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Männertag
wuerg, 20.11.2017 00:12
Da bin ich nun ein monopolarer cis-Mann und habe noch nie etwas von einem Männertag gehört, der heute gefeiert wird. Gewiß sind mir Diskriminierungen aufgrund meines Geschlechtes bekannt, doch habe ich bis heute keinen Gefallen an der Opferrolle gefunden und internationale Solidarität eingefordert. Und ich war wegen meiner nächtlichen Toilettengänge auch noch nicht beim Arzt, gleichwohl Prostata-Vorsorge ein Hauptanliegen der Männergruppen zu sein scheint. In Lustigkeit stehen sie den Frauen um nichts nach.
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Muß i denn
wuerg, 19.11.2017 18:35
wenn i komm zum Bleistift so: i bims ok, vong naus her:D
[1] Meike Winnemuth: Was sollen diese Sprachspiele? SZ-Magazin 17/2011. "Witzelsucht ist eine tatsächlich existierende Krankheit [...] Simulation von Witzigkeit [...] Sparwitze".
[2] Kentucky schreit ficken. Youtube. Aus der Unterhaltungssendung RTL Samstag Nacht.
[3] Muß i denn, muß i denn zum Städtele 'naus. Völkstümliche Weise aus Schwaben.
[4] Jürgen von Manger als Adolf Tegtmeier: "et fängt am Regen"
[5] Mein Ikea-Duschvorhang Rolf nennt LOL zur Langform :-D.
[6] Demnächst halten wir Dekam und Dekamat für politisch korrekt.
[7] 200 Jahre Sprachverhunzung: Alles klar, oll korrect, ok, okidoki.
[8] Glücklicherweise nie gehört: Spricht man eibims oder ibims?
[9] Geht auch Bumsenbrenner oder "i bims, d1 muddar" ohne Komma?
Bibel 2.0 | 1tr8 Frankfurt | Einzeiler
[1] Meike Winnemuth: Was sollen diese Sprachspiele? SZ-Magazin 17/2011. "Witzelsucht ist eine tatsächlich existierende Krankheit [...] Simulation von Witzigkeit [...] Sparwitze".
[2] Kentucky schreit ficken. Youtube. Aus der Unterhaltungssendung RTL Samstag Nacht.
[3] Muß i denn, muß i denn zum Städtele 'naus. Völkstümliche Weise aus Schwaben.
[4] Jürgen von Manger als Adolf Tegtmeier: "et fängt am Regen"
[5] Mein Ikea-Duschvorhang Rolf nennt LOL zur Langform :-D.
[6] Demnächst halten wir Dekam und Dekamat für politisch korrekt.
[7] 200 Jahre Sprachverhunzung: Alles klar, oll korrect, ok, okidoki.
[8] Glücklicherweise nie gehört: Spricht man eibims oder ibims?
[9] Geht auch Bumsenbrenner oder "i bims, d1 muddar" ohne Komma?
Bibel 2.0 | 1tr8 Frankfurt | Einzeiler
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Höher scheißen
wuerg, 15.11.2017 16:35
Ich erinnere mich gerne an den Donnerbalken meiner Patentante. Sie wohnte im ersten Stock. Das kleine Geschäft plätscherte in der Tiefe, das große benötigte nach dem Seilriß ein paar Sekunden und bedankte sich mit dem vertrauten Geräusch eines in den Brunnen geworfenen Steines. Papier in der Jauche war natürlich nicht gern gesehen, denn der Rhabarber sollte nicht eingepackt, sondern nur gedüngt werden. Benutzte man es dennoch, hielt es sich in Grenzen, denn das zerkleinerte Zeitungspapier war nicht gerade eine Rosettenfreude.
Doch die Evolution schreitet beständig voran. Wir lassen die Scheiße nicht mehr auf allen Vieren hinter uns fallen, hocken nicht mehr im Wald neben einem Baum, scheißen nicht auf ein Gitterrost und auch nicht wie ein Affe auf dem Schleifstein durch ein kleines Loch in einen Sammelbehälter, sondern sitzen gemütlich mit dem Handy und der neuesten Taz-Ausgabe auf dem Hochsitz. Danach wischen wir uns mit Papier in der geschickteren rechten Hand den Arsch ab und spülen es mit dem Abgeseilten in die Kanalisation. Wem das zu unhygienisch ist, der wäscht sich hinterher die Hände mit Wasser, das man sogar trinken kann. Gegessen wird mit Messer und Gabel.
Mit unserem Wasser kann man auch vor dem Geschäft die Brille reinigen, vor allem wenn zuvor einer darauf hockte, weil er noch nicht einmal wußte, daß man sie hochklappen kann, oder als typischer Stehpinkler zu faul war und die eigene Strahlgenauigkeit überschätzte. Abseits kostenloser öffentlicher Toiletten ist in Deutschland eine Reinigung nur aus psychologischen Gründen erforderlich, denn Bakterien mögen keine Klobrillen, eher schon die Wasserhähne oder Türgriffe. [1] Und sollte einmal das Papier zu dünn sein, so ist es doch nur die eigene Scheiße am Finger, die keine neuen Krankheiten einträgt. Wer um seine Gesundheit besorgt ist, sollte sich lieber einen Flachspüler zulegen, um das Ergebnis begutachten zu können.
