COMIRNATY
Heute wurde ich geimpft, nicht gegen Tetanus, sondern Corona. Ich hätte auch verrufe­neren Impf­stoff akzep­tiert, auch länger gewar­tet, zumal ich vor Wochen so und so noch annahm, ins Loch zwischen 60 und 80 zu fallen. Außerden pflege ich einen Umgang, der eine Infek­tion unwahr­schein­lich macht. Im Super­markt steckt man sich nur schlecht an, und Kontakt habe ich nur mit wenigen, die meisten davon bereits geimpft. Und da ich nachts nicht raus muß, jeden­falls nicht weiter als bis zur Toi­lette, kann es mir eigent­lich am Arsch vorbei­gehen, wenn junge Hedo­nisten sich gegen­seitig voll­sabbern. Auch ist nicht abzu­sehen, daß ich ein Inten­siv­bett benö­tige, in dem sie sich zuneh­mend im wahr­sten Sinn des Wortes breit machen.

Was mich aber wirk­lich ärgert ist, Teil eines dermaßen diszi­plin­losen Volkes zu sein, auch wenn die meisten anderen sich nicht gerade als über­legen erwiesen haben und wir uns mit der zweiten Welle noch etwas ins Zeug legen müssen, um deren Ver­säum­nisse zu über­bieten. Wir hätten Anfang März ohne einen einzigen Toten aus der Epi-, später Pandemie kommen und es wie Taiwan bei der nullten Welle belas­sen können. Statt jeden Einrei­senden in Zwangs­quaran­täne zu nehmen, haben wir uns munter anstecken lassen, wären aber ohne Karne­val und Winter­urlauber trotzdem mit aus heutiger Sicht lächer­lichen 1.500 Toten davon­gekommen. Doch wir ent­schieden uns, den Preis unse­res Frei­heits­gedusels zu zahlen und bauten auf die fünf­fache Menge an Toten und Infi­zierten aus. Trotzdem hätte bis Mutter­tag alles vorüber sein können, wenn die Ver­treter eines unge­zügel­ten Lebens und eines unge­trüben Handels sich nicht selbst ein Bein gestellt und Öffnungs­diskus­sions­orgien geführt hätten.

Jeder denkende Mensch konnte bereits im Juni sehen, daß es immer lang­samer bergab ging und es bis zum Wieder­anstieg nur eine Frage der Zeit sein würde, sofern man sich weiter­hin nicht bemüht. Und wie es gerechter­weise so ist, verdeckte der Tönnies-​Berg diesen Umkehr­punkt. Sorg­losig­keit und Dumm­heit blieben, Gewöh­nung leistete ihren Beitrag, Ethik­gelaber trat in den Hinter­grund. Den Arsch­löchern der Anfangs­phase, die mit dem Virus zu leben rieten, wurde recht gegeben. Es kam zur zweiten und dank Impfung wohl letzten Welle, deren Höhe­punkt wir hoffent­lich bereits hinter uns haben, zu dem es uns gelungen war, die Corona­toten vom Niveau der Drogen­toten auf das der Krebs­toten zu stei­gern. Am Ende können es 5 Mil­lio­nen Infi­zierte und 120.000 Tote werden. Das Dreißig- bzw. Fünf­zehn­fache der ersten Welle, und immer noch ist das Gelaber der Leugner nicht verstummt, im Gegenteil.

Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Unredlichkeit | Tote | Nationalstaaten | Erste Welle | Rattenschwanz | Förderalismus | Unterleben | Reproduktion | Siebentage‑R | Zweite Welle | Notbremse | 160‑Stunden‑Inzidenz | Dritte Welle | 99,9 | Zack! Peng! | Dritte Ableitung

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