Gummiboote
Jeder Nordsee­urlauber weiß, daß man nur mit einem Schwimm­ring bewaffnet der Flut nicht kilo­meterweit entgegen­läuft oder sich mit einem Schlauch­boot Richtung Helgo­land aufmacht. So hatte ich zunächst den Opti­mismus bewundert, wenn segel­unkundige Nicht­schwimmer sich in einem schwab­belnden Gummi­boot ohne Antrieb außer Sicht­weite der Küste auf dem Mittel­meer herum­trieben, das Odysseus nur mit Mühe bezwingen konnte.

Auch Hadmut Danisch [1] fragte sich, wie man ohne Motor und Benzin 12 See­meilen vor der afrika­nische Küste treibend nach Italien, Malta oder auch nur zurück nach Afrika kommen will. Ich muß vermuten: Die Flücht­linge sind nicht dumm und lassen sich auf hoher See nur aussetzen, weil viele vor ihnen Europa erreichten, denn wer als Schlepper dauer­haft erfolg­reich sein will, der möchte keine gestran­deten Leichen sehen. Er wartet ruhige See ab und schleppt einen mit Menschen gespickten Gummi­schlauch vor ein gechar­tertes Rettungs­schiff.

Wer sollche Gedanken äußert oder nur die Sinn- bzw. Ehren­haftig­keit dieses Wirt­schafts­touris­musses anzwei­felt, muß mit Gegen­wind rechnen, auch wenn es wie im Falle Mariam Lau [2] nur eine geistige Übung war, um die Kontra-Spalte der Zeit zu füllen. Den trotzdem reflex­haft geifernden Gutmen­schen kann ich nur raten, sich für ein huma­neres Vorgehen einzu­setzen: Kreuzfahrt­schiffe, die in Libyen Urlauber aufnehmen und in Hamburg sicher anlanden, wo sie dann Asyl beantragen. [3] Woran scheitert das? Am Fehlen von Wasser­leichen oder an gutmensch­lichen Bürgen?

[1] Hadmut Danisch: Flüchtlingsschlauchboote im Faktencheck. "Hadmut Danisch - Ansichten eines Informatikers", 15.07.2018.
[2] Wolfgang Röhl: Der Fall Mariam L.: Amok in der "Zeit"-Gemeinde. Achgut, 18.07.2018.
[3] Kreuzfahrten westliches Mittelmeer. Aida. "Hier erleben sie an Bord und an Land die pure Reisevielfalt". Vor Jahren wäre es noch Reiselust gewesen.

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Gerstenkorn
Der moderne Mensch kann froh sein, für Maße und Gewichte nicht mehr eine Riesen­palette von Bezeich­nungen erlernen zu müssen, deren Umrechnung unein­heitlich oder ihm gar unbekannt ist. Da den Ameri­kanern ihr Durch­einander soweit geläufig ist, sich durch den Alltag schlagen zu können, erscheint die Aneig­nung eines zusätz­lichen Systems über­flüssig, mühsam und mit Angst besetzt. Müssen sie aber den vertrauten Alltags­bereich verlassen, haben sie mitunter nur ungenaue Vorstel­lungen. Die Größen sind nicht verinner­licht, Bezeich­nungen nicht geläufig. Für Längen unterhalb eines Zolls waren verschie­dene, nicht immer eindeu­tige und auch vom zu messenden Objekt abhängige Maßein­heiten üblich. In moderner Zeit wurden neue hinzuge­dichtet. Teilweise sind sie noch im Gebrauch. Ein kleine Auswahl:
twip       - 0,01880 mm - 1/1440 "Zoll" (Schrift)
mil        - 0,02540 mm - 1/1000 amerikanischer Zoll
thou       - 0,02540 mm - 1/1000 englischer Zoll
douzieme   - 0,18799 mm - 1/144 Pariser Zoll
point      - 0,37606 mm - 1/72 "Zoll" (Schrift)
ounce      - 0,39688 mm - 1/64 Zoll (Leder)
line       - 0,63500 mm - 1/40 Zoll (Knopfgrößen)
scripulum  - 1,02900 mm - 1/288 römischer Fuß
poppyseed  - 2,11667 mm - 1/12 englischer Zoll
ligne      - 2,25583 mm - 1/12 Pariser Zoll
sicilicum  - 6,17400 mm - 1/48 römischer Fuß
barleycorn - 8,46667 mm - 1/3 englischer Zoll
Vermutlich bei "Bares für Rares" habe ich mehrfach gehört, daß ein Karat (200 mg) nicht nur dem Gewicht einer Frucht des Johannis­brot­baumes ent­spricht, sondern auch dem dreier Gersten­körner. Und bei den Zollstock­freun­den [1] habe ich gelesen, daß ein Drittel des engli­schen Zolls nicht nur Gersten­korn genannt wird, sondern Edward II den Zoll tatsäch­lich so festge­legt haben soll. Wenn er dies wirk­lich und redlich in die Wege leitete, konnte der engli­sche Zoll nur vor 1324 exakt als 36/35 römi­sche Zoll gesehen worden sein. [2] In den letzten 200 Jahren wurde er dann mehrfach umdefi­niert und endete mit genau 2,54 Zen­time­tern unab­hängig vom römischen Fuß oder Gersten­korn.

