Flache Erde
wuerg, 31.12.2017 17:29
Verfolgter, Opfer oder einfach nur Gegner eines verabscheuungswürdigen Systems aus weißen Männern, Rassisten, Schulmedizinern, Juden und Freimaurern zu sein, hat Konjunktur, macht interessant und führt entlang des schmalen Pfades zum ewigen Leben. Zunächst mag man an Feministen und Nordafrikanerinnen denken, doch deutlicher hervor tritt dieser Zeitgeist bei den Flacherdlern.
In der frühen Antike lag es auf der Hand. Die bekannte Welt war nicht sehr groß. Sie maß vielleicht eine Myriade Stadien. Es lag nahe, sie von einem Himmelsgewölbe abgedeckt zu sehen. Das mochte hundertmal größer sein, also etwa 180.000 Kilometer im Durchmesser. Nicht viel im Vergleich zu heute bekannten Entfernungen, doch hoch genug, um selbst nach längeren Fußmärschen keine mit bloßem Auge sichtbaren Verschiebungen am Himmel zu erwarten.
Wer aber etwas Ehrgeiz hatte und Sonnenuhren nicht nur als Dekoration an der Hauswand sah, bemerkte schnell Abweichungen mit dem Ort, die in erster Näherung nur zwei Erklärungen zuließen: Die Sonne scheint nur 35.000 Stadien hoch, oder die Erde ist gekrümmt. In zweiter Näherung blieb nur die zweite Erklärung. Das Bild der gekrümmten, wenn nicht kugelförmigen Erde war geboren.
Es ist ein verbreitetes Märchen, in der Spätantike oder im Mittelalter hätte man die Erde für flach gehalten. Das ist Quatsch. Man meinte nur mehrheitlich, die Erde stünde unbeweglich im Mittelpunkt der Welt. Rund war sie immer, nur schrumpfte sie ständig, um das eigene Reich größer erscheinen zu lassen. Das ist keine Entschuldigung für Kolumbus, so er wirklich annahm, an der indischen Ostküste gelandet zu sein.
Ein paar Spinner haben immer an die flache Erde geglaubt, insbesondere die für Verschwörungen der Nasa, der Juden und der Freimaurer anfälligen Amerikaner. Doch mit Youtube und der sozialen Anerkennung von Abartigkeit breitete sich diese Seuche auch in Deutschland aus, obwohl moderne Flacherdler ein Problem haben: Die Erde ist weitgehend vermessen und recht groß, ein Abgrund am Rande der Welt wurde noch nicht gefunden.
Deshalb sind die Flacherdler gezwungen, den Nordpol als Mitte der Erdscheibe zu sehen, worum sich die Kontinente gruppieren, wie auf dem Emblem der Vereinten Nationen dargestellt. Eigentlich ist der Schwachsinn damit schon augenfällig: Entweder macht man Australien platt oder riesengroß. Aber wer weiß schon, ob die Längen und Flächen des australischen Kontinents nicht gefälscht sind?
Der runde Rand der Welt ist leider nicht zu sehen, denn davor befindet sich die Antarktis. Um einen Nachweis zu verhindern, dürfe der Südpol nicht überflogen werden. Ich würde sagen, dies geschehe zur Sicherheit, um nicht an der Kuppel zu zerschellen. Zur Überprüfung reicht aber ein Schiff: Eine Umrundung der Antarktis auf dem vom Nordpol etwa 17.000 Kilometer entfernten 60. Breitengrad mißt auf der flachen Erde 105.000 Kilometer, das Fünffache der wahren Strecke von 20.000 Kilometern.
Um die Erdkrümmung wegzudiskutieren, muß die Sonne etwa einen Erdradius über der Scheibe stehen. Dort umrunde sie jeden Tag in konstanter Höhe den Nordpol, im Sommer langsamer auf engen, im Winter schneller auf weiten Kreisen, weshalb sie eigentlich nie untergeht. Auch wenn sie einer Straßenlampe gleich nur einen Lichtkegel auf die Erde wirft, wodurch es nachts dunkel wird, dürfte sie trotzdem nicht untergehen, würde also nicht hinter dem Horizont verschwinden, sondern in großer Höhe verlöschen. Doch das ist schon zu weit gedacht, zu wissenschaftlich.
Flacherdler werden nicht müde, alle Möglichkeiten wie die Krümmung der Lichtstrahlen ins Feld zu führen, um Ungereimtheiten wegzudiskutieren. Das gelingt ihnen wie allen Religionen auch bei den Gläubigen, die den Lügnern der Nasa mit ihren gefälschten Weltraumbildern keinen Glauben schenken. Sie unternehmen sogar aufwendige Messungen an Wasserkanälen und riskieren ihr Leben bei Überflügen, die sie für weniger Geld in größerer Höhe buchen könnten.
Spinner aller Art produzieren sich gerne im Internet, insbesondere mit Youtube-Filmchen. Das ruft natürlich Gegner auf den Plan. Manche polemisieren offen, doch einige gehen tatsächlich auf alle "Beweise" für eine flache Erde ein. Ein mühseliges und aussichtsloses Unterfangen. Schwachsinn läßt sich nicht mit Schulwissenschaft beseitigen, er muß rauswachsen. Dafür müssen die Menschen realistischer werden, die Blöden aussondern und dereinst auf der flachen Erde zurücklassen.
