Mathematik des Islam
Wenn man die Flutung Deutsch­lands mit großen­teils zivili­sations­fernen Menschen nicht vollum­fänglich für erforder­lich hält, infor­miert man sich zwangs­läufig auch dort, wo rechtes Gedan­kengut nicht gerade fern ist. Neben den Verschwö­rungs­theorien trifft man auf die tradi­tionelle Europa­feind­lichkeit. Es gibt keinen Klima­wandel, Auto­abgase schaden nicht, Trump ist gut für die Welt. Die Achse des Guten halte ich in diesem Spektrum für einiger­maßen moderat. Daß auch sie die gegen­wärtige aggres­sive und von sehr vielen Moslems gelebte Ausprä­gung des Islam als Haupt­quelle des Übels erkannt hat, berechtigt aber nicht, alles gering zu schätzen, was mit dem Islam im Zusammen­hang steht.

Dort wider­spricht Paul Nellen [1] der gängigen Auffas­sung, der Islam hätte die antike Kultur über das Mittel­alter gerettet. Zurecht rüttelt er an der schön­geistigen Vorstel­lung, der Islam habe aus sich heraus in seinem ersten Jahr­tausend im Rahmen einer Hoch­kultur auch das Wissen der Antike bewahrt und fortent­wickelt, denn in Wirklich­keit hat er nur große Teile der Welt erobert [2] und in diesem Rahmen wie jede andere Groß­macht auch große kultu­relle Leistun­gen hervor­gebracht. Die Römer waren nicht fried­licher und auch keine großen Geister. Trotzdem oder deshalb blicken wir heute auf ihre Bauwerke, nicht auf die eines kleinen galli­schen Dorfes.

Natürlich wäre ohne den Islam die Antike eben­falls bewahrt worden, selbst von Katho­liken des Mittel­alters, die vieles nur unter Verschluß hielten. Auch mögen fromme Moslems ganze Biblio­theken nieder­gebrannt haben. Doch haben sie auch viel Gedan­kengut erobert und käuf­lich erworben. Anderes ist in ihrem großen Reich einfach nur gewandert, wie die arabi­schen Zahlen von Indien nach Europa und letzt­lich in die ganze Welt. Die eigenen Leistun­gen mögen aus heutiger Sicht nicht so berau­schend sein, aber das waren sie im Rest der Welt noch viel weniger.

Wie es um die Dicht­kunst, die Musik, die Malerei oder Kalli­grafie bestellt war, entzieht sich noch mehr meiner Kenntnis als die Geschichte der Natur­wissen­schaften vom Ende der Antike bis zum Beginn der Neuzeit. [3] Wirkliche Fortschritte waren mühsam. Was durch Nach­denken und ein­fache Natur­beobach­tung zu ergründen ist, war durch Euklid, Aristo­teles und andere mehr oder minder korrekt ausge­schöpft. Eine geeig­nete Sprache der Wissen­schaft gab es nicht. Alles wurde blumen­reich beschrieben, allge­meines Geschwur­bel über­deckte gute Gedanken. Glaube jedweder Art behin­derte, weniger durch Verfol­gung, mehr durch Vernebe­lung des Geistes. Er beförderte aber auch Erkennt­nisse und Fähig­keiten, die seiner Herrschaft förder­lich waren. Und mancher forschte auch zur Ehre Gottes.

Kurz: Es ist ungerecht, die unter islami­scher Herr­schaft erbrach­ten geisti­gen Leistun­gen klein zu reden, nur weil wir uns heute noch von der Unbarm­herzig­keit des Islam bedroht fühlen dürfen, der die Moslems zwingt, die Ungläu­bigen mit der gleichen Gnaden­losig­keit zu unter­werfen und auszu­rotten wie sie selbst ihrem Gott ausge­liefert sind und sich ihm ergeben müssen. Ohne sie wäre es anders, doch nicht unbe­dingt besser gekommen. Die frühen Moslems müßten wissen­schaft­lich noch nicht einmal dann hinter ihren Zeit­genossen ver­stecken, wenn sie nur erobert, gekauft, gesammelt, über­setzt und verbrei­tet hätten. Ihr Pech besteht darin, daß in der Renais­sance latei­nische Überset­zungen leichter zu lesen waren als ara­bische.

In seinem Buch zur Geschichte der Mathe­matik [4] über­schreibt Hans Wußing 41 Seiten mit "Mathe­matik in den Ländern des Islam". Dort nennt er viele Mathe­matiker, die auch wegen der merkwür­digen Namen kaum einer kennt. Beson­ders heraus­gestellt wird Al-Hwarizmi, nach dessen al-gabr die moderne Alge­bra benannt ist. Es folgen immer­hin noch 36 Seiten zur "Mathe­matik im Euro­päischen Mittel­alter" mit Namen, die heute auch keiner mehr kennt. Und auf Seite 276 kommt er zu dem Schluß: "Bei aller Aner­kennung für die eigen­stän­digen Leistun­gen in der Mathe­matik des Früh­mittel­alters bleibt doch die histo­rische Tatsache, dass der eigent­liche Auf­schwung der euopä­ischen Mathe­matik kausal an die Bekannt­schaft mit der islami­schen Mathe­matik gebunden war, ..."

