Summenfolge
Zu jeder Zahlenfolge a₁, a₂, a₃, … kann man eine Summen­folge s₁, s₁, s₁, … bilden, deren n‑tes Glied sₙ die ersten n Glie­der der Folge a addiert:

sn = a1+a2+…+an ,  rekursiv s1=a1, sn=sn-1+an für n>1

Definierte man die Diffe­renzen­folge als dₙ=aₙaₙ₋₁ mit a₀=0, so wäre die Summen­folge s der Diffe­renzen­folge d wieder die Ausgangs­folge a:

sn = d1+dn+…+dn = (a1a0)+(a2a1)+…+(anan−1) = ana0 = an

Gleiches gälte auch für die Diffe­renzen­folge d der Summen­folge s:

dn = snsn−1 = (a1+a2+…+an) − (a1+a2+…+an−1) = an

Definiert man dagegen wie üblich dₙ=aₙ₊₁−aₙ, so ist die Diffe­renzen­folge d der Summen­folge s leider die um eine Position verscho­bene Ausgangs­folge a, denn

dn = sn+1sn = (a1+a2+…+an+1) − (a1+a2+…+an) = an+1

Bei der Summenfolge s der Diffe­renzen­folge d wird zudem noch das erste Folge­glied a₁ abge­zogen:

sn = d1+d2+…+dn = (a2a1)+…+(an+1an) = an+1a1

Auf den ersten Blick scheint daher die erste Variante die bessere zu sein. Es gibt aber gute Gründe, weshalb man normaler­weise die zweite wählt. Das hatte ich in meinem Beitrag zur Diffe­renzen­folge in einer Fußnote erläutert. [1]

Summenfolgen sind im allgemeinen inter­essanter als die der Diffe­renzen, was man schon daran erkennt, daß vornehm­lich mit ihrer Betrach­tung gerne von Reihen gesprochen wird. Das hebt sprach­lich die grund­legende Folge als Gesamt­heit hervor, deren Glieder zugun­sten der Partial­summen in den Hinter­grund treten. Insbe­son­dere dann, wenn es vor allem um die Gesamt­summe geht. [2] Ein Beispiel: Die Folge 1, 1/2,  1/4, 1/8, … ist recht schlicht und ihre Summenfolge 1, 3/2, 7/4, 15/8, … eigent­lich auch nur inter­essant, um abzu­leiten, daß die Reihe 1+1/2+1/4+1/8+… gegen 2 konver­giert. [3]

[1] Oberschüler mögen sich daran erinnern, daß grob gesprochen die Inte­gration die Ablei­tung und die Ablei­tung die Inte­gration umkehrt. Wer deshalb die erste Defi­nition der Diffe­renzen­folge für die natür­liche hält, möge beachten, daß mit dem Übergang von 1 nach dx der Unter­schied ver­schwin­det und die zweite Defini­tion mehr der üblichen Darstel­lung des Diffe­rential­quo­tienten ent­spricht.

[2] Manchmal ist es auch umge­kehrt, wenn man beein­druckt davon ist, welche Folge­glieder sich zu einer belieb­ten Zahl addie­ren, wie das bei der Leibniz-​Reihe π/4=1−1/3+1/5−1/7+… der Fall ist. [3]

[3] Falls hier mitten im Bruch häß­lich die Zeile gewech­selt wird, so liegt das daran, daß <nobr> aus welchem Grunde auch immer raus­gefil­tert wird und ich auf das nicht umbre­chende Geteilt­zei­chen (&#8725;) ver­zich­tet habe, weil es oft­mals häß­lich darge­stellt wird. Zur Über­prü­fung: 1/3 (Schräg­strich) und 1∕3 (Geteilt­strich).

