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Fahrradcontent
wuerg, 10.10.2018 00:49
Ich habe zwar keine Katze, aber ein Fahrrad. Nachdem nun zwei Sommer vorüber sind, bin ich heute mit dem Hinterrad zum Fahrradhändler, um vier gerissene Speichen ersetzen zu lassen. Er hat sofort die Arbeit aufgenommen. Nach einer Stunde des An- und Entspannens war er fertig. Seine Frau berechnete zwölf Euro, er hielt acht für ausreichend. Wir unterhielten uns über alte Zeiten und wurden nur durch einen einzigen Kunden unterbrochen, der für 90 Cent ein Ventil erstand.
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Deutschbindestricher
wuerg, 05.10.2018 21:00
Zum Tag der deutschen Einheit reicht nicht mehr ein Tag der offenen Moschee ebenfalls am 3. Oktober, der einst zumindest vorgab, Moslems und Christen seien eins wie Ost und West. [1] Jetzt wird zur Unmenge an Flüchtlings-, Ausländer-, Rassismus- und Frauentagen auch noch ein Tag der Vielfalt gefordert, obgleich das Wort Vielfalt zusammen mit Bereicherung sich auf dem absteigenden Ast befindet und bald zur Lachnummer wird wie dereinst die blühenden Landschaften, während Rotkäppchensekt und der Solidaritätszuschlag sich gehalten haben.
Im Zusammenhang dieser Kampagne von Türken, Schwarzen, Moslems und Persern [2] taucht auch das Wort Bindestrichdeutscher auf, offensichtlich analog zum Biodeutschen konstruiert. [3] Es hebt wohl auf stigmatisierende Bildungen wie Deutsch-Türken ab und nutzt eiskalt die Tatsache, daß selbst Einheimische Deutschbindestricher sind, weil sie gerne auch deutsche Wörter mit einem Bindestrich zusammensetzen. Doch es gibt keine Deutsch-Amerikaner, keine Mit-Bürger, keine Beute-Deutschen, eigentlich auch keine E-Mail. [4] Ich warte noch auf die Minus-Deutschen, für die Binde-, Gedanken-, Geviert-, Spiegel-, Trennstrich und Wenigerzeichen immer Minus heißen.
[1] Interessant ist der Zusammenhang zur von Christen getragenen Interkulturellen Woche der ausländischen Mitbürger. Laut Wikipedia ist es die christliche Woche vor dem Erntedankfest, das dieses Jahr auf das späteste Datum 7. Oktober fällt. Das war einmal so. Jetzt kann es jeder wie ein Dachdecker handhaben, wie auch den Erntedankgottesdienst. Ich hasse Gedenk- und Feiertage, deren Termine sich nicht aus einem noch so komplizierten Algorithmus ergeben, die somit in Kalenderprogrammen und tausendjährigen Kalendern nicht nur wegen ihrer Bedeutungslosigkeit fehlen. Dieses Jahr fiel das Los auf die Woche vom 23. bis 29. September 2018 unter dem Motto "Vielfalt verbindet". Für den Tag des Flüchtlings am Freitag, den 28. September mußte ein weiteres her: Rettet das Recht auf Asyl! Da ich keine Doktorarbeit zum Thema "Christliche Feiertagsvielfalt" schreiben will, gehe ich auf der Basis der wenigen mir vorliegenden Daten davon aus, daß die Interkulturelle Woche nicht die letzte oder zweitletzte christliche Woche vor dem Erntedankfest ist, auch nicht die letzte im September oder die erste nach dem Herbstanfang, sondern die des letzten Freitagsgebetes im September. In Wirklichkeit ist es wohl die Vielfalt der Regionen abbildende Willkür, ähnlich den Schulferien, an denen Erntedankgottesdienste gerne ausgerichtet werden.
[2] Manche mögen Iraner als einzig politisch korrekt sehen. Doch seit gestern hat der mit wem auch immer bestückte Internationale Gerichtshof die Amerikaner auf einen Vertrag aus dem Jahre 1955 mit dem Schah von Persien verpflichtet. Ginge es nicht um Sanktionen der Amerikaner, sondern der Griechen, hätte man sicherlich noch eine Tontafel aus der Zeit vor Alexander dem Großen gefunden. Auch die Reichsbürger sollten vor dem Internationalen Gerichtshof ihr Glück versuchen, obwohl er sich bereits für die Bundesrepublik als Rechtsnachfolger des Dritten Reiches entschieden hat.
[3] Wolfgang Hebold: Tag der deutschen Einfalt. Freie Welt, 04.10.2018.