Wie realistisch ist die Gersten­kornvor­stellung? Wie fett waren die Gersten­körner damals? Wurden nur besonders schöne oder ins System passende gewählt? Schon die Sumerer teilten den Finger in 6 Gersten­körner, aller­dings der Breite nach. Das sind 8 pro Zoll. Jedem Korn von 1/8 Zoll Dicke und 1/3 Zoll Länge ist ein Quader von 1/192 Kubik­zoll zugeordnet. Ich bin kein Landwirt, habe nicht Lebens­mittel­kunde studiert und orien­tiere mich für reale Körner an den mageren gefun­denen Angaben. Nach [3] ist das Tausend­kornge­wicht 40 Gramm, das Hekto­liter­gewicht 69 Kilogramm, die Korn­länge beträgt 8 Milli­meter. Aus den Angaben für Weizen und Roggen nehme ich ein spezi­fisches Gewicht von 1,3 an. [4] Bilder bestä­tigen ein Längen-Breiten-Verhäl­tnis von 8 zu 3.

Auf der Basis dieser Angaben sieht für mich ein "metro­logi­sches" Gersten­korn wie folgt aus: Es ist 8 Mili­meter lang und 3 Milli­meter dick. Das Volumen umfaßt mit 31 Kubik­milli­metern 43 Pro­zent des umschlie­ßenden Quaders von 72  Kubik­milli­metern. Das Gewicht eines Kornes beträgt 40 Milli­gramm, die Dichte ist 1,3 Gramm pro Kubik­zenti­meter. Aufge­schüttet nimmt Gerste nur 53 Pro­zent des Volumens ein. Das ist weit weniger als die dich­teste Kugel­packung, aber auch deutlich mehr als in recht­winkliger Anord­nung.

Das englische grain (64,8 mg), das römische gra­num (47,4 mg) und auch das sume­rische Se (46,8 mg) stehen für das Gewicht eines Gersten­kornes. Wenn das stimmen soll, muß man zu allen Zeiten beson­ders große und runde Körner ausge­wählt haben. Tatsäch­lich kommt man heutzu­tage an diese Kornge­wichte heran. Doch wie passen diese Körner gleich­zeitig in das jeweilige Längenmaß? Glück­licher­weise stehen Spinti­sierern, Numero­logen und Rado­sophen Stell­schrauben zur Verfü­gung, um die nicht zu leug­nende Realität dem eigenen Denk­schema anzu­passen: Weniger das spezi­fische Gewicht, mehr die Form und das Längen-Breiten-̣Verhältnis.

Das sumerische Gewicht von 46,8 Milligramm mag noch angehen, wäre da nicht der schmale Finger von nur 17,3 Milli­metern. Viel­leicht wurden lange, ellip­tische Körner ausge­wählt. Eine um 15 Pro­zent gestei­gerte Länge und Raum­füllung würden reichen. Das ist zwar weniger als die Mehrwert­steuer, doch mußten die Körner stolze 8,8 Milli­meter lang sein und fast eine ellip­tische Form errei­chen. Im Vergleich zu wirk­lichen Gerstenkörner sähen sie wie Stäbe aus. Das kann glauben, wer will.

Die Römer sind mit 47,4 Milligramm reali­stischer, denn ihr Fuß ist etwas größer. Hier reichen 4 Pro­zent zur Anpas­sung. Es ist also durchaus denkbar, durch Auswahl schöner Körner zu den römi­schen Maßen zu gelangen. [5] Sie müssen 3,1 Milli­meter dick und 8,6 Milli­meter lang sein, dazu nur wenig runder als ein normales Gersten­korn. Es bleibt aber dabei: Man kann eine Länge und ein Gewicht nicht anhand von Gersten­körnern defi­nieren. Selbst dann nicht, wenn man besonders schöne auswählt. Und das haben die Römer auch nicht getan.

Auf den ersten Blick sieht es mit 64,8 Milligramm bei den Englän­dern schlimmer als bei den Sume­rern aus, doch legen sie nur die Länge fest, wodurch die quadra­tisch ins Volumen einflie­ßende Dicke zur Anpas­sung zur Verfü­gung steht. Deshalb reicht es, Dicke und Raum­füllung um 11 Prozent zu vergrößern. Die engli­schen Körner wären zwar nicht ganz so stabförmig wie die sumeri­schen, doch wiegen sie einfach zuviel. Engli­sches Bier könnte vermuten lassen, die Körner seinen mit Wasser aufge­pumpt. Doch das senkte das spezi­fische Gewicht und würde die Körner noch volumi­nöser machen.

Was also bleibt? Als Längenmaß steht ein Gersten­korn für den sechsten Teil eines Fingers oder den dritten Teil eines Zolls. Im ersten Falle ist es die Gersten­korn­breite von etwa 3 Milli­metern, im zweiten die Gersten­korn­länge von etwa 8 Milli­metern. Die Bezeich­nung dieser Längen als Gerstenkorn geht auf die Abmaße wirklicher Körner zurück, deren Regel­mäßig­keit aber nicht ausreicht, um auch nur ein grobes Maß aus ihnen abzu­leiten. Und nur drei große, fette Gersten­körner wiegen ein Karat.

