Rote Bärte
In der Regel hatten die Germanen rote Bärte. Trotzdem habe ich lange Zeit nur wenige gesehen. Vielmehr schienen alle Männer Terro­risten oder Hipster mit schwarzen Haaren und schwarzem Bart sein zu wollen. Ich kann nicht glauben, daß allein die kultu­relle Berei­cherung mein Klein­hirn zu diesem Eindruck verlei­tete. Vor allem die Werbung hat dazu beige­tragen. Weniger die mageren drei Prozent deut­scher Männer, die sich die Haare färben. Und ganz sicher wurde mein Eindruck durch die gestie­gene Anzahl der Bärte beein­flußt. Die müssen nicht gefärbt sein. Es reicht, wenn nur die Schwarz­haarigen sich einen wachsen lassen, wie nur die Langpim­meligen sich bei "Naked Attrac­tion" bewerben.

Warum schreibe ich das? Weil ich nicht als Prophet gelte, wenn ich eine Mode mitmache, sondern sie vorher­sage: Männer werden sich auch im Gesicht wieder rasieren. Und wenn sie es nicht tun, dann darf der Bart auch wieder rotsti­chig sein. Meine Erwar­tung grün­dete sich zunächst auf die wach­sende Zahl der Rotbarte in der Werbung. Selbst rote Haare waren wieder dabei. Und diese Woche habe ich mir die Gesichter realer junger Männer ange­sehen: Kaum einer trägt noch einen Vollbart, und der ist oftmals nicht mehr schwarz. Bald gibt es wieder gut rasierte Blonde, auch wenn unser Deniz sie für blöd hält. Viel­leicht auch rot behaarte Säcke bei "Naked Attraction".

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Mitgliedervotum
In unserer Demokratie funktioniert es ungefähr so: Alle Wahlberech­tigten dürfen abstimmen. Die Bundes­tags­mandate werden weit­gehend propor­tional zu den abgegebenen Stimmen verteilt. Der Bundestag wählt den Kanzler, der bestellt sein Kabinett. Damit diese Wahl erfolg­reich und die gebil­dete Regie­rung stabil ist, werden normaler­weise Koali­tions­verhand­lungen geführt. Nicht die Wähler, sondern die Parteien entscheiden über die Bildung einer solchen Koali­tion. Wovon diese Parteien ihre Zustim­mung abhängig machen, ist weitge­hend ihre Angele­genheit. Eine Zustimmung des Partei­vorstandes, der Delegierten oder aller Mitglie­der ist zulässig, ein Orakel wahr­schein­lich nicht. Es ist daher nicht undemo­kratisch, wenn nun die SPD-Mit­glieder abstimmen, seien sie auch Kinder oder Aus­länder. Sie stimmen über das Verhalten ihrer eigenen Partei ab. Hier meine Stimme:



Am rechten Rand gibt es Unmut darüber, daß auch auslän­dische Sozial­demokraten abstimmen dürfen. Wer das nicht möchte, muß das Parteien­gesetz ändern. Theore­tisch könnten nur Deutsche Mitglieder sein. Das aber würde zu schweren Ausein­ander­setzungen führen, vor allem dann, wenn auch Verbände wie die Gewerk­schaften einbe­zogen würden, die ihre Ausländer mit hohem Organi­sations­grad nicht kampflos auf­gäben. Auch volljährig zu sein, ist eine unge­rechte Forde­rung, zumal man sich bereits mit 14 Jahren für jede Gemein­schaft entschei­den kann, die sich Reli­gion nennen darf.

Es wäre aber denkbar, für gewisse Vorgänge inner­halb der Parteien, einige Mitglieder auszu­schließen oder Fremde zuzu­lassen, wie das in den US-Vor­wahlen oftmals der Fall ist. Grund­sätz­lich gibt es das auch in Deutsch­land: Im Jahre 1970 kandi­dierte der Juso-Vorsit­zende und spätere Bundes­tagsabge­ordnete Kar­sten D. Voigt zum hessi­schen Landtag. [1] Zur inner­partei­lichen Aufstel­lung waren alle Dele­gierten seines Wahl­kreises stimm­berechtigt. Alle? Ich nicht, obwohl im März 1970 das Wahlalter auf 18 Jahre gesenkt wurde. Nicht nur daraus schließe ich messer­scharf, daß die Nomi­nierung früher statt­fand.

