Symmetrieargument
Nicht alles, was uns symme­trisch oder polar erscheint, ist es auch. Dazu gehö­ren wahr und falsch, posi­tiv und nega­tiv und vor allem männ­lich und weib­lich. So kann man nicht syste­matisch beide Seiten vertau­schen, um aus einer Wahr­heit über die eine Seite die komple­men­täre für die andere zu gewin­nen. Mit einer gewis­sen Vor­sicht aber geht es schon. Mein heu­tiges Stu­dium der Bild-​Zeitung mit den 50 schön­sten Deut­schen hat mich wieder darauf gebracht:

In den letzten Jahren scheint sich das Verhal­ten der Ge­schlech­ter mehr und mehr anzu­glei­chen, und die Vermu­tung liegt nahe, daß die dahin­ter lie­gen­den Motive schon immer ähn­lich waren, nur ver­schie­den dar­gestellt und gese­hen wur­den. Wenn dem so ist, darf ich anneh­men, daß die Männer aus der Liste der schön­sten Deut­schen auf Frauen eine eben­solche Wirkung haben wie umge­kehrt die schön­sten deut­schen Frauen auf die Männer. Und dieser Sym­metrie­argu­menta­tion weiter fol­gend muß ich anneh­men, daß die deut­schen Frauen über die Bevor­zugun­gen der deut­schen Männer ebenso ent­setzt sind wie die Männer über die der Frauen.

Wenn ich zusätzlich annehme, daß Männer ihre schön­sten Ge­schlechts­genos­sen, die als Promi­nente sicher­lich ihre Quali­täten haben, vom Aus­sehen und Ver­hal­ten großen­teils für debil und schmie­rig halten, dann möchte ich nicht wissen, was Frauen über die schön­sten ihres Ge­schlech­tes den­ken. Und darin liegt eine gewisse Span­nung, wenn auch eine ge­schlech­ter­sym­metri­sche. Der Haß der Männer auf Latri­nos und der der Frauen auf Luder wird durch die Anglei­chung ungezü­gelten Verhal­tens von Frauen und Männer wahr­schein­lich zunehmen.

2 | Trigender | Zahlgeschlecht

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Sehr interessante Einlassung
Wobei ich Ihre Schlussfolgerung nicht ganz teile, wonach der der Hass auf die Schönsten des jeweiligen Geschlechts naturgemäß zunehmen müsse.

Wäre nicht stattdessen auch ein Gewöhnungs- und Abstumpfungseffekt denkbar?

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Warten wir es ab. Natürlich wird es nicht so dramatisch kommen. Die große Mehrheit wird lediglich billigend zusehen, wie eine kleine Gruppe unzivi­lisierter Prolls sich des Pro­blemes annimmt. Viel­leicht gelingt es aber auch, das Bild des veröf­fent­lichten wieder dem des wahren Menschen anzu­passen.

Gewöhnung und Abstumpfung sind natürlich auch denkbar. Doch mag man noch so tolerant, ignorant oder cool sein wollen, das Gehirn wehrt sich letzt­lich mit Aggres­sion gegen den Dauer­streß, falsche Wahr­nehmung korrekt einordnen zu müssen. Der Begü­terte wird sich in Reser­vate zurück­ziehen.

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Die Liste ist wirklich lehrreich. Selbstver­ständlich wurden auf die vorderen Plätze Promi­nente gewählt, die sexuell besonders anzie­hend wirken, auch wenn sie teilweise vor allem vom eigenen Geschlecht als schmierig oder Luder einge­stuft werden könnten. Bezeich­nend sind aber die ersten beiden Plätze. Hier haben bekannte Krite­rien der lang­fristi­gen Partner­wahl mitgewirkt. Bei der Frau das Kindchen­schema und beim Mann, na ja. Zu beiden Promi­nenten war mir der Name bisher nicht geläufig. Aber den von Platz 48 kannte ich, ein bezeich­nendes Beispiel von deut­schen Schön­heits­vorstel­lungen.

