Drehsinn
In der heutigen Zeit wird normaler Text gerne durch Sonderzeichen, eleete Verhunzungen und Smilies unleserlich gemacht. Doch in Zeichenketten durch Drehung einen gewissen Sinn zu erkennen, ist keine neue Idee. So können die 3 und die 8 durchaus als ein um 90 Grad nach links gedrehtes offenes oder geschlossenes Omega gesehen werden, das im Einklang mit den 3 und 8 zugemessenen Bedeutungen für die Unendlichkeit steht. Eine Drehung um 180 Grad dagegen stellt Zeichen auf den Kopf und soll die Bedeutung umkehren, wenn nicht wie bei der 0 und der 8 eine Abbildung auf sich selbst vorliegt. Unter den Ziffern eignen sich dafür nur 6 und 9, was sich wieder scheinbar zufällig gut trifft, wenn die 9 für das Gute und die 6 für das Böse, die 9 für den aufrechten und die 6 für den sündigen Menschen steht.

6 | 8 | 9

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Neun
Will man der Neun eine Bedeu­tung zumes­sen, so erge­ben sich sofort zwei in die glei­che Rich­tung wei­sen­de Mög­lich­kei­ten. Die Erhö­hung der schon voll­kom­me­nen Acht und als Ver­drei­fachung der schon heili­gen Drei. Des­halb steht sie für die höch­ste Voll­kom­men­heit, als unge­rade und damit männ­liche Zahl für den auf­rech­ten Mann. Auf den Kopf gedreht ergibt 9 die eher mit Hexe­rei in Verbin­dung stehen­de 6, wes­halb nicht lange gera­ten werden muß, wem in 69 welche Rolle zuge­dacht wird. Gleich­berech­tig­ter wäre das Zei­chen ♋ des Kreb­ses.

Sprach­lich soll neun etwas mit neu zu tun haben, da man früher ohne Daumen gezählt habe und bei neun neu begin­nen mußte. Nur frage ich mich, wes­halb wir dann mit Dezi­mal- und nicht mit Oktal­zah­len rech­nen. Ich ver­mute, daß man die Acht­finger­methode nur dort ange­wen­det hat, wo fort­wärend hal­biert und verdop­pelt wurde, bei den Maßen und Gewich­ten. [1] Sicher­lich neu­zeit­lich ist die Inter­preta­tion der Neun als „nein, ich will hier nichts machen und schnell wieder weg“ wegen der laut­li­chen Über­einstim­mung mit dem engli­schen nine. So hiel­ten es manche Pro­gram­mie­rer bei der Gestal­tung von Bild­schirm-​Menus der Sieb­zi­ger Jahre. Heute wird ihnen sowas von Desig­nern vorge­geben.

Recht willkürlich ist die Bedeu­tung der Neun als größte ein­stel­lige Zahl des Dezimal­systems, weshalb jede Zahl bei der Divi­sion durch 9 den glei­chen Rest läßt wie ihre Quer­summe. Und so führt die Vor­gehens­weise der Nume­rolo­gen, aus Zah­len und aus in Zah­len umge­setz­ten Buch­sta­ben durch fort­wäh­rende Addi­tion der Zif­fern alles auf eine Zahl von 1 bis 9 zu redu­zie­ren, immer auf den Rest der Divi­sion durch 9, sofern man statt der 0 eine 9 nimmt. Allem und jedem Zah­len oder Zif­fern zuzu­ord­nen und dann diese digi­tal root [2] zu bil­den, ist also primi­ti­ves Abzäh­len in Neuner-​Blöcken, ver­schlei­ert durch mehr­stufi­ges Brim­bo­rium. Nähme man statt 9 die 10, ent­schiede einfach die End­ziffer und keiner würde in Ehr­furcht erstar­ren. Mein Geburts­datum kommt auf eine beschei­dene 6, doch erst im zwei­ten Schritt nach der 33!

