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Oktoberrevolution
wuerg, 07.11.2017 20:24
Heute wird man in unserem Teil der Google-Welt mit einem thailändischen Gericht namens Phat Thai konfrontiert, zu dem ich nicht herausfinden konnte, warum es nicht auch an einem anderen Tag hätte verwurstelt werden können. War es ein 7. November, an dem es zur Verwertung von Reisresten zum thailändischen Nationalgericht erklärt wurde? Normalerweise beachte ich die Google-Doodle nicht, doch heute hatte ich mit der Oktoberrevolution gerechnet. Man mag zu ihr stehen wie man will, es sind nun einmal 100 Jahre. Und für ewig bleiben wird die Randbemerkung, daß sie im November stattfand. Wir oder zumindest einige von uns feiern sie am 7. November, weil sie an diesem Tage des Jahres 1917 die Diktatur des Proletariats in Rußland einläutete.
Und obwohl Lenin nur wenige Monate später den gregorianischen Kalender auch in Rußland einführte, leitet sich der Name Oktoberrevolution von ihrem julianischen Datum 25.10.1917 ab. Man mag darin eine Differenz von 13 Tagen sehen, genau genommen ist es aber der gleiche Tag, der gregorianisch um 13 Tage höher bezeichnet wird. [1] Und nun höre ich schon die Geschichtskundigen, die um Papst Gregor XIII wissen, der im Jahre 1582 auf Donnerstag, den 04.10. Freitag, den 15.10. folgen ließ, was nur 10 Tage mehr sind. Doch bis zur Oktoberrevolution war gregorianisch bereits der 29. Februar der Jahre 1700, 1800 und 1900 entfallen.
Das führt mich auf die allgemeine Frage, wann denn Jahrestage zu feiern sind. Gewiß nicht nach 12 Monaten zu 29 bzw. 30 Tagen. [2] Eher dann, wenn sich möglichst ohne zwischenliegende Reform in einem Solarkalender das Datum wiederholt, also Tages- und Monatszahl gleich sind. [3] Wir haben 500 Jahre Reformation wie immer zu Halloween am 31. Oktober gefeiert, nicht am 10. November, weil wir den abendländischen Kalender mit seinen im Oktober 1582 fehlenden 10 Tagen verwenden, zumal Historiker sich mehr für ein formales, oftmals regionales Datum interessieren als für genaue Zeitspannen.
[1] Es ist im Prinzip wie mit dem Übergang zur Sommerzeit. Am letzten Sonntag im März wird 2 Uhr MEZ durch 3 OEZ ersetzt. Man könnte meinen, es fehle eine Stunde bis zur Tagesschau, doch in Wirklichkeit wird sie nur eine Stunde früher gesendet.
[2] Nach dem islamischen Kalender fällt die Oktoberrevolution auf den 21. Muharram 1336. Die Moslems hätten 100 Jahre also am 21.01.1436 AH, dem 15. November 2014 feiern können.
[3] Wer am 29. Februar geboren wurde, feiert in Normaljahren juristisch korrekt am 1. März. Wie aber steht es um den 30. Dhu l-Hiddscha oder den doppelten Adar?
Schalttag | Reformationstag | Sommerzeit
Und obwohl Lenin nur wenige Monate später den gregorianischen Kalender auch in Rußland einführte, leitet sich der Name Oktoberrevolution von ihrem julianischen Datum 25.10.1917 ab. Man mag darin eine Differenz von 13 Tagen sehen, genau genommen ist es aber der gleiche Tag, der gregorianisch um 13 Tage höher bezeichnet wird. [1] Und nun höre ich schon die Geschichtskundigen, die um Papst Gregor XIII wissen, der im Jahre 1582 auf Donnerstag, den 04.10. Freitag, den 15.10. folgen ließ, was nur 10 Tage mehr sind. Doch bis zur Oktoberrevolution war gregorianisch bereits der 29. Februar der Jahre 1700, 1800 und 1900 entfallen.
Das führt mich auf die allgemeine Frage, wann denn Jahrestage zu feiern sind. Gewiß nicht nach 12 Monaten zu 29 bzw. 30 Tagen. [2] Eher dann, wenn sich möglichst ohne zwischenliegende Reform in einem Solarkalender das Datum wiederholt, also Tages- und Monatszahl gleich sind. [3] Wir haben 500 Jahre Reformation wie immer zu Halloween am 31. Oktober gefeiert, nicht am 10. November, weil wir den abendländischen Kalender mit seinen im Oktober 1582 fehlenden 10 Tagen verwenden, zumal Historiker sich mehr für ein formales, oftmals regionales Datum interessieren als für genaue Zeitspannen.
[1] Es ist im Prinzip wie mit dem Übergang zur Sommerzeit. Am letzten Sonntag im März wird 2 Uhr MEZ durch 3 OEZ ersetzt. Man könnte meinen, es fehle eine Stunde bis zur Tagesschau, doch in Wirklichkeit wird sie nur eine Stunde früher gesendet.
[2] Nach dem islamischen Kalender fällt die Oktoberrevolution auf den 21. Muharram 1336. Die Moslems hätten 100 Jahre also am 21.01.1436 AH, dem 15. November 2014 feiern können.
[3] Wer am 29. Februar geboren wurde, feiert in Normaljahren juristisch korrekt am 1. März. Wie aber steht es um den 30. Dhu l-Hiddscha oder den doppelten Adar?
