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Sekundenpendel
wuerg, 23.07.2018 16:45
Wenn man dem vernünftigen Gedanken folgt, daß neuere antike Maße in vorwiegend rationalen Verhältnissen auf älteren aufbauten [1], dann liegen sehr viele verwertbare Artefakte vor, die zu einer metrologischen Nippurelle von 0,518541 Metern führen, wovon der ‚wahre‘ [2] Wert nur um ein Promille abweichen sollte. Ich benutze im folgenden den etwas größeren, dafür aber 7‑glatten metrologischen Wert e=0,518616 m der mesopotamischen Nippurelle. Das sind 2³⋅3³⋅7⁴ Mikrometer.
Alexander Thom will in noch älteren Bauwerken und Ornamenten ein steinzeitliches Maß von 2,715′, also 0,827532 Metern gefunden haben, das er megalithisches Yard nannte. [3] Wenn man ihm folgt, sollte die Nippurelle daraus hervorgegangen sein. [4] Genauere Messungen erhöhten später auf 2,722′ in sehr gutem Einklang mit einem einem metrologischen megalithischen Yard von y=8e/5=0,8297856 m.
Esoteriker versuchen die Maße aus dem Erdumfang, der damals in der geforderten Genauigkeit gar nicht bekannt sein konnte, oder aus Pendelzeiten abzuleiten. Beides wirkt recht konstruiert und unterstellt eine Teilung des Kreises, des Erdumfanges, des Tages in ‚megalithische‘ Teile von 366. Heute stehen Zeiten und Längen gemäß der Lichtgeschwindigkeit in einem festen Verhältnis. Und auch vor vielen Jahrtausenden wurde bereits ein Zusammenhang von Zeit und Raum vermutet.
Die Länge eines idealen Pendels mit einer Halbschwingungszeit von T=1s heißt Sekundenpendel. Bei einer Erdbeschleunigung g=9,793m/s² knapp unterhalb des 30. Breitengrades [5] ergibt sich s=g⋅(T/π)²=0,99225m=375e/196 als metrologischer Wert. Um davon nenneswert abzuweichen, muß man schon auf einen hohen Berg steigen oder nach Skandinavien reisen. Mit diesem Sekundenpendel ergibt sich für ein idelaes Pendel der Länge l eine Halbschwingungszeit von √(l/s) Sekunden.
Aus y=8e/5 und s=375e/196 ergibt sich y/s=1568/1875 und damit für ein ideales Pendel von einem megalithischen Yard eine Halbschwingungszeit von √(1568/1875)=0,914476 Sekunden. Das sind 94480 Schläge an Tag. Die 366-Esoteriker haben die Pendellänge halbiert, wodurch sich 133615 Schläge ergeben, was nahe 366·366=133956 liegt. Ein ideales Pendel, das 366 mal 366 mal am Tag schwingt, ist damit 0,412785 m lang. Damit mißt das daraus abgeleitete esoterische megalithische Yard nur 0,82557 Meter, ist also um zwei bis vier Millimeter kürzer als alle anderen Annahmen und Messungen. Eine Abweichung die auch vor Jahrtausenden nicht akzeptiert worden wäre.
Was glücklicherweise nicht in der Macht der Esoteriker liegt, ist die Anpassung der Maße an ihre Theorie. Das sah Gudea von 4000 Jahren anders. Zum ersten soll er der Meinung gewesen sein, ein Klafter müsse nicht krumme 96, sondern glatte 100 Finger lang sein. Dadurch sinken alle Maße um den Faktor 24/25. Der sog. ideale Gudeafuß von 16 Fingern war damit nur noch 26,55 cm lang, das Yard zu drei Fuß verkürzte sich auf 79,66 cm und die nun wieder 30 Finger lange Elle hatte 49,7871 cm, womit zwei Ellen zu 99,5742 cm recht genau das Sekundenpendel trafen.
Möglicherweise hatte er auch das bereits im Sinn, doch sollen ihm seine Wisenschaftler gesagt haben, daß es leider zu ungenau sei. Somit legte er den Finger auf den sechzigsten Teil des Sekundenpendels fest. Metrologisch gerechnet sind das 2⋅3⁴⋅5³⋅7²/60 Mikrometer, also 1,65375 cm. Damit ist dieses reale Gudeamaß um den metrologischen Faktor 375/392 kürzer als das urspüngliche mesopotamische Nippurmaß mit seinem megalithischen Yard. [6]
Der aufmerksame Leser mag nun einwenden, es habe damals keine Sekunde und damit auch kein Sekundenpendel gegeben: Es könnten aber die babylonischen zwölf Doppelstunden in 60 mal 60 Doppelsekunden untergliedert worden sein. Dann hätte das Sekundenpendel in der einer solchen Zeitspanne von zwei Sekunden eben eine Voll- statt einer Halbschwingung vollführt. Schwieriger wird es, wenn man eine Unterteilung des Tages in 360 mal 360 ges annimmt. Dann ergibt sich eine Zeitspanne von 2/3 Sekunden. Die Pendellänge müßte also 4/9 des Sekundenpendels sein. Oder es wurde nicht einfach ein kleines Gewicht an einem langen Seil gependelt, sondern etwas anderes [7]
[1] Rolf C. A. Rottländer: Ableitung der alten Längeneinheiten und deren rechnerisches Verhältnis.
[2] Einen wahren Wert gibt es nicht, auch wenn unsere Vorfahren sich einen vorgestellt haben mögen. In jedem Falle konnten sie ihn nicht so genau definieren oder darstellen, daß jemals entschieden werden kann, ob rationale Verhältnisse wirklich gegeben sind. Bemerkenswert bleibt in jedem Falle die Genauigkeit trotz mehrstufiger Ableitung aus den Urmaßen.
[3] Die Bezeichnung Yard ist nicht nur der Länge von etwa einem englischen Yard geschuldet. Vielmehr teilte sich eine Nippurelle in 30 Finger, von denen 16 einen Fuß von 27,6 Zentimetern bildeten. Ein megalithisches Yard maß damit wie das englische drei Fuß, auch wenn diese Einheit damals wohl nicht geläufig war.
[4] Man muß ihm nicht folgen, vor allem nicht den Jüngern, die in der ganzen Welt bis in graue Urzeiten dieses megalithische Yard zu sehen glauben. Es ist aber durchaus plausibel, daß sich über die Jahrtausende ein weitgehend einheitliches Grundmaß ausbreiten konnte.
[5] Wilfried Korth: Geodynamik und Erdmessung. Meine Berechnungen folgen der Schwereformel 1967 auf Seite 33 und treffen sehr genau den metrologischen Wert von s=0,99225m. Das sind 2⋅3⁴⋅5³⋅7² Mikrometer.
[6] Gudea hatte wahrscheinlich sein Längenmaß einfach von der Pendellänge übernommen und kein metrologisches Verhältnis von 375/392 im Sinn, auf das man allerdings auch anders kommt: So soll die nubische Nippurelle um den Faktor 15/16 kleiner sein als die mesopotamische, deren königliche Verlängerung um 50/49 auf (15/16)(50/49)=375/392 für das nubische große Königsmaß führte.
[7] Als bronzezeitlicher Pendelmeister hätte ich nicht allein auf ungenaue Seile gebaut, sondern Metallstäbe, besser flache Metallbänder gependelt. Bei einer Länge von 2/3 des Sekundenpendels ergäbe sich nach meiner Rechnung eine Halbschwingungszeit von 2/3 Sekunden. Und solche 2/3‑Sekundenpendel sind zwei Fuß zu je 20 Finger (pygon) lang, die gut in die Denkweise des Gudea passen: Fuß zu 20, Elle zu 30, Sekundenpendel zu 60, Klafter zu 100 Finger.
Menschenmaß | Klafter | Wunschdenken | Gerstenkorn | Megalithisches Yard
Alexander Thom will in noch älteren Bauwerken und Ornamenten ein steinzeitliches Maß von 2,715′, also 0,827532 Metern gefunden haben, das er megalithisches Yard nannte. [3] Wenn man ihm folgt, sollte die Nippurelle daraus hervorgegangen sein. [4] Genauere Messungen erhöhten später auf 2,722′ in sehr gutem Einklang mit einem einem metrologischen megalithischen Yard von y=8e/5=0,8297856 m.
Esoteriker versuchen die Maße aus dem Erdumfang, der damals in der geforderten Genauigkeit gar nicht bekannt sein konnte, oder aus Pendelzeiten abzuleiten. Beides wirkt recht konstruiert und unterstellt eine Teilung des Kreises, des Erdumfanges, des Tages in ‚megalithische‘ Teile von 366. Heute stehen Zeiten und Längen gemäß der Lichtgeschwindigkeit in einem festen Verhältnis. Und auch vor vielen Jahrtausenden wurde bereits ein Zusammenhang von Zeit und Raum vermutet.