Vom Training der Beinmuskeln und der darmfreundlichen Position abgesehen kann ich dem Hockklo nichts abgewinnen. Das mag meinen Erinnerungen an französische Campingplätze geschuldet sein. Nicht umsonst ist in Frankreich auch die Arschbadewanne verbreitet. Das ist alles ganz gut und schön, wenn man es zu ihr unfallfrei schafft, denn aus weniger geschäftsfreundlichen Gründen hat uns die Evolution Hosen beschert, die vollständig auszuziehen nicht übermäßig praktisch ist. So bin ich dankbar für die Bebrillung, die meine Hose vor Querschlägern schützt und einem alten Mann die Angst nimmt, sich von hinten an die Hose zu pinkeln. Und sollten auch die Beine schwach werden, bezahlt die Krankenkasse einen Hochsitz.
So geschützt gemütlich auf der sauberen Brille sitzend habe ich auf öffentlichen Toiletten eigentlich nur eine Angst, nämlich daß die heruntergelassene Hose den Boden berührt, auf dem die Stehpinkler ihre Visitenkarte hinterlassen haben. Auf französischen Campingplätzen hatte ich den Eindruck, dies sei flächendeckend der Fall. Und angenehm ist mir aus ähnlichem Grunde auch ein noch vorhandener Haken, an dem ich meine Jacke und vielleicht sogar eine Tasche aufhängen kann.
Wenn das Hockklo zu einer muslimen Kultureinrichtung stilisiert wird, dann nur im Kontrast zu uns oder in sentimentaler Erinnerung an die Heimat. [2] Es mag zwar einige Zeit dauern, bis ein Chinese nicht mehr auf die Brille steigt, doch Syrer lernen schneller. In deutschen Asylunterkünften haben sie manchmal die freie Wahl. Und die fällt eindeutig aus. [3] Meinetwegen kann jede öffentliche Einrichtung ein Plumpsklo anbieten, auch wenn in unseren Breiten Anschaffung und Betrieb teurer sind und damit zwei üblicherweise genannte Vorteile entfallen. Solange das Gebäude dazu nicht vollständig orthogonal zur Richtung gen Mekka gedreht werden muß. [4]
[1] Hengameh Yaghoobifarah: Deutsche, schafft Euch ab! Taz, 22.10.2017. Riesenlink in roter Schrift: "Lieber Bremsspuren in der Unterhose und ein erhöhtes Risiko für Geschlechtskrankheiten verteidigen als ein islamisches Klo im Kölner Bürgerhaus zulassen."
[2] Hengameh Yaghoobifarah: Kampf der Kackkulturen. Taz, 10.08.2017. "Denn von Muslim_innen lernen heißt auch, richtig aufs Klo gehen zu lernen. Es würde die deutsche Kackkultur revolutionieren."
[3] Johann Osel: Tritt ins Klo. Süddeutsche Zeitung, 07.05.2010. "So bestätigte es ein Sprecher des zuständigen Landratsamtes: In dem relativ neuen Teilgebäude der Asylunterkunft habe man eine Umfrage unter den Bewohnern gestartet: Sitz- oder Stehklo? 90 Prozent wollten nach westlichem Standard ihre Notdurft verrichten, ein Zehntel hingegen entschied sich für die Stehtoilette. Als Kompromiss wurde in dem Haus eine solche orientalische Toilette eingebaut. Eben jene, die der Syrerin zum Verhängnis wurde."
[4] Robert Baumanns: "Kultursensible Toilette" Alte Feuerwache in Köln: Brauchen Muslime ein eigenes WC? Express, 09.08.2017. "'Eine solche Toilette entspricht eher dem, was in islamisch geprägten Ländern üblich ist', sagt Konrad Müller vom Vorstand des Bürgerzentrums. 'Und wir möchten den Menschen aus diesen Ländern damit das Gefühl geben, dass sie hier zu Hause sind.' [...] Klar sei ebenso, dass diese Toilette nicht in Ost-West-, sondern in Nord-Süd-Richtung gebaut werden müsse. 'Nach Mekka kacken geht gar nicht', erklärt Konrad Müller etwas flapsig."
Es reicht
Doch die Evolution schreitet beständig voran. Wir lassen die Scheiße nicht mehr auf allen Vieren hinter uns fallen, hocken nicht mehr im Wald neben einem Baum, scheißen nicht auf ein Gitterrost und auch nicht wie ein Affe auf dem Schleifstein durch ein kleines Loch in einen Sammelbehälter, sondern sitzen gemütlich mit dem Handy und der neuesten Taz-Ausgabe auf dem Hochsitz. Danach wischen wir uns mit Papier in der geschickteren rechten Hand den Arsch ab und spülen es mit dem Abgeseilten in die Kanalisation. Wem das zu unhygienisch ist, der wäscht sich hinterher die Hände mit Wasser, das man sogar trinken kann. Gegessen wird mit Messer und Gabel.
Mit unserem Wasser kann man auch vor dem Geschäft die Brille reinigen, vor allem wenn zuvor einer darauf hockte, weil er noch nicht einmal wußte, daß man sie hochklappen kann, oder als typischer Stehpinkler zu faul war und die eigene Strahlgenauigkeit überschätzte. Abseits kostenloser öffentlicher Toiletten ist in Deutschland eine Reinigung nur aus psychologischen Gründen erforderlich, denn Bakterien mögen keine Klobrillen, eher schon die Wasserhähne oder Türgriffe. [1] Und sollte einmal das Papier zu dünn sein, so ist es doch nur die eigene Scheiße am Finger, die keine neuen Krankheiten einträgt. Wer um seine Gesundheit besorgt ist, sollte sich lieber einen Flachspüler zulegen, um das Ergebnis begutachten zu können.
