Ein guter Tag zu sterben
Heute, am Pi-Tag und dem 139. Geburtstag von Albert Einstein ist Stephen Hawking im Alter von 76 Jahren gestorben. Trotz seiner Krank­heit lebte er 31 Tage länger als Albert Einstein. Die meisten trauern um einen großen Denker. Youtube ist voll von Film­chen anläß­lich seines Able­bens. Nur einen Verbap­ten mit Strubbel­bart habe ich dort gesehen. [1]

Was weiß mein Bücher­regal über ihn? Zunächst sehe ich die berühmte kurze Geschichte der Zeit als kleines Taschen­buch mit wenigen Schwarz­weiß-Bil­dern [2]. Nach Hubert Mania "das wahr­schein­lich erfolg­reich­ste Sachbuch des 20. Jahr­hun­derts". [3] Seit dieser Zeit konnte Stephen Hawking nicht mehr sprechen und mußte mit Hilfe eines Compu­ters kommuni­zieren. Das machte ihn noch berühm­ter und bekann­ter, seine Bücher größer, bunter und teurer. [4] Sehen und hören kann man ihn nicht nur in wissen­schaft­lichen Sendungen, sondern auch in der Big-Bang-Theory. [5]

[1] Stephen Hawking is Burning in Hell. Youtube, Ben The Baptist, 14.03.2018. Die 95 Prozent Daumen nach unten über­treffen alles, was ich jemals unter den üblen Mach­werken des Funk-Netz­werkes gesehen habe.
[2] Stephen W. Hawking: Eine kurze Geschichte der Zeit - Die Suche nach der Urkraft des Uni­versums. Rowohlt, Hamburg 1991.
[3] Hubert Mania (Hrg.): Das große Stephen-Hawking-Lese­buch - Leben und Werk. Rowohlt, Hamburg 2003. Seite 7.
[4] Stephen Hawking: Das Universum in der Nußschale. Hoffmann und Campe, 1. Auflage, Hamburg 2001.
[5] Best of Bing Bang Theory - "Stephen Hawking". Youtube, TBBTKripke, 09.12.2016.

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Alhazen von Kairo
Islamisierung ist ein großes hinter der Flücht­lings­welle erkanntes Problem. Gefürchtet wird nicht die fremde Religion, sondern ihre alle Bereiche durch­dringende Inter­pretation, die letzlich kein Erbarmen mit Ungläu­bigen kennt. Gerne wird gegen diese schlichte Sicht einge­wendet, auch das Christen­tum habe seine dunklen Zeiten gehabt, während weit­gehend zeit­gleich die Hoch­kultur von der islami­schen Welt getragen wurde. Das alles stimmt, und ich bin sicher, der Islam wird sich wie das Christen­tum auch wieder berap­peln. Doch ich erlebe es nicht mehr.

Um zu verstehen, wie fromme Moslems denken, sie ihre Meinung Glaubens­brüdern aufzwingen und die Ungläu­bigen nieder­ringen wollen, sehe ich mir gerne Film­chen an, in denen sie ihre Auffas­sung offen raus­hängen lassen. Darunter sind mit­unter Beiträge, die durchaus infor­mativ sind. So der zu Alhazen von Kairo. [1] Das hat mich inso­fern beschämt, als ich Alhazen nicht kannte, obgleich ich mich lange Zeit mit Optik beschäf­tigt habe. Als Entschul­digung kann ich nur anführen, daß ich mich wenig für Geschichte interes­siere und auch Optik-Bücher zu einer modernen Sach­lichkeit neigen, die histo­rische Personen nur kurz oder gar nicht erwähnen.

Natürlich beschönigt der eigent­lich nur aus einigen mageren Sätzen beste­hende Film. So hat Alhazen die Optik nicht durch ein Kerker­fenster, sondern in einer Akademie studiert. Er hatte auch kein Startrek-Armband mit Taschen­rechner und Blei­stift. Und vieles wurde nicht von ihm erfunden, sondern von den Grie­chen und Römern über­nommen und durch ihn bewahrt. Es ist auch nicht böser Wille und Islam­leugnung, daß der volle Name Abu-Ali al-Hasan ibn al-Hasan ibn al-Haitham latini­siert wurde. Es war damals üblich und half durch Schlicht­heit seinem Über­leben. Auch der in [2] verwen­dete ehren­volle Zusatz "von Kairo" wird nicht gerade jedem zuteil. Wenn ich Araber wäre, würde ich eher kriti­sieren, daß auch im Titel­bild von [1] Alhazen aussieht wie ein weißer Euro­päer mit Turban und kleinem Bart.

Daß Alhazen weit­gehend in Verges­senheit geriet, ist nicht seine Schuld, nicht die des Islam oder Christen­tums, sondern einfach dem Lauf seiner Haupt­wissen­schaft, der Optik geschuldet. Mehr als in anderen Natur­wissen­schaften, zu denen der gemeine Mensch zumeist nur die Anfänge vor mehr als 2000 Jah­ren und den heute in der Schule gelehrten Stand von 1900 kennt, unterlag die Optik einer holpri­gen Entwick­lung. Zwischen den Griechen und Alhazen klafft ein Loch, nach ihm auch eines. Daß 200 Jahre später die Sehhilfe erfunden wurde, mag teil­weise der latei­nischen Über­setzung der Schriften des Alhazen zu verdanken sein. Danach klafft erneut ein Loch. Bis um 1500 Spiegel und die von Alhazen nicht erfundene, aber erforschte Camera Obscura der Allge­meinheit zugäng­lich wurden.