Differenzenfolge | Reihe

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Differenzenfolge
Zu jeder Zahlenfolge a₁, a₂, a₃, … kann man die Folge der Diffe­renzen d₁, d₂, d₃, … be­trach­ten, die durch dₙ=aₙ₊₁−aₙ defi­niert ist. [1] Diese Diffe­renzen sind oftmals nütz­lich, um auf das in einer Folge steckende Bil­dung­sgesetz zu schließen. Hat man zum Bei­spiel das Anfangs­stück 1, 7, 19, 37, 61, 91, ... vor­liegen und sucht eine geschlos­sene Formel, so kann man die Diffe­renzen bilden und ggf. auch davon aber­mals die Diffe­renzen
Index n                     1   2   3   4   5   6  ...
Folge an                    1   7  19  37  61  91  ...
Differenzen dn=an+1-an      6  12  18  24  30  36  ...
Differenzen 2. Ordnung      6   6   6   6   6   6  ...
Differenzen 3. Ordnung      0   0   0   0   0   0  ...
Man erkennt sofort, daß die Diffe­renzen zweiter Ord­nung konstant sind, die Diffe­renzen erster Ordnung also linear anwach­sen und die Ori­ginal­folge damit quadra­tisch. Ein Ansatz aₙ=x·n²+y·n+z sollte also zum Erfolg führen. Man pickt sich einfach drei Werte heraus und erhält drei Glei­chungen mit drei Unbe­kannten. Der Einfach­heit halber für die ersten drei:
n=1:   x +  y + z = 1
n=2:  4x + 2y + z = 7
n=3:  9x + 3y + z = 19
Die Lösung x=3, y=−3, z=1 führt auf aₙ=3n²−3n+1=​1+3n(n-1). Das sind die zen­trier­ten Sechs­eck­zahlen.

Da Mathematiker nicht dauernd Glei­chungs­systeme lösen möchten, danken sie Newton für seine Formel

an = a0 + n·d0 + C(n,2)·d20 + C(n,3)·d30 + …        (1)

Darin ist dᵏ die k-fach iterierte Diffe­renzen­folge und C(n,k) der Binomial­koeffi­zient n über k. Tut man so, als habe das erste Folge­glied nicht den Index n=1, son­dern 0, so liefert die Formel mit a₀=1, d₀=6, d²₀=6 und dᵏ₀=0 für k>2 als Ergebnis

an = 1 + n·6 + (n(n-1)/2)·6 = 1+3n(n+1)

Wegen des Beginns mit n=1 statt n=0 ist auf der rechten Seite n durch n−1 zu ersetzen. Das ergibt wie bereits ermit­telt a(n)=1+3n(n-1).

Das alles mag als nur in ein­fachen Fällen erfolg­verspre­chend erschei­nen, doch manchmal kann damit auch aus einem undurch­sichti­geren mit der Hand oder dem Com­puter erstell­ten Anfangs­stück einer Folge auf ein Bil­dungs­gesetz geschlos­sen werden. Zur Zahl 20 habe ich zum Bei­spiel von den 20 mögli­chen Ketten mit 4 roten und 7 weißen Perlen berich­tet. Für 4 rote und n weiße erhält man die Folge 1, 3, 4, 8, 10, 16, 20, 29, 35, …, für die Diffe­renzen­bildung zunächst wenig hilf­reich erscheint:
Index n                     1   2   3   4   5   6   7   8   9  ...
Folge an                    1   3   4   8  10  16  20  29  35  ...
Differenzen dn=an+1-an      2   1   4   2   6   4   9   6  12  ...
Differenzen 2. Ordnung     -1   3  -2   4  -2   5  -3   7  -4  ...
Betrachtet man aber nur die ungeraden Folge­glieder, so sieht die Welt schon besser aus:
Index n                     1   3   5   7   9  11  13  ...
Folge an                    1   4  10  20  35  56  84  ...
Differenzen dn=an+1-an      3   6  10  15  21  28  36  ...
Differenzen 2. Ordnung      3   4   5   6   7   8   9  ...
Das führt auf die für ungerade n vermut­lich rich­tigen Tetra­eder­zahlen aₙ=(n+1)(n+3)(n+5)/48. Für gerade n muß man jedoch Korrek­turen anbrin­gen. Wieder hilft der gleiche Trick. Für gerade, doch nicht durch 4 teil­­bare (einfach ge­rade) n ergibt sich ein Zuschlag von (9n+21)/48. Wird er für alle geraden Indizes berück­sichtigt, bleibt nur noch für alle durch 4 teil­baren (doppelt ge­raden) n ein Rest von 1/4. Die vermu­tete Formel lautet also
an = (n+1)(n+3)(n+5)/48
   + (9n+21)/48          falls n gerade
   + 12/48               falls n doppelt gerade
Ein Beispiel für n=8:
a8 = [(8+1)(8+3)(8+5) + (9·8+21) + 12] / 48
   = [9·11·13+72+21+12]/48 = 1392/48 = 29 (stimmt!)
Natürlich müßte diese vermutete Formel noch als wirk­lich für alle n gültig über­prüft werden. Aber das kann man nur, wenn man sie auch kennt.