[4] Aus ästhetischen Gründen oder um Sterne und Binnenversalien aufzulösen, sind Sql-Plus statt Sql*Plus, I-Pod statt iPod oder Kaffee-Ernte natürlich angezeigt. Auch gegen Geschirr-Rückgabe hätte ich nichts, so man Geschirrückgabe für veraltet hält. Auf Schildern bietet sich eine zweizeilige Darstellung an.
Tag der Einfalt | Deutschkubaner | UN | Unterstrich | Kirchenjahr
Im Zusammenhang dieser Kampagne von Türken, Schwarzen, Moslems und Persern [2] taucht auch das Wort Bindestrichdeutscher auf, offensichtlich analog zum Biodeutschen konstruiert. [3] Es hebt wohl auf stigmatisierende Bildungen wie Deutsch-Türken ab und nutzt eiskalt die Tatsache, daß selbst Einheimische Deutschbindestricher sind, weil sie gerne auch deutsche Wörter mit einem Bindestrich zusammensetzen. Doch es gibt keine Deutsch-Amerikaner, keine Mit-Bürger, keine Beute-Deutschen, eigentlich auch keine E-Mail. [4] Ich warte noch auf die Minus-Deutschen, für die Binde-, Gedanken-, Geviert-, Spiegel-, Trennstrich und Wenigerzeichen immer Minus heißen.
[1] Interessant ist der Zusammenhang zur von Christen getragenen Interkulturellen Woche der ausländischen Mitbürger. Laut Wikipedia ist es die christliche Woche vor dem Erntedankfest, das dieses Jahr auf das späteste Datum 7. Oktober fällt. Das war einmal so. Jetzt kann es jeder wie ein Dachdecker handhaben, wie auch den Erntedankgottesdienst. Ich hasse Gedenk- und Feiertage, deren Termine sich nicht aus einem noch so komplizierten Algorithmus ergeben, die somit in Kalenderprogrammen und tausendjährigen Kalendern nicht nur wegen ihrer Bedeutungslosigkeit fehlen. Dieses Jahr fiel das Los auf die Woche vom 23. bis 29. September 2018 unter dem Motto "Vielfalt verbindet". Für den Tag des Flüchtlings am Freitag, den 28. September mußte ein weiteres her: Rettet das Recht auf Asyl! Da ich keine Doktorarbeit zum Thema "Christliche Feiertagsvielfalt" schreiben will, gehe ich auf der Basis der wenigen mir vorliegenden Daten davon aus, daß die Interkulturelle Woche nicht die letzte oder zweitletzte christliche Woche vor dem Erntedankfest ist, auch nicht die letzte im September oder die erste nach dem Herbstanfang, sondern die des letzten Freitagsgebetes im September. In Wirklichkeit ist es wohl die Vielfalt der Regionen abbildende Willkür, ähnlich den Schulferien, an denen Erntedankgottesdienste gerne ausgerichtet werden.
[2] Manche mögen Iraner als einzig politisch korrekt sehen. Doch seit gestern hat der mit wem auch immer bestückte Internationale Gerichtshof die Amerikaner auf einen Vertrag aus dem Jahre 1955 mit dem Schah von Persien verpflichtet. Ginge es nicht um Sanktionen der Amerikaner, sondern der Griechen, hätte man sicherlich noch eine Tontafel aus der Zeit vor Alexander dem Großen gefunden. Auch die Reichsbürger sollten vor dem Internationalen Gerichtshof ihr Glück versuchen, obwohl er sich bereits für die Bundesrepublik als Rechtsnachfolger des Dritten Reiches entschieden hat.
[3] Wolfgang Hebold: Tag der deutschen Einfalt. Freie Welt, 04.10.2018.
[4] Aus ästhetischen Gründen oder um Sterne und Binnenversalien aufzulösen, sind Sql-Plus statt Sql*Plus, I-Pod statt iPod oder Kaffee-Ernte natürlich angezeigt. Auch gegen Geschirr-Rückgabe hätte ich nichts, so man Geschirrückgabe für veraltet hält. Auf Schildern bietet sich eine zweizeilige Darstellung an.
Tag der Einfalt | Deutschkubaner | UN | Unterstrich | Kirchenjahr
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Tag der Einfalt
wuerg, 04.10.2018 14:57
In den letzten Tagen wurde es ruhig, alle wollen zurück zur Normalität, sich in den politischen Resten einrichten. Meucheleien [1] blieben weitgehend aus oder fanden nicht mehr den Weg zu Google-News, wo ich völlig erwartungsarm auf einmal etwas vom Tag der deutschen Vielfalt lese. [5] Den fordern die auf Ostdeutsche neidischen Migrantenverbände. Voran wieder die üblichen Verdächtigen, Türken, Schwarze, Syrer, Perser. Wären es die Spanier, würde ich einen solchen Nationalfeiertag auf Mallorca vorschlagen.