Eine Aufgabe für Schüler: Berechne mit Papier und Bleistift den Sinus von einem Grad in Taschen­rechner-Genau­igkeit. Da das 120-Eck mit Zirkel und Lineal konstru­ierbar ist, und Al-Kashi Quadrat­wurzeln ziehen konnte, kannte er den Sinus von 3 Grad sehr genau. Für eine Sinus-Tafel von Grad zu Grad hat er den 3-Grad-Winkel gedrit­telt und den Sinus von einem Grad auf Basis einer Glei­chung dritten Grades aus dem Wert für 3 Grad iterativ, also mit einem Al-gorithmus auf 18 Stellen berechnet. Seine 14 Stellen für π hielten fast 200 Jahre den Rekord. Wer hätte heute dafür die Kennt­nisse und den Fleiß?

[1] Paul Nellen: Hat der Islam und die antike Kultur und Wissenschaft gebracht? Achgut, 22.03.2018.
[2] Bill Warner: Stimmt das mit den unzäh­ligen Kreuz­zügen gegen den Islam? Youtube, "genug ist genug", 07.05.2017. Original vom Center for the Study of Poli­tical Islam?
[3] Die Wikipedia sieht das Mittel­alter vom 6. bis zum 15. Jahr­hundert. Für mich endet die Antike mit der Schlie­ßung der Plato­nischen Aka­demie im Jahre 529. Die Neuzeit beginnt mit dem modernen Buchdruck im Jahre 1450.
[4] Hans Wußing: 6000 Jahre Mathematik. Band 1: Von den Anfängen bis Leibniz und Newton. Springer, Berlin Heidel­berg 2008.

Pi | Alhazen

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Die 0 gehört zu N
Es mag einem wichtig sein, daß die Null eine natür­liche Zahl ist. Für die mathema­tischen Inhalte ist es egal. Auch wenn Außerir­dische erst bei zwei oder gar schon bei minus drei zu zählen beginnen sollten, werden sie diese "natür­lichen" Zahlen zu den ganzen Zahlen erwei­tert und die gleiche Addi­tion und Multi­plikation defi­niert haben. Deren neutrale Elemente nennen wir Null und Eins und bezeich­nen sie mit den Ziffern 0 und 1. Zwischen den nega­tiven und den posi­tiven Zahlen liegt die Null. Ob die Null neben den posi­tiven ganzen Zahlen auch zu den natür­lichen gehört, ist weit­gehend Geschmacks­frage, wenn­gleich man durchaus darüber nach­denken darf und sollte, was der Natur der natür­lichen Zahlen entspricht, welche Defini­tion die Hinzu­nahme der Null nahe­legt oder ob sie einfach nur prak­tisch ist. [1] Ich rate vor allem mathe­matisch unbeleck­ten Menschen, bei Eins zu beginnen, um Irrtümer mit über­sehenen Rand­fällen zu vermeiden. [2] Will man die Null einbe­ziehen, spricht man einfach von "nicht negativ" oder schreibt N0 statt N.

Ersetzt man die 0 durch den Islam und N durch Deutsch­land, ist der Spiel­raum für Inter­preta­tionen größer. Negiert man die Behaup­tung, erhöht sich ihre Brisanz. Trotz­dem ist es einem denken­den und der deut­schen Sprache mäch­tigen Menschen möglich, die Aussage in ihrem Kontext korrekt zu verstehen und einzu­ordnen, auch wenn seine Grund­satz­haltung ihn dazu treibt, ihr vollum­fänglich zuzu­stimmen oder sie zutiefst zu verab­scheuen. Mich hat es nicht gestört, als Christian Wulff meinte, der Islam gehöre zu Deutsch­land. Und das durch Horst Seehofer in die allge­meine Debatte gehobene Gegen­teil ist gleicher­maßen verständ­lich. [3]

Als Chrsitian Wulf nach Jahren Wolfgang Schäuble mit "Aber der Islam gehört inzwi­schen auch zu Deutsch­land" wieder­holte, stellte er einlei­tende Worte über das Juden­tum und die christ­lich-jüdi­sche Geschichte voran. Solche Vergleiche und fromme Flos­keln bringen mir wenig. Meines Erach­tens wollte er ein­fach sagen: Es gibt in Deutsch­land viele Moslems, die großen­teils ihren Glauben prakti­zieren und seit über einer Genera­tion sich mehr­heit­lich in unsere Gesell­schaft einglie­dern, die dadurch verän­dert, aber nicht in ihren Grund­festen erschüt­tert wird. Ich fand es bemer­kenswert, daß ein Bundes­präsi­dent sich zu einer solchen Wider­spruch provo­zierenden Äuße­rung hat durch­ringen können. Ich hoffte, er würde recht behalten und der Islam in Deutsch­land wieder werden wie früher, die unauf­fällige Reli­gion vieler unter uns lebender Menschen.

Es kam aber anders. Spätestens mit der Flücht­lings­welle brei­tete sich eine aggres­sive Islam­inter­preta­tion auch in Deutsch­land aus. Zunächst wenige buch­staben­gläubige und säbel­rasselnde Moslems setzten mehr und mehr ihre Glaubens­brüder unter Druck und schrecken neuer­dings auch nicht vor Indoktri­nation und Einschüch­terung anderer zurück. Äußeres Zeichen ist die sprung­haft gestie­gene Zahl der Frauen und auch Mädchen mit Kopf­tüchern, die großen­teils wieder aus dem Schrank hervor­geholt wurden. Zum einen mögen Frauen sich dazu wieder trauen. Aber zum anderen geben sie einfach dem Druck ihrer Glaubens­brüder nach. Das Image der Moslems hat sich durch den aggres­siven Islam verschlech­tert. Darauf reagiert ihre sog. commu­nity mit Abschot­tung, Schön­rederei, Forde­rungen und Vertei­digung ihrer internen Unter­drücker.