In modernen Zeiten gibt es zumeist ein­fachere Metho­den. Man kann in einer Bib­lio­thek für Zahlen­folgen nach­schlagen und findet heraus, daß man nicht der erste mit dieser Folge ist. [2] Im obigen Bei­spiel reicht es auch, das Aus­gangs­problem mit den Ketten ver­standen zu haben und dann in der Lage zu sein, mit Hilfe der von Polya ent­wickel­ten Methode die Formel aus der Problem­stellung abzu­leiten.

[1] Ich hatte in einer vorange­henden Version dieses Bei­trages dₙ=aₙaₙ₋₁ mit a₀=0 definiert, weil damit keine Infor­mation verloren geht und sowohl die Summen­folge der Diffe­renzen­folge als auch umgekehrt wieder das Ori­ginal ergibt. Doch der erste Wert d₁=a₁ ist unnatür­lich, was dann dumm auffällt, wenn a₀=0 keine gute Fort­setzung ins Nega­tive ist. Außerdem ist es sinn­voll, nicht ohne Not von der allge­meinen Konven­tion abzu­weichen. Schon die Formel von Newton (1) macht deutlich, daß sie wohl die bessere Wahl ist und man Folgen möglichst mit dem Index n=0 beginnen sollte.

[2] The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. A005232

Summenfolge | Sechseckzahlen | 20

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DIN-A4-Papier
Unsere normalen Papier­formate haben sich glück­licher­weise nicht am goldenen Schnitt ausge­richtet, sondern an der einfachen Teil­barkeit. Ohne diese starke Eigen­schaft hätten die DIN-​Formate in mehr als 20 Jahren mit zahl­reichen Drucker­problemen der Vormacht von 8×12 Zoll großem Endlos­papier nicht wider­standen. Ich erinnere mich noch gerne an meine ersten ordent­lich forma­tierten Adressen auf handels­üblichen Aufkle­bern mit sieben mal drei Stück pro DIN‑A4-​Blatt. Doch fünfzehn Jahre später gibt immer noch Behörden und Reise­büros, die um einen Zenti­meter zu lange Papier­bögen bevor­zugen.

Wie groß ist aber ein DIN‑A4-​Blatt und warum? Zunächst fordert die Teilbar­keit in zwei gleiche und wie das Ausgangs­blatt propor­tio­nierte Hälften für die Breite b und die Höhe hb die Bezie­hung „b zu h wie h/2 zu b“, also h=b·√2 im Hoch­format. Für die abso­lute Größe muß beach­tet werden, daß ein DIN‑A0-​Blatt genau einen Quadrat­meter groß sein soll, womit neben h=b·√2 auch b·h=1m² gelten muß. Damit ist h in Metern gemes­sen die vierte Wurzel aus 2, die Breite b in Metern der Kehrwert davon. Da auf Milli­meter gerundet wird ist ein DIN‑A0-​Blatt 1,189 Meter hoch und 0,841 Meter breit. Ein DIN‑Ai-​Blatt entsteht daraus durch i‑fache Halbie­rung samt Abrun­dung auf Milli­meter. Es ist also

hi = ⌊1189/2i⌋ mm ≈ 2i/2+1/4 Meter hoch und
bi =  ⌊841/2i⌋ mm ≈ 2i/2−1/4 Meter breit.

Das allseits bekannte DIN‑A4-​Blatt mißt somit 297×210 Milli­meter.