[1] Tochter von AfD-Politikerin sorgt mit rassistischem Gedicht für Eklat. Stern, 02.101.2018. Links ist auch Gewalt und Scheiße Kunst, sofern es die eigene ist. Bessere Beiträge anderer gehören nicht dazu: Seht im Spiegel den Heuchler und liebt euren Nächsten, den Meuchler. [2] In der Vorrunde (Neger, Zigeuner, Handy ohne Paß, Messer) wurde sogar der Ton abgedreht. [3] Thema verfehlt, fünf, setzen. Das Publikum protestierte. Für die einen gegen die Zensur, für die anderen gegen den Vortrag von Ida-Marie Müller.
[2] Daniel Kemmerich: Poetry Slam - Ida-Marie Müller - Endrunde. Youtube, 27.09.2018.
[3] Daniel Kemmerich: Poetry Slam - Ida-Marie Müller - Vorrunde. Youtube, 27.09.2018. "Speyer ohne Rassismus - Speyer mit Courage", so kann lokale Propaganda nach hinten losgehen und bundesweite Aufmerksamkeit erregen. Und die Diskussion geht weiter, an Hauswänden. [4]
[4] Karin Aebischer: Haus von AfD Politikerin Nicole Höchst versprayt. Nau, 03.10.2018.
[5] Migrantenverbände fordern "Tag der deutschen Vielfalt". Spiegel Online, 03.10.2018.
[1] Tochter von AfD-Politikerin sorgt mit rassistischem Gedicht für Eklat. Stern, 02.101.2018. Links ist auch Gewalt und Scheiße Kunst, sofern es die eigene ist. Bessere Beiträge anderer gehören nicht dazu: Seht im Spiegel den Heuchler und liebt euren Nächsten, den Meuchler. [2] In der Vorrunde (Neger, Zigeuner, Handy ohne Paß, Messer) wurde sogar der Ton abgedreht. [3] Thema verfehlt, fünf, setzen. Das Publikum protestierte. Für die einen gegen die Zensur, für die anderen gegen den Vortrag von Ida-Marie Müller.
[2] Daniel Kemmerich: Poetry Slam - Ida-Marie Müller - Endrunde. Youtube, 27.09.2018.
[3] Daniel Kemmerich: Poetry Slam - Ida-Marie Müller - Vorrunde. Youtube, 27.09.2018. "Speyer ohne Rassismus - Speyer mit Courage", so kann lokale Propaganda nach hinten losgehen und bundesweite Aufmerksamkeit erregen. Und die Diskussion geht weiter, an Hauswänden. [4]
[4] Karin Aebischer: Haus von AfD Politikerin Nicole Höchst versprayt. Nau, 03.10.2018.
[5] Migrantenverbände fordern "Tag der deutschen Vielfalt". Spiegel Online, 03.10.2018.
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Humorlosigkeit
wuerg, 19.09.2018 00:26
Vielleicht liegt es an meinem Alter, in dem ich die volle Realität nicht mehr wahrnehme, schon gar nicht mehr die der Jugendlichen. Doch meine ich, im Verlaufe meines Lebens eine Verflachung des Humors, der Satire, einen Niedergang des Kabaretts, des Witzes beobachtet zu haben. Wo früher noch dreistufig "Kommt eine Frau zum Arzt ..." erzählt wurde, reicht heute der einzeilige Flachwitz "Deine Mudda ist so ..."
Umgekehrt werden die meisten Jugendlichen gähnen, wenn sie alte Sketche mit Rudi Carell sehen. Aber denen gebrach es damals schon an Tiefgang. Auch andere Aufnahmen vergangener Zeiten und viele alte Spielfilme wirken oftmals künstlich, gestelzt oder verstaubt, weil das Bild keine Farbe hatte, die Aufnahmetechnik noch nicht ausgereift war und mit weniger Erfahrung und Mitteln gedreht wurde.
Während man heute im Erdkundeunterricht eine Moschee besucht, fuhren wir üblicherweise in die Reichshauptstadt Berlin, um im Osten das ärmliche Leben zu sehen und an der Grenze ordentlich gefilzt zu werden. Als ausgleichende Indoktrination wurden die Stachelschweine besucht. Sie und die Münchener Lach- und Schießgesellschaft erzielten hohe Einschaltquoten, obwohl eine gewisse politische Kenntnis zum Verständnis erforderlich war. Erfahrungen aus dem Zusammenleben von Mann und Frau allein reichten nicht.
Und wie ist es zur Zeit? Wenn Satire sich nicht völlig politikfrei mit Frauen, Männern und Handys beschäftigt, sondern mit Politik und Tagesgeschehen, dann reichen politische Späße und Spitzen, so einseitig sie auch sein mögen, nicht aus. Vielmehr wird streckenweise ganz humorlos moralisiert. Bei Oliver Welke eingeleitet durch "Jetzt mal im Ernst", in der Anstalt seit dem Abgang von Priol mit durchgängigen Belehrungen, soweit ich es gesehen habe, denn ich mußte immer bald abschalten, weil mir schlecht wurde.
