Klafter
Ein Klafter ist den meisten fremd, einige werden an ihr Holz vor der Hütte denken. Als Längen­maß leitet es sich von der Spann­weite ausge­streckter Arme ab und mißt um 1 Meter 80. Relativ viel für einen mitt­leren Mann von 1 Meter 73. Fast immer ist ein Klafter genau 6 Fuß lang. Der Fuß ist zwar eine überall vorkom­mende und recht eindeu­tige Längen­einheit, als Maßstab an der Wand aber wurden lieber Ellen abge­bildet. Und für genau­ere als kauf­männische Zwecke gab es Stäbe in Klafter­länge. Die sind über die Jahrhun­derte gerne verbogen, beschä­digt und sogar gestohlen worden, unter­lagen also einer leichten Schwan­kung.

Als man sich 1799 von dem Wahn verab­schiedete, das Meter aus dem Erdum­fang abzu­leiten, wurde das Urmeter mit der verläß­lichsten Kopie des franzö­sischen Klafters, der im Südame­rika verwen­deten Toise du Perou vergli­chen. Später hieß es Toise de Paris, also einfach Pariser Klafter. Ein Meter besteht seither aus 443,296 Pariser Linien, die auch außerhalb Frank­reichs Standard für Präzions­messungen waren. Da ein Klafter aus 6 mal 12 mal 12, also 864 Linien besteht, hatte das französiche Klafter eine Länge von knapp 1,95 Meter, weit mehr als ein normaler Franzose umspannen kann.

Die Nähe zu zwei Metern verführte zur Toise usuelle von genau zwei Metern. Eine unselige Entschei­dung, weil der ebenso über­flüssige metrische Fuß genau 30 Zenti­meter und damit eine Toise metrique genau 1 Meter 80 mißt. Ebenso unan­genehm ist die Länge der See­meile zu etwa 1000 Klaf­ter und die damit verbun­dene Gleich­setzung von Klafter und Faden, dem tausend­sten Teil eine See­meile. Das gleiche gilt für die Verwech­selung von Kabel­längen von einer zehntel Seemeile mit 100 Klaftern, in Großbri­tannien 608 bzw. 600 Fuß.

Wäre ich mit einem neuen Maß auf der Basis des Erdum­fanges betraut worden, hätte ich als Klafter eine tausend­stel See­meile genommen. Faden und Klafter wären mit 1,852 Meter gleich lang geworden. Daraus hätte sich ein Fuß zu 30,867 Zenti­meter ergeben. Wie beim Meter wären Abwei­chungen vom Ideal festge­stellt worden. Deshalb hätte eben­falls die Verkör­perung meines Klaf­ters das genaue Maß gebildet, bis dann die Licht­geschwin­digkeit beispiels­weise mit 161857498 Klaf­ter pro Sekunde fest­gelegt worden wäre.

Viele glauben noch heute an eine flache Erde. Verbreitet ist die Vorstel­lung, man hätte bis in die Neuzeit die Erde für eine Scheibe gehalten. Das ist falsch. Man sah sie nur als Mittelpunkt der Welt, die Kugel­form war schon viele Jahr­tausende bekannt. Zur Umfangs­bestim­mung mußte man nur solange nach Norden latschen, bis der Polar­stern einen Bogen­grad höher stand. Diese Entfer­nung von 111 Kilo­metern mißt 600 Stadien zu 600 kyre­naischen Fuß zu 30,87 Zen­timeter.

Da in die Erforschung antiker Maße nicht nur Messungen, sondern auch Wünsche einfließen, könnte der kyre­naische Fuß aus dem heute gut bekannten Erdumfang rückge­rechnet sein. Möglicher­weise wurde er nur gebildet, weil der Erdum­fang von 360⋅700⋅600 realen Gudea-​Fuß nicht so schön aussah. Da aber eine chal­däische Para­sange aus 70 Stadien zu 600 Gudea-Fuß zu 26,55 Zen­timeter eine Länge von 11,113 Kilometer hatte, ist davon auszu­gehen, daß bereits weit vor den Griechen der Erdum­fang ziem­lich genau bekannt war.

Während Eratosthenes, der nicht den Winkel am Sternen­himmel gemessen, sondern sich am Sonnen­licht orien­tiert haben soll, möglicher­weise von den Sume­rern abgekup­fert hat oder der kyre­naische Fuß mit Blick auf ein schönes Ergebnis sich nur großer Beliebt­heit bei wenig Bedeu­tung im Alltag erfreute, ist der Gudea-​Fuß über diese Anfech­tungen erhaben, sofern er tatsäch­lich aus dem Sekunden­pendel abge­leitet wurde. Das ist im süd­lichen Gebiet des letzten Golf­krieges auf dem 30. Brei­ten­grad etwa 99,225 Zen­timeter oder genau zwei reale Gudea-​Ellen zu je 30 Finger lang, wovon 16 den realen Gudea-​Fuß von 26,46 Zen­timeter bilden. [1]

Möglicherweise hatte man bereits damals erkannt, daß der tausend­ste Teil eines Bogen­grades auf der Erde ziemlich genau 7⋅16=112 Sekun­den­pendel lang ist, es für keinen Zufall gehalten und sich im Bestreben bestä­tigt gesehen, das Maß­system aus gött­lichen Gegeben­heiten abzu­leiten. Und da man selbst vor 200 Jahren noch meinte, die Längen­einheit an der Erde ausrich­ten zu müssen, hätte man statt des Urmeters auch ein vernünf­tiges Urklafter bilden können. Dann wäre die See­meile nicht 1852 Meter, sondern einfach 1000 Klafter lang. Sollte wider Erwarten der Meter dereinst durch eine neue Einheit ersetzt werden, dann ist aber nicht mehr das Klafter die beste Wahl, eher der Lichtfuß von 29,9792548 Zen­ti­metern.

[1] Wenn ich es recht in Erinnerung habe, hatte Erato­sthenes den Erdumfang durch Messung auf etwa 250.000 Stadien verkürzt. Zum einen vermute ich, man habe zu seiner Ehre daraus eine Stadien­länge von 160 Metern postu­liert, gleichwohl 185 der gängige Wert gewesen sein wird. Zum anderen meine ich gelesen zu haben, daß er nach einem Studium in babylonischen Bibliotheken sich auf 60³=216.000 korri­gierte. Das ergäbe bei einem metrolo­gischen kyre­naischen Stadion von 185,22 Metern zu 600 Fuß einen Polum­fang von 40.008,52 Kilometern, nur 700 Meter zu klein. Etwas zu genau, eher nach­gängiger Anpassung als einem Zufall oder dem glücklichen Umstand geschuldet, daß zwischen Alexan­dria und Syene der Erd­radius etwa dem mitt­leren Erdradius entspricht und der Horizont fast genau 90 Grad gegen das Lot zum Erd­mittel­punkt geneigt ist. Legt man statt des metro­logi­schen Wertes der Nippu­relle den 0,5 Pro­mille kleineren vermeint­lichen Bestwert zugrunde, so sackt man um 20 Kilo­meter auf 39.987 ab.

Seemeile | Megalithisches Yard | Sekundenpendel

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