Vom Training der Beinmuskeln und der darmfreundlichen Position abgesehen kann ich dem Hockklo nichts abgewinnen. Das mag meinen Erinnerungen an französische Campingplätze geschuldet sein. Nicht umsonst ist in Frankreich auch die Arschbadewanne verbreitet. Das ist alles ganz gut und schön, wenn man es zu ihr unfallfrei schafft, denn aus weniger geschäftsfreundlichen Gründen hat uns die Evolution Hosen beschert, die vollständig auszuziehen nicht übermäßig praktisch ist. So bin ich dankbar für die Bebrillung, die meine Hose vor Querschlägern schützt und einem alten Mann die Angst nimmt, sich von hinten an die Hose zu pinkeln. Und sollten auch die Beine schwach werden, bezahlt die Krankenkasse einen Hochsitz.
So geschützt gemütlich auf der sauberen Brille sitzend habe ich auf öffentlichen Toiletten eigentlich nur eine Angst, nämlich daß die heruntergelassene Hose den Boden berührt, auf dem die Stehpinkler ihre Visitenkarte hinterlassen haben. Auf französischen Campingplätzen hatte ich den Eindruck, dies sei flächendeckend der Fall. Und angenehm ist mir aus ähnlichem Grunde auch ein noch vorhandener Haken, an dem ich meine Jacke und vielleicht sogar eine Tasche aufhängen kann.
Wenn das Hockklo zu einer muslimen Kultureinrichtung stilisiert wird, dann nur im Kontrast zu uns oder in sentimentaler Erinnerung an die Heimat. [2] Es mag zwar einige Zeit dauern, bis ein Chinese nicht mehr auf die Brille steigt, doch Syrer lernen schneller. In deutschen Asylunterkünften haben sie manchmal die freie Wahl. Und die fällt eindeutig aus. [3] Meinetwegen kann jede öffentliche Einrichtung ein Plumpsklo anbieten, auch wenn in unseren Breiten Anschaffung und Betrieb teurer sind und damit zwei üblicherweise genannte Vorteile entfallen. Solange das Gebäude dazu nicht vollständig orthogonal zur Richtung gen Mekka gedreht werden muß. [4]
[1] Hengameh Yaghoobifarah: Deutsche, schafft Euch ab! Taz, 22.10.2017. Riesenlink in roter Schrift: "Lieber Bremsspuren in der Unterhose und ein erhöhtes Risiko für Geschlechtskrankheiten verteidigen als ein islamisches Klo im Kölner Bürgerhaus zulassen."
[2] Hengameh Yaghoobifarah: Kampf der Kackkulturen. Taz, 10.08.2017. "Denn von Muslim_innen lernen heißt auch, richtig aufs Klo gehen zu lernen. Es würde die deutsche Kackkultur revolutionieren."
[3] Johann Osel: Tritt ins Klo. Süddeutsche Zeitung, 07.05.2010. "So bestätigte es ein Sprecher des zuständigen Landratsamtes: In dem relativ neuen Teilgebäude der Asylunterkunft habe man eine Umfrage unter den Bewohnern gestartet: Sitz- oder Stehklo? 90 Prozent wollten nach westlichem Standard ihre Notdurft verrichten, ein Zehntel hingegen entschied sich für die Stehtoilette. Als Kompromiss wurde in dem Haus eine solche orientalische Toilette eingebaut. Eben jene, die der Syrerin zum Verhängnis wurde."
[4] Robert Baumanns: "Kultursensible Toilette" Alte Feuerwache in Köln: Brauchen Muslime ein eigenes WC? Express, 09.08.2017. "'Eine solche Toilette entspricht eher dem, was in islamisch geprägten Ländern üblich ist', sagt Konrad Müller vom Vorstand des Bürgerzentrums. 'Und wir möchten den Menschen aus diesen Ländern damit das Gefühl geben, dass sie hier zu Hause sind.' [...] Klar sei ebenso, dass diese Toilette nicht in Ost-West-, sondern in Nord-Süd-Richtung gebaut werden müsse. 'Nach Mekka kacken geht gar nicht', erklärt Konrad Müller etwas flapsig."
Es reicht
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Kartoffeln
wuerg, 14.11.2017 17:12
Manche Sprachen kennen kein Geschlecht. Wo sie gesprochen werden, herrscht Gleichberechtigung. [1] In Deutschland aber werden Frauen diskriminiert. Die hier im Dreck aufgewachsenen Kartoffeln [2] tragen vorwiegend weibliche Namen, jedenfalls die gemeinen Sorten. Unter den Jahreskartoffeln ist die Rate der männlichen oder gar sächlichen deutlich höher.
Wahrscheinlich liegt es daran, daß die Kartoffel als solche weiblich ist. Doch warum heißt der Deutsche nicht der Kartoffel? Das haben neue interreligiöse Forschungen geklärt: Kartoffeln sind weiblich, weil sie in Säcke kommen, damit sie vor Licht geschützt sind, aber dennoch atmen können.
[1] Silke Friedrich: Hengameh Yaghoobifarah - Feminist_in, Aktivist_in, Gender-Outlaw. Vogue, 02.06.2017. "In der persischen Sprache gibt es ein Pronomen für alle, es wird nicht zwischen er, sie oder es unterschieden."