Vor diesem Hintergrund und Zeitgeist verwundert eigentlich nicht, daß politische Satire nur noch einseitig produziert, zumindest aber gesehen und eingeordnet wird. Für die einen ist es eine treffende Kritik und Veralberung des Gegners, für diesen eine ungeheure Verunglimpfung. So auch ein harmloses Youtube-Filmchen des "Bohemian Browser Ballett" [1], in dem die Volksaufläufe in Chemnitz auf den Arm genommen werden. Ich verstehe nicht, warum man sich über anderthalb Minuten sofort erkennbarer Satire aufregen kann, wenn zur besten Sendezeit echte Lügen als Dokumentationen verkauft werden. [2]
Jedenfalls habe ich es mir ansehen und danach noch eine ganze Reihe weiterer Filmchen, die im Gegensatz zu vielem Youtube-Mist gut gemacht sind. Sicherlich mit Geld des Funk-Kanales, in den Zwangsgebühren von ARD und ZDF fließen, um Jugendliche bei der Stange zu halten. Aber um Klassen besser als sich ebenfalls an diesen Töpfen labende "Jäger & Sammler" mit 90 Prozent Daumen nach unten. [3] Deren Beiträge sind nicht nur einseitig, sondern auch noch abartig und strunzdumm.
Um Verwechselungen vorzubeugen: Es geht nicht um das Video, in dem ein AfD-Stand vorgetäuscht wird, von dem ein Afrikaner gejagt wird. [4] Hier handelt es sich offensichtlich um eine Handy-Aufnahme von Dreharbeiten für "Volksfest in Sachsen". Darin ist der AfD-Stand für drei Sekunden im Bild. Im Vordergrund wird ein Afrikaner durchs Bild gehetzt und kommt bei #wirsindmehr vorbei, wo freie Getränke für alle angepriesen werden. Einen weiteren Auftritt hat der Afrikaner, als er für eine Sekunde vor dem angeketten Nazi flieht. Alles von Anfang an als Satire erkenntlich!
[1] Volksfest in Sachsen. Youtube, "Bohemian Browser Ballett", 17.09.2018. Lohnt sich schon wegen des Polizisten mit deutschem Anglerhut und den Hitlergrüßen für 10 Euro, aber auch wegen des Nazis an der Hundeleine und dem "bleib hier" aus dem Zeckenbiß-Video.
[2] "Schlecky Silberstein": Blogger wird nach Satiredreh von AfD bedroht. Zeit, 18.09.2018.
[3] Zivile Rebellen | Jäger & Sammler. Youtube, "Jäger & Sammler", 27.08.2018.
[4] NEUES FAKE-VIDEO AUFGEDECKT! Youtube, Afd Berlin, 12.09.2018.
Umgekehrt werden die meisten Jugendlichen gähnen, wenn sie alte Sketche mit Rudi Carell sehen. Aber denen gebrach es damals schon an Tiefgang. Auch andere Aufnahmen vergangener Zeiten und viele alte Spielfilme wirken oftmals künstlich, gestelzt oder verstaubt, weil das Bild keine Farbe hatte, die Aufnahmetechnik noch nicht ausgereift war und mit weniger Erfahrung und Mitteln gedreht wurde.
Während man heute im Erdkundeunterricht eine Moschee besucht, fuhren wir üblicherweise in die Reichshauptstadt Berlin, um im Osten das ärmliche Leben zu sehen und an der Grenze ordentlich gefilzt zu werden. Als ausgleichende Indoktrination wurden die Stachelschweine besucht. Sie und die Münchener Lach- und Schießgesellschaft erzielten hohe Einschaltquoten, obwohl eine gewisse politische Kenntnis zum Verständnis erforderlich war. Erfahrungen aus dem Zusammenleben von Mann und Frau allein reichten nicht.
Und wie ist es zur Zeit? Wenn Satire sich nicht völlig politikfrei mit Frauen, Männern und Handys beschäftigt, sondern mit Politik und Tagesgeschehen, dann reichen politische Späße und Spitzen, so einseitig sie auch sein mögen, nicht aus. Vielmehr wird streckenweise ganz humorlos moralisiert. Bei Oliver Welke eingeleitet durch "Jetzt mal im Ernst", in der Anstalt seit dem Abgang von Priol mit durchgängigen Belehrungen, soweit ich es gesehen habe, denn ich mußte immer bald abschalten, weil mir schlecht wurde.
