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Theorie und Praxis
wuerg, 21.04.2018 18:11
Als Kind wollte ich unbedingt einen Schachtelsatz finden, der sich mit jeder Iteration nicht nur um ein Stück verlängert, sondern seine Länge verdoppelt. Beginnt man mit
Theorie muß in Praxis, Praxis in Theorie umgesetzt werden.
und ersetzt mehrfach die kursiven Wörter gemäß
Theorie --> die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen,
Praxis --> die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen,
so erhält man
(1) Die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, muß in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umgesetzt werden.
(2) Die Theorie, die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, muß in Praxis, die Praxis, die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, in Theorie umgesetzt werden.
(3) Die Theorie, die Theorie, die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, muß in Praxis, die Praxis, die Theorie, die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, in Theorie umgesetzt werden.
und so weiter, nachdem man den kursiven Text gerade und den ersten Buchstaben groß geschrieben hat. Schachtelsätze, die sich nur am Ende um ein immer gleiches Stück verlängern, sind überschaubarer, doch nicht so interessant. Aber man kann einfache Ausgangssätze wie
Ein Mann traf letztes Jahr einen Mann, der sagte, ein Mann traf letztes Jahr einen Mann, der sagte, ein Mann traf letztes Jahr einen Mann, der sagte, ein Mann ...
aufmotzen, indem man jeden zweiten Mann zur Frau macht oder noch besser jedes zweite Teilstück in einer fremden Sprache schreibt. Wenn man dann jede Doppelperiode auf ein Möbiusband schreibt, so enthält es nicht nur den unendlichen Satz, sondern auf der Rückseite auch die Übersetzung. Das hat Clifford Stoll unter [1] demonstriert.
Ansatzweise kommen solche Schachtelsätze nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis vor:
Darf man heute noch Neger sagen? [2]
Darf man heute noch 'Darf man heute noch Neger sagen?' sagen?
Darf man heute noch "Darf man heute noch 'Darf man heute noch Neger sagen?' sagen?" sagen?
Die Antworten lauten "nein", "nein, nein" und "nein, nein, nein".
[1] Clifford Stoll: The Neverending Story (and Droste Effect) - Numberphile. Youtube, Numberphile, 16.09.2017.
[2] "Darf man heute noch Neger sagen?": MDR Sachsens setzt Radiosendung über politische Korrektheit nach Kritik ab. Meedia, 18.04.2018.
Theorie muß in Praxis, Praxis in Theorie umgesetzt werden.
und ersetzt mehrfach die kursiven Wörter gemäß
Theorie --> die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen,
Praxis --> die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen,
so erhält man
(1) Die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, muß in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umgesetzt werden.
(2) Die Theorie, die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, muß in Praxis, die Praxis, die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, in Theorie umgesetzt werden.
(3) Die Theorie, die Theorie, die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, muß in Praxis, die Praxis, die Theorie, die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, die Theorie, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Praxis, die Praxis, Theorie in Praxis, Praxis in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, in Theorie umzusetzen, in Theorie umgesetzt werden.
und so weiter, nachdem man den kursiven Text gerade und den ersten Buchstaben groß geschrieben hat. Schachtelsätze, die sich nur am Ende um ein immer gleiches Stück verlängern, sind überschaubarer, doch nicht so interessant. Aber man kann einfache Ausgangssätze wie
Ein Mann traf letztes Jahr einen Mann, der sagte, ein Mann traf letztes Jahr einen Mann, der sagte, ein Mann traf letztes Jahr einen Mann, der sagte, ein Mann ...
aufmotzen, indem man jeden zweiten Mann zur Frau macht oder noch besser jedes zweite Teilstück in einer fremden Sprache schreibt. Wenn man dann jede Doppelperiode auf ein Möbiusband schreibt, so enthält es nicht nur den unendlichen Satz, sondern auf der Rückseite auch die Übersetzung. Das hat Clifford Stoll unter [1] demonstriert.
Ansatzweise kommen solche Schachtelsätze nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis vor:
Darf man heute noch Neger sagen? [2]
Darf man heute noch 'Darf man heute noch Neger sagen?' sagen?
Darf man heute noch "Darf man heute noch 'Darf man heute noch Neger sagen?' sagen?" sagen?
Die Antworten lauten "nein", "nein, nein" und "nein, nein, nein".
