N-Wort mit Gazelle
Der Rassismus gegen Nicht-Weiße ist auf dem Rückzug. Um ihn noch regel­mäßig zu finden, kann man Sprache nicht außen vorlassen. Und da sich kaum einer mehr zu einem auch nur halben N-Wort hinreißen läßt, sind nun die Computer, ihre Betreiber und Program­mierer dran. So wie ihnen im Vorfeld des Jahr­tausend­wechsels doch ein paar inkor­rekte Stellen durch­gingen, so sind im Programm­code immer noch rassisti­sche und ungegen­derte Stellen zu finden. Betreiber, die den poli­tisch inkor­rekten Quell­code nicht korrigieren oder über­setzen können, stehen vor der Ent­scheidung: Abschalten oder Shitstorm riskieren.

Vor wenigen Tagen erwähnte ich bereits die Ent­fernung von SS und KZ aus der Soft­ware und den von ihr benutzen Daten. Ähnlich erging es den Goril­las und Schim­pansen bei der Bilder­kennung. [1] Zumeist veral­tete Daten liegen auch den Kreuz­wort­rätsel-Genera­toren zugrunde. Deshalb kam es im neuen Jahr schon wieder zu einem Kreuz­wort-Neger-Skandal ersten Grades. [2] Diesmal wurde nach einer Bezeich­nung für Schwarze gefragt. Vor Jahren schon war der zweite Grad erreicht, da die Frage nach einer Menschen­rasse erfragt, was es gar nicht gibt. [3] Kreuzworträtsel-Lexika legen nahe, daß auch der dritte Grad regel­mäßig erreicht wird, weil schon in der Frage das N-Wort verwendet wird: "Weib­licher Misch­ling aus Neger und India­nerin"  [4] Der vierte Grad ist erklommen, wenn nach einem Neger gefragt und ein Nigger gesucht wird. [5]

Ist auch das Gesamtlösungswort ein N-Wort, so ist der höchste Grad immer noch nicht erreicht. Der bedarf auch noch einer rassi­sti­schen Beschrei­bung des­selben: "Es ist auch für sie besser, auf ihrem Konti­nent zu bleiben." [6] Doch selbst in diesem Fall konnten Schweizer Gerichte keine Straf­barkeit fest­stellen. So bleibt alles im Bereich des von Gouver­nanten vorge­gebenen guten Geschmackes. Statt Gefängnis oder Geld­strafe gibt es nur Anprangerung, Behinderung, schlechten Leumund und finan­zielle Nach­teile. Nach einer Phase der Befreiung und Sexua­lisie­rung von Sprache, Verhalten und Gesell­schaft, geht es nun zurück. Die Kreuz­wort­rätsel werden schlechter, weil viele Wörter aus häufigen Buch­staben entfallen.

Scrabble sollte man zum Erhalt des Familien­friedens auch nicht spielen. [7] Abgesehen davon daß sechs Punkte für fünf sehr häufige Buch­staben reinste Verschwen­dung sind. Zur Ermitt­lung der Punkt­zahl habe ich Neger bei Wolfran Alpha eingegeben. Es wurde als veral­tetets englisches Wort des 19. Jahr­hunderts mit der Bedeu­tung negro oder nigger gesehen, das kein "Scrabble dicti­onary word for Inter­national English" ist. Ich glaube nicht, daß Wolfram Alpha die Lite­ratur vieler Jahr­hunderte durch­forstet hat, um sodann einige Wörter und ihre Bedeu­tungen aus der Stati­stik zu nehmen. Die werden schon genü­gend durch tenden­ziöse Wissen­schaft, Euphe­mismen und Geburts­tage am 1. Januar verfälscht.

Wolfram Alpha liefert zu jedem Wort neben den Scrabble-Punkten und mögli­chen Kreuz­wort­rätsel-Fragen viele weitere Infor­mati­onen. Darunter auch Akro­nyme wie genre und green. Im Deut­schen ist Regen sogar ein Palin­drom. Von Goethe soll das längste deutsche Palin­drom mit einem einiger­maßen vernünf­tigen Inhalt sein: Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie. Darauf möchte ich noch weniger verzichten als auf den Neger­kuß, Pippi Lang­strumpf, den Struwwel­peter, die zehn kleinen Neger­lein oder: Isch bin doch nischt dei Nejer. Manche mögen zufrieden sein mit: Ein Regal mit Gazette zagt im Lager nie. Auch das N-Wort mit 9 Buch­staben sollte für alle in Ordnung sein.

