Halal hat Vorfahrt
Das bedeutet zum Beispiel, Muslime vor Christen zur Tafel einzu­lassen, um sich die glaubens­konformen Lebens­mittel zu sichern. [1] Das hatte ich wieder vergessen, weil es keinen Sinn hat, sich über jede Ungleich­behand­lung aufzu­regen, zumal sie auch vernünf­tige Gründe haben kann. Schließ­lich leben wir in einer Gesell­schaft, in der Kinder, Schüler, Studenten, Beamte, Luft­hansa-Mitar­beiter, Mitglieder der National Rifle Asso­ciation allent­halben weniger zahlen. Behin­derten und Frauen werden Plätze reser­viert. Umfang­reiche Baumaß­nahmen für Roll­stuhl­fahrer, Markie­rungen für Blinde sind selbst­verständ­lich geworden. Auch geistig Behin­derte können umsonst mit dem Bus fahren. Warum sollten wir dann Menschen, die eine strenge Diät halten müssen oder unter einer krank­haften Ernäh­rungs­angst leiden, nicht die verträg­lichen Nahrungs­mittel bevor­zugt anbieten?

Früher nahmen wir Rücksicht auf Raucher und haben uns im Restau­rant einnebeln lassen. Irgend­wann hatten sie ihre Rück­sichts­losig­keit über­trieben und müssen nun draußen paffen. Dafür gehen wir vorzugs­weise in Restau­rants, die nicht nur vege­tarische, sondern auch vegane Gerichte führen. Ich habe nichts dagegen, einem Veganer mein Gemüse zu geben, wenn ich dafür sein Fleisch erhalte. Doch damit geben sie sich nicht zufrieden. Es darf nicht der Hauch eines tieri­schen Produk­tes verar­beitet sein oder dem Gericht anhaften. Und wenn halal nur meinte, kein Schweine­fleisch zu essen, dann wäre alles kein Problem. Aber unsere islami­schen Gäste verlangen mehr. Sie wollen sicher sein, daß ihre guten Speisen nicht neben bösen lagen, daß mög­lichst kein Ungläu­biger sie ange­tatscht hat. Das alles gibt es in teuren Hotels mit geson­derter Küche. In der Tafel nehmen sie auch Rinder, die haram ums Leben kamen. Und sicher­lich auch alles andere, was gut, frisch und teuer ist.

Nun ist das Umgekehrte passiert. Die Essener Tafel nimmt für eine Weile nur noch Deutsche Neukunden auf. [2] Das schlug weit höhere Wellen, obgleich es auch dafür gute Gründe gibt, denn nur noch jeder vierte Kunde war ein Deut­scher. Darunter viele allein­erzie­hende Frauen und alte Menschen, die im Vertei­lungs­kampf uner­fahren von den Horden zumeist junger Männer abge­schreckt wurden. [3] Da nicht jeder aufge­nommen werden kann und es sich um eine soziale Einrich­tung handelt, ist es geboten, die Bedürf­tigkeit von Neukunden zu berück­sichtigen und dafür Sorge zu tragen, daß sie nicht durch Stärkere verdrängt werden. Da eine Einzel­fall­prüfung über Mindest­bedin­gungen hinaus nicht gewünscht, möglich oder erlaubt ist, hat man sich in Essen für eine Quotie­rung entschie­den. Bis die Quote erreicht ist, werden nur noch Deutsche aufge­nommen. Das wird nicht lange dauern, denn gerade Migranten kommen schnell nicht mehr und werden deshalb gestri­chen.

Ich hätte beide Fälle hier in meinem Blog nicht erwähnt, wären da nicht die Reak­tionen der übli­chen Verdäch­tigen meiner Partei. Voran Sawsan Chebli, die bei Twitter offen­sicht­lich keine Probleme mit der Wahrheit und ableh­nenden Kommen­taren hat: "Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Essen nur für Deutsche. Migranten ausge­schlos­sen." [4] Wesent­lich geschick­ter ist Sahra Wagen­knecht. [5] Sie aner­kennt den Verdrän­gungswett­bewerb unter den Armen, denen nicht ausrei­chend gehol­fen wird, obgleich sie die Lasten der Zuwan­derung tragen müssen. Das wird sich auszah­len, hat die Linke viel­leicht gerade zur stärk­sten Partei in Berlin gemacht. Und es ist nicht nur takti­sches Gerede, sondern konse­quente Vertre­tung der Arbeiter­klasse, die nicht in Vertei­lungs­kämpfe geführt werden darf, während die Verant­wortli­chen nur ihren Teddy­bären gegeben haben.