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Gestern habe ich beim Fernseh-​Zappeln gesehen, wie Jugend­liche natür­lich in Gruppen ein­zelne Alters­genossen belästi­gen, schlagen, demü­tigen und davon mit ihren Scheiß-​Foto-​Handys Auf­nahmen für das Internet anfer­tigen. Das gleiche gibt es vor allem in Japan mit sexuel­ler Belästi­gung, von hinten werden Ä'e foto­gra­fiert und ausge­stellt, für Auf­nahmen von unten muß man sich etwas mehr anstren­gen. Wozu schreibe ich das? Weil viel­leicht auch andere Menschen wie ich, die frei­heit­lich denken, aber selbst nicht ent­fesselt leben, sich zuneh­mend die Frage stellen, ob man dem allen offen und tolerant begegnen kann oder gar darf.

So könnte man der Meinung sein, geschäft­lich organi­sierte Massen­orgien oder Schläge­reien seien allei­nige Privat­sache der Betei­ligten. Das waren sie früher, da sie geheim oder als seltenes Spek­takel statt­fanden. Heute werden sie der großen Masse Unbe­tei­ligter beständig vorge­führt, die finden großen­teils Gefallen daran, und einige meinen, sich sexuelle Belästi­gung und aggres­sive Über­griffe unge­straft gestat­ten zu dürfen, weil es von den Opfern äußerst uncool wäre, dagegen mit Rechts­anwälten vorzu­gehen.

So wird es dazu kommen, daß die zivili­sierten Reichen sich in geschützte Reser­vate zurück­ziehen, in denen sie ihre sexu­ellen und aggres­siven Phan­tasien ohne Beein­träch­tigung der Mitbe­wohner ausleben, während der Rest außer­halb der Glas­kuppeln aus­harren muß, wo man beständig Über­griffe fürchten muß und sich zuneh­mend selbst daran betei­ligt. Aus den Inseln der Zivili­sation heraus wird dann auf eine fremde bis feind­liche Umwelt geblickt, in der man zu jeder Ernie­drigung bereit ist, um aus der dumpfen Masse zu treten.

Es mag Altersschwachsinn sein, der mich zu der Auffas­sung verleitet, unsere Gesell­schaft animali­siere sich, in Wirk­lichkeit sei es eine Befreiung von unmensch­lichen Zwängen. Wenn ich aber daran denke, mit welcher Begei­sterung man im Schwarz-​Weiß-​Fern­sehen vergan­gener Jahre von heute bereits domesti­zierten Einge­borenen berichtete, wo Frauen mit blanker Brust rum­hüpften und Männer sich im Tanz- und Drogen­rausch dicke Spieße durch den Körper trieben, dann bin ich schon der Meinung, daß dieses Verhalten mittler­weile nicht nur bunt gezeigt wird, sondern auch bei uns ange­kommen ist.

Um Mißverständnissen vorzubeugen, darf ich nochmals klar sagen: Das von mir beklagte Verhalten des modernen Menschen bezieht sich auf eine kleine Minderheit. Die Mehrheit hat sich ange­messen von Zwängen befreit. Ihr ist allen­falls vorzu­werfen, mit einer gewissen Lüstern­heit auf die Umtriebe der Promi­nenten, der Exzen­trischen, der Abar­tigen, der Gewalt­tätigen zu schauen, ihnen ein breites Forum im öffent­lichen Bild zu lassen und unfähig zu sein, sich gegen deren geistige und körper­liche Über­griffe zu wehren.

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Sie haben das schon
ziemlich zutreffend eingeordnet. Die Tribalisierung geistert als Trendforscher-Vokabel ja nun schon seit gut einem Jahrzehnt duch den öffentlichen Raum.