Schalttag | Reformationstag | Sommerzeit
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Dagen-H
wuerg, 05.11.2017 18:02
Über die 500 Jahre Reformation habe ich die 50 Jahre Dagen-H übersehen. Am 3. September des Jahres 1967 stand in Schweden für zehn Minuten der Verkehr still, damit alle von der linken Seite auf die rechte (H wie höger) wechseln konnten. In den Folgetagen gab es keine Verkehrstoten und weniger Unfälle, doch normalisierte sich das bald, denn der Mensch wechselt schnell die Seite. Beeindruckender ist der Aufwand im Vorfeld. Ampeln waren zu installieren, Verkehrszeichen neu zu plazieren, Autoscheinwerfer einzustellen. Polizisten hatten zuvor Rechtsverkehr geübt, Busse erhielten Türen auf der rechten Seite oder wurden in britische Kolonien verkauft.
Ein Blick auf die Weltkarte zeigt, daß nur noch wenige Länder Linksverkehr betreiben. Neben Großbritanien im wesentlichen noch Australien, Indien und Teile Süd- und Westafrikas. Und natürlich ein kleines Gebiet der USA, die amerikanischen Jungferninseln, obgleich die Genfer Vereinbarung landesweite Einheitlichkeit vorsieht.
Eine kurze Wiederholung der vermuteten geschichtlichen Entwicklung: Die meisten Menschen sind Rechtshänder. Das Schwert steckte links in seiner Scheide, um rechts zuschlagen zu können. Und so ist es besser, den anderen, in dem damals noch der schlechtere vermutet werden durfte, rechts vorbeiziehen zu lassen. Außerdem kann man links von Schwert und Gegenverkehr unbehindert auf sein Pferd steigen. So gesehen ist der rechtshändige Mensch für den Linksverkehr gemacht. [1]
In dieser frühen und von Sexismus freien Zeit schlackerte der Mann nicht mit seinem Schwert den Frauen zwischen den Beinen. Er ging links und möglichst auf der rechten Straßenseite, um das schwache Geschlecht vor dem Straßenverkehr zu schützen, der nicht erst in der Neuzeit gefährlich wurde, weshalb auch das gemeine Fußvolk schon damals gegen die Fahrtrichtung, also auf der rechten Seite lief. [2]
Mit der französischen Revolution mußten sich alle der Mehrheit anpassen und nicht nur rechts laufen, sondern auch fahren. Das kam dem Linkshänder Napoleon gelegen, der den Rechtsverkehr auf weite Teile Europas ausdehnte, auf England aber leider nicht. Den kontinentalen Rest erledigte dann Adolf Hitler.
Das metrische System war den Amerikanern zu französisch, der Rechtsverkehr offensichtlich nicht, denn auf dem Weg gen Westen saßen die Rechtshänder auf dem linken Pferd oder links auf dem Kutschbock, um die Peitsche rechts führen zu können. Gegenverkehr von links war dann angenehmer.
Nun gibt es heute nur noch wenige Kutschen, doch das Lenkrad weiterhin Richtung Straßenmitte. Das mag einem wie Gewohnheit vorkommen, doch Irland machte mir klar, daß es besser ist. Wenn man auf einer engen irischen Straße links eine Steinmauer hat und rechts ein Lastwagen entgegenkommt, dann ist man für die Rechtslenkung des Mietwagens dankbar. Mir hat das Spaß gemacht.
Auch wenn die Freude an der Andersartikeit dann wegfiele, ist eine weltweite Vereinheitlichung von Vorteil. Und so regelt die Genfer Vereinbarung auch viele Details des Straßenverkehrs. Insbesondere muß jedes Fahrzeug einen Führer haben. Wahrscheinlich darf das in Zukunft auch ein Computer sein. Und der vertauscht spielend die Seiten. So befördert der Fortschritt das Überleben der Andersartikeit, die kulturelle Vielfalt, die Buntigkeit der Welt.
Könnte man kostenfrei alles auf einen Schlag vereinheitlichen, wäre der Linksverkehr von Vorteil, weil er weniger Unfälle produziert. Das ist wohl nicht dem linkshändigen Schaltknüppel zu verdanken, nicht der Rechtsfüßigkeit, da das Gaspedal immer rechts ist, und auch nicht der Fahrertür, die zur Straßenmitte zeigen sollte. [3] Eher liegt es daran, daß der Mensch immer noch die Zügel in der rechten Hand von links auf sein Pferd steigt. Und im Linksverkehr hat der Fahrradfahrer den Bürgersteig links. [4]
Meiner Meinung nach darf es einem Menschen durchaus zugemutet werden, links und rechts zu vertauschen. Man sollte auch Buchrücken lesen können, die von unten nach oben beschriftet sind, und wissen, daß im Regal die Seitennummern von rechts nach links laufen, weshalb der Bücherwurm sich vom Beginn bis zum Ende eines Lexikon den ersten und den letzten Band sparen kann. Vielleicht würden Schriftsetzer gespiegelt von rechts nach links lesen, wenn es wegen der Gravitation nicht besser wäre von unten nach oben zu setzen, also auf dem Kopf von links nach rechts zu lesen.