[1] Halal hat Vorfahrt! Zukunftskinder, 2017.
[2] Essener Tafel beschließt Aufnahmestopp für Nichtdeutsche. Welt, 22.02.2018.
[3] Gerd Buurmann: Die Esserner Tafel ist ein Ort des Bürgerkriegs. Achgut, 26.02.2018.
[4] Sawsan Chebli: Mir läuft es eiskalt ... Twitter, "@SawsanChebli", 22.02.2018.
[5] "Über alle Maßen scheinheilig": Sahra Wagenknecht äußert sich zu Essener Tafel-Streit". Focus, 25.02.2018.

Islam | Chebli

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Experimentierfreude
Die starke Zuwanderung seit dem Jahre 2015 hat in Deutsch­land nicht unbedingt einen Rechts­ruck verur­sacht, doch erblühte am rechten Rand eine Gegen­bewegung, die es mit der AfD in den Bundestag schaffte. Das war nur möglich, weil die CDU die mora­lisch gerecht­fertigte Entschei­dung von Angela Merkel nicht korri­gierte und in zumut­bare Bahnen lenkte. Die SPD wurde an den linken Rand gedrückt, brachte es nicht übers Herz, die CDU in dieser Frage rechts zu über­holen und zahlt nun die Zeche. Die Folge ist eine gespal­tene Repu­blik. Links fühlen sich viele wohl und werden täglich belo­bigt, rechts spricht man weniger. Falls doch, ist es Popu­lismus.

Die Verhärtung der Fronten verleitet, sich einem der beiden Lager unter­zuordnen, alle Ansichten der eigenen Seite zu vertei­digen und die der anderen zu verwerfen. Die Klappe zu halten, ist eine Alter­native, den apodik­tischen Meinungen beider Lager zu wider­stehen die andere. Ich versuche es mit gesundem Menschen­verstand, der zahl­reiche auf beiden Seiten sogar in Partei­programme einge­flossene Glaubens­stand­punkte nicht akzep­tieren kann. Und damit meine ich nicht die Ränder beider Lager oder die gewalt­bereiten Anhänger, sondern einfache grund­legende Auffas­sungen.

Rechts ist mir die Klima­leugnung aufge­fallen. Im Partei­programm der AfD ist dazu eine bunte Mischung aus zutref­fenden Allgemein­plätzen und falschen Behaup­tungen zu lesen. [1] Natür­lich merken auch die Anhänger, daß es so platt nicht sein kann. Deshalb wird die Erder­wärmung als solche nicht mehr geleugnet, auch nicht ein Anteil des Menschen daran. Bald muß zuge­geben werden, daß wir doch die Haupt­verur­sacher sind, weil natür­liche Verände­rungen sehr lange dauern. Deshalb ziehen sich voraus­schauende Klima­leugner schon heute darauf zurück, daß eine Erwär­mung nicht nur Nach­teile bringt. Demnächst werden sie fordern, die Vorteile einer Warmzeit zu nutzen, ohne die es Menschen gar nicht gäbe. Ein Expe­riment mit zu erwar­tendem posi­tiven Ausgang.

Links ist natürlich die Reaktion auf unkon­trollierte Zuwan­derung das Problem. Viele Deutsche und vor allem die SPD sterben lieber aus als zuzu­geben, daß drastisch gegen­zusteuern ist. Späte­stens mit den näch­sten Wahlen werden die Felle davon­schwimmen. Keiner wird mehr an Berei­cherung oder gar pures Gold glauben. Besten­falls wird man die hohen Flücht­lings­zahlen als eine Aufgabe oder Verpflich­tung sehen. Und weil es so schwer ist, sich von eigenen Fehl­einschät­zungen und Lebens­lügen zu verab­schieden, bieten einige schon heute zu deren Rettung an, alles als ein Expe­riment mit zu erwar­tendem posi­tiven Ausgang zu zu sehen.

