Karfreitag, 16.05.1434
Den Protestanten konnte man den Buß- und Bet­tag strei­chen, wäh­rend die Katho­liken selbst auf sol­chen Feier­tagen behar­ren, deren Anlaß ich mir ein­fach nicht mer­ken kann. Man kann das als Schritt in die rich­tige Rich­tung werten, als Befrei­ung des Staa­tes von der Kirche und ihren Bevor­mun­dun­gen. In dieser säku­la­ren Zukunft dür­fen Gläu­bige natür­lich wei­ter­hin ihre Feste fei­ern. Gerne mag ihnen dazu das Recht ver­blei­ben, der Arbeit unbe­zahlt fernzu­bleiben.

Rechtzeitig zu Ostern wollen Mos­lems wieder einmal in die andere Rich­tung, näm­lich zwei eigene Feier­tage. Wenn in Saudi Ara­bien der Über­tritt zum Chri­sten­tum nicht mehr mit dem Tode be­straft wird, Bibeln einge­führt, gedruckt oder gar ver­teilt wer­den dür­fen und es noch genü­gend über­flüs­sige katho­li­sche Feier­tage im Tausch gibt, dann gerne.

Da hierzulande nicht nur fromme Pro­testan­ten am Buß- und Bet­tag von Schule und Arbeit befreit werden können, sondern auch Mos­lems zum Opfer­fest, fragt man sich, was denn die Stoß­rich­tung des medien­wirk­samen Herrn Aiman Mazyek und sei­nes Zen­tral­ra­tes der Musli­me ist. Soll über die for­male Aner­ken­nung als Feier­tag hinaus die Mehr­heits­bevöl­kerung zur Anteil­nahme oder gar zu Arbeits­nieder­legun­gen genö­tigt werden?

Inzwischen sind fünf Jahre vergan­gen, bald ist Kar­frei­tag, 12.07.1439. Und pünkt­lich zu Ostern beginnt wieder die Feier­tags­dis­kus­sion. Hätte ich heute beim Kaffee nicht zur Frank­furter Rund­schau statt zur Bild­zei­tung gegrif­fen, wäre sie die­ses Jahr an mir vorüber­gezo­gen, zumal ich seit der letz­ten Wahl kei­nen Poli­ti­ker mehr mus­lime Feier­tage habe for­dern hören. So ver­wun­dert nicht, daß in der Frank­fur­ter Rund­schau nur Reste der einsti­gen Viel­falt zu fin­den sind und der Schwer­punkt nun umge­kehrt auf der Abschaf­fung christ­li­cher Feste mit ihren Ein­schrän­kun­gen des tägli­chen Lebens liegt.

Ich habe nichts dagegen, wenn Katja Thorwarth [1] aus athei­sti­scher Über­zeu­gung die Abschaf­fung christ­li­cher Feier­tage for­dert, weil die Chri­sten ihre Zwei­drit­tel­mehr­heit einge­büßt haben. Schein­bar konse­quent for­dert sie glei­ches Recht für Chri­sten, Mos­lems und Scien­tolo­gen. Für bes­ser hielte ich aber die Ab­schaf­fung des Reli­gions­unter­rich­tes an öffent­li­chen Schu­len und die Strei­chung der Reli­gions­frei­heit, die über Mei­nungs- und Gedan­ken­frei­heit hinaus nur abstru­ses Gedan­ken­gut vor Gegen­rede und Misse­ta­ten vor Straf­verfol­gung schützt.

Wes Geistes Kind Frau Thor­warth ist, macht eine fette Zwi­schen­über­schrift deut­lich: „Pech: Islam ist weder evange­lisch noch katho­lisch“. Will sie damit sagen, Sun­niten und Schi­iten hät­ten ein An­recht auf Feier­tage, solange sie Prote­stan­ten und Katho­li­ken noch gewährt wer­den? Und so­gleich bekom­men auch Horst See­ho­fer und die CSU ihr Fett weg, die Schü­ler unter die Kruzi­fixe zwin­gen, aber Kopf­tü­cher nicht er­tragen.