Wenn Horst Seehofer in dieser geän­derten Situa­tion sagt, der Islam gehöre nicht zu Deutsch­land, dann äußert er zurecht, daß wir auf Dauer nicht mit einer Parallel­gesell­schaft leben wollen, in der eine Islam­interpre­tation den Ton angibt, die jede Anpas­sung ab­lehnt [4], unsere Grund­werte gering­schätzt und nicht ruhen möchte, bis der letzte Deut­sche konver­tiert oder gestor­ben ist. Natür­lich gefällt eine solche Wahr­heit vielen nicht. Insbe­sondere nicht der viel­zitier­ten Mehrheit der fried­liebenden Moslems, die kaum mehr auf die Beine bringen als Sippen­haft zu beklagen. So ist die Welt und die mensch­liche Psyche nun einmal, keiner wird völlig frei von seiner Gruppen­zuge­hörig­keit beur­teilt. Manche verstehen das. [5] Auch ich würde im Ausland nicht nur Freund­lichkeit erwarten. Um aber als Nazi beschimpft zu werden, muß ich Deutsch­land nicht mehr ver­lassen.

Natürlich ist Horst Seehofer nicht nur von edlen Motiven und einem Drang zur Wahr­heit getrieben. Er möchte Angela Merkel gerne eins auswi­schen und hat nun eine ausge­zeich­nete Posi­tion, um seine lange unter­drückten Auffas­sungen zu äußern und viel­leicht auch durch­zusetzen. Außerdem wird man der AfD keine Wähler­stimmen abringen, indem man weiter gegen die Mehr­heits­meinung die üppige Zuwan­derung schön redet. Ein Glück für die Sozial­demo­kraten, die von der Union nach links gedrückt in der Flücht­lings­frage völlig paraly­siert wurden. Sie können nun ihre Ansich­ten korri­gieren, ohne die CDU rechts über­holen zu müssen, auch wenn viele sich dazu noch nicht durch­ringen können und in Fernseh­diskus­sionen immer noch rum­eiern.

[1] Der "old Fortran shit", Felder ausschließ­lich mit dem Index 1 zu beginnen, hat so manchen Program­mierer auf die Palme gebracht.
[2] Bezieht man die 0 ein, muß oftmals eine Verein­barung getroffen werden, was man unter den der 0 zugeor­dneten Rand­objekten versteht. Das beginnt in der Schule mit der Divi­sion durch 0, setzt sich fort über die Summe aus 0 Summanden, dem Produkt aus 0 Faktoren, der leeren Zeichen­kette, dem leeren Raum, dem baum­losen Wald und vielem anderen mehr.
[3] Anna Reuß: Zwölf Jahre Streit über einen ein­zigen Satz. Süd­deut­sche Zeitung, 16.03.2018.
[4] Islam ist unvereinbar mit Verfas­sung! Und jetzt??? - Reali­tät Islam. Youtube, Realität Islam, 28.11.2017.
[5] Feroz Khan: Als Migranten­kind in Sachsen | Moritz Neu­meier | Racial Pro­filing. Youtube, "achse:ostwest", 08.10.2017.

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Ein guter Tag zu sterben
Heute, am Pi-Tag und dem 139. Geburtstag von Albert Einstein ist Stephen Hawking im Alter von 76 Jahren gestorben. Trotz seiner Krank­heit lebte er 31 Tage länger als Albert Einstein. Die meisten trauern um einen großen Denker. Youtube ist voll von Film­chen anläß­lich seines Able­bens. Nur einen Verbap­ten mit Strubbel­bart habe ich dort gesehen. [1]

Was weiß mein Bücher­regal über ihn? Zunächst sehe ich die berühmte kurze Geschichte der Zeit als kleines Taschen­buch mit wenigen Schwarz­weiß-Bil­dern [2]. Nach Hubert Mania "das wahr­schein­lich erfolg­reich­ste Sachbuch des 20. Jahr­hun­derts". [3] Seit dieser Zeit konnte Stephen Hawking nicht mehr sprechen und mußte mit Hilfe eines Compu­ters kommuni­zieren. Das machte ihn noch berühm­ter und bekann­ter, seine Bücher größer, bunter und teurer. [4] Sehen und hören kann man ihn nicht nur in wissen­schaft­lichen Sendungen, sondern auch in der Big-Bang-Theory. [5]

[1] Stephen Hawking is Burning in Hell. Youtube, Ben The Baptist, 14.03.2018. Die 95 Prozent Daumen nach unten über­treffen alles, was ich jemals unter den üblen Mach­werken des Funk-Netz­werkes gesehen habe.
[2] Stephen W. Hawking: Eine kurze Geschichte der Zeit - Die Suche nach der Urkraft des Uni­versums. Rowohlt, Hamburg 1991.
[3] Hubert Mania (Hrg.): Das große Stephen-Hawking-Lese­buch - Leben und Werk. Rowohlt, Hamburg 2003. Seite 7.
[4] Stephen Hawking: Das Universum in der Nußschale. Hoffmann und Campe, 1. Auflage, Hamburg 2001.
[5] Best of Bing Bang Theory - "Stephen Hawking". Youtube, TBBTKripke, 09.12.2016.

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Alhazen von Kairo
Islamisierung ist ein großes hinter der Flücht­lings­welle erkanntes Problem. Gefürchtet wird nicht die fremde Religion, sondern ihre alle Bereiche durch­dringende Inter­pretation, die letzlich kein Erbarmen mit Ungläu­bigen kennt. Gerne wird gegen diese schlichte Sicht einge­wendet, auch das Christen­tum habe seine dunklen Zeiten gehabt, während weit­gehend zeit­gleich die Hoch­kultur von der islami­schen Welt getragen wurde. Das alles stimmt, und ich bin sicher, der Islam wird sich wie das Christen­tum auch wieder berap­peln. Doch ich erlebe es nicht mehr.