Da Zahl und Quer­summe durch 9 geteilt den glei­chen Rest lassen, kann nicht nur die Teil­bar­keit durch 9 leicht geprüft wer­den. Es ist auch Grund­lage der Neuner­probe: Man wieder­holt Addi­tion und Multi­plika­tion einfach mit den ite­rier­ten Quer­summen und kann die 9 sogar durch 0 ersetzen (strei­chen). Stimmt die so verein­fachte Rech­nung nicht, ist irgend­etwas nicht in Ord­nung. [3]

● ● ●    1 • •    • 1 •    8 1 6    8 1 6
● ● ●    • 5 X    • 5 •    • 5 •    3 5 7
● ● ●    • X 9    • 9 •    • 9 •    4 9 2
Neun als Quadratzahl und das kleinste magische Quadrat (png)

Neun ist als Quadrat­zahl natür­lich eine figu­rierte Zahl. Und aus den Zah­len 1 bis 9 kann man das kleinste aller magi­schen Qua­drate bilden. Moderne Esote­riker weisen es dem höch­sten aller Pla­neten, dem die römi­sche Woche anfüh­renden Saturn zu. Neben den Zah­len 3 und 9 stehen für ihn auch die Gesamt­summe 45 und die magi­sche Zahl 15 der Zei­len-, Spal­ten- und Dia­gonal­sum­men. Bis auf Dre­hung und Spie­ge­lung gibt es nur ein sol­ches magi­sches Qua­drat: Steht in der Mitte die Zahl n, so müssen die Rand­felder sich zu 45−n addie­ren, weil von der Gesamt­summe 45 nur n fehlt. Ande­rer­seits addiert sich jedes der vier gegen­über­lie­gen­den Rand­paare zu 15−n. Zusam­men bilden sie den Rand mit 4(15−n)=​45−n, was n=5 er­zwingt. Stünde die 1 in einer Ecke, blieben für 2, 3 und 4 nur die mit einem X markier­ten Felder. Das sind zuwe­nige. Also steht 1 an einer Kanten­mitte, im Bild oBdA oben. Unten muß dann die 9 stehen, wes­halb in der ober­sten Zeile nur noch 6 und 8 mög­lich sind. Der Rest ist erzwun­gen und lie­fert das bis auf Dre­hung und Spie­ge­lung ein­zige magi­sche Quadrat der Grö­ße 3×3.

Daß 9 als Potenz der Drei so knapp an der Zweier­po­tenz 8 liegt, führte zu der Frage, ob es noch andere Zusam­men­tref­fen von Zweier- und Dreier­poten­zen im Abstand von eins gibt. Das war auch von theo­reti­schem Inter­esse für die pytha­gore­ische Tei­lung der Oktave. Eine enhar­moni­sche Verwech­selung von 9/8 ist viel zu grob, schö­ner wäre (n+1)/n für ein größe­res n. Das Gefühl winkt sofort ab, und tat­säch­lich konnte Levi ben Gershon schon im 14. Jahr­hun­dert bewei­sen, daß 9 und 8 die beiden ein­zigen sind. Catalan vermu­tete 1844, dies gelte für alle Poten­zen, doch erst im Jahre 2002 konnte Preda Mihailescu beweisen: Von allen Poten­zen natür­licher Zahlen sind 8 und 9 die ein­zigen im Ab­stand 1.

3,1415926535897932384626433832795028841971693993751058209749445923078164
  0628620899862803482534211706798214808651328230664709384460955058223172
  5359408128481117450284102701938521105559644622948954930381964428810975
  6659334461284756482337867831652712019091456485669234603486104543266482
  1339360726024914127372458700660631558817488152092096282925409171536436
  7892590360011330530548820466521384146951941511609433057270365759591953
  0921861173819326117931051185480744623799627495673518857527248912279381
  8301194912983367336244065664308602139494639522473719070217986094370277
  0539217176293176752384674818467669405132000568127145263560827785771342
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  4201995611212902196086403441815981362977477130996051870721134999999...
Feynman-Punkt an der 762. Nachkommastelle

Die Kreiszahl π sei rational, sogar ein in der 761. Stelle mit 5 enden­der Dezi­mal­bruch, weil die Berech­nung in der Folge nur noch Neu­nen lie­fere. Das woll­ten Richard Feynman und Douglas R. Hof­stadter angeb­lich den Leuten weis­machen, indem sie ab der 762. Stelle „nine nine nine nine nine nine and so on“ zu sagen planten. Doch beide schafften es nie, π derart weit aus­wen­dig zu lernen. So blieb es dabei, daß die 762. Stelle, ab der sechs­mal hinter­ein­ander eine 9 erscheint, Feynman-​Punkt heißt. Natür­lich ist es sehr unwahr­schein­lich, daß so früh eine Folge von sechs Neunen auf­tritt. Doch gibt es eine Reihe von Beson­der­heiten, nach denen man in den Nach­komma­stellen suchen kann. Und dann ist die Wahr­schein­lich­keit für irgend­einen auf­fälli­gen Furz gar nicht mehr so gering. Es bleibt aber bemer­kens­wert. [4]