Um was geht es eigent­lich? Um die gene­relle Abschaf­fung reli­gi­öser Feier­tage, um das Abhän­gen von Kreu­zen, gegen die CSU oder um die Liebe zu unse­ren abraha­miti­schen Brü­dern, von denen die Juden natür­lich nicht er­wähnt wer­den? Oder ist es Haß auf die deut­sche Gesell­schaft, die noch immer so christ­lich ge­prägt ist, daß sie feier­täg­li­che Ein­schrän­kun­gen und Haram-​Gebim­mel vom Kirch­turm den einzig wah­ren Gläu­bigen zumu­tet? Mal sehen, wie es in aber­mals fünf Jah­ren, am Kar­frei­tag, 15.09.1444 mit­ten im Rama­dan aus­sieht.

[1] Thorwarth, Katja: Trennung von Kirche und Staat - jetzt. FR, 29.03.2018.

Reformationstag | Buß- und Bettag | Fronleichnam

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lieber wuerg ich habe ja theologie studiert bei namhaften gestalten die ich nicht nennen werde
die im übrigen sehr kontrovers waren
nach einem jahr hatte ich aber die schnauze voll
2 semester vergeudet
oder auch nicht

ich hab sie echt alle persönlich kennengelernt vom bischof bis zum fundamentalkritiker die alle die gazetten zierten und den verbissenen ermahnenden wicht eines klosters
ein zitterwolf kennt sie alle

und weiste wer am liberalsten war?
es war auf einem ausflug in die schweiz
weil der prof da über seine frau eine ferienhütte hatte
gabs da für auserwählte ein seminar
geil gelegen
zugegeben

der bischof
mit dem hab ich wein gesoffen
und zu dem wein:
es war ein schreckliches gesöff und ist es noch bis heute
und es war ein skandal als ich beim einkaufen dranne war
das ich massig bier mitbrachte was reissenden absatz fand

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Ziwo, ich hätte wohl trotz Griechisch mehr als zwei Semester durch­gehal­ten, wenn mein Arbeit­geber es gestat­tet hätte. So blieb es mir erspart, ent­wickel­te mich aber nur zu einem Hei­den zurück und ver­wan­delte mich nicht in einen Zit­ter­wolf. Viel­leicht muß man dazu katho­lisch sein oder sich einer Tod­sünde hin­gege­ben haben. Die poli­tisch-​mora­lische Spann­weite unter den Theo­logen war recht hoch. Gleich zu Beginn war ich mit einem DKP-ler und einem Welt­ver­bes­serer kon­fron­tiert, der mehr dem Fei­ern mit Studen­ten und vor allem -innen zuge­tan war. Da muß den gewis­sen­haf­ten Pro­fes­soren doch das kalte Kot­zen gekom­men sein.

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wuerg das war eigendlich zufall
ich war verdammt spät dranne
und philosophie und psychologie waren dicht
theologie war noch wählbar
es sollte wenigstens neben wirtschaft was völlig anderes sein
bei einem kirchenbesuch bin ich beim kreuzzeichen unangenehm aufgefallen
und wie man sich vorstellen kann hat sich das unangenehme auffallen permanent gehäuft

die mängelliste eines ziwo müssen hinterher seiten gefüllt haben hätte man sie aufgeschrieben
was nur bei den wenigsten kommilitonen aber einigen profs und besonders den wissenschaftlichen mitarbeitern wenig verständnis hervorrief

mehrfach wurde ich zur dringlichen ermahnung bestellt
da ging es aber im wesentlichen um meine zuneigung zum weiblichen geschlecht was entzetzen und empören hervorrief
theologisch inhaltlich wurde ich zwar sehr abwertend beurteilt wie man der mimik und einiger verlogener aktionen entnehmen konnte aber die kritik wurde nicht massiv verbal geäussert

im nachhinein kann ich darüber echt nur lachen
zitterwölfe anpissen aber kinder ficken!