Um zu verstehen, wie fromme Moslems denken, sie ihre Meinung Glaubens­brüdern aufzwingen und die Ungläu­bigen nieder­ringen wollen, sehe ich mir gerne Film­chen an, in denen sie ihre Auffas­sung offen raus­hängen lassen. Darunter sind mit­unter Beiträge, die durchaus infor­mativ sind. So der zu Alhazen von Kairo. [1] Das hat mich inso­fern beschämt, als ich Alhazen nicht kannte, obgleich ich mich lange Zeit mit Optik beschäf­tigt habe. Als Entschul­digung kann ich nur anführen, daß ich mich wenig für Geschichte interes­siere und auch Optik-Bücher zu einer modernen Sach­lichkeit neigen, die histo­rische Personen nur kurz oder gar nicht erwähnen.

Natürlich beschönigt der eigent­lich nur aus einigen mageren Sätzen beste­hende Film. So hat Alhazen die Optik nicht durch ein Kerker­fenster, sondern in einer Akademie studiert. Er hatte auch kein Startrek-Armband mit Taschen­rechner und Blei­stift. Und vieles wurde nicht von ihm erfunden, sondern von den Grie­chen und Römern über­nommen und durch ihn bewahrt. Es ist auch nicht böser Wille und Islam­leugnung, daß der volle Name Abu-Ali al-Hasan ibn al-Hasan ibn al-Haitham latini­siert wurde. Es war damals üblich und half durch Schlicht­heit seinem Über­leben. Auch der in [2] verwen­dete ehren­volle Zusatz "von Kairo" wird nicht gerade jedem zuteil. Wenn ich Araber wäre, würde ich eher kriti­sieren, daß auch im Titel­bild von [1] Alhazen aussieht wie ein weißer Euro­päer mit Turban und kleinem Bart.

Daß Alhazen weit­gehend in Verges­senheit geriet, ist nicht seine Schuld, nicht die des Islam oder Christen­tums, sondern einfach dem Lauf seiner Haupt­wissen­schaft, der Optik geschuldet. Mehr als in anderen Natur­wissen­schaften, zu denen der gemeine Mensch zumeist nur die Anfänge vor mehr als 2000 Jah­ren und den heute in der Schule gelehrten Stand von 1900 kennt, unterlag die Optik einer holpri­gen Entwick­lung. Zwischen den Griechen und Alhazen klafft ein Loch, nach ihm auch eines. Daß 200 Jahre später die Sehhilfe erfunden wurde, mag teil­weise der latei­nischen Über­setzung der Schriften des Alhazen zu verdanken sein. Danach klafft erneut ein Loch. Bis um 1500 Spiegel und die von Alhazen nicht erfundene, aber erforschte Camera Obscura der Allge­meinheit zugäng­lich wurden.

Trotzdem ist Alhazen entgegen des Film­titels nicht der Vater der moder­nen Optik. Die begann erst gegen 1600 mit den ersten Fern­rohren und dem Snell­schen Gesetz, das fast die gesamte Strahlen­optik erklärte und die Kon­struk­tion immer besse­rer optischer Geräte ermög­lichte. [3] Der Vater der moder­nen Optik ist also Snell, wenn man ihn nicht besser nur Vater der Strahlen­optik nennen möchte, denn von Wellen­optik, unsicht­barer Strah­lung, Photonen und Materie aus Licht wußte man damals noch nichts. Licht­leiter, Glas­fasern, Digi­talisie­rung und Flug­taxis waren unbe­kannt. [4]

Zusammen mit der Geometrie verlor die Optik Mitte des 20. Jahr­hunderts an Bedeutung. Im Mathe­matik­unter­richt wurde gerechnet, wo man auch hätte zeichnen können, der Physik­unter­richt reichte kaum über die Brechung an einer Linse hinaus. In der Wissen­schaft selbst aber ist eine umfas­sende Wieder­geburt zu erkennen, die auch den starken Verbin­dungen zu anderen Berei­chen zu verdanken ist. Ohne Optik gäbe es keine modernen Mobil­telefone, schon gar nicht mit einer kleinen Kamera im Werte von 5 Euro mit Bildern, die vor wenigen Jahren nur mit teuren Objek­tiven möglich gewe­sen sind.

Nach diesem Ausflug in meine Auffas­sung vom Werde­gang der Optik nun zurück zum Film. Es ist schön, wenn neben der Verbrei­tung einer mehr als frommen Koran­aus­legung auf die großen Denker des Islam hinge­wiesen wird, weil sie tatsäch­lich zwischen Antike und Moderne gerne verges­sen werden. So ist Alhazen nicht nur der größte Optiker einer Spanne von vielen Jahr­hunderten, sondern darf auch gerne als Begrün­der modernen wissen­schaft­lichen Denkens, ja als großer Erkennt­nistheo­retiker gesehen werden, der die Bedeu­tung des Experi­mentes und des induk­tiven Denkens predigte, auch wenn beides nicht ganz neu war. Davon sollten sich die moder­nen frommen Moslems eine Scheibe abschnei­den. Die Zeiten des Schrift­beweises sind für die Christen­heit vorbei. [5] Die Moslems werden hoffent­lich bald nach­ziehen.