Weniger zufrieden mit der Links-Rechts-Vertauschung bin ich aber, wenn jeder meint, selbst entscheiden zu können, welche Straßenseite er heute benutzt und weder rechts vor links noch keep left beachtet, sondern auf sein dickeres Auto oder sein höheres Kastenzeichen vertraut. Ich bin ein Freund der Vereinheitlichung, der Standardisierung, der Normierung, der Klarheit, der Gleichbehandlung, der Gerechtigkeit, ein Anhänger von Regel und Ausnahme, von Normalität und Abweichung.
Und wenn es um Abweichungen und Rückständigkeiten geht, dann fällt immer wieder ein Band von Ost nach West auf. Zumeist dabei sind die Staaten von Arabien über Indien bis Indonesien. Durch Afrika zieht es sich entlang des Mittelmeeres oder über die Ostküste. Im Westen strahlt es gerne in die USA aus, und im Osten nach Australien, China oder Japan. Manchmal sind nur klägliche Reste geblieben wie beim Linksverkehr oder dem metrischen System. Aber es gibt ja auch noch Stromnetze, Monarchien, Todesstrafe, lateinische Schrift, Kalender, Alphabetisierung und vieles andere mehr.
[1] Das ist kein Othering des Linkshänders, er ist auch kein gesellschaftliches Konstrukt. Es ist eine Asymmetrie, denn auch der linkshändige Tischtennisspieler bevorzugt rechtshändige Gegner.
[2] Die rechte Seite für Frauen oder Höhergestellte könnte man überdenken. Immer mehr schwertlose Männer haben gerne den rechten Schlagarm frei.
[3] Für die Schweden war der Rechtsverkehr sicherer, da ihre Autos vorwiegend links gelenkt wurden.
[4] Es gibt Scheren für Linkshänder. Doch warum haben Fahrräder die Kette immer rechts und den Lenker vorne?
Ein Blick auf die Weltkarte zeigt, daß nur noch wenige Länder Linksverkehr betreiben. Neben Großbritanien im wesentlichen noch Australien, Indien und Teile Süd- und Westafrikas. Und natürlich ein kleines Gebiet der USA, die amerikanischen Jungferninseln, obgleich die Genfer Vereinbarung landesweite Einheitlichkeit vorsieht.
Eine kurze Wiederholung der vermuteten geschichtlichen Entwicklung: Die meisten Menschen sind Rechtshänder. Das Schwert steckte links in seiner Scheide, um rechts zuschlagen zu können. Und so ist es besser, den anderen, in dem damals noch der schlechtere vermutet werden durfte, rechts vorbeiziehen zu lassen. Außerdem kann man links von Schwert und Gegenverkehr unbehindert auf sein Pferd steigen. So gesehen ist der rechtshändige Mensch für den Linksverkehr gemacht. [1]
In dieser frühen und von Sexismus freien Zeit schlackerte der Mann nicht mit seinem Schwert den Frauen zwischen den Beinen. Er ging links und möglichst auf der rechten Straßenseite, um das schwache Geschlecht vor dem Straßenverkehr zu schützen, der nicht erst in der Neuzeit gefährlich wurde, weshalb auch das gemeine Fußvolk schon damals gegen die Fahrtrichtung, also auf der rechten Seite lief. [2]
Mit der französischen Revolution mußten sich alle der Mehrheit anpassen und nicht nur rechts laufen, sondern auch fahren. Das kam dem Linkshänder Napoleon gelegen, der den Rechtsverkehr auf weite Teile Europas ausdehnte, auf England aber leider nicht. Den kontinentalen Rest erledigte dann Adolf Hitler.
Das metrische System war den Amerikanern zu französisch, der Rechtsverkehr offensichtlich nicht, denn auf dem Weg gen Westen saßen die Rechtshänder auf dem linken Pferd oder links auf dem Kutschbock, um die Peitsche rechts führen zu können. Gegenverkehr von links war dann angenehmer.
Nun gibt es heute nur noch wenige Kutschen, doch das Lenkrad weiterhin Richtung Straßenmitte. Das mag einem wie Gewohnheit vorkommen, doch Irland machte mir klar, daß es besser ist. Wenn man auf einer engen irischen Straße links eine Steinmauer hat und rechts ein Lastwagen entgegenkommt, dann ist man für die Rechtslenkung des Mietwagens dankbar. Mir hat das Spaß gemacht.
Auch wenn die Freude an der Andersartikeit dann wegfiele, ist eine weltweite Vereinheitlichung von Vorteil. Und so regelt die Genfer Vereinbarung auch viele Details des Straßenverkehrs. Insbesondere muß jedes Fahrzeug einen Führer haben. Wahrscheinlich darf das in Zukunft auch ein Computer sein. Und der vertauscht spielend die Seiten. So befördert der Fortschritt das Überleben der Andersartikeit, die kulturelle Vielfalt, die Buntigkeit der Welt.