Trotzdem ist Alhazen entgegen des Film­titels nicht der Vater der moder­nen Optik. Die begann erst gegen 1600 mit den ersten Fern­rohren und dem Snell­schen Gesetz, das fast die gesamte Strahlen­optik erklärte und die Kon­struk­tion immer besse­rer optischer Geräte ermög­lichte. [3] Der Vater der moder­nen Optik ist also Snell, wenn man ihn nicht besser nur Vater der Strahlen­optik nennen möchte, denn von Wellen­optik, unsicht­barer Strah­lung, Photonen und Materie aus Licht wußte man damals noch nichts. Licht­leiter, Glas­fasern, Digi­talisie­rung und Flug­taxis waren unbe­kannt. [4]

Zusammen mit der Geometrie verlor die Optik Mitte des 20. Jahr­hunderts an Bedeutung. Im Mathe­matik­unter­richt wurde gerechnet, wo man auch hätte zeichnen können, der Physik­unter­richt reichte kaum über die Brechung an einer Linse hinaus. In der Wissen­schaft selbst aber ist eine umfas­sende Wieder­geburt zu erkennen, die auch den starken Verbin­dungen zu anderen Berei­chen zu verdanken ist. Ohne Optik gäbe es keine modernen Mobil­telefone, schon gar nicht mit einer kleinen Kamera im Werte von 5 Euro mit Bildern, die vor wenigen Jahren nur mit teuren Objek­tiven möglich gewe­sen sind.

Nach diesem Ausflug in meine Auffas­sung vom Werde­gang der Optik nun zurück zum Film. Es ist schön, wenn neben der Verbrei­tung einer mehr als frommen Koran­aus­legung auf die großen Denker des Islam hinge­wiesen wird, weil sie tatsäch­lich zwischen Antike und Moderne gerne verges­sen werden. So ist Alhazen nicht nur der größte Optiker einer Spanne von vielen Jahr­hunderten, sondern darf auch gerne als Begrün­der modernen wissen­schaft­lichen Denkens, ja als großer Erkennt­nistheo­retiker gesehen werden, der die Bedeu­tung des Experi­mentes und des induk­tiven Denkens predigte, auch wenn beides nicht ganz neu war. Davon sollten sich die moder­nen frommen Moslems eine Scheibe abschnei­den. Die Zeiten des Schrift­beweises sind für die Christen­heit vorbei. [5] Die Moslems werden hoffent­lich bald nach­ziehen.

[1] Ibn ul Haytham Vater der modernen Optik. Youtube, Generation Islam, 11.03.2018.
[2] Eugene Hecht: Optik. Oldenbourg, 5. Auflage, 2009. Seite 2: "Nach dem Nieder­gang des West­römi­schen Reiches [...] waren in Europa für längere Zeit kaum wissen­schaft­liche Erfolge zu verzeich­nen. Die von grie­chisch-römisch-christ­licher Kultur domi­nierten Mittel­meer­länder fielen rasch unter die Herr­schaft Allahs." Wer wagt es heute noch, sich so falsch und klar zugleich auszu­drücken? "So verschob sich das Zentrum der Gelehr­samkeit in die arabi­sche Welt, wo auch die Optik unter­sucht und erwei­tert wurde, insbe­sondere von Alhazen (ca. 1000 n.Chr.)." Seite 333: "Direkt hinter der Regen­bogen­haut befindet sich die Linse. Die ältere Bezeich­nung 'Kristal­linse' geht auf die Arbeit von Abu-Ali al-Hasan ibn al-Hasan ibn al-Haitham, genannt Alhazen von Kairo (ca. 1000 n.Chr.), zurück, der das Auge als in drei Bereiche aufgeteilt beschrieb, die wässrig, kristal­lin bzw. glasig seien." Seite 354: "das Prinzip [der Lochkamera] war schon Aristo­teles bekannt, dessen Beob­achtun­gen durch Aufzeich­nungen arabi­scher Schüler während des langen euro­päischen Mittel­alters erhal­ten blieben. Alhazen beobach­tete auf diese Weise Sonnen­finster­nisse ..."
[3] Das Snellsche Gesetz: Bei der Brechung des Lichtes verhalten sich die Sinus von Einfalls- und Ausfalls­winkel umgekeht zu den Brechungs­indizes. Endlich eine Gelegen­heit, den korrek­ten Plural von Sinus zu verwenden. Und zum Names­gejammer: Willebord van Roijen Snell nannte sich Snellius, weshalb poli­tisch Korrekte auch vom Snellius­schen Gesetz sprechen. Daß zusätz­lich die beiden Strahlen in einer Ebene senkrecht zur Trenn­fläche der beiden Medien liegen, hatte Alhazen bereits bemerkt. In welcher Genauig­keit und Form der Perser Ibn Sahl das Brechungs­gesetz bereits vor Snellius und Alhazen kannte, entzieht sich meiner Kenntnis. Wer sich wenig verbrei­tetes und schnell verges­senes alter­tüm­liches Gekrakel ansieht, der sollte verstehen, warum vieles neu entdeckt werden mußte.
[4] CSU und Flug­taxis! Unglaub­liches Personal für dieses wich­tige Amt. Youtube, Uncut-News Schweiz, 07.03.2018. Nach "Diaspora" von Frau Slomka die "Flugtaxis" von Frau Bär. Sie meint hoffent­lich nicht, daß Flug­taxis durch ein Kupfer­kabel fliegen werden, sondern nur mit vielen Tera­byte beladen in die nächste Stadt. Meine Meinung: Die Nach­kriegs­zeiten, da jedem Bauern für eine einheit­liche beschei­dene Anschluß­gebühr 500 Pfähle einge­rammt wurden, um die 5 Kilo­meter Telefon­draht zu verlegen, sind vorbei. Wer seine Firma am Arsch der Welt betreibt, muß auch einmal in die Tasche greifen und eine Wähl- oder Stand­leitung zum näch­sten Knoten im Hoch­geschwindig­keits-Inter­net mieten. Sind das die digi­talen Flug­taxis?
[5] Zum heutigen Pi-Tag: Der Schrift­beweis für π=3 aus 2. Chronik 4, Vers 2: "Und er machte das Meer, gegos­sen, von einem Rand zum anderen zehn Ellen breit, ganz rund, fünf Ellen hoch, und eine Schnur von dreißig Ellen konnte es umspannen."
[6] Alhazen wird auch von Christen nicht vergessen: Nach ihm ist ein Krater auf dem Mond benannt, es gibt die Mönd­chen des Alhazen und das Alhaze­nische Problem.