[1] Clifford Stoll: The Neverending Story (and Droste Effect) - Numberphile. Youtube, Numberphile, 16.09.2017.
[2] "Darf man heute noch Neger sagen?": MDR Sachsens setzt Radiosendung über politische Korrektheit nach Kritik ab. Meedia, 18.04.2018.
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Hohlmaße
wuerg, 18.04.2018 17:22
Die wesentlichen Maße sind die des MKS-Systems, der Meter, das Kilogramm und die Sekunde. Da die Sekunde allen Maßsystemen gemein ist, sind für Umrechnungen von einem zum anderen eigentlich nur zwei Festlegungen erforderlich, eine für die Länge, eine für die Masse. Wenn da nicht die Hohlmaße wären, für die sich heute keiner mehr interessiert, denn wir leben in einer Zeit, da ein Liter ein Kubikdezimeter ist, nicht mehr und nicht weniger. Deshalb gibt es die Hohlmaße eigentlich nur noch aus historischer Sicht, schon gar nicht unterschieden nach Flüssigkeitsmaßen für Wasser, Bier, Wein, Öl und Trockenmaßen für Getreide, Mehl, Kohle, Holz. Das ist alles Geschichte aus einer Zeit, da man diese Maße kannte, benutzte oder gar besaß, aber nur ungenau oder gar nicht eines in das andere umrechnen konnte.
Ich persönlich mag die Bezeichnung Liter außerhalb von Tankstellen und Getränkeläden nicht besonders, denn ein Liter ist heute wieder einfach eine alternative Bezeichnung für einen Kubikdezimeter. Sie hält sich aber auch in der Wissenschaft hartnäckig, und es ist für manche eine Glaubensfrage, ob der Liter mit großem oder kleinen L abzukürzen ist, weshalb man sich immer noch nicht zu einer Normung hat entschließen können. In meiner Kindheit war der Liter ein echtes Hohlmaß, also ein Volumen, das über die Masse eines Stoffes festgelegt wurde. Für den Liter war es Wasser, und zwar das Volumen von einem Kilogramm Wasser bei höchster Dichte, zuletzt bei 4 Grad. [1]
In dieser Zeit hatte der Liter 1,000025 bis 1,000028 Kubikdezimeter. Daß dieser Wert fast genau bei 1 liegt, ist dem Urkilogramm zu verdanken, das möglichst gut der Masse von einem Kubikdezimeter Wasser entsprechen sollte. Zuvor war der Urmeter als der zehntausendste Teil des Meridians durch Paris vom Nordpol zum Äquator angefertigt worden. Es stellte sich auch hier eine Abweichung heraus. Der Meridian ist 2 Kilometer länger. Mit diesen beiden Definition orientierte man sich zwar am Wasser und an der Erde, legte durch sog. Verkörperungen aber Einheiten fest, die genauer waren als die bisherigen Ableitungen aus vermeintlichen Naturkonstanten.
Noch während meiner Schulzeit hat man eingesehen, daß der Unterschied zwischen Liter und Kubikdezimeter zwar im Alltag ohne Bedeutung ist, aber bei genauen Messungen eine Quelle von Verwechselungen darstellt. Und da es recht sinnlos ist, zwei Raummaße mit nur 0,03 Promille Unterschied zu verwenden, wurde der Liter wieder zu einem Kubikdezimeter gemacht, wie er 1793 in Frankreich definiert wurde. Doch weil selbst der Revolutionär an altem Schwachsinn hängt, wurde neben dem Kilogramm ein Grave definiert, der Masse von von einem Liter Wasser, also etwa 0,999975 Kilogramm.
In England verfuhr man ähnlich. Ein Pfund bestand aus 16 Unzen. Die Gallone zu 160 Flüssig-Unzen war als das Volumen von 10 Pfund Wasser definiert, allerdings bei 62 Grad Fahrenheit, was fast 17 Grad Celsius entspricht und wo die Dichte des Wassers nur noch 0,998836 Gramm pro Kubikzentimeter beträgt. Inzwischen sind das Pfund mit exakt 453,59237 Gramm und die Gallone mit exakt 4,54609 Kubikdezimeter an die SI-Einheiten angeschlossen. Damit ist die Bindung an das Wasser bei 62 Grad Fahrenheit aufgegeben. Eine Flüssigkeits-Unze Wasser mit der Masse einer Gewichts-Unze muß nunmehr eine Dichte von 0,997763 Gramm pro Kubikzentimeter haben, wozu ich einer Tabelle 71,7 Grad Fahrenheit entnommen habe.