Aberglaube | Mimosen
In der frühen Antike lag es auf der Hand. Die bekannte Welt war nicht sehr groß. Sie maß vielleicht eine Myriade Stadien. Es lag nahe, sie von einem Himmelsgewölbe abgedeckt zu sehen. Das mochte hundertmal größer sein, also etwa 180.000 Kilometer im Durchmesser. Nicht viel im Vergleich zu heute bekannten Entfernungen, doch hoch genug, um selbst nach längeren Fußmärschen keine mit bloßem Auge sichtbaren Verschiebungen am Himmel zu erwarten.
Wer aber etwas Ehrgeiz hatte und Sonnenuhren nicht nur als Dekoration an der Hauswand sah, bemerkte schnell Abweichungen mit dem Ort, die in erster Näherung nur zwei Erklärungen zuließen: Die Sonne scheint nur 35.000 Stadien hoch, oder die Erde ist gekrümmt. In zweiter Näherung blieb nur die zweite Erklärung. Das Bild der gekrümmten, wenn nicht kugelförmigen Erde war geboren.
Es ist ein verbreitetes Märchen, in der Spätantike oder im Mittelalter hätte man die Erde für flach gehalten. Das ist Quatsch. Man meinte nur mehrheitlich, die Erde stünde unbeweglich im Mittelpunkt der Welt. Rund war sie immer, nur schrumpfte sie ständig, um das eigene Reich größer erscheinen zu lassen. Das ist keine Entschuldigung für Kolumbus, so er wirklich annahm, an der indischen Ostküste gelandet zu sein.
Ein paar Spinner haben immer an die flache Erde geglaubt, insbesondere die für Verschwörungen der Nasa, der Juden und der Freimaurer anfälligen Amerikaner. Doch mit Youtube und der sozialen Anerkennung von Abartigkeit breitete sich diese Seuche auch in Deutschland aus, obwohl moderne Flacherdler ein Problem haben: Die Erde ist weitgehend vermessen und recht groß, ein Abgrund am Rande der Welt wurde noch nicht gefunden.
Deshalb sind die Flacherdler gezwungen, den Nordpol als Mitte der Erdscheibe zu sehen, worum sich die Kontinente gruppieren, wie auf dem Emblem der Vereinten Nationen dargestellt. Eigentlich ist der Schwachsinn damit schon augenfällig: Entweder macht man Australien platt oder riesengroß. Aber wer weiß schon, ob die Längen und Flächen des australischen Kontinents nicht gefälscht sind?
Der runde Rand der Welt ist leider nicht zu sehen, denn davor befindet sich die Antarktis. Um einen Nachweis zu verhindern, dürfe der Südpol nicht überflogen werden. Ich würde sagen, dies geschehe zur Sicherheit, um nicht an der Kuppel zu zerschellen. Zur Überprüfung reicht aber ein Schiff: Eine Umrundung der Antarktis auf dem vom Nordpol etwa 17.000 Kilometer entfernten 60. Breitengrad mißt auf der flachen Erde 105.000 Kilometer, das Fünffache der wahren Strecke von 20.000 Kilometern.
Um die Erdkrümmung wegzudiskutieren, muß die Sonne etwa einen Erdradius über der Scheibe stehen. Dort umrunde sie jeden Tag in konstanter Höhe den Nordpol, im Sommer langsamer auf engen, im Winter schneller auf weiten Kreisen, weshalb sie eigentlich nie untergeht. Auch wenn sie einer Straßenlampe gleich nur einen Lichtkegel auf die Erde wirft, wodurch es nachts dunkel wird, dürfte sie trotzdem nicht untergehen, würde also nicht hinter dem Horizont verschwinden, sondern in großer Höhe verlöschen. Doch das ist schon zu weit gedacht, zu wissenschaftlich.
Flacherdler werden nicht müde, alle Möglichkeiten wie die Krümmung der Lichtstrahlen ins Feld zu führen, um Ungereimtheiten wegzudiskutieren. Das gelingt ihnen wie allen Religionen auch bei den Gläubigen, die den Lügnern der Nasa mit ihren gefälschten Weltraumbildern keinen Glauben schenken. Sie unternehmen sogar aufwendige Messungen an Wasserkanälen und riskieren ihr Leben bei Überflügen, die sie für weniger Geld in größerer Höhe buchen könnten.
Spinner aller Art produzieren sich gerne im Internet, insbesondere mit Youtube-Filmchen. Das ruft natürlich Gegner auf den Plan. Manche polemisieren offen, doch einige gehen tatsächlich auf alle "Beweise" für eine flache Erde ein. Ein mühseliges und aussichtsloses Unterfangen. Schwachsinn läßt sich nicht mit Schulwissenschaft beseitigen, er muß rauswachsen. Dafür müssen die Menschen realistischer werden, die Blöden aussondern und dereinst auf der flachen Erde zurücklassen.
Aberglaube | Mimosen
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hikikomoriarty,
31.01.2021 16:40
Ich glaube mittlerweile, dass die Mehrheit der FlatEarth-Youtuber nur so tun als ob, um Traffic zu generieren. Die Gegner führen die dann mehr oder weniger unterhaltsam vor und kriegen auch dafür Likes und Abos. Anfangs fand ich das auch ganz lustig, so bizarr, aber nach einiger Zeit ermüdet dieses Schauspiel doch sehr.
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