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Titanic 2
wuerg, 06.01.2018 00:37
Einmal wurde ein von mir eingereichter Text zu einem Brief an die Leser verarbeitet: "Der Kontrollausschuß besteht aus einem bzw. einer Vorsitzenden, seinem Stellvertreter bzw. seiner Stellvertreterin bzw. ihrem Stellvertreter bzw. ihrer Stellvertreterin und drei Beisitzern bzw. Beisitzerinnen."
Diese Satzungsänderung der IG Metall wurde nicht von einer durchgeknallten Frauengruppe vorgeschlagen, sondern vom Vorstand. Sie entstand aus dem Bemühen eines Mannes, geschlechtsneutral oder -übergreifend zu formulieren und dabei Schreibweisen mit großem I oder Schrägstrich zu vermeiden. Eine völlig analoge Formulierung habe ich auch an anderer Stelle gehört.
Ich weiß nicht, ob der Antrag unverändert durchging. Irgendwann aber wurde der Abschnitt geändert, die Zahl der Beisitzer erhöht und das Eszet zu einem Doppel-S gemacht, denn heute heißt es kürzer aber dafür falsch: "Der Kontrollausschuss besteht aus einem bzw. einer Vorsitzenden, seinem Stellvertreter bzw. ihrer Stellvertreterin und fünf Beisitzern bzw. Beisitzerinnen."
Welch ein Glück, daß Vorsitzende für beide Geschlechter gleich lautet, auch im Dativ. Eigentlich sind weitere Geschlechter zu berücksichtigen, zumal es statt einer Frauenabteilung nur noch eine Gruppe Gender Mainstreaming gibt. Diese Namensgebung ist Anpassung an den Zeitgeist, denn es geht einer Gewerkschaft als Verteidigerin [1] sozialer Gerechtigkeit um mehr.
[1] Gendersprache für die Öffentlichkeitsarbeit - Texte - Bilder - Veranstaltungen. IG Metall Vorstand, 2008. Die "Verteidigerin" klingt ungewohnt, erscheint auf den zweiten Blick korrekt, auf den dritten aber würde ich als Mensch (m) und Person (w) beim generischen Geschlecht bleiben. Die Broschüre beschäftigt sich auch mit praktischeren Fragen: "Liegen die Zeiten so, dass Frauen und Männer mit Familienpflichten teilnehmen können?" Sie wendet sich auch gegen Schrägstriche, kann sich aber "und/oder" nicht verkneifen. Neutraler Schwachsinn sitzt tief, auch in Frauenköpfen.
Diese Satzungsänderung der IG Metall wurde nicht von einer durchgeknallten Frauengruppe vorgeschlagen, sondern vom Vorstand. Sie entstand aus dem Bemühen eines Mannes, geschlechtsneutral oder -übergreifend zu formulieren und dabei Schreibweisen mit großem I oder Schrägstrich zu vermeiden. Eine völlig analoge Formulierung habe ich auch an anderer Stelle gehört.
Ich weiß nicht, ob der Antrag unverändert durchging. Irgendwann aber wurde der Abschnitt geändert, die Zahl der Beisitzer erhöht und das Eszet zu einem Doppel-S gemacht, denn heute heißt es kürzer aber dafür falsch: "Der Kontrollausschuss besteht aus einem bzw. einer Vorsitzenden, seinem Stellvertreter bzw. ihrer Stellvertreterin und fünf Beisitzern bzw. Beisitzerinnen."
Welch ein Glück, daß Vorsitzende für beide Geschlechter gleich lautet, auch im Dativ. Eigentlich sind weitere Geschlechter zu berücksichtigen, zumal es statt einer Frauenabteilung nur noch eine Gruppe Gender Mainstreaming gibt. Diese Namensgebung ist Anpassung an den Zeitgeist, denn es geht einer Gewerkschaft als Verteidigerin [1] sozialer Gerechtigkeit um mehr.
[1] Gendersprache für die Öffentlichkeitsarbeit - Texte - Bilder - Veranstaltungen. IG Metall Vorstand, 2008. Die "Verteidigerin" klingt ungewohnt, erscheint auf den zweiten Blick korrekt, auf den dritten aber würde ich als Mensch (m) und Person (w) beim generischen Geschlecht bleiben. Die Broschüre beschäftigt sich auch mit praktischeren Fragen: "Liegen die Zeiten so, dass Frauen und Männer mit Familienpflichten teilnehmen können?" Sie wendet sich auch gegen Schrägstriche, kann sich aber "und/oder" nicht verkneifen. Neutraler Schwachsinn sitzt tief, auch in Frauenköpfen.
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Titanic 1
wuerg, 05.01.2018 15:28
Früher hatte ich Titanic nicht nur gerne, sondern auch regelmäßig und einigermaßen vollständig gelesen. Dann geriet ich an einen Partner, der wie alle Frauen an Männern mehr den Humor denn die Größe schätzte und mein Niveau weit über dem der Titanic ansiedelte. So habe ich mir die 6 Mark gespart und die alten Exemplare in den Keller verbracht. Nach mehreren Umzügen sind fast alle verloren. Auch das von mir noch rechtzeitig bestellte Plakat "Ich war eine Dose" mit Madonna Klinsmann Thomalla Jesus am Kreuz. Schon damals war der Humor ungleichmäßig verteilt. Die Kirchen grummelten, doch die Weißblech-Industrie sah ihre Dosen durch den aus ihnen gefertigten Jesus verhöhnt. Eine Klage erbrachte ein Verbot in Bayern. Gleich werde ich mich vom Bildschirm erheben und gucken, ob im Schreibwarenladen einem weißen Mann das aktuelle Titanic-Heft verkauft werden kann. Schließlich haben sie es mit Charlie Hebdo ja auch zwei Jahre ohne Angst versucht.
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