Die Länge eines idealen Pendels mit einer Halbschwingungszeit von T=1s heißt Sekundenpendel. Bei einer Erdbeschleunigung g=9,793m/s² knapp unterhalb des 30. Breitengrades [5] ergibt sich s=g⋅(T/π)²=0,99225m=375e/196 als metrologischer Wert. Um davon nenneswert abzuweichen, muß man schon auf einen hohen Berg steigen oder nach Skandinavien reisen. Mit diesem Sekundenpendel ergibt sich für ein idelaes Pendel der Länge l eine Halbschwingungszeit von √(l/s) Sekunden.
Aus y=8e/5 und s=375e/196 ergibt sich y/s=1568/1875 und damit für ein ideales Pendel von einem megalithischen Yard eine Halbschwingungszeit von √(1568/1875)=0,914476 Sekunden. Das sind 94480 Schläge an Tag. Die 366-Esoteriker haben die Pendellänge halbiert, wodurch sich 133615 Schläge ergeben, was nahe 366·366=133956 liegt. Ein ideales Pendel, das 366 mal 366 mal am Tag schwingt, ist damit 0,412785 m lang. Damit mißt das daraus abgeleitete esoterische megalithische Yard nur 0,82557 Meter, ist also um zwei bis vier Millimeter kürzer als alle anderen Annahmen und Messungen. Eine Abweichung die auch vor Jahrtausenden nicht akzeptiert worden wäre.
Was glücklicherweise nicht in der Macht der Esoteriker liegt, ist die Anpassung der Maße an ihre Theorie. Das sah Gudea von 4000 Jahren anders. Zum ersten soll er der Meinung gewesen sein, ein Klafter müsse nicht krumme 96, sondern glatte 100 Finger lang sein. Dadurch sinken alle Maße um den Faktor 24/25. Der sog. ideale Gudeafuß von 16 Fingern war damit nur noch 26,55 cm lang, das Yard zu drei Fuß verkürzte sich auf 79,66 cm und die nun wieder 30 Finger lange Elle hatte 49,7871 cm, womit zwei Ellen zu 99,5742 cm recht genau das Sekundenpendel trafen.
Möglicherweise hatte er auch das bereits im Sinn, doch sollen ihm seine Wisenschaftler gesagt haben, daß es leider zu ungenau sei. Somit legte er den Finger auf den sechzigsten Teil des Sekundenpendels fest. Metrologisch gerechnet sind das 2⋅3⁴⋅5³⋅7²/60 Mikrometer, also 1,65375 cm. Damit ist dieses reale Gudeamaß um den metrologischen Faktor 375/392 kürzer als das urspüngliche mesopotamische Nippurmaß mit seinem megalithischen Yard. [6]
Der aufmerksame Leser mag nun einwenden, es habe damals keine Sekunde und damit auch kein Sekundenpendel gegeben: Es könnten aber die babylonischen zwölf Doppelstunden in 60 mal 60 Doppelsekunden untergliedert worden sein. Dann hätte das Sekundenpendel in der einer solchen Zeitspanne von zwei Sekunden eben eine Voll- statt einer Halbschwingung vollführt. Schwieriger wird es, wenn man eine Unterteilung des Tages in 360 mal 360 ges annimmt. Dann ergibt sich eine Zeitspanne von 2/3 Sekunden. Die Pendellänge müßte also 4/9 des Sekundenpendels sein. Oder es wurde nicht einfach ein kleines Gewicht an einem langen Seil gependelt, sondern etwas anderes [7]
[1] Rolf C. A. Rottländer: Ableitung der alten Längeneinheiten und deren rechnerisches Verhältnis.
[2] Einen wahren Wert gibt es nicht, auch wenn unsere Vorfahren sich einen vorgestellt haben mögen. In jedem Falle konnten sie ihn nicht so genau definieren oder darstellen, daß jemals entschieden werden kann, ob rationale Verhältnisse wirklich gegeben sind. Bemerkenswert bleibt in jedem Falle die Genauigkeit trotz mehrstufiger Ableitung aus den Urmaßen.
[3] Die Bezeichnung Yard ist nicht nur der Länge von etwa einem englischen Yard geschuldet. Vielmehr teilte sich eine Nippurelle in 30 Finger, von denen 16 einen Fuß von 27,6 Zentimetern bildeten. Ein megalithisches Yard maß damit wie das englische drei Fuß, auch wenn diese Einheit damals wohl nicht geläufig war.
[4] Man muß ihm nicht folgen, vor allem nicht den Jüngern, die in der ganzen Welt bis in graue Urzeiten dieses megalithische Yard zu sehen glauben. Es ist aber durchaus plausibel, daß sich über die Jahrtausende ein weitgehend einheitliches Grundmaß ausbreiten konnte.
[5] Wilfried Korth: Geodynamik und Erdmessung. Meine Berechnungen folgen der Schwereformel 1967 auf Seite 33 und treffen sehr genau den metrologischen Wert von s=0,99225m. Das sind 2⋅3⁴⋅5³⋅7² Mikrometer.
[6] Gudea hatte wahrscheinlich sein Längenmaß einfach von der Pendellänge übernommen und kein metrologisches Verhältnis von 375/392 im Sinn, auf das man allerdings auch anders kommt: So soll die nubische Nippurelle um den Faktor 15/16 kleiner sein als die mesopotamische, deren königliche Verlängerung um 50/49 auf (15/16)(50/49)=375/392 für das nubische große Königsmaß führte.
[7] Als bronzezeitlicher Pendelmeister hätte ich nicht allein auf ungenaue Seile gebaut, sondern Metallstäbe, besser flache Metallbänder gependelt. Bei einer Länge von 2/3 des Sekundenpendels ergäbe sich nach meiner Rechnung eine Halbschwingungszeit von 2/3 Sekunden. Und solche 2/3‑Sekundenpendel sind zwei Fuß zu je 20 Finger (pygon) lang, die gut in die Denkweise des Gudea passen: Fuß zu 20, Elle zu 30, Sekundenpendel zu 60, Klafter zu 100 Finger.
Menschenmaß | Klafter | Wunschdenken | Gerstenkorn | Megalithisches Yard
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Gummiboote
wuerg, 18.07.2018 19:44
Jeder Nordseeurlauber weiß, daß man nur mit einem Schwimmring bewaffnet der Flut nicht kilometerweit entgegenläuft oder sich mit einem Schlauchboot Richtung Helgoland aufmacht. So hatte ich zunächst den Optimismus bewundert, wenn segelunkundige Nichtschwimmer sich in einem schwabbelnden Gummiboot ohne Antrieb außer Sichtweite der Küste auf dem Mittelmeer herumtrieben, das Odysseus nur mit Mühe bezwingen konnte.
Auch Hadmut Danisch [1] fragte sich, wie man ohne Motor und Benzin 12 Seemeilen vor der afrikanische Küste treibend nach Italien, Malta oder auch nur zurück nach Afrika kommen will. Ich muß vermuten: Die Flüchtlinge sind nicht dumm und lassen sich auf hoher See nur aussetzen, weil viele vor ihnen Europa erreichten, denn wer als Schlepper dauerhaft erfolgreich sein will, der möchte keine gestrandeten Leichen sehen. Er wartet ruhige See ab und schleppt einen mit Menschen gespickten Gummischlauch vor ein gechartertes Rettungsschiff.
Wer sollche Gedanken äußert oder nur die Sinn- bzw. Ehrenhaftigkeit dieses Wirtschaftstourismusses anzweifelt, muß mit Gegenwind rechnen, auch wenn es wie im Falle Mariam Lau [2] nur eine geistige Übung war, um die Kontra-Spalte der Zeit zu füllen. Den trotzdem reflexhaft geifernden Gutmenschen kann ich nur raten, sich für ein humaneres Vorgehen einzusetzen: Kreuzfahrtschiffe, die in Libyen Urlauber aufnehmen und in Hamburg sicher anlanden, wo sie dann Asyl beantragen. [3] Woran scheitert das? Am Fehlen von Wasserleichen oder an gutmenschlichen Bürgen?
[1] Hadmut Danisch: Flüchtlingsschlauchboote im Faktencheck. "Hadmut Danisch - Ansichten eines Informatikers", 15.07.2018.
[2] Wolfgang Röhl: Der Fall Mariam L.: Amok in der "Zeit"-Gemeinde. Achgut, 18.07.2018.
[3] Kreuzfahrten westliches Mittelmeer. Aida. "Hier erleben sie an Bord und an Land die pure Reisevielfalt". Vor Jahren wäre es noch Reiselust gewesen.
Auch Hadmut Danisch [1] fragte sich, wie man ohne Motor und Benzin 12 Seemeilen vor der afrikanische Küste treibend nach Italien, Malta oder auch nur zurück nach Afrika kommen will. Ich muß vermuten: Die Flüchtlinge sind nicht dumm und lassen sich auf hoher See nur aussetzen, weil viele vor ihnen Europa erreichten, denn wer als Schlepper dauerhaft erfolgreich sein will, der möchte keine gestrandeten Leichen sehen. Er wartet ruhige See ab und schleppt einen mit Menschen gespickten Gummischlauch vor ein gechartertes Rettungsschiff.
