Quinte
So wie die Oktave aus sieben Schritten einer Ton­leiter oder im Noten­linien­system besteht, so sind es bei der Quinte vier. Die reine Quinte hat das Schwin­gungs­verhält­nis 3:2 und ist mit 702 Cent nur wenig größer als sieben Halbtöne. Es wäre sinnvoll gewesen, die in der Nähe von 700 lie­genden Inter­valle mit einem Namen zu belegen, der auf sieben hin­deutet.

Wenn man wie die alten Griechen nur Inter­valle als harmonisch sieht, die sich aus Okta­ven und reinen Quinten bilden lassen, so entsteht zumindest auf Tasten­instru­menten das Problem, nicht alle so entste­henden Töne vor­sehen zu können. Doch wenn man etwas schummelt und alle Quinten etwas kleiner macht, dann bilden 12 Stück davon 7 Okta­ven und man kommt mit 12 Tönen pro Oktave gut hin.

Welche (anderen) Teilungen der Oktave in n völlig gleiche Inter­valle wird den Griechen einiger­maßen gerecht? Die Antwort liefert die Darstel­lung von ld(3/2)=​[0,1,1,2,2,3,1,5,2,23,…] als Ketten­bruch. [1] Er führt auf n=2,5,12,​41,​53,306,665,… Inter­valle pro Oktave, von denen 1,3,7,24,​31,​179,389,… eine Quinte bilden. Wir haben uns für 7/12=[0,1,1,2,2] ent­schieden. Die einzig sinnvolle Alternative für Menschen ist 31/53=​[0,1,1,2,2,3,1], die wegen der folgen­den 5 im Ketten­bruch sehr genau die Quinte trifft. Delphine mögen 389/665 bevorzugen.

[1] The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. Kettenbruch A028507 sowie Zähler A046102 und Nenner A005664 der besten Näherungen von ld(3/2).

7 | 12 | Oktave

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Zwar haben die alten Griechen auch Verhält­nisse mit 5 oder gar 7 betrach­tet, doch galten nur die mit 2 und 3 als harmonisch, womit natür­lich die Frage aufkam, welche sinn­vollen Tei­lungen ent­stehen, wenn man zu einem Grund­ton und seinen Oktav­verset­zungen eine Quinte nach der anderen hinzu­nimmt. Es entstehen dabei 2 oder 3 ver­schieden große Inter­valle. Die schönen Teilungen sind die mit nur zwei Inter­vallen, darunter die besonders schönen, deren größeres Inter­vall höch­stens doppelt so groß ist wie das kleinere. Dies ist natürlich wieder bei n=2,5,​12,​41,53,… der Fall. Nicht so schön sind 3=5⋅2, 7=12−5, 17=41−2⋅12, 29=41−12 usw. mit einem zu kleinen Halbton.

Die erste Quinte teilt die Oktave in eine Quinte (3/2, 702 Cent) und eine Quarte (4/3, 498 Cent). Die zweite Quinte spaltet einen großen Ganz­ton (9/8, 204 Cent) ab. Der fällt in der Größe zu stark hinter den beiden verblei­benden Quarten zurück. Zwei weitere Quin­ten führen zur Fünf­ton­leiter aus drei großen Ganz­tönen und zwei pytha­gorei­schen kleinen Terzen (32/27, 294 Cent). Abermals zwei Quinten weiter entsteht die pytha­gore­ische Sieben­ton­leiter aus fünf großen Ganz­tönen und zwei pytha­gorei­schen Limma(ta?) (256/243, 90 Cent), die leider etwas klein sind. Trotzdem hat sich dieser Ton­schrittzyklus …GGGLGGL​GGGLGGL… im Prinzip durch­gesetzt, zumal er alle Töne einer normalen Melodie abdeckt.

Treibt man das Prinzip weiter, muß man fünf weitere Quinten hinzu­nehmen, bevor wieder nur zwei Inter­vall­größen ver­bleiben. Das führt auf sieben pytha­gorei­sche Limma(s?) und fünf pytha­gorei­sche Apotome (2187/2048, 114 Cent). Der entstan­dene Tons­chritt­zyklus …ALALAL​LALALL​ALALAL​LALALL… läßt sich in zwölf­facher Weise auf die Tasten des Klavieres abbilden. Es zeugt aber von System, wenn die Apotome alle vor oder alle nach den schwarzen Tasten liegen.

Schaut man sich den Bildungs­prozeß der guten pythago­reischen Tei­lungen an, kommt man zu den Zerlegungen 5=2+1+2, 12=(5+2)+5, 41=(12+5)+12+12, 53=41+12 usw. Die Zwölf­ton­leiter entsteht nach dieser Vorstel­lung durch Hinzu­nahme einer Fünfton­leiter zur Sieben­ton­leiter, die ihrerseits aus einer um zwei Töne ergänzten Fünfton­leiter aufge­baut ist. Danach müßten die Töne e und h grau und die schwarzen Töne die Erhöhungen der verblei­benden fünf weißen sein, womit der Grund­ton das f wäre.

Es mag erstaun­lich sein, daß schon so einfache grie­chische Vorstel­lungen auf die bekannten Teilungen in 5, 7 und 12 Inter­valle und zum Grund­ton f einer C‑Dur-​Ton­leiter führen. Doch liegt das mehr an dem glück­lichen Umstand, daß die reinen Terzen (5/4 und 6/5) nur um ein synto­nisches Komma (81/80) von den pytha­gorei­schen (81/64 und 32/27) abwei­chen. So sind die grie­chischen Vorstel­lungen eher im weit­gehen­den Einklang mit der Realität zu sehen, nicht umge­kehrt. Und gäbe es Tonaufnahmen von damals, würden wir wahrscheinlich feststellen: Die alten Griechen hatten bereits ptolomäisch gesungen, nicht pythagoreisch.

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