Könnte man kostenfrei alles auf einen Schlag vereinheitlichen, wäre der Linksverkehr von Vorteil, weil er weniger Unfälle produziert. Das ist wohl nicht dem linkshändigen Schaltknüppel zu verdanken, nicht der Rechtsfüßigkeit, da das Gaspedal immer rechts ist, und auch nicht der Fahrertür, die zur Straßenmitte zeigen sollte. [3] Eher liegt es daran, daß der Mensch immer noch die Zügel in der rechten Hand von links auf sein Pferd steigt. Und im Linksverkehr hat der Fahrradfahrer den Bürgersteig links. [4]
Meiner Meinung nach darf es einem Menschen durchaus zugemutet werden, links und rechts zu vertauschen. Man sollte auch Buchrücken lesen können, die von unten nach oben beschriftet sind, und wissen, daß im Regal die Seitennummern von rechts nach links laufen, weshalb der Bücherwurm sich vom Beginn bis zum Ende eines Lexikon den ersten und den letzten Band sparen kann. Vielleicht würden Schriftsetzer gespiegelt von rechts nach links lesen, wenn es wegen der Gravitation nicht besser wäre von unten nach oben zu setzen, also auf dem Kopf von links nach rechts zu lesen.
Weniger zufrieden mit der Links-Rechts-Vertauschung bin ich aber, wenn jeder meint, selbst entscheiden zu können, welche Straßenseite er heute benutzt und weder rechts vor links noch keep left beachtet, sondern auf sein dickeres Auto oder sein höheres Kastenzeichen vertraut. Ich bin ein Freund der Vereinheitlichung, der Standardisierung, der Normierung, der Klarheit, der Gleichbehandlung, der Gerechtigkeit, ein Anhänger von Regel und Ausnahme, von Normalität und Abweichung.
Und wenn es um Abweichungen und Rückständigkeiten geht, dann fällt immer wieder ein Band von Ost nach West auf. Zumeist dabei sind die Staaten von Arabien über Indien bis Indonesien. Durch Afrika zieht es sich entlang des Mittelmeeres oder über die Ostküste. Im Westen strahlt es gerne in die USA aus, und im Osten nach Australien, China oder Japan. Manchmal sind nur klägliche Reste geblieben wie beim Linksverkehr oder dem metrischen System. Aber es gibt ja auch noch Stromnetze, Monarchien, Todesstrafe, lateinische Schrift, Kalender, Alphabetisierung und vieles andere mehr.
[1] Das ist kein Othering des Linkshänders, er ist auch kein gesellschaftliches Konstrukt. Es ist eine Asymmetrie, denn auch der linkshändige Tischtennisspieler bevorzugt rechtshändige Gegner.
[2] Die rechte Seite für Frauen oder Höhergestellte könnte man überdenken. Immer mehr schwertlose Männer haben gerne den rechten Schlagarm frei.
[3] Für die Schweden war der Rechtsverkehr sicherer, da ihre Autos vorwiegend links gelenkt wurden.
[4] Es gibt Scheren für Linkshänder. Doch warum haben Fahrräder die Kette immer rechts und den Lenker vorne?
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Reformationstag
wuerg, 01.11.2017 01:32
Die fünfte Hundertjahrfeier des Thesenanschlages durch Martin Luther ist ausnahmsweise für alle arbeitsfrei, und schon ist wieder zu lesen, was unsere Wirtschaft dadurch verliert. In der Vergangenheit hat es mich etwas geärgert, daß der Buß- und Bettag für alle Christen außerhalb Sachsens gestrichen wurde, während die Katholiken und voran die Bayern ihre Feiertage behielten, und man sich jedes Jahr fragen muß, was an Fronleichnam eigentlich gefeiert wird.
Zwischenzeitlich bin ich wie die christlichen Kirchen in Deutschland ebenfalls gegen die Wiedereinführung von christlichen Feiertagen, die von der Bevölkerung so und so nur als arbeitsfrei gesehen werden. Und der Reformationstag für alle wäre nur eine Heiligsprechung von Halloween, dem heidnischen Vorabend von Allerheiligen, was als Feiertag so überflüssig ist wie Fronleichnam und Heilige Drei Könige.
Außerdem ist die Streichung christlicher Feiertage das beste Mittel gegen die Einführung heidnischer Gedenktage. Gerne kann jeder mehrfach im Jahr einen Baum umarmen oder nach einem privaten Mondkalender den Geburtstag des Propheten feiern. Solche Begehrlichkeiten lassen sich leicht abwehren, wenn man die eigenen Privilegien zurücknimmt: Weniger christliche Feiertage, kein Religionsunterricht an Schulen, keine Theologie an staatlichen Universitäten.
Wenn ich es recht bedenke, können auch die Weihnachtsfeiertage, Pfingst- und Ostermontag, Himmelfahrt, Karfreitag sowie der Tag der Deutschen Einheit entfallen, wenn die Arbeitgeber dies finanziell ausgleichen, wie sie auch die Sachsen für ihren Buß- und Bettag zur Kasse gebeten haben. Bleiben können neben dem Kampftag der Arbeiterklasse der Beginn des neuen Jahres und die Feiertage am Sonntag, auch wenn eines Tages kaum einer mehr weiß, woran sie uns erinnern sollen.
Am 31. Oktober 2017 feierten wir den 500. Jahrestag des Thesenanschlages durch Martin Luther, obgleich er am 10. November 1517 stattfand. Proleptisch, denn es gab damals noch keinen gregorianischen Kalender. Historikern sind formale Bezeichnungen wichtiger als wahre Jahreslängen oder tagesgenaue Zeitspannen. Doch etwas Strafe muß sein. Sie sind sich nicht einig. Manchmal sehen sie den Wechsel zum gregorianischen Kalender im Jahre 1582, dann erst mit der länderspezifischen Übernahme. Sinnvoll wäre, grundsätzlich alle Datumsangaben anzupassen, denn für andere Kalender fremder Völker und Religionen muß man ja auch umrechnen.