Was gibt es sonst noch? Neun ist Quadrat einer Drei­ecks­zahl und damit Summe 1+8=9 von ersten Kubik­zah­len. [5] Und wie jede Zahl Summe von 4 Qua­drat­zahlen ist, so auch von 9 nicht­nega­tiven Kubik­zahlen. [6] Es gab einmal neun Pla­neten. [7] Eine Katze hat neun Leben, der Bahai-​Stern neun Zacken. Wegen „Revolu­tion No. 9“ bei den Beatles nach Neu­nen zu suchen, ist wenig ergie­big, hält manche aber nicht ab. Ein Ennea­gramm ist für Esote­riker nicht einfach ein Neun­eck oder ein neun­zacki­ger Stern, sondern verwur­stelt die Periode 142857 von 1/7 mit dem drei­ecki­gen Rest 3, 6, 9. Psycho­logi­sche Preise enden gerne mit minde­stens einer Neun, beson­ders pene­trant an Tank­stellen mit ihren Milli­euro. Ein Stan­dard-​Sudoku erfor­dert neun­mal jede Ziffer von 1 bis 9 in einem 9×9‑Qua­drat gemäß den hof­fent­lich bekann­ten Regeln. Neun-​Live gibt es leider nicht mehr.

[1] Vier Finger (digit, etwa 2 cm) bilden eine Hand­breite ohne Dau­men (palm) und zwei solcher Hände eine Spanne (shaft­ment). Und wenn man mit den Fingern etwas abmes­sen wollte, dann war der Daumen einfach im Wege.

[2] Ein schönes deutsches Wort dafür fällt mir nicht ein. Zahlen-, Ziffern- oder digi­tale Wurzel scheiden für mein Ohr aus. Manche sprechen von einer ein­stel­ligen Quer­summe, ich bevor­zuge ite­rierte Quer­summe.

[3] Die Neuner­probe ist in etwas mehr als zehn Prozent der fehler­haften Rech­nungen falsch posi­tiv. Ein 15 Jahre später dank Corona und PCR‑Test jedem bekannter Begriff. Auch falsch negativ ist möglich, wenn man sich bei der Probe selbst ver­rech­net hat. Wer sicherer sein will, macht zusätz­lich die Elfer­probe.

[4] The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. Neunerfolgen A048940 in den Dezimalstellen vom π.

[5] 1+8+27=36, 1+8+27+64=100, allgemein 13+23+…+n3=Dn2.

[6] Nur 23=8+8+1+1+1+1+1+1+1 und 239=125+27+27+27+8+8+8+8+1 erfordern volle neun Summanden. Wer nun 16 für vierte Potenzen vermutet, liegt falsch. Es sind 19.

[7] Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unsere Neun Planeten.

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Acht
Warum die Acht in ihrer Beliebt­heit deut­lich hinter der Sieben liegt, bleibt unklar, zumal sieben auf den zweiten Blick nicht viel hergibt. Immer­hin ist acht die dritte Potenz von zwei, geht also aus der gött­lichen Eins durch drei­malige Ver­doppe­lung hervor. Wohl deshalb steht sie für Voll­kommen­heit. Und die drei­fache Acht für Jesus=​Iota+​Eta+​Sigma+​Omikron​+Ypsilon​+Sigma=​10+8+​200+​70+​400+200=​888. Heute würde er seine Namens­vetter von 888.com aus dem Tempel werfen, von 88 ganz zu schweigen.

Obschon bereits in den Sech­zigern 32‑Bit-​Rech­ner üblich waren, hat sich das Byte zu 8 Bit durch­gesetzt und gehalten, vor allem in unse­rem Denken. Es wird noch lange dauern, bis es sich zu den anti­ken Maßen gesellt, die nur noch in den USA gebräuch­lich sind. Bis dahin sollte man die Umrech­nung kennen und nicht erwarten, einen 10 Giga­byte großen Film mit 100 Megabaud in zwei Minu­ten runter­laden zu können.

Hätte sich der Sand­rechner des Archi­medes durch­gesetzt, würden wir heute unsere Dezimal­zahlen in Vierer­blöcke (Myriaden) gliedern. Doch Dreier­blöcke (Tau­sender) sind uns ange­nehmer. Deshalb läge es nahe, auch drei und nicht vier Binär­stellen mit einer Ziffer zu schrei­ben, also die im Unix-​Bereich bevor­zugten Oktal­zahlen zu nutzen. Daß wir uns statt­dessen mit den häß­lichen Hexa­dezimal­zahlen herum­schlagen, ist aber kein später Sieg des Archi­medes, sondern eben­falls der 8 geschul­det, weil die 8 Bit eines Bytes genau zwei Hexa­dezimal­stellen ent­sprechen.

