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20
Ich hatte schon vor, nach der 19 die 20 auszu­lassen, weil mir zu ihr so gar nichts ein­fiel. Natür­lich kann man unter ihr den Ikosa­eder mit seinen 20 Drei­ecken oder den Dode­kaeder mit seinen 20 Ecken feiern. Aber was bleibt? Eine Liste mit heraus­ragen­den Eigen­schaf­ten von Zahlen vermerkt zur 20 nur, daß sie die Anzahl der gerich­teten Bäume mit sechs Knoten sei. Doch wie interes­sant ist eine solche Aus­sage, die noch nicht einmal ohne Vor­kennt­nisse zu verste­hen ist? [1]

In meinen Unter­lagen habe ich nur eine alte Über­legung zur Anzahl der Möglich­keiten gefunden, Zahlen mit vorge­gebener Summe n in die vier Ecken eines Qua­drates zu schrei­ben, wobei gedrehte und gespie­gelte nur einmal zählen und die 0 erlaubt ist. Für n=7 ergeben sich 20 Mög­lich­keiten. Zwischen­zeit­lich kann man bequem im Inter­net die ersten müh­sam ermit­telten Anzah­len einge­ben und bekommt sofort eine lange Liste mit wei­teren ange­zeigt. [2] Dazu noch wissens­werte Infor­mati­onen. Und so habe ich erfahren, daß es eine schö­nere Formu­lierung des Proble­mes gibt: Wie­viele ver­schie­dene Perlen­ketten (ohne Ver­schluß) kann ich aus 4 schwar­zen und n weißen Perlen bilden?

●●●●○○○○○○○ 00  ●●●○●○○○○○○ 00  ●●●○○●○○○○○ 00  ●●●○○○●○○○○ 00  ●●○●●○○○○○○ 01
            70              61              52              43              60

●●○○●●○○○○○ 02  ●●○○○●●○○○○ 03  ●●○●○●○○○○○ 01  ●●○●○○●○○○○ 01  ●●○●○○○●○○○ 01
            50              40              51              42              33

●●○●○○○○●○○ 01  ●●○●○○○○○●○ 01  ●●○○●○●○○○○ 02  ●●○○●○○●○○○ 02  ●●○○●○○○●○○ 02
            24              15              41              32              23

●●○○○●○●○○○ 03  ●○●○●○●○○○○ 11  ●○●○●○○●○○○ 11  ●○●○○●○●○○○ 12  ●○●○○●○○●○○ 12
            31              41              32              31              22
Entsprechung der Perlenketten und der Quadrate (png)

Man überlegt sich leicht, daß es sich um äqui­valente Auf­gaben han­delt. Hat man die Kette auf einem Gummi­band und klebt die schwar­zen Perlen auf den Seiten eines Qua­drates fest, so ver­teilen sich die weißen Perlen auf die vier Ecken. Außer­dem entspre­chen sich die Dre­hun­gen und Spie­gelun­gen der so präpa­rier­ten Kette und des Qua­drates. Es werden also die glei­chen Anzah­len gelie­fert.

Was gilt es nach mehr als zehn Jahren nach­zutragen? Über­sehen hatte ich, daß 20=1+3+6+10 die vierte Tetra­ederzahl ist. Man erhält eine solche Drei­ecks­pyra­mide mit vier Apfel­sinen auf jeder Kante, wenn man zehn Stück wie beim Bowling aus­legt, darauf sechs, darauf drei und ganz oben eine stapelt. Erwäh­nen will ich noch, daß es 20 off­ene Ket­ten aus sieben wei­ßen und schwar­zen Perlen gibt, die dreimal die Farbe wech­seln, was nur von Bedeu­tung ist, weil sie in den sieben Stri­chen einer jeden Stelle des EAN-Codes zu fin­den sind. [3] Und nun, was erst seit 2010 bekannt ist und sehr viel Rechen­lei­stung erfor­derte: Jeder Rubik-Würfel läßt sich in 20 Dreh­ungen lösen.

[1] The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. Wurzel­bäume A000081.

[2] The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. Perlen­ketten A005232.

[3] Eine offene Kette aus sieben Perlen hat sechs Stellen für die insge­samt drei Farb­wechsel. Das ergibt 6 über 3, also 20 Mög­lich­keiten. Man kann mit weiß oder schwarz begin­nen, also 40. Aber man kann jede Kette auch umdre­hen, womit es wieder 20 sind, weil es keine symme­tri­schen gibt, denn es ist immer ein Ende weiß und das andere schwarz, meinet­wegen auch das eine schwarz und das andere weiß.