Dieses Experiment sei die Heraus­bildung einer multi­ethni­schen und nicht­mono­kulturel­len [2] Gesell­schaft in Deutsch­land und morgen der ganzen Welt. Soche Experi­mente können gelingen, zum Beipiel beim CERN, wo nicht nur Wissen­schaftler der ganzen Welt mit allen Hautfarben, vielen Reli­gionen und eigenen Sitten und Gebräuchen forschen und arbeiten. Ihr fried­liches Leben verdanken sie nicht nur ihrem Streben nach Erkenntnis, ihrer Suche nach Wahr­heit und ihrer Ableh­nung von Verblen­dung, sondern auch ihrer Zivili­sation. Wo die herrscht, ist Kultur nicht irgend­eine archaische Welt­anschauung einer rück­ständigen Gesell­schaft oder Religion. Eine offene Gesell­schaft zivili­sierter Menschen ist kein Experi­ment mit kata­stro­phalem Ausgang.

[1] Harald Lesch: Das AfD-Programm wissenschaftlich geprüft. Youtube, "Terra X Lesch & Co", 29.06.2016.
[2] Johannes Thiesen: Tagesthemen: Experi­ment zur Abschaf­fung Deutsch­lands. Youtube, "Philo­sophie Workout - Johannes Thiesen", 21.02.2018. Wahrschein­lich treffen hier die Tages­themen nicht auf unge­trübte Philo­sopie, doch erst durch dieses Film­chen habe ich bemerkt, daß nicht von "multi­kulturell" gespro­chen wird, weil dieser Begriff verbrannt ist.

Islam

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Wer zum Schwert greift
Da sprach Jhesus zu jm / Stecke dein Schwert an seinen ort / Denn wer das Schwert nimpt / der sol durchs Schwert vmpkomen. [Mt26:52]

Bis auf Anpassungen der Rechtschreibung ist laut Google diese Wendung die häufig­ste, weil sie trotz vieler Umdich­tungen noch immer so in der deutsch­sprachigen Luther­bibel steht. Als Rede­wendung mit "greifen" gewinnt: Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen. Doch sicher ist das nicht. Man kann auch vorher vom Auto über­fahren werden. Egal, was im griechi­schen Urtext steht.

Es ist bekannt, daß Hunde am liebsten ihre Besitzer beißen, Bomben­bastler gelegent­lich in die Luft fliegen, vorzugs­weise Schläger eins in die Fresse bekommen und Waffen auch am Schieß­stand, während der Reini­gung oder beim Spielen zu tödlichen Unfällen führen. Leider sind die Menschen nicht so zivili­siert, daß man auf Schlösser, Mauern, Fire­walls und Waffen verzichten kann. Wir sind aber gut beraten, die Vertei­digung den Termiten gleich einigen Spezia­listen zu über­lassen.

Die Schweizer haben ihr Gewehr im Schrank und die Deutschen lieben Schützen­vereine, weshalb sich immer wieder die Gelegen­heit ergibt, an eine Waffe zu gelangen. Doch nirgendwo in der zivili­sierten Welt ist es so leicht wie in den Verei­nigten Staaten, wo fast jeder­mann eine Waffe kaufen kann und vor allem in der Öffent­lichkeit mitführen darf. Entspre­chend viele Tote gibt es nicht nur durch Unfälle, sondern auch durch Straf­taten bis hin zu den Schieße­reien an Schulen.

Daß Donald Trump menschliche Defizite hat und sich ein paar menschelnde Fragen aufschrei­ben muß, will ich nicht kriti­sieren und möchte daraus auch nicht folgern, er sei dement. Doch der Vorschlag, Lehrer zu bewaffnen, über­steigt auch meine Erwar­tungen. Darauf wäre ich nie gekommen. Es ist schon typisch ameri­kanisch. Sollte es dazu kommen, liegt bald der erste von einem weißen Lehrer erschos­sene schwarze Schüler am Boden. Nicht weit ist auch der erste Amoklauf mit der Waffe aus der Hand­tasche einer Lehrerin.