Für die Fläche Fᵢ=bᵢ·hᵢ eines DIN‑Ai-​Blattes gilt die einfachere Formel Fᵢ=(1/2)m². Damit hat ein DIN‑A4-​Blatt 1/16 Quadratmeter und wiegt 5 Gramm, wenn es sich um normales Papier von 80 Gramm pro Quadrat­meter handelt. In einen Standard­brief sollte man deshalb nicht mehr als drei Blätter stecken.

Das alles ist nicht tiefschürfend, doch mir ein schönes Beispiel, wo in unserem Alltag ständig die vierte Wurzel vorkommt, wenn auch nicht so sichtbar wie die Quadrat­wurzel. Zwar haben moderne Kopierer Tasten für die gängigen Ver­größe­rungen und Ver­kleine­rungen, doch schadet es nicht zu wissen, daß eine Ver­größe­rung von A4 auf A3 wegen √2=1,4142… unge­fähr 140 Pro­zent beträgt und umge­kehrt eine Ver­kleine­rung auf 70 Pro­zent redu­ziert. Dann macht die Anwei­sung des Chefs „100 Ver­kleine­rungen auf A5 mit etwas mehr Rand, aber im Tieff­lug“ nicht nervös, weil sie sogleich in „bitte 100 Ko­pien auf 65% ver­klei­nert, so schnell es Ihnen möglich ist“ über­setzt werden kann.

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Goldener Schnitt
Der goldene Schnitt ist die Teilung der Einheits­strecke bei φ=(√5−1)/2≈0,618 im Ver­hältnis von 1 zu Φ=(√5+1)/2≈1,618 und kommt allent­halben in Natur und Kultur vor. Erstere trifft den goldenen Schnitt natür­lich nur ungefähr, wo er sich als günstig und damit von evolu­tio­nären Vorteil erwie­sen hat. Geome­trisch ist er in der Lieb­lings­figur der Griechen, dem Penta­gramm zu bewundern:
                                __●__                                                   
                           ____/ / \ \____                                             
                      ____/     /   \     \____                                         
                 ____/         /     \         \____                               
            ____/             /       \ c           \____                               
       ____/                 /         \                 \____                          
  ____/                     /           \                     \____                     
 /              c          /      d      \          c              \                    
● -- -- -- -- -- -- -- --- -- -- -- -- --- -- -- -- -- -- -- -- ●                   
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  \   \____             /                   \             ____/   /                     
   \       \____     a /                     \       ____/       /                      
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     \               ●___                  ____●               /                        
      \             /     \____       ____/     \             /                         
       \           /           \__ __/           \ b         /                          
        \         /             __●__             \         /                           
         \       /         ____/     \____         \       /                            
          \     /     ____/               \____     \     /                             
           \   / ____/                         \____ \   /                              
            \ /_/                 b                 \_\ /                               
             ●-- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- --
Einem Fünfeck einbe­schrie­benes Penta­gramm (png)

Man erkennt an den zahl­reichen ähn­lichen Drei­ecken, daß a:b=b:c=c:d ist. Dieses stets gleiche Ver­hältnis wird zu Ehren des griechi­schen Bild­hauers Phideas mit Φ abge­kürzt und heißt gol­dene Zahl, der Kehr­wert goldener Schnitt φ. Um auf

Φ = (√5+1)/2 = 1/φ = φ+1 = 2·cos(36°) = 1,6180339887498948482…
φ = (√5−1)/2 = 1/Φ = Φ−1 = 2·sin(18°) = 0,6180339887498948482…

zu kommen, ist dank a=b+c und b=c+d nur eine quadra­tische Glei­chung zu lösen.

Dem modernen Menschen ist das Interesse am Fünfeck abhanden gekommen, und so ist der goldene Schnitt vornehm­lich im Zusammen­hang mit dem golde­nen Recht­eck bekannt, das Seiten im Ver­hält­nis 1 zu Φ aufweist. Objek­tiv ist es etwas schmal, dennoch gilt es als ideal. Wie man ein DIN‑A4-​Blatt in der Mitte durch­schnei­den kann, um ein gleich propor­tionier­tes klei­neres DIN‑A5-​Blatt zu erhalten, so kann man von einem gol­denen Recht­eck ein Quadrat abschnei­den und erhält wieder ein gol­denes Recht­eck:
+-------------------------+---------------+
|                         |               |   
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|                         +---+-+---------+  
|                         |   | |         |   
|                         +---+-+         |   
|                         |     |         |   
|                         |     |         |   
+-------------------------+-----+---------+
Während die Kultur sich auf das goldene Recht­eck als schön geeinigt hat, hält sich die Natur an den gol­denen Winkel, der bei etwa 137,5° den Voll­kreis im Ver­hält­nis 1 zu Φ teilt. Ihn findet man nähe­rungs­weise an vielen Pflanzen.

