Von Brandt bis Nahles
wuerg, 09.02.2018 16:51
Willy Brandt war stolze 23 Jahre lang Vorsitzender der SPD. In dieser goldenen Zeit bin ich in die Partei eingetreten. Und zwar vor der Kampagne "Willy wählen", erkenntlich an meinem billigen hellblauen Parteibuch aus Pappe. Die auch damals mit dem Wind eingetretenen Genossen hatten bereits dunkelblaues Plastik. Heute sind sie wieder rötlich.
Nach Brandt vergingen 30 Jahre mit 12 Vorsitzenden in 13 Amtsperioden. Ohne die kommissarischen Kurzzeitvorsitzenden immerhin drei Jahre im Durchschnitt. Gefühlt sind es nur anderthalb. Kaum zu glauben, daß Sigmar Gabriel ganze sieben Jahre im Amt durchhielt. Er hat es abgegeben, um Außenminister zu werden, und stieg zum beliebtesten Sozialdemokraten auf. Für den seinerzeit nicht ernsthaft anvisierten Fall einer Regierungsbeteiligung sollte er Außenminister bleiben. Nun will Martin Schulz dieses Versprechen brechen.
Schlimmer noch: Martin Schulz darf sich auf Gabriels Ministerposten retten, weil er den Parteivorsitz freiwillig an Andrea Nahles abgeben will. Sie wird die erste Frau an der Spitze sein. Scharping, Schröder, Müntefering, Beck, Gabriel und Schulz pflastern ihren Weg. Oft wurde ich von moralisch überlegenen Grüninnenwählerinnen gefragt, warum ich denn noch nicht ausgetreten sei. Und ich habe immer geantwortet: Sobald Andrea Nahles Vorsitzende wird.
Meine Ehrennadel für 50 Jahre Mitgliedschaft habe ich bereits und die Abstimmung über die große Koalition werde ich noch mitgenommen haben, wenn es am Tage des geplanten Sonderparteitages soweit ist. Da freut sich das Finanzamt, muß es sich doch nicht mehr mit 260 Euro am Beitrag beteiligen.
Heute Zwerg, morgen Riese
Nach Brandt vergingen 30 Jahre mit 12 Vorsitzenden in 13 Amtsperioden. Ohne die kommissarischen Kurzzeitvorsitzenden immerhin drei Jahre im Durchschnitt. Gefühlt sind es nur anderthalb. Kaum zu glauben, daß Sigmar Gabriel ganze sieben Jahre im Amt durchhielt. Er hat es abgegeben, um Außenminister zu werden, und stieg zum beliebtesten Sozialdemokraten auf. Für den seinerzeit nicht ernsthaft anvisierten Fall einer Regierungsbeteiligung sollte er Außenminister bleiben. Nun will Martin Schulz dieses Versprechen brechen.
Schlimmer noch: Martin Schulz darf sich auf Gabriels Ministerposten retten, weil er den Parteivorsitz freiwillig an Andrea Nahles abgeben will. Sie wird die erste Frau an der Spitze sein. Scharping, Schröder, Müntefering, Beck, Gabriel und Schulz pflastern ihren Weg. Oft wurde ich von moralisch überlegenen Grüninnenwählerinnen gefragt, warum ich denn noch nicht ausgetreten sei. Und ich habe immer geantwortet: Sobald Andrea Nahles Vorsitzende wird.
Meine Ehrennadel für 50 Jahre Mitgliedschaft habe ich bereits und die Abstimmung über die große Koalition werde ich noch mitgenommen haben, wenn es am Tage des geplanten Sonderparteitages soweit ist. Da freut sich das Finanzamt, muß es sich doch nicht mehr mit 260 Euro am Beitrag beteiligen.
Heute Zwerg, morgen Riese
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wuerg,
09.02.2018 21:02
Zeitgleich mit meinem Beitrag hat Martin Schulz Einsicht gezeigt oder aus Angst vor weiteren Turbulenzen bzw. einem eindeutigen Mitgliedervotum auf das Außenministerium zugunsten von Sigmar Gabriel verzichtet. Nun tut mir der Führer des Schulzzuges leid, obwohl er an der Vollbremsung beteiligt war. Ich denke, er hofft auf einen Platz in der zweiten Reihe außerhalb der Schußlinie, aus der in Zukunft noch etwas zu machen ist.
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uwe sak,
13.02.2018 18:34
Hmm
Naja, ob Gabriel jetzt doch Außenmister bleibt ist auch keinesfalls sicher. Vielliechtz findet man Gabriel bald in der Wirtschaft und Martin geht zurück nach Brüssel und übernimmt einen Postenl als Kommissar.
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wuerg,
13.02.2018 23:29
Im ZDF-Politbarometer können die zehn wichtigsten Politiker bewertet werden. Diese Palette hat sich durch (willkürliche) Hinzunahme von Markus Söder erneut geändert, demnächst wird wohl Martin Schulz durch Olaf Scholz ersetzt. Es wäre mir angenehmer, es würden nur die beliebtesten zehn aus einer größeren Palette angezeigt. Dann bliebe nämlich Sigmar Gabriel selbst ohne Ministeramt lange Zeit Stachel im Fleisch. Vielleicht würde auch Alexander Gauland unter die ersten zehn kommen. Aber das will das ZDF natürlich nicht.
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wuerg,
13.02.2018 23:02
Heute ist Martin Schulz zurückgetreten und Olaf Scholz mit der kommissarischen Parteiführung beauftragt worden, nachdem es rechtliche Bedenken gegen Andrea Nahles gab, die nicht dem Kreise der Stellvertreter angehört und auch nicht anstelle von Martin Schulz kooptiert werden konnte. Hinzu kamen inhaltliche Bedenken mit Blick auf die Befragung der Mitglieder, die derart selbstherrliche Entscheidungen nicht mögen.
Damit ist ein Dilemma an mir vorübergegangen, weil ich doch mit Andrea Nahles austreten, aber noch gegen eine große Koalition stimmen wollte. Ich hätte mich darauf zurückziehen müssen, daß eine Bestellung von Andrea Nahles rechtswidrig gewesen wäre. So kann ich noch unbeschwert bis Anfang April Mitglied bleiben. Vielleicht gibt es ja auch ein Wunder, und ein anderer wird Vorsitzender. Das kann bei der SPD ganz schnell gehen.
Damit ist ein Dilemma an mir vorübergegangen, weil ich doch mit Andrea Nahles austreten, aber noch gegen eine große Koalition stimmen wollte. Ich hätte mich darauf zurückziehen müssen, daß eine Bestellung von Andrea Nahles rechtswidrig gewesen wäre. So kann ich noch unbeschwert bis Anfang April Mitglied bleiben. Vielleicht gibt es ja auch ein Wunder, und ein anderer wird Vorsitzender. Das kann bei der SPD ganz schnell gehen.
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wuerg,
23.03.2018 23:36
Andrea Nahles soll schon vor langer Zeit über Sigmar Gabriel zu Martin Schulz gesagt haben: "Entweder du killst ihn, oder er killt dich." [1] Inzwischen ist sie zu 200 Prozent erfolgreich.
[1] Nahles warnte Schulz vor Gabriel: "Entweder du killst ihn, oder er killt dich'. Focus Online, 23.03.2018.
[1] Nahles warnte Schulz vor Gabriel: "Entweder du killst ihn, oder er killt dich'. Focus Online, 23.03.2018.
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wuerg,
23.04.2018 21:11
Nun ist es geschehen, Andrea Nahles wurde mit knapp zwei Dritteln zur Vorsitzenden gewählt, und ich bin ausgetreten. Ich werde wohl nicht der einzige sein, denn eine Kehrtwende ist nicht in Sicht. Die verkündete konsequent linke Politik für den „kleinen Mann“ wird Stückwerk bleiben. Der interessiert sich nämlich nicht nur für Geld und Entlastung, sondern vor allem für ein umfassend angenehmeres Leben nach seinen Wertvorstellungen, gemäß seiner Kultur in einer zivilisierten Gesellschaft. Man kann seine Hauptangst nicht als Populismus abtun und totschweigen. Es kann doch nicht so schwer sein, einer vernünftigen Einwanderungspolitik zuzustimmen, ohne gleich alle rechten Positionen zu Europa, zum Euro, dem Klimawandel, den Autoabgasen, zur Ehe, zu Trump und Orban usw. zu übernehmen. Andernfalls muß die SPD sich mit der Linken und den Grünen den kargen Rest teilen, den Angela Merkel ihnen links von der CDU noch läßt.
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wuerg,
03.08.2024 21:00
Vor sechs Jahren sah ich nur noch einen kargen Rest links der CDU, sollte die SPD auf der verfehlten Einwanderungspolitik beharren. Leider entschied sich die FDP nach der nächsten Bundestagswahl doch, statt „gar nicht falsch zu regieren“, und bescherte uns die Ampelkoalition. Zwar hat die inzwischen abgewirtschaftet, kann aber zumindest in Teilen auf eine Koaliton der ‚Demokraten‘ an der Seite der CDU hoffen. Wahrscheinlich wird auch die versagen, und mit Glück könnte 2029 eine Rückabwicklung der schon jetzt zwei Jahrzehnte anhaltenden verfehlten Einwanderungspolitik beginnen. Die Wiederherstellung alter gesitteter Verhältnisse werde ich wohl nicht mehr erleben, aber hoffentlich die Wende.
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