Sprach­lich ist die Acht ihren Nach­barn über­legen. Jeder kennt den Oktopus, die Oktave und den Deutsch­land-​Achter. Wo dagegen gibt es Septo­pusse oder Sie­bener mit Steuer­mann? Zwar kennt die Musik auch Septi­men, die Eso­terik Hepta- und Ennea­gramme, doch gab und gibt es einen Drang, in Achter­gruppen zu glie­dern oder ein­fach sieben Schritte acht zu nennen, eine Altlast römi­scher Zähl­weise. Eine Oktave umfaßt nur sie­ben Töne, mit acht Tagen meint man eine Woche. John Newland glie­derte die Ele­mente in Oktaven, ohne die achte Gruppe der Edel­gase zu kennen. Zu groß war die Ver­suchung, die Ton­leiter ins Spiel zu brin­gen.

Es gibt auch berühmte achteckige Bauten, vom Felsen­dom in Jeru­salem bis zum Cafe Acht­eck in Berlin. Man mag darin die Voll­kommen­heit aus­drücken wollen, könnte auf ein Achteck aber auch einfach kommen, wenn man eine regel­mäßige Struktur bevor­zugt, ein Quadrat für zu schlicht hält, ein Kreis oder Sechseck zu kompli­ziert ist und eine Ausrich­tung nach Osten leicht zu erken­nen sein soll. Die acht Seiten wei­sen in acht Himmels­rich­tungen, aus denen acht Winde wehen. [1]

Spinnen haben acht Beine, die acht Gruppen von Elementen gliedern sich nach den äußeren 2+6=8 Elek­tronen. Sie gehen bevor­zugt Bin­dun­gen ein, in denen die Elek­tronen Oktette bil­den. Die Chine­sen preisen in ihren Restau­rants acht Schätze an, weil sie aus laut­lichen Gründen die Acht für eine Glücks­zahl halten, 2^3=8 Tri­gramme stehen für den acht­fachen Weg, gerne in acht Himmels­rich­tungen darge­stellt. Es gibt nur noch acht Pla­neten, die Venus wird durch den acht­strah­ligen Stern von Isch­tar symbo­li­siert, die jüdi­sche Beschnei­dung erfolgt am ach­ten Tag. Acht Einfach­schritte sind eine Seil­länge (6 Meter). Je höher die Oktan­zahl, desto teurer das Ben­zin. Die letzen 16 treten im Achtel­finale gegen­ein­ander an und kämpfen um einen Platz unter den ersten vier. Der Wür­fel hat acht Ecken und der duale Okta­eder des­halb acht Flächen. Auch Achte­lun­gen sind beliebt. Es gibt Rohre mit 3/8 Zoll Durch­messer, das okta­metri­sche Baumaß orien­tiert sich am Achtel­meter.

Die Acht als Inbe­griff der Unend­lich­keit und Voll­kom­men­heit zu sehen, kann nicht daraus abge­lei­tet wer­den, daß wir Unend­lich­keit oder Ehe­schlie­ßung mit einer liegen­den 8 bezeich­nen und in vielen Spra­chen das Wort „Nacht“ aus „nicht“ und „acht“ zusam­men­gesetzt sein soll. [2] Eher ist es ein lan­ger wechsel­sei­tiger Pro­zeß gewe­sen, der Bedeu­tung und Benen­nung in Ein­klang gebracht hat. Die Acht ist also nicht hell, weil die Nacht dun­kel ist. Man muß sich davor in Acht nehmen, aus Rede­wen­dun­gen mit Zahl­an­klän­gen Bedeu­tun­gen abzu­lei­ten. So hat die Acht auch sprach­lich nichts mit Äch­tung oder Acht­sam­keit zu tun, auch nicht mit aid, schon gar nichts mit Aids. Viel­mehr soll das Wort sich aus einer wie auch immer gear­te­ten Bezeich­nung für zwei­mal vier ausge­streckte Fin­ger ablei­ten.