[2] Hengameh Yaghoobifarah: Deutsche, schafft Euch ab! Taz, 22.10.2017. "Kartoffeln würden lieber auf einen freien Tag verzichten, als Muslim_innen einmal was zu gönnen. Warum machen sie so?" [Ich so: Ist so der Artikel des fluiden Geschlechtes? Und der sächlich veranlagte Redakteur in der Überschrift so: Warum machen sie das?]
Es reicht
Wahrscheinlich liegt es daran, daß die Kartoffel als solche weiblich ist. Doch warum heißt der Deutsche nicht der Kartoffel? Das haben neue interreligiöse Forschungen geklärt: Kartoffeln sind weiblich, weil sie in Säcke kommen, damit sie vor Licht geschützt sind, aber dennoch atmen können.
[1] Silke Friedrich: Hengameh Yaghoobifarah - Feminist_in, Aktivist_in, Gender-Outlaw. Vogue, 02.06.2017. "In der persischen Sprache gibt es ein Pronomen für alle, es wird nicht zwischen er, sie oder es unterschieden."
[2] Hengameh Yaghoobifarah: Deutsche, schafft Euch ab! Taz, 22.10.2017. "Kartoffeln würden lieber auf einen freien Tag verzichten, als Muslim_innen einmal was zu gönnen. Warum machen sie so?" [Ich so: Ist so der Artikel des fluiden Geschlechtes? Und der sächlich veranlagte Redakteur in der Überschrift so: Warum machen sie das?]
Es reicht
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Hengameh Yaghoobifarah
wuerg, 13.11.2017 22:29
Alpha-Blogger und ihre Kommentatoren verstehe ich zumeist nicht. Auch nicht die "Fettkartoffel Hengameh", zumal Don Alphonso doch selbst eine Weste gut ausfüllt. [1] Diesmal informiere ich mich und finde einen wahrscheinlich ernst gemeinten völlig wirren Beitrag von Hengameh Yaghoobifarah gegen deutsche Kartoffeln. [2] Nach meinen jüngsten Erfahrungen mit ähnlicher Humor-, Sinn- und Denkbefreiung, hat mich das interessiert. Ich stieß auf ein Video über ihre Körperfülle und dicke Menschen allgemein, wozu ich mich selbst nicht nur zählen darf, sondern muß. So habe ich weiter "gesurft" und gesehen, daß Hengameh Yaghoobifarah keine Probleme haben muß: Sie ist weiß, weiblich, nicht richtig dick und von Natur aus sicherlich recht lustig. Sie könnte mit ihrem Namen und ihrer Herkunft kokettieren und ohne Nasenring und sichtbare Tätowierungen auch in der feinen Gesellschaft ihren Platz finden.
Doch scheint sie durchfressen vom Haß gegen alles und jeden und hat insbesondere ihr Übergewicht ausgemacht, an dem andere sich nicht zu stören haben. Schon das Wort Übergewicht hält sie für Diskriminierung. Besser sei es, sie fett zu nennen, damit die Fat-Shaming-Keule geschwungen werden kann. Doch dabei bleibt es nicht. Keiner ist links und autonom genug, alle sind Rassisten, Deutsche sind Kartoffeln mit Rallye-Streifen in der Hose, die den Moslems weder Klo noch Feiertag gönnen. Und ich bin so ein schwacher Deutscher, der das auch noch lustig findet.
Warum reißt mich das zu einem Beitrag hin? Weil nicht nur ich beobachte, wie die gesamte Menschheit von der staatlichen Ebene bis hinunter in die Familie Kleinstgruppen aussondert, die sich untereinander nicht grün gegen die Mehrheit profilieren. Damit dieser Prozeß zurück ins Mittelalter nicht erlahmt, werden immer wieder neue Begriffe, Symbole, Gemeinsamkeiten, Verhaltensweisen und Perversionen gesucht und erfunden, die eine neuerliche Abgrenzung erlauben. Die fortwährende Spaltung der K-Gruppen im Kampf um die korrekte Linie war nichts dagegen.
[1] Don Alphonso: Loden in cold climate. Rebellen ohne Markt, 10.11.2017.
[2] Hengameh Yaghoobifarah: Deutsche, schafft Euch ab! Taz, 22.10.2017.
Es reicht | Mimosen
Doch scheint sie durchfressen vom Haß gegen alles und jeden und hat insbesondere ihr Übergewicht ausgemacht, an dem andere sich nicht zu stören haben. Schon das Wort Übergewicht hält sie für Diskriminierung. Besser sei es, sie fett zu nennen, damit die Fat-Shaming-Keule geschwungen werden kann. Doch dabei bleibt es nicht. Keiner ist links und autonom genug, alle sind Rassisten, Deutsche sind Kartoffeln mit Rallye-Streifen in der Hose, die den Moslems weder Klo noch Feiertag gönnen. Und ich bin so ein schwacher Deutscher, der das auch noch lustig findet.
Warum reißt mich das zu einem Beitrag hin? Weil nicht nur ich beobachte, wie die gesamte Menschheit von der staatlichen Ebene bis hinunter in die Familie Kleinstgruppen aussondert, die sich untereinander nicht grün gegen die Mehrheit profilieren. Damit dieser Prozeß zurück ins Mittelalter nicht erlahmt, werden immer wieder neue Begriffe, Symbole, Gemeinsamkeiten, Verhaltensweisen und Perversionen gesucht und erfunden, die eine neuerliche Abgrenzung erlauben. Die fortwährende Spaltung der K-Gruppen im Kampf um die korrekte Linie war nichts dagegen.