Da auch der Zoll mit exakt 2,54 Zentimeter an das SI-System angeschlossen ist, haben wir drei Umrechnungen und damit eine weitere für Volumina auf der Basis von Kubikzoll. Im angloamerikanischen System sind also zwei Raummaße gebräuchlich, das normale Volumenmaß auf der Basis des Zolls und die Hohlmaße auf der Basis von Gallonen. Damit umfaßt eine Gallone 277,4194328 Kubikzoll. Und das ist keine Folge des Anschlusses an die SI-Einheiten. Ein Faktor von etwa 277 war immer schon im angloamerikanischen Maßsystem angelegt, wenn auch nur den wenigsten bewußt. Wir haben dieses Problem nicht, weil wir die Hohlmaße praktisch weggeworfen haben, was uns durch eine gute Definition der Masseeinheit Kilogramm erleichtert wurde.
Daß eine Flüssigkeits-Unze 28,41306 Kubikzentimeter, eine Gewichts-Unze aber nur 28,349523 Gramm hat, fällt natürlich nicht auf, wenn man sich ausschließlich im angloamerikanischen System bewegt. Man mag sich auch an viele verschiedene Umrechnungsfaktoren wie 4, 5, 11, 12, 16 usw. gewöhnen, doch die Abbildung der Hohlmaße auf normale Volumina mit einem ganz krummen Faktor ist eine selbstgemachte Schwäche, die durch Streichung von Gallone, Pint und Konsorten zu beseitigen nun zu spät ist, da zumindest in Großbritannien das alte Maßsystem offiziell aufgegeben wurde und das neue den Menschen schmackhaft gemacht werden soll. Die Amis konnten sich dazu noch nicht durchringen und leisten sich beim Anschluß an das SI-System noch Extrawürste.
[1] Der Druck ist nicht so wichtig wie die Temperatur. Einmal ist es der Normaldruck von 1013,25 Hektopascal, ein andermal nur 0,6 Hektopascal am Tripelpunkt mit 0,01 Grad Celsius.
[2] Wolfgang Trapp und Heinz Wallerus: Handbuch der Maße, Zahlen, Gewichte und der Zeitrechnung. Reclam Stuttgart, 6. Auflage, 2012.
Venti | Lsd | Metrisierung | Score
Ich persönlich mag die Bezeichnung Liter außerhalb von Tankstellen und Getränkeläden nicht besonders, denn ein Liter ist heute wieder einfach eine alternative Bezeichnung für einen Kubikdezimeter. Sie hält sich aber auch in der Wissenschaft hartnäckig, und es ist für manche eine Glaubensfrage, ob der Liter mit großem oder kleinen L abzukürzen ist, weshalb man sich immer noch nicht zu einer Normung hat entschließen können. In meiner Kindheit war der Liter ein echtes Hohlmaß, also ein Volumen, das über die Masse eines Stoffes festgelegt wurde. Für den Liter war es Wasser, und zwar das Volumen von einem Kilogramm Wasser bei höchster Dichte, zuletzt bei 4 Grad. [1]
In dieser Zeit hatte der Liter 1,000025 bis 1,000028 Kubikdezimeter. Daß dieser Wert fast genau bei 1 liegt, ist dem Urkilogramm zu verdanken, das möglichst gut der Masse von einem Kubikdezimeter Wasser entsprechen sollte. Zuvor war der Urmeter als der zehntausendste Teil des Meridians durch Paris vom Nordpol zum Äquator angefertigt worden. Es stellte sich auch hier eine Abweichung heraus. Der Meridian ist 2 Kilometer länger. Mit diesen beiden Definition orientierte man sich zwar am Wasser und an der Erde, legte durch sog. Verkörperungen aber Einheiten fest, die genauer waren als die bisherigen Ableitungen aus vermeintlichen Naturkonstanten.