Wer sollche Gedanken äußert oder nur die Sinn- bzw. Ehrenhaftigkeit dieses Wirtschaftstourismusses anzweifelt, muß mit Gegenwind rechnen, auch wenn es wie im Falle Mariam Lau [2] nur eine geistige Übung war, um die Kontra-Spalte der Zeit zu füllen. Den trotzdem reflexhaft geifernden Gutmenschen kann ich nur raten, sich für ein humaneres Vorgehen einzusetzen: Kreuzfahrtschiffe, die in Libyen Urlauber aufnehmen und in Hamburg sicher anlanden, wo sie dann Asyl beantragen. [3] Woran scheitert das? Am Fehlen von Wasserleichen oder an gutmenschlichen Bürgen?
[1] Hadmut Danisch: Flüchtlingsschlauchboote im Faktencheck. "Hadmut Danisch - Ansichten eines Informatikers", 15.07.2018.
[2] Wolfgang Röhl: Der Fall Mariam L.: Amok in der "Zeit"-Gemeinde. Achgut, 18.07.2018.
[3] Kreuzfahrten westliches Mittelmeer. Aida. "Hier erleben sie an Bord und an Land die pure Reisevielfalt". Vor Jahren wäre es noch Reiselust gewesen.
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Gerstenkorn
wuerg, 22.06.2018 23:27
Der moderne Mensch kann froh sein, für Maße und Gewichte nicht mehr eine Riesenpalette von Bezeichnungen erlernen zu müssen, deren Umrechnung uneinheitlich oder ihm gar unbekannt ist. Da den Amerikanern ihr Durcheinander soweit geläufig ist, sich durch den Alltag schlagen zu können, erscheint die Aneignung eines zusätzlichen Systems überflüssig, mühsam und mit Angst besetzt. Müssen sie aber den vertrauten Alltagsbereich verlassen, haben sie mitunter nur ungenaue Vorstellungen. Die Größen sind nicht verinnerlicht, Bezeichnungen nicht geläufig. Für Längen unterhalb eines Zolls waren verschiedene, nicht immer eindeutige und auch vom zu messenden Objekt abhängige Maßeinheiten üblich. In moderner Zeit wurden neue hinzugedichtet. Teilweise sind sie noch im Gebrauch. Ein kleine Auswahl:
Wie realistisch ist die Gerstenkornvorstellung? Wie fett waren die Gerstenkörner damals? Wurden nur besonders schöne oder ins System passende gewählt? Schon die Sumerer teilten den Finger in 6 Gerstenkörner, allerdings der Breite nach. Das sind 8 pro Zoll. Jedem Korn von 1/8 Zoll Dicke und 1/3 Zoll Länge ist ein Quader von 1/192 Kubikzoll zugeordnet. Ich bin kein Landwirt, habe nicht Lebensmittelkunde studiert und orientiere mich für reale Körner an den mageren gefundenen Angaben. Nach [3] ist das Tausendkorngewicht 40 Gramm, das Hektolitergewicht 69 Kilogramm, die Kornlänge beträgt 8 Millimeter. Aus den Angaben für Weizen und Roggen nehme ich ein spezifisches Gewicht von 1,3 an. [4] Bilder bestätigen ein Längen-Breiten-Verhältnis von 8 zu 3.
Auf der Basis dieser Angaben sieht für mich ein „metrologisches“ Gerstenkorn wie folgt aus: Es ist 8 Milimeter lang und 3 Millimeter dick. Das Volumen umfaßt mit 31 Kubikmillimetern 43 Prozent des umschließenden Quaders von 72 Kubikmillimetern. Das Gewicht eines Kornes beträgt 40 Milligramm, die Dichte ist 1,3 Gramm pro Kubikzentimeter. Aufgeschüttet nimmt Gerste nur 53 Prozent des Volumens ein. Das ist weit weniger als die dichteste Kugelpackung, aber auch deutlich mehr als in rechtwinkliger Anordnung.
Das englische grain (64,8 mg), das römische granum (47,4 mg) und auch das sumerische Se (46,8 mg) stehen für das Gewicht eines Gerstenkornes. Wenn das stimmen soll, muß man zu allen Zeiten besonders große und runde Körner ausgewählt haben. Tatsächlich kommt man heutzutage an diese Korngewichte heran. Doch wie passen diese Körner gleichzeitig in das jeweilige Längenmaß?
Das sumerische Gewicht von 46,8 Milligramm mag noch angehen, wäre da nicht der schmale Finger von nur 17,3 Millimetern. Vielleicht wurden lange, elliptische Körner ausgewählt. Eine um 15 Prozent gesteigerte Länge und Raumfüllung würden reichen. Das ist zwar weniger als die Mehrwertsteuer, doch mußten die Körner stolze 8,8 Millimeter lang sein und fast eine elliptische Form erreichen. Im Vergleich zu wirklichen Gerstenkörner sähen sie wie Stäbe aus. Das kann glauben, wer will.
Die Römer sind mit 47,4 Milligramm realistischer, denn ihr Fuß ist etwas größer. Hier reichen 4 Prozent zur Anpassung. Es ist also durchaus denkbar, durch Auswahl schöner Körner zu den römischen Maßen zu gelangen. [5] Sie müssen 3,1 Millimeter dick und 8,6 Millimeter lang sein, dazu nur wenig runder als ein normales Gerstenkorn. Es bleibt aber dabei: Man kann eine Länge und ein Gewicht nicht anhand von Gerstenkörnern definieren. Selbst dann nicht, wenn man besonders schöne auswählt. Und das haben die Römer auch nicht getan.
Auf den ersten Blick sieht es mit 64,8 Milligramm bei den Engländern schlimmer als bei den Sumerern aus, doch legen sie nur die Länge fest, wodurch die quadratisch ins Volumen einfließende Dicke zur Anpassung zur Verfügung steht. Deshalb reicht es, Dicke und Raumfüllung um 11 Prozent zu vergrößern. Die englischen Körner wären zwar nicht ganz so stabförmig wie die sumerischen, doch wiegen sie einfach zuviel. Englisches Bier könnte vermuten lassen, die Körner seinen mit Wasser aufgepumpt. Doch das senkte das spezifische Gewicht und würde die Körner noch voluminöser machen.
Was also bleibt? Als Längenmaß steht ein Gerstenkorn für den sechsten Teil eines Fingers oder den dritten Teil eines Zolls. Im ersten Falle ist es die Gerstenkornbreite von etwa 3 Millimetern, im zweiten die Gerstenkornlänge von etwa 8 Millimetern. Die Bezeichnung dieser Längen als Gerstenkorn geht auf die Abmaße wirklicher Körner zurück, deren Regelmäßigkeit aber nicht ausreicht, um auch nur ein grobes Maß aus ihnen abzuleiten. Und nur drei große, fette Gerstenkörner wiegen ein Karat.
[1] Meilensteine der Längenmaße. Zollstockfreunde.
[2] Es ist wohl Wunschdenken aus Flächenhalbierungen und -verdoppelungen 1 rod, also 16,5 foot aus 12·√2 römischen Fuß abzuleiten. Dann wäre 1 foot gleich (8/11)⋅√2 pes. Sollte die Quadratdiagonale √2 mit 99/70 angesetzt worden sein, dann entsprächen 35 foot genau 36 pes, meinetwegen auch pedes.
[3] Acker: Kohlehydratreiche Lebensmittel. Springer, 1967. S. 58
[4] Heute muß es wohl politisch korrekt Tausendkornmasse und Hektolitermasse heißen. Und ein spezifisches Gewicht von 1,3 entspricht einer Dichte von 1300 Kilogramm pro Kubikmeter, wenn man noch vor dem Wort Massevolumendichte zurückschreckt.
[5] Es wird von mir angenommnen, daß die Römer in der Tradition der Ägypter und Sumerer den Finger ebenfalls als sechs Gerstenkörner breit gesehen haben. Allerdings habe ich keine Bezeichnung für 1/96 Fuß gefunden.
Wunschdenken | Megalithisches Yard
twip - 0,01880 mm - 1/1440 Zoll (Schrift) mil - 0,02540 mm - 1/1000 Zoll (amerikanisch) thou - 0,02540 mm - 1/1000 Zoll (englisch) douzieme - 0,18799 mm - 1/144 Pariser Zoll point - 0,37606 mm - 1/72 Zoll (Schrift) ounce - 0,39688 mm - 1/64 Zoll (Leder) line - 0,63500 mm - 1/40 Zoll (Knopfgrößen) scripulum - 1,02900 mm - 1/288 römischer Fuß poppyseed - 2,11667 mm - 1/12 englischer Zoll ligne - 2,25583 mm - 1/12 Pariser Zoll sicilicum - 6,17400 mm - 1/48 römischer Fuß barleycorn - 8,46667 mm - 1/3 englischer ZollVermutlich bei „Bares für Rares“ habe ich mehrfach gehört, daß ein Karat (200 mg) nicht nur dem Gewicht einer Frucht des Johannisbrotbaumes entspricht, sondern auch dem dreier Gerstenkörner. Und bei den Zollstockfreunden [1] habe ich gelesen, daß ein Drittel des englischen Zolls nicht nur Gerstenkorn genannt wird, sondern Edward II den Zoll tatsächlich so festgelegt haben soll. Wenn er dies wirklich und redlich in die Wege leitete, konnte der englische Zoll nur vor 1324 exakt als 36/35 römische Zoll gesehen worden sein. [2] In den letzten 200 Jahren wurde er dann mehrfach umdefiniert und endete mit genau 2,54 Zentimetern unabhängig vom römischen Fuß oder Gerstenkorn.