Ich persönlich habe nie eine Schuß­waffe in der Hand gehabt und besitze auch keine Base­ball­schläger, andere Waffen oder Kampf­sport­kennt­nisse. Bis auf kleine Range­leien geriet ich nie in eine körper­liche oder gar bewaff­nete Ausein­ander­setzung. Außerdem ist mir unnö­tiges Gepäck zuwider. Ich trage weder Schulter­halfter noch Hand­tasche oder Ruck­sack. Und darin sollten Waffen nur sein, wenn sie zur Berufs­ausübung vorge­sehen oder in seltenen Fällen zur Sicher­heit nötig sind.

Messerstescher | Berlin, Jerusalem | Trump, Orban, Erdogan

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Rote Bärte
In der Regel hatten die Germanen rote Bärte. Trotzdem habe ich lange Zeit nur wenige gesehen. Vielmehr schienen alle Männer Terro­risten oder Hipster mit schwarzen Haaren und schwarzem Bart sein zu wollen. Ich kann nicht glauben, daß allein die kultu­relle Berei­cherung mein Klein­hirn zu diesem Eindruck verlei­tete. Vor allem die Werbung hat dazu beige­tragen. Weniger die mageren drei Prozent deut­scher Männer, die sich die Haare färben. Und ganz sicher wurde mein Eindruck durch die gestie­gene Anzahl der Bärte beein­flußt. Die müssen nicht gefärbt sein. Es reicht, wenn nur die Schwarz­haarigen sich einen wachsen lassen, wie nur die Langpim­meligen sich bei "Naked Attrac­tion" bewerben.

Warum schreibe ich das? Weil ich nicht als Prophet gelte, wenn ich eine Mode mitmache, sondern sie vorher­sage: Männer werden sich auch im Gesicht wieder rasieren. Und wenn sie es nicht tun, dann darf der Bart auch wieder rotsti­chig sein. Meine Erwar­tung grün­dete sich zunächst auf die wach­sende Zahl der Rotbarte in der Werbung. Selbst rote Haare waren wieder dabei. Und diese Woche habe ich mir die Gesichter realer junger Männer ange­sehen: Kaum einer trägt noch einen Vollbart, und der ist oftmals nicht mehr schwarz. Bald gibt es wieder gut rasierte Blonde, auch wenn unser Deniz sie für blöd hält. Viel­leicht auch rot behaarte Säcke bei "Naked Attraction".

Eaten und Drinken | K-Wort, M-Wort | Unser Deniz

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Mitgliedervotum
In unserer Demokratie funktioniert es ungefähr so: Alle Wahlberech­tigten dürfen abstimmen. Die Bundes­tags­mandate werden weit­gehend propor­tional zu den abgegebenen Stimmen verteilt. Der Bundestag wählt den Kanzler, der bestellt sein Kabinett. Damit diese Wahl erfolg­reich und die gebil­dete Regie­rung stabil ist, werden normaler­weise Koali­tions­verhand­lungen geführt. Nicht die Wähler, sondern die Parteien entscheiden über die Bildung einer solchen Koali­tion. Wovon diese Parteien ihre Zustim­mung abhängig machen, ist weitge­hend ihre Angele­genheit. Eine Zustimmung des Partei­vorstandes, der Delegierten oder aller Mitglie­der ist zulässig, ein Orakel wahr­schein­lich nicht. Es ist daher nicht undemo­kratisch, wenn nun die SPD-Mit­glieder abstimmen, seien sie auch Kinder oder Aus­länder. Sie stimmen über das Verhalten ihrer eigenen Partei ab. Hier meine Stimme:



Am rechten Rand gibt es Unmut darüber, daß auch auslän­dische Sozial­demokraten abstimmen dürfen. Wer das nicht möchte, muß das Parteien­gesetz ändern. Theore­tisch könnten nur Deutsche Mitglieder sein. Das aber würde zu schweren Ausein­ander­setzungen führen, vor allem dann, wenn auch Verbände wie die Gewerk­schaften einbe­zogen würden, die ihre Ausländer mit hohem Organi­sations­grad nicht kampflos auf­gäben. Auch volljährig zu sein, ist eine unge­rechte Forde­rung, zumal man sich bereits mit 14 Jahren für jede Gemein­schaft entschei­den kann, die sich Reli­gion nennen darf.

