Heute Zwerg, morgen Riese
wuerg, 21.01.2018 19:30
Es mag sein, daß man als Juniorpartner einer großen Koalition überzeugen kann und die nächste Wahl gewinnt. Zumindest letzteres ist der SPD mehrfach mißlungen. Vor vier Jahren wurde die Gelegenheit einer Linkskoalition vergeben. In der hätte man die eigenen Vorstellungen sogar übererfüllen können. Nun sehen sich einige wieder in der Pflicht, den rechnerischen Willen der Wähler umzusetzen. Andere pfeifen auf deren Undankbarkeit und hoffen auf eine Erneuerung in der Opposition, wodurch langfristig weit mehr sozialdemokratische Vorstellungen umsetzbar sind als durch kurzfristige Kompromisse. Ob man sich nach Neuwahlen von 17,5 statt 20,5 Prozent hocharbeiten muß, ist nur ein gradueller Unterschied.
„Heute einmal ein Zwerg sein, um künftig wieder Riesen sein zu können“ sagt der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert. Er räumt nicht nur mit dem Kevinismus auf, sondern auch mit den müden Genossen, die nur noch wenige Legislaturperioden überstehen müssen. Sie haben sich heute durchgesetzt und müssen nun der CDU /CSU noch ein paar Kleinigkeiten abringen. Es mag sein, daß auch die Gesamtpartei ihnen zustimmt, weil sie mehrheitlich das Risko und die Verantwortung scheut. Ich wäre für Neuwahlen. Dann kann der Wähler seinen Willen erneut kundtun und ihn auch der SPD aufzwingen, indem sie klar in die Regierungsverantwortung gewählt wird. Ohne die ist sie als Partei nur ihren Mitgliedern verpflichtet.
Martin Schulz tut mir leid, doch hat er seinen Zug selbst gebremst. Er war zu anmaßend und nachgiebig zugleich, mehr europäischer Bürokrat als großer Visionär. Aber so ist das im Leben. Nicht jeder kann nach oben kommen. Dazu genügt ein Blick auf seine Vorgänger. Im Falle von Neuwahlen stünden auch andere Spitzenpolitiker zur Disposition: Angela Merkel, Horst Seehofer, Frauke Petry. Nur die Grünen werden einfach weitermachen, die FDP vielleicht auch. Für eine mehrheitsfähige Parteienlandschaft ist nicht nur Personal zu wechseln. Es müßte wieder auf das Volk gehört werden. Dann gehören nicht nur DKP, NPD, FDP und die Piraten der Geschichte an, sondern auch die AfD.
9,8% | Von Brandt bis Nahles
„Heute einmal ein Zwerg sein, um künftig wieder Riesen sein zu können“ sagt der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert. Er räumt nicht nur mit dem Kevinismus auf, sondern auch mit den müden Genossen, die nur noch wenige Legislaturperioden überstehen müssen. Sie haben sich heute durchgesetzt und müssen nun der CDU /CSU noch ein paar Kleinigkeiten abringen. Es mag sein, daß auch die Gesamtpartei ihnen zustimmt, weil sie mehrheitlich das Risko und die Verantwortung scheut. Ich wäre für Neuwahlen. Dann kann der Wähler seinen Willen erneut kundtun und ihn auch der SPD aufzwingen, indem sie klar in die Regierungsverantwortung gewählt wird. Ohne die ist sie als Partei nur ihren Mitgliedern verpflichtet.
Martin Schulz tut mir leid, doch hat er seinen Zug selbst gebremst. Er war zu anmaßend und nachgiebig zugleich, mehr europäischer Bürokrat als großer Visionär. Aber so ist das im Leben. Nicht jeder kann nach oben kommen. Dazu genügt ein Blick auf seine Vorgänger. Im Falle von Neuwahlen stünden auch andere Spitzenpolitiker zur Disposition: Angela Merkel, Horst Seehofer, Frauke Petry. Nur die Grünen werden einfach weitermachen, die FDP vielleicht auch. Für eine mehrheitsfähige Parteienlandschaft ist nicht nur Personal zu wechseln. Es müßte wieder auf das Volk gehört werden. Dann gehören nicht nur DKP, NPD, FDP und die Piraten der Geschichte an, sondern auch die AfD.