Wie realistisch ist die Gerstenkornvorstellung? Wie fett waren die Gerstenkörner damals? Wurden nur besonders schöne oder ins System passende gewählt? Schon die Sumerer teilten den Finger in 6 Gerstenkörner, allerdings der Breite nach. Das sind 8 pro Zoll. Jedem Korn von 1/8 Zoll Dicke und 1/3 Zoll Länge ist ein Quader von 1/192 Kubikzoll zugeordnet. Ich bin kein Landwirt, habe nicht Lebensmittelkunde studiert und orientiere mich für reale Körner an den mageren gefundenen Angaben. Nach [3] ist das Tausendkorngewicht 40 Gramm, das Hektolitergewicht 69 Kilogramm, die Kornlänge beträgt 8 Millimeter. Aus den Angaben für Weizen und Roggen nehme ich ein spezifisches Gewicht von 1,3 an. [4] Bilder bestätigen ein Längen-Breiten-Verhältnis von 8 zu 3.
Auf der Basis dieser Angaben sieht für mich ein „metrologisches“ Gerstenkorn wie folgt aus: Es ist 8 Milimeter lang und 3 Millimeter dick. Das Volumen umfaßt mit 31 Kubikmillimetern 43 Prozent des umschließenden Quaders von 72 Kubikmillimetern. Das Gewicht eines Kornes beträgt 40 Milligramm, die Dichte ist 1,3 Gramm pro Kubikzentimeter. Aufgeschüttet nimmt Gerste nur 53 Prozent des Volumens ein. Das ist weit weniger als die dichteste Kugelpackung, aber auch deutlich mehr als in rechtwinkliger Anordnung.
Das englische grain (64,8 mg), das römische granum (47,4 mg) und auch das sumerische Se (46,8 mg) stehen für das Gewicht eines Gerstenkornes. Wenn das stimmen soll, muß man zu allen Zeiten besonders große und runde Körner ausgewählt haben. Tatsächlich kommt man heutzutage an diese Korngewichte heran. Doch wie passen diese Körner gleichzeitig in das jeweilige Längenmaß?
Das sumerische Gewicht von 46,8 Milligramm mag noch angehen, wäre da nicht der schmale Finger von nur 17,3 Millimetern. Vielleicht wurden lange, elliptische Körner ausgewählt. Eine um 15 Prozent gesteigerte Länge und Raumfüllung würden reichen. Das ist zwar weniger als die Mehrwertsteuer, doch mußten die Körner stolze 8,8 Millimeter lang sein und fast eine elliptische Form erreichen. Im Vergleich zu wirklichen Gerstenkörner sähen sie wie Stäbe aus. Das kann glauben, wer will.
Die Römer sind mit 47,4 Milligramm realistischer, denn ihr Fuß ist etwas größer. Hier reichen 4 Prozent zur Anpassung. Es ist also durchaus denkbar, durch Auswahl schöner Körner zu den römischen Maßen zu gelangen. [5] Sie müssen 3,1 Millimeter dick und 8,6 Millimeter lang sein, dazu nur wenig runder als ein normales Gerstenkorn. Es bleibt aber dabei: Man kann eine Länge und ein Gewicht nicht anhand von Gerstenkörnern definieren. Selbst dann nicht, wenn man besonders schöne auswählt. Und das haben die Römer auch nicht getan.
Auf den ersten Blick sieht es mit 64,8 Milligramm bei den Engländern schlimmer als bei den Sumerern aus, doch legen sie nur die Länge fest, wodurch die quadratisch ins Volumen einfließende Dicke zur Anpassung zur Verfügung steht. Deshalb reicht es, Dicke und Raumfüllung um 11 Prozent zu vergrößern. Die englischen Körner wären zwar nicht ganz so stabförmig wie die sumerischen, doch wiegen sie einfach zuviel. Englisches Bier könnte vermuten lassen, die Körner seinen mit Wasser aufgepumpt. Doch das senkte das spezifische Gewicht und würde die Körner noch voluminöser machen.
Was also bleibt? Als Längenmaß steht ein Gerstenkorn für den sechsten Teil eines Fingers oder den dritten Teil eines Zolls. Im ersten Falle ist es die Gerstenkornbreite von etwa 3 Millimetern, im zweiten die Gerstenkornlänge von etwa 8 Millimetern. Die Bezeichnung dieser Längen als Gerstenkorn geht auf die Abmaße wirklicher Körner zurück, deren Regelmäßigkeit aber nicht ausreicht, um auch nur ein grobes Maß aus ihnen abzuleiten. Und nur drei große, fette Gerstenkörner wiegen ein Karat.
[1] Meilensteine der Längenmaße. Zollstockfreunde.
[2] Es ist wohl Wunschdenken aus Flächenhalbierungen und -verdoppelungen 1 rod, also 16,5 foot aus 12·√2 römischen Fuß abzuleiten. Dann wäre 1 foot gleich (8/11)⋅√2 pes. Sollte die Quadratdiagonale √2 mit 99/70 angesetzt worden sein, dann entsprächen 35 foot genau 36 pes, meinetwegen auch pedes.
[3] Acker: Kohlehydratreiche Lebensmittel. Springer, 1967. S. 58
[4] Heute muß es wohl politisch korrekt Tausendkornmasse und Hektolitermasse heißen. Und ein spezifisches Gewicht von 1,3 entspricht einer Dichte von 1300 Kilogramm pro Kubikmeter, wenn man noch vor dem Wort Massevolumendichte zurückschreckt.
[5] Es wird von mir angenommnen, daß die Römer in der Tradition der Ägypter und Sumerer den Finger ebenfalls als sechs Gerstenkörner breit gesehen haben. Allerdings habe ich keine Bezeichnung für 1/96 Fuß gefunden.
Wunschdenken | Megalithisches Yard
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Die Mannschaft
wuerg, 22.06.2018 01:19
Ich bin ein Fußballmuffel, doch manches dringt auch an mein Ohr. Uwe Seeler, Gerd Müller, Günter Netzer, Oliver Kahn und Franz Beckenbauer erinnere ich noch. Gegenwärtig geläufig sind mir noch Manuel Neuer aus der Werbung, Boateng durch Herrn Gauland und Özil wegen Erdogan. Gut, auch Gündogan kenne ich, doch erst seit seit der Zurschaustellung seiner Ölfrisur mit selbstgebatiktem Trikot für seinen Präsidenten.
Natürlich muß ich mich auch an Fußballdiskussionen beteiligen und ließ mich zu der Einschätzung hinreißen, der Auftritt von Özil mit seinem Präsidenten sei dumm gewesen, da er nicht gerade weg vom Fenster, aber aus dem Herzen der Deutschen sei, wenn er nur eine mäßige Leistung zeige und/oder [1] Deutschland die Vorrunde nicht übersteht. Dann wird es nicht mehr egal sein, ob man die Nationalhymne mitsingt.
Kaum hatte ich das gesagt, regt sich mein türkischer Kollege und Schweineschnitzelfan auf: Özil habe als Türke seinem Präsidenten den Wunsch nicht abschlagen können. Und wieder einmal habe ich erfahren, wie schnell besonnene Mitbürger an gewissen Punkten wie von der Tarantel gestochen reagieren. Bei den einen ist es der Glaube, bei den anderen der Nationalstolz, egal ob man in die Moschee geht oder Erdogan wählt.
So habe ich darauf verzichtet, die Nationalhyme anzusprechen, die natürlich keiner mitsingen muß. Doch als Nationalspieler ist man gut beraten, wenigsten den Mund zu bewegen, wo Spieler anderer Nationen zusätzlich die Hand zum Herzen führen. [2] Und als Trainer ist man gut beraten, nicht nur von mentaler Stärke zu faseln, sondern auch den Zusammenhalt und die Identifikation mit der Nation zu fördern, für die man doch freiwillig spielt. Andernfalls ist man "nicht auf dem Platz".
Wenn andere singen, ist Özil im Gebet. [3] Wer es glaubt, wird selig, auch wenn es stimmt. Ausgerechnet während der Nationalhymne, möglicherweise zu einem fremden Gott. Die Fußballfans, die diesem "toten Frosch" [4] dafür einen Teddy auf den Platz werfen, werden täglich weniger. Man soll zwar nicht plappern wie die Heiden, doch die Nationalhymne wäre eine gute Gelegenheit, beim Gebet den Mund zu bewegen, um gleichzeitig einen guten Eindruck zu machen. Diese Taqiya muß im Haus des Krieges doch erlaubt sein.