Vor diesem Hintergrund und Zeitgeist verwundert eigentlich nicht, daß politische Satire nur noch einseitig produziert, zumindest aber gesehen und eingeordnet wird. Für die einen ist es eine treffende Kritik und Veralberung des Gegners, für diesen eine ungeheure Verunglimpfung. So auch ein harmloses Youtube-Filmchen des "Bohemian Browser Ballett" [1], in dem die Volksaufläufe in Chemnitz auf den Arm genommen werden. Ich verstehe nicht, warum man sich über anderthalb Minuten sofort erkennbarer Satire aufregen kann, wenn zur besten Sendezeit echte Lügen als Dokumentationen verkauft werden. [2]
Jedenfalls habe ich es mir ansehen und danach noch eine ganze Reihe weiterer Filmchen, die im Gegensatz zu vielem Youtube-Mist gut gemacht sind. Sicherlich mit Geld des Funk-Kanales, in den Zwangsgebühren von ARD und ZDF fließen, um Jugendliche bei der Stange zu halten. Aber um Klassen besser als sich ebenfalls an diesen Töpfen labende "Jäger & Sammler" mit 90 Prozent Daumen nach unten. [3] Deren Beiträge sind nicht nur einseitig, sondern auch noch abartig und strunzdumm.
Um Verwechselungen vorzubeugen: Es geht nicht um das Video, in dem ein AfD-Stand vorgetäuscht wird, von dem ein Afrikaner gejagt wird. [4] Hier handelt es sich offensichtlich um eine Handy-Aufnahme von Dreharbeiten für "Volksfest in Sachsen". Darin ist der AfD-Stand für drei Sekunden im Bild. Im Vordergrund wird ein Afrikaner durchs Bild gehetzt und kommt bei #wirsindmehr vorbei, wo freie Getränke für alle angepriesen werden. Einen weiteren Auftritt hat der Afrikaner, als er für eine Sekunde vor dem angeketten Nazi flieht. Alles von Anfang an als Satire erkenntlich!
[1] Volksfest in Sachsen. Youtube, "Bohemian Browser Ballett", 17.09.2018. Lohnt sich schon wegen des Polizisten mit deutschem Anglerhut und den Hitlergrüßen für 10 Euro, aber auch wegen des Nazis an der Hundeleine und dem "bleib hier" aus dem Zeckenbiß-Video.
[2] "Schlecky Silberstein": Blogger wird nach Satiredreh von AfD bedroht. Zeit, 18.09.2018.
[3] Zivile Rebellen | Jäger & Sammler. Youtube, "Jäger & Sammler", 27.08.2018.
[4] NEUES FAKE-VIDEO AUFGEDECKT! Youtube, Afd Berlin, 12.09.2018.
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Gigantismus
wuerg, 17.09.2018 01:16
Ich habe immer gerne die Unterschichtenvernügen besucht, die je nach Landschaft Jahrmarkt, Kirmes oder Rummel heißen, in Frankfurt Dippemess. Im wörtlichen Sinne gibt es letztere seit zwei Jahren nicht mehr, der Dippebereich ist geschlossen. Dieses Jahr fehlten auch das Riesenrad und die Achterbahn. Ältere Menschen sind kaum noch zu sehen, nur noch junge Kleinfamilien oder Gruppen Jugendlicher. Und davon auch nur noch die Hälfte. Liegt es an den hohen Preisen oder an der Angst?
Kein Riesenrad mehr, aber noch Riesenattraktionen, Riesenspaß, ein Riesenfeuerwerk und auch Riesenküsse. Das sind große Schaumküsse in verschiedenen Farben und Mustern. Noch nehmen die Riesen das hin, proben keinen Zwergenaufstand wie die Tierschützer gegen das Ponyreiten. Hau den Lukas heißt jetzt nicht etwa Memet, sondern Dampfhammer. An Eierlaufen kann ich mich nicht erinnern, Dosenwerfen aber gibt es noch. Sogar mit größeren Bällen für Frauen. Zum Ausgleich zahlen sie den gleichen Preis wie Männer und Kinder, nicht 21 Prozent weniger.
Prekarioten | N-Wort mit Gazelle
Kein Riesenrad mehr, aber noch Riesenattraktionen, Riesenspaß, ein Riesenfeuerwerk und auch Riesenküsse. Das sind große Schaumküsse in verschiedenen Farben und Mustern. Noch nehmen die Riesen das hin, proben keinen Zwergenaufstand wie die Tierschützer gegen das Ponyreiten. Hau den Lukas heißt jetzt nicht etwa Memet, sondern Dampfhammer. An Eierlaufen kann ich mich nicht erinnern, Dosenwerfen aber gibt es noch. Sogar mit größeren Bällen für Frauen. Zum Ausgleich zahlen sie den gleichen Preis wie Männer und Kinder, nicht 21 Prozent weniger.
