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Reproduktion
wuerg, 17.04.2020 15:08
Bruttoreproduktionsziffer ist mir schon Jahrzehnte als schönes Wort im Kopf. Es ist die mittlere Anzahl der lebendgeborenen Mädchen von Müttern im gebärfähigen Alter. [1] Diese Zahl beschreibt recht gut das Wachstum der Bevölkerung ohne Zu- und Abwanderungen. Warum? Weil es auf die Zahl der zeugungsfähigen Männer nicht ankommt und man davon ausgehen kann, daß es auch in Zukunft nur unwesentlich mehr Männer als Frauen geben wird. Man kann allein aus der Bruttoreproduktionsziffer r recht gut das Wachstum der Bevölkerung abschätzen, weil der Zeitraum einer Ver‑r‑fachung einigermaßen konstant sein sollte. Ich kenne ihn nicht genau, gehe aber beispielsweise davon aus, daß die mittlere Tochter im Alter von 33 Jahren geboren wird. Dann wächst die Bevölkerung in 100 Jahren etwa um den Faktor r hoch 3. Natürlich ist es hoffentlich umgekehrt: Aus dem Wachstum der Bevölkerung schließt man auf die Bruttoreproduktionsziffer. Sie dient mehr der Anschauung als einer detaillierten Prognose.
Mit dem modernen R0-Faktor, der Basisreproduktionszahl in Zeiten von Corona ist es ähnlich. Auch wenn der Eindruck erweckt wird, Virologen oder Mediziner kennten den R0-Faktor und seien in der Lage, aus ihm die globale Entwicklung vorherzusagen, so kann es eigentlich nur umgekehrt sein: Aus der Entwicklung der Infektionszahlen wird der R0-Faktor errechnet. Aber nicht mit der gleichen Präzision wie in der Demografie, weil nicht genügend genau bekannt ist, nach wievielen Tagen ein Erkrankter R0 andere ansteckt. Aber eines bleibt: Egal, ob es lange dauert oder schnell geht, liegt R0 über 1, so breitet sich das Virus aus, unterhalb von 1 geht es Richtung Ausrottung. Auch hier ohne Zu- und Abwanderung.
Leider schwanken die Zahlen der neu Infizierten n(t) sehr stark, auch abhängig vom Wochentag. Deshalb berechne ich Wochenmittel w(t) zum Tag t, indem ich die Wochensumme n(t-3)+...+n(t+3) um t herum durch die der Vorwoche n(t-10)+...+n(t-4) dividiere. [2] Damit ergibt sich folgendes Bild:
Entwicklung der wöchtlichen Zuwächse Erkrankter (png)
Auch wenn man nicht weiß, in welchem Abstand andere infiziert werden, kann im dargestellten Verlauf dennoch grob der R0-Faktor gesehen werden. Er mag sich flacher oder eher extremer entwickeln, doch liegen R0-Faktor und w zumeist auf der gleichen Seite der 1. Der w-Wert zeigt gleich dem R0-Faktor durch seine Relation zur 1 an, ob das Virus sich ausbreitet oder abschwächt. Und es wird auch so sein, daß die R0-Faktoren bestenfalls auf eine ähnliche Art und Weise errechnet werden, auch wenn die verkündeten mehr der Phantasie, den Wünschen und Erwartungen entspringen. Eine Differenz zwischen dem Verlauf der w-Werte und dem R0-Faktor ist aber bedeutender als die leichte Verzerrung der Bevölkerungszahlen seit dem Jahre 2015: Werden von außen Infizierte eingetragen, erhöht sich bei konstantem R0-Faktor der w-Wert. Das ist im Bild deutlich zu sehen.
Am 13. März habe ich eine Prognose der Erkrankten gewagt. Die blauen w-Werte ließen einen schnellen Abstieg unter die 1 erwarten, woraufhin ich von einer recht kurzen Epidemie mit nur 30.000 Infizierten ausging. So ähnlich wäre es wohl auch gekommen, wenn man die neudeutsch Containment genannte Verfolgung von Einzelfällen weiter durchgezogen hätte. Das wurde wohl unmöglich, nachdem Scharen von Urlaubern ohne Quarantäne aus den Seuchengebieten zurückkehrten und man vor den Kontaktbeschränkungen noch eine Gedenkwoche einlegte. Das zeigen die plötzlich nach oben schießenden roten w-Werte, die sich anschließend dank Ansteckungsangst und Vorsicht trotzdem Richtung 1 entwickelten. Ich mußte meine alte blaue Prognose durch einen neue rote ersetzen. Die Kurve wurde nicht geflattenettet, sondern mehr als doppelt so breit und viermal so hoch. Das Maximum verschob sich um zwei Wochen auf Anfang April, und es wurden von mir 300.000 Infizierte erwartet.