[1] Meilensteine der Längenmaße. Zollstockfreunde.
[2] Ich weiß nicht, ob es sich um Wunsch­denken handelt, wenn man wegen der Flächen­halbie­rung und -verdoppe­lung 1 rod, also 16,5 foot aus 12·sqrt(2) römi­schen Fuß abge­leitet hat. Dann wäre 1 foot gleich (8/11)·sqrt(2) pes. Sollte sqrt(2) mit 99/70 ange­setzt worden sein, dann entsprä­chen 35 foot genau 36 pes, meinet­wegen auch pedes.
[3] Acker: Kohlehydrat­reiche Lebens­mittel. Springer, 1967. S. 58
[4] Heute muß es wohl politisch korrekt Tausend­korn­masse und Hekto­liter­masse heißen. Und ein spezi­fisches Gewicht von 1,3 entspricht einer Dichte von 1300 Kilo­gramm pro Kubik­meter, wenn man noch vor dem Wort Masse­volumen­dichte zurück­schreckt.
[5] Es wird von mir ange­nommnen, daß die Römer in der Tradi­tion der Ägypter und Sumerer den Finger ebenfalls als sechs Gersten­körner breit gesehen haben. Aller­dings habe ich keine Bezeich­nung für 1/96 Fuß gefunden.

Metrisierung | Menschenmaß | Klafter | Wunschdenken | Megalithisches Yard

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Die Mannschaft
Ich bin ein Fußball­muffel, doch manches dringt auch an mein Ohr. Uwe Seeler, Gerd Müller, Günter Netzer, Oliver Kahn und Franz Becken­bauer erinnere ich noch. Gegen­wärtig geläufig sind mir noch Manuel Neuer aus der Werbung, Boateng durch Herrn Gauland und Özil wegen Erdogan. Gut, auch Gündogan kenne ich, doch erst seit seit der Zurschau­stellung seiner Ölfrisur mit selbst­gebatiktem Trikot für seinen Präsi­denten.

Natürlich muß ich mich auch an Fußball­diskus­sionen beteiligen und ließ mich zu der Einschät­zung hinreißen, der Auftritt von Özil mit seinem Präsi­denten sei dumm gewesen, da er nicht gerade weg vom Fenster, aber aus dem Herzen der Deutschen sei, wenn er nur eine mäßige Leistung zeige und/oder [1] Deutsch­land die Vorrunde nicht übersteht. Dann wird es nicht mehr egal sein, ob man die National­hymne mitsingt.

Kaum hatte ich das gesagt, regt sich mein türki­scher Kollege und Schweine­schnit­zelfan auf: Özil habe als Türke seinem Präsi­denten den Wunsch nicht abschlagen können. Und wieder einmal habe ich erfahren, wie schnell beson­nene Mitbürger an gewissen Punkten wie von der Tarantel gestochen reagieren. Bei den einen ist es der Glaube, bei den anderen der National­stolz, egal ob man in die Moschee geht oder Erdogan wählt.

So habe ich darauf verzichtet, die National­hyme anzu­sprechen, die natür­lich keiner mitsingen muß. Doch als National­spieler ist man gut beraten, wenig­sten den Mund zu bewegen, wo Spieler anderer Nationen zusätz­lich die Hand zum Herzen führen. [2] Und als Trainer ist man gut beraten, nicht nur von mentaler Stärke zu faseln, sondern auch den Zusammen­halt und die Identi­fikation mit der Nation zu fördern, für die man doch frei­willig spielt. Andern­falls ist man "nicht auf dem Platz".

Wenn andere singen, ist Özil im Gebet. [3] Wer es glaubt, wird selig, auch wenn es stimmt. Ausge­rechnet während der National­hymne, möglicher­weise zu einem fremden Gott. Die Fußball­fans, die diesem "toten Frosch" [4] dafür einen Teddy auf den Platz werfen, werden täglich weniger. Man soll zwar nicht plappern wie die Heiden, doch die National­hymne wäre eine gute Gelegen­heit, beim Gebet den Mund zu bewegen, um gleich­zeitig einen guten Eindruck zu machen. Diese Taqiya muß im Haus des Krieges doch erlaubt sein.

Es wäre unfair, alles hymnen­feind­lichen Spielern anzulasten. Auch ich bin schuld, der ich noch nie eine National­flagge rausge­hängt habe. Ebenso die vielen Fahnen­schwenker vom Sommer­märchen, die sich nun nicht mehr trauen. Ganz zu schweigen von denen, die Deutsch­land zu Acker­land machen möchten, wenn die Über­gabe an die PoC scheitert. Den Weg bereitet hat schon die Umben­neung der Natio­nalelf in "Die Mann­schaft", zumal andere uns schon früher so genannt haben sollen, weil ihnen die Wortbildungsfähigkeit der deutschen Sprache abgeht. [5]