19 | 21 | Score

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Vielleicht weiß ja einer meiner drei Leser, woher die Tabellen­kalku­lation 20/20 ihren Namen hat. Hoffent­lich nicht aus der affen­geilen Bezeich­nung 20/20 für einen ameri­kani­schen Normal­sich­tigen, der auf 20 Fuß Entfer­nung erkennen kann, was auf 20 Fuß gerade noch zu lesen sein sollte. India­nische Adler­augen sind dann wohl 20/10 oder mehr. Nicht 40/20, wie ich zunächst annahm, ohne zu bedenken, daß Amis anders denken.

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Da muss ich passen
Vielleicht wissen die anderen beiden Leser mehr?

Darüber hinaus versuche ich mich krampfhaft zu erinnern, warum in der französischen Zählweise die 20 immerhin so prominent ist, dass 80 als quatre-vingt laufen. Ich hab nen Franzosen mal gefragt, warum 60 dann nicht triple-vingt heißt, aber der hat mich nur ganz entgeistert angeguckt...

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Ob die Franzosen deutlicher der 20 verfallen sind als andere, haben die Sprach­wissen­schaftler sicher­lich geklärt. Ich glaube, sie sind der 60 ver­fallen, kamen damit bis 79 (wie wir ja auch ohne tausend bis neun­zehn­hundert­neun­und­neunzig gekommen sind) und ver­fielen dann auf die Schnaps­idee, die Lücke mit 4·20=80 zu schließen.

Daß Franzosen auf diese Unebenheit ange­sprochen den Kopf schütteln, ist durchaus verständ­lich. Jeder Mutter­sprach­ler ver­inner­licht in früher Kindheit einfach zwei Zahlen­reihen (1 bis 9 und 10 bis 90). Völlig will­kürliche Bezeich­nungen wären nach einiger Übung nicht schwerer.

zwo

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Es gibt ne archaische 20er-Signifikanz, von der ich mal in einem Buch über die Entstehung des Zahlensystems gelesen habe. Ist aber lang her, und leider habe ich's nicht mehr parat. Im älteren Englisch (siehe King-James-Bibel) wird ja auch noch mit three-score = 3*20 = 60 operiert. Vielleicht hilft Ihnen die etymologische Suche nach der Score-Zählweise weiter.

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Die 20 mag mit Händen und Füßen eine eigen­ständige Bedeu­tung haben, ist aber sicher­lich auch ein Rest der 60, für die sich die Baby­lonier ent­schieden hatten, damit 10/3 nicht 3,33333… sondern 3;20 ist. Die Darstellung von 60 als drei­mal 20 ist also über Jahr­tau­sende geläufig. Wollten die Baby­lonier durch drei teilen, konnten sie mit 20 multi­plizieren, sofern es einfacher war, so wie wir verdop­peln statt durch 5 zu teilen.

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Einige Spezialisten werden wissen, ob das Dartspiel aus dem Teil der Welt kommt, da man gerne in Gruppen zu 20 zählt. Doch auch ihnen scheint nicht mehr bekannt zu sein, durch welchen evolu­tionären Vorgang die zykli­sche Dart­board-Folge 20, 1, 18, 4, ..., 9, 12, 5 ent­standen ist. Sicher­lich war man bestrebt, neben einer großen Zahl zwei kleine zu haben. Doch gibt es bessere Lösungen. Ist d(p) die Summe der p-ten Potenzen der 20 Ab­stände je zwei benach­barter Zahlen, so ist für das real existie­rende Dart­spiel d(1)=198 und d(2)=2374. Das ist nicht schlecht, doch liefern einfache alter­nierende Folgen das Optimum mit d(1)=200 und d(2)=2648.

Bisher hat noch keiner ein anderes vernünf­tiges Krite­rium gefunden, das die „dartboard sequence“ als optimale Lösung aufweist. Die Summen benach­barter Zahlen zu quadrieren, ist gleich­bedeutend mit dem voran­gehenden Fall p=2. Und das Quadrieren der Summen dreier benach­barter Zahlen führt für das Dart­spiel mit 20.478 ebenfalls auf mehr als die 19.874 für eine bessere Lösung.

[1] Cohen und Tonkes: Dartboard Arrangements. The Elec­tronic Journal of Com­binato­rics 8(2), 2001.

[2] Brown, K. S.: The Dartboard Sequence. Math Pages.

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