Dann kamen die Kontaktbeschränkungen. Mindestens eine Woche zu spät konnten sie nicht mehr alles retten, aber die w-Werte und damit den R0-Faktor letztlich beständig unter 1 drücken, lange bevor das Robert-Koch-Institut sich zu dieser Wahrheit durchringen konnte. Das behauptete noch am letzten Wochende einen Wert von 1,3. Bis heute soll er auf 0,6 gefallen sein. [3] Wie kann das sein? Hat sich irgendetwas abrupt geändert? Egal, es ist wohl den ergriffenen Maßnahmen zu verdanken, daß ich nunmehr auf der Basis der schwarzen w-Werte nur noch mit der Hälfte, nämlich 160.000 Erkrankten rechne. Der Höhepunkt wurde in den ersten Apriltagen überschritten. Schon anderthalb Wochen lang liegen die w-Werte und damit der R0-Faktor unter 1, was auch ohne Rechnung mit bloßem Auge dem Verlauf der Neuerkrankungen zu entnehmen ist.
Das bedeutet nicht, die Einschränkungen nun abblasen zu können, denn dann könnte die Entwicklung deutlich von einer Normalverteilung abweichen und einen auslaufenden Rattenschwanz, neudeutsch long tail entwickeln, bei Unachtsamkeit auch einen zweiten Berg. Geht aber alles den bisherigen Gang, dann erwarte ich am berühmten 19. April nur noch 800 neu Infizierte und 150 Tote. [4] Rechnerisch sind es am Muttertag weniger als zehn. [5,6] Doch darauf will ich nicht wetten, da ein paar Subkulturen bleiben werden, die höhere R0-Faktoren pflegen und so für einen höheren Bodensatz sorgen. Der aber ist bedeutungslos, wie es auch keinen deutschen monogam lebenden Menschen interessieren muß, ob es noch Aids-Kranke gibt. [7,8]
[1] So ähnlich habe ich es in der allwissenden Müllhalde gelesen, dachte aber immer, die Töchter müßten die Geburt nicht nur überleben, sondern ihrerseits die Wechseljahre erreichen. Andernfalls garantiert 1,001 noch kein Wachstum. Außerdem ist Netto auch hier nur ein Teil des Bruttos. Für die Biodeutschen ist der feine Unterschied zwischen der Bruttoreproduktionsziffer und dem wirklichen Wachstum irrelevant, da deren Frauen es nur auf 1,6 Kinder bringen. Und die Wendung „im gebärfähigen Alter“ soll sicherlich nicht nur solche Mütter berücksichtigen, zumal sie ja noch weitere Mädchen bekommen könnten, sondern die alten Frauen samt ihren Kindern außen vor lassen. Wahrscheinlich, um die aktuellen nicht zu sehr mit alten Zahlen zu belasten.
[2] Die Zuordnung auf den mittleren Tag der zweiten Woche erscheint mir aus folgendem Grunde sinnvoll: Steckt jeder vom 4. bis zum 10. Tag nach seiner Infektion, also in der Folgewoche gleichverteilt R0 andere an und sinkt diese Zahl wegen ergriffener Maßnahmen von einem Tag zum anderen t von konstant 3 auf konstant 2, so entwickelt sich der w-Wert binnen einer Woche von ungefähr 3 auf ungefähr 2 und erreicht am Tage t+4, also in der Wochenmitte einen Wert in der Nähe von 2,5.
[3] 16.04.2020: Zwischenzeitlich behauptet das Robert-Koch-Institut, der R0-Faktor sei schon am 20. März unter 1 gesunken. Haben sich die Berechnungen oder nur die Propagandaziele geändert?