[1] Der Schrägstrich zwischen und und oder oder und oder oder fiel mir vor vielen Jahren zeit­gleich mit dem vor innen auf. Wahr­schein­lich war damals die Zeit reif für eine vermeint­lich korrekte Sprache derer, die Logik und Frauen zu verstehen meinten und alles genau aus­drücken wollten.
[2] Ramin Peymani: Abpfiff für Schwarz-Rot-Gold. Achgut, 18.06.2018.
[3] David Herten: Mesut Özil redet Klartext: Darum singe ich die National­hymne nicht mit. Der Westen, 20.06.2017.
[4] Der Ball rollt, noch ist alles drin: Viel Spaß mit der WM in Russland? "Hart aber fair", ARD Mediathek. Ab 11:25 spricht Mario Basler vom toten Frosch.
[5] "La Mannschaft" für die Elf der Mangiapatate stört mich sowenig wie Krauts, Munich, Cologne oder Lower Saxony. Umgekehrt stehe ich auch zu Mailand, Bombay, Burma, Spaghettis und Frogs, die "La Mannschaft" erfunden haben. Ein typisch deutsches Wort wie Elf ohne Binde­strich, Leer­zeichen oder Stern zu Natio­nalelf zusammen­gesetzt für die nichts­sagende Bezeich­nung "Die Mannschaft" aus zwei Wörtern aufzu­geben, ist so dumm wie die Umbenen­nung der Zigeuner in "Sinti und Roma". Sowas setzt sich in der deut­schen Sprache nicht durch.

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Spiegelwärmer
Vor meinem geistigen Auge sehe ich immer noch die Horden von Italie­nern ihrern Sieg feiern. Vornehm­lich in hupenden Autos und mit ihrer Basi­likum-​Mozza­rella-​Toma­ten-​Flagge, die sie Trico­lore nennen und jedes Jahr am 7. Januar feiern. Ich nehme an, es war im Jahre 1982, denn an 2006 habe ich andere unan­genehme Erinne­rungen wie das sog. Public Viewing und die vielen schwarz-rot-gol­denen Fanar­tikel. Besonders Gir­landen und Auto­spiegel-​Über­zieher finde ich immer noch abartig. Wer heute noch mit sowas rumfährt, ist aber nicht mehr ein Arsch unter vielen, der einer schlichten Mode folgt, sondern weiterhin bereit, die deutsche National­flagge zu zeigen. Die meisten wohl aus über­mäßiger Begei­sterung für den Fußball ohne viel­fältige Gedanken. Daß es verglichen mit früher nur noch wenige sind, ist wohl mangeln­dem Selbst­bewußt­sein zu verdanken, das sich auch in Angst vor National­stolz äußert. Es würde mich nicht wundern, wenn Deutsch­land aus Respekt in der Vorrunde aus­scheidet.

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Megalithisches Yard
Archäologen graben nicht nur Scherben und Steine aus, sie wollen auch alte Schriften lesen und fragen sich, was unsere Vorfahren mit welchen Methoden und aus welchem Antrieb heraus gemacht haben. Nicht immer sind sie mit Antworten zufrieden, zumal die Welt voll von Spinti­sierern ist, die sich auf diesem Gebiet tummeln. Als Alexander Thom meinte, eine urzeit­liche Maßein­heit gefunden zu haben, stieß er nicht nur auf Zustim­mung. Er meinte, sie sei 2,715 eng­lische Fuß lang, denn die in sehr alten Bauwerken Abmes­sungen gingen angeb­lich aus diesem megali­thischen Yard [1] durch Verviel­fachung und Halbie­rung hervor.

Es mag eine solche Einheit wirklich schon mehrere Jahrtau­sende gegeben haben. Und es ist nicht unplau­sibel, daß sie Grund­lage der Nippur­elle wurde. Die Wiki­pedia nennt 8/5 dieser Elle. Das sieht unschön aus. Da aber eine Elle 30 und ein Fuß 16 Fin­ger besaß, waren es ein­fach drei Fuß, im besten Sinne also ein Yard oder deutsches Rohr. Natürlich kann man sich über die genaue Länge streiten:
82,5571 cm - von 366-Jüngern aus dem Pendel abgeleitet 
82,7532 cm - 2,715' nach Thom (halbes Klafter von 5,43')
82,9056 cm - 2,72' als grobe Näherung (für Numerolgen geeignet)
82,9360 cm - 5/8 des Bestwertes der Nippurelle von 51,835 cm
82,9460 cm - von 366-Jüngern aus dem Erdumfang abgeleitet
82,9666 cm - 2,722' mit verbesserter Statistik
82,9786 cm - 5/8 der 7-glatten Nippurelle von 51,8616 cm
Damit könnten alle zufrieden sein: Vor mehr als 4000 Jahren verbrei­tete sich ein Maß von etwa 83 Zen­timeter auf die gesamte alte Welt. Das verwun­dert nicht, denn auch damals konnte man Stäbe auf einen Milli­meter genau kopieren und hatte Jahr­hun­derte Zeit, sie auch mit weit entfernten Kulturen abzu­gleichen.

Spätere Abbildungen zeigen Herr­scher und Götter mit einem Stab und einem Ring, der wohl aus einem aufge­wickelten Seil besteht. Manchmal sieht es aus, als sei der Stab ein Nagel. Dessen Verwen­dung zur Entfer­nungs­messung liegt auf der Hand. Aber auch als Senkblei, weil das Seil am Kopf ohne eine Öse befe­stigt werden kann. Doch könnte alles auch wich­tigere, selbst Göttern nütz­liche Funk­tionen gehabt haben.