Islam | Geburtstag | 314

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Heidewitzka, Herr Kapitän
Im Jahre 1950 setzte Konrad Adenauer die dritte unter den National­sozialisten ungesungene Strophe des Liedes der Deutschen als National­hymne durch, um bei Staats­empfängen im Ausland keine Karnevals­lieder mehr hören zu müssen. Aber das deutsche Volk ist nicht im Handstreich zu nehmen. Zur Fußball­welt­meister­schaft 1954 sang es die erste Strophe und 1958 mußte ich alle drei Strophen zehnmal abschreiben, weil ich sie nicht auswendig gelernt hatte. Mit der Wieder­vereini­gung wurde die dritte Strophe als National­hymne bekräftigt, obgleich die der DDR die schönere ist.

Es gab und gibt mehr oder minder gute Gründe, die National­hyme zu verändern. Vom dreistro­phigen Lied der Deutschen, sangen die National­sozialisten nur noch die erste, gefolgt vom Horst-​Wessel-​Lied. Nach dem Krieg folgte wieder eine hymnen­lose Zeit, in der Konrad Adenauer in den USA mit „Heide­witzka, Herr Kapitän“ begrüßt wurde. In der BRD erklärte Heuss die dritte Strophe des Liedes der Deut­schen zur National­hymne. In der DDR wurde eine neue gedichtet und kompo­niert. Dort gefiel das Wort „einig“ bald nicht mehr, weshalb „Aufer­standen aus Ruinen“ danach unge­sungen blieb. Mit der Wieder­vereini­gung wurde versäumt, aus beiden Hymnen eine zu bilden, obgleich Versmaß und Melodie dem kaum im Wege standen.

Begehr­lich­keiten liegen auf der Hand. Zur Zeit wieder ans Licht der Öffent­lichkeit gezerrt werden die frauen­feind­lichen Wendungen „Vater­land“ und „brüderlich“. Sie sollen durch „Heimatland“ und „couragiert“ ersetzt werden. [1] Ich traue unserem Bundes­präsi­denten zu, sich dazu breit­schlagen zu lassen. Dann haben wir eine verän­derte Hymne, die sich in zwanzig Jahren viel­leicht durchge­setzt hat. Schließ­lich haben wir uns ja auch an „erlöse uns von dem Bösen“ und „von dort wird er kommen“ gewöhnt. In der Zwischen­zeit mag jeder „Heimat“ singen, wo vom Nachbarn „Vater“ tönt, wie der Prote­stant von der christ­lichen Kirche spricht, wo sie für die Katho­liken immer noch katho­lisch ist.

Doch wird es keine zwanzig Jahre mehr dauern, bis aus rassi­sti­schen Gründen eine weitere Ände­rung erfolgen muß. Die Vertreter der heimatlos gewor­denen Migranten werden auch das Heimat­land bean­standen. Auch das Herz trägt nicht Kulturen Rech­nung, in denen die Seele im Bauch oder ganz woan­ders zu finden ist. Eigent­lich kann so und so jeder neben seinem Geschlecht auch den Ort seiner Seele bestimmen. Und noch bevor eine engli­sche Version die deut­sche ablöst, werden die E aus „Glanze“ und „Glückes“ zu „bluehe“ verschoben. Zum allge­meinen Verständ­nis wird auch Unter­pfand durch Garantie ersetzt.

Spaß beiseite, ich habe mich gefragt, was an Vater und Bruder schlecht ist und welcher Bedeu­tungs­wandel eintritt, wenn man sie durch Mutter und Schwester oder gar Eltern oder Geschwister ersetzt. Bekannt sind die Mutter­sprache und das Vater­land. Mutter als Präfix verweist auf Herkunft und Ursprung, etwa Deutsch­land als Mutter­land des Sauer­krauts. Vater dagegen meint mehr die Zuge­hörig­keit. Wenn man einmal Begriffe wegläßt, in denen es wirklich um Mütter und Väter geht (Mutter­milch, Vater­schafts­test), dann überwiegt die Zahl der Bildungen mit Mutter: Mutter­erde, -boden, -land, -mal, -kirche, -partei, -sprache, -seelenallein. Auf der anderen Seite nur: Vater­haus, -land, -stadt, -unser. Beide gibt es nicht nur bei -land: Die Amerikaner haben ihre Mutter aller Bomben in Afghani­stan einge­setzt, die Russen den doppelt so starken Vater aller Bomben wohl noch nicht. Nichts im Verg­leich zu Little Boy und Fat Man. [2]