Schalttag | Oktoberrevolution | Buß- und Bettag | Fronleichnam | Karfreitag
Zwischenzeitlich bin ich wie die christlichen Kirchen in Deutschland ebenfalls gegen die Wiedereinführung von christlichen Feiertagen, die von der Bevölkerung so und so nur als arbeitsfrei gesehen werden. Und der Reformationstag für alle wäre nur eine Heiligsprechung von Halloween, dem heidnischen Vorabend von Allerheiligen, was als Feiertag so überflüssig ist wie Fronleichnam und Heilige Drei Könige.
Außerdem ist die Streichung christlicher Feiertage das beste Mittel gegen die Einführung heidnischer Gedenktage. Gerne kann jeder mehrfach im Jahr einen Baum umarmen oder nach einem privaten Mondkalender den Geburtstag des Propheten feiern. Solche Begehrlichkeiten lassen sich leicht abwehren, wenn man die eigenen Privilegien zurücknimmt: Weniger christliche Feiertage, kein Religionsunterricht an Schulen, keine Theologie an staatlichen Universitäten.
Wenn ich es recht bedenke, können auch die Weihnachtsfeiertage, Pfingst- und Ostermontag, Himmelfahrt, Karfreitag sowie der Tag der Deutschen Einheit entfallen, wenn die Arbeitgeber dies finanziell ausgleichen, wie sie auch die Sachsen für ihren Buß- und Bettag zur Kasse gebeten haben. Bleiben können neben dem Kampftag der Arbeiterklasse der Beginn des neuen Jahres und die Feiertage am Sonntag, auch wenn eines Tages kaum einer mehr weiß, woran sie uns erinnern sollen.
Am 31. Oktober 2017 feierten wir den 500. Jahrestag des Thesenanschlages durch Martin Luther, obgleich er am 10. November 1517 stattfand. Proleptisch, denn es gab damals noch keinen gregorianischen Kalender. Historikern sind formale Bezeichnungen wichtiger als wahre Jahreslängen oder tagesgenaue Zeitspannen. Doch etwas Strafe muß sein. Sie sind sich nicht einig. Manchmal sehen sie den Wechsel zum gregorianischen Kalender im Jahre 1582, dann erst mit der länderspezifischen Übernahme. Sinnvoll wäre, grundsätzlich alle Datumsangaben anzupassen, denn für andere Kalender fremder Völker und Religionen muß man ja auch umrechnen.
Schalttag | Oktoberrevolution | Buß- und Bettag | Fronleichnam | Karfreitag
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Sawsan Chebli
wuerg, 30.10.2017 21:12
Ich finde Jan Böhmermann nicht besonders lustig und habe trotzdem eine Sendung verfolgt. Nach einem langweilgen Dialog mit Zini dem Wuslon der Achtziger Jahre und vor dem öden Sprechgesang gegen Ende in der Mitte ein Gespräch mit Sawsan Chebli von der Berliner SPD, die sagt, sie werde für jung und schön gehalten, womit sie den eigentlichen Grund für die Einladung ausgeplaudert hat. Dabei sei sie sogar älter als Christian Lindner oder gar Jens Spahn. Hart an der Grenze des Face-Shaming! Auch das Zini sah sehr alt aus, ist aber jünger alle alle drei.
Und wie das Leben so spielt, fällt sie mir wenige Tage später erneut auf: Ein Veranstaltungsleiter erkennt sie nicht und überspielt seine Verlegenheit mit der Bemerkung, er habe keine so junge und schöne Frau erwartet. Sie nimmt es nicht als erneute Werbung, nicht als Kompliment, sondern als sexistische Bemerkung, sagt es aber nicht, heuchelt das Gegenteil, gibt so dem armen Mann keine Gelegenheit zur Entschuldigung und tritt alles im Nachgang in der Presse breit.
Sie wollte nur eine Diskussion anstoßen, obgleich die schon längst losgetreten ist. Um von ihr zu profitieren, hat Frau Chebli wohl lange nach einem weißen und männlichen sexistischen Furz gesucht. Und um erneut die Verbindung von Rassismus und Sexismus zu schaffen, an der viele sich gerne abarbeiten: Vielleicht würde sie in ihrer palästinensischen Großfamile, zumindest aber in deren Umkreis fündiger? Oder sind alle bereits voll integriert, frei von Rassismus, Sexismus und Face-Shaming? Dann wäre es Zeit für die Eindeutschung des Namens in Schäbli.
[1] Ferda Ataman: "Tragen Sie doch eine Burka". Spiegel Online, 21.10.2017.
[2] Jost Müller-Neuhof: Ein Staatsamt eignet sich nicht für politische Kampagnen. Der Tagesspiegel, 23.10.2107.
[3] Katja Thorwarth: Wie Sexismus im Alltag funktioniert. Frankfurter Rundschau, 16.10.2017.
[4] Martin Niewendick: Sexismus-Vorfall: DIG wirft Chebli Ungereimtheiten vor. Berliner Morgenpost, 16.10.2017
Me2weihnacht | Mimosen
Und wie das Leben so spielt, fällt sie mir wenige Tage später erneut auf: Ein Veranstaltungsleiter erkennt sie nicht und überspielt seine Verlegenheit mit der Bemerkung, er habe keine so junge und schöne Frau erwartet. Sie nimmt es nicht als erneute Werbung, nicht als Kompliment, sondern als sexistische Bemerkung, sagt es aber nicht, heuchelt das Gegenteil, gibt so dem armen Mann keine Gelegenheit zur Entschuldigung und tritt alles im Nachgang in der Presse breit.