Nägel kann man präzise anein­ander setzen, um größere Strecken zu messen. Und sie sind leicht zu kopieren: Stellt man das Ori­ginal und zwei Kopien auf den Kopf und legt auf die drei Spitzen eine Ebene als Wasser­waage, dann sind kleinste Abwei­chungen zu erkennen, die man an den dünnen Spitzen ohne große Schmiede­leistung ausglei­chen kann. Es ist nicht zu sehr speku­liert, in den abgebil­deten Nägeln und Rohren den Göttern über­reichte Längen­einheiten zu sehen.

Die Griechen haben mit Zirkel und Lineal konstru­iert, obgleich sie doch genauer messen als zeichnen konnten. Und so werden auch unsere frühen Vorfahren nicht damit zufrieden gewesen sein, ein gebräuch­liches, aber willkür­liches Maß einfach zu kopieren und zu verbreiten. Sie werden ihm eine gött­liche Besonder­heit zuge­messen haben. Wo aber findet man in der Natur ein beson­deres und dazu noch genaues Maß? Nicht in Länge, Breite und Gewicht eines Gersten­kornes und damals auch nicht im Erdum­fang. [2] Das meinen nur Spinti­sierer, die auch vor einer numero­logischen Verbin­dung zum neuzeit­lichen engli­schen Zoll nicht zurück­schrecken. [3]

Wahrscheinlich weit vor der Zeit des Gudea war die Unabhän­gigkeit der Pendel­zeit vom unten angebrachten Gewicht bekannt. So könnte man nachts an einer geraden Fels­kante nach Norden geschaut haben. An ihr verschwand erst ein großer Stern, dann ein anderer. In der Zwischen­zeit wurde gependelt. Und wenn das Pendel die vorge­schrie­bene Anzahl von Ausschlägen absol­vierte, war dies die gesuchte heilige Länge. Ob es nun so war oder nicht, ohne schrift­liche Überlie­ferung werden wir es nicht heraus­finden.

Wenn man aber annimmt, daß diese Methode unseren Vorfahren zu will­kürlich, also nicht heilig war, dann muß eine andere gebräuch­liche oder zu konstru­ierende Zeitein­heit zugrunde gelegt worden sein. Ein ideales Pendel der metrolo­gischen Länge von 83,9786 cm schwingt in Mesopo­tamien (Sekunden­pendel von 99,225 cm) an einem synodischen Tag 94480 mal. Unterstellt man die babylo­nische Teilung des Tages in 360 ges, so gab es 262 Aus­schläge in diesen vier Minuten. Das sieht nicht gut aus.

Halbiert man den Stab, sind es 371 Aus­schläge. Redu­ziert man auf den side­rischen Tag bleiben immer noch 370. Die Nähe zur Jahres­länge in Tagen ließ die Spinti­sierer nicht ruhen. Statt 360 mal 371 Ausschläge pro Tag hätten es doch auch 366 mal 366, also 133956 sein können. Das megali­thische Yard aus der doppel­ten Pendel­länge wäre dann mit 82,5571 cm ein halbes Prozent kleiner, eine auch für bronze­zeitliche Verhält­nisse erheb­liche Diffe­renz. Auf jeden Fall aber läßt sich diese Gemeinde nicht darin beirren, daß im megali­thischen Zeit­alter der Kreis nicht in 360, sondern in megalithische 366 Teile geteilt wurde. [4]

Wie hätte ich als steinzeitlicher Astrologe gependelt? Ein Pendel an einem Seil wäre mir zu ungenau. Ich hätte einen Stab von viel­leicht 80 cm Länge, 10 cm Breite und 5 mm Dicke genommen und um eine Achse längs der Breite gependelt, wodurch die Pendel­zeit breiten­unab­hängig ist. Die Dicke bleibt ebenfalls ohne meßbaren Einfluß. Statt an sich verdril­lenden Seilen aufzu­hängen, hätte ich kurze Drehachsen "angelötet" und bald festge­stellt, daß die Pendel­geschwin­digkeit maximal ist, wenn die Dreh­achse etwa 21 Prozent vom Stabende entfernt ist. Dort schlagen auch Ungenauig­keiten am gering­sten auf die Zeiten durch. Nachdem ich die Drehachse an beiden Enden ange­bracht hatte, wurden die Ergeb­nisse noch besser, weil dadurch Schwer­punkt und Trägkeits­radius sich gegenüber einem schlichten Stab nicht verän­derten, was ich aber nicht wußte. Trotz allem wäre ich nicht auf das megali­thische Yard gekommen. Ein Stab dieser Länge hätte 137608 mal pro Tag ausgeschlagen. Eine Zahl, mit der man nichts anfangen kann.