[1] Ibn ul Haytham Vater der modernen Optik. Youtube, Generation Islam, 11.03.2018.
[2] Eugene Hecht: Optik. Oldenbourg, 5. Auflage, 2009. Seite 2: "Nach dem Nieder­gang des West­römi­schen Reiches [...] waren in Europa für längere Zeit kaum wissen­schaft­liche Erfolge zu verzeich­nen. Die von grie­chisch-römisch-christ­licher Kultur domi­nierten Mittel­meer­länder fielen rasch unter die Herr­schaft Allahs." Wer wagt es heute noch, sich so falsch und klar zugleich auszu­drücken? "So verschob sich das Zentrum der Gelehr­samkeit in die arabi­sche Welt, wo auch die Optik unter­sucht und erwei­tert wurde, insbe­sondere von Alhazen (ca. 1000 n.Chr.)." Seite 333: "Direkt hinter der Regen­bogen­haut befindet sich die Linse. Die ältere Bezeich­nung 'Kristal­linse' geht auf die Arbeit von Abu-Ali al-Hasan ibn al-Hasan ibn al-Haitham, genannt Alhazen von Kairo (ca. 1000 n.Chr.), zurück, der das Auge als in drei Bereiche aufgeteilt beschrieb, die wässrig, kristal­lin bzw. glasig seien." Seite 354: "das Prinzip [der Lochkamera] war schon Aristo­teles bekannt, dessen Beob­achtun­gen durch Aufzeich­nungen arabi­scher Schüler während des langen euro­päischen Mittel­alters erhal­ten blieben. Alhazen beobach­tete auf diese Weise Sonnen­finster­nisse ..."
[3] Das Snellsche Gesetz: Bei der Brechung des Lichtes verhalten sich die Sinus von Einfalls- und Ausfalls­winkel umgekeht zu den Brechungs­indizes. Endlich eine Gelegen­heit, den korrek­ten Plural von Sinus zu verwenden. Und zum Names­gejammer: Willebord van Roijen Snell nannte sich Snellius, weshalb poli­tisch Korrekte auch vom Snellius­schen Gesetz sprechen. Daß zusätz­lich die beiden Strahlen in einer Ebene senkrecht zur Trenn­fläche der beiden Medien liegen, hatte Alhazen bereits bemerkt. In welcher Genauig­keit und Form der Perser Ibn Sahl das Brechungs­gesetz bereits vor Snellius und Alhazen kannte, entzieht sich meiner Kenntnis. Wer sich wenig verbrei­tetes und schnell verges­senes alter­tüm­liches Gekrakel ansieht, der sollte verstehen, warum vieles neu entdeckt werden mußte.
[4] CSU und Flug­taxis! Unglaub­liches Personal für dieses wich­tige Amt. Youtube, Uncut-News Schweiz, 07.03.2018. Nach "Diaspora" von Frau Slomka die "Flugtaxis" von Frau Bär. Sie meint hoffent­lich nicht, daß Flug­taxis durch ein Kupfer­kabel fliegen werden, sondern nur mit vielen Tera­byte beladen in die nächste Stadt. Meine Meinung: Die Nach­kriegs­zeiten, da jedem Bauern für eine einheit­liche beschei­dene Anschluß­gebühr 500 Pfähle einge­rammt wurden, um die 5 Kilo­meter Telefon­draht zu verlegen, sind vorbei. Wer seine Firma am Arsch der Welt betreibt, muß auch einmal in die Tasche greifen und eine Wähl- oder Stand­leitung zum näch­sten Knoten im Hoch­geschwindig­keits-Inter­net mieten. Sind das die digi­talen Flug­taxis?
[5] Zum heutigen Pi-Tag: Der Schrift­beweis für π=3 aus 2. Chronik 4, Vers 2: "Und er machte das Meer, gegos­sen, von einem Rand zum anderen zehn Ellen breit, ganz rund, fünf Ellen hoch, und eine Schnur von dreißig Ellen konnte es umspannen."
[6] Alhazen wird auch von Christen nicht vergessen: Nach ihm ist ein Krater auf dem Mond benannt, es gibt die Mönd­chen des Alhazen und das Alhaze­nische Problem.

Islam | Geburtstag | 314

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Heidewitzka, Herr Kapitän
Im Jahre 1950 setzte Konrad Adenauer die dritte unter den National­sozialisten ungesungene Strophe des Liedes der Deutschen als National­hymne durch, um bei Staats­empfängen im Ausland keine Karnevals­lieder mehr hören zu müssen. Aber das deutsche Volk ist nicht im Handstreich zu nehmen. Zur Fußball­welt­meister­schaft 1954 sang es die erste Strophe und 1958 mußte ich alle drei Strophen zehnmal abschreiben, weil ich sie nicht auswendig gelernt hatte. Mit der Wieder­vereini­gung wurde die dritte Strophe als National­hymne bekräftigt, obgleich die der DDR die schönere ist.

Es gab und gibt mehr oder minder gute Gründe, die National­hyme zu verändern. Vom dreistro­phigen Lied der Deutschen, sangen die National­sozialisten nur noch die erste, gefolgt vom Horst-Wessel-Lied. Nach dem Krieg folgte wieder eine hymnen­lose Zeit, in der Konrad Adenauer in den USA mit "Heide­witzka, Herr Kapitän" begrüßt wurde. In der BRD erklärte Heuss die dritte Strophe des Liedes der Deut­schen zur National­hymne. In der DDR wurde eine neue gedichtet und kompo­niert. Dort gefiel das Wort "einig" bald nicht mehr, weshalb "Aufer­standen aus Ruinen" danach unge­sungen blieb. Mit der Wieder­vereini­gung wurde versäumt, aus beiden Hymnen eine zu bilden, obgleich Versmaß und Melodie dem kaum im Wege standen.