Es wäre aber denkbar, für gewisse Vorgänge inner­halb der Parteien, einige Mitglieder auszu­schließen oder Fremde zuzu­lassen, wie das in den US-Vor­wahlen oftmals der Fall ist. Grund­sätz­lich gibt es das auch in Deutsch­land: Im Jahre 1970 kandi­dierte der Juso-Vorsit­zende und spätere Bundes­tagsabge­ordnete Kar­sten D. Voigt zum hessi­schen Landtag. [1] Zur inner­partei­lichen Aufstel­lung waren alle Dele­gierten seines Wahl­kreises stimm­berechtigt. Alle? Ich nicht, obwohl im März 1970 das Wahlalter auf 18 Jahre gesenkt wurde. Nicht nur daraus schließe ich messer­scharf, daß die Nomi­nierung früher statt­fand.

[1] Am Wahlabend hatte er einen hauch­dünnen Vorsprung vor Ruth Beck­mann von der CDU, doch nach Auszäh­lung der Brief­wähler war er dahin.

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Unser Deniz
Er ist frei! Gabriel hat einen guten Abgang, wenn nicht mehr. Die Türkei ist ein Problem los und darf auf weitere Panzer hoffen. Die Meinungs­freiheit ist gerettet, die Welt wieder arbeits­fähig. Nun warten über hundert weitere Häft­linge, die weniger gut in einen Roman von Mankell passen. [1]

Wer es mit einem längeren Beitrag in die Wiki­pedia schafft, muß gegen Ende mit einem kleinen Absatz rechnen, der mit "Kritik" über­schrieben ist. Bei Deniz Yücel ist es unter "Texte" ein riesiger Abschnitt. [2] Unter der ersten fetten Über­schrift ist seine Hetze gegen Gauck erwähnt, dem er Ausländer­feind­lichkeit und Holo­caust-Verharm­losung vorwirft. Die zweite bezieht sich auf Sarrazin und seine halb­seitige Gesichts­lähmung. Yücel wünscht, der nächste Schlag­anfall möge sein Werk gründ­licher verrichten. Unter der dritten Über­schrift ist zu lesen, daß mit dem Wechsel an der Spitze der Katho­liken ein Junta-Kumpel einen Hitler­jungen ablöse.

Wer möchte so einen Schmier­finken in seiner Redak­tion haben? Die Welt! Er hat sie nicht hängen lassen. Sie dürfen nun behaupten, er sei "für zwei Artikel in WELT in Unter­suchungs­haft gesteckt worden". Daran kann kein Journalisten­preis vorbei. Bücher und Talk­shows winken. Das eine Jahr hat sich für alle ausge­zahlt und ist "Verdienst einer unglaub­lich tollen, solida­rischen, für Presse­freiheit und Meinungs­freiheit einste­henden zivil­gesell­schaft­lichen Bewe­gung". [3] Die durfte nicht kommen­tieren, aber bipolar bewerten. Stolze 115 Daumen weisen nach oben, nur 362 in die andere Richtung. Alle­samt AfD-Wähler, denen ein Pickel am Arsch lieber ist.

Um es für die Verstän­digen unter den SJW zusammen­zufassen: Die Unte­rsuchungs­haft in der Türkei war nicht gerecht­fertigt. Ich habe nichts gegen Haß-Poesie, für die Yücel einen Preis abräumte. Ich bin als Deut­scher nicht belei­digt, sondern amü­siert. Ich wünschte, auch andere dürften sich unge­straft einer unflä­tigen Sprache hin­geben. Das hier ist eine Satire. Meine Redak­tion hatte ohne Rücksprache eine diffamierende Überschrift voran­gestellt. Die habe ich geändert.

[1] Deniz Yücel: Blond, blöd, gewalttätig. Taz, 21.05.2014. Die Über­schrift hat ein unbe­kannter Redak­teur vorange­stellt.
[2] Deniz Yücel - Texte Yücels (Auswahl). Wikipedia, 17.02.2018.
[3] Ulf Poschardt: Deniz ist frei, wir freuen uns so. Welt, 16.02.2018.
[4] Deniz Yücel: Super, Deutschland schafft sich ab! Taz, 04.08.2011. Ich muß an meiner Humor­erkennung arbeiten, denn ich habe nicht gesehen, daß ledig­lich das Deutschtum der Rechten persi­fliert wird.