[1] Peinlicher Fehler: Google Photos erkennt dunkelhäutige Menschen wohl noch immer als Gorillas. Google-Watch-Blog, 14.01.2018. Läßt man mit vielen Affen- und POC-Bildern den Unterschied lernen, geht das zu Lasten des Restes.
[2] "Neger" im Kreuzworträtsel von Chemnitzer Klinikmagazin. Welt, 19.01.2018.
[3] "Neger"-Eklat um Münsteraner Kirchenzeitung. "Rosenheim24.de", 29.09.2105.
[4] Kreuzworträtsel-Hilfe: weiblicher Mischling aus Neger und Indianer. "kreuzwort-raetsel.net". Zamba lautet das gesuchte Wort. Es verarbeitet ein ungünstiges Z, ohne neue seltene Buchstaben hinzuzufügen.
[5] Abwertend für Neger. "kreuzwort-raetsel.com". Dort finde ich auch Tattergreis für einen alten Mann, Olle für eine alte Frau, Weisser für Bleichgesicht und Othello für den Mohr von Venedig.
[6] "Neger"-Kreuzworträtsel war legal. Tages-Anzeiger, Zürich, 06.04.2011.
[7] Erst gestern gab es Ödipussi im Fernsehen, wo es zum Streit darüber kam, ob man Nase an Hund anfügen oder Schwanz voranstellen darf. Auch Po-ly-ä-thy-len mit Ä auf den Hintern der Tänzerinnen war noch erlaubt.

Halbfinale | SS-KZ | Polizeiruf 110

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Es ist nicht schön, Menschen mit Tier­namen zu belegen. Ich fand es kindisch, als mir ein geschätzter Kollege eine ganze Palette von Affen­bildern zu George W. Bush zukommen ließ. Jetzt geschieht das gleiche mit Donald Trump. Solche Verun­glimpfungen scheinen poli­tisch korrekt zu sein, während ein harm­loses Wort wie Affen­zirkus zu einem Affen­theater und Entschul­digungen führt, wenn er von einem gabuni­schen Fußball­spieler veran­staltet wird.

[1] "Kicker" entschuldigt sich bei Aubame­yang für Begriff "Affen­zirkus". Spiegel Online, 14.01.2018.
[2] Bernhard Lassahn: Affentheater. Achgut, 23.01.2018.

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Nach der Tagesschau habe ich etwas rumgezappt und blieb bei "Otto - Der Film" aus dem Jahre 1985 hängen. Zunächst irri­tierte mich ein kurzer Fetzen der Titel­melodie von "Mission: Impos­sible" während Otto Zement klaute. Doch wie ist dieser Diebstahl der Melodie zu erklären? Eigent­lich hätte ich ohne Google darauf kommen können, zumal ich "Kobra, über­nehmen Sie" mit dieser Titel­melodie im ersten von zwei Program­men gesehen hatte. Bis heute wußte ich nicht, daß "Mission: Impos­sible" der Original­titel war und die späteren Kino­filme Titel und Melodie über­nahmen.

Lustig finde ich auch die Bemerkung in der Wikipedia, daß die Origi­nal-Melodie im 5/4-Takt komponiert war, für die Kinofilme aber auf 4/4 verein­facht wurde. Im 5/4-Takt sei ein sog. "Groove" zu schwierig, weshalb es außer "Take Five" kein weiteres popu­läres Lied darin gäbe. Das konnte ich nicht glauben, hatte ich das Bürger­lied doch immer als eines in Erin­nerung. [1]

Das nur am Rande vorweg, denn kurze Zeit später gerät Otto in Bedräng­nis und sagt: "Das einzige, was mich jetzt noch retten konnte, war ein Neger." Und sofort war einer mit Ghetto­blaster zur Stelle, dessen Haut­farbe er mit seinen dreckigen Füßen verglei­chen konnte." [2] Später dann: "Das ist er, Bimbo." Es war noch eine schöne, unverklemmte Zeit.

[1] Liederbuch der Friedensdienste. Aktions­gemein­schaft Dienst für den Frieden, Königs­winter, 1977. Lied Nr. 5 "Bürger­lied". In anderen Ausgaben als Mischung von 2/4 und 3/4. Gerne auch im 4/4-Takt runter­genudelt.
[2] Otto - Der Film: "Du Neger?" Youtube, 2017.

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Vor wenigen Tagen hat eine Horde von N. in Ellwangen ­kräftig an Vorur­teilen gear­beitet. In Erman­gelung eindrück­licher Bilder, die über den Stan­dard zweier einen Farbigen abfüh­renden Poli­zisten hinaus­gehen, griffen einige zu sog. Symbol­fotos. Das eine war ganz braun von barbu­sigen Männern eben­solcher Haut­farbe, die ihre Arme hoch- und ihre Münder weit aufris­sen. Das andere ähnlich, doch nur schwarz­weiß, was mich an die frühen Jahre des Fern­sehens erin­nerte, das gerne Einge­borene in freier Wild­bahn zeigte. Sie machten gerne, was heute überall üblich ist: In Gruppen rumstehen, bis zur Extase tanzen, sich anmalen, täto­wieren oder durch­löchern. Und mit diesen Kind­heits­erinne­rungen kam mir auch das längst verges­sene H-Wort wieder in den Sinn. Während ich zu meinen Kinden allen­falls sagte, es sähe bei ihnen ja aus wie bei H. unterm Sofa, so meinte meine Mutter noch, es ginge zu wie bei den H. mit fünf T, für deren Steiß mache Frau viel Geld hinblättert. Aber meine Mutter nannte mich ja auch Kaschube, wenn ich nicht grüßte.

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Vor fast einem halben Jahr hörte ich von dem Versuch, auch in Frankfurt gegen Mohren-Apotheken vorzugehen, sie zu einer teuren Namensänderung und einer Entfernung von Mohren-Bildern zu bewegen oder zu zwingen. Doch dann hatte ich wohl vergessen, meine Einlassungen zu veröffentlichen:

Natürlich gibt es in Deutschland noch Rassismus. Im Gegensatz zu früher, fällt er aber außer­halb der eigenen Reihen nur selten auf frucht­baren Boden. Im Gegen­teil, es drohen Strafen, Strei­chungen, Maas, Kahane und der Pranger. Ausnahme ist der gute Rassismus gegen Weiße, Blonde und Deutsche. Da der böse Rassismus im Schwinden begriffen ist, muß immer mehr in den Details gesucht werden, wo er sich kaum sichtbar, aber umso gefähr­licher einge­nistet hat.

Dank der Initiative von Virginia Wangare Greiner hat die Kommu­nale Ausländer­vertretung der Stadt Frankfurt im Stadt­gebiet zwei Apotheken mit dem M-Wort im Namen ausge­macht. Natürlich haben sie nicht mit den Besit­zern gesprochen, ob und wie der Name geändert oder Bilder von Mohren entfernt werden könnten, sondern durch Veröf­fent­lichung ihrem Verlangen nach­gegeben, sich mit Rassismus zu profi­lieren und ihren Platz in der Inter­natio­nale der Opfer zu festigen.

Die eine Apotheke hat das Mohren-Logo entfernt und würde auch den Namen ändern, was aber Zeit und Geld kostet. Die andere könnte zwar den Mohren-Zusatz weglassen, doch auf dem denkmal­geschützten Haus prangt ein gemei­ßeltes M-Wort. Und noch sind bei den Denkmal­schützern die normalen Menschen in der Mehrheit, die noch wissen, daß "Medizin vom Mohren" dereinst etwas war wie "Made in Germany" vor 50 Jahren.

Ich kann nur dazu raten, von den Homosexuellen zu lernen. Sie haben die pejo­rativen Konnota­tionen des Wortes schwul in den Hinter­grund gedrängt, daß es heute wieder unbe­lastet benutzt werden kann. Mit immer neuen, sich abnut­zenden Euphe­mismen haben es andere nicht geschafft. Verhielten sich die Betrof­fenen anständig, könnten sie den Mohren wieder positiv besetzen und vom Mohren­kopf-Verkauf profi­tieren.

Im Nachgang habe ich noch etwas gegoogelt und mußte lesen, daß dieser Schwach­sinn keine Frank­furter Erfin­dung ist. [2] Vielmehr kommt es regel­mäßig zu Über­griffen auf Mohren-Apo­theken, die aber zumeist nicht verfolgt werden, um nicht weiteren vor der Apotheke kotzenden Mob anzu­locken. In dem Artikel ist wie im Wiki­pedia-Eintrag auch zu lesen, daß der so und so fast ausge­storbene Sarotti-Mohr nun Sarotti-Magier-der-Sinne heißt.

[1] Marcus Reinhardt Mohren-Apotheke entfernt Logo. Frankfurter Neue Presse, 29.01.2018.
[2] Von "Möhren", "Mauren" und dem heiligen Mauritius". Deutsche Apotheker Zeitung, 21.10.2016.

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Gestern hatte ich nachge­tragen, was ich zu den Frank­furter Mohren-​Apotheken schreiben wollte, weil ich kurz vor der deut­schen WM-Bla­mage gegen Korea in der Zeil­apotheke war. Sie ist in der glück­lichen Lage, "zum Mohren" nur als Namens­zusatz zu führen, dessen Entfer­nung wohl keine teure Namens­änderung nach sich zieht. Im schmalen Schau­fenster an der Konstabler­wache links neben Starbucks ist er aber immer noch zu lesen. Ob er auf der Rechnung jemals prangte, weiß ich nicht.


Auf der Rechnung kein Zusatz "zum Mohren" (mehr) im Namen

Jedenfalls stimmt, was in [1] zu lesen ist: Es gibt nur zwei Verkaufs­plätze. Am vorderen tatsäch­lich eine Frau mit Kopftuch und leichter Mohrig­keit. Den höchsten Grad wiesen zwei Kundinnen auf, die vom Besitzer nicht auf Kroa­tisch oder Alba­nisch, sondern in spani­scher Sprache bedient wurden.

[1] Matthias Trautsch: Der Mohr soll gehen. FAZ, 01.03.2018.

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Wie Fernsehkoch Nelson Müller ist auch Andrew Onuegba schwarz und erläutert im Internet, sein Lokal "Zum Mohr­enkopf" genannt zu haben, weil dieser früher geho­bene Bewir­tung anzeigte. [1] Da Rassismus nur von weiß zu anders geht, fällt eine direkte Beschim­pfung aus. Doch psychi­sche Erkran­kungen neigen zur Verselb­ständigung, weshalb er allent­halben aufge­fordert werde, den Namen zu ändern. Um andere vor der Gefahr einer Ansteckung mit Rassismus zu schützen?

[1] Andrew Onuegba: Restaurant Zum Mohrenkopf. Kiel.

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