Will man einen Text gändern, so bietet sich Heimat­land statt Vater­land an, sofern man das Wort Heimat über die Lippen bringt. Mit brüder­lich ist es etwas problema­tischer, da geschwi­ster­lich zu schwe­ster­lich klingt und es nicht ins Versmaß paßt. Und wer will sich in eine Zeit zurück­denken, da auch Mädchen Brüder waren? Ein Fremd­wort wie coura­giert mag den Migranten aus franzö­sischen Kolonien keine Probleme bereiten. Wie aber sieht es mit den Fußball­fans bei Länder­spielen aus? Oder sollten die Deut­schen nur der Musik lauschen und wie die spani­schen Spieler lautlos auf dem Platz stehen? Zu „Heini­witzka, Frau Kapi­tänin“ [3] können wir auch nicht zurück. Die Auflö­sung der National­staaten aber wird alle diese Probleme aus der Welt schaffen. Außer „Gott mit dir, du Land der Bayern“ wird dann mit Rück­sicht auf fana­tische Muslime nur noch getrom­melt.

[1] Cornelia Geissler: Deutsche Hymne bald ohne "Vater­land"? Frank­furter Rund­schau, 04.03.2018. Sie erwähnt auch, daß die erste Strophe Deutsch­land zu groß sieht und die zweite recht feminin wirkt. Doch das trügt seit „Avenidas“ an der Wand.

[2] Stanislaw Lem: Imaginäre Größe. Suhrkamp, Frankfurt 1981. Seite 106: „Tabelle LXXIX ‒ Repro­duktion des Stich­wortes MAMA aus dem Wörter­buch der Null­sprache, vorher­gesagt für das Jahr 2190 […] ‒ MAMA Subst. weibl. Geschl. 1. Mini­atom­bombe, illeg. Prod. […] 2. Frau, die ein Kind geboren hat (unge­bräuch­lich).“

[3] Frank Behling: Aida befördert Frau zum Kapitän. Kieler Nach­richten, 04.03.2018.

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Politspektrum
Ich teile gerne in Klassen oder ordne entlang einer Geraden an, weil es das Denken verein­facht und es auch nicht schadet, solange man die Gesamt­kom­plexität nicht aus den Augen verliert. Eine schöne Anor­dnung ist die von links nach rechts im poli­tischen Spektrum, obgleich auch andere Dimen­sionen ihre Berech­tigung haben. Da an beiden Enden tota­litäre Vorstel­lungen um sich greifen, ist eine zweite Dimen­sion von egalitär zu elitär beliebt. Dann ergibt sich ein dem Farb­raum ähnli­ches Bild. Die Spinner auf der Purpur­geraden zwischen den Extremen rot und blau.

Wie sieht das eindimen­sionale Polit­spektrum in Deutsch­land aus? Laut Wiki­pedia sehen sich die Deut­schen im Verhäl­tnis 34:52:11 als links, mittig bzw. rechts. Ordne ich den Linken ein reelles Inter­vall mit Mittel­wert -100, den Rechten eines mit Mittel­wert +100 zu und fülle den Bereich dazwi­schen mit der Mitte aus, so ergibt sich: Die Linken liegen bei -100±45, die Rechten bei +100±15 und die Mitte bei 15±70. Der normale Mensch sieht sich bei -15±65. Kurz gesagt: Die Hälfte rechnet sich der Mitte zu, und links sehen sich dreimal soviele wie rechts.

Die Wikipedia behauptet, 76, 39, 25 und 23 Prozent der Wähler von Grünen, SPD, CDU bzw. FDP hielten sich für links. Ein An­teil p an Linken bei -100 und 1-p anderen, also Nichtl­inken bei ((-100+45)+(100+15))/2=30 liefert eine Einord­nung der Parteien bei 30(1-p)-100p=30-130p, also -69 für die Grünen, -21 für die SPD, aber auch leicht linke -2,5 für die CDU und mit­tige +0,1 für die FDP. Ist das reali­stisch? Ja! Gewichte ich nämlich die Einstu­fungen mit dem Ergebnis der letzten Bundes­tagswahl, so kommt für diese vier Parteien ein Mittelwert von -17 heraus. Das liegt nur knapp links neben der mittleren Selbst­einschät­zung.

Ist es wirklich so? Kokettieren die Menschen nur mit linkem Gehabe? Ist der Anteil der Rechten nicht viel größer? Man mag es für meine Defini­tion von links und rechts nehmen, wenn ich beide Gruppen mit je einem Viertel der Gesell­schaft ansetze. Damit sind die Linken bei -100±33 und die Rechten bei +100±33. Die Mitte von -67 bis +67 liegt tatsäch­lich in der Mitte. Trägt man dann die Wahler­gebnisse von -133 bis 133 in der Reihen­folge Linke, Grüne, SPD, CDU, FDP, CSU, AfD auf, so zeigt sich ein realisti­scheres Bild.
                Grüne       SPD CDU FDP
         -100     |           |*  |0/                     100
|<---------L--------->|<---------------M-------------->|<--R-->|
   |<------L------>|<--------------M-------------->|<------R------>|
   |Linke|Grüne|     SPD     |       CDU       | FDP  |CSU|  AfD   |
In der Mitte gefühlte und realistische Verteilung auf links, Mitte und rechts
Darüber die gefühlte Einordnung der Wähler, darunter die Wahlergebnisse
links (-100), rechts (100), Mitte (0), mittlere Selbsteinschätzung (*)