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Fibonacci-Zahlen
Nach den Prim- und den Polygonal­zahlen sind die Fibo­nacci-​Zahlen von weit­reichen­dem Inter­esse. Die erste und zweite Fibo­nacci-​Zahl lauten einfach F₁=F₂=1, jede weitere entsteht durch Addi­tion der beiden vorange­henden, also Fₙ=Fₙ₋₁+Fₙ₋₂. Das ergibt die Fibo­nacci-​Folge [1]

1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, ...

Sehr gerne wird die Entstehung dieser Folge mit Kanin­chen verdeut­licht. Werfen sie an ihrem zweiten, dritten, vierten und jedem weiteren Geburts­tag ein kleines Häs­chen [2], ver­mehren sie sich wie folgt:
Beginn des 1. Jahres:   0
                        |
Beginn des 2. Jahres:   1--------------+
                        |              |
Beginn des 3. Jahres:   1--------+     0
                        |        |     |
Beginn des 4. Jahres:   1-----+  0     1-----+ 
                        |     |  |     |     |
Beginn des 5. Jahres:   1--+  0  1--+  1--+  0
                        |  |  |  |  |  |  |  |
Beginn des 6. Jahres:   1  0  1  1  0  1  0  1
Darin bezeichnet 0 einen neuge­borenen Hasen und 1 einen nach seinem ersten Ge­burts­tag. Ordnen sie sich wie darge­stellt an, entsteht die Fibonacci-​Folge 10110101…, für die man keine Kanin­chen benötigt: Mit 0 beginnend wird schritt­weise 0 durch 1 und 1 durch 10 ersetzt.

Obwohl die Fibo­nacci-​Zahlen gerne in der Natur vorkommen, ist mir ein zutref­fen­deres Beispiel aus dem Baube­reich doch lieber: Es ist eine 20 cm hohe Mauer mit Ziegel­steinen der Größe 10 mal 20 cm zu ver­kleiden. Diese Steine können waage­recht oder senk­recht ver­baut werden. Wieviele Muster aₙ für eine Mauer von n Dezi­metern Länge sind möglich? Offensicht­lich gibt es 1, 2 und 3 Muster für Mauern der beschei­denen Länge von 10, 20 und 30 Zenti­metern.
+---+                   +---+---+   +-------+
|   |                   |   |   |   |       |
|   |                   |   |   |   +-------+
|   |                   |   |   |   |       |
+---+                   +---+---+   +-------+

+---+---+---+   +---+-------+   +-------+---+
|   |   |   |   |   |       |   |       |   |
|   |   |   |   |   +-------+   +-------+   |
|   |   |   |   |   |       |   |       |   |
+---+---+---+   +---+-------+   +-------+---+
Für größere n wähle ich eine kompaktere Darstel­lung mit | für einen senk­rechten und == für zwei waage­rechte Ziegel:
n=4:  ||||   ||==   |==|   ==||   ====

n=5:  |||||   |||==    ||==|    |==||
      
      ==|||   |====    ==|==    ====|
Damit ist Verdacht auf Fibonacci gegeben, und tatsäch­lich führt die folgende Über­legung auf aₙ=aₙ₋₁+aₙ₋₂: Mauern der Länge n mit einem senk­rechten Ziegel am Ende gibt es soviele wie Mauern der Länge n−1, und Mauern der Länge n mit zwei waage­rechten Ziegeln am Ende soviele wie von der Länge n−2. Mit senk­rechtem Ziegel am Ende sind es demnach aₙ₋₁ und mit waage­rechten aₙ₋₂, insgesamt also aₙ=aₙ₋₁+aₙ₋₂. Da zudem a₁=1=F₂ und a₂=2=F₃ ist, muß aₙ=Fₙ₊₁ sein. [3]

