Reformationstag
Die fünfte Hundertjahrfeier des Thesen­anschla­ges durch Mar­tin Luther ist aus­nahms­weise für alle arbeits­frei, und schon ist wie­der zu lesen, was unsere Wirt­schaft dadurch ver­liert. In der Ver­gan­gen­heit hat es mich etwas geär­gert, daß der Buß- und Bet­tag für alle Chri­sten außer­halb Sach­sens gestri­chen wurde, wäh­rend die Katho­liken und voran die Bayern ihre Feier­tage behiel­ten, und man sich jedes Jahr fragen muß, was an Fron­leich­nam eigent­lich gefei­ert wird.

Zwischenzeitlich bin ich wie die christ­lichen Kir­chen in Deutsch­land eben­falls gegen die Wieder­ein­füh­rung von christ­lichen Feier­tagen, die von der Bevöl­ke­rung so und so nur als arbeits­frei gese­hen werden. Und der Refor­ma­tions­tag für alle wäre nur eine Hei­lig­spre­chung von Hallo­ween, dem heid­ni­schen Vor­abend von Aller­hei­li­gen, was als Feier­tag so über­flüs­sig ist wie Fron­leich­nam und Hei­lige Drei Könige.

Außerdem ist die Strei­chung christ­li­cher Feier­tage das beste Mit­tel gegen die Ein­füh­rung heid­ni­scher Gedenk­tage. Gerne kann jeder mehr­fach im Jahr einen Baum umar­men oder nach einem pri­vaten Mond­kalen­der den Geburts­tag des Pro­phe­ten fei­ern. Sol­che Begehr­lich­kei­ten las­sen sich leicht abweh­ren, wenn man die eige­nen Pri­vile­gien zurück­nimmt: Weni­ger christ­li­che Feier­tage, kein Reli­gions­unter­richt an Schu­len, keine Theo­lo­gie an staat­li­chen Uni­ver­si­täten.

Wenn ich es recht bedenke, kön­nen auch die Weih­nachts­feier­tage, Pfingst- und Oster­mon­tag, Himmel­fahrt, Kar­frei­tag sowie der Tag der Deut­schen Ein­heit ent­fal­len, wenn die Arbeit­ge­ber dies finan­ziell aus­glei­chen, wie sie auch die Sachsen für ihren Buß- und Bet­tag zur Kasse gebe­ten haben. Blei­ben kön­nen neben dem Kampf­tag der Arbei­ter­klasse der Beginn des neuen Jah­res und die Feier­tage am Sonn­tag, auch wenn eines Tages kaum einer mehr weiß, woran sie uns erin­nern sollen.

Am 31. Ok­to­ber 2017 feierten wir den 500. Jah­res­tag des The­sen­an­schla­ges durch Martin Luther, obgleich er am 10. No­vem­ber 1517 statt­fand. Pro­lep­tisch, denn es gab damals noch kei­nen gre­goria­ni­schen Kalen­der. Histo­ri­kern sind for­male Be­zeichnun­gen wich­tiger als wahre Jah­res­län­gen oder tages­ge­naue Zeit­span­nen. Doch etwas Strafe muß sein. Sie sind sich nicht einig. Manch­mal sehen sie den Wechsel zum gre­goria­ni­schen Kalen­der im Jah­re 1582, dann erst mit der länder­spezi­fi­schen Über­nahme. Sinn­voll wäre, grund­sätz­lich alle Datums­anga­ben anzu­pas­sen, denn für andere Kalen­der frem­der Völker und Reli­gio­nen muß man ja auch um­rechnen.

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Karfreitag ist ein sehr wichtiger Feiertag für die evangelischen Christen - den lassen Sie uns bitte mal schön. Ein Nachbar meiner Mutter ist Zeuge Jehovas, der wächst am Karfreitag gern im Hof sein Auto oder wechselt demonstrativ die Winterreifen (siehe verlinkter Artikel).

Und der Pfingstmontag ist ein alter Feiertag, den behalten wir auch! Die Frankfurter feiern schon seit Jahrhunderten am "dritten Pfingsttag", sprich am Dienstag, ihren Wäldchestag.

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Der Karfreitag ist der höchste aller christlichen Feiertage. Daß dies selbst von Gottes­dienst­besuchern nicht immer so gesehen wird, wurde mir klar als fromme Jugend­liche zu Weih­nachten ein Kreuz in die Kirche trugen. Aber warum sollte selbst der Karfreitag für alle arbeits­frei bleiben, wenn dereinst die aktiv gläubigen Christen selten geworden sind und weit fahren müssen, um gemein­schaftlich der Kreuzi­gung Jesu zu gedenken, die Masse der Menschen sich aber ein Pokal­endspiel oder Einkauf bis Mitter­nacht wünscht?

Auch wenn mich weder Autos, noch Tanz­vergnügen und Sport­veranstal­tungen inter­essieren, dürfen andere gerne Reifen wechseln, abtanzen oder außerhalb meiner Hörweite rumgrölen. Das ist der sicherste Schutz vor Feier­tagen anderer Minder­heiten. Ich möchte nicht im Monat Ramadan das Eis aus der Hand geschlagen bekommen oder am Namenstag des heiligen Vegan nur Tofu essen.

Der Wäldchestag ist Vorreiter. Früher war der Nachmittag des Pfingst­dienstages arbeits­frei, und wir sind meilenweit gelaufen, um Willy Brandt im Wäldche reden zu hören. Zuneh­mend reichten faden­scheinige Gründe, um am Schreibtisch zu bleiben, dann gab es nur noch eine allge­meine Zeit­gut­schrift, und die ging auf in einer Regelung zu Betriebs­ferien zwischen den Jahren. Und das ist keinesweg gegen den Willen der Beschäf­tigten geschehen.

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Eigentlich sind religiös begründete Feiertage in unserer säkularen Gesellschaft ein Anachronismus, da gebe ich Herrn Wuerg recht. Nachher kommen auch noch die Anhänger des fliegenden Spaghettimonsters und fordern einen Nudeltag.

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