Sie wollte nur eine Diskussion anstoßen, obgleich die schon längst losgetreten ist. Um von ihr zu profitieren, hat Frau Chebli wohl lange nach einem weißen und männlichen sexistischen Furz gesucht. Und um erneut die Verbindung von Rassismus und Sexismus zu schaffen, an der viele sich gerne abarbeiten: Vielleicht würde sie in ihrer palästinensischen Großfamile, zumindest aber in deren Umkreis fündiger? Oder sind alle bereits voll integriert, frei von Rassismus, Sexismus und Face-Shaming? Dann wäre es Zeit für die Eindeutschung des Namens in Schäbli.
[1] Ferda Ataman: "Tragen Sie doch eine Burka". Spiegel Online, 21.10.2017.
[2] Jost Müller-Neuhof: Ein Staatsamt eignet sich nicht für politische Kampagnen. Der Tagesspiegel, 23.10.2107.
[3] Katja Thorwarth: Wie Sexismus im Alltag funktioniert. Frankfurter Rundschau, 16.10.2017.
[4] Martin Niewendick: Sexismus-Vorfall: DIG wirft Chebli Ungereimtheiten vor. Berliner Morgenpost, 16.10.2017
Me2weihnacht | Mimosen
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Biafra, Katalonien, Bayern
wuerg, 28.10.2017 20:22
Wir steuern auf ein Zeitalter unstrukturierter Kleinteiligkeit zu. Das verdanken wir der Automatisierung und einer Unzahl von Menschen mit freien Kapazitäten. Mein geliebtes Schubladendenken ist auf dem Rückzug. Kategorien werden gemieden und geleugnet. Statt großer Rassen gibt es nur noch hunderte von Volksgruppen, deren Sprache und Kultur es zu bewahren gilt, obgleich es für die menschliche Entwicklung recht gleichgültig ist, ob es sie jemals gegeben hat. Was würde die Menschheit missen, wäre Goethe nie geboren worden?
Ich kann mir gerade einmal die fünf Kontinente merken. Hunderte von Staaten und Gebiete sind mir zuviel, vor allem die ständige Übernahme von Eigenbezeichnungen. Demnächst dank Unicode auch noch in fremden Zeichen. In meiner Jugend gab es große Blöcke. Ich dachte, die Kleinstaaterei sei ebenso überwunden wie die Tätowierungen. Doch der moderne Mensch ist unsolidarisch, pflegt seinen Style, seine Musik, seine Sprachverhunzung, sein Arschgeweih. Damit setzt er sich von der Masse ab und formiert sich zu Kleingruppen gleicher Abartigkeit.
Die Zerschlagung des Ostblockes erbrachte viele Staaten und uns deren Probleme. Hinzu kommen die ständigen Befreiungsbewegungen und Unabhängigkeitsbestrebungen. In den sechziger Jahren dachte ich dank der üppigen Berichterstattung, Che Guevara führe einen Befreiungskampf. Ein solcher galt Linken stets als gerechtfertigt. Doch Biafra ließ mich erstmals zweifeln. Dort wollten sich arme Ibo von noch ärmeren Haussa absetzen. Im Ergebnis wären unterdrückte Minderheiten entstanden, die beständig in die Waden beißen, weil sie anderswo die Mehrheit stellen.
Mit den Katalanen ist es nicht anders. Sie wollen kein Geld an Spanien abgeben und einen eigenen Staat, in dem die spanische Bevölkerung und deren Weltsprache zurückgedrängt werden. Eine einvernehmliche Abstimmung in harmonischer Atmosphäre hätte mit 49 Prozent alles beenden können. Doch anfängliches Zuwarten und spätere Härte führten zu 95 Prozent Zustimmung unter den 42 Prozent, die eine Wahlurne erreichten. Es ist nicht davon auszugehen, daß die übrigen zu 80 Prozent dagegen gestimmt hätten.
Damit ist die Unabhängigkeit praktisch besiegelt. Der spanische König hätte gut daran getan, den Abtrünnunen viel Glück in ihrer Republik zu wünschen. Noch besser hätte er abgedankt und ganz Spanien vom Anachronismus der Monarchie befreit. Vielleicht schaffen es ja die anderen Abtrünnigen auf den britischen Inseln, wenn Elisabeth stirbt. Sollte aus der EU einmal etwas werden, dann ist es ziemlich egal, ob es einen Staat mehr oder weniger gibt. Ich könnte mit Bayern in einer funktionierenden EU gut leben.
Das hatte ich vor mehr als einer Woche notiert. Zwischenzeitlich haben sich die Fronten vehärtet. Die Welt entsendet keine Blauhelme und steht pflichtgemäß hinter Spanien, das nach einer Phase der Gesichtswahrung Katalonien in die Unabhängigkeit entlassen kann oder sich auf lange Zeit Konflikte mit einer Region einhandelt, die irgendwann die Gelegenheit ergreifen wird, sich von der Monarchie, dem Zwangskatholizismus, der Arbeitslosigkeit, den Transferleistungen, der Vergreisung und den mit der spanischen Sprache einhergehenden Altlasten zu befreien.