[1] Am Wahlabend hatte er einen hauch­dünnen Vorsprung vor Ruth Beck­mann von der CDU, doch nach Auszäh­lung der Brief­wähler war er dahin.

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Unser Deniz
Er ist frei! Gabriel hat einen guten Abgang, wenn nicht mehr. Die Türkei ist ein Problem los und darf auf weitere Panzer hoffen. Die Meinungs­freiheit ist gerettet, die Welt wieder arbeits­fähig. Nun warten über hundert weitere Häft­linge, die weniger gut in einen Roman von Mankell passen. [1]

Wer es mit einem längeren Beitrag in die Wiki­pedia schafft, muß gegen Ende mit einem kleinen Absatz rechnen, der mit "Kritik" über­schrieben ist. Bei Deniz Yücel ist es unter "Texte" ein riesiger Abschnitt. [2] Unter der ersten fetten Über­schrift ist seine Hetze gegen Gauck erwähnt, dem er Ausländer­feind­lichkeit und Holo­caust-Verharm­losung vorwirft. Die zweite bezieht sich auf Sarrazin und seine halb­seitige Gesichts­lähmung. Yücel wünscht, der nächste Schlag­anfall möge sein Werk gründ­licher verrichten. Unter der dritten Über­schrift ist zu lesen, daß mit dem Wechsel an der Spitze der Katho­liken ein Junta-Kumpel einen Hitler­jungen ablöse.

Wer möchte so einen Schmier­finken in seiner Redak­tion haben? Die Welt! Er hat sie nicht hängen lassen. Sie dürfen nun behaupten, er sei "für zwei Artikel in WELT in Unter­suchungs­haft gesteckt worden". Daran kann kein Journalisten­preis vorbei. Bücher und Talk­shows winken. Das eine Jahr hat sich für alle ausge­zahlt und ist "Verdienst einer unglaub­lich tollen, solida­rischen, für Presse­freiheit und Meinungs­freiheit einste­henden zivil­gesell­schaft­lichen Bewe­gung". [3] Die durfte nicht kommen­tieren, aber bipolar bewerten. Stolze 115 Daumen weisen nach oben, nur 362 in die andere Richtung. Alle­samt AfD-Wähler, denen ein Pickel am Arsch lieber ist.

Um es für die Verstän­digen unter den SJW zusammen­zufassen: Die Unte­rsuchungs­haft in der Türkei war nicht gerecht­fertigt. Ich habe nichts gegen Haß-Poesie, für die Yücel einen Preis abräumte. Ich bin als Deut­scher nicht belei­digt, sondern amü­siert. Ich wünschte, auch andere dürften sich unge­straft einer unflä­tigen Sprache hin­geben. Das hier ist eine Satire. Meine Redak­tion hatte ohne Rücksprache eine diffamierende Überschrift voran­gestellt. Die habe ich geändert.

[1] Deniz Yücel: Blond, blöd, gewalttätig. Taz, 21.05.2014. Die Über­schrift hat ein unbe­kannter Redak­teur vorange­stellt.
[2] Deniz Yücel - Texte Yücels (Auswahl). Wikipedia, 17.02.2018.
[3] Ulf Poschardt: Deniz ist frei, wir freuen uns so. Welt, 16.02.2018.
[4] Deniz Yücel: Super, Deutschland schafft sich ab! Taz, 04.08.2011. Ich muß an meiner Humor­erkennung arbeiten, denn ich habe nicht gesehen, daß ledig­lich das Deutschtum der Rechten persi­fliert wird.