Es wäre unfair, alles hymnenfeindlichen Spielern anzulasten. Auch ich bin schuld, der ich noch nie eine Nationalflagge rausgehängt habe. Ebenso die vielen Fahnenschwenker vom Sommermärchen, die sich nun nicht mehr trauen. Ganz zu schweigen von denen, die Deutschland zu Ackerland machen möchten, wenn die Übergabe an die PoC scheitert. Den Weg bereitet hat schon die Umbenneung der Nationalelf in "Die Mannschaft", zumal andere uns schon früher so genannt haben sollen, weil ihnen die Wortbildungsfähigkeit der deutschen Sprache abgeht. [5]
[1] Der Schrägstrich zwischen und und oder oder und oder oder fiel mir vor vielen Jahren zeitgleich mit dem vor innen auf. Wahrscheinlich war damals die Zeit reif für eine vermeintlich korrekte Sprache derer, die Logik und Frauen zu verstehen meinten und alles genau ausdrücken wollten.
[2] Ramin Peymani: Abpfiff für Schwarz-Rot-Gold. Achgut, 18.06.2018.
[3] David Herten: Mesut Özil redet Klartext: Darum singe ich die Nationalhymne nicht mit. Der Westen, 20.06.2017.
[4] Der Ball rollt, noch ist alles drin: Viel Spaß mit der WM in Russland? "Hart aber fair", ARD Mediathek. Ab 11:25 spricht Mario Basler vom toten Frosch.
[5] "La Mannschaft" für die Elf der Mangiapatate stört mich sowenig wie Krauts, Munich, Cologne oder Lower Saxony. Umgekehrt stehe ich auch zu Mailand, Bombay, Burma, Spaghettis und Frogs, die "La Mannschaft" erfunden haben. Ein typisch deutsches Wort wie Elf ohne Bindestrich, Leerzeichen oder Stern zu Nationalelf zusammengesetzt für die nichtssagende Bezeichnung "Die Mannschaft" aus zwei Wörtern aufzugeben, ist so dumm wie die Umbenennung der Zigeuner in "Sinti und Roma". Sowas setzt sich in der deutschen Sprache nicht durch.
Natürlich muß ich mich auch an Fußballdiskussionen beteiligen und ließ mich zu der Einschätzung hinreißen, der Auftritt von Özil mit seinem Präsidenten sei dumm gewesen, da er nicht gerade weg vom Fenster, aber aus dem Herzen der Deutschen sei, wenn er nur eine mäßige Leistung zeige und/oder [1] Deutschland die Vorrunde nicht übersteht. Dann wird es nicht mehr egal sein, ob man die Nationalhymne mitsingt.
Kaum hatte ich das gesagt, regt sich mein türkischer Kollege und Schweineschnitzelfan auf: Özil habe als Türke seinem Präsidenten den Wunsch nicht abschlagen können. Und wieder einmal habe ich erfahren, wie schnell besonnene Mitbürger an gewissen Punkten wie von der Tarantel gestochen reagieren. Bei den einen ist es der Glaube, bei den anderen der Nationalstolz, egal ob man in die Moschee geht oder Erdogan wählt.
So habe ich darauf verzichtet, die Nationalhyme anzusprechen, die natürlich keiner mitsingen muß. Doch als Nationalspieler ist man gut beraten, wenigsten den Mund zu bewegen, wo Spieler anderer Nationen zusätzlich die Hand zum Herzen führen. [2] Und als Trainer ist man gut beraten, nicht nur von mentaler Stärke zu faseln, sondern auch den Zusammenhalt und die Identifikation mit der Nation zu fördern, für die man doch freiwillig spielt. Andernfalls ist man "nicht auf dem Platz".
Wenn andere singen, ist Özil im Gebet. [3] Wer es glaubt, wird selig, auch wenn es stimmt. Ausgerechnet während der Nationalhymne, möglicherweise zu einem fremden Gott. Die Fußballfans, die diesem "toten Frosch" [4] dafür einen Teddy auf den Platz werfen, werden täglich weniger. Man soll zwar nicht plappern wie die Heiden, doch die Nationalhymne wäre eine gute Gelegenheit, beim Gebet den Mund zu bewegen, um gleichzeitig einen guten Eindruck zu machen. Diese Taqiya muß im Haus des Krieges doch erlaubt sein.
Es wäre unfair, alles hymnenfeindlichen Spielern anzulasten. Auch ich bin schuld, der ich noch nie eine Nationalflagge rausgehängt habe. Ebenso die vielen Fahnenschwenker vom Sommermärchen, die sich nun nicht mehr trauen. Ganz zu schweigen von denen, die Deutschland zu Ackerland machen möchten, wenn die Übergabe an die PoC scheitert. Den Weg bereitet hat schon die Umbenneung der Nationalelf in "Die Mannschaft", zumal andere uns schon früher so genannt haben sollen, weil ihnen die Wortbildungsfähigkeit der deutschen Sprache abgeht. [5]
[1] Der Schrägstrich zwischen und und oder oder und oder oder fiel mir vor vielen Jahren zeitgleich mit dem vor innen auf. Wahrscheinlich war damals die Zeit reif für eine vermeintlich korrekte Sprache derer, die Logik und Frauen zu verstehen meinten und alles genau ausdrücken wollten.
[2] Ramin Peymani: Abpfiff für Schwarz-Rot-Gold. Achgut, 18.06.2018.
[3] David Herten: Mesut Özil redet Klartext: Darum singe ich die Nationalhymne nicht mit. Der Westen, 20.06.2017.
[4] Der Ball rollt, noch ist alles drin: Viel Spaß mit der WM in Russland? "Hart aber fair", ARD Mediathek. Ab 11:25 spricht Mario Basler vom toten Frosch.
[5] "La Mannschaft" für die Elf der Mangiapatate stört mich sowenig wie Krauts, Munich, Cologne oder Lower Saxony. Umgekehrt stehe ich auch zu Mailand, Bombay, Burma, Spaghettis und Frogs, die "La Mannschaft" erfunden haben. Ein typisch deutsches Wort wie Elf ohne Bindestrich, Leerzeichen oder Stern zu Nationalelf zusammengesetzt für die nichtssagende Bezeichnung "Die Mannschaft" aus zwei Wörtern aufzugeben, ist so dumm wie die Umbenennung der Zigeuner in "Sinti und Roma". Sowas setzt sich in der deutschen Sprache nicht durch.
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Spiegelwärmer
wuerg, 18.06.2018 01:21
Vor meinem geistigen Auge sehe ich immer noch die Horden von Italienern ihrern Sieg feiern. Vornehmlich in hupenden Autos und mit ihrer Basilikum-Mozzarella-Tomaten-Flagge, die sie Tricolore nennen und jedes Jahr am 7. Januar feiern. Ich nehme an, es war im Jahre 1982, denn an 2006 habe ich andere unangenehme Erinnerungen wie das sog. Public Viewing und die vielen schwarz-rot-goldenen Fanartikel. Besonders Girlanden und Autospiegel-Überzieher finde ich immer noch abartig. Wer heute noch mit sowas rumfährt, ist aber nicht mehr ein Arsch unter vielen, der einer schlichten Mode folgt, sondern weiterhin bereit, die deutsche Nationalflagge zu zeigen. Die meisten wohl aus übermäßiger Begeisterung für den Fußball ohne vielfältige Gedanken. Daß es verglichen mit früher nur noch wenige sind, ist wohl mangelndem Selbstbewußtsein zu verdanken, das sich auch in Angst vor Nationalstolz äußert. Es würde mich nicht wundern, wenn Deutschland aus Respekt in der Vorrunde ausscheidet.
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Megalithisches Yard
wuerg, 13.06.2018 23:31
Archäologen graben nicht nur Scherben und Steine aus, sie wollen auch alte Schriften lesen und fragen sich, was unsere Vorfahren mit welchen Methoden und aus welchem Antrieb heraus gemacht haben. Nicht immer sind sie mit den Antworten zufrieden, schon gar nicht mit denen der zahllosen Spintisierer, die sich auf diesem Gebiet tummeln. Als Alexander Thom meinte, eine urzeitliche Maßeinheit gefunden zu haben, stieß er verständlicherweise nicht nur auf Zustimmung. [1] Er meinte, sie sei 2,715 englische Fuß lang, denn die in sehr alten Bauwerken gefundenen Abmessungen gingen angeblich aus diesem megalithischen Yard [2] durch Vervielfachung und Halbierung hervor.