Weitgehend bekannt ist das sich der goldenen Zahl nähernde Verhäl­tnis zweier aufein­ander­folgenden Fibonacci-​Zahlen:
  3/2  = 1,500000    5/3  = 1,666667
  8/5  = 1,600000   13/8  = 1,625000
 21/13 = 1,615385   34/21 = 1,619048
 55/34 = 1,617647   89/55 = 1,618182
Die Darstellung in zwei Spalten soll verdeut­lichen, daß die Nähe­rungen abwech­selnd unter und über der goldenen Zahl Φ≈1,618 liegen. Mit einem kleinen Phi wird der goldene Schnitt φ≈0,618 bezeich­net. Es gilt:

Φ = (√5+1)/2 = 1/φ = φ+1 = 1,6180339887498948482...
φ = (√5−1)/2 = 1/Φ = Φ−1 = 0,6180339887498948482...

Mit diesen beiden an vielen Stellen vor­kommen­den Zahlen, lautet die Binet­sche Formel [4] für die Fibo­nacci-​Zahlen:

Fₙ = ( Φn − (−φ)n ) / √5

Im wesentlichen wächst also Fₙ in jedem Schritt um den Faktor Φ. Von der damit gege­benen Mittel­linie Φⁿ/√5 weicht Fₙ um den immer kleiner werden­den Betrag φⁿ/√5 ab. [5]

[1] The On-Line Ecyclopedia of Integer Sequences. A000203

[2] Ich weiß, Has*innen sind keine Kanin­chen, und auch die gebären­den unter ihnen werfen nicht beliebig lange genau ein Häs­chen­/elein pro Jahr. Haupt­sache es entstehen die Fibo­nacci-​Zahlen und die Fibo­nacci-​Folge. Man kann die Zibben auch schon im ersten Jahr werfen und dafür mit der Geburt eines zweiten Zibbe­leins sterben lassen. So habe ich es in meinem Beitrag zur Zahl 13 geschehen lassen.

[3] Der aufmerksame Leser wird nun einwenden können, die Über­legung sei unvoll­ständig, weil immer nur gerad­linig abschlie­ßende Mauern verlän­gert würden. Doch habe ich dies still­schwei­gend voraus­gesetzt, da ja grad­linig begonnen wird und auch nur grad­linig fortge­setzt werden kann. Ein Ziegel­versatz wie an Haus­wänden ist also nicht möglich. Aber tatsäch­lich steckt in der Ungrad­linig­keit die Heraus­forde­rung, wenn man die Mauer höher als zwei Ein­heiten anlegt.

[4] Die Binetsche Formel ergibt sich aus folgender Über­legung: Da Φ und −φ Wurzeln der Gleichung x²=x+1 sind, erfüllen nicht nur die beiden Folgen der Potenzen von Φ und −φ die Rekur­sions­glei­chung der Fibo­nacci-​Folge, sondern auch alle Linear­kombina­tionen αΦⁿ+β(−φ). Aus den Gleichungen αΦβφ=F₁=1 und αΦ²+βφ²=F₂=1 ergeben sich für die Fibo­nacci-​Folge die beiden Gewichte α=1/√5 und β=−1/√5.

[5] Mit dem Taschen­rechner berechnet sich zum Beispiel die 12. Fibo­nacci-​Zahl wie folgt: 1+√5=/2=^12=/√5 ergibt 144,001…, gerundet F₁₂=144.

Goldener Schnitt

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Eineck
Wie ein Eineck aussehen sollte, ob es eine Kante hat, wie lang und gerade sie sein muß und ob sie eine Fläche umschließt, habe ich unter dem Titel Zweieck disku­tiert. Hier soll es nur um die Fort­setzung der Frage gehen, aus wievielen Punkten denn ein Zweieck oder ein Eineck analog zu den zen­trier­ten Drei­ecks­zahlen, Viereck­zahlen usw. gebil­det werden, was also zen­trierte Zwei- und Eineck­zahlen sind.