Opfer | Deutsche sollen aussterben | Kartoffeln

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K-Wörter
Das große K steht für Kalium, das kleine für kilo und die Boltz­mann-Konstante. Die K-Frage ist die nach dem Kanzler­kandidaten. Es gibt K-Gruppen, den K-Einfang eines K-Elek­trons aus der K-Schale. Zwei K machen "k. und k." so beliebt, die "drei K" stehen für Kinder, Küche, Kirche und KKK für den Ku-Klux-Klan. Wofür jedoch das K-Wort steht, hängt stark vom Kontext ab. Es steht für mit K begin­nende Wörter, die man nicht benutzen soll, weil sie belei­digen oder nerven, aber auch für solche, die man inter­essant und bedeu­tend machen will. Eine Auswahl:

Krieg führen wir nicht, es sind nur Auslandseinsätze
Krise wird nicht gerne gehört bei Borussia Dortmund
Klage gegen die Bundesregierung wird von Seehofer geprüft
Kanake ist veraltet und wurde vom M-Wort abgelöst
Kaffer sagte man früher zu Unterschicht-Ausländern
Kuffar darf man sagen, auch zu Abrahamiten
Kartoffel bezeichet Deutsche nach ihrer Vorliebe
Kopenhagen darf sich nicht wiederholen (Klimagipfel)
Köterrasse sind keine Hunde, sondern Deutsche
Kommunismus war, ist und bleibt schlecht
Kümmeltürke benennt Türken gemäß ihrer Vorliebe
Kameltreiber sind keine Türken, auch nicht die Araber
Kolonialismus ist für alle Probleme verantwortlich
Kümmelhändler ist eine freie und schlechte Wortbildung

Ja, einige Begriffe gehen nicht als K-Wörter in die Geschichte ein. Die Beschimpfung von Türken durch Andre Poggenb­urg als Kamel­treiber und Kümmel­händler ist bald vergessen. Die AfD darf sich darüber ärgern, jeder kann sich empören, meinet­wegen auch zurück­pöbeln. Ist es aber eine straf­bare Beleidigung von Türken, obgleich man Deutsche als "Köter­rasse" bezeichnen darf? Ich sehe ein, daß Beschimp­fungen von Wehr­losen, Einzel­personen, Klein­gruppen und Minder­heiten härteren Krite­rien unter­liegen als die von großen Gruppen wie Soldaten, Poli­zisten, Männern oder allen Deut­schen.

Als Anhänger gebrochener Symmetrie frage ich mich: Darf ich in der Türkei deren Einwohner Kamel­treiber, die unange­nehmen Deutschen in ihren Alters­wohnsitzen aber nicht Ange­hörige einer Köter­rasse nennen? Was ist falsch an dieser Symme­trie? Geht es nicht nur um Mehr­heit im eigenen Land, sondern auch in der Welt? Deutsche gibt es darin wenig, sie sind aber Teil der vorherr­schen weißen Ausbeute­rklasse, während Türken überall verfolgt werden, selbst im eigenen Land. Oder ist über die Mehrheits­verhält­nisse und Unter­drückung hinaus das Diskri­minierungs­empfinden der Ange­sprochenen zu berück­sichtigen?

Ich persönlich nenne Poli­zisten nicht Bullen, Soldaten auch nicht Mörder, lebe aber gerne in einem Land, in dem ersteres nicht in den Kerker führt und letz­teres nicht strafbar ist. Möglicher­weise bin ich wie viele meiner Lands­leute nur schwer zu belei­digen, weil wir keine Ehre im Leib haben. Wir kennen Belei­digung Deutscher nur aus Filmen, dank fremder Völker und aus unserer Geschichte. Deshalb ist für mich klar: Der moderne, abge­klärte, zivili­sierte und schwer zu provo­zierene Mensch ist dem gestrigen Hitz­kopf und Ehren­mann voraus. Dennoch: Sie gehen mir einfach auf die Eier.