Begehr­lich­keiten liegen auf der Hand. Zur Zeit wieder ans Licht der Öffent­lichkeit gezerrt werden die frauen­feind­lichen Wendungen "Vater­land" und "brüderlich". Sie sollen durch "Heimatland" und "couragiert" ersetzt werden. [1] Ich traue unserem Bundes­präsi­denten zu, sich dazu breit­schlagen zu lassen. Dann haben wir eine verän­derte Hymne, die sich in zwanzig Jahren viel­leicht durchge­setzt hat. Schließ­lich haben wir uns ja auch an "erlöse uns von dem Bösen" und "von dort wird er kommen" gewöhnt. In der Zwischen­zeit mag jeder Heimat singen, wo vom Nachbarn Vater tönt, wie der Prote­stant von der christ­lichen Kirche spricht, wo sie für die Katho­liken immer noch katho­lisch ist.

Doch wird es keine zwanzig Jahre mehr dauern, bis aus rassi­sti­schen Gründen eine weitere Ände­rung erfolgen muß. Die Vertreter der heimatlos gewor­denen Migranten werden auch das Heimat­land bean­standen. Auch das Herz trägt nicht Kulturen Rech­nung, in denen die Seele im Bauch oder ganz woan­ders zu finden ist. Eigent­lich kann so und so jeder neben seinem Geschlecht auch den Ort seiner Seele bestimmen. Und noch bevor eine engli­sche Version die deut­sche ablöst, werden die E aus "Glanze" und "Glückes" zu "bluehe" verschoben. Zum allge­meinen Verständ­nis wird auch Unter­pfand durch Garantie ersetzt.

Spaß beiseite, ich habe mich gefragt, was an Vater und Bruder schlecht ist und welcher Bedeu­tungs­wandel eintritt, wenn man sie durch Mutter und Schwester oder gar Eltern oder Geschwister ersetzt. Bekannt sind die Mutter­sprache und das Vater­land. Mutter als Präfix verweist auf Herkunft und Ursprung, etwa Deutsch­land als Mutter­land des Sauer­krauts. Vater dagegen meint mehr die Zuge­hörig­keit. Wenn man einmal Begriffe wegläßt, in denen es wirklich um Mütter und Väter geht (Mutter­milch, Vater­schafts­test), dann überwiegt die Zahl der Bildungen mit Mutter: Mutter­erde, -boden, -land, -mal, -kirche, -partei, -sprache, -seelenallein. Auf der anderen Seite nur: Vater­haus, -land, -stadt, -unser. Beide gibt es nicht nur bei -land: Die Amerikaner haben ihre Mutter aller Bomben in Afghani­stan einge­setzt, die Russen den doppelt so starken Vater aller Bomben wohl noch nicht. Nichts im Verg­leich zu Little Boy und Fat Man. [2]

Will man einen Text gändern, so bietet sich Heimat­land statt Vater­land an, sofern man das Wort Heimat über die Lippen bringt. Mit brüder­lich ist es etwas problema­tischer, da geschwi­ster­lich zu schwe­ster­lich klingt und es nicht ins Versmaß paßt. Und wer will sich in eine Zeit zurück­denken, da auch Mädchen Brüder waren? Ein Fremd­wort wie coura­giert mag den Migranten aus franzö­sischen Kolonien keine Probleme bereiten. Wie aber sieht es mit den Fußball­fans bei Länder­spielen aus? Oder sollten die Deut­schen nur der Musik lauschen und wie die spani­schen Spieler lautlos auf dem Platz stehen? Zu "Heini­witzka, Frau Kapi­tän" [3] können wir auch nicht zurück. Die Auflö­sung der National­staaten aber wird alle diese Probleme aus der Welt schaffen. Außer "Gott mit dir, du Land der Bayern" wird dann mit Rück­sicht auf fana­tische Muslime nur noch getrom­melt.

[1] Cornelia Geissler: Deutsche Hymne bald ohne "Vater­land"? Frank­furter Rund­schau, 04.03.2018. Sie erwähnt auch, daß die erste Strophe Deutsch­land zu groß sieht und die zweite recht feminin wirkt. Doch das trügt seit "Avenidas" an der Wand.
[2] Stanislaw Lem: Imaginäre Größe. Suhrkamp, Frankfurt 1981. Seite 106: "Tabelle LXXIX - Repro­duktion des Stich­wortes MAMA aus dem Wörter­buch der Null­sprache, vorher­gesagt für das Jahr 2190 ... - MAMA Subst. weibl. Geschl. 1. Miniatom­bombe, illeg. Prod. ... 2. Frau, die ein Kind geboren hat (unge­bräuch­lich)."
[3] Frank Behling: Aida befördert Frau zum Kapitän. Kieler Nach­richten, 04.03.2018.

Opfer

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Politspektrum
Ich teile gerne in Klassen oder ordne entlang einer Geraden an, weil es das Denken verein­facht und es auch nicht schadet, solange man die Gesamt­kom­plexität nicht aus den Augen verliert. Eine schöne Anor­dnung ist die von links nach rechts im poli­tischen Spektrum, obgleich auch andere Dimen­sionen ihre Berech­tigung haben. Da an beiden Enden tota­litäre Vorstel­lungen um sich greifen, ist eine zweite Dimen­sion von egalitär zu elitär beliebt. Dann ergibt sich ein dem Farb­raum ähnli­ches Bild. Die Spinner auf der Purpur­geraden zwischen den Extremen rot und blau.