Ich bin auch relativ ratlos, wie man als Angehöriger der unspektakulären Mehrheit den Geist wieder zurück in die Flasche kriegen könnte. Medienkritik verpufft ziemlich wirklungslos, nach gesetzlicher Zensur rufen mag man ja auch nicht, es ist alles ein ziemliches Dilemma.

Nehmen wir beispielsweise Graffiti: Auf die Gefahr hin, mit Gartenzwerg-Gutfindern in den gleichen Spießertopf geworfen zu werden, sage ich, dass meiste davon ziemlich beschissen aussehendes Krikelkrakel ist, das den öffentlichen Raum eher mehr verschandelt als verschönert. Natürlich ist mir der kulturhistorische Background von Herrn Nägeli in Zürich durchaus bekannt, und ich leugne keineswegs die Möglichkeit, dass Keith Haring seine Formensprache diesem Medium entlehnt hat. Aber sorry - das meiste, was ich von Graffiti sehe, verursacht potenziell Augenkrebs, und was das ganze dafür verblasene Treibgas in der Ozonschicht anrichtet, darüner mag ich gar nicht nachdenken. Genausowenig darüber, was Hiphop-Kultur auch auf dieser Seite des Atlantiks für gesellschaftliche Deformationen verursacht hat und weiter verursacht. Und was mich am meisten ankotzt dabei: Dass ich mich in diesen Fragen zunehmend auf Linie finde mit Leuten, mit denen ich weltanschaulich sonst eher wenig Gemeinsamkeit finde: Law-and-Order-Fetischisten, Ewiggestrige und Häkeldeckchen-Liebhaber. So weit isses schon gekommen...

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Die Mehrheit scheut die Auseinander­setzung. Sie dekla­riert Graffiti als Kunst, um sie nicht als reine Sach­beschä­digung einstufen zu müssen, was sie in der über­wäl­tigen Zahl aller Fälle ist. Angst ist auch die Trieb­feder der wie Pilze aus dem Boden schie­ßenden Moslem­ver­steher, deren erstes Ziel es ist, durch falsches Ver­ständnis die Gewalt auf andere zu lenken. Wenn eines Tages falsche Toleranz uner­träglich wird, explo­diert der Jahre aufge­staute Ärger und Haß. Dann wird gejammert unter der Härte des Gesetzes und der Schärfe des christ­lichen Schwertes.

Wenn man erst einmal auf einen Umstand aufmerksam wurde und darüber geschrieben hat, sieht man ihn überall. Gestern konnte ich im Fernsehen ein paar Cage-​Fighter sehen, die sich in einem Käfig fast ohne Regeln einfach nur verprü­geln. Meine Idee ist schon seit Jahren, ein paar Inseln in Deutsch­land zur Verfügung zu stellen, auf denen keine Gesetze gelten, wo man nach Herzens­lust prügeln, kiffen, morden und verge­wal­tigen kann. Zurück geht es aber nur unter Verzicht auf alle Ansprüche aus dem Insel­urlaub. Dann könnte man sich nach der Disco doch dort zu einer kleinen Messer­stecherei verab­reden. Das wäre doch gut für alle.

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Wenn man wüßte, wo falsche Toleranz aufhört. Also ich hab mich an den Kopftüchern meiner türkischen Mitbürgerinnen bisher nicht gestört. Ich habe auch (lange vor dem 11. September) den Koran (beziehungsweise eine Übersetzung, die Bezeichnung Koran ist arabischsprachigen Originaltexten vorbehalten) gelesen, weil es mich einfach interessiert hat, ebenso wie ich auch Übersetzungen aus Thora, Talmud und Sepher Jetzira gelesen habe. Macht mich das zu einem Moslem- und Juden-Versteher?