9,8% | Von Brandt bis Nahles
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wuerg,
01.02.2018 21:56
Nachdem Sandra Maischberger sich vor 14 Tagen im Gespräch mit Sebastian Kurz vergeblich für den Fernsehpreis beworben hatte und ich sie letzte Woche gelangweilt abschaltete, habe ich mir gestern ihre Diskussionsrunde zur sog. Groko angesehen. Die CDU hatte es schon gar nicht mehr nötig, einen Teilnehmer zu schicken, weil nur SPD und CSU sich einigen müssen und der verhandelbare Bereich sehr eng ist. Vom großen Wurf haben sich alle verabschiedet. Es geht eigentlich nur noch darum, für die SPD einen Brosamen vom Tisch fallen zu lassen, damit die Basis das Maul hält. Deshalb sagte Joachim Herrmann schon so gut wie nichts mehr. Und Ralf Stegner mußte in seiner bekannt unbeherrschten Art Kleinigkeiten als Erfolge verkaufen.
Für die SPD sieht auf kurze Sicht jede Entwicklung schlecht aus. Das ist der Lohn für Verfehlungen im Wahlkampf. Statt wirkliche Verbesserungen für die sog. kleinen Leute zu fordern, gar ein Linksbündnis ins Auge zu fassen, wie Sahra Wagenknecht es gestern wieder ins Spiel brachte, hat man sich auf Kleinigkeiten beschränkt und von einer vermeintlich linken Flüchtlingspolitik nicht verabschiedet. Es wäre so leicht gewesen, die CDU mit Angela Merkel im Flüchtlingsregen stehen zu lassen.
Auch gestern wurde die Flüchtlingspolitik nur deshalb nicht vollständig verdrängt, weil auch Alexander Gauland eingeladen war. Der lehnte sich zurück und sah sich das Theater an. Für ihn wären Neuwahlen am besten, ist doch mit einem kräftigen Zuwachs der AfD zu rechnen, nachdem das Ansehen der Flüchtlinge von Tag zu Tag schwindet und allensfalls die Linke Anstalten macht, sich vom Dusel zu verabschieden. Wenn ich gegen die Groko stimmen werde, dann nicht um Herrn Gauland einen Gefallen zu tun, sondern weil ich einer großen Koalition nicht zutraue, irgendetwas zum Besseren zu wenden, weshalb spätestens nach vier Jahren das Dilemma das gleiche sein würde.
Mein einziges Bedenken ist, daß auch rechnerisch keine Jamaika-Koalition mehr möglich ist, die SPD also mit weniger Gewicht im gleichen Dilemma stecken wird. Allerdings mit neuen Leuten in der Führung von SPD und CDU. Die SPD könnte wirklich linke Positionen auch ohne Stegner umsetzen, wenn sie der CDU/CSU erlaubt, das Flüchtlingsproblem zu lösen. Vier Jahre lang könnte die SPD so tun, als ließe sie den Koalitionspartner nur aus Staatsräson gewähren. Danach wären die Flüchtlinge zu Hause, die AfD bei 8 Prozent, mehrere Koalitionen denkbar, die Welt halbwegs wie früher.
Nachtrag: Markus Lanz gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingen, eben aber hat er aber eine Binsenweisheit wirklich ausgesprochen. Sinngemäß etwa: Ich habe das Gefühl, man kümmert sich um viele kleine Punkte, um über das große Thema Flüchtlinge nicht reden zu müssen.
Fernsehpreis | Maischberger | 9,8%
Für die SPD sieht auf kurze Sicht jede Entwicklung schlecht aus. Das ist der Lohn für Verfehlungen im Wahlkampf. Statt wirkliche Verbesserungen für die sog. kleinen Leute zu fordern, gar ein Linksbündnis ins Auge zu fassen, wie Sahra Wagenknecht es gestern wieder ins Spiel brachte, hat man sich auf Kleinigkeiten beschränkt und von einer vermeintlich linken Flüchtlingspolitik nicht verabschiedet. Es wäre so leicht gewesen, die CDU mit Angela Merkel im Flüchtlingsregen stehen zu lassen.