Ich kann mir gerade einmal die fünf Kontinente merken. Hunderte von Staaten und Gebiete sind mir zuviel, vor allem die ständige Übernahme von Eigenbezeichnungen. Demnächst dank Unicode auch noch in fremden Zeichen. In meiner Jugend gab es große Blöcke. Ich dachte, die Kleinstaaterei sei ebenso überwunden wie die Tätowierungen. Doch der moderne Mensch ist unsolidarisch, pflegt seinen Style, seine Musik, seine Sprachverhunzung, sein Arschgeweih. Damit setzt er sich von der Masse ab und formiert sich zu Kleingruppen gleicher Abartigkeit.
Die Zerschlagung des Ostblockes erbrachte viele Staaten und uns deren Probleme. Hinzu kommen die ständigen Befreiungsbewegungen und Unabhängigkeitsbestrebungen. In den sechziger Jahren dachte ich dank der üppigen Berichterstattung, Che Guevara führe einen Befreiungskampf. Ein solcher galt Linken stets als gerechtfertigt. Doch Biafra ließ mich erstmals zweifeln. Dort wollten sich arme Ibo von noch ärmeren Haussa absetzen. Im Ergebnis wären unterdrückte Minderheiten entstanden, die beständig in die Waden beißen, weil sie anderswo die Mehrheit stellen.
Mit den Katalanen ist es nicht anders. Sie wollen kein Geld an Spanien abgeben und einen eigenen Staat, in dem die spanische Bevölkerung und deren Weltsprache zurückgedrängt werden. Eine einvernehmliche Abstimmung in harmonischer Atmosphäre hätte mit 49 Prozent alles beenden können. Doch anfängliches Zuwarten und spätere Härte führten zu 95 Prozent Zustimmung unter den 42 Prozent, die eine Wahlurne erreichten. Es ist nicht davon auszugehen, daß die übrigen zu 80 Prozent dagegen gestimmt hätten.
Damit ist die Unabhängigkeit praktisch besiegelt. Der spanische König hätte gut daran getan, den Abtrünnunen viel Glück in ihrer Republik zu wünschen. Noch besser hätte er abgedankt und ganz Spanien vom Anachronismus der Monarchie befreit. Vielleicht schaffen es ja die anderen Abtrünnigen auf den britischen Inseln, wenn Elisabeth stirbt. Sollte aus der EU einmal etwas werden, dann ist es ziemlich egal, ob es einen Staat mehr oder weniger gibt. Ich könnte mit Bayern in einer funktionierenden EU gut leben.
Das hatte ich vor mehr als einer Woche notiert. Zwischenzeitlich haben sich die Fronten vehärtet. Die Welt entsendet keine Blauhelme und steht pflichtgemäß hinter Spanien, das nach einer Phase der Gesichtswahrung Katalonien in die Unabhängigkeit entlassen kann oder sich auf lange Zeit Konflikte mit einer Region einhandelt, die irgendwann die Gelegenheit ergreifen wird, sich von der Monarchie, dem Zwangskatholizismus, der Arbeitslosigkeit, den Transferleistungen, der Vergreisung und den mit der spanischen Sprache einhergehenden Altlasten zu befreien.
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AfD
wuerg, 25.09.2017 21:28
Deutschland hat östlich seiner geographischen Mitte ein deutliches Geschwür, die AfD-Hochburg in Sachsen. Es strahlt in die ganze Zone aus, aber auch ins katholische Fulda, nach Bayern und selbst Baden-Württemberg. Beschwerdefrei sind im wesentlichen nur das Rhein-Main-Gebiet, das Ruhrgebiet und Norddeutschland, wo Hühner nicht Hennen heißen [1], Ausländer ihr Schuldeutsch wiedererkennen und der Blick weit ist.
Gerne wird anhand der Wählerschichten versucht, die Ursachen für den AfD-Erfolg zu ermitteln. Für mich ist es recht einfach. Jeder fünfzehnte Normal-Bürger nutzte die Gelegenheit, bei der Wahl geheim und ohne die Gefahr einer Belehrung der verordneten Willkommenskultur zu widersprechen. In der DDR war Internationalismus verordnet, weshalb es dort nach 30 Jahren immer noch eine tief verwurzelte Ausländerfeindlichkeit gibt. Die kommt noch oben drauf.
Die SPD kümmert sich um Beamte und Angestellte, vor allem Lehrer. Sie hat die Arbeiterklasse verraten. Die ist nicht fein genug. Arbeiter fahren nicht mit dem Auto zwischen Eigenheim, Büro, Theater und Lieblings-Italiener hin und her, sondern mit Bussen und Bahnen durch die wahre Welt, in der zwar gerne geklagt und geschimpft wird, direkte Beleidigungen aber nur selten vorkommen und manchmal das Wort Nazi enthalten.
Arbeiter zu sein allein reicht nicht für die AfD. Man sollte dazu eine dieser drei Voraussetzungen erfüllen: Zum einen von Natur aus rechtsradikal sein, zum anderen in der Tradition der Ossis stehen oder zum dritten um bescheidenen Wohlstand fürchten. Das erklärt, warum das Geschwür nach Bayern und Baden-Württemberg ausstrahlt, wo auch der einfache Mann zumindest meint, etwas Besseres zu sein. Und glücklicherweise erklärt es auch, warum meine Heimatstadt mit hoher Arbeitslosigkeit nicht über den Bundesdurchschnitt kommt. Sie liegt an der Nordsee.