[4] 20.04.2020: Es wurden nur 110 Tote gemeldet. Realistisch sind vielleicht 180. Auch neu Infizierte gab es dreimal soviele, nämlich gemeldete 1775 und realistische 2500. Das liegt gewiß an meiner zu engen Ausgleichskurve, aber wohl auch an nachlassender Disziplin und einigen kleinen, aber sehr ansteckenden Bevölkerungsgruppen, die bei sinkenden Zahlen zunehmend ins Gewicht fallen. Die ungleichmäßige Verteilung des R-Faktors ist eine Gefahr, weshalb eine Epidemie durchaus wieder aufleben kann, auch wenn er im Mittel unter 1 liegt.
[5] 24.04.2020: Dieses Ziel haben wir verspielt, seit in den letzten Tagen der R-Faktor im Einklang mit meiner w-Zahl beständig ansteigt. Meine letzte Fortschreibung der Infizierten ließ eine Gesamtzahl von 160.000 erwarten. Es werden wohl mehr werden, weil sich ein von einer Normalverteilung abweichender Rattenschwanz entwickelt, den ich darauf zurückführe, daß ein kleiner Teil der Bevölkerung sich nicht an die Regeln hält. Haben sie einen R-Faktor über 1, werden sie vorzugsweise sich selbst und dann alle durchseuchen. Ein Durchschnittswert von derzeit immer noch R=0,9 wird das nicht verhindern. Der normale Mensch kann Masken tragen und Abstand halten. Es nützt aber wenig, solange nicht gleichzeitig die Hauptverbreitungswege radikal unterbunden werden: Zuviele Leute in engen Räumen, Zusammenrottungen, gemeinsames Saufen und Sabbern. Bestärkt wurde ich in dieser meiner Auffassung durch Cem Özdemir, der keinen in seiner Familie angesteckt hat.
[6] 29.04.2020: Ich wollte noch ein paar Tage mit der Fortschreibung meines Bildes warten. Doch in den letzten Tagen ist mir zuviel mit einem von unten gegen 1 strebenden R-Faktor die Rede. Das ist nicht wahr, der R-Faktor fällt wieder. Eine zweite Welle droht zur Zeit also nicht. Es bleibt aber ein dauerhafter Schaden der Ostertage. Mit Disziplin hätten wir auf der schwarzen Linie bleiben und mit 160.000 Infizierten aus der Krise gehen können. Das werden wir nicht mehr schaffen, selbst wenn der R-Faktor sofort auf 0 fiele. Und bei dieser Gelegenheit ein erneuter Blick auf Teilverläufe: Die sinkenden blauen Werte entsprechen der wachsenden Vorsicht in der Anfangszeit, der rote Berg entstand durch den Eintrag rückkehrender Urlauber. Nach dem 23. März fielen die Werte ein paar Tage lang ab und ließen einen bleibenden Vorteil erwarten, der allerdings zu Ostern verspielt wurde. Die in der Folgewoche angestiegenen Werte liegen nun dauerhaft zu hoch, um auf ein schnelles Ende hoffen zu können. Wenn Kinder deshalb vier Wochen länger zu Hause bleiben müssen, sollten sie sich mit den dank der Nachlässigkeit ihrer Eltern in freier Natur oder bei Verwandten gefundenen Eier trösten.
[7] 12.05.2020: Ich habe das Bild erneuert, weil nunmehr deutlich zu sehen ist, daß der R-Wert nach dem 1. Mai ebenso dramatisch ansteigt wie nach Ostern. Allerdings sehe ich den R-Faktor immer noch deutlich unter 1. Im Gegensatz zum Robert-Koch-Institut, das nach merkwürdig schnell schwankenden Werten nunmehr verkündet, in Zukunft den R-Wert glätten zu wollen. Das ist nicht ganz korrekt und beschönigend ausgedrückt, denn der R-Wert ist viel, viel glatter. Geglättet werden allenfalls die berechneten oder gar geschätzen Werte. Und wenn die beim Robert-Koch-Institut durch Division von Viertagesblöcken entstehen, dann ist natürlich Schwachsinn zu erwarten. Ich benutze wenigsten Siebentagesblöcke, um besser zu glätten und vor allem die Wochengängigkeit weitgehend auszugleichen. Mein heutiger Wochenwert zum 8. Mai ist w=6648/7523=0,88. Das entspricht R=w^(4/7)=0,93.