[1] Peter Grimm: Beleidigen und nicht beleidigen mit K-Wörtern. Achgut, 16.02.2018.
[2] Deutsche dürfen ungestraft "Köterrasse" genannt werden. Welt, 28.02.2017.

311 | Kartoffeln | K-Wort, M-Wort | Symmetrie

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Heilige Vielfaltigkeit
Vorgestern habe ich den Film „Aufbruch ins Unge­wisse“ gesehen, in dem eine deut­sche Familie nach Süd­afrika flüchtet, weil ganz Europa in die Hände Rechts­radi­kaler gefallen ist. Und gestern komme ich an einer Wäsche­leinen­zeitung über Josef Mengele vorbei, in der ich von seiner Tätig­keit am Institut für Erbbio­logie und Rassen­hygiene lese. Solche Lehr­stühle gab es schon zehn Jahre vor dem Drit­ten Reich, das ohne die auch an Hoch­schulen gelehr­ten gei­stigen Grund­lagen wohl nicht möglich gewesen wäre.

Heute nennen wir es „mehr Wahn als Wissen­schaft“, frönen aber weiterhin dem Schwach­sinn an Hoch­schulen. Harmlos sind Sudien­abschlüsse in Rasen­kunde oder Event­manage­ment mit Schwer­punkt Kinder­geburtstag. Deutlich gefähr­licher sind aber Pseudo­wissen­schaften wie „gender studies“ oder „critical white­ness“. Deshalb droht der Faschis­mus eher von dieser Seite, mehr nach dem Vor­bild der Stasi als dem der Nazis. Mit der Internet­zensur und der Amadeu-Antonio-Stif­tung ist ein Anfang gemacht. [1]

Der nächste Schritt ist der von den Univer­sitäten an die Schulen und in die Kinder­gärten, wozu deren Inklu­sion gnadenlos von Behin­derten auf alle Minder­heiten ausge­dehnt wird, auch auf die konstru­ierten der univer­sitären Queer­denker. [2] Ob im Roll­stuhl oder auf zwei Beinen, jeder Schüler soll sich fragen, ob er im rich­tigen Körper lebt, ob nicht ein Redesign besser ist als ein Leben lang als normal diffa­miert zu werden. Und ist man trotz allem dauer­haft oder gelegentlich cis-Hetero-Mädchen, dann sollte man sich mit dem Sperma­schlucken vertraut machen, um den ameri­kani­schen Vorstel­lungen der ersten Nacht gerecht werden zu können. [3]

Die totalitären Strömungen sind noch schwach und könnten durch beherz­tes Entgegen­treten hinweg­gefegt werden, kommen aber deutlich aus dieser Denkungs­art: Die Menschen gehören nicht großen Rassen an, sondern einem Sammel­surium von Klein­gruppen. Sie teilen sich nicht in zwei Geschlech­ter, sondern in eine Unzahl von Befind­lich­keiten. Ihr Verlangen kann sich nicht nur an jedes Geschlecht richten, sondern auf einfach alles. Die über­mäch­tigen weißen cis-Heteros sind zu dezi­mieren, vor allem die männlichen. Deut­sche und National­staaten sind über­flüssig, ungehin­derte Wande­rungen erhöhen die erstre­bens­werte Viel­falt.

Moderne Technik kann die Unzahl von Klein­gruppen leichter mani­pulieren und gegen­einander ausspielen als Gleich­schal­tung es jemals vermochte. Es kommt nicht mehr darauf an, den letzten Juden zu finden und zu vergasen. Der stati­stische Druck in die gewün­schte Rich­tung arbeitet weit effi­zienter. Eutha­nasie ist entbehr­lich, wenn man Wunsch­kinder entwerfen und umge­stalten kann, die statt Vater und Mutter zumeist noch über Elter-1, tradi­tionell auch Elter-2, gelegent­lich jedoch mehr verfügen. Gewiß ist viel Leid und Unge­rechtig­keit Folge einer unglück­lichen Zwangs­geburt in eine Familie, doch die sich abzeich­nenden Alter­nativen sehen nicht besser aus.