[1] König, Werner: dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2. Auflage, 1978. Seite 217.
Gerne wird anhand der Wählerschichten versucht, die Ursachen für den AfD-Erfolg zu ermitteln. Für mich ist es recht einfach. Jeder fünfzehnte Normal-Bürger nutzte die Gelegenheit, bei der Wahl geheim und ohne die Gefahr einer Belehrung der verordneten Willkommenskultur zu widersprechen. In der DDR war Internationalismus verordnet, weshalb es dort nach 30 Jahren immer noch eine tief verwurzelte Ausländerfeindlichkeit gibt. Die kommt noch oben drauf.
Die SPD kümmert sich um Beamte und Angestellte, vor allem Lehrer. Sie hat die Arbeiterklasse verraten. Die ist nicht fein genug. Arbeiter fahren nicht mit dem Auto zwischen Eigenheim, Büro, Theater und Lieblings-Italiener hin und her, sondern mit Bussen und Bahnen durch die wahre Welt, in der zwar gerne geklagt und geschimpft wird, direkte Beleidigungen aber nur selten vorkommen und manchmal das Wort Nazi enthalten.
Arbeiter zu sein allein reicht nicht für die AfD. Man sollte dazu eine dieser drei Voraussetzungen erfüllen: Zum einen von Natur aus rechtsradikal sein, zum anderen in der Tradition der Ossis stehen oder zum dritten um bescheidenen Wohlstand fürchten. Das erklärt, warum das Geschwür nach Bayern und Baden-Württemberg ausstrahlt, wo auch der einfache Mann zumindest meint, etwas Besseres zu sein. Und glücklicherweise erklärt es auch, warum meine Heimatstadt mit hoher Arbeitslosigkeit nicht über den Bundesdurchschnitt kommt. Sie liegt an der Nordsee.
[1] König, Werner: dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2. Auflage, 1978. Seite 217.
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20 Prozent
wuerg, 19.09.2017 21:08
Diesmal will ich vor der Wahl eine Prognose abgeben und eine Analyse versuchen, gleichwohl ich angesichts der Lage und der kurzen Zeitspanne dadurch nicht zu einem Propheten werde: Die SPD wird um die 20 Prozent der Stimmen bekommen. Mit einer zwei an der Zehnerstelle werde ich zufrieden sein. Woran liegt das:
Zum einen an den aktiven Mitgliedern, die nicht in der Lage sind, zu Wahlkampfzeiten einmal über ihren Schatten zu springen und ihrem Spitzenkandidaten die Freiheit zu lassen, dem Volke aufs Maul zu schauen und ihnen zu sagen, was sie hören wollen. Diesen Lehrern ist ihre humanduselige Selbstgerechtigkeit wichtiger als eine aktive Gestaltung unseres Gemeinwesens abseits einer undankbaren Juniorpartnerschaft in einer großen Koalition.
Zum anderen an den Flüchtlingen, die im eigenen Land einen Bürgerkrieg losbrachen, aber weder die Welt noch die USA zu einem Eingreifen nötigen konnten, um letztlich in andere Länder einzufallen. Das hat vorhandenen Rechtsradikalismus geweckt und bisher wahlneutrale Ängste bestätigt. Frau Merkel hat den Begrüßungsbonus eingestrichen, die CDU wird dank Annähreung an eine Obergrenze von denen belohnt, die sich zur AfD nicht trauen. Die SPD steht paralysiert daneben.
Ich bedanke mich bei den genannten Gruppen. Keinem werde in hinterherweinen, der zu euphorischen Zeiten mit weltfremden Vorstellungen in meine Partei oder mein Land kam. Ich kann mit dem erwarteten Ergebnis leben. Sollen sie es doch auch!
Zum einen an den aktiven Mitgliedern, die nicht in der Lage sind, zu Wahlkampfzeiten einmal über ihren Schatten zu springen und ihrem Spitzenkandidaten die Freiheit zu lassen, dem Volke aufs Maul zu schauen und ihnen zu sagen, was sie hören wollen. Diesen Lehrern ist ihre humanduselige Selbstgerechtigkeit wichtiger als eine aktive Gestaltung unseres Gemeinwesens abseits einer undankbaren Juniorpartnerschaft in einer großen Koalition.
Zum anderen an den Flüchtlingen, die im eigenen Land einen Bürgerkrieg losbrachen, aber weder die Welt noch die USA zu einem Eingreifen nötigen konnten, um letztlich in andere Länder einzufallen. Das hat vorhandenen Rechtsradikalismus geweckt und bisher wahlneutrale Ängste bestätigt. Frau Merkel hat den Begrüßungsbonus eingestrichen, die CDU wird dank Annähreung an eine Obergrenze von denen belohnt, die sich zur AfD nicht trauen. Die SPD steht paralysiert daneben.
Ich bedanke mich bei den genannten Gruppen. Keinem werde in hinterherweinen, der zu euphorischen Zeiten mit weltfremden Vorstellungen in meine Partei oder mein Land kam. Ich kann mit dem erwarteten Ergebnis leben. Sollen sie es doch auch!
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