[8] 06.07.2020: Heute habe ich das Bild letztmalig aktualisiert. Zum einen muß alles ein Ende haben, zum anderen ist der weitere Verlauf in einem anderen Bild zu sehen, und zum dritten treten wegen gefallener Absolutzahlen zunehmend inhaltsleere Schwankungen auf. Von den fleischzerlegenden Dreckspatzen ging zwar nur eine lokale Gefahr aus, doch reichte es für einen deutlichen Berg in den bundesweiten Infektionszahlen, dem eine Welle der R-Werte folgen mußte. Wir werden sehen, ob in ein paar Tagen sich die seit Ostern abzeichnende Entwicklung fortsetzt und wir bei steigenden R=1 landen oder die auf alle ausstrahlende Angst diesen Trend stoppen kann.
Disziplinlosigkeit | Virologenschnack | Prognose | Lebenswert | Ethikraten | Herdenimmunität | Unredlichkeit | Tote | Nationalstaaten | Erste Welle | Rattenschwanz | Förderalismus | Unterleben
Mit dem modernen R0-Faktor, der Basisreproduktionszahl in Zeiten von Corona ist es ähnlich. Auch wenn der Eindruck erweckt wird, Virologen oder Mediziner kennten den R0-Faktor und seien in der Lage, aus ihm die globale Entwicklung vorherzusagen, so kann es eigentlich nur umgekehrt sein: Aus der Entwicklung der Infektionszahlen wird der R0-Faktor errechnet. Aber nicht mit der gleichen Präzision wie in der Demografie, weil nicht genügend genau bekannt ist, nach wievielen Tagen ein Erkrankter R0 andere ansteckt. Aber eines bleibt: Egal, ob es lange dauert oder schnell geht, liegt R0 über 1, so breitet sich das Virus aus, unterhalb von 1 geht es Richtung Ausrottung. Auch hier ohne Zu- und Abwanderung.
Leider schwanken die Zahlen der neu Infizierten n(t) sehr stark, auch abhängig vom Wochentag. Deshalb berechne ich Wochenmittel w(t) zum Tag t, indem ich die Wochensumme n(t-3)+...+n(t+3) um t herum durch die der Vorwoche n(t-10)+...+n(t-4) dividiere. [2] Damit ergibt sich folgendes Bild:
Entwicklung der wöchtlichen Zuwächse Erkrankter (png)
Auch wenn man nicht weiß, in welchem Abstand andere infiziert werden, kann im dargestellten Verlauf dennoch grob der R0-Faktor gesehen werden. Er mag sich flacher oder eher extremer entwickeln, doch liegen R0-Faktor und w zumeist auf der gleichen Seite der 1. Der w-Wert zeigt gleich dem R0-Faktor durch seine Relation zur 1 an, ob das Virus sich ausbreitet oder abschwächt. Und es wird auch so sein, daß die R0-Faktoren bestenfalls auf eine ähnliche Art und Weise errechnet werden, auch wenn die verkündeten mehr der Phantasie, den Wünschen und Erwartungen entspringen. Eine Differenz zwischen dem Verlauf der w-Werte und dem R0-Faktor ist aber bedeutender als die leichte Verzerrung der Bevölkerungszahlen seit dem Jahre 2015: Werden von außen Infizierte eingetragen, erhöht sich bei konstantem R0-Faktor der w-Wert. Das ist im Bild deutlich zu sehen.
Am 13. März habe ich eine Prognose der Erkrankten gewagt. Die blauen w-Werte ließen einen schnellen Abstieg unter die 1 erwarten, woraufhin ich von einer recht kurzen Epidemie mit nur 30.000 Infizierten ausging. So ähnlich wäre es wohl auch gekommen, wenn man die neudeutsch Containment genannte Verfolgung von Einzelfällen weiter durchgezogen hätte. Das wurde wohl unmöglich, nachdem Scharen von Urlaubern ohne Quarantäne aus den Seuchengebieten zurückkehrten und man vor den Kontaktbeschränkungen noch eine Gedenkwoche einlegte. Das zeigen die plötzlich nach oben schießenden roten w-Werte, die sich anschließend dank Ansteckungsangst und Vorsicht trotzdem Richtung 1 entwickelten. Ich mußte meine alte blaue Prognose durch einen neue rote ersetzen. Die Kurve wurde nicht geflattenettet, sondern mehr als doppelt so breit und viermal so hoch. Das Maximum verschob sich um zwei Wochen auf Anfang April, und es wurden von mir 300.000 Infizierte erwartet.