[1] Anetta Kahane - Stasi-Ratte und Rassistin. Die vulgäre Analyse, 2:15-6:15 und 9:35-12:15. Zunächst wohl wegen Zensur nicht mehr zu sehen. Zwischenzeitlich (2023) wurde die Domäne ganz eingestellt.
[2] CDU schreitet ein! Poli­tiker verteilen heikle Aufklä­rungs-Broschüre an Kita-Kinder. Merkur, 16.02.2018.
[3] Rüdiger Soldt: Angst vor „Porno­grafi­sierung“ der Schule. FAZ, 11.11.2014.

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Aufbruch ins Ungewisse
Gestern wurde in der ARD der von vielen im Vorfeld kriti­sierte Film „Aufbruch ins Ungewisse“ gesendet. Ganz Europa ist der Hand von Rechts­radi­kalen. Eine deutsche Familie flieht nach Süd­afrika und schlägt sich im Lager durch. Schon zu Beginn verliert sie ihren Sohn, erreicht aber dank dieses Toten das gelobte Land. [1]

Grundsätzlich hätte man auch reale Deutsche auf der Flucht zeigen können: Juden im Dritten Reich, Vertrie­bene aus Ostpreu­ßen oder einzelne Menschen auf einem langen Marsch nach Hause: Die sechs­teilige Verfil­mung von „Soweit die Füße tragen“ fegte 1959 Jung und Alt von den Straßen. Arm­selig dagegen „Aufbruch ins Unge­wisse“, worin es allein darum geht, uns einen Spiegel vorzu­halten. Syrien wird zu Deutsch­land, Öster­reich zu Namibia, Deutsch­land zu Süd­afrika und in der Konse­quenz auch schwarz zu weiß und umge­kehrt. Diese Farb­umkehr nicht gescheut zu haben, muß ich den Machern zugute halten.

Der Film läuft viel­leicht drei Minuten, da sind die deut­schen Flücht­linge auch schon mit einem Schlauch­boot geken­tert, der Sohn ertrunken. [2] In Namibia gestran­det dauert es dank dunkel­häutigen Schlep­pern nicht lange bis Süd­afrika. [3] Der ganze Rest zeigt nicht mehr als das Lager­leben der deut­schen Rumpf­familie, und man fragt sich, welches Ende denn für sie vorge­sehen ist. Das kommt so plötz­lich wie der Schiff­bruch: Dank eines Betruges dürfen sie bleiben. Sehr realistisch!

Im Vorfeld dachte ich an zwei Effekte: Sind die Südafri­kaner gemein, dann sollen wir Mitleid mit den Flücht­lingen in Deutsch­land empfinden. Sind sie dagegen freund­lich, mögen sie uns als Vorbild dienen. Ein sicher­lich eben­falls gewoll­ter dritter Effekt fiel mir erst während des Filmes auf: Die Lage ist so schlecht, daß man Verständ­nis für Fehl­verhalten, Lüge und Betrug der armen Deut­schen ent­wickelt. Deshalb muß man mit unseren Flücht­lingen eben­falls nach­sichtig sein.

Einmal wird die Frau durch den Lager­zaun hindurch beschimpft und beworfen, vorwie­gend von weißen Kindern in Schul­uniform. An anderer Stelle wird ein Flücht­ling verprügelt. Natür­lich von einem Weißen. [4] Waren es buri­sche Reste? Oder hatten die Filme­macher hier berech­tigte Angst, schwarze Rassi­sten zu zeigen? An dieser unvoll­kommenen Spiege­lung krankt der ganze Film: Man kann Schwarze nicht als über­mäßig schlecht zeigen. Und man kann Deut­sche nicht als unge­bildete Einwan­derer in südafri­kanische Sozial­systeme darstel­len. Die ‚Kulturen‘ lassen sich kaum glaub­haft spiegeln.