Wahrscheinlich hätte ich gleich einen Körper mit weniger Freiheits­graden genommen, zum Beispiel eine Stein­scheibe mit Radius r, deren Achse an einem Seil der Länge k·r pendelt. Die Zahl der Ausschläge in einem sideri­schen Jahr wäre 86164,1 geteilt durch die Wurzel aus (r/s)·(k+1/2k), worin s=0,99225m die Länge des Sekunden­pendels ist. Für einen Radius r von einem metrolo­gischen megali­thischen Yard ist r/s=1568/1875. Windet man ein Seil um den Stein und hängt ihn an der halben Seillänge auf, so ist k=π und es kommt zu 51862 Aus­schlägen am Tag. An einem 360-stel Tag sind es fast genau 144=12·12. Das könnte mir als Astrologe der Steinzeit gefallen haben, obwohl darin noch blöde Seile vorkommen, die Riesen­gewichte zu tragen haben. Auch das ist wohl ins Reich der Rado­sophie zu verweisen, obgleich man neben Stab und Ring einen Stein mit Seilen finden kann. [5]

[1] Manche sprechen von einer megali­thischen Elle wegen der Bezie­hung zur uralten Nippur-Elle. Außerdem wurde alles von 30 bis 120 Zen­timeter gerne Elle genannt. Auf der Suche nach einem deut­schen Wort für Yard kommt man auf Stab, Rohr, Rute, Gerte. Doch habe ich keinen Stab unter einem Meter gefunden, Rohr steht eher für ein Klafter, die Rute ist zumeist noch größer, und die namens­verwandte Gerte (gerd) ist veraltet, ungebräuch­lich, mißver­ständlich und in der Länge eben­falls stark schwan­kend.
[2] Egal, ob damals bereits erkannt oder erst später bemerkt: Der Erdum­fang mißt ziemlich genau 360·360·1000 kyre­naische Fuß. Da ein megali­thische Yard aus 8/5 Nippu­rellen oder 14/5 römi­sche Fuß und damit 336/125 kyre­naische Fuß besteht, bilden ungefähr 360·360·372 megali­thische Yard den Erdum­fang. Das ist ein Geschenk an die 366-Gemeinde, um den Erdum­fang als 360·366·366 megali­thische Yard zu sehen. Aus 40.000 Kilo­metern ergäben sich 82,9460 Zen­timeter.
[3] The Megalithic System. Zusammenhang mit dem Erdumfang und die abenteuerliche Verbindung von Monatslänge (29,53d) Differenz von Sonnen- und Mondjahr (10,87d) mit dem englischen Fuß (MY=2,72') gemäß 29,53/10,87=2,72.
[4] Robert Lomas: The Mystery od the Megalithic Yard Revealed. Darin eine aben­teuer­liche Beschrei­bung, wie Steine aufge­stellt werden können, um ein eigenes megali­tisches Yard herzu­stellen.
[5] The Sun God Tablet. Briti­sches Museum. Da war die Stein­zeit aber lange vorüber und die Bronze­zeit neigte sich dem Ende zu.

Venti | Lsd | Metrisierung | Score | Hohlmaße | Menschenmaß | Klafter | Wunschdenken

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Wunschdenken
Es ist sicherlich Wunsch­denken dabei, wenn die Sumerer einen Bogen­grad auf der Erdoberfläche mit 700 Stadien zu 600 Gudea-Fuß vermessen haben sollen. Ob Eratos­thenes dann mit 600 Stadien zu 600 kyre­naische Fuß erneut gemessen hat, sei dahin­gestellt. In beiden Fällen ergibt sich ein Erdumfang von 40.008±80 Kilo­meter. [1]

Zurecht kann bezweifelt werden, daß 7 Gudea-Fuß exakt 6 kyre­naische Fuß umfassen. [2] In der nun vergan­genen Realität wird das nicht auf vier Stellen genau der Fall gewesen sein, doch war es wohl so gedacht. Heute kann eine Abwei­chung von diesem glatten Verhält­nis 7:6 nicht mehr festge­stellt werden. Es steht aber zu vermuten, daß durch den Faktor 7/6 die unschönen 700 Stadien für einen Bogen­grad zu übli­chen 600 gemacht werden sollten.

Grundsätzlich ist Vorsicht mit einfachen rationalen Verhält­nissen geboten. Sie werden mit der Genauig­keit antiker Maße von 5 Pro­mille auch zufällig getroffen. Der engli­sche Fuß ist genau 30,48 und der franzö­sische 14400/443,296=32,484 Zen­time­ter lang. Ihr Verhält­nis bestimmt sich zu 1-1/16,2. Deshalb sind 15 pied ungefähr 16 foot. Die Abweichung beträgt nur 1 Pro­mille.

Wären der französische und englische Fuß antike Maße, die nur noch in wenigen Bauten und Statuen überlebt hätten, würde man wohl ein Verhält­nis von 15 zu 16 als beab­sichtigt annehmen, sofern zwischen Frank­reich und England ein Zusammen­hang über­liefert wäre. Und sollte es nicht so sein, dann ist 15 zu 16 eine Umrechnung, die nicht schlechter ist als andere.

Man würde auch versuchen, den franzö­sischen und den engli­schen Fuß in Beziehung zu anderen antiken Maßen zu setzen. Zum Beispiel zum römi­schen Fuß mit etwa 29,613±0,050 Zen­time­ter. Sein Verhält­nis zum englischen Fuß wäre 1-1/(35,1±2,1). Das führt auf 35 zu 36, als einziges 7-glattes Verhält­nis im Bereich der Meß­genauig­keit. Man machte keinen zusätz­lichen Fehler, dies anzu­setzen.