[1] Don Alphonso: Loden in cold climate. Rebellen ohne Markt, 10.11.2017.
[2] Hengameh Yaghoobifarah: Deutsche, schafft Euch ab! Taz, 22.10.2017.
Es reicht | Mimosen
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Sonne, Halbmond, Sterne
wuerg, 11.11.2017 17:15
Der Anfang des Monates November ist voll von Gedenktagen. Heute hat um 11 Uhr 11 die Kampagne begonnen. Und im Schutze der Dunkelheit wird es wieder zu Martins-Umzügen kommen. Schon in den letzten Tagen sah ich Kinder mit Batterie, Laterne und Mutter. Einige trugen ein Kopftuch. Offensichtlich eine multikulturelle Angelegenheit, die glücklicherweise an mir vorübergeht. Ich muß keine Batterien mehr kaufen, keine elektrischen Leitungen reparieren, keinem Pferd hinterherlatschen und auch keine Martinslieder mehr im Gottesdienst spielen.
Es scheint aber genügend Deutsche zu geben, die in ihrer Angst, ihrem vorauseilenden Gehorsam und dem von Henryk Broder erkannten Bedürfnis, an den Moslems gutzumachen, was sie an den Juden verbrochen haben, eine religionsneutrale Umbenennung vorschlagen, etwa in Sonne-Mond-Sterne-Fest. In zehn Jahren ist es dann der Halbmond, in zwanzig der fünfzackige Stern.
Ich bin Nordeutscher und habe als Kind an Laternenumzügen teilgenommen. Von St. Martin hörte ich erst viele Jahre später. Inzwischen sind Jahrzehnte verstrichen, in denen auch kleine Katholiken mit einfachen Laternenumzügen glücklich gewesen wären. Das hätte ihnen den langweiligen Gottesdienst erspart. Doch besonders für die katholische Kirche gilt: Statt selbst zu verzichten, soll wieder einmal anderen gegeben werden, was sie gar nicht wollen.
[1] Sollte das Sankt-Martins-Fest umbenannt werden? Das sagen die Deutschen. Spiegel Online, 11.11.2017
Es reicht
Es scheint aber genügend Deutsche zu geben, die in ihrer Angst, ihrem vorauseilenden Gehorsam und dem von Henryk Broder erkannten Bedürfnis, an den Moslems gutzumachen, was sie an den Juden verbrochen haben, eine religionsneutrale Umbenennung vorschlagen, etwa in Sonne-Mond-Sterne-Fest. In zehn Jahren ist es dann der Halbmond, in zwanzig der fünfzackige Stern.
Ich bin Nordeutscher und habe als Kind an Laternenumzügen teilgenommen. Von St. Martin hörte ich erst viele Jahre später. Inzwischen sind Jahrzehnte verstrichen, in denen auch kleine Katholiken mit einfachen Laternenumzügen glücklich gewesen wären. Das hätte ihnen den langweiligen Gottesdienst erspart. Doch besonders für die katholische Kirche gilt: Statt selbst zu verzichten, soll wieder einmal anderen gegeben werden, was sie gar nicht wollen.
[1] Sollte das Sankt-Martins-Fest umbenannt werden? Das sagen die Deutschen. Spiegel Online, 11.11.2017
Es reicht
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Oktoberrevolution
wuerg, 07.11.2017 20:24
Heute wird man in unserem Teil der Google-Welt mit einem thailändischen Gericht namens Phat Thai konfrontiert, zu dem ich nicht herausfinden konnte, warum es nicht auch an einem anderen Tag hätte verwurstelt werden können. War es ein 7. November, an dem es zur Verwertung von Reisresten zum thailändischen Nationalgericht erklärt wurde? Normalerweise beachte ich die Google-Doodle nicht, doch heute hatte ich mit der Oktoberrevolution gerechnet. Man mag zu ihr stehen wie man will, es sind nun einmal 100 Jahre. Und für ewig bleiben wird die Randbemerkung, daß sie im November stattfand. Wir oder zumindest einige von uns feiern sie am 7. November, weil sie an diesem Tage des Jahres 1917 die Diktatur des Proletariats in Rußland einläutete.
Und obwohl Lenin nur wenige Monate später den gregorianischen Kalender auch in Rußland einführte, leitet sich der Name Oktoberrevolution von ihrem julianischen Datum 25.10.1917 ab. Man mag darin eine Differenz von 13 Tagen sehen, genau genommen ist es aber der gleiche Tag, der gregorianisch um 13 Tage höher bezeichnet wird. [1] Und nun höre ich schon die Geschichtskundigen, die um Papst Gregor XIII wissen, der im Jahre 1582 auf Donnerstag, den 04.10. Freitag, den 15.10. folgen ließ, was nur 10 Tage mehr sind. Doch bis zur Oktoberrevolution war gregorianisch bereits der 29. Februar der Jahre 1700, 1800 und 1900 entfallen.
Das führt mich auf die allgemeine Frage, wann denn Jahrestage zu feiern sind. Gewiß nicht nach 12 Monaten zu 29 bzw. 30 Tagen. [2] Eher dann, wenn sich möglichst ohne zwischenliegende Reform in einem Solarkalender das Datum wiederholt, also Tages- und Monatszahl gleich sind. [3] Wir haben 500 Jahre Reformation wie immer zu Halloween am 31. Oktober gefeiert, nicht am 10. November, weil wir den abendländischen Kalender mit seinen im Oktober 1582 fehlenden 10 Tagen verwenden, zumal Historiker sich mehr für ein formales, oftmals regionales Datum interessieren als für genaue Zeitspannen.