Gewiß soll der Film nicht nur Geld in die Kasse der Flücht­lings­industri­ellen und -kultu­rellen spülen, sondern auch Mitge­fühl in uns wecken, zumindest am Leben erhalten. Das kann er in mir aber kaum, zeigt er doch Flücht­linge in einem umzäun­ten Inter­nierungs­lager, denen die Rück­führung in das sichere Her­kunfts­land Namibia (Öster­reich) droht, das seiner­seits nach Deutsch­land (Syrien) abschiebt, während wir groß­zügig sogar langst abge­lehnte Zuwan­derer aller Art nicht an die Öster­reicher über­geben, nur zöger­lich ausschaf­fen und sogar frei herum­laufen lassen.

[1] Im Film ist Südafrika das einzige Land, das noch Flücht­linge aus Europa aufnimmt. Warum? Weil sie vor 75 Jahren den letzten weißen Farmer ermordet hatten und dies wie wir Nazis mit einer Will­komens­kultur wieder gutma­chen wollen?
[2] Afrikaner fallen von einem derart langen Schlauch­boot einfach seitlich über Bord. Bei Deutschen ist Gummi hart wie Kruppstahl. Ein langes Ende bohrt sich in den Himmel und läßt den Sohne­mann wie in einem ameri­kanischen Action­film über die ganze Länge nach unten ins Wasser rutschen.
[3] Bei vollständiger Spiege­lung müßten die Schlepper zumin­dest teil­weise weiß sein. Entweder burische Reste oder krimi­nelle Euro­päer.
[4] Unter den Schulkindern war natürlich ein Quoten­schwarzer, doch im Hinter­grund, nicht als Rädels­führer. Und der prü­gelnde Betrei­ber des Lager­ladens nahm die Pose eines ameri­kani­schen Poli­zisten ein, der gerade einen Schwarzen erschos­sen hatte.

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Von Brandt bis Nahles
Willy Brandt war stolze 23 Jahre lang Vorsit­zender der SPD. In dieser goldenen Zeit bin ich in die Partei einge­treten. Und zwar vor der Kampagne "Willy wählen", erkennt­lich an meinem billigen hell­blauen Partei­buch aus Pappe. Die auch damals mit dem Wind einge­tretenen Genossen hatten bereits dunkel­blaues Plastik. Heute sind sie wieder rötlich.



Nach Brandt vergingen 30 Jahre mit 12 Vorsit­zenden in 13 Amtspe­rioden. Ohne die kommissa­rischen Kurzzeit­vorsit­zenden immerhin drei Jahre im Durch­schnitt. Gefühlt sind es nur andert­halb. Kaum zu glauben, daß Sigmar Gabriel ganze sieben Jahre im Amt durch­hielt. Er hat es abge­geben, um Außen­minister zu werden, und stieg zum belieb­testen Sozial­demo­kraten auf. Für den seiner­zeit nicht ernsthaft anvi­sierten Fall einer Regierungs­betei­ligung sollte er Außen­minister bleiben. Nun will Martin Schulz dieses Verspre­chen brechen.

Schlimmer noch: Martin Schulz darf sich auf Gabriels Minister­posten retten, weil er den Partei­vorsitz frei­willig an Andrea Nahles abgeben will. Sie wird die erste Frau an der Spitze sein. Scharping, Schröder, Münte­fering, Beck, Gabriel und Schulz pflastern ihren Weg. Oft wurde ich von mora­lisch über­legenen Grün­innen­wähler­innen gefragt, warum ich denn noch nicht ausge­treten sei. Und ich habe immer geant­wortet: Sobald Andrea Nahles Vorsit­zende wird.

Meine Ehrennadel für 50 Jahre Mitglied­schaft habe ich bereits und die Abstim­mung über die große Koali­tion werde ich noch mitge­nommen haben, wenn es am Tage des geplanten Sonder­partei­tages soweit ist. Da freut sich das Finanzamt, muß es sich doch nicht mehr mit 260 Euro am Beitrag betei­ligen.

Heute Zwerg, morgen Riese

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