zustrebt: Ein Bild von der Ohr­feige kommt ganz zufällig auf die Titel­seite der Erst­ausgabe. Aber wenig­stens endet es nicht mit sich andeu­tendem Sex.

 1 Juli Zeh, Simon Urban: Zwischen Welten. Luchterhand, 2023. Seite 239.

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