Gute Zahlen ‒ Schlechte Zahlen
Es gibt kleine und große Zahlen, interes­sante und belang­lose, heilige und profane, ganze und gebro­chene, gute und schlechte. Zumeist bleibt letzt­lich unklar, welche in welche Kate­grorie gehört. Ist 0,2% klein, ein 100‐Milli­arden­loch groß, 42 inter­essant, 43 aber belang­los, 3 hei­lig, 666 aber vom Bösen, 2 ganz, 4/2 ge­bro­chen? Was ist mit π, ist 1312 gut, 420 dage­gen schlecht?

Nun, es ist Folklore zu wissen, daß Zahlen an sich nicht böse sind, nur manch­mal für unan­genehme Dinge stehen, mit denen sie mehr oder minder will­kürlich ver­bunden wurden. Wenn sie aber als Kenn­ziffer oder ähnli­ches eine ver­meint­liche Ein­schät­zung einer Situa­tion beschrei­ben, so weiß man im allge­meinen schon, in welche Rich­tung es ange­nehmer aus­sieht, ob die bezif­ferte Lage als gut, schlecht oder normal anzu­sehen ist.

Und wenn der Bundeswirt­schafts­minister sagt, die Lage sei gut, nur die Zahlen schlecht, dann meint er nicht, daß 0,2% eine schlechte Zahl sei, die man nicht mehr in den Mund nehmen solle, sondern nur, daß diese Zahl die gute Realität in einem nega­tiven Licht erschei­nen läßt. Konse­quenter­weise müßte er hinzu­fügen, es handele sich um eine über­holte Kenn­ziffer, die in der Ver­gangen­heit die Wirt­schaft einiger­maßen beschrieb, für die neue Politik aber durch eine bessere zu ersetzen sei.

Herr Habeck hätte auch sagen können, daß es sich bei dem nun auf 0,2% redu­zierten 1,8% Wirt­schafts­wach­stum um zwei verschie­denen Dinge handele. Zum einen seine opti­misti­sche Erwar­tung vor einem Jahr, da die Wirt­schaft um 0,2% binnen eines halben Jahres schrumpfte. Da war die Lage so gut und die Rea­lität noch so fern, daß durchaus 1,8% für 2024 mög­lich erschie­nen. Und zum anderen die sich heran­pir­schende Rea­lität, ein paar Monate und einen Krieg später. Da sind 0,2% doch ganz anders zu bewerten, ist die Lage besser als die Zahlen auf den ersten Blick Glauben machen.

Alternativ könnte man an 0,2% Wirtschafts­wach­stum auch morbiden Gefallen finden, den Menschen verspre­chen, daß sich dem­nächst auch das Vorzei­chen umkehren wird, und es nur einer tabu­losen Einwan­derung bedürfe, dieses Ziel auch zügig zu errei­chen.

3 | 42 | 420 | 666 | 1312

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Wer wagt sich aufs Eis und läßt sich hier auf das verwirrende Spiel mit Zahlen ein? Ich! Dem Optimisten ist nichts zu glatt! 😏

Bei einer Widerrede stimmt man erst mal zu. Also, ich gebe Ihnen recht, wenn Sie es als 'unklar' bezeichnen, in welche Kategorie eine Zahl einzuordnen sei. Ich wurde z.B. in einem Haus mit der Nummer 33 1/2 geboren. Schon bald quälte ich mich mit Fragen wie: "Wo ist die andere Hälfte?" Das Haus hatte rundherum vier Mauern und es fehlte ihm an nichts, vom WC und fließend Warmwasser abgesehen.

Kann es sein, daß ich selbst die halbe Portion war, die dem Haus eine gebrochene Zahl gab? Wurden Kinder in der Nachkriegszeit noch nicht für voll genommen? Doch Moment mal, ich hatte einen älteren Bruder und zusammen genommen ergaben wir doch zumindest eine 1.0!

Von Wirtschaft und dem Herrn Habeck verstehe ich bis heute nicht viel, trotz einer 1- in der ersten Mathe-Schulaufgabe, die von 13 Mädchen und ebensovielen Jungs einzig und allein ich erzielte. 50 Prozent der restlichen Klasse hatte eine 2+. Stopp, das kann nicht sein, denn der strenge Mathelehrer wies des Öfteren darauf hin, es gäbe keine unterschiedlich großen Hälften.

50 % von 25, das sind natürlich 12,5. Schon wieder eine böse Zahl, die Kinder einfach halbiert und keiner weiß genau, wer nun tatsächlich gemeint ist. Ist es gar mein Tischnachbar, von dem ich immer abschrieb, ausgenommen in Mathe natürlich. Verdammt, sollte er es sein, bin ich dann womöglich der andere Halbstarke, obwohl ich als Einziger die 1- errechnete?

Auf dem Heimweg von der Schule sagte ich damals zu Hansi, meinem Tischnachbarn, ich müßte mal mit hochgehen, hätte eine wichtige Nachricht für seine Eltern. Denen erzählte ich dann, daß ich befürchte, sie hätten noch einen halben Sohn, der wohl verschollen wäre. Aber grundsätzlich sei der Hansi schon in Ordnung, trotz seiner Schwächen beim Rechnen.