Dann kamen die Kontaktbeschränkungen. Mindestens eine Woche zu spät konnten sie nicht mehr alles retten, aber die w-Werte und damit den R0-Faktor letztlich beständig unter 1 drücken, lange bevor das Robert-Koch-Institut sich zu dieser Wahrheit durchringen konnte. Das behauptete noch am letzten Wochende einen Wert von 1,3. Bis heute soll er auf 0,6 gefallen sein. [3] Wie kann das sein? Hat sich irgendetwas abrupt geändert? Egal, es ist wohl den ergriffenen Maßnahmen zu verdanken, daß ich nunmehr auf der Basis der schwarzen w-Werte nur noch mit der Hälfte, nämlich 160.000 Erkrankten rechne. Der Höhepunkt wurde in den ersten Apriltagen überschritten. Schon anderthalb Wochen lang liegen die w-Werte und damit der R0-Faktor unter 1, was auch ohne Rechnung mit bloßem Auge dem Verlauf der Neuerkrankungen zu entnehmen ist.
Das bedeutet nicht, die Einschränkungen nun abblasen zu können, denn dann könnte die Entwicklung deutlich von einer Normalverteilung abweichen und einen auslaufenden Rattenschwanz, neudeutsch long tail entwickeln, bei Unachtsamkeit auch einen zweiten Berg. Geht aber alles den bisherigen Gang, dann erwarte ich am berühmten 19. April nur noch 800 neu Infizierte und 150 Tote. [4] Rechnerisch sind es am Muttertag weniger als zehn. [5,6] Doch darauf will ich nicht wetten, da ein paar Subkulturen bleiben werden, die höhere R0-Faktoren pflegen und so für einen höheren Bodensatz sorgen. Der aber ist bedeutungslos, wie es auch keinen deutschen monogam lebenden Menschen interessieren muß, ob es noch Aids-Kranke gibt. [7,8]
[1] So ähnlich habe ich es in der allwissenden Müllhalde gelesen, dachte aber immer, die Töchter müßten die Geburt nicht nur überleben, sondern ihrerseits die Wechseljahre erreichen. Andernfalls garantiert 1,001 noch kein Wachstum. Außerdem ist Netto auch hier nur ein Teil des Bruttos. Für die Biodeutschen ist der feine Unterschied zwischen der Bruttoreproduktionsziffer und dem wirklichen Wachstum irrelevant, da deren Frauen es nur auf 1,6 Kinder bringen. Und die Wendung „im gebärfähigen Alter“ soll sicherlich nicht nur solche Mütter berücksichtigen, zumal sie ja noch weitere Mädchen bekommen könnten, sondern die alten Frauen samt ihren Kindern außen vor lassen. Wahrscheinlich, um die aktuellen nicht zu sehr mit alten Zahlen zu belasten.
[2] Die Zuordnung auf den mittleren Tag der zweiten Woche erscheint mir aus folgendem Grunde sinnvoll: Steckt jeder vom 4. bis zum 10. Tag nach seiner Infektion, also in der Folgewoche gleichverteilt R0 andere an und sinkt diese Zahl wegen ergriffener Maßnahmen von einem Tag zum anderen t von konstant 3 auf konstant 2, so entwickelt sich der w-Wert binnen einer Woche von ungefähr 3 auf ungefähr 2 und erreicht am Tage t+4, also in der Wochenmitte einen Wert in der Nähe von 2,5.
[3] 16.04.2020: Zwischenzeitlich behauptet das Robert-Koch-Institut, der R0-Faktor sei schon am 20. März unter 1 gesunken. Haben sich die Berechnungen oder nur die Propagandaziele geändert?
[4] 20.04.2020: Es wurden nur 110 Tote gemeldet. Realistisch sind vielleicht 180. Auch neu Infizierte gab es dreimal soviele, nämlich gemeldete 1775 und realistische 2500. Das liegt gewiß an meiner zu engen Ausgleichskurve, aber wohl auch an nachlassender Disziplin und einigen kleinen, aber sehr ansteckenden Bevölkerungsgruppen, die bei sinkenden Zahlen zunehmend ins Gewicht fallen. Die ungleichmäßige Verteilung des R-Faktors ist eine Gefahr, weshalb eine Epidemie durchaus wieder aufleben kann, auch wenn er im Mittel unter 1 liegt.