Natürlich sind meine Ausgangszahlen mager. Ihr Haupt­nachteil ist, daß in der Wiki­pedia nur ange­geben ist, wieviele sich links einordnen, weil sie typischer­weise nach der rechten Seite wohl gar nicht gefragt wurden. Es verwun­dert auch nicht, daß die Wähler sich mode­rater ein­schät­zen als ihre Parteien wirklich sind. Deutlich zeigt sich das bei der FDP, die sich liberal gibt, aber rechts­konser­vativ ist. Vor allem belegt die Rechnung, was jeder­mann so und so weiß: Die Selbst­einschät­zung ist deutlich links­lastig im Vergleich mit einer arith­metisch ausge­wogenen Ver­tei­lung.

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Medaillenspiegel
Putin wurde bescheiden. Er sei mit einer Medaille zufrieden, wenn es die goldene im Eishockey ist. Sie sei ihm gegönnt, auch wenn Deutsch­land dadurch hinter Norwegen nur den zweiten Platz im Medaillen­spie­gel 2018 erreichte. Sollte sich ein russischer Eishockey­spieler noch als gedopt erweisen, würden wir an Norwegen vorbei­ziehen, also das Jahr 2002 wieder ausgleichen, in dem Norwegen wegen Dopings anderer nachträg­lich aufrückte. Im ewigen winter­lichen Medaillen­spiegel aber bleibt Deutsch­land vor den Russen und den Norwegern in Führung, wenn­gleich die Deu­tschen nur fünfmal die Nationen­wertung anführten, weniger oft als die Russen und die Norweger. Die deutsche Leistung scheint konstanter. Eine gerechte Bewer­tung fällt schwer, denn Deutsch­land trat lange Zeit mit zwei Mann­schaften an, deren Medaillen später addiert wurden.

Man kann durchaus der Meinung sein, der olympische Schwanz­vergleich sei ungerecht, weil er weder die Größe der Länder berück­sichtige noch deren winter­sportliche Möglich­keiten. Das erinnert mich an Polen, die unbedingt mehr Stimmen im Rat der EU haben wollten. Sie erhielten wie das größere Spa­nien 27, während Frank­reich und Großbri­tannien, vor allem aber Deutsch­land nur 29 haben. Mir graut schon vor den Türken, die sich nicht so bescheiden wie Deutsch­land geben werden. Der grund­legende Wider­spruch besteht ameri­kanisch ausge­drückt zwischen "one country, one vote" und "one man, one vote". Wollte man bei den olym­pischen Spielen von der ersten zur zweiten Zähl­weise übergehen, müßte man konse­quenter­weise auch die Mann­schafts­größen nach den Einwohner­zahlen bemessen.

Solche Überlegungen ändern nichts an der Tatsache, daß südlich des 30. Breiten­grades nur Austra­lien und Neusee­land es je zu einer Medaille brachten. Das ist sicherlich dem Klima geschuldet, das die weiße Rasse im weißen Schnee bevorzugt. Doch sieht es bei den Sommer­spielen kaum besser aus. China auf Platz 3 ragt etwas nach Süden, gefolgt von Kuba auf Platz 16. Danach kommt bis Kenia auf dem 31. Platz nichts. Wohl aus diesem Grunde schlägt Ralf Hutter [1] vor, den einzelnen Sportler und nicht seine Nation in den Vorder­grund zu stellen. Das ist ein schöner Gedanke, doch steht der Medaillen­gewinner bereits im Rampen­licht, zumindest dem seiner Nation. Das macht klar, wie sehr die persön­lichen Leistun­gen als natio­nale gesehen werden, selbst in Deutsch­land. Und solange Nationen viele Milli­onen in den Spitzen­sport stecken, dürfen sie sich auch mit anderen verglei­chen.

Die Stoßrichtung des Herrn Hutter ist klar, wird nur noch als Gerech­tigkeit getarnt. Es geht nicht um den einzelnen Sportler, nicht um gerechte Punkte­systeme, auch nicht um die Abschaf­fung des Medaillen­spiegels, den es früher nicht gegeben haben soll. Es geht noch nicht einmal darum, die Minder­leistung weiter Land­striche zu kaschieren. Vielmehr soll die Nation bedeu­tungslos gemacht werden. Ralph Hutter traut sich nur bis zum Wort "Nationa­lismus". Und es wundert mich, noch nicht das Wort "Rassismus" im Zusammen­hang mit der Nationen­wertung oder den olym­pischen Spielen als solchen gehört zu haben. In zwei Jahren gibt es dazu Gelegen­heit.

[1] Ralf Hutter: Weg mit dem Medaillenspiegel! Deutsch­landfunk, 22.02.2018.