Opfer | Deutsche sollen aussterben | Kartoffeln

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K-Wörter
Das große K steht für Kalium, das kleine für kilo und die Boltz­mann-Konstante. Die K-Frage ist die nach dem Kanzler­kandidaten. Es gibt K-Gruppen, den K-Einfang eines K-Elek­trons aus der K-Schale. Zwei K machen "k. und k." so beliebt, die "drei K" stehen für Kinder, Küche, Kirche und KKK für den Ku-Klux-Klan. Wofür jedoch das K-Wort steht, hängt stark vom Kontext ab. Es steht für mit K begin­nende Wörter, die man nicht benutzen soll, weil sie belei­digen oder nerven, aber auch für solche, die man inter­essant und bedeu­tend machen will. Eine Auswahl:

Krieg führen wir nicht, es sind nur Auslandseinsätze
Krise wird nicht gerne gehört bei Borussia Dortmund
Klage gegen die Bundesregierung wird von Seehofer geprüft
Kanake ist veraltet und wurde vom M-Wort abgelöst
Kaffer sagte man früher zu Unterschicht-Ausländern
Kuffar darf man sagen, auch zu Abrahamiten
Kartoffel bezeichet Deutsche nach ihrer Vorliebe
Kopenhagen darf sich nicht wiederholen (Klimagipfel)
Köterrasse sind keine Hunde, sondern Deutsche
Kommunismus war, ist und bleibt schlecht
Kümmeltürke benennt Türken gemäß ihrer Vorliebe
Kameltreiber sind keine Türken, auch nicht die Araber
Kolonialismus ist für alle Probleme verantwortlich
Kümmelhändler ist eine freie und schlechte Wortbildung

Ja, einige Begriffe gehen nicht als K-Wörter in die Geschichte ein. Die Beschimpfung von Türken durch Andre Poggenb­urg als Kamel­treiber und Kümmel­händler ist bald vergessen. Die AfD darf sich darüber ärgern, jeder kann sich empören, meinet­wegen auch zurück­pöbeln. Ist es aber eine straf­bare Beleidigung von Türken, obgleich man Deutsche als "Köter­rasse" bezeichnen darf? Ich sehe ein, daß Beschimp­fungen von Wehr­losen, Einzel­personen, Klein­gruppen und Minder­heiten härteren Krite­rien unter­liegen als die von großen Gruppen wie Soldaten, Poli­zisten, Männern oder allen Deut­schen.

Als Anhänger gebrochener Symmetrie frage ich mich: Darf ich in der Türkei deren Einwohner Kamel­treiber, die unange­nehmen Deutschen in ihren Alters­wohnsitzen aber nicht Ange­hörige einer Köter­rasse nennen? Was ist falsch an dieser Symme­trie? Geht es nicht nur um Mehr­heit im eigenen Land, sondern auch in der Welt? Deutsche gibt es darin wenig, sie sind aber Teil der vorherr­schen weißen Ausbeute­rklasse, während Türken überall verfolgt werden, selbst im eigenen Land. Oder ist über die Mehrheits­verhält­nisse und Unter­drückung hinaus das Diskri­minierungs­empfinden der Ange­sprochenen zu berück­sichtigen?

Ich persönlich nenne Poli­zisten nicht Bullen, Soldaten auch nicht Mörder, lebe aber gerne in einem Land, in dem ersteres nicht in den Kerker führt und letz­teres nicht strafbar ist. Möglicher­weise bin ich wie viele meiner Lands­leute nur schwer zu belei­digen, weil wir keine Ehre im Leib haben. Wir kennen Belei­digung Deutscher nur aus Filmen, dank fremder Völker und aus unserer Geschichte. Deshalb ist für mich klar: Der moderne, abge­klärte, zivili­sierte und schwer zu provo­zierene Mensch ist dem gestrigen Hitz­kopf und Ehren­mann voraus. Dennoch: Sie gehen mir einfach auf die Eier.

[1] Peter Grimm: Beleidigen und nicht beleidigen mit K-Wörtern. Achgut, 16.02.2018.
[2] Deutsche dürfen ungestraft "Köterrasse" genannt werden. Welt, 28.02.2017.