Prekarioten | N-Wort mit Gazelle
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Deutschkubaner
wuerg, 07.09.2018 01:26
Als Schüler wurden in Röntgenreihenuntersuchungen auch von mir Schirmbilder angefertigt. Jetzt sitze ich vor dem Bildschirm, weil in zusammengesetzten Wörtern der deutschen Sprache das Grundwort zumeist rechts steht. Ist x die Bezeichnung für einen Menschen nach seiner Staatsangehörigkeit, so kann ein Zusatz y deutlich machen, welcher Nationalität er früher war, zusätzlich noch ist, woher er, seine Eltern oder auch nur deren Vorfahren stammen.
Paradebeispiel für eine klare Wortbildung yx ist der Deutschamerikaner, der sich selbstverständlich als Amerikaner x fühlt, aber auf seine deutsche Abstammung y wert legt, evtl. auch deutsches Brauchtum pflegt. Legt man deutsch genügend weit aus, bilden sie die größte Gruppe nach den Angloamerikanern. Die Afroamerikaner fallen nur mehr auf.
Für Deutsche mit den berühmten ausländischen Wurzel sind analoge Zusammensetzungen yx weniger gebräuchlich, auch wenn es Rußlanddeutsche und in letzter Zeit auch politisch korrekte Afrodeutsche gibt, die bisher einfach Deutschafrikaner hießen. Verwechselungsgefahr besteht nicht, da sich für Deutsche in Afrika keiner interessiert.
Wenn wir gerne umgekehrt von xy sprechen, so hat das zumeist lautliche Gründe, sofern es sich um alte Bildungen aus der Zeit sprachlicher Unschuld handelt. Heute wollen solche Wörter korrekt abgewogen sein. Trotzdem ist aktuell ist der Deutschkubaner in aller Munde. Der laut Joachim Hermann wunderbare Neger Roberto Blanco ist seit 1971 Deutschkubaner (xy), denn seine Eltern sind beide Afrokubaner (yx).
So wie die Bezeichnung Deutschkubaner für Roberto Blanco wenig informativ ist, so entsteht auch kein Deutschkubaner, wenn eine deutsche Frau ein Kind von einem Kubaner gebiert, der genetisch nicht weit entfernt von Fidel Castro ist. Nie würde ich mich als Halbjude sehen, wenn nach Jahrzehnten herauskäme, daß die leiblichen Eltern meiner Mutter nicht nur einen jüdischen Namen trugen. Ich bleibe einfach deutscher Nachfahre von Norddeutschen, Ostpreußen, Germanen, Römern, Wikingern und Neandertalern.
Man wird auch kein Linker durch den Besuch eines Gratiskonzertes gegen Rechts. Auch nicht posthum, wenn man den Springerstiefeln entwachsen mit Kunstglatze auf Facebook einen linken Daumen gehoben oder eine fernöstliche Weisheit absondert hatte. Ich muß mir noch einmal überlegen, welche Instrumentalisierung mir im Himmel lieber gewesen wäre, hätte mich die RAF weggesprengt: Die Unzufriedenheit des Volkes bis an den rechten Rand oder ein linkes Image wegen langer Haare und rotem Pullover.
Zurück zur entlarvenden Sprache. Je mehr man sich in den Bereich begibt, da sich die x aus y gar nicht als x sehen und y vor sich hertragen, wird die Bezeichnung xy dem Standard yx vorgezogen, das Hauptgewicht auf y gelegt. Harmlos war es bei den Deutschitalienern, zumal Italodeutscher wie ein schlechter Film klingt. Später ging es weiter mit den Deutschtürken, die bezeichnenderweise oft nur in Deutschland lebende Türken heißen. Irgendwann wird es wie für die Afrodeutschen eine politisch korrekte Bezeichnung für sie geben.
Paradebeispiel für eine klare Wortbildung yx ist der Deutschamerikaner, der sich selbstverständlich als Amerikaner x fühlt, aber auf seine deutsche Abstammung y wert legt, evtl. auch deutsches Brauchtum pflegt. Legt man deutsch genügend weit aus, bilden sie die größte Gruppe nach den Angloamerikanern. Die Afroamerikaner fallen nur mehr auf.
Für Deutsche mit den berühmten ausländischen Wurzel sind analoge Zusammensetzungen yx weniger gebräuchlich, auch wenn es Rußlanddeutsche und in letzter Zeit auch politisch korrekte Afrodeutsche gibt, die bisher einfach Deutschafrikaner hießen. Verwechselungsgefahr besteht nicht, da sich für Deutsche in Afrika keiner interessiert.