Noch während meiner Schulzeit hat man eingesehen, daß der Unterschied zwischen Liter und Kubikdezimeter zwar im Alltag ohne Bedeutung ist, aber bei genauen Messungen eine Quelle von Verwechselungen darstellt. Und da es recht sinnlos ist, zwei Raummaße mit nur 0,03 Promille Unterschied zu verwenden, wurde der Liter wieder zu einem Kubikdezimeter gemacht, wie er 1793 in Frankreich definiert wurde. Doch weil selbst der Revolutionär an altem Schwachsinn hängt, wurde neben dem Kilogramm ein Grave definiert, der Masse von von einem Liter Wasser, also etwa 0,999975 Kilogramm.
In England verfuhr man ähnlich. Ein Pfund bestand aus 16 Unzen. Die Gallone zu 160 Flüssig-Unzen war als das Volumen von 10 Pfund Wasser definiert, allerdings bei 62 Grad Fahrenheit, was fast 17 Grad Celsius entspricht und wo die Dichte des Wassers nur noch 0,998836 Gramm pro Kubikzentimeter beträgt. Inzwischen sind das Pfund mit exakt 453,59237 Gramm und die Gallone mit exakt 4,54609 Kubikdezimeter an die SI-Einheiten angeschlossen. Damit ist die Bindung an das Wasser bei 62 Grad Fahrenheit aufgegeben. Eine Flüssigkeits-Unze Wasser mit der Masse einer Gewichts-Unze muß nunmehr eine Dichte von 0,997763 Gramm pro Kubikzentimeter haben, wozu ich einer Tabelle 71,7 Grad Fahrenheit entnommen habe.
Da auch der Zoll mit exakt 2,54 Zentimeter an das SI-System angeschlossen ist, haben wir drei Umrechnungen und damit eine weitere für Volumina auf der Basis von Kubikzoll. Im angloamerikanischen System sind also zwei Raummaße gebräuchlich, das normale Volumenmaß auf der Basis des Zolls und die Hohlmaße auf der Basis von Gallonen. Damit umfaßt eine Gallone 277,4194328 Kubikzoll. Und das ist keine Folge des Anschlusses an die SI-Einheiten. Ein Faktor von etwa 277 war immer schon im angloamerikanischen Maßsystem angelegt, wenn auch nur den wenigsten bewußt. Wir haben dieses Problem nicht, weil wir die Hohlmaße praktisch weggeworfen haben, was uns durch eine gute Definition der Masseeinheit Kilogramm erleichtert wurde.
Daß eine Flüssigkeits-Unze 28,41306 Kubikzentimeter, eine Gewichts-Unze aber nur 28,349523 Gramm hat, fällt natürlich nicht auf, wenn man sich ausschließlich im angloamerikanischen System bewegt. Man mag sich auch an viele verschiedene Umrechnungsfaktoren wie 4, 5, 11, 12, 16 usw. gewöhnen, doch die Abbildung der Hohlmaße auf normale Volumina mit einem ganz krummen Faktor ist eine selbstgemachte Schwäche, die durch Streichung von Gallone, Pint und Konsorten zu beseitigen nun zu spät ist, da zumindest in Großbritannien das alte Maßsystem offiziell aufgegeben wurde und das neue den Menschen schmackhaft gemacht werden soll. Die Amis konnten sich dazu noch nicht durchringen und leisten sich beim Anschluß an das SI-System noch Extrawürste.
[1] Der Druck ist nicht so wichtig wie die Temperatur. Einmal ist es der Normaldruck von 1013,25 Hektopascal, ein andermal nur 0,6 Hektopascal am Tripelpunkt mit 0,01 Grad Celsius.
[2] Wolfgang Trapp und Heinz Wallerus: Handbuch der Maße, Zahlen, Gewichte und der Zeitrechnung. Reclam Stuttgart, 6. Auflage, 2012.
Venti | Lsd | Metrisierung | Score
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Score
wuerg, 14.04.2018 19:55
Ich finde das Buch nicht mehr oder habe es wohl zurecht weggeworfen, in dem frech behauptet wurde, Naturwissenschaftler würden alles messen wollen und meßbar machen, was nicht meßbar ist. Hinter diesem in sich widersprüchlichen Vorwurf steckte wohl die geisteswissenschaftliche Einbildung, die wesentlichen Aspekte der Welt seien nicht quantifizierbar. Dem kann ein Naturwissenschaftler zustimmen und beschränkt deshalb seine Arbeit auