60 Jahre
Am 8. Mai 1945 wurde die Gesamtkapitulation unterzeichnet. Das ist nun 60 Jahre her. Für die Baby­lonier wären diese 60 Jahre ein „Jahrhundert“ ohne Krieg gewesen, wenn man den Blick nur auf unser Heimat­land richtet. Für die ganze Welt soll das letzte kriegs­freie Jahr 1776 gewesen sein.

Die Babylonier haben zur Basis 60 gerechnet. Noch heute sehen wir das in den 60 Sekunden einer Minute und den 60 Minuten einer Stunde. Der Kreis wird in 360 Grad geteilt, die sich in 60 Minuten und diese wieder in 60 Sekunden teilen. Die „neue Teilung“ in 400 Neugrad zu 100 Neu­minu­ten [1] hat sich nicht durch­gesetzt, auch nicht die Industrie­minute zu 36 Se­kun­den. Die 60 paßt zur Basis 10, in der man auch im Altertum schon rechnete, aber auch auf die damals ebenso be­lieb­te 12, die Zahl der Monate im Jahr. Und so fügt es sich gut, daß ein Jahr mit seinen 365 Tagen mit 6 mal 60 passabel genähert ist. Rechnen Geld­insti­tute eigent­lich auch im Computer­zeit­alter noch immer mit 360 Zins­tagen?

Die Babylonier waren den Griechen im Rechnen ganz klar über­legen. Indem sie die 60=2·2·3·5 wählten, konnten sie ohne Schwierigkeiten durch 2, 3, 4, 5 und 6 teilen. Durch ihre für die damalige Zeit einiger­maßen vernünf­tige Zahl­darstel­lung, konnten sie deutlich besser rechnen. Die grie­chische Methode, für Zahlen von 1 bis 999 die 27=3·9 Buch­staben des erwei­terten Alpha­betes zu nutzen, war äußerst unge­schickt. Wenn sie sich vom Bilder­malen erhoben, nicht nur zählten, sondern auch rech­neten, dann über­setzten sie erst ins babylo­nische System und hinter­her wieder zurück. Das lag nicht nur an der Zahl 60, sondern auch an den Rezi­proken­tafeln der Baby­lonier, mit denen man die Division leicht erschla­gen konnte.

Die Zahl 60 hat ausge­sprochen viele Teiler, nämlich 12. Keine kleinere Zahl hat soviele. Deshalb heißt 60 auch stark zusammen­gesetzte Zahl. Es gibt dennoch kleinere stark zusammen­gesetzte Zahlen: 4, 6, 12, 24, 36 und 48 mit 3, 4, 6, 8, 9 bzw. 10 Teilern. [2] Die 1 mit einem Teiler und die 2 mit zweien habe ich ausgelassen, gleichwohl Mathe­matiker sich nicht daran stoßen, daß diese beiden zwar nicht zusammen­gesetzt sind, aber dennoch als stark zusammen­gesetzt gelten. Die Teiler­summe der 60 liegt mit 168 um den Fak­tor 2,8 über der Zahl 60 selbst. Damit ist sie ein deut­licher Teiler­protz, doch 3-voll­kommen (Fak­tor 3) ist erst die 120.

[1] deg=π/180=1°=60'=3600", gon=π/200=1g=100c=10000cc

[2] The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. Stark zusammengesetze Zahlen A002182 und ihre Teileranzahlen A002183

120 | Altgrad

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Meine Geschichts­kenntnisse waren schon immer schlecht, weshalb ich nur darlegen will, wie man heute Sexagesimal­zahlen, also Zahlen zu Basis 60 schreiben sollte. Man kann es natürlich wie mit jeder Basis machen. Bei natür­lichen Zahlen schreibt man einfach die Zahlen­folge der Zerlegung zu dieser Basis und gibt diese tiefgestellt an. Sowohl Zahlenfolge (Ziffern) als auch Basis sind aber weiterhin dezimal geschrieben.

2005 = (2,0,0,5)10 = (1,1,11,1)12 = (33,25)60 = (2,5)1000

Für spezielle Basen wie 16 (Hexadezimalzahlen), 256 (IP-Adressen) und eben auch 60 (Sexagesimalzahlen) haben sich beson­dere Bezeich­nungen einge­bürgert.

In Analogie zur Uhrzeit benutzt man den Doppel­punkt zur Trennung der Sexa­gesimal­ziffern. Damit ist 2005=33:25. Daß bei Zahlen unter 60 der Doppelpunkt fehlt führt normaler­weise nicht zu Mißver­ständ­nissen. Sind Nachkoma­stellen darzustellen, kann man bei Sexa­gesimal­zahlen ein Semi­kolon verwenden. Zum Beispiel 12:34;45:36=754,76 oder π≈03;08:24:44. Dabei nenne ich, was rechts vom Semi­kolon steht, keines­wegs Nach­semikolon­stellen, wie man bei international geschriebenen Zahlen auch nicht von Nach­punkt­stellen spricht. Die Baby­lonier kannten leider kein Dezimal­zeichen und ließen auch die Nullen weg. Man mußte einfach mitdenken.

Den Doppelpunkt verwenden wir gerne in Uhrzeiten, stellen aber Sekun­den-​Bruch­teile wieder dezimal dar. 12 Stun­den, 31 Minu­ten und 23,75 Se­kunden nach Mitter­nacht ist 12:31:23,75, nicht 12:31:23;45. Die Zeit­spanne sollte bessser 12h 31m 23,75s lauten, auch wegen 23:59:60. Originell wäre 12h 31m 23s 45t mit t für Terzen. Bezeich­nungen wie 12h 31′ 23,75″ halte ich für unschön, weil einem Buch­staben (h) irgend­welche Zei­chen (′ und ″) folgen, die ich als Maß­einheit nur für Tausend, Million, Zoll, Fuß, Schil­ling, Penny, Minute, Sekunde verwende, so sie nicht mit Apo­stro­phen oder Akzen­ten kolli­dieren, zum Beispiel 128°34′17″ für einen Winkel.

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Eine Zeitspanne von 12 Stunden, 31 Minuten und 23,75 Sekunden sollte deshalb "23h 31m 23,75s" lauten.
Hier bin ich ausgestiegen. Schreibfehler Ihrerseits oder Denkschwäche meinerseits?

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Das ist natürlich kein Aufmerk­samkeits­test, sondern ein Schreib- oder Editier­fehler, den ich gleich korri­gieren werde, ohne den alten Text durch­strichen stehen zu lassen.

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Heute rückte ganz unerwartet mein Beitrag zur Zahl 60 auf den 25. Platz vor. Die 464 Aufrufe ent­locken einem Alpha-​Blogger natür­lich nur ein müdes Lächeln, und gewiß wird er diesem Geschreib­sel hier keines Blickes wür­digen. Ihm könnte jedoch auf der Suche nach Peanuts auf­fallen, daß ich in diesem Beitrag vom 8. Mai 2005 behaup­tete: „Am 8. Mai 1945 wurde die Gesamt­kapitu­lation unter­zeichnet. Das ist nun 60 Jahre her.“

Es ist zwar nicht besonders wichtig, doch „unter­zeichnet“ wurde am 7. oder 9. Mai. Rück­blickend ist aber die Mehr­heit der Menschen der Meinung, daß am 8. Mai 1945 um 0 Uhr die Gesamt­kapitu­lation der Deutschen in Kraft trat. Der zweite Welt­krieg war damit natür­lich noch nicht beendet. Die Kampf­hand­lungen sollten wohl ab 23:01 einge­stellt werden, da war es in Moskau schon ein Tag später. Weshalb schreibe ich das? Weil ich von Donal­phons in seiner Kritik am hessi­schen Aus­länder­frage­bogen gelesen habe: „Was geschah am 8. Mai 1945 ‒ Die deutsche Wehr­macht kapitu­lierte, der Zweite Welt­krieg endete. ‒ Bullshit. Jodl unter­zeich­nete die Kapitu­lation der Wehrmacht am 7. Mai, der Waffen­still­stand trat am 8. in Kraft.“ [1]

Aber warum soll es Ausländern besser ergehen als uns Deutschen, die wir über Jahre „nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir“ zu hören bekamen und, wenn wir nicht schlauer, aber cleverer und erfolgreicher waren als die anderen, uns immer frugen, was hat der Lehrer wohl mit dieser Frage gemeint und welchen All­gemein­platz erwartet er nun als Antwort. Ins­beson­dere haben wir im Aufsatz mit dem Thema „Für oder wider die Todesstrafe“ ausnahms­weise das dia­lekti­sche Prinzip miß­achtet und nichts gefunden, was für die Todes­strafe sprach.

Kurz gesagt: Wer einge­bürgert werden will, muß die richtige Antwort geben lernen, auch wenn die Frage nicht ver­standen wird oder leicht daneben liegt. Wie man das ohne viel Ahnung macht, kann doch im deut­schen Fern­sehen erlernt werden. Notfalls befragt man seinen Joker. Daß Deut­sche nicht wissen, wonach Ausländer gefragt werden, hat Henryk Broder gut erklärt: „Wer Jude werden möchte, der muß die viel­fälti­gen Anfor­derun­gen an ein tadel­loses jüdi­sches Leben erfüllen. Wer schon Jude ist, kann tun und lassen, was er will.“ [2]

[1] Donalphons: Hessische Deppen. Rebellen ohne Markt, 24.03.2006

[2] Henryk M. Broder: Sie haben das Recht zu schweigen. Zum Gejammer von Bärbel Schäfer, die ihrem Mann ins Judentum folgen wollte. Der Link ist leider veraltet, und unter archive.org habe ich die zitierte Stelle nicht gefunden. Wahr­schein­lich stammt sie aus einem ähn­lichen Beitrag. Alles bereits nach weniger als 60 Jahren veraltet und belanglos.

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