Okta­ven nennt man auch die Okto­nio­nen oder Cayley­zahlen. Sie werden aus acht reelen Zahlen gebil­det. Unter Ein­schrän­kungen kann man mit ihnen wie mit reel­len oder kom­ple­xen Zahlen rech­nen. Und es verwun­dert nicht, sie nicht nur auf mathe­mati­schem Gebiet, sondern auch in der Physik erfolg­reich ein­setzen zu können. Trotz der sieben Ima­ginär­teile hat das nichts mit Musik, Regen­bogen, Wochen­tagen oder Wandel­ster­nen zu tun. Sonst bleibt mathe­ma­tisch nicht viel. Die Acht ist keine schöne figu­rierte Zahl, aber sech­ste Fibo­nacci­zahl. [3] Die Folge 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, … kommt allent­halben vor, auch beim Legen eines Strei­fens der Breite 2 und Länge n aus Domino­steinen. Es gibt F(n+1) Muster, für n=5 also F(6)=8:

┏━┳━┳━┳━━━┓   ┏━┳━━━┳━━━┓   ┏━━━┳━┳━━━┓   
┃ ┃ ┃ ┣━━━┫   ┃ ┣━━━╋━━━┫   ┣━━━┫ ┣━━━┫ <━━━━━━━━ 3 + 5 = 8
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                                                      ┃
                                                      V
┏━┳━┳━┳━┳━┓   ┏━┳━┳━━━┳━┓   ┏━┳━━━┳━┳━┓   ┏━━━┳━┳━┳━┓   ┏━━━┳━━━┳━┓   
┃ ┃ ┃ ┃ ┃ ┃   ┃ ┃ ┣━━━┫ ┃   ┃ ┣━━━┫ ┃ ┃   ┣━━━┫ ┃ ┃ ┃   ┣━━━╋━━━┫ ┃   
┗━┻━┻━┻━┻━┛   ┗━┻━┻━━━┻━┛   ┗━┻━━━┻━┻━┛   ┗━━━┻━┻━┻━┛   ┗━━━┻━━━┻━┛      
Nicht immer nur Kaninchen, auch einmal Mauern
im Achtelmeter-Baumaß (png)

Wir schreiben nunmehr das Jahr 2020. In meinem IG‑Metall-​Kalen­der steht nichts von der Weiber­fast­nacht, vermerkt ist aber neben dem Valen­tinstag der heutige Welt­frauen­tag wie immer am 8. März. Ob es den Frauen gelingt, diese Zahl für sich zu ver­ein­nah­men, bezwei­fele ich. Die G8‑Staa­ten sind schon lange nur noch sieben und von Live‑8-​Kon­zer­ten habe ich glück­licher­weise nichts mehr gehört.

[1] Warum keine 16 oder nur vier Windrichtungen? Das hängt davon ab, was man unter ihnen versteht. Die Griechen sollen acht Winde benannt haben. Und so halten wir es heute noch. Regel­mäßig gibt es stür­mische Nord­west­winde, von Nord­nord­west­winden habe ich noch nicht gehört. Und wenn man es genauer sagen will, dann spricht man von Winden aus nord­nord­west­licher Rich­tung oder von auf Nord drehenden Nord­west­winden.

[2] Gute N8, 1tr8 Frankfurt, interpol8. Warum hat die Zehn Angst vor der Sieben? Why is six afraid of seven? Seven ate Nine!

[3] The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. Fibo­naccizahlen A000045.

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Sieben
Die Woche hat sieben Tage und alle Kalender­reformen überdauert. Wehrten sich gegen die Verschie­bung des Wochen­beginns von Sonntag auf Montag nur einge­fleischte Christen, werden dennoch die Heiden keinen Tag akzep­tieren, der die ewige Abfolge unter­bricht. Warum aber gerade sieben Tage? Die Namen geben die Antwort: Wegen der sieben mit bloßem Auge sicht­baren Wandel­sterne Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn. [1]

 ● ●     ☉       ♂    ♃        ♄       ☽        ☿    ♀        ☉                         
● ● ●    d-------e----f--------g-------a--------h----c--------d                                         
 ● ●        rot  orange  gelb     grün    blau  indigo violett
Sieben als zweite zentrierte Sechseckzahl, mittelalterliche Planetentöne
und die Spektralfarben als Tonschritte nach Isaac Newton (png)

Wegen 7=3+4 soll die Sieben ihre Heiligkeit der Drei und der Vier verdanken. In ihr kämen die vom dreifal­tigen Gott geschaf­fene Seele und der aus den vier Ele­menten beste­hende Körper zusammen. Ich glaube, es ist umgekehrt: Drei und vier kamen gerade recht. Grund­sätz­lich kann die Sieben auch als Erhöhung der Sechs gesehen werden, was an meine Schul­zeit erinnert: Das war eine Sechs, denn eine Sieben gibt es leider nicht.