Opfer | Quadratwurzelgesetz

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Stickstoffdioxide
Unsere Luft ist stark belastet, mit Pollen und Staub, weniger mit Stäuben, mehr mit Stick­oxiden und Kohlen­dioxid, weniger mit Stick­stoff­dioxiden. Natürlich darf ein Pkw mit Diesel­motor der Norm Euro 4 über drei mal zehn hoch achtzehn Stick­stoff­dioxide pro gefah­renem Meter ausstoßen. Aber eigent­lich sind es nur viele Mole­küle des einen Stoffes Stick­stoff­dioxid, wie es Butter und Butter­stücke, aber keine Bütter gibt. Viel­leicht sollte man unseren Überschrift­akro­baten einmal sagen, daß Stick­oxide statt drama­tischer Stick­stoff­dioxide kürzer, richtiger und volksnäher sind. Im eigent­lichen Text ist es dann oft richtig. [1]

Ich weiß: Eigentlich heißt es nicht Stick­oxide, sondern Stick­stoff­oxide, auch Kohlen­stoff­dioxid und nicht Kohlen­dioxid, Kohlen­dioxyd oder gar Kohle­dioxid. Schließ­lich ist Wasser nicht Wasser­dioxid, sondern Wasser­stoff­dioxid. Ich weiß auch, daß man immer irgendwie einen Plural bilden kann: Mißt man Stick­stoff­dioxid von zwei Autos, so hat man zwei Stick­stoff­dioxide gemessen. Und mir ist bekannt, daß es neben NO2 auch N2O2, also im weite­sten Sinne zwei Stick­stoff­dioxide gibt. Doch das ist bei Abgasen nicht gemeint. Entweder inter­essiert man sich nur für NO2 oder für alle NxOy, also allein für Stick­stoff­dioxid oder für alle Stick­oxide ein­schließ­lich Lachgas.

Lachgas müssen auch viele AfD-ler und deren Sym­pathi­santen inha­liert haben, wenn sie meinen, Stick­oxide seien nicht gefähr­lich, weil Stick­stoff in Luft reich­lich vorkäme. Gleiches gelte für Kohlen­dioxid, denn es ist natür­licher Bestand­teil der Atmo­sphäre. Doch nicht alle behaup­ten so plump wie der Verschwö­rungstheo­retiker Gerhard Wisnewski, daß Auto­abgase harmlos seien. Sie glauben nur, in Wohn­räumen könne die Stick­oxid­konzen­tration höher sein als draußen. Und richtig liegen sie mit dem Hinweis, daß die zuläs­sigen Werte an manchen Arbeits­plätzen deutlich darüber liegen. Aber wir wissen schon lange: Wer nicht lüftet, sorgt in seinem Wohn­zimmer für reich­lich radio­aktives Radon aus seinen vier Wänden. Und wer Asbest­platten schneidet, muß mehr krebs­erre­gende Fasern einatmen als in Klassen­zimmern erlaubt.

Neues Meßgerät erfaßt Stickstoffdioxide im Abgas eines vorausfahrenden Fahrzeugs. Universität Heidelberg, Pressemitteilung 216/2015, 22.12.2015.

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Titanic 3
Die letzten Ausgaben der Titanic haben sich als nicht so lustig erwiesen. Das neueste Heft 3/2018 hat sich aber schon auf den ersten Seiten gelohnt. Auf dem Titel­bild Seehofer mit einem Affen und "Heimat-Versuche AN AFFEN!". Lustig wird das erst mit der Fort­setzung auf Seite 3: "... und die schreck­lichen Folgen! HIRNTOD VERWACH­SUNGEN HAAR­AUSFALL!" mit Bildern von Bayern beim Schuh­plattler und Finger­hakeln, in Leder­hosen und mit Zwergen-Filz­hüten. Und unten links einer, der aussieht wie Don Alphonso. Da ich nie seinen Twitter-Account besucht habe, wußte ich nicht, daß es sich um sein Profil­foto handelt.

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Halal hat Vorfahrt
Das bedeutet zum Beispiel, Muslime vor Christen zur Tafel einzu­lassen, um sich die glaubens­konformen Lebens­mittel zu sichern. [1] Das hatte ich wieder vergessen, weil es keinen Sinn hat, sich über jede Ungleich­behand­lung aufzu­regen, zumal sie auch vernünf­tige Gründe haben kann. Schließ­lich leben wir in einer Gesell­schaft, in der Kinder, Schüler, Studenten, Beamte, Luft­hansa-Mitar­beiter, Mitglieder der National Rifle Asso­ciation allent­halben weniger zahlen. Behin­derten und Frauen werden Plätze reser­viert. Umfang­reiche Baumaß­nahmen für Roll­stuhl­fahrer, Markie­rungen für Blinde sind selbst­verständ­lich geworden. Auch geistig Behin­derte können umsonst mit dem Bus fahren. Warum sollten wir dann Menschen, die eine strenge Diät halten müssen oder unter einer krank­haften Ernäh­rungs­angst leiden, nicht die verträg­lichen Nahrungs­mittel bevor­zugt anbieten?

Früher nahmen wir Rücksicht auf Raucher und haben uns im Restau­rant einnebeln lassen. Irgend­wann hatten sie ihre Rück­sichts­losig­keit über­trieben und müssen nun draußen paffen. Dafür gehen wir vorzugs­weise in Restau­rants, die nicht nur vege­tarische, sondern auch vegane Gerichte führen. Ich habe nichts dagegen, einem Veganer mein Gemüse zu geben, wenn ich dafür sein Fleisch erhalte. Doch damit geben sie sich nicht zufrieden. Es darf nicht der Hauch eines tieri­schen Produk­tes verar­beitet sein oder dem Gericht anhaften. Und wenn halal nur meinte, kein Schweine­fleisch zu essen, dann wäre alles kein Problem. Aber unsere islami­schen Gäste verlangen mehr. Sie wollen sicher sein, daß ihre guten Speisen nicht neben bösen lagen, daß mög­lichst kein Ungläu­biger sie ange­tatscht hat. Das alles gibt es in teuren Hotels mit geson­derter Küche. In der Tafel nehmen sie auch Rinder, die haram ums Leben kamen. Und sicher­lich auch alles andere, was gut, frisch und teuer ist.