311 | Kartoffeln | K-Wort, M-Wort | Symmetrie

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Heilige Vielfaltigkeit
Vorgestern habe ich den Film „Aufbruch ins Unge­wisse“ gesehen, in dem eine deut­sche Familie nach Süd­afrika flüchtet, weil ganz Europa in die Hände Rechts­radi­kaler gefallen ist. Und gestern komme ich an einer Wäsche­leinen­zeitung über Josef Mengele vorbei, in der ich von seiner Tätig­keit am Institut für Erbbio­logie und Rassen­hygiene lese. Solche Lehr­stühle gab es schon zehn Jahre vor dem Drit­ten Reich, das ohne die auch an Hoch­schulen gelehr­ten gei­stigen Grund­lagen wohl nicht möglich gewesen wäre.

Heute nennen wir es „mehr Wahn als Wissen­schaft“, frönen aber weiterhin dem Schwach­sinn an Hoch­schulen. Harmlos sind Sudien­abschlüsse in Rasen­kunde oder Event­manage­ment mit Schwer­punkt Kinder­geburtstag. Deutlich gefähr­licher sind aber Pseudo­wissen­schaften wie „gender studies“ oder „critical white­ness“. Deshalb droht der Faschis­mus eher von dieser Seite, mehr nach dem Vor­bild der Stasi als dem der Nazis. Mit der Internet­zensur und der Amadeu-Antonio-Stif­tung ist ein Anfang gemacht. [1]

Der nächste Schritt ist der von den Univer­sitäten an die Schulen und in die Kinder­gärten, wozu deren Inklu­sion gnadenlos von Behin­derten auf alle Minder­heiten ausge­dehnt wird, auch auf die konstru­ierten der univer­sitären Queer­denker. [2] Ob im Roll­stuhl oder auf zwei Beinen, jeder Schüler soll sich fragen, ob er im rich­tigen Körper lebt, ob nicht ein Redesign besser ist als ein Leben lang als normal diffa­miert zu werden. Und ist man trotz allem dauer­haft oder gelegentlich cis-Hetero-Mädchen, dann sollte man sich mit dem Sperma­schlucken vertraut machen, um den ameri­kani­schen Vorstel­lungen der ersten Nacht gerecht werden zu können. [3]

Die totalitären Strömungen sind noch schwach und könnten durch beherz­tes Entgegen­treten hinweg­gefegt werden, kommen aber deutlich aus dieser Denkungs­art: Die Menschen gehören nicht großen Rassen an, sondern einem Sammel­surium von Klein­gruppen. Sie teilen sich nicht in zwei Geschlech­ter, sondern in eine Unzahl von Befind­lich­keiten. Ihr Verlangen kann sich nicht nur an jedes Geschlecht richten, sondern auf einfach alles. Die über­mäch­tigen weißen cis-Heteros sind zu dezi­mieren, vor allem die männlichen. Deut­sche und National­staaten sind über­flüssig, ungehin­derte Wande­rungen erhöhen die erstre­bens­werte Viel­falt.

Moderne Technik kann die Unzahl von Klein­gruppen leichter mani­pulieren und gegen­einander ausspielen als Gleich­schal­tung es jemals vermochte. Es kommt nicht mehr darauf an, den letzten Juden zu finden und zu vergasen. Der stati­stische Druck in die gewün­schte Rich­tung arbeitet weit effi­zienter. Eutha­nasie ist entbehr­lich, wenn man Wunsch­kinder entwerfen und umge­stalten kann, die statt Vater und Mutter zumeist noch über Elter-1, tradi­tionell auch Elter-2, gelegent­lich jedoch mehr verfügen. Gewiß ist viel Leid und Unge­rechtig­keit Folge einer unglück­lichen Zwangs­geburt in eine Familie, doch die sich abzeich­nenden Alter­nativen sehen nicht besser aus.

[1] Anetta Kahane - Stasi-Ratte und Rassistin. Die vulgäre Analyse, 2:15-6:15 und 9:35-12:15. Zunächst wohl wegen Zensur nicht mehr zu sehen. Zwischenzeitlich (2023) wurde die Domäne ganz eingestellt.
[2] CDU schreitet ein! Poli­tiker verteilen heikle Aufklä­rungs-Broschüre an Kita-Kinder. Merkur, 16.02.2018.
[3] Rüdiger Soldt: Angst vor „Porno­grafi­sierung“ der Schule. FAZ, 11.11.2014.

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