Der Zyklus von 12 Quinten umfaßt recht genau 7 Oktaven, die sieben Wandel­sterne ziehen ihre Bahn entlang der Ekliptik, auf der sie sieben helle Fix­sterne regel­mäßig verdecken, es hausen sieben Zwerge hinter den sieben Bergen, über sieben Brücken mußt du gehn, auch sieben fette Jahre über­stehn, man zählt sieben Welt­wunder, sieben Farben, sieben Töne, sieben Metalle, sieben Meere, auf den siebten Himmel folgt das ver­flixte siebte Jahr, sieben Löcher hat der Kopf, sieben Siegel das Buch, es gibt sieben Tod­sünden, Sieben­sachen, Sieben­schläfer, Sieben­meilen­stiefel, die Sieben­tage­inzi­denz, sieben Samurai und 007.

Wegen dieser Beliebtheit hat die Sieben natür­lich von ihren Nachbarn einiges abge­griffen. Auch mit üblen Tricks wie der Auftei­lung des Atlan­tiks in einen nörd­lichen und einen süd­lichen, der stän­digen Erset­zung alter Welt­wunder durch neue oder der Unter­schlagung der Weis­heits­zähne, um auf 4·7=28 zu kommen. So erging es auch dem Mond, der eigentlich 29,5 Tage für einen Umlauf benötigt. Manchmal aber hat die Sieben auch ver­loren. Die siebte Regen­bogen­farbe indigo ist ent­fallen, zu den sieben Haupt­gruppen chemi­scher Elemente gesellten sich die Edel­gase, die sieben Ton­schritte heißen Oktave und eine Woche nennen manche acht Tage. Auch ein paar Ausstrah­lungen an Viel­fache sind futsch. So wurde die Voll­jährig­keit von 3·7=21 auf 18 Jahre redu­ziert, das Jubel­jahr ging von 7·7=49 an die 50, die 4·7=28 Zähne wuch­sen wieder auf 32, und Pfing­sten liegt 50 Tage nach Ostern, obwohl es sieben Wochen sind.

Heutzutage gibt es vor allem für Schüler Taschen­rechner, die neben Dezimal­zahlen auch Brüche anzeigen. Mich hat ein solcher vor Jahren über­rascht, als ich die Antwort „eindrei­viertel“ auf eine Rechen­aufgabe hörte, wo ich mit „eins Komma sieben fünf, was ist denn das“ gerechnet hatte. Dabei kann man so gut glänzen, wenn man nicht nur 1/4=0,25 und 1/3=0,333…, sondern auch 1/7=0,142857142857… runter­beten kann, schließlich gibt die Primzahl 7 mathematisch kaum mehr her als in diesem Dezimalbruch steckt. Und das verdankt sie vor allem der Dar­stel­lung zur Basis 10. Was sonst noch? Späte­stens Archi­medes wußte, daß die Kreis­zahl π nur knapp unter­halb von 22/7 liegt. Und weil 7/5 die Wurzel aus 2 nur leicht unter­schreitet, sollen die alten Ägypter ihr Längen­maß zweimal könig­lich um den Faktor (5/7)√2=1,01 ange­hoben haben.

Um eine Zahl auf Teilbarkeit durch 2 oder 5 zu testen, reicht die Über­prüfung der letzten Stelle. Bei 4 muß man schon die letzten beiden nehmen, bei 3 geht es mit der Quer­summe und bei 6 überprüft man die Teil­bar­keit durch 2 und 3. Die Zahl 7 ist der erste harte Fall. Es gibt zwar Teil­bar­keits­regeln, doch nützen sie bei kleinen Zahlen wenig, weshalb sie sich keiner merkt. [2]; Selbst mit 999 ist es einfacher. Um zu über­prüfen, welchen Rest die Divi­sion einer Zahl durch 999 läßt, bildet man einfach die Quer­summe aus Dreier­blöcken und dividiert diese durch 999. Ist das immer noch eine mehr als drei­stel­lige Zahl, kann man die Quer­summen­bildung wieder­holen. Warum erwähne ich das? Nun, die Rolle der 9=10−1 übernimmt im Binär­systen die 1=2−1 (binär 1=10−1) und die der 999 damit die 7 (binär 111). Ein binär rech­nender Computer kann also anhand der Quer­summe von Dreier­blöcken ganz schnell den Rest bei Divi­sion durch 7 bestimmen.