Zu der interessanten Insel-Idee: Mit welchem Anreiz würden Sie denn potenzielle Vergewaltigungsopfer dortin locken? Ich bin ich auch skeptisch, ob sich die Phänomene dauerhaft auf diese Inseln begrenzen ließen. Die dort erworbene Verrohung würde man nicht automatisch ablegen, wenn man zurückkäme. Denken Sie an die Schwierigkeiten, die Kriegsheimkehrer bisweilen damit haben, sich wieder in die Regeln der Zivilgesellschaft reinzufinden...

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Es ist ja klar, was ein Versteher ist. Und die Vergewal­tigungs­opfer kommen zum Beispiel wegen der Drogen auf die Insel. Deshalb hätte ich eigent­lich mit der Frage gerechnet, wie denn diese Drogen auf die Insel gelangen, wo doch auf dem Fest­land ihr Besitz hart bestraft wird und man so keine mitnehmen kann. Die Antwort ist einfach: Sie werden auf der Fähre in staat­lichen Geschäften verkauft. Das ist wirt­schaft­licher als die Vernich­tung der beschlag­nahmten Ware. Gewiß wird es so nicht kommen, sondern umge­kehrt. Wer Geld hat, wird sich in bewachten Wohnge­bieten oder Hoch­häusern nieder­lassen. Und wenn er trotzdem kriminell ist, so wenig­stens zivi­lisiert.

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Nachdem meine Tochter sich vorgestern drei Stunden Prominenten‐Verar­schung durch Günter Jauch ange­sehen hatte, folgte im Anschluß schon wieder ein Bericht über Cage‐Fighting. Diesmal mit dem Schwer­punkt auf die Lust der weib­lichen Zuschauer auf gewalt­tätige Männer und sprit­zendes Blut. Offen­sicht­lich ist ein Teil der weib­lichen Bevöl­kerung zumindest zu mehr Wahr­haftig­keit über­gegangen und gibt zu von derart tie­rischen Ver­haltens­weisen beein­druckt zu sein. Sie schätzen einen starken Hahn an ihrer Seite höher als die Gefahr selbst zu deren Opfer zu werden. Sowohl diese Frauen als auch ihre geliebten Schläger begehen wie die Auto­fahrer einen allge­meinen mensch­lichen Fehler: Die beherrsch­bar geglaubte Gefahr zu unter­schätzen.

Ich kann diese Entwicklung nicht gutheißen, doch auch noch nicht einmal marginal verhindern. So bleibt mir nur, der Entwick­lung positive Aspekte abzu­gewinnen. Und das ist die Vorurteils­bestäti­gung. Die Kamera­schwenks ins Publikum zeigen mir nicht nur einen bekannten Frauen­typ und einen hohen Aus­länder­anteil unter den Schlä­gern, sondern auch über­mäßig viele Frauen mit Täto­wie­rungen und Männer mit Kunst­glatzen. Eine Erst­klassifi­kation nehme ich deshalb in der Gruppe Nazis vor. Sollte ich einen davon persön­lich kennen­lernen, so kann ich meine Meinung immer noch ändern. Bis dahin tröste mich mit meiner Menschen­beobach­tung im Schwimmbad: Außer ein paar lauten Alder‐Jungs war die über­wälti­gende Mehrheit untäto­wiert, ohne Durch­stiche und natür­lich behaart.

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Mit dem Zwiespalt von Nichtgutheißenkönnen und Nichtverhindernkönnen dieser Phänomene weiß ich auch nicht anders umzugehen. Ich stimme Ihnen auch in dem Punkt zu, dass Vorurteile und Schubladen eine nützliche Sache sein können, sofern man weiterhin bereit bleibt, Einzelfälle ergebnisoffen zu betrachten.

Desweiteren haben Sie auch richtig erkannt, dass es zu differenzieren gilt zwischen dem, was die Medien uns an Schrillheiten servieren und dem, was die alltägliche eigene Beobachtung zutage fördert. Und da sind auch in meinem persönlichen Kleinstadt-Blickfeld prostata-gepiercte Prügelprolls mit Fleischkappe eher die Ausnahme;-)

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