Prekarioten
Die viel und nicht ohne Grund für ihre perverse Sprache geschol­tenen Sozio­logen können nun allent­halben darauf hin­weisen, den Begriff Unter­schicht schon immer verwendet zu haben. Er bezeich­net einfach eine Schicht, unter der nichts mehr kommt. Zulässig ist der Begriff für unsere Gesell­schaft aber nur, wenn sie wenig­stens in der Theorie schicht­weise anzu­ordnen ist und in der Rea­lität nicht mehr Ausnahmen bestehen als bei der Umset­zung der sieben Schichten des ISO-​OSI-​Modells. Da nützt es nichts, wenn einigen dieser Begriff nicht gefällt, weil sie sich mit ihrer Zuge­hörig­keit zur Arbeiter­klasse nicht abfin­den konnten, deshalb die Klassen­gesell­schaft leug­neten und sich trotz abhän­giger Beschäf­tigung den Bürger­lichen zurech­neten, die sie nicht Bourge­oisie nennen mochten und den Begriff Mittel­schicht erfanden. Und der legt natürlich nahe, daß es darüber und darunter eine weitere Schicht geben muß: Ober- und Unter­schicht. Beide waren lange Zeit recht dünn und unauf­fällig, wertden jetzt aber immer dicker und frecher, weshalb sie nicht mehr igno­riert werden können.

Ich mache es mir relativ einfach und zähle zur Unter­schicht, wer ein Einkommen unter 10.000 Euro jährlich und auch keine Erspar­nisse über diesen Betrag hinaus hat. Zur Ober­schicht rechne ich umgekehrt alle mit mehr als 1.000.000 Euro im Jahr oder auf der Bank, gleichwohl man mit der Hälfte auch schon reich ist. Nach anderen Krite­rien zu ordnen, ist mir zu kompli­ziert. Sehr lustig finde ich die prekäre Lage als Krite­rium, nach der sich Milli­onen im „abge­hängten Preka­riat“ befinden, was nicht mit der Ausbil­dung zum Pfarrer verwech­selt werden darf. Lustig daran ist auch die Verball­hornung „abhängende Prekarioten“, womit keine abge­faulten Zähne gemeint sind, sondern die­jenigen, die durch ständige Präsenz im Unter­schichten-​Fern­sehen (Viva, MTV?) und vor dem Unter­schichten-​Fern­seher (über 70 cm) sich der breiten Mittel­schicht so nach­haltig aufge­drängt haben, daß sie das gesell­schaft­liche Problem mit ihnen nicht mehr ver­drängen kann und will.

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man muss nicht viel zählen...

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Heute auf der über­füllten Einkaufs­meile wurde mir erneut klar, daß die Unter­schicht sich nicht deshalb über­mäßig bemerkbar macht, weil diese Menschen heute weniger Geld in der Tasche haben oder die Armuts­grenze ange­hoben wurde, daß man für nur zwei Monate Stütze bei Saturn Hansa einen über­breiten Fern­seher erwerben kann, sondern wegen der zuneh­menden Verwahr­losung und Zivili­sations­losig­keit, daß ganze Fami­lien bei C&A die Sessel vor den Umkleide­kabinen belagern, um ihre Mit­bringsel von McDonald's zu fressen.

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Heute in der S-Bahn: "Ey, isch will so dünn werden wie Angelina Jolie, isch hab heut nur nen halben Döner gegessen." Das sagt alles.

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