Ein Beispiel: Um den heutigen Wochentag und evtl. auch das Datum in anderen Kalen­dern zu berechnen, bestimmt der Computer zunächst aus dem grego­riani­schen 30.01.2005 die julia­nische Tages­zahl 1.001.010.​110.​111.​110.​011.001, also die Anzahl der Tage nach Montag, den 1. Ja­nuar 4713 vor Christus. Er wird nun fix durch 111 divi­dieren [3] könnte auch die Quer­summe 1+1+10+​110+​111+​110+11+1=​11.011 und daraus wiederum 11+11=110 berech­nen. [4] Nur aus zwang­hafter Dienst­beflis­sen­heit zeigt er dazu Sonn­tag an, auf Wunsch auch die 110 als Ziffer 6 und die julia­nische Tages­zahl 2.453.401 dezimal. Und wem das zuviel Spie­lerei ist, der kann viel­leicht trotzdem eines mit­nehmen: Der Aufwand einer Teil­barkeits­prü­fung hängt sehr stark von der Zahl­darstel­lung ab, weil durch sie eine gelegent­lich gün­stige Vorar­beit gelei­stet wurde.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Sieben ist eine über­bewer­tete Zahl. Tritt sie irgendwo auf, wird dies gerne erinnert. Hat man die Wahl­frei­heit, wird sie gerne genommen. Hinter der Sieben hat man sich versam­melt wie hinter einem Popstar. Alle machen mit, keiner weiß warum. Die bessere Frage aber lautet: Wie kam die Sieben in die Welt? Ich glaube nicht an natur­beding­tes Auf­treten in vielen Kulturen gleich­zeitig. Eher hat sich die Sieben wie das sagen­hafte mega­lithi­sche Yard von den Sume­rern über die Jahr­tau­sende ohne Inter­net auf die ganze Welt ver­breitet.

[1] Die geistreichere Frage lautet: Warum in dieser Reihenfolge?

[2] Da 7 die 1001 teilt, kann man die alter­nie­rende Quer­summe aus Dreier­blöcken bilden. Wem die Divi­sion durch 7 der so erhal­tenen zumeist nur dreistelligen, doch oft auch nega­tiven Zahl noch zu hart ist, kann den letzten zwei Zif­fern das Doppelte der übrigen zuschlagen. Das liegt an der Teil­barkeit von 98 durch 7.

[3] Das macht er sicherlich auch, wenn man im Programm durch 7 teilen oder modulo 7 rechnen läßt, da er ja keine inhalt­lichen Über­legungen anstellt. Daran wird sich ange­sichts der hohen Rechen­lei­stung auch in Zukunft kaum etwas ändern. Es gab aber eine Zeit, da sich geson­derte Hard­ware für einige Divi­sionen aus­zahlte. Bei der Uni­vac 1108 soll es die Divi­sion durch 28 gewesen sein, weil in Speicher­blöcke der Länge 1024 nur 28 Wörter zu 36 Bit passen und eine Division samt Rest durch 28 ständig erfor­der­lich war, um die Speicher­posi­tion zu berechnen.

[4] 0–Montag, 1–Dienstag, 10–Mittwoch, 11–Donnerstag, 100–Freitag, 101–Samstag, 110–Sonntag.

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Sterne
Die letzte Weihnachtszeit bescherte uns allenthalben dicke, fette beleuchtete fünfzackige Sterne mit der Spitze nach unten. Das mag technische Vorteile haben. Aber sollte ein guter Stern nicht die Spitze oben und ein christlicher sogar sechs Zacken haben? Den Gegensatz im Pentagramm will ich hier nicht ausbreiten, auch nicht den zwischen der fünfzackig arabischen und der der sechszackig jüdischen Welt, wohl aber bemerken, daß die Sterne am Himmel sechs Zacken haben, weil die Linse unserer Augen aus sechs Segmenten besteht. Sind nicht jedem schon einmal die häßlichen Fünfecke aufgefallen, die auf Fotografien durch fünfzählige Blenden entstehen?

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Sechs
Die Sechs verdoppelt die 3, verdreifacht die 2, läßt sich durch 1, 2 und 3 teilen, ist als 1·2·3=6 eine Fakultät und dank 1+2+3=6 eine vollkommene Dreieckszahl. Unsere drei­dimen­sionale Welt weist in sechs Richtungen, der Würfel hat sechs Flächen, der Okta­eder also sechs Ecken, und die Ebene läßt sich mit Sechs­ecken im Bienen­waben­muster parket­tieren.

