K-Wörter
Das große K steht für Kalium, das kleine für kilo und die Boltz­mann-Konstante. Die K-Frage ist die nach dem Kanzler­kandidaten. Es gibt K-Gruppen, den K-Einfang eines K-Elek­trons aus der K-Schale. Zwei K machen "k. und k." so beliebt, die "drei K" stehen für Kinder, Küche, Kirche und KKK für den Ku-Klux-Klan. Wofür jedoch das K-Wort steht, hängt stark vom Kontext ab. Es steht für mit K begin­nende Wörter, die man nicht benutzen soll, weil sie belei­digen oder nerven, aber auch für solche, die man inter­essant und bedeu­tend machen will. Eine Auswahl:

Krieg führen wir nicht, es sind nur Auslandseinsätze
Krise wird nicht gerne gehört bei Borussia Dortmund
Klage gegen die Bundesregierung wird von Seehofer geprüft
Kanake ist veraltet und wurde vom M-Wort abgelöst
Kaffer sagte man früher zu Unterschicht-Ausländern
Kuffar darf man sagen, auch zu Abrahamiten
Kartoffel bezeichet Deutsche nach ihrer Vorliebe
Kopenhagen darf sich nicht wiederholen (Klimagipfel)
Köterrasse sind keine Hunde, sondern Deutsche
Kommunismus war, ist und bleibt schlecht
Kümmeltürke benennt Türken gemäß ihrer Vorliebe
Kameltreiber sind keine Türken, auch nicht die Araber
Kolonialismus ist für alle Probleme verantwortlich
Kümmelhändler ist eine freie und schlechte Wortbildung

Ja, einige Begriffe gehen nicht als K-Wörter in die Geschichte ein. Die Beschimpfung von Türken durch Andre Poggenb­urg als Kamel­treiber und Kümmel­händler ist bald vergessen. Die AfD darf sich darüber ärgern, jeder kann sich empören, meinet­wegen auch zurück­pöbeln. Ist es aber eine straf­bare Beleidigung von Türken, obgleich man Deutsche als "Köter­rasse" bezeichnen darf? Ich sehe ein, daß Beschimp­fungen von Wehr­losen, Einzel­personen, Klein­gruppen und Minder­heiten härteren Krite­rien unter­liegen als die von großen Gruppen wie Soldaten, Poli­zisten, Männern oder allen Deut­schen.

Als Anhänger gebrochener Symmetrie frage ich mich: Darf ich in der Türkei deren Einwohner Kamel­treiber, die unange­nehmen Deutschen in ihren Alters­wohnsitzen aber nicht Ange­hörige einer Köter­rasse nennen? Was ist falsch an dieser Symme­trie? Geht es nicht nur um Mehr­heit im eigenen Land, sondern auch in der Welt? Deutsche gibt es darin wenig, sie sind aber Teil der vorherr­schen weißen Ausbeute­rklasse, während Türken überall verfolgt werden, selbst im eigenen Land. Oder ist über die Mehrheits­verhält­nisse und Unter­drückung hinaus das Diskri­minierungs­empfinden der Ange­sprochenen zu berück­sichtigen?

Ich persönlich nenne Poli­zisten nicht Bullen, Soldaten auch nicht Mörder, lebe aber gerne in einem Land, in dem ersteres nicht in den Kerker führt und letz­teres nicht strafbar ist. Möglicher­weise bin ich wie viele meiner Lands­leute nur schwer zu belei­digen, weil wir keine Ehre im Leib haben. Wir kennen Belei­digung Deutscher nur aus Filmen, dank fremder Völker und aus unserer Geschichte. Deshalb ist für mich klar: Der moderne, abge­klärte, zivili­sierte und schwer zu provo­zierene Mensch ist dem gestrigen Hitz­kopf und Ehren­mann voraus. Dennoch: Sie gehen mir einfach auf die Eier.

[1] Peter Grimm: Beleidigen und nicht beleidigen mit K-Wörtern. Achgut, 16.02.2018.
[2] Deutsche dürfen ungestraft "Köterrasse" genannt werden. Welt, 28.02.2017.

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