Gummiboote
Jeder Nordsee­urlauber weiß, daß man nur mit einem Schwimm­ring bewaffnet der Flut nicht kilo­meterweit entgegen­läuft oder sich mit einem Schlauch­boot Richtung Helgo­land aufmacht. So hatte ich zunächst den Opti­mismus bewundert, wenn segel­unkundige Nicht­schwimmer sich in einem schwab­belnden Gummi­boot ohne Antrieb außer Sicht­weite der Küste auf dem Mittel­meer herum­trieben, das Odysseus nur mit Mühe bezwingen konnte.

Auch Hadmut Danisch [1] fragte sich, wie man ohne Motor und Benzin 12 See­meilen vor der afrika­nische Küste treibend nach Italien, Malta oder auch nur zurück nach Afrika kommen will. Ich muß vermuten: Die Flücht­linge sind nicht dumm und lassen sich auf hoher See nur aussetzen, weil viele vor ihnen Europa erreichten, denn wer als Schlepper dauer­haft erfolg­reich sein will, der möchte keine gestran­deten Leichen sehen. Er wartet ruhige See ab und schleppt einen mit Menschen gespickten Gummi­schlauch vor ein gechar­tertes Rettungs­schiff.

Wer sollche Gedanken äußert oder nur die Sinn- bzw. Ehren­haftig­keit dieses Wirt­schafts­touris­musses anzwei­felt, muß mit Gegen­wind rechnen, auch wenn es wie im Falle Mariam Lau [2] nur eine geistige Übung war, um die Kontra-Spalte der Zeit zu füllen. Den trotzdem reflex­haft geifernden Gutmen­schen kann ich nur raten, sich für ein huma­neres Vorgehen einzu­setzen: Kreuzfahrt­schiffe, die in Libyen Urlauber aufnehmen und in Hamburg sicher anlanden, wo sie dann Asyl beantragen. [3] Woran scheitert das? Am Fehlen von Wasser­leichen oder an gutmensch­lichen Bürgen?

[1] Hadmut Danisch: Flüchtlingsschlauchboote im Faktencheck. "Hadmut Danisch - Ansichten eines Informatikers", 15.07.2018.
[2] Wolfgang Röhl: Der Fall Mariam L.: Amok in der "Zeit"-Gemeinde. Achgut, 18.07.2018.
[3] Kreuzfahrten westliches Mittelmeer. Aida. "Hier erleben sie an Bord und an Land die pure Reisevielfalt". Vor Jahren wäre es noch Reiselust gewesen.

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Wegen wachsender Nachfrage bietet ein chine­sisches Unter­nehmen einfache schlapp­rige Schlauch­boote an. Auf Wunsch mit Schwimm­westen, Sitzen, Luft­pumpen, vielleicht sogar mit Motor und Benzin­tank. Alles deka­denter Schnick­schnack, auf den Flücht­linge verzich­ten können. Alle schwimmen wie ein Fisch im Wasser, daß sie sich für die Kamera fröhlich auf den Schlauch setzen wie Urlauber auf eine Gummi­banane. Daß die Boote prak­tisch nicht unter­gehen und bei totalem Luft­verlust der Holz­boden immer noch schwimmt, nützt bei ordent­lichen Seegang oder großer Entfer­nung zum Land dennoch sehr wenig.

Ein überlanges Gummi­boot für Flücht­linge heißt auch Dingi, das in kürzerer Bauweise und besserer Ausfüh­rung gerne als Beiboot genutzt wird. Und so war und ist wohl auch die Haupt­verwen­dung auf der Mittel­meer­route. Zunächst fuhr man Flücht­linge über das Meer und setzte sie vor der Küste Europas ab. Nachdem viele Schlepper­boote zerstört wurden, verklappt man sie kurz hinter afrika­nischen Hoheits­gewässern vor ein ankerndes Rettungs­schiff. Dafür benötigt man bei ruhiger See weder Schwimmwesten noch Proviant oder Motor mit Benzin.

Als ich mich im Internet nach dem Benzin­verbrauch erkun­digen wollte, las ich sofort von den Angebern, deren Boote ganz, ganz wenig Benzin verbrennen und die Umwelt echt schonen. Da verwun­dert der gutmensch­liche Leicht­glaube nicht, man könne wie ein schnit­tiges Sport­boot die 300 Kilo­meter von Libyen nach Italien mit 200 Litern Benzin binnen eines Tages bewältigen. Wenn ich die Flücht­lings­bananen sehe, dann sind mindestens fünf Tage und 1000 Liter Benzin nötig. Nur bei ruhiger See, denn bei Sturm ist so und so alles für die Katz. Odys­seus benö­tigte 10 Jahre.

[1] Florian Rötzer: Chinesische Hersteller bieten "hochquali­tative Flücht­lings­boote" an. Telepolis, 10.08.2017.

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Mit zunehmendem Alter bildet man sich häufiger ein, genau das gleiche schon früher gehört oder gesehen zu haben. Als ich in [1] von einer aus dem Mittel­meer geret­teten Frau samt zweier Leichen an Bord las, vermutete ich eine aufge­wärmte alte Geschichte. Wahr­schein­lich war sie nur ähnlich.

Es wird angenommen, die libysche Küsten­wache habe die drei zurück­gelassen, weil sie die Rückkehr nach Libyen verwei­gerten. Das ist in Ordnung, wenn es außer­halb ihrer Hoheits­gewässer geschah. Natürlich weiß ich nicht, ob die Libyer für die drei keinen Notruf abge­setzt haben oder Hilfe nur zu spät kam.

Daß die gerettete Frau an Unter­kühlung leidet, kann ich nachvoll­ziehen. Das ginge mir allein oder in einem über­füllten Gummi­boot nicht anders. Warum sie aber dehy­driert war, leuchtet mir nicht unmit­telbar ein, denn die übrigen nach Libyen zurück­gekehrten Schiff­brüchigen haben doch sicher­lich genug Wasser zurück­gelassen. Oder hatten sie nur private Feld­flaschen bei sich, weil sie mit einer unmittel­baren Rettung rechneten?

In der Spiegelgeschichte [1] steht auch, daß binnen zweier Tage 549 aus 30 Booten gerettete Flüchtlinge in Spanien eintrafen. Beunruhigend ist nicht die Zahl 549, sondern die 30. Wenn derat viele seeuntaugliche Boote ohne Notrufsender auf dem Mittelmeer dümpeln, dann verwundern ausgekühlte und über Bord gespülte Menschen eigentlich nicht. Wie will man diese vielen Boote vollständig abarbeiten?

Im bei­gefügten Film faßt der Kapitän des einzig hochsee­taug­lichen Bootes der libyschen Küsten­wache das Problem zusammen: "Früher mußten sie 200 Meilen nach Lampe­dusa fahren, jetzt nur noch 12 Meilen". Er nennt es Taxi-Service für Flücht­linge. Als ein Boot der libyschen Küsten­wache knapp den Bug eines Rettungs­schiffes kreuzt, wird deutlich, wie beide Seiten im Recht oder Unrecht sind. [2] Das deutsche Schiff hatte Vorfahrt, doch das libysche Schiff den inter­natio­nalen Rettungs­auftrag.

[1] Rettungsschiff mit Überle­bender und Leichen erreicht Mallorca. Spiegel Online, 21.07.2018.
[2] Lustig finde ich, daß sich die Deutschen in deutscher Sprache bei den Libyern beschweren. Gestellter Funk­verkehr für zwei deutsche Fernseh­teams auf beiden Schiffen. Haben sie den Beinahe­zusammen­stoß auch inszeniert? Ebenfalls lustig die Werbung der KfW, die Schulen in Afrika baut, in denen jeder gerne "sitzen" bleibt.

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Je edler das Gemüt, desto grenzenloser die Scham­losigkeit, mit Flücht­lingen Geld zu verdienen oder den eigenem Ruhm zu mehren. Ai Weiwei hat sich mit einem überdimen­sionierten Flücht­lingsboot eine Kathe­drale gebaut und Reliquien­händler nähen aus Gummi­booten Hand­taschen. Es fehlen noch Leder­schuhe aus Wasser­leichen.

[1] Elizabeth Grenier: Ai Weiwei zeigt riesiges Flücht­lings-Schlauch­boot in Prag. Deutsche Welle, 16.03.2017.
[2] Vincent Halang: Flüchtlings­boote zu Taschen. Enorm-Magazin.

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