Wie sieht das eindimen­sionale Polit­spektrum in Deutsch­land aus? Laut Wiki­pedia sehen sich die Deut­schen im Verhäl­tnis 34:52:11 als links, mittig bzw. rechts. Ordne ich den Linken ein reelles Inter­vall mit Mittel­wert -100, den Rechten eines mit Mittel­wert +100 zu und fülle den Bereich dazwi­schen mit der Mitte aus, so ergibt sich: Die Linken liegen bei -100±45, die Rechten bei +100±15 und die Mitte bei 15±70. Der normale Mensch sieht sich bei -15±65. Kurz gesagt: Die Hälfte rechnet sich der Mitte zu, und links sehen sich dreimal soviele wie rechts.

Die Wikipedia behauptet, 76, 39, 25 und 23 Prozent der Wähler von Grünen, SPD, CDU bzw. FDP hielten sich für links. Ein An­teil p an Linken bei -100 und 1-p anderen, also Nichtl­inken bei ((-100+45)+(100+15))/2=30 liefert eine Einord­nung der Parteien bei 30(1-p)-100p=30-130p, also -69 für die Grünen, -21 für die SPD, aber auch leicht linke -2,5 für die CDU und mit­tige +0,1 für die FDP. Ist das reali­stisch? Ja! Gewichte ich nämlich die Einstu­fungen mit dem Ergebnis der letzten Bundes­tagswahl, so kommt für diese vier Parteien ein Mittelwert von -17 heraus. Das liegt nur knapp links neben der mittleren Selbst­einschät­zung.

Ist es wirklich so? Kokettieren die Menschen nur mit linkem Gehabe? Ist der Anteil der Rechten nicht viel größer? Man mag es für meine Defini­tion von links und rechts nehmen, wenn ich beide Gruppen mit je einem Viertel der Gesell­schaft ansetze. Damit sind die Linken bei -100±33 und die Rechten bei +100±33. Die Mitte von -67 bis +67 liegt tatsäch­lich in der Mitte. Trägt man dann die Wahler­gebnisse von -133 bis 133 in der Reihen­folge Linke, Grüne, SPD, CDU, FDP, CSU, AfD auf, so zeigt sich ein realisti­scheres Bild.
                Grüne       SPD CDU FDP
         -100     |           |*  |0/                     100
|<---------L--------->|<---------------M-------------->|<--R-->|
   |<------L------>|<--------------M-------------->|<------R------>|
   |Linke|Grüne|     SPD     |       CDU       | FDP  |CSU|  AfD   |
In der Mitte gefühlte und realistische Verteilung auf links, Mitte und rechts
Darüber die gefühlte Einordnung der Wähler, darunter die Wahlergebnisse
links (-100), rechts (100), Mitte (0), mittlere Selbsteinschätzung (*)

Natürlich sind meine Ausgangszahlen mager. Ihr Haupt­nachteil ist, daß in der Wiki­pedia nur ange­geben ist, wieviele sich links einordnen, weil sie typischer­weise nach der rechten Seite wohl gar nicht gefragt wurden. Es verwun­dert auch nicht, daß die Wähler sich mode­rater ein­schät­zen als ihre Parteien wirklich sind. Deutlich zeigt sich das bei der FDP, die sich liberal gibt, aber rechts­konser­vativ ist. Vor allem belegt die Rechnung, was jeder­mann so und so weiß: Die Selbst­einschät­zung ist deutlich links­lastig im Vergleich mit einer arith­metisch ausge­wogenen Ver­tei­lung.

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Medaillenspiegel
Putin wurde bescheiden. Er sei mit einer Medaille zufrieden, wenn es die goldene im Eishockey ist. Sie sei ihm gegönnt, auch wenn Deutsch­land dadurch hinter Norwegen nur den zweiten Platz im Medaillen­spie­gel 2018 erreichte. Sollte sich ein russischer Eishockey­spieler noch als gedopt erweisen, würden wir an Norwegen vorbei­ziehen, also das Jahr 2002 wieder ausgleichen, in dem Norwegen wegen Dopings anderer nachträg­lich aufrückte. Im ewigen winter­lichen Medaillen­spiegel aber bleibt Deutsch­land vor den Russen und den Norwegern in Führung, wenn­gleich die Deu­tschen nur fünfmal die Nationen­wertung anführten, weniger oft als die Russen und die Norweger. Die deutsche Leistung scheint konstanter. Eine gerechte Bewer­tung fällt schwer, denn Deutsch­land trat lange Zeit mit zwei Mann­schaften an, deren Medaillen später addiert wurden.

Man kann durchaus der Meinung sein, der olympische Schwanz­vergleich sei ungerecht, weil er weder die Größe der Länder berück­sichtige noch deren winter­sportliche Möglich­keiten. Das erinnert mich an Polen, die unbedingt mehr Stimmen im Rat der EU haben wollten. Sie erhielten wie das größere Spa­nien 27, während Frank­reich und Großbri­tannien, vor allem aber Deutsch­land nur 29 haben. Mir graut schon vor den Türken, die sich nicht so bescheiden wie Deutsch­land geben werden. Der grund­legende Wider­spruch besteht ameri­kanisch ausge­drückt zwischen "one country, one vote" und "one man, one vote". Wollte man bei den olym­pischen Spielen von der ersten zur zweiten Zähl­weise übergehen, müßte man konse­quenter­weise auch die Mann­schafts­größen nach den Einwohner­zahlen bemessen.