Auch gestern wurde die Flüchtlingspolitik nur deshalb nicht vollständig verdrängt, weil auch Alexander Gauland eingeladen war. Der lehnte sich zurück und sah sich das Theater an. Für ihn wären Neuwahlen am besten, ist doch mit einem kräftigen Zuwachs der AfD zu rechnen, nachdem das Ansehen der Flüchtlinge von Tag zu Tag schwindet und allensfalls die Linke Anstalten macht, sich vom Dusel zu verabschieden. Wenn ich gegen die Groko stimmen werde, dann nicht um Herrn Gauland einen Gefallen zu tun, sondern weil ich einer großen Koalition nicht zutraue, irgendetwas zum Besseren zu wenden, weshalb spätestens nach vier Jahren das Dilemma das gleiche sein würde.
Mein einziges Bedenken ist, daß auch rechnerisch keine Jamaika-Koalition mehr möglich ist, die SPD also mit weniger Gewicht im gleichen Dilemma stecken wird. Allerdings mit neuen Leuten in der Führung von SPD und CDU. Die SPD könnte wirklich linke Positionen auch ohne Stegner umsetzen, wenn sie der CDU/CSU erlaubt, das Flüchtlingsproblem zu lösen. Vier Jahre lang könnte die SPD so tun, als ließe sie den Koalitionspartner nur aus Staatsräson gewähren. Danach wären die Flüchtlinge zu Hause, die AfD bei 8 Prozent, mehrere Koalitionen denkbar, die Welt halbwegs wie früher.
Nachtrag: Markus Lanz gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingen, eben aber hat er aber eine Binsenweisheit wirklich ausgesprochen. Sinngemäß etwa: Ich habe das Gefühl, man kümmert sich um viele kleine Punkte, um über das große Thema Flüchtlinge nicht reden zu müssen.
Fernsehpreis | Maischberger | 9,8%
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wuerg,
22.11.2023 22:14
Anfang 2018 war ich noch Mitglied der SPD und stimmte gegen die große Koalition, weil ich mit Kevin Kühnert auf eine Regeneration der Partei in der Opposition hoffte. Er hat sich angepaßt, und ich habe mich ebenfalls verändert. Er ist heute bereit, den Notstand auszurufen, um Geld aus dem Fenster werfen zu können, das wir alle in den nächsten Jahrzehnten samt Zinsen zurückzahlen müssen. Und ich glaube von Tag zu Tag mehr, daß sich die Welt der Deutschen nur noch ohne jede Ampelpartei wieder normalisert. Vor fünf Jahren hoffte ich, gute Politik würde die AfD klein halten. Die Warnungen vor einem Rechtsruck verfingen noch. Ich habe danach zunächst die Linken und nach meinem Austritt sogar aus Mitleid wieder die SPD gewählt. In letzter Zeit hoffte ich auf Sahra Wagenknecht. Doch das sieht auch nicht gut aus.
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manhartsberg,
22.11.2023 23:04
Womit hatte Kühnert Sie überzeugt?
Du meine Güte!
https://www.welt.de/kultur/theater/plus248526486/Sahra-Wagenknecht-Sahra-war-zu-Gast-und-hat-an-mir-gesaugt-wie-ein-Vampir.html#Comments
Du meine Güte!
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wuerg,
23.11.2023 18:19
Er hat mich gar nicht überzeugt, wir waren lediglich einer Meinung. Und er kannte meine noch nicht einmal. Wir mußten im Wahlkampf 1917 nicht in die Zukunft schauen können, in der Lindner sagt, daß es besser ist, nicht zu regieren als falsch zu regieren. Und wir mußten auch nicht wissen, wie sehr die spätere Mißachtung dieser Weisheit nicht ihm persönlich, aber seiner Partei geschadet hat.
Die SPD hätte nicht regierungs- und postengeil in eine damals noch große Koalition einwilligen und sich lieber als Kritiker einer verfehlten CDU-Politik profilieren sollen. So ging es mit der SPD weiterhin bergab. Mit Andrea Nahles war mein Ende als Genosse gekommen.
Von Brandt bis Nahles
Die SPD hätte nicht regierungs- und postengeil in eine damals noch große Koalition einwilligen und sich lieber als Kritiker einer verfehlten CDU-Politik profilieren sollen. So ging es mit der SPD weiterhin bergab. Mit Andrea Nahles war mein Ende als Genosse gekommen.
Von Brandt bis Nahles
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