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Bienenwabenmuster, 1+2+3=6 und 1·2·3=6 (png)

Das alles sollte die Sechs zu einer angenehmen, gar heiligen Zahl machen. Woher rührt die negative Sicht? An der laut­lichen Änlich­keit von sechs, six, sexus und Sex wird es hoffent­lich nicht liegen. Wohl auch nicht am Fehlen einer Eins bis zur hei­ligen Sieben. Meine beschei­dene Antwort führt auf den Würfel mit seinen sechs Augen. Eine Sechs zu würfeln ist normal, zwei Sechsen sind Glück und drei Teufels­werk. Wer Buch­staben Zahlen zuordnet, versechs­facht sie gerne. So kommt man leichter auf die 666. Das macht die Sechs so schlecht und beliebt zugleich.

Betrachtet man jeden Rezeptor, der irgendeiner Regelung dient, als Sinn, so verfügt der Mensch über dutzende, wenn nicht hunderte. Wer dennoch von den fünf Sinnen (hören, sehen, riechen, schmecken, tasten) spricht, ist kein mittel­alter­licher Blöd­mann. Für ihn ist der sechste Sinn nicht der für Tempe­ratur oder Gleich­gewicht, sondern sprach­liche Umschreibung einer außer- oder gar über­sinn­lichen Wahr­nehmung. Leider ging dieses Pri­vileg der Sechs wieder verloren, nachdem jahre­lang die Werbe­filmchen „Der 7. Sinn“ Deutsche zu vernünf­tigen Verkehrs­teilneh­mern machen wollten.

Weniger wurden dagegen die Regenbogenfarben. Newton bemühte sich noch um sieben, um sie den sieben Ton­schrit­ten einer Oktave anzu­passen. Rot von D zu E über orange, gelb, grün, indigo und blau bis vio­lett von C zu D. Die schlecht erkenn­baren Farben orange und indigo trafen auf die Halb­töne. Heute sind es nur noch die sechs Regen­bogen­farben der sog. Peace-​Flagge, indigo fehlt. Leicht hätte man auch orange, wenn nicht sogar violett strei­chen können. [1] So ist es wie in vielen Ange­legen­heiten, insbe­sondere den mensch­lichen: Es fehlt eine zwin­gende oder bedeu­tende Zuordnung zu Zahlen. Und wo zum Beispiel durch reine Aufzäh­lung formal eine besteht, muß sie nicht wichtiger sein als ein Preis­schild auf einer Bonbon­tüte.

Was gibt es sonst noch zur Zahl Sechs zu sagen? Sie ist eine alte deutsche Schul­note (−1 Punkte). Damals waren Lotto und 6 aus 49 das gleiche. Heute haben wir sogar eine Super 6. Die meisten Männer haben ihr Sixpack im Getränke­laden gekauft. Sterne am Himmel haben sechs Zacken. Die Arbeits­woche hat immer noch sechs Tage. Ruhetag ist der Sonntag. Auch das droht verloren zu gehen. Jetzt noch fünf, bald nur noch vier Arbeits­tage und ein verlän­gertes Wochen­ende ohne Ruhetag. Auch nicht am Samstag, an dem Gott nach sechs Tagen Schöp­fung ruhte. Dazu fällt mir ein: Wie setzt sich M, D, M, D, F fort? Natür­lich mit S, S für Samstag und Sonntag. Und wie steht es um 110, 20, 12, 11, 10? Es wird mit der Zahl 6 zu tun haben, sonst stünde es nicht hier.

[1] Ein Regenbogen beschreibt besten­falls einen unscharfen ein­dimen­sio­nalen Weg durch den drei­dimen­sio­nalen Farb­raum. Wie dieser erscheint, hängt von vielen Faktoren, auch uns selbst ab. Von ewig kopierten computer­gene­rierten Darstel­lungen des Licht­sprek­trums darf man sich nicht irri­tieren lassen.

5 | 7 | 666 | Dreieckszahlen | Sterne

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Steigerung
Gelegentlich wird versucht, die Bedeutung einer Zahl zu steigern. Neben dem Weiterzählen (5=4+1) liegt es nahe, das Doppelte (4=2+2) zu nehmen. Doch erst im Dreifachen (9=3+3+3) wird der Steigerungsprozeß richtig sichtbar. Esoteriker nehmen gerne das Sechsfache (A=6, B=12, ...), Christen das Siebenfache (7*77), wegen unserer Zahldarstellung liegt das Zehnfache (70) nahe, und das Tausendfache (144000) vereinigt die Verzehnfachung mit der Dreizahl. Beliebt sind auch Wiederholungen in den Ziffern einer Zahl (696969), insbesondere die Schnapszahlen (77), die eine einzelne Ziffer mehrfach aneinanderreihen, darunter vor allem die aus lauter Einsen (1111) und die dreistelligen (666). Nicht vergessen werden soll das Quadrat (144=12*12) als Steigerung.

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