Es mag eine solche Einheit wirklich schon mehrere Jahrtausende gegeben haben. Und es ist nicht unplausibel, daß sie Grundlage der Nippurelle wurde. Die Wikipedia nennt 8/5 dieser Elle. Das sieht unschön aus. Da aber eine Elle 30 und ein Fuß 16 Finger maß, waren es einfach drei Fuß, im besten Sinne also ein Yard. Natürlich kann man sich über die genaue Länge streiten:
1. 82,55707 cm ‒ von 366-Jüngern aus dem Pendel abgeleitet
2. 82,75320 cm ‒ 2,715′ nach Thom (halbes Klafter von 5,43′)
3. 82,90560 cm ‒ 2,72′ als grobe Näherung
4. 82,93600 cm ‒ 8/5 des Bestwertes der Nippurelle von 51,835 cm
5. 82,96256 cm ‒ von 366-Jüngern aus dem Erdumfang abgeleitet
6. 82,96656 cm ‒ 2,722′ dank verbesserter Statistik
7. 82,97856 cm ‒ 8/5 der 7-glatten Nippurelle von 518616 μm
8. 82,97956 cm ‒ Erdumfang zu 360⋅360⋅1000 kyrenaische Fuß
Thom hatte ursprünglich das megalithische Klafter mit 5,43 englischen Fuß gemittelt. Das sind 1,655064 Meter. Die Hälfte davon ist das megalithische Yard mit 82,75320 cm (2). Vielleicht aus esoterischen Gründen (e=2,72) wurde auf 2,72′ erhöht. Das sind 829056=2⁷⋅3⋅17⋅127 Mikrometer (3), die gut zu halbieren sind und metrologische Berechnungen erleichtern, denn ein Finger von genau 2³⋅17⋅127=17273 Mikrometern macht alle übrigen Maße ebenfalls ganzzahlig. Durch verbesserte Statistik wurde auf 2,722′ erhöht, woraus sich 82,96656 cm ergaben (6). Die metrologische Näherung ist eine 7‑glatte Zahl von 518616=2³⋅3³⋅7⁴ Mikrometern für die Nippurelle. Sie liegt genügend nahe an der ‚Realität‘ und ergibt mit 8/5 multipliziert die 82,97856 cm des metrologischen megalithischen Yard (7). Das mag hoch erscheinen, weil die eine Nippurelle aus dem Archäologischen Museum in Istanbul auf nur 51,845 cm vermessen wurde (4).
Natürlich ruft ein derart altes Maß auch die Esoteriker auf den Plan, die gerne irgendwie geartete Ableitungen aus der Natur oder gottgegebenen Dingen von sich geben, auch wenn es unmöglich scheint, daß in der Bronzezeit derartige Überlegungen möglich waren oder gar durchgeführt wurden. Egal, ob damals bereits erkannt, erst später bemerkt oder angedichtet: Der Erdumfang mißt ziemlich genau 360·360·1000 kyrenaische Fuß. Wäre das für den Polumfang von 40.008 km exakt, hätte ein kyrenaischer Fuß eine Länge von 30,87 cm, ein megalithisches Yard aus 336/125 kyrenaischen Fuß demnach 82,979555 cm (8). Diese 1000 kyrenaische Fuß entsprechen recht genau 372 megalithischen Yard, der Erdumfang also 360⋅360⋅372 davon. Das lädt Esoteriker geradezu ein, 360 und 372 auf zweimal 366 zu verteilen und einen Erdumfang von 360⋅366⋅366 megalithischen Yard zu postulieren. Bei einem Polumfang von 40.008 km ergeben sich 82,96256 cm (5). Turbeville [3] rechnet mit 82,966 und rundet auf 82,9 cm, da 83 zu plump und ungenau ausgesehen hätte oder sein Taschenrechner immer abrundet.
Es ist wohl gesichert, daß Gudea vor mehr als 4000 Jahren von seinen Metrologen bereits wußte, daß die Pendellängen nicht mit den Längenmaßen im Einklang standen. Er paßte letztere einfach an. Diese Macht haben neuzeitliche Esoteriker glücklicherweise nicht. Sie müssen sich irgendetwas zusammendichten, einen geheimen Zusammenhang suchen. Da kamen ihnen die 366 erneut gelegen. [4] Ein Pendel von einem megalithischen Yard führe 366⋅366 Halbschwingungen am Tage aus. Dann müßte es nach meinen Berechnungen eine Länge (86400/366²)²⋅s=82,55707 cm (1) haben, worin ich meinen Wert von s=99,225 cm für die Länge des Sekundenpendels eingesetzt habe, denn Turbeville schweigt sich über die Erdbeschleunigung im heutigen Irak aus.
Zusammenfassend könnten alle damit zufrieden sein: Vor mehr als 4000 Jahren verbreitete sich ein Maß von etwa 83 Zentimetern auf die gesamte alte Welt. Das verwundert nicht, denn auch damals konnte man Stäbe auf einen Millimeter genau kopieren und hatte Jahrhunderte Zeit, sie auch mit weit entfernten Kulturen abzugleichen.
Spätere Abbildungen zeigen Herrscher und Götter mit einem Stab und einem Ring, der wohl aus einem aufgewickelten Seil besteht. [5] Manchmal sieht es aus, als sei der Stab ein Nagel. Dessen Verwendung zur Entfernungsmessung liegt auf der Hand. Doch könnte alles auch wichtigere, selbst Göttern nützliche Funktionen gehabt haben. Zu sehen ist auch ein riesiges Gewicht an einem Seil. Es bleibt allerdings die Frage nach den genauen Abmessungen und der sich daraus ergebenden Pendelzeit.
[1] Chris Witcombe: Alexander Thom. Leider nur noch unter archive.org gefunden.
[2] Es ist nicht abwegig, die Elle für das ursprüngliche Maß zu halten. Nur wurde sie unterschiedlich geteilt, um daraus Fuß- und andere Maße abzuleiten. So änderte sich auch der Yard zu drei Fuß, der im Altertum wohl ungebräuchlich war, weshalb es sich beim megalithischen Yard wahrscheinlich nicht um die antike Basisgröße handelt und eher aus einer anderen abgeleitet ist. Zum Beispiel als halbes megalitisches Klafter.
[3] J. Turbeville: The Traditional System of 360 & The Megalithic System of 366. Leider nur noch unter archive.org gefunden. Neben der genannten Ableitung auch noch die des englischen Fußes als dem Äquatorialumfang von 40.075 km wieder geteilt durch 360 und 1000, aber nur durch die 365,2422 Tage des tropischen Jahres. Es ergeben sich 30,478 cm. Heutzutage mißt der englische Fuß exakt 30,48 cm. Dazu eine abenteuerliche Verbindung von Monatslänge (29,53d) Differenz von Sonnen- und Mondjahr (10,87d) mit dem englischen Fuß (MY=2,72′) gemäß 29,53/10,87=2,72.
[4] Robert Lomas: The Mystery of the Megalithic Yard Revealed. Darin eine abenteuerliche Beschreibung, wie Steine aufgestellt werden können, um ein eigenes megalithisches Yard herzustellen.
[5] Tafel von Shamash. Wikipedia. Da neigte sich die Bronzezeit bereits ihrem Ende zu.
Sekundenpendel | Menschenmaß | Wunschdenken
Es mag eine solche Einheit wirklich schon mehrere Jahrtausende gegeben haben. Und es ist nicht unplausibel, daß sie Grundlage der Nippurelle wurde. Die Wikipedia nennt 8/5 dieser Elle. Das sieht unschön aus. Da aber eine Elle 30 und ein Fuß 16 Finger maß, waren es einfach drei Fuß, im besten Sinne also ein Yard. Natürlich kann man sich über die genaue Länge streiten:
1. 82,55707 cm ‒ von 366-Jüngern aus dem Pendel abgeleitet
2. 82,75320 cm ‒ 2,715′ nach Thom (halbes Klafter von 5,43′)
3. 82,90560 cm ‒ 2,72′ als grobe Näherung
4. 82,93600 cm ‒ 8/5 des Bestwertes der Nippurelle von 51,835 cm
5. 82,96256 cm ‒ von 366-Jüngern aus dem Erdumfang abgeleitet
6. 82,96656 cm ‒ 2,722′ dank verbesserter Statistik
7. 82,97856 cm ‒ 8/5 der 7-glatten Nippurelle von 518616 μm
8. 82,97956 cm ‒ Erdumfang zu 360⋅360⋅1000 kyrenaische Fuß
Thom hatte ursprünglich das megalithische Klafter mit 5,43 englischen Fuß gemittelt. Das sind 1,655064 Meter. Die Hälfte davon ist das megalithische Yard mit 82,75320 cm (2). Vielleicht aus esoterischen Gründen (e=2,72) wurde auf 2,72′ erhöht. Das sind 829056=2⁷⋅3⋅17⋅127 Mikrometer (3), die gut zu halbieren sind und metrologische Berechnungen erleichtern, denn ein Finger von genau 2³⋅17⋅127=17273 Mikrometern macht alle übrigen Maße ebenfalls ganzzahlig. Durch verbesserte Statistik wurde auf 2,722′ erhöht, woraus sich 82,96656 cm ergaben (6). Die metrologische Näherung ist eine 7‑glatte Zahl von 518616=2³⋅3³⋅7⁴ Mikrometern für die Nippurelle. Sie liegt genügend nahe an der ‚Realität‘ und ergibt mit 8/5 multipliziert die 82,97856 cm des metrologischen megalithischen Yard (7). Das mag hoch erscheinen, weil die eine Nippurelle aus dem Archäologischen Museum in Istanbul auf nur 51,845 cm vermessen wurde (4).