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Wieder sind fünf Jahre vergangen, und Karfreitag fällt auf den 7. April 2023 bzw. 15. Rama­dan 1444. Von muslimen Feier­tagen habe ich nichts mehr gehört, eher von der Bedeu­tungs­losig­keit christ­licher. So wie wie der Buß- und Bettag nur noch in Sachsen arbeits­frei ist, haben die Dänen ihren großen Gebets­tag gestri­chen. Die Frommen leisten nur verba­len Wider­stand wie hierzulande bei der Verlegung des Wochenbeginns von Sonntag auf Montag. Tarif­verhand­lungen werden die Lohn­einbuße berück­sich­tigen. Ob genü­gend Erspar­nisse für den Krieg bleiben, wird wohl niemals errech­net.

Herr Mazeyk ist in den letzten zehn Jahren ruhiger geworden. Statt muslime Feier­tage zu fordern, hat er ein Buch über die Einsam­keit der Moslems zu Weih­nachten geschrie­ben. Die meisten scheinen vernünf­tig, machen einfach, was ich in einem muslimen Land auch täte: Die freien Tage genießen und an den Fest­essen teil­nehmen. Tannen­bäume und Weih­nachts­dusel hat man auch in der Türkei auszu­hal­ten. Und in den Weih­nachts­gottes­dienst muß keiner, dessen Kinder nicht am Krippenspiel teilnehmen. Es wären aber wieder Plätze frei.

Einigen ist aufgefallen, daß in diesem Jahr Ostern und Passah auf den gleichen Sonntag mitten im Ramadan fallen. [1] Moslems und Katholiken fasten also weitgehend synchron. [2] Die einen schlagen sich des nachts den Bauch voll, die anderen hauen sich Fisch rein und verzichten nur auf Alkohol, Fleisch und Eier.

[1] Google nennt neun Tage für das Passah­fest, weil der Vor­abend, an dem bereits das jüdi­sche Datum wech­selt, voran­gestellt und hinten ein Tag ange­hängt wird. In Israel sind es aber genau sieben Tage ab dem 15. Nisan, dem ver­nünf­tiger­weise das gre­goriani­sche Datum zuge­ordnet wird, mit dem es drei­viertel gemein hat. Also dieses Jahr nur vom 6. bis zum 12., nicht google­like vom 5. bis 13. April. Diese sieben Tage ent­sprechen dem, was man ein Wochen­fest nennt. Sie ent­halten immer genau einen Sonntag, den man mit dem Oster­sonntag ver­glei­chen kann. Dieses Jahr treffen beide am 9. April zusammen, dann wieder am 5. April 2026. Bei einer über­mäßigen Länge von 8 Tagen fielen 2025 zwei Sonntage in die Passahzeit, neben dem 13. auch der 20. April. Letz­teres wäre zwar Ostern, aber auch Führers Geburts­tag.
[2] Auch beim Ramadan zählt Google den Vor­abend mit. Man kann ja im Kopf behal­ten, daß der isla­mische Tag mit Sonnen­unter­gang beginnt, sollte ihn aber dem gre­goria­nischen zuord­nen, mit dem er den Löwen­anteil gemein hat. Der 1. Rama­dan 1444 ist somit der 23. März 2023 und der 30. demzu­folge der 21. April. Dieses und auch näch­stes Jahr ragt der Ramadan noch über Ostern hinaus, 2025 beginnt er bereits vor Aschermittwoch, doch im Jahre 2026 liegt er vom 18. Fe­bruar bis zum 19. März gänzlich in der Fastenzeit, wenn man einmal davon absieht, daß er schon am 17. Fe­bruar mit Sonnen­unter­gang beginnt, während die Katho­liken an diesem Fast­nachsts­dienstag noch bis zur Asche aufs Haupt am 18. rumhuren. Doch die Moslems essen dann auch noch einmal, was das Zeug hält.

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