Als ich den Hansi kürzlich beim Bäcker traf, wir sind jetzt 57 Jahre älter geworden, schnitt die Verkäuferin ein Roggenbrot in zwei Teile. Hansi musterte diese und meinte erkannt zu haben, daß seine Hälfte 2,10 € kosten würde und meine nur 1.90 €. Ich antwortete, ja mein Freund, im Rechnen waren wir schon immer gut und dachte, der Kerl hat in all den Jahren nichts dazugelernt! 😜

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Bei uns hieß es 33A und 33B oder: Nackte Kanone 33⅓. Bei 1⁻ hätte ich noch einmal die Punkte­vergabe des Lehrers über­prüft. Heute meinen viele so und so, das sei 1−¼=0,75. Und an Wirt­schaft inter­essiert mich nur, wie man das Median‐Ein­kommen bestimmt, wenn die Anzahl der vergli­chenen Leute gerade ist. Aber solange es noch selbst­lose Menschen wie Hansi gibt, ist alles in Ord­nung:

Auf einem Arbeits­methodik‐Seminar sollten wir alle die Binse lernen, daß ein Kompro­miß zumin­dest in der Summe, am besten für alle Betei­ligten von Vorteil ist. Da gab ich ein Gegen­beispiel aus einer christ­lichen Frei­zeit zu bedenken: Ein Ehepaar teilte sich über Jahr­zehnte ein Bröt­chen. Er bekam die untere, sie die obere ‚Hälfte‘. Als der Mann im Sterben lag, bekannte er, lieber die obere geges­sen zu haben, sie aber seiner Frau über­lassen wollte. Da bemerkte die Frau die verpaßte Win‐Win‐Situa­tion, denn bei ihr war es umge­kehrt ebenso.

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Ja, christliche Freizeiten kenne ich auch. Eines Sonntags war Beduinentag angesagt und wir sollten uns ein rohes, halbes Hähnchen über dem Lagerfeuer braten. An diesem Sonntag bin ich hungrig geblieben und vermute, die andere 'Hälfte' meines Hähnchens diente ebenfalls, außen schwarz und innen rot, nicht dem Zweck der Sättigung. 😉

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Beduinentag, ist sowas heute noch erlaubt? Ist es nicht nur kultu­relle Aneig­nung, sondern auch zutiefst rassi­stisch, wenn man halbe Hähn­chen von Aldi im Lager­feuer verkohlt. Ich kenne nur die afrika­nische Original‐Methode. Erst rupft man das Hühn­chen und läßt es noch eine Weile nackt durch die Sonne laufen, damit es frisch bleibt. Dann steckt man es in einen Stroh­haufen und zündet den an. Nach einer Weile ist das Huhn tot, außen knusprig und innen noch schön roh.

Das war mit der Ziege samt Kopf, die zu einem Fest­mahl reinge­tragen wurde, nicht anders. Ein Missi­onar riet uns, lieber die äußeren ver­kohlten Teile zu essen. Er schil­derte auch die Vorteile, dieser kuli­nari­schen Tradi­tion: Ginge man auf den Markt, könne man sich aus dem schwarz von Fliegen kaum sicht­baren Schwein die besten Stücke raus­schlagen lassen, nachdem man zurück­getreten ist, um nicht von den split­ternden Knochen getrof­fen zu werden. Sie kosten auch nicht mehr als der Rest. Sonntags also immer Schweine­lende.

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https://www.youtube.com/watch?v=RmuYa9n4s1s

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Gute Frage: "Was ist heute noch erlaubt?" Vielleicht: "Sich die Welt schlecht denken?" Oder: "Ein Arschloch sein?"😉

Was auch immer. Die Geschichte mit dem gerupften Hühnchen gefällt mir! Ich fragte mich beim Lesen nur, ob es kurz in einen Eimer mit kochendem Wasser getaucht wurde, damit sich die Federkiele leichter vom Fleisch trennten? Den Strohhaufen anbrennen ist genial - diese raffinierten Afrikaner, Respekt!🐔 🤣

Eine verkohlte Ziege zu essen ist angenehmer als die Vorstellung, der beratende Missionar würde, mit Haut und Haaren im Kochtopf schwimmend, die Fleisch-Beilage für ein pikant gewürztes Süppchen abgeben.🐐😅

Die Szene auf dem Schweinemarkt, einfach herrlich! Ein wütender Knochenbrecher mißhandelt ein totes Wildschwein, einen sogenannten Schwarzkittel. Die blutigen Knochensplitter im Auge meines Feindes! 🐗😆

Danke für soviel Phantasie! Ich hole mir zum Frühstück eine Leberkäs-Semmel mit viel Senf! 🍔🍺

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Frau Manhartsberg, was soll mich das lernen?

Pader Brown, es ist heute mehr erlaubt als in den letzten 75 Jahren, auch wenn es nicht in die gewünschte Richtung geht. Nur muß man dann mit den Gouvernaten rechnen. Und die sind anders als früher, scheinen mir auch zahlreicher und von einem starken Missionsgeist bewegt.

Wieso vorher in Wasser tauchen, wenn es auch mit Kraft und brutal geht und mehr Spaß macht. Das ist auch das Geheimnis der enormen Ausbreitung von AIDS unter Frauen im südlichen Afrika.

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