Natürlich ruft ein derart altes Maß auch die Esoteriker auf den Plan, die gerne irgendwie geartete Ableitungen aus der Natur oder gottgegebenen Dingen von sich geben, auch wenn es unmöglich scheint, daß in der Bronzezeit derartige Überlegungen möglich waren oder gar durchgeführt wurden. Egal, ob damals bereits erkannt, erst später bemerkt oder angedichtet: Der Erdumfang mißt ziemlich genau 360·360·1000 kyrenaische Fuß. Wäre das für den Polumfang von 40.008 km exakt, hätte ein kyrenaischer Fuß eine Länge von 30,87 cm, ein megalithisches Yard aus 336/125 kyrenaischen Fuß demnach 82,979555 cm (8). Diese 1000 kyrenaische Fuß entsprechen recht genau 372 megalithischen Yard, der Erdumfang also 360⋅360⋅372 davon. Das lädt Esoteriker geradezu ein, 360 und 372 auf zweimal 366 zu verteilen und einen Erdumfang von 360⋅366⋅366 megalithischen Yard zu postulieren. Bei einem Polumfang von 40.008 km ergeben sich 82,96256 cm (5). Turbeville [3] rechnet mit 82,966 und rundet auf 82,9 cm, da 83 zu plump und ungenau ausgesehen hätte oder sein Taschenrechner immer abrundet.
Es ist wohl gesichert, daß Gudea vor mehr als 4000 Jahren von seinen Metrologen bereits wußte, daß die Pendellängen nicht mit den Längenmaßen im Einklang standen. Er paßte letztere einfach an. Diese Macht haben neuzeitliche Esoteriker glücklicherweise nicht. Sie müssen sich irgendetwas zusammendichten, einen geheimen Zusammenhang suchen. Da kamen ihnen die 366 erneut gelegen. [4] Ein Pendel von einem megalithischen Yard führe 366⋅366 Halbschwingungen am Tage aus. Dann müßte es nach meinen Berechnungen eine Länge (86400/366²)²⋅s=82,55707 cm (1) haben, worin ich meinen Wert von s=99,225 cm für die Länge des Sekundenpendels eingesetzt habe, denn Turbeville schweigt sich über die Erdbeschleunigung im heutigen Irak aus.
Zusammenfassend könnten alle damit zufrieden sein: Vor mehr als 4000 Jahren verbreitete sich ein Maß von etwa 83 Zentimetern auf die gesamte alte Welt. Das verwundert nicht, denn auch damals konnte man Stäbe auf einen Millimeter genau kopieren und hatte Jahrhunderte Zeit, sie auch mit weit entfernten Kulturen abzugleichen.
Spätere Abbildungen zeigen Herrscher und Götter mit einem Stab und einem Ring, der wohl aus einem aufgewickelten Seil besteht. [5] Manchmal sieht es aus, als sei der Stab ein Nagel. Dessen Verwendung zur Entfernungsmessung liegt auf der Hand. Doch könnte alles auch wichtigere, selbst Göttern nützliche Funktionen gehabt haben. Zu sehen ist auch ein riesiges Gewicht an einem Seil. Es bleibt allerdings die Frage nach den genauen Abmessungen und der sich daraus ergebenden Pendelzeit.
[1] Chris Witcombe: Alexander Thom. Leider nur noch unter archive.org gefunden.
[2] Es ist nicht abwegig, die Elle für das ursprüngliche Maß zu halten. Nur wurde sie unterschiedlich geteilt, um daraus Fuß- und andere Maße abzuleiten. So änderte sich auch der Yard zu drei Fuß, der im Altertum wohl ungebräuchlich war, weshalb es sich beim megalithischen Yard wahrscheinlich nicht um die antike Basisgröße handelt und eher aus einer anderen abgeleitet ist. Zum Beispiel als halbes megalitisches Klafter.
[3] J. Turbeville: The Traditional System of 360 & The Megalithic System of 366. Leider nur noch unter archive.org gefunden. Neben der genannten Ableitung auch noch die des englischen Fußes als dem Äquatorialumfang von 40.075 km wieder geteilt durch 360 und 1000, aber nur durch die 365,2422 Tage des tropischen Jahres. Es ergeben sich 30,478 cm. Heutzutage mißt der englische Fuß exakt 30,48 cm. Dazu eine abenteuerliche Verbindung von Monatslänge (29,53d) Differenz von Sonnen- und Mondjahr (10,87d) mit dem englischen Fuß (MY=2,72′) gemäß 29,53/10,87=2,72.
[4] Robert Lomas: The Mystery of the Megalithic Yard Revealed. Darin eine abenteuerliche Beschreibung, wie Steine aufgestellt werden können, um ein eigenes megalithisches Yard herzustellen.
[5] Tafel von Shamash. Wikipedia. Da neigte sich die Bronzezeit bereits ihrem Ende zu.
Sekundenpendel | Menschenmaß | Wunschdenken
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Wunschdenken
wuerg, 02.06.2018 22:18
Es ist sicherlich Wunschdenken dabei, wenn die Sumerer einen Bogengrad auf der Erdoberfläche mit 700 Stadien zu 600 Gudea-Fuß vermessen haben sollen. Ob Eratosthenes dann mit 600 Stadien zu 600 kyrenaische Fuß erneut gemessen hat, sei dahingestellt. In beiden Fällen ergibt sich ein Erdumfang von 40.008±80 Kilometer. [1]
Zurecht kann bezweifelt werden, daß 7 Gudea-Fuß exakt 6 kyrenaische Fuß umfassen. [2] In der nun vergangenen Realität wird das nicht auf vier Stellen genau der Fall gewesen sein, doch war es wohl so gedacht. Heute kann eine Abweichung von diesem glatten Verhältnis 7:6 nicht mehr festgestellt werden. Es steht aber zu vermuten, daß durch den Faktor 7/6 die unschönen 700 Stadien für einen Bogengrad zu üblichen 600 gemacht werden sollten.
Grundsätzlich ist Vorsicht mit einfachen rationalen Verhältnissen geboten. Sie werden mit der Genauigkeit antiker Maße von 5 Promille auch zufällig getroffen. Der englische Fuß ist genau 30,48 und der französische 14400/443,296=32,484 Zentimeter lang. Ihr Verhältnis bestimmt sich zu 1-1/16,2. Deshalb sind 15 pied ungefähr 16 foot. Die Abweichung beträgt nur 1 Promille.
Wären der französische und englische Fuß antike Maße, die nur noch in wenigen Bauten und Statuen überlebt hätten, würde man wohl ein Verhältnis von 15 zu 16 als beabsichtigt annehmen, sofern zwischen Frankreich und England ein Zusammenhang überliefert wäre. Und sollte es nicht so sein, dann ist 15 zu 16 eine Umrechnung, die nicht schlechter ist als andere.
Man würde auch versuchen, den französischen und den englischen Fuß in Beziehung zu anderen antiken Maßen zu setzen. Zum Beispiel zum römischen Fuß mit etwa 29,613±0,050 Zentimeter. Sein Verhältnis zum englischen Fuß wäre 1-1/(35,1±2,1). Das führt auf 35 zu 36, als einziges 7-glattes Verhältnis im Bereich der Meßgenauigkeit. Man machte keinen zusätzlichen Fehler, dies anzusetzen.
Aber der englische und der französische Fuß sind halbwegs moderne Maße hoher Genauigkeit und nicht in einem rationalen Verhältnis zu einem antiken Maß gedacht oder realisiert. Sie gestatten auch keine Rückrechnung auf antike Maße, die zum Teil aus sehr wenigen Artefakten ermittelt sind. Nimmt man allerdings die vermeintlich rationalen Verhältnisse unter ihnen ernst, so liegen insgesamt doch sehr viele Daten vor, weshalb die grob ins Metall gehauene Nippur-Elle nach [3] recht genau mit 51,835±0,02 Zentimeter anzusetzen ist.
Metrologen bevorzugen 7-glatte 518616 Mikrometer für die Länge der Nippur-Elle [4] und liegen damit näher am wahren Wert von etwa 51,85 Zentimeter der einen in Istanbul ausgestellten Nippur-Elle. [5] Die aber kann von der gedachten oder wirklich einmal existenten Ur-Elle abweichen, weshalb ich den rückgerechneten Werten eher vertrauen würde als einem einzelnen krummen Stück Eisen.
Es gibt gute Gründe für die Annahme, daß die kleinzahligen Verhältnisse zumindest intendiert waren. Abgesehen von den wenigen Fällen, da man ein neues Maß aus der Natur abzuleiten versuchte, hat man immer wieder alte Maße neu geteilt. Normalerweise bestand ein Fuß aus 16 und eine Elle aus 30 Fingerbreiten. Hat man zum Beispiel einen Fuß auf 20 Finger ausgedehnt und später wieder in 16 geteilt, wurden alle Maße um den Faktor 5/4 größer. Besonders variabel war die Elle. Sie wurde gern als anderthalb oder zwei Fuß gesehen, aber auch in 28 statt 30 Finger geteilt.