Aber der englische und der französische Fuß sind halbwegs moderne Maße hoher Genauig­keit und nicht in einem ratio­nalen Verhält­nis zu einem antiken Maß gedacht oder reali­siert. Sie gestatten auch keine Rück­rechnung auf antike Maße, die zum Teil aus sehr wenigen Arte­fakten ermit­telt sind. Nimmt man allerdings die vermeint­lich ratio­nalen Verhält­nisse unter ihnen ernst, so liegen insgesamt doch sehr viele Daten vor, weshalb die grob ins Metall gehauene Nippur-Elle nach [3] recht genau mit 51,835±0,02 Zen­time­ter anzu­setzen ist.

Metrologen bevorzugen 7-glatte 518616 Mikro­meter für die Länge der Nippur-Elle [4] und liegen damit näher am wahren Wert von etwa 51,85 Zen­time­ter der einen in Istanbul ausge­stellten Nippur-Elle. [5] Die aber kann von der gedachten oder wirklich einmal existenten Ur-Elle abweichen, weshalb ich den rückge­rechneten Werten eher vertrauen würde als einem einzel­nen krummen Stück Eisen.

Es gibt gute Gründe für die Annahme, daß die klein­zahligen Verhält­nisse zumin­dest inten­diert waren. Abgesehen von den wenigen Fällen, da man ein neues Maß aus der Natur abzu­leiten versuchte, hat man immer wieder alte Maße neu geteilt. Normaler­weise bestand ein Fuß aus 16 und eine Elle aus 30 Fin­ger­breiten. Hat man zum Beispiel einen Fuß auf 20 Fin­ger ausge­dehnt und später wieder in 16 geteilt, wurden alle Maße um den Faktor 5/4 größer. Besonders variabel war die Elle. Sie wurde gern als andert­halb oder zwei Fuß gesehen, aber auch in 28 statt 30 Fin­ger geteilt.

Da man schon sehr früh auch dezimal rechnete, kam auch die Zahl 10 ins Spiel. So meinte Gudea, ein Klafter sollte 100 statt 96 Fin­ger haben. Der Erdfuß entstand aus dem Wasser­fuß, indem man ihm nur noch 10 statt 12 Zoll zumaß. Ein Zoll oder Daumen­breit war der zwölfte Teil des Fußes und drängte im Laufe der Jahr­tausende den Finger in den Hinter­grund. Wenn ein Engländer ihn über­haupt noch kennt, dann als digit oder nail von einen drei­viertel Zoll. Der englische finger ist mit 7/8 Zoll dicker.

Sehr interessant ist das Verhält­nis 50/49 von verschiedenen großen Königs­ellen zu ihren Normal­ellen. Das wird auf 5^2+5^2=50≈49=7^2 zurückgeführt. Ein Qaudrat von 5 mal 5 Normal­ellen hat eine Diago­nale von 7 klei­nen Königs­ellen, die um etwa 1 Prozent größer sind. Und ein Quadrat von 5 mal 5 kleinen Königs­ellen hat eine Diago­nale von 7 großen Königs­ellen. Sie über­steigen die Normal­elle um den Fak­tor 50/49. Ich finde das etwas konstru­iert.

[1] Die Schwereformel liefert für den 30. Breiten­grad sehr genau die von [3] angege­benen 99,225 cm für das Sekunden­pendel. Umfaßt es zwei reale Gudea-Ellen, bilden 16/60 davon den realen Gudea-Fuß von 26,46 cm. Mit 360*700*600 multi­pliziert ergeben sich 40.007.520 m für den Erd­umfang.
[2] Wenn der kyrenaische Fuß 7/6 reale Gudea-Fuß mißt und sich mit dem Faktor 25/42 aus der mesopo­tami­schen Nippur­elle ableitet, muß diese (7/6)/(25/42)=49/25 reale Gudea-Fuß umfassen, also 51,8616 cm lang sein, sofern die 26,46 cm aus [1] exakt sind.
[3] Rolf C. A. Rottländer: Genauigkeit vormetrischer Längen­einheiten.
[4] 518616=2^3*3^3*7^4 kann mehrfach durch 3 und 7 geteilt werden. Diese angenehme 7-glatte Zahl ergibt sich auch aus der Rechnung in [2]. Die "wahre, gemes­sene, rückge­rechnete" Länge der mesopo­tami­schen Nippur­elle liegt laut [3] bei 518350 μm. Der Unterschied von einem halben Promille bleibt klar im Bereich der allge­meinen Schwan­kungs­breite.
[5] The measures of the Nippur cubit. Interna­tional Bureau for hexa­dezimal metro­logy. Sie glauben ernst­haft, hexade­zimale Maße, Gewichte und Zeiten durch­setzen und ganz nebenbei den Null­meridian nach Florenz verschieben zu können.

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Klafter
Ein Klafter ist den meisten fremd, einige werden an ihr Holz vor der Hütte denken. Als Längen­maß leitet es sich von der Spann­weite ausge­streckter Arme ab und mißt um 1 Meter 80. Relativ viel für einen mitt­leren Mann von 1 Meter 73. Fast immer ist ein Klafter genau 6 Fuß lang. Der Fuß ist zwar eine überall vorkom­mende und recht eindeu­tige Längen­einheit, als Maßstab an der Wand aber wurden lieber Ellen abge­bildet. Und für genau­ere als kauf­männische Zwecke gab es Stäbe in Klafter­länge. Die sind über die Jahrhun­derte gerne verbogen, beschä­digt und sogar gestohlen worden, unter­lagen also einer leichten Schwan­kung.