Nun ist das Umgekehrte passiert. Die Essener Tafel nimmt für eine Weile nur noch Deutsche Neukunden auf. [2] Das schlug weit höhere Wellen, obgleich es auch dafür gute Gründe gibt, denn nur noch jeder vierte Kunde war ein Deut­scher. Darunter viele allein­erzie­hende Frauen und alte Menschen, die im Vertei­lungs­kampf uner­fahren von den Horden zumeist junger Männer abge­schreckt wurden. [3] Da nicht jeder aufge­nommen werden kann und es sich um eine soziale Einrich­tung handelt, ist es geboten, die Bedürf­tigkeit von Neukunden zu berück­sichtigen und dafür Sorge zu tragen, daß sie nicht durch Stärkere verdrängt werden. Da eine Einzel­fall­prüfung über Mindest­bedin­gungen hinaus nicht gewünscht, möglich oder erlaubt ist, hat man sich in Essen für eine Quotie­rung entschie­den. Bis die Quote erreicht ist, werden nur noch Deutsche aufge­nommen. Das wird nicht lange dauern, denn gerade Migranten kommen schnell nicht mehr und werden deshalb gestri­chen.

Ich hätte beide Fälle hier in meinem Blog nicht erwähnt, wären da nicht die Reak­tionen der übli­chen Verdäch­tigen meiner Partei. Voran Sawsan Chebli, die bei Twitter offen­sicht­lich keine Probleme mit der Wahrheit und ableh­nenden Kommen­taren hat: "Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Essen nur für Deutsche. Migranten ausge­schlos­sen." [4] Wesent­lich geschick­ter ist Sahra Wagen­knecht. [5] Sie aner­kennt den Verdrän­gungswett­bewerb unter den Armen, denen nicht ausrei­chend gehol­fen wird, obgleich sie die Lasten der Zuwan­derung tragen müssen. Das wird sich auszah­len, hat die Linke viel­leicht gerade zur stärk­sten Partei in Berlin gemacht. Und es ist nicht nur takti­sches Gerede, sondern konse­quente Vertre­tung der Arbeiter­klasse, die nicht in Vertei­lungs­kämpfe geführt werden darf, während die Verant­wortli­chen nur ihren Teddy­bären gegeben haben.

[1] Halal hat Vorfahrt! Zukunftskinder, 2017.
[2] Essener Tafel beschließt Aufnahmestopp für Nichtdeutsche. Welt, 22.02.2018.
[3] Gerd Buurmann: Die Esserner Tafel ist ein Ort des Bürgerkriegs. Achgut, 26.02.2018.
[4] Sawsan Chebli: Mir läuft es eiskalt ... Twitter, "@SawsanChebli", 22.02.2018.
[5] "Über alle Maßen scheinheilig": Sahra Wagenknecht äußert sich zu Essener Tafel-Streit". Focus, 25.02.2018.

Islam | Chebli

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Experimentierfreude
Die starke Zuwanderung seit dem Jahre 2015 hat in Deutsch­land nicht unbedingt einen Rechts­ruck verur­sacht, doch erblühte am rechten Rand eine Gegen­bewegung, die es mit der AfD in den Bundestag schaffte. Das war nur möglich, weil die CDU die mora­lisch gerecht­fertigte Entschei­dung von Angela Merkel nicht korri­gierte und in zumut­bare Bahnen lenkte. Die SPD wurde an den linken Rand gedrückt, brachte es nicht übers Herz, die CDU in dieser Frage rechts zu über­holen und zahlt nun die Zeche. Die Folge ist eine gespal­tene Repu­blik. Links fühlen sich viele wohl und werden täglich belo­bigt, rechts spricht man weniger. Falls doch, ist es Popu­lismus.

Die Verhärtung der Fronten verleitet, sich einem der beiden Lager unter­zuordnen, alle Ansichten der eigenen Seite zu vertei­digen und die der anderen zu verwerfen. Die Klappe zu halten, ist eine Alter­native, den apodik­tischen Meinungen beider Lager zu wider­stehen die andere. Ich versuche es mit gesundem Menschen­verstand, der zahl­reiche auf beiden Seiten sogar in Partei­programme einge­flossene Glaubens­stand­punkte nicht akzep­tieren kann. Und damit meine ich nicht die Ränder beider Lager oder die gewalt­bereiten Anhänger, sondern einfache grund­legende Auffas­sungen.

Rechts ist mir die Klima­leugnung aufge­fallen. Im Partei­programm der AfD ist dazu eine bunte Mischung aus zutref­fenden Allgemein­plätzen und falschen Behaup­tungen zu lesen. [1] Natür­lich merken auch die Anhänger, daß es so platt nicht sein kann. Deshalb wird die Erder­wärmung als solche nicht mehr geleugnet, auch nicht ein Anteil des Menschen daran. Bald muß zuge­geben werden, daß wir doch die Haupt­verur­sacher sind, weil natür­liche Verände­rungen sehr lange dauern. Deshalb ziehen sich voraus­schauende Klima­leugner schon heute darauf zurück, daß eine Erwär­mung nicht nur Nach­teile bringt. Demnächst werden sie fordern, die Vorteile einer Warmzeit zu nutzen, ohne die es Menschen gar nicht gäbe. Ein Expe­riment mit zu erwar­tendem posi­tiven Ausgang.