Aus der Formel Pᵏₙ=n·[(k−2)n−(k−4)]/2 für die normalen k‑Eck­zahlen ergeben sich:
         n:  1  2  3   4   5   6   7   8   9
Zweieck Zn:  1  2  3   4   5   6   7   8   9
Dreieck Dn:  1  3  6  10  15  21  28  36  45
Viereck Qn:  1  4  9  16  25  36  49  64  81
Fünfeck Fn:  1  5 12  22  35  51  70  92 117
Normale Eineck­zahlen machen wenig Sinn, denn sie würden nach der Formel n(3−n)/2 bereits negativ. Wie aber steht es um die zen­trier­ten Zwei- und Eineck­zahlen? Eine Formel für die zen­trier­ten k-Eck­zahlen lautet pᵏₙ=1+k·Dₙ₋₁. Damit ergibt sich folgende Tabelle:
         n:  1  2   3   4   5   6   7   8   9
Eineck  en:  1  2   4   7  11  16  22  29  37
Zweieck zn:  1  3   7  13  21  31  43  57  73
Dreieck an:  1  4  10  19  31  46  64  85 109
Viereck qn:  1  5  13  25  41  61  85 113 145
Fünfeck fn:  1  6  16  31  51  76 106 141 181
Die zentrierten Zwei- und sogar die Eineck­zahlen wachsen mit zuneh­menden n wie die übrigen eben­falls quadra­tisch an. Erst die Nulleck­zahlen stag­nieren bei 1. Sie bestehen nur aus dem Mitten­punkt mit 0 Drei­ecken drum­herum. Die Vorstel­lung
                                /2--4--6--8\
1--2--3--4--5--6   und nicht   1            10
                                \3--5--7--9/
von den normalen Zweieck­zahlen läßt sich offen­sicht­lich nicht auf zentrierte über­tragen. Man kommt auf ein Bild wie das linke
                          A   C   C   C   C
A                   B       A   C   C   C       A 
  A               B       A   A   C   C   B       A
A   A           B   B       A   A   C   B       A   A
  A   A   O   B   B       A   A   O   B   B       A   A   O
A   A           B   B       A   D   B   B       A   A
  A               B       A   D   D   B   B       A
A                   B       D   D   D   B       A
                          D   D   D   D   B
im dem vom Viereck in der Mitte zwei der vier Flügel fehlen. Für das Eineck bleibt wie im rechten Bild nur ein Flügel samt Mitten­punkt, insge­samt also eₙ=1+Dₙ₋₁. Das sind die sog. Pizzazahlen pₙ=1+Dₙ=eₙ₊₁, die Maximal­zahl der Pizza­stücke, die durch n gerade Schnitte möglich sind.