[1] Es ist im Prinzip wie mit dem Übergang zur Sommerzeit. Am letzten Sonntag im März wird 2 Uhr MEZ durch 3 OEZ ersetzt. Man könnte meinen, es fehle eine Stunde bis zur Tagesschau, doch in Wirklichkeit wird sie nur eine Stunde früher gesendet.
[2] Nach dem islamischen Kalender fällt die Oktoberrevolution auf den 21. Muharram 1336. Die Moslems hätten 100 Jahre also am 21.01.1436 AH, dem 15. November 2014 feiern können.
[3] Wer am 29. Februar geboren wurde, feiert in Normaljahren juristisch korrekt am 1. März. Wie aber steht es um den 30. Dhu l-Hiddscha oder den doppelten Adar?
Schalttag | Reformationstag | Sommerzeit
Und obwohl Lenin nur wenige Monate später den gregorianischen Kalender auch in Rußland einführte, leitet sich der Name Oktoberrevolution von ihrem julianischen Datum 25.10.1917 ab. Man mag darin eine Differenz von 13 Tagen sehen, genau genommen ist es aber der gleiche Tag, der gregorianisch um 13 Tage höher bezeichnet wird. [1] Und nun höre ich schon die Geschichtskundigen, die um Papst Gregor XIII wissen, der im Jahre 1582 auf Donnerstag, den 04.10. Freitag, den 15.10. folgen ließ, was nur 10 Tage mehr sind. Doch bis zur Oktoberrevolution war gregorianisch bereits der 29. Februar der Jahre 1700, 1800 und 1900 entfallen.
Das führt mich auf die allgemeine Frage, wann denn Jahrestage zu feiern sind. Gewiß nicht nach 12 Monaten zu 29 bzw. 30 Tagen. [2] Eher dann, wenn sich möglichst ohne zwischenliegende Reform in einem Solarkalender das Datum wiederholt, also Tages- und Monatszahl gleich sind. [3] Wir haben 500 Jahre Reformation wie immer zu Halloween am 31. Oktober gefeiert, nicht am 10. November, weil wir den abendländischen Kalender mit seinen im Oktober 1582 fehlenden 10 Tagen verwenden, zumal Historiker sich mehr für ein formales, oftmals regionales Datum interessieren als für genaue Zeitspannen.
[1] Es ist im Prinzip wie mit dem Übergang zur Sommerzeit. Am letzten Sonntag im März wird 2 Uhr MEZ durch 3 OEZ ersetzt. Man könnte meinen, es fehle eine Stunde bis zur Tagesschau, doch in Wirklichkeit wird sie nur eine Stunde früher gesendet.
[2] Nach dem islamischen Kalender fällt die Oktoberrevolution auf den 21. Muharram 1336. Die Moslems hätten 100 Jahre also am 21.01.1436 AH, dem 15. November 2014 feiern können.
[3] Wer am 29. Februar geboren wurde, feiert in Normaljahren juristisch korrekt am 1. März. Wie aber steht es um den 30. Dhu l-Hiddscha oder den doppelten Adar?
Schalttag | Reformationstag | Sommerzeit
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Dagen-H
wuerg, 05.11.2017 18:02
Über die 500 Jahre Reformation habe ich die 50 Jahre Dagen-H übersehen. Am 3. September des Jahres 1967 stand in Schweden für zehn Minuten der Verkehr still, damit alle von der linken Seite auf die rechte (H wie höger) wechseln konnten. In den Folgetagen gab es keine Verkehrstoten und weniger Unfälle, doch normalisierte sich das bald, denn der Mensch wechselt schnell die Seite. Beeindruckender ist der Aufwand im Vorfeld. Ampeln waren zu installieren, Verkehrszeichen neu zu plazieren, Autoscheinwerfer einzustellen. Polizisten hatten zuvor Rechtsverkehr geübt, Busse erhielten Türen auf der rechten Seite oder wurden in britische Kolonien verkauft.
Ein Blick auf die Weltkarte zeigt, daß nur noch wenige Länder Linksverkehr betreiben. Neben Großbritanien im wesentlichen noch Australien, Indien und Teile Süd- und Westafrikas. Und natürlich ein kleines Gebiet der USA, die amerikanischen Jungferninseln, obgleich die Genfer Vereinbarung landesweite Einheitlichkeit vorsieht.
Eine kurze Wiederholung der vermuteten geschichtlichen Entwicklung: Die meisten Menschen sind Rechtshänder. Das Schwert steckte links in seiner Scheide, um rechts zuschlagen zu können. Und so ist es besser, den anderen, in dem damals noch der schlechtere vermutet werden durfte, rechts vorbeiziehen zu lassen. Außerdem kann man links von Schwert und Gegenverkehr unbehindert auf sein Pferd steigen. So gesehen ist der rechtshändige Mensch für den Linksverkehr gemacht. [1]
In dieser frühen und von Sexismus freien Zeit schlackerte der Mann nicht mit seinem Schwert den Frauen zwischen den Beinen. Er ging links und möglichst auf der rechten Straßenseite, um das schwache Geschlecht vor dem Straßenverkehr zu schützen, der nicht erst in der Neuzeit gefährlich wurde, weshalb auch das gemeine Fußvolk schon damals gegen die Fahrtrichtung, also auf der rechten Seite lief. [2]
Mit der französischen Revolution mußten sich alle der Mehrheit anpassen und nicht nur rechts laufen, sondern auch fahren. Das kam dem Linkshänder Napoleon gelegen, der den Rechtsverkehr auf weite Teile Europas ausdehnte, auf England aber leider nicht. Den kontinentalen Rest erledigte dann Adolf Hitler.