Wenn wir gerne umgekehrt von xy sprechen, so hat das zumeist lautliche Gründe, sofern es sich um alte Bildungen aus der Zeit sprachlicher Unschuld handelt. Heute wollen solche Wörter korrekt abgewogen sein. Trotzdem ist aktuell ist der Deutschkubaner in aller Munde. Der laut Joachim Hermann wunderbare Neger Roberto Blanco ist seit 1971 Deutschkubaner (xy), denn seine Eltern sind beide Afrokubaner (yx).
So wie die Bezeichnung Deutschkubaner für Roberto Blanco wenig informativ ist, so entsteht auch kein Deutschkubaner, wenn eine deutsche Frau ein Kind von einem Kubaner gebiert, der genetisch nicht weit entfernt von Fidel Castro ist. Nie würde ich mich als Halbjude sehen, wenn nach Jahrzehnten herauskäme, daß die leiblichen Eltern meiner Mutter nicht nur einen jüdischen Namen trugen. Ich bleibe einfach deutscher Nachfahre von Norddeutschen, Ostpreußen, Germanen, Römern, Wikingern und Neandertalern.
Man wird auch kein Linker durch den Besuch eines Gratiskonzertes gegen Rechts. Auch nicht posthum, wenn man den Springerstiefeln entwachsen mit Kunstglatze auf Facebook einen linken Daumen gehoben oder eine fernöstliche Weisheit absondert hatte. Ich muß mir noch einmal überlegen, welche Instrumentalisierung mir im Himmel lieber gewesen wäre, hätte mich die RAF weggesprengt: Die Unzufriedenheit des Volkes bis an den rechten Rand oder ein linkes Image wegen langer Haare und rotem Pullover.
Zurück zur entlarvenden Sprache. Je mehr man sich in den Bereich begibt, da sich die x aus y gar nicht als x sehen und y vor sich hertragen, wird die Bezeichnung xy dem Standard yx vorgezogen, das Hauptgewicht auf y gelegt. Harmlos war es bei den Deutschitalienern, zumal Italodeutscher wie ein schlechter Film klingt. Später ging es weiter mit den Deutschtürken, die bezeichnenderweise oft nur in Deutschland lebende Türken heißen. Irgendwann wird es wie für die Afrodeutschen eine politisch korrekte Bezeichnung für sie geben.
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Hetzjagd
wuerg, 05.09.2018 18:52
Jeder normale Mensch kennt den Unterschied zwischen jagen und verjagen, auch zwischen einer normalen und einer Hetzjagd, bei der das Opfer verfolgt wird, bis es in die Enge getrieben oder erschöpft ist. Wer so jung ist, dies nicht mehr zu wissen, der sollte seinen Blick über den Rand von Facebook und Twitter Richtung Wikipedia schweifen lassen.
Jeder normale Mensch kennt auch den Unterschied zwischen eine realen Jagd auf Menschen und Tiere, der Jagd nach dem Glück und der geistigen Jagd mit dem Ziel, Denkgebäude anderer einzureißen, ohne sie zu schikanieren oder körperlich zu beeinträchtigen. Zu dieser Jagd hat die AfD aufgerufen. Dabei kommt es auf beiden Seiten, vom Jäger und vom Gejagten zu beschämenden Übertreibungen.
Wenn man in einer geistigen oder politischen Auseinandersetzung gerade mit dem Arsch an der Wand steht, sollte man erwägen, kleinlaut stehen zu bleiben, vielleicht ein Ofer darzubieten oder notfalls die Waffen zu stecken, statt unter Getöse den Angreifer noch ein letztesmal abzuwehren, um dann an der nächsten Ecke wieder gestellt zu werden. Am Geldautomatem mit Syrern im Rücken sieht das anders aus.
Wir alle wissen, daß es am Rande von Demonstrationen und Menschenaufläufen zu Gewalttaten, zu Panik und auch Toten kommen kann, zumeist durch Herzkasper und Unfälle. In Chemnitz aber war trotz Handy-Seuche nur einziges Filmchen in Sekundenlänge zu sehen, weshalb die Bundesregierung zumindest einen spontanen Auflauf als Hetzjagd einstufte. Das war mit dem Arsch an der Wand dumm, weil nur die immer weniger werdenden Jünger einen solchen Schwachsinn glauben. [1,2]
Und nun ist es passiert: Auch der "sprachlose Schwätzer" [3] Kretschmer, der beim Bürgergespräch durch verlegenes Ausweichen und bei Anne Will durch freche Bevormundungen auffiel, hat zugegeben oder besteht sogar darauf, daß es in Chemnitz "keinen Mob, keine Hetzjagd und keine Pogrome" gab. Natürlich im Verein mit Beschimpfung von Rechten, Relativierung von Chemnitz auf ganz Deutschland und Aufforderung an die auf seiner Seite gewähnte schweigende Mehrheit. Mit dem Arsch an der Wand müssen eben Opfer gebracht werden, auch wenn sie Merkel heißen.