Solche Überlegungen ändern nichts an der Tatsache, daß südlich des 30. Breiten­grades nur Austra­lien und Neusee­land es je zu einer Medaille brachten. Das ist sicherlich dem Klima geschuldet, das die weiße Rasse im weißen Schnee bevorzugt. Doch sieht es bei den Sommer­spielen kaum besser aus. China auf Platz 3 ragt etwas nach Süden, gefolgt von Kuba auf Platz 16. Danach kommt bis Kenia auf dem 31. Platz nichts. Wohl aus diesem Grunde schlägt Ralf Hutter [1] vor, den einzelnen Sportler und nicht seine Nation in den Vorder­grund zu stellen. Das ist ein schöner Gedanke, doch steht der Medaillen­gewinner bereits im Rampen­licht, zumindest dem seiner Nation. Das macht klar, wie sehr die persön­lichen Leistun­gen als natio­nale gesehen werden, selbst in Deutsch­land. Und solange Nationen viele Milli­onen in den Spitzen­sport stecken, dürfen sie sich auch mit anderen verglei­chen.

Die Stoßrichtung des Herrn Hutter ist klar, wird nur noch als Gerech­tigkeit getarnt. Es geht nicht um den einzelnen Sportler, nicht um gerechte Punkte­systeme, auch nicht um die Abschaf­fung des Medaillen­spiegels, den es früher nicht gegeben haben soll. Es geht noch nicht einmal darum, die Minder­leistung weiter Land­striche zu kaschieren. Vielmehr soll die Nation bedeu­tungslos gemacht werden. Ralph Hutter traut sich nur bis zum Wort "Nationa­lismus". Und es wundert mich, noch nicht das Wort "Rassismus" im Zusammen­hang mit der Nationen­wertung oder den olym­pischen Spielen als solchen gehört zu haben. In zwei Jahren gibt es dazu Gelegen­heit.

[1] Ralf Hutter: Weg mit dem Medaillenspiegel! Deutsch­landfunk, 22.02.2018.

Opfer | Quadratwurzelgesetz

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Stickstoffdioxide
Unsere Luft ist stark belastet, mit Pollen und Staub, weniger mit Stäuben, mehr mit Stick­oxiden und Kohlen­dioxid, weniger mit Stick­stoff­dioxiden. Natürlich darf ein Pkw mit Diesel­motor der Norm Euro 4 über drei mal zehn hoch achtzehn Stick­stoff­dioxide pro gefah­renem Meter ausstoßen. Aber eigent­lich sind es nur viele Mole­küle des einen Stoffes Stick­stoff­dioxid, wie es Butter und Butter­stücke, aber keine Bütter gibt. Viel­leicht sollte man unseren Überschrift­akro­baten einmal sagen, daß Stick­oxide statt drama­tischer Stick­stoff­dioxide kürzer, richtiger und volksnäher sind. Im eigent­lichen Text ist es dann oft richtig. [1]

Ich weiß: Eigentlich heißt es nicht Stick­oxide, sondern Stick­stoff­oxide, auch Kohlen­stoff­dioxid und nicht Kohlen­dioxid, Kohlen­dioxyd oder gar Kohle­dioxid. Schließ­lich ist Wasser nicht Wasser­dioxid, sondern Wasser­stoff­dioxid. Ich weiß auch, daß man immer irgendwie einen Plural bilden kann: Mißt man Stick­stoff­dioxid von zwei Autos, so hat man zwei Stick­stoff­dioxide gemessen. Und mir ist bekannt, daß es neben NO2 auch N2O2, also im weite­sten Sinne zwei Stick­stoff­dioxide gibt. Doch das ist bei Abgasen nicht gemeint. Entweder inter­essiert man sich nur für NO2 oder für alle NxOy, also allein für Stick­stoff­dioxid oder für alle Stick­oxide ein­schließ­lich Lachgas.

Lachgas müssen auch viele AfD-ler und deren Sym­pathi­santen inha­liert haben, wenn sie meinen, Stick­oxide seien nicht gefähr­lich, weil Stick­stoff in Luft reich­lich vorkäme. Gleiches gelte für Kohlen­dioxid, denn es ist natür­licher Bestand­teil der Atmo­sphäre. Doch nicht alle behaup­ten so plump wie der Verschwö­rungstheo­retiker Gerhard Wisnewski, daß Auto­abgase harmlos seien. Sie glauben nur, in Wohn­räumen könne die Stick­oxid­konzen­tration höher sein als draußen. Und richtig liegen sie mit dem Hinweis, daß die zuläs­sigen Werte an manchen Arbeits­plätzen deutlich darüber liegen. Aber wir wissen schon lange: Wer nicht lüftet, sorgt in seinem Wohn­zimmer für reich­lich radio­aktives Radon aus seinen vier Wänden. Und wer Asbest­platten schneidet, muß mehr krebs­erre­gende Fasern einatmen als in Klassen­zimmern erlaubt.

Neues Meßgerät erfaßt Stickstoffdioxide im Abgas eines vorausfahrenden Fahrzeugs. Universität Heidelberg, Pressemitteilung 216/2015, 22.12.2015.

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Titanic 3
Die letzten Ausgaben der Titanic haben sich als nicht so lustig erwiesen. Das neueste Heft 3/2018 hat sich aber schon auf den ersten Seiten gelohnt. Auf dem Titel­bild Seehofer mit einem Affen und "Heimat-Versuche AN AFFEN!". Lustig wird das erst mit der Fort­setzung auf Seite 3: "... und die schreck­lichen Folgen! HIRNTOD VERWACH­SUNGEN HAAR­AUSFALL!" mit Bildern von Bayern beim Schuh­plattler und Finger­hakeln, in Leder­hosen und mit Zwergen-Filz­hüten. Und unten links einer, der aussieht wie Don Alphonso. Da ich nie seinen Twitter-Account besucht habe, wußte ich nicht, daß es sich um sein Profil­foto handelt.

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