Das metrische System war den Amerikanern zu französisch, der Rechtsverkehr offensichtlich nicht, denn auf dem Weg gen Westen saßen die Rechtshänder auf dem linken Pferd oder links auf dem Kutschbock, um die Peitsche rechts führen zu können. Gegenverkehr von links war dann angenehmer.
Nun gibt es heute nur noch wenige Kutschen, doch das Lenkrad weiterhin Richtung Straßenmitte. Das mag einem wie Gewohnheit vorkommen, doch Irland machte mir klar, daß es besser ist. Wenn man auf einer engen irischen Straße links eine Steinmauer hat und rechts ein Lastwagen entgegenkommt, dann ist man für die Rechtslenkung des Mietwagens dankbar. Mir hat das Spaß gemacht.
Auch wenn die Freude an der Andersartikeit dann wegfiele, ist eine weltweite Vereinheitlichung von Vorteil. Und so regelt die Genfer Vereinbarung auch viele Details des Straßenverkehrs. Insbesondere muß jedes Fahrzeug einen Führer haben. Wahrscheinlich darf das in Zukunft auch ein Computer sein. Und der vertauscht spielend die Seiten. So befördert der Fortschritt das Überleben der Andersartikeit, die kulturelle Vielfalt, die Buntigkeit der Welt.
Könnte man kostenfrei alles auf einen Schlag vereinheitlichen, wäre der Linksverkehr von Vorteil, weil er weniger Unfälle produziert. Das ist wohl nicht dem linkshändigen Schaltknüppel zu verdanken, nicht der Rechtsfüßigkeit, da das Gaspedal immer rechts ist, und auch nicht der Fahrertür, die zur Straßenmitte zeigen sollte. [3] Eher liegt es daran, daß der Mensch immer noch die Zügel in der rechten Hand von links auf sein Pferd steigt. Und im Linksverkehr hat der Fahrradfahrer den Bürgersteig links. [4]
Meiner Meinung nach darf es einem Menschen durchaus zugemutet werden, links und rechts zu vertauschen. Man sollte auch Buchrücken lesen können, die von unten nach oben beschriftet sind, und wissen, daß im Regal die Seitennummern von rechts nach links laufen, weshalb der Bücherwurm sich vom Beginn bis zum Ende eines Lexikon den ersten und den letzten Band sparen kann. Vielleicht würden Schriftsetzer gespiegelt von rechts nach links lesen, wenn es wegen der Gravitation nicht besser wäre von unten nach oben zu setzen, also auf dem Kopf von links nach rechts zu lesen.
Weniger zufrieden mit der Links-Rechts-Vertauschung bin ich aber, wenn jeder meint, selbst entscheiden zu können, welche Straßenseite er heute benutzt und weder rechts vor links noch keep left beachtet, sondern auf sein dickeres Auto oder sein höheres Kastenzeichen vertraut. Ich bin ein Freund der Vereinheitlichung, der Standardisierung, der Normierung, der Klarheit, der Gleichbehandlung, der Gerechtigkeit, ein Anhänger von Regel und Ausnahme, von Normalität und Abweichung.
Und wenn es um Abweichungen und Rückständigkeiten geht, dann fällt immer wieder ein Band von Ost nach West auf. Zumeist dabei sind die Staaten von Arabien über Indien bis Indonesien. Durch Afrika zieht es sich entlang des Mittelmeeres oder über die Ostküste. Im Westen strahlt es gerne in die USA aus, und im Osten nach Australien, China oder Japan. Manchmal sind nur klägliche Reste geblieben wie beim Linksverkehr oder dem metrischen System. Aber es gibt ja auch noch Stromnetze, Monarchien, Todesstrafe, lateinische Schrift, Kalender, Alphabetisierung und vieles andere mehr.
[1] Das ist kein Othering des Linkshänders, er ist auch kein gesellschaftliches Konstrukt. Es ist eine Asymmetrie, denn auch der linkshändige Tischtennisspieler bevorzugt rechtshändige Gegner.
[2] Die rechte Seite für Frauen oder Höhergestellte könnte man überdenken. Immer mehr schwertlose Männer haben gerne den rechten Schlagarm frei.
[3] Für die Schweden war der Rechtsverkehr sicherer, da ihre Autos vorwiegend links gelenkt wurden.
[4] Es gibt Scheren für Linkshänder. Doch warum haben Fahrräder die Kette immer rechts und den Lenker vorne?
Ein Blick auf die Weltkarte zeigt, daß nur noch wenige Länder Linksverkehr betreiben. Neben Großbritanien im wesentlichen noch Australien, Indien und Teile Süd- und Westafrikas. Und natürlich ein kleines Gebiet der USA, die amerikanischen Jungferninseln, obgleich die Genfer Vereinbarung landesweite Einheitlichkeit vorsieht.