Da man schon sehr früh auch dezimal rechnete, kam auch die Zahl 10 ins Spiel. So meinte Gudea, ein Klafter sollte 100 statt 96 Finger haben. Der Erdfuß entstand aus dem Wasserfuß, indem man ihm nur noch 10 statt 12 Zoll zumaß. Ein Zoll oder Daumenbreit war der zwölfte Teil des Fußes und drängte im Laufe der Jahrtausende den Finger in den Hintergrund. Wenn ein Engländer ihn überhaupt noch kennt, dann als digit oder nail von einen dreiviertel Zoll. Der englische finger ist mit 7/8 Zoll dicker.
Sehr interessant ist das Verhältnis 50/49 von verschiedenen großen Königsellen zu ihren Normalellen. Das wird auf 5^2+5^2=50≈49=7^2 zurückgeführt. Ein Qaudrat von 5 mal 5 Normalellen hat eine Diagonale von 7 kleinen Königsellen, die um etwa 1 Prozent größer sind. Und ein Quadrat von 5 mal 5 kleinen Königsellen hat eine Diagonale von 7 großen Königsellen. Sie übersteigen die Normalelle um den Faktor 50/49. Ich finde das etwas konstruiert.
[1] Die Schwereformel liefert für den 30. Breitengrad sehr genau die von [3] angegebenen 99,225 cm für das Sekundenpendel. Umfaßt es zwei reale Gudea-Ellen, bilden 16/60 davon den realen Gudea-Fuß von 26,46 cm. Mit 360*700*600 multipliziert ergeben sich 40.007.520 m für den Erdumfang.
[2] Wenn der kyrenaische Fuß 7/6 reale Gudea-Fuß mißt und sich mit dem Faktor 25/42 aus der mesopotamischen Nippurelle ableitet, muß diese (7/6)/(25/42)=49/25 reale Gudea-Fuß umfassen, also 51,8616 cm lang sein, sofern die 26,46 cm aus [1] exakt sind.
[3] Rolf C. A. Rottländer: Genauigkeit vormetrischer Längeneinheiten.
[4] 518616=2^3*3^3*7^4 kann mehrfach durch 3 und 7 geteilt werden. Diese angenehme 7-glatte Zahl ergibt sich auch aus der Rechnung in [2]. Die "wahre, gemessene, rückgerechnete" Länge der mesopotamischen Nippurelle liegt laut [3] bei 518350 μm. Der Unterschied von einem halben Promille bleibt klar im Bereich der allgemeinen Schwankungsbreite.
[5] The measures of the Nippur cubit. International Bureau for hexadezimal metrology. Sie glauben ernsthaft, hexadezimale Maße, Gewichte und Zeiten durchsetzen und ganz nebenbei den Nullmeridian nach Florenz verschieben zu können.
Venti | Lsd | Metrisierung | Score | Hohlmaße | Menschenmaß | Klafter
Zurecht kann bezweifelt werden, daß 7 Gudea-Fuß exakt 6 kyrenaische Fuß umfassen. [2] In der nun vergangenen Realität wird das nicht auf vier Stellen genau der Fall gewesen sein, doch war es wohl so gedacht. Heute kann eine Abweichung von diesem glatten Verhältnis 7:6 nicht mehr festgestellt werden. Es steht aber zu vermuten, daß durch den Faktor 7/6 die unschönen 700 Stadien für einen Bogengrad zu üblichen 600 gemacht werden sollten.
Grundsätzlich ist Vorsicht mit einfachen rationalen Verhältnissen geboten. Sie werden mit der Genauigkeit antiker Maße von 5 Promille auch zufällig getroffen. Der englische Fuß ist genau 30,48 und der französische 14400/443,296=32,484 Zentimeter lang. Ihr Verhältnis bestimmt sich zu 1-1/16,2. Deshalb sind 15 pied ungefähr 16 foot. Die Abweichung beträgt nur 1 Promille.
Wären der französische und englische Fuß antike Maße, die nur noch in wenigen Bauten und Statuen überlebt hätten, würde man wohl ein Verhältnis von 15 zu 16 als beabsichtigt annehmen, sofern zwischen Frankreich und England ein Zusammenhang überliefert wäre. Und sollte es nicht so sein, dann ist 15 zu 16 eine Umrechnung, die nicht schlechter ist als andere.
Man würde auch versuchen, den französischen und den englischen Fuß in Beziehung zu anderen antiken Maßen zu setzen. Zum Beispiel zum römischen Fuß mit etwa 29,613±0,050 Zentimeter. Sein Verhältnis zum englischen Fuß wäre 1-1/(35,1±2,1). Das führt auf 35 zu 36, als einziges 7-glattes Verhältnis im Bereich der Meßgenauigkeit. Man machte keinen zusätzlichen Fehler, dies anzusetzen.
Aber der englische und der französische Fuß sind halbwegs moderne Maße hoher Genauigkeit und nicht in einem rationalen Verhältnis zu einem antiken Maß gedacht oder realisiert. Sie gestatten auch keine Rückrechnung auf antike Maße, die zum Teil aus sehr wenigen Artefakten ermittelt sind. Nimmt man allerdings die vermeintlich rationalen Verhältnisse unter ihnen ernst, so liegen insgesamt doch sehr viele Daten vor, weshalb die grob ins Metall gehauene Nippur-Elle nach [3] recht genau mit 51,835±0,02 Zentimeter anzusetzen ist.
Metrologen bevorzugen 7-glatte 518616 Mikrometer für die Länge der Nippur-Elle [4] und liegen damit näher am wahren Wert von etwa 51,85 Zentimeter der einen in Istanbul ausgestellten Nippur-Elle. [5] Die aber kann von der gedachten oder wirklich einmal existenten Ur-Elle abweichen, weshalb ich den rückgerechneten Werten eher vertrauen würde als einem einzelnen krummen Stück Eisen.
Es gibt gute Gründe für die Annahme, daß die kleinzahligen Verhältnisse zumindest intendiert waren. Abgesehen von den wenigen Fällen, da man ein neues Maß aus der Natur abzuleiten versuchte, hat man immer wieder alte Maße neu geteilt. Normalerweise bestand ein Fuß aus 16 und eine Elle aus 30 Fingerbreiten. Hat man zum Beispiel einen Fuß auf 20 Finger ausgedehnt und später wieder in 16 geteilt, wurden alle Maße um den Faktor 5/4 größer. Besonders variabel war die Elle. Sie wurde gern als anderthalb oder zwei Fuß gesehen, aber auch in 28 statt 30 Finger geteilt.
Da man schon sehr früh auch dezimal rechnete, kam auch die Zahl 10 ins Spiel. So meinte Gudea, ein Klafter sollte 100 statt 96 Finger haben. Der Erdfuß entstand aus dem Wasserfuß, indem man ihm nur noch 10 statt 12 Zoll zumaß. Ein Zoll oder Daumenbreit war der zwölfte Teil des Fußes und drängte im Laufe der Jahrtausende den Finger in den Hintergrund. Wenn ein Engländer ihn überhaupt noch kennt, dann als digit oder nail von einen dreiviertel Zoll. Der englische finger ist mit 7/8 Zoll dicker.
Sehr interessant ist das Verhältnis 50/49 von verschiedenen großen Königsellen zu ihren Normalellen. Das wird auf 5^2+5^2=50≈49=7^2 zurückgeführt. Ein Qaudrat von 5 mal 5 Normalellen hat eine Diagonale von 7 kleinen Königsellen, die um etwa 1 Prozent größer sind. Und ein Quadrat von 5 mal 5 kleinen Königsellen hat eine Diagonale von 7 großen Königsellen. Sie übersteigen die Normalelle um den Faktor 50/49. Ich finde das etwas konstruiert.
[1] Die Schwereformel liefert für den 30. Breitengrad sehr genau die von [3] angegebenen 99,225 cm für das Sekundenpendel. Umfaßt es zwei reale Gudea-Ellen, bilden 16/60 davon den realen Gudea-Fuß von 26,46 cm. Mit 360*700*600 multipliziert ergeben sich 40.007.520 m für den Erdumfang.
[2] Wenn der kyrenaische Fuß 7/6 reale Gudea-Fuß mißt und sich mit dem Faktor 25/42 aus der mesopotamischen Nippurelle ableitet, muß diese (7/6)/(25/42)=49/25 reale Gudea-Fuß umfassen, also 51,8616 cm lang sein, sofern die 26,46 cm aus [1] exakt sind.
[3] Rolf C. A. Rottländer: Genauigkeit vormetrischer Längeneinheiten.
[4] 518616=2^3*3^3*7^4 kann mehrfach durch 3 und 7 geteilt werden. Diese angenehme 7-glatte Zahl ergibt sich auch aus der Rechnung in [2]. Die "wahre, gemessene, rückgerechnete" Länge der mesopotamischen Nippurelle liegt laut [3] bei 518350 μm. Der Unterschied von einem halben Promille bleibt klar im Bereich der allgemeinen Schwankungsbreite.
[5] The measures of the Nippur cubit. International Bureau for hexadezimal metrology. Sie glauben ernsthaft, hexadezimale Maße, Gewichte und Zeiten durchsetzen und ganz nebenbei den Nullmeridian nach Florenz verschieben zu können.
Venti | Lsd | Metrisierung | Score | Hohlmaße | Menschenmaß | Klafter
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