Links ist natürlich die Reaktion auf unkon­trollierte Zuwan­derung das Problem. Viele Deutsche und vor allem die SPD sterben lieber aus als zuzu­geben, daß drastisch gegen­zusteuern ist. Späte­stens mit den näch­sten Wahlen werden die Felle davon­schwimmen. Keiner wird mehr an Berei­cherung oder gar pures Gold glauben. Besten­falls wird man die hohen Flücht­lings­zahlen als eine Aufgabe oder Verpflich­tung sehen. Und weil es so schwer ist, sich von eigenen Fehl­einschät­zungen und Lebens­lügen zu verab­schieden, bieten einige schon heute zu deren Rettung an, alles als ein Expe­riment mit zu erwar­tendem posi­tiven Ausgang zu zu sehen.

Dieses Experiment sei die Heraus­bildung einer multi­ethni­schen und nicht­mono­kulturel­len [2] Gesell­schaft in Deutsch­land und morgen der ganzen Welt. Soche Experi­mente können gelingen, zum Beipiel beim CERN, wo nicht nur Wissen­schaftler der ganzen Welt mit allen Hautfarben, vielen Reli­gionen und eigenen Sitten und Gebräuchen forschen und arbeiten. Ihr fried­liches Leben verdanken sie nicht nur ihrem Streben nach Erkenntnis, ihrer Suche nach Wahr­heit und ihrer Ableh­nung von Verblen­dung, sondern auch ihrer Zivili­sation. Wo die herrscht, ist Kultur nicht irgend­eine archaische Welt­anschauung einer rück­ständigen Gesell­schaft oder Religion. Eine offene Gesell­schaft zivili­sierter Menschen ist kein Experi­ment mit kata­stro­phalem Ausgang.

[1] Harald Lesch: Das AfD-Programm wissenschaftlich geprüft. Youtube, "Terra X Lesch & Co", 29.06.2016.
[2] Johannes Thiesen: Tagesthemen: Experi­ment zur Abschaf­fung Deutsch­lands. Youtube, "Philo­sophie Workout - Johannes Thiesen", 21.02.2018. Wahrschein­lich treffen hier die Tages­themen nicht auf unge­trübte Philo­sopie, doch erst durch dieses Film­chen habe ich bemerkt, daß nicht von "multi­kulturell" gespro­chen wird, weil dieser Begriff verbrannt ist.

Islam

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Wer zum Schwert greift
Da sprach Jhesus zu jm / Stecke dein Schwert an seinen ort / Denn wer das Schwert nimpt / der sol durchs Schwert vmpkomen. [Mt26:52]

Bis auf Anpassungen der Rechtschreibung ist laut Google diese Wendung die häufig­ste, weil sie trotz vieler Umdich­tungen noch immer so in der deutsch­sprachigen Luther­bibel steht. Als Rede­wendung mit "greifen" gewinnt: Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen. Doch sicher ist das nicht. Man kann auch vorher vom Auto über­fahren werden. Egal, was im griechi­schen Urtext steht.

Es ist bekannt, daß Hunde am liebsten ihre Besitzer beißen, Bomben­bastler gelegent­lich in die Luft fliegen, vorzugs­weise Schläger eins in die Fresse bekommen und Waffen auch am Schieß­stand, während der Reini­gung oder beim Spielen zu tödlichen Unfällen führen. Leider sind die Menschen nicht so zivili­siert, daß man auf Schlösser, Mauern, Fire­walls und Waffen verzichten kann. Wir sind aber gut beraten, die Vertei­digung den Termiten gleich einigen Spezia­listen zu über­lassen.

Die Schweizer haben ihr Gewehr im Schrank und die Deutschen lieben Schützen­vereine, weshalb sich immer wieder die Gelegen­heit ergibt, an eine Waffe zu gelangen. Doch nirgendwo in der zivili­sierten Welt ist es so leicht wie in den Verei­nigten Staaten, wo fast jeder­mann eine Waffe kaufen kann und vor allem in der Öffent­lichkeit mitführen darf. Entspre­chend viele Tote gibt es nicht nur durch Unfälle, sondern auch durch Straf­taten bis hin zu den Schieße­reien an Schulen.

Daß Donald Trump menschliche Defizite hat und sich ein paar menschelnde Fragen aufschrei­ben muß, will ich nicht kriti­sieren und möchte daraus auch nicht folgern, er sei dement. Doch der Vorschlag, Lehrer zu bewaffnen, über­steigt auch meine Erwar­tungen. Darauf wäre ich nie gekommen. Es ist schon typisch ameri­kanisch. Sollte es dazu kommen, liegt bald der erste von einem weißen Lehrer erschos­sene schwarze Schüler am Boden. Nicht weit ist auch der erste Amoklauf mit der Waffe aus der Hand­tasche einer Lehrerin.

Ich persönlich habe nie eine Schuß­waffe in der Hand gehabt und besitze auch keine Base­ball­schläger, andere Waffen oder Kampf­sport­kennt­nisse. Bis auf kleine Range­leien geriet ich nie in eine körper­liche oder gar bewaff­nete Ausein­ander­setzung. Außerdem ist mir unnö­tiges Gepäck zuwider. Ich trage weder Schulter­halfter noch Hand­tasche oder Ruck­sack. Und darin sollten Waffen nur sein, wenn sie zur Berufs­ausübung vorge­sehen oder in seltenen Fällen zur Sicher­heit nötig sind.

Messerstescher | Berlin, Jerusalem | Trump, Orban, Erdogan

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