Eine kurze Wiederholung der vermuteten geschichtlichen Entwicklung: Die meisten Menschen sind Rechtshänder. Das Schwert steckte links in seiner Scheide, um rechts zuschlagen zu können. Und so ist es besser, den anderen, in dem damals noch der schlechtere vermutet werden durfte, rechts vorbeiziehen zu lassen. Außerdem kann man links von Schwert und Gegenverkehr unbehindert auf sein Pferd steigen. So gesehen ist der rechtshändige Mensch für den Linksverkehr gemacht. [1]
In dieser frühen und von Sexismus freien Zeit schlackerte der Mann nicht mit seinem Schwert den Frauen zwischen den Beinen. Er ging links und möglichst auf der rechten Straßenseite, um das schwache Geschlecht vor dem Straßenverkehr zu schützen, der nicht erst in der Neuzeit gefährlich wurde, weshalb auch das gemeine Fußvolk schon damals gegen die Fahrtrichtung, also auf der rechten Seite lief. [2]
Mit der französischen Revolution mußten sich alle der Mehrheit anpassen und nicht nur rechts laufen, sondern auch fahren. Das kam dem Linkshänder Napoleon gelegen, der den Rechtsverkehr auf weite Teile Europas ausdehnte, auf England aber leider nicht. Den kontinentalen Rest erledigte dann Adolf Hitler.
Das metrische System war den Amerikanern zu französisch, der Rechtsverkehr offensichtlich nicht, denn auf dem Weg gen Westen saßen die Rechtshänder auf dem linken Pferd oder links auf dem Kutschbock, um die Peitsche rechts führen zu können. Gegenverkehr von links war dann angenehmer.
Nun gibt es heute nur noch wenige Kutschen, doch das Lenkrad weiterhin Richtung Straßenmitte. Das mag einem wie Gewohnheit vorkommen, doch Irland machte mir klar, daß es besser ist. Wenn man auf einer engen irischen Straße links eine Steinmauer hat und rechts ein Lastwagen entgegenkommt, dann ist man für die Rechtslenkung des Mietwagens dankbar. Mir hat das Spaß gemacht.
Auch wenn die Freude an der Andersartikeit dann wegfiele, ist eine weltweite Vereinheitlichung von Vorteil. Und so regelt die Genfer Vereinbarung auch viele Details des Straßenverkehrs. Insbesondere muß jedes Fahrzeug einen Führer haben. Wahrscheinlich darf das in Zukunft auch ein Computer sein. Und der vertauscht spielend die Seiten. So befördert der Fortschritt das Überleben der Andersartikeit, die kulturelle Vielfalt, die Buntigkeit der Welt.
Könnte man kostenfrei alles auf einen Schlag vereinheitlichen, wäre der Linksverkehr von Vorteil, weil er weniger Unfälle produziert. Das ist wohl nicht dem linkshändigen Schaltknüppel zu verdanken, nicht der Rechtsfüßigkeit, da das Gaspedal immer rechts ist, und auch nicht der Fahrertür, die zur Straßenmitte zeigen sollte. [3] Eher liegt es daran, daß der Mensch immer noch die Zügel in der rechten Hand von links auf sein Pferd steigt. Und im Linksverkehr hat der Fahrradfahrer den Bürgersteig links. [4]
Meiner Meinung nach darf es einem Menschen durchaus zugemutet werden, links und rechts zu vertauschen. Man sollte auch Buchrücken lesen können, die von unten nach oben beschriftet sind, und wissen, daß im Regal die Seitennummern von rechts nach links laufen, weshalb der Bücherwurm sich vom Beginn bis zum Ende eines Lexikon den ersten und den letzten Band sparen kann. Vielleicht würden Schriftsetzer gespiegelt von rechts nach links lesen, wenn es wegen der Gravitation nicht besser wäre von unten nach oben zu setzen, also auf dem Kopf von links nach rechts zu lesen.
Weniger zufrieden mit der Links-Rechts-Vertauschung bin ich aber, wenn jeder meint, selbst entscheiden zu können, welche Straßenseite er heute benutzt und weder rechts vor links noch keep left beachtet, sondern auf sein dickeres Auto oder sein höheres Kastenzeichen vertraut. Ich bin ein Freund der Vereinheitlichung, der Standardisierung, der Normierung, der Klarheit, der Gleichbehandlung, der Gerechtigkeit, ein Anhänger von Regel und Ausnahme, von Normalität und Abweichung.
Und wenn es um Abweichungen und Rückständigkeiten geht, dann fällt immer wieder ein Band von Ost nach West auf. Zumeist dabei sind die Staaten von Arabien über Indien bis Indonesien. Durch Afrika zieht es sich entlang des Mittelmeeres oder über die Ostküste. Im Westen strahlt es gerne in die USA aus, und im Osten nach Australien, China oder Japan. Manchmal sind nur klägliche Reste geblieben wie beim Linksverkehr oder dem metrischen System. Aber es gibt ja auch noch Stromnetze, Monarchien, Todesstrafe, lateinische Schrift, Kalender, Alphabetisierung und vieles andere mehr.
[1] Das ist kein Othering des Linkshänders, er ist auch kein gesellschaftliches Konstrukt. Es ist eine Asymmetrie, denn auch der linkshändige Tischtennisspieler bevorzugt rechtshändige Gegner.
[2] Die rechte Seite für Frauen oder Höhergestellte könnte man überdenken. Immer mehr schwertlose Männer haben gerne den rechten Schlagarm frei.
[3] Für die Schweden war der Rechtsverkehr sicherer, da ihre Autos vorwiegend links gelenkt wurden.
[4] Es gibt Scheren für Linkshänder. Doch warum haben Fahrräder die Kette immer rechts und den Lenker vorne?
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