Als man sich 1799 von dem Wahn verab­schiedete, das Meter aus dem Erdum­fang abzu­leiten, wurde das Urmeter mit der verläß­lichsten Kopie des franzö­sischen Klafters, der im Südame­rika verwen­deten Toise du Perou vergli­chen. Später hieß es Toise de Paris, also einfach Pariser Klafter. Ein Meter besteht seither aus 443,296 Pariser Linien, die auch außerhalb Frank­reichs Standard für Präzions­messungen waren. Da ein Klafter aus 6 mal 12 mal 12, also 864 Linien besteht, hatte das französiche Klafter eine Länge von 1,95 Meter, weit mehr als ein normaler Franzose umspannen kann.

Die Nähe zu zwei Metern verführte zur Toise usuelle von genau zwei Metern. Eine unselige Entschei­dung, weil der ebenso über­flüssige metrische Fuß genau 30 Zenti­meter und damit eine Toise metrique genau 1 Meter 80 mißt. Ebenso unan­genehm ist die Länge der See­meile zu etwa 1000 Klaf­ter und die damit verbun­dene Gleich­setzung von Klafter und Faden, dem tausend­sten Teil eine See­meile. Das gleiche gilt für die Verwech­selung von Kabel­längen von einer zehntel Seemeile mit 100 Klaftern, in Großbri­tannien 608 bzw. 600 Fuß.

Wäre ich mit einem neuen Maß auf der Basis des Erdum­fanges betraut worden, hätte ich als Klafter eine tausend­stel See­meile genommen. Faden und Klafter wären mit 1,852 Meter gleich lang geworden. Daraus hätte sich ein Fuß zu 30,87 Zenti­meter ergeben, der sehr genau dem kyre­naischen Fuß entspricht. Wie beim Meter wären Abwei­chungen vom Ideal festge­stellt worden. Deshalb hätte eben­falls die Verkör­perung meines Klaf­ters das genaue Maß gebildet, bis dann die Licht­geschwin­digkeit beispiels­weise mit 161857498 Klaf­ter pro Sekunde fest­gelegt worden wäre.

Viele glauben noch heute an eine flache Erde. Verbreitet ist die Vorstel­lung, man hätte bis in die Neuzeit die Erde für eine Scheibe gehalten. Das ist falsch. Man sah sie nur als Mittelpunkt der Welt, die Kugel­form war schon viele Jahr­tausende bekannt. Zur Umfangs­bestim­mung mußte man nur solange nach Norden latschen, bis der Polar­stern einen Bogen­grad höher stand. Diese Entfer­nung von 111 Kilo­metern mißt 600 Stadien zu 600 kyre­naischen Fuß zu 30,87 Zen­timeter. Das sind 40.008 Kilo­meter.

Da in die Erforschung antiker Maße nicht nur Messungen, sondern auch Wünsche einfließen, könnte der kyre­naische Fuß aus dem heute gut bekannten Erdumfang rückge­rechnet sein. Möglicher­weise wurde er nur gebildet, weil der Erdum­fang von 360*700*600 realen Gudea-Fuß nicht so schön aussah. Da aber eine chal­däische Para­sange aus 70 Stadien zu 600 Gudea-Fuß zu 26,55 Zen­timeter eine Länge von 11,113 Kilometer hatte, ist davon auszu­gehen, daß bereits weit vor den Griechen der Erdum­fang ziem­lich genau bekannt war.

Während Eratosthenes, der nicht den Winkel am Sternen­himmel gemessen, sondern sich am Sonnen­licht orien­tiert haben soll, möglicher­weise von den Sume­rern abgekup­fert hat oder der kyre­naische Fuß mit Blick auf ein schönes Ergebnis sich nur großer Beliebt­heit bei wenig Bedeu­tung im Alltag erfreute, ist der Gudea-Fuß über diese Anfech­tungen erhaben, sofern er tasäch­lich aus dem Sekunden­pendel abge­leitet wurde. Das ist im süd­lichen Gebiet des letzten Golf­krieges auf dem 30. Brei­ten­grad etwa 99,225 Zen­timeter oder genau zwei reale Gudea-Ellen zu je 30 Finger lang, wovon 16 den realen Gudea-Fuß von 26,46 Zen­timeter bilden.

Möglicherweise hatte man bereits damals erkannt, daß der tausend­ste Teil eines Bogen­grades auf der Erde ziemlich genau 7*16=112 Sekun­den­pendel lang ist, es für keinen Zufall gehalten und sich im Bestreben bestä­tigt gesehen, das Maß­system aus gött­lichen Gegeben­heiten abzu­leiten. Und da man selbst vor 200 Jahren noch meinte, die Längen­einheit an der Erde ausrich­ten zu müssen, hätte man statt des Urmeters auch ein vernünf­tiges Urklafter bilden können. Dann wäre die See­meile nicht 1852 Meter, sondern einfach 1000 Klafter lang. Sollte wider Erwarten der Meter dereinst durch eine neue Einheit ersetzt werden, dann ist aber nicht mehr das Klafter die beste Wahl, eher der Lichtfuß von 29,9792548 Zen­ti­meter.

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