[5] 24.04.2020: Dieses Ziel haben wir verspielt, seit in den letzten Tagen der R-Faktor im Einklang mit meiner w-Zahl beständig ansteigt. Meine letzte Fortschreibung der Infizierten ließ eine Gesamtzahl von 160.000 erwarten. Es werden wohl mehr werden, weil sich ein von einer Normalverteilung abweichender Rattenschwanz entwickelt, den ich darauf zurückführe, daß ein kleiner Teil der Bevölkerung sich nicht an die Regeln hält. Haben sie einen R-Faktor über 1, werden sie vorzugsweise sich selbst und dann alle durchseuchen. Ein Durchschnittswert von derzeit immer noch R=0,9 wird das nicht verhindern. Der normale Mensch kann Masken tragen und Abstand halten. Es nützt aber wenig, solange nicht gleichzeitig die Hauptverbreitungswege radikal unterbunden werden: Zuviele Leute in engen Räumen, Zusammenrottungen, gemeinsames Saufen und Sabbern. Bestärkt wurde ich in dieser meiner Auffassung durch Cem Özdemir, der keinen in seiner Familie angesteckt hat.
[6] 29.04.2020: Ich wollte noch ein paar Tage mit der Fortschreibung meines Bildes warten. Doch in den letzten Tagen ist mir zuviel mit einem von unten gegen 1 strebenden R-Faktor die Rede. Das ist nicht wahr, der R-Faktor fällt wieder. Eine zweite Welle droht zur Zeit also nicht. Es bleibt aber ein dauerhafter Schaden der Ostertage. Mit Disziplin hätten wir auf der schwarzen Linie bleiben und mit 160.000 Infizierten aus der Krise gehen können. Das werden wir nicht mehr schaffen, selbst wenn der R-Faktor sofort auf 0 fiele. Und bei dieser Gelegenheit ein erneuter Blick auf Teilverläufe: Die sinkenden blauen Werte entsprechen der wachsenden Vorsicht in der Anfangszeit, der rote Berg entstand durch den Eintrag rückkehrender Urlauber. Nach dem 23. März fielen die Werte ein paar Tage lang ab und ließen einen bleibenden Vorteil erwarten, der allerdings zu Ostern verspielt wurde. Die in der Folgewoche angestiegenen Werte liegen nun dauerhaft zu hoch, um auf ein schnelles Ende hoffen zu können. Wenn Kinder deshalb vier Wochen länger zu Hause bleiben müssen, sollten sie sich mit den dank der Nachlässigkeit ihrer Eltern in freier Natur oder bei Verwandten gefundenen Eier trösten.
[7] 12.05.2020: Ich habe das Bild erneuert, weil nunmehr deutlich zu sehen ist, daß der R-Wert nach dem 1. Mai ebenso dramatisch ansteigt wie nach Ostern. Allerdings sehe ich den R-Faktor immer noch deutlich unter 1. Im Gegensatz zum Robert-Koch-Institut, das nach merkwürdig schnell schwankenden Werten nunmehr verkündet, in Zukunft den R-Wert glätten zu wollen. Das ist nicht ganz korrekt und beschönigend ausgedrückt, denn der R-Wert ist viel, viel glatter. Geglättet werden allenfalls die berechneten oder gar geschätzen Werte. Und wenn die beim Robert-Koch-Institut durch Division von Viertagesblöcken entstehen, dann ist natürlich Schwachsinn zu erwarten. Ich benutze wenigsten Siebentagesblöcke, um besser zu glätten und vor allem die Wochengängigkeit weitgehend auszugleichen. Mein heutiger Wochenwert zum 8. Mai ist w=6648/7523=0,88. Das entspricht R=w^(4/7)=0,93.
[8] 06.07.2020: Heute habe ich das Bild letztmalig aktualisiert. Zum einen muß alles ein Ende haben, zum anderen ist der weitere Verlauf in einem anderen Bild zu sehen, und zum dritten treten wegen gefallener Absolutzahlen zunehmend inhaltsleere Schwankungen auf. Von den fleischzerlegenden Dreckspatzen ging zwar nur eine lokale Gefahr aus, doch reichte es für einen deutlichen Berg in den bundesweiten Infektionszahlen, dem eine Welle der R-Werte folgen mußte. Wir werden sehen, ob in ein paar Tagen sich die seit Ostern abzeichnende Entwicklung fortsetzt und wir bei steigenden R=1 landen oder die auf alle ausstrahlende Angst diesen Trend stoppen kann.
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