[1] Henryk M. Broder: Chemnitz: Die Regierung leistet einen Offenbarungseid. Achgut, 05.09.2018. Darin wird Herr Seibert zitiert: "Ich werde hier keine semantische Debatte führen. Wenn die Generalstaatsanwaltschaft das sagt [keine Hetzjagd], dann nehme ich das natürlich zur Kenntnis." Und wenn Herr Broder in Zukunft nicht nur seine elektronische Post klein schreibt, dann kann ich ihn nicht mehr lesen. Das ist ja schlimmer als Stern, Unterstrich und Binnenversalien zusammen!
[2] Am schmierigsten fand ich den belehrend menschendeln Lanz, der noch nicht die Sprache gefunden hat, gewisse Dinge zu artikulieren und es nicht für möglich hielt, daß Ausländer über eine vierspurige Straße getrieben werden. Gut, einer wurde in einem sehr weiten Sprachsinne auf eine(r) mehrspurige(n) Fahrbahn gejagt. Nur hat ihn keiner verfolgt, und alle standen auf der Straße, die deshalb nicht befahren wurde.
[3] BRODER ÜBER SACHSENS REGIERUNGSCHEF: "Der Mann ist ein sprachloser Schwätzer" Welt, 30.08.2018.
Jeder normale Mensch kennt auch den Unterschied zwischen eine realen Jagd auf Menschen und Tiere, der Jagd nach dem Glück und der geistigen Jagd mit dem Ziel, Denkgebäude anderer einzureißen, ohne sie zu schikanieren oder körperlich zu beeinträchtigen. Zu dieser Jagd hat die AfD aufgerufen. Dabei kommt es auf beiden Seiten, vom Jäger und vom Gejagten zu beschämenden Übertreibungen.
Wenn man in einer geistigen oder politischen Auseinandersetzung gerade mit dem Arsch an der Wand steht, sollte man erwägen, kleinlaut stehen zu bleiben, vielleicht ein Ofer darzubieten oder notfalls die Waffen zu stecken, statt unter Getöse den Angreifer noch ein letztesmal abzuwehren, um dann an der nächsten Ecke wieder gestellt zu werden. Am Geldautomatem mit Syrern im Rücken sieht das anders aus.
Wir alle wissen, daß es am Rande von Demonstrationen und Menschenaufläufen zu Gewalttaten, zu Panik und auch Toten kommen kann, zumeist durch Herzkasper und Unfälle. In Chemnitz aber war trotz Handy-Seuche nur einziges Filmchen in Sekundenlänge zu sehen, weshalb die Bundesregierung zumindest einen spontanen Auflauf als Hetzjagd einstufte. Das war mit dem Arsch an der Wand dumm, weil nur die immer weniger werdenden Jünger einen solchen Schwachsinn glauben. [1,2]
Und nun ist es passiert: Auch der "sprachlose Schwätzer" [3] Kretschmer, der beim Bürgergespräch durch verlegenes Ausweichen und bei Anne Will durch freche Bevormundungen auffiel, hat zugegeben oder besteht sogar darauf, daß es in Chemnitz "keinen Mob, keine Hetzjagd und keine Pogrome" gab. Natürlich im Verein mit Beschimpfung von Rechten, Relativierung von Chemnitz auf ganz Deutschland und Aufforderung an die auf seiner Seite gewähnte schweigende Mehrheit. Mit dem Arsch an der Wand müssen eben Opfer gebracht werden, auch wenn sie Merkel heißen.
[1] Henryk M. Broder: Chemnitz: Die Regierung leistet einen Offenbarungseid. Achgut, 05.09.2018. Darin wird Herr Seibert zitiert: "Ich werde hier keine semantische Debatte führen. Wenn die Generalstaatsanwaltschaft das sagt [keine Hetzjagd], dann nehme ich das natürlich zur Kenntnis." Und wenn Herr Broder in Zukunft nicht nur seine elektronische Post klein schreibt, dann kann ich ihn nicht mehr lesen. Das ist ja schlimmer als Stern, Unterstrich und Binnenversalien zusammen!
[2] Am schmierigsten fand ich den belehrend menschendeln Lanz, der noch nicht die Sprache gefunden hat, gewisse Dinge zu artikulieren und es nicht für möglich hielt, daß Ausländer über eine vierspurige Straße getrieben werden. Gut, einer wurde in einem sehr weiten Sprachsinne auf eine(r) mehrspurige(n) Fahrbahn gejagt. Nur hat ihn keiner verfolgt, und alle standen auf der Straße, die deshalb nicht befahren wurde.
[3] BRODER ÜBER SACHSENS REGIERUNGSCHEF: "Der Mann ist ein sprachloser Schwätzer" Welt, 30.08.2018.
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