1 von 25
wuerg, 30.12.2017 17:00
Ich meine vor knapp einem halben Jahrhundert im Spiegel gelesen zu haben, daß einer von 25 homosexuell sei. Das ging wohl auf die von Kinsey genannten vier Prozent zurück. Meine Suche in der allwissenden Müllhalde förderte nur einen Bericht über eine Schwulengruppe zutage, deren Gründungsflugblatt aus dem Jahre 1972 mit "1 von 25!" überschrieben war. [1] In meinem Hirn setzte sich diese Quote fest, weil sie begleitet war von der Behauptung, die Zahl der Lesben übersteige die der Schwulen um den Faktor drei. Sofort hatte ich gerechnet: Zwei Prozent Männer, sechs Prozent Frauen.
Bis heute hat sich am Verhältnis 1:24 wohl nicht viel geändert. Es gibt allerdings zwischen den ausgesprochen homo- und heterosexuellen Menschen recht viele, die sich bisexuell oder noch anders einstufen. Ob diese Gruppe vor vierzig Jahren auch so mächtig war, weiß zumindest ich nicht. Offensichtlich ist kaum einer dank der Straffreiheit homosexuell, die somit auch nicht die hohe Frauenquote erklärt. Ich glaube vielmehr, daß die Mehrheit der Jahrtausende vorherrschenden Männer sich zwei Frauen gut vorstellen konnte, gleichwohl sie grundsätzlich auch der Todsünde Unkeuschheit anheim fielen.
Schneller als Verhaltensänderung und Reformen ist das das Vergessen. Heutige Jugendliche wissen nicht mehr, was mit 175 gemeint ist, gleichwohl dieser Paragraph erst 1994 aus dem Strafgesetzbuch endgültig gestrichen wurde. Zuvor wurde er mehrfach abgeschwächt, was ich besonders interessant und lustig finde, weil es in der Folge viele Aspekte zu berücksichtigen galt: War der Verkehr einvernehmlich? War der Verführer bereits 18 oder 21 Jahre alt? Hatte der Verführte oder Dienstleister das 14., 18. oder 21. Lebensjahr noch nicht vollendet? Erst die Herabsetzung der Volljährigkeit im Jahre 1975 von 21 auf 18 Jahre vereinfachte die Lage. [2]
Auch evangelikale und radikale Christen sind heutzutage aufgeschlossener, menschenfreundlicher, angepaßter und anerkennen jeden als Geschöpf Gottes, das in den Himmel kommen kann, sofern er sich zu Jesus bekennt. Sie drohen Homosexuellen nicht mehr mit Höllenstrafen und persönlicher Verachtung, sondern bieten Heilung von ihrer Erkrankung an. Ein Christ muß nicht seine Veranlagung ändern, sondern nur von unkeuschen Handlungen, möglichst auch Gedanken Abstand nehmen. Ein derart frommer Bekannter war sehr enttäuscht, weil ein "Angebot" seiner Gemeinde abgesagt werden mußte, nachdem Schwulen-Vetreter protestierten.
[1] Wolfgang Jung: " Outet Euch! Outet Euch!" Mainpost, 18.05.2012.
[2] Auch ein Anachronismus dieser Zeit: Meine Schwester durfte mit 17 Jahren heiraten, ihr Mann benötigte mit 19 Jahren eine Volljährigkeitserklärung.
Me2weihnacht | Das andere Ufer
Bis heute hat sich am Verhältnis 1:24 wohl nicht viel geändert. Es gibt allerdings zwischen den ausgesprochen homo- und heterosexuellen Menschen recht viele, die sich bisexuell oder noch anders einstufen. Ob diese Gruppe vor vierzig Jahren auch so mächtig war, weiß zumindest ich nicht. Offensichtlich ist kaum einer dank der Straffreiheit homosexuell, die somit auch nicht die hohe Frauenquote erklärt. Ich glaube vielmehr, daß die Mehrheit der Jahrtausende vorherrschenden Männer sich zwei Frauen gut vorstellen konnte, gleichwohl sie grundsätzlich auch der Todsünde Unkeuschheit anheim fielen.
Schneller als Verhaltensänderung und Reformen ist das das Vergessen. Heutige Jugendliche wissen nicht mehr, was mit 175 gemeint ist, gleichwohl dieser Paragraph erst 1994 aus dem Strafgesetzbuch endgültig gestrichen wurde. Zuvor wurde er mehrfach abgeschwächt, was ich besonders interessant und lustig finde, weil es in der Folge viele Aspekte zu berücksichtigen galt: War der Verkehr einvernehmlich? War der Verführer bereits 18 oder 21 Jahre alt? Hatte der Verführte oder Dienstleister das 14., 18. oder 21. Lebensjahr noch nicht vollendet? Erst die Herabsetzung der Volljährigkeit im Jahre 1975 von 21 auf 18 Jahre vereinfachte die Lage. [2]
Auch evangelikale und radikale Christen sind heutzutage aufgeschlossener, menschenfreundlicher, angepaßter und anerkennen jeden als Geschöpf Gottes, das in den Himmel kommen kann, sofern er sich zu Jesus bekennt. Sie drohen Homosexuellen nicht mehr mit Höllenstrafen und persönlicher Verachtung, sondern bieten Heilung von ihrer Erkrankung an. Ein Christ muß nicht seine Veranlagung ändern, sondern nur von unkeuschen Handlungen, möglichst auch Gedanken Abstand nehmen. Ein derart frommer Bekannter war sehr enttäuscht, weil ein "Angebot" seiner Gemeinde abgesagt werden mußte, nachdem Schwulen-Vetreter protestierten.
[1] Wolfgang Jung: " Outet Euch! Outet Euch!" Mainpost, 18.05.2012.
[2] Auch ein Anachronismus dieser Zeit: Meine Schwester durfte mit 17 Jahren heiraten, ihr Mann benötigte mit 19 Jahren eine Volljährigkeitserklärung.
Me2weihnacht | Das andere Ufer
... comment