einfache und zentrierte Polygonalzahlen | Zweieck

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Zentrierte Polygonalzahlen
Die Dreieckszahlen, Quadrat­zahlen, Fünfeck­zahlen, Sechseck­zahlen usw. werden nach griechi­schen Vorstel­lungen gebildet, indem man stets ein größeres Polygon hinzunimmt:
    1          1             1                 1
   2 2        2 2          2   2             2   2
  3 3 3      3 2 3       3  2 2  3         3 2   2 3
 4 4 4 4    4 3 3 4    4  3     3  4     4 3   2   3 4
             4 3 4      4  3 3 3  4      4 3       3 4
              4 4        4       4       4   3   3   4 
               4          4 4 4 4        4     3     4
                                           4       4
                                             4   4
                                               4
Doch ab den Fünfeck­zahlen werden die Bilder löchrig, und schon bei den Sechseck­zahlen fragt man sich, warum sie nicht wie folgt aussehen:
                           4 4 4 4
              3 3 3       4 3 3 3 4
     2 2     3 2 2 3     4 3 2 2 3 4
1   2 1 2   3 2 1 2 3   4 3 2 1 2 3 4
     2 2     3 2 2 3     4 3 2 2 3 4
              3 3 3       4 3 3 3 4
                           4 4 4 4
Dieses Schema kann auf alle k‑Ecke ausgedehnt werden, sieht jedoch nur für Quadrate, Fünf- und Sechs­ecke gut aus:
      4         4---4---4---4          4             4 4 4 4
     /3\        | 3---3---3 |        4 3 4          4 3 3 3 4
    4/2\4       4 | 2---2 | 4      4 3 2 3 4       4 3 2 2 3 4
   /3/1\3\      | 3 | 1 | 3 |    4 3 2 1 2 3 4    4 3 2 1 2 3 4
  4/2---2\4     4 | 2---2 | 4     4 3 2 2 3 4      4 3 2 2 3 4
 /3---3---3\    | 3---3---3 |      4 3 3 3 4        4 3 3 3 4
4---4---4---4   4---4---4---4       4 4 4 4          4 4 4 4
Die solchen Gebilden zugeord­neten Punkte­zahlen heißen zen­trierte Poly­gonal­zahlen, die ich mit pᵏₙ für das k‑Eck mit jeweils n Punk­ten auf der äußeren Kante abkürzen will. Sie lassen sich dank
pkn = 1 + k + 2k +3k + ... + (n-1)k
    = 1 + k·(1+2+3+...+(n-1))
    = 1 + k·D(n-1)
    = 1 + k·n(n-1)/2
leichter berechnen als die (unzen­trierten, gewöhn­lichen, ein­fachen, nor­malen) Poly­gonal­zahlen
Pkn = 1 + (1+(k-2)) + (1+2(k-2) + (1+3(k-2)) + ... + (1+(n-1)(k-2))
    = n + (1+2+3+...+(n-1))·(k-2)
    = n + D(n-1)·(k-2)
    = n + (n(n-1)/2)·(k-2)
    = n·[(k-2)n-(k-4)]/2
In beiden Formeln ist Dₙ=P³ₙ=n(n−1)/2 die (n−1)‑te Drei­ecks­zahl. Wie man in geeig­neten Dar­stel­lungen der einfachen Poly­gonal­zahlen
B B B B A           B B B B A            B B B B A
 B B B A A         C B B B A A          C B B B A A
  B B A A A       C C B B A A A        C C B B A A A
   B A A A A     C C C B A A A A      C C C B A A A A
    1 2 3 4 5   C C C C 1 2 3 4 5    C C C C 1 2 3 4 5
                                     D D D D
       k=4             k=5            D D D     k=6
                                       D D
   in allen drei Bildern: n=5           D
die Formel Pᵏₙ=n+(k−2)·Dₙ erken­nen kann, ist dies auch bei den zen­trierten
 k=3: C    k=4: D---C---C---C    k=5:  D        k=6: E D D D
     /C\        | D---C---C |        D D C          E E D D C
    C/C\B       D | D---C | B      D D D C C       E E E D C C
   /C/o\B\      | D | o | B |    E E E o C C C    F F F o C C C
  C/A---B\B     D | A---B | B     E E A B B B      F F A B B B
 /A---A---B\    | A---A---B |      E A A B B        F A A B B
A---A---A---B   A---A---A---B       A A A B   n=4    A A A B
mit der Formel pᵏₙ=1+k·Dₙ der Fall. Andere Figuren verdeut­lichen weitere Bezie­hungen. So lassen sich Quadrate gemäß
              4---4---4---4     4---4---4---4
3---3---3     |           |     | 3---3---3 |
|       |     4   2---2   4     4 | 2---2 | 4
3   1   3  +  |   |   |   |  =  | 3 | 1 | 3 |
|       |     4   2---2   4     4 | 2---2 | 4
3---3---3     |           |     | 3---3---3 | 
              4---4---4---4     4---4---4---4
zusammen­setzen. Deshalb ist qₙ=Qₙ+Qₙ=n²+(n−1)², worin qₙ=p die n-te zen­trierte Quadrat­zahl und Qₙ=P die normale Quadrat­zahl ist.

Die den Griechen so wichtige einfache Fünfeck­zahl Fₙ=P=n(3n−1)/2 kann wie in der mitt­leren Figur der dritt­letzten Abbildung als halbes zen­trier­tes Sechseck gesehen werden. Das bedeutet hₙ=2·Fₙ−(2n−1), eine von vielen Bezie­hungen, die ich hier nicht aus­breiten kann und will.

Dreieckszahlen | Quadratzahlen

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