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Zweite Welle
wuerg, 25.09.2020 03:40
Für eine grobe Beurteilung des Verlaufes der Corona-Epidemie in einem Landstrich reicht es zunächst, die Zahl der positiv Getesteten und der Toten ohne Altersdifferenzierung und Testraten zu betrachten. Man kann den zeitlichen Verlauf darstellen und daraus seine Schlüsse ziehen. Hier aber habe ich die Letalität L in Prozent gegen die Mortalität M in ppm für Deutschland aufgetragen.
Letalität in Abhängigkeit der Mortalität in Deutschland (png)
Ich halte diesen Verlauf für geeignet, ihn mit anderen Ländern zu vergleichen und diese in Relation zu uns einzuschätzen. Das ist keine Überheblichkeit eines deutschen Bloggers, denn andere Länder wie Österreich und Dänemark wären dazu ebenso geeignet. Das heißt auch nicht, daß andere durchweg schlechter dastehen, denn viele unterbieten nicht nur auf dem Papier, sondern wirklich die deutschen Zahlen.
Die blaue Linie zeigt den Verlauf, wenn sich Infizierte und Tote an die von mir am 19. April bzw. 2. Mai ermittelten Normalverteilungen gehalten hätten. Die Abweichung des roten realen Verlaufes unten links ist uninteressant und ergibt sich schlicht aus dem Umstand, daß man erst nach einer Infektion an Corona sterben kann. Danach geht es weitgehend im Einklang mit den Normalverteilungen schnell bergan, erst durch den Höhepunkt der neu Infizierten am 2. April, dann der Toten 13 Tage später.
Schon um diese Zeit entwickelt sich ein Rattenschwanz einer zu langsam auslaufeden Normalverteilung, weil die Reproduktionszahl nicht mehr sinkt. Dadurch endet die Epidemie nicht einfach in der Nähe des Endpunktes der blauen Linie. Vielmehr bildet sich eine Rechtskurve, die weitgehend waagerecht auslaufen würde und dort endete, wenn nicht ein zweiter Effekt hinzuträte, die Spaltung der Gesellschaft in vorsichtige alte Menschen und sich munter infizierendes Jungvolk. Dadurch setzt sich die Rechtskurve fort und kann sogar fallen, weil sich die geringe Sterblichkeit der Jüngeren mehr und mehr durchsetzt.
Damit auch diese Linie nicht einfach endet, sondern die Rechtskrümmung sich fortsetzt und sogar fällt, sind zumindest anhaltend zahlreiche neue Infektionen erforderlich. Die haben wir uns spätestens mit dem Monat Juni geleistet, erst zaghaft, dann deutlich. Die grünen Punkte im Wochenabstand verdeutlichen, daß es erst sehr langsam über den Berg ging und danach immer schneller bergab. Das muß zunächst wenig beunruhigen, weil dazu nur die Zahl der neu Infizierten steigen muß, nicht die der Toten.
Doch leider leben die vorsichtigen Menschen nicht alle auf dem Land in Ostdeutschland getrennt von den Hedonisten in Bayern und den Großstädten. Sie werden mitgerissen. Die Letalität sinkt zwar weiterhin, doch nicht mehr so schnell, die Kurve biegt sich wieder nach links, wenn sie auch zumindest eine Weile noch fällt. Gelingt es nicht, diesen Trend zu brechen, dann sehe ich spätestens hier den Beginn der zweiten Welle in dieser Woche. Wer diesen Erläuterungen nicht folgen mag, der werfe einen Blick auf die aktuell wieder anziehenden Sterbezahlen.
Die natürliche Fortsetzung können wir in den USA erkennen, von Israel und Australien ganz zu schweigen. Es geht wieder schneller nach rechts, die Linkskurve strebt gegen eine Waagerechte und steigt möglicherweise wieder an. In diesem Falle wurden die Anzeichen zu lange ignoriert und unzulänglich gegengesteuert. Man mag das verniedlichen, weiterhin rücksichtslose Freiheiten ausleben und sich lange Zeit damit trösten, daß wohl für immer keine zehn Prozent an Corona sterben werden, doch solange sich nichts deutlich bessert müssen wir weiterhin Masken tragen und Abstand halten.
Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Unredlichkeit | Tote | Nationalstaaten | Erste Welle | Rattenschwanz | Förderalismus | Unterleben | Reproduktion | Siebentage‑R
Letalität in Abhängigkeit der Mortalität in Deutschland (png)
Ich halte diesen Verlauf für geeignet, ihn mit anderen Ländern zu vergleichen und diese in Relation zu uns einzuschätzen. Das ist keine Überheblichkeit eines deutschen Bloggers, denn andere Länder wie Österreich und Dänemark wären dazu ebenso geeignet. Das heißt auch nicht, daß andere durchweg schlechter dastehen, denn viele unterbieten nicht nur auf dem Papier, sondern wirklich die deutschen Zahlen.
Die blaue Linie zeigt den Verlauf, wenn sich Infizierte und Tote an die von mir am 19. April bzw. 2. Mai ermittelten Normalverteilungen gehalten hätten. Die Abweichung des roten realen Verlaufes unten links ist uninteressant und ergibt sich schlicht aus dem Umstand, daß man erst nach einer Infektion an Corona sterben kann. Danach geht es weitgehend im Einklang mit den Normalverteilungen schnell bergan, erst durch den Höhepunkt der neu Infizierten am 2. April, dann der Toten 13 Tage später.
Schon um diese Zeit entwickelt sich ein Rattenschwanz einer zu langsam auslaufeden Normalverteilung, weil die Reproduktionszahl nicht mehr sinkt. Dadurch endet die Epidemie nicht einfach in der Nähe des Endpunktes der blauen Linie. Vielmehr bildet sich eine Rechtskurve, die weitgehend waagerecht auslaufen würde und dort endete, wenn nicht ein zweiter Effekt hinzuträte, die Spaltung der Gesellschaft in vorsichtige alte Menschen und sich munter infizierendes Jungvolk. Dadurch setzt sich die Rechtskurve fort und kann sogar fallen, weil sich die geringe Sterblichkeit der Jüngeren mehr und mehr durchsetzt.
Damit auch diese Linie nicht einfach endet, sondern die Rechtskrümmung sich fortsetzt und sogar fällt, sind zumindest anhaltend zahlreiche neue Infektionen erforderlich. Die haben wir uns spätestens mit dem Monat Juni geleistet, erst zaghaft, dann deutlich. Die grünen Punkte im Wochenabstand verdeutlichen, daß es erst sehr langsam über den Berg ging und danach immer schneller bergab. Das muß zunächst wenig beunruhigen, weil dazu nur die Zahl der neu Infizierten steigen muß, nicht die der Toten.
Doch leider leben die vorsichtigen Menschen nicht alle auf dem Land in Ostdeutschland getrennt von den Hedonisten in Bayern und den Großstädten. Sie werden mitgerissen. Die Letalität sinkt zwar weiterhin, doch nicht mehr so schnell, die Kurve biegt sich wieder nach links, wenn sie auch zumindest eine Weile noch fällt. Gelingt es nicht, diesen Trend zu brechen, dann sehe ich spätestens hier den Beginn der zweiten Welle in dieser Woche. Wer diesen Erläuterungen nicht folgen mag, der werfe einen Blick auf die aktuell wieder anziehenden Sterbezahlen.
Die natürliche Fortsetzung können wir in den USA erkennen, von Israel und Australien ganz zu schweigen. Es geht wieder schneller nach rechts, die Linkskurve strebt gegen eine Waagerechte und steigt möglicherweise wieder an. In diesem Falle wurden die Anzeichen zu lange ignoriert und unzulänglich gegengesteuert. Man mag das verniedlichen, weiterhin rücksichtslose Freiheiten ausleben und sich lange Zeit damit trösten, daß wohl für immer keine zehn Prozent an Corona sterben werden, doch solange sich nichts deutlich bessert müssen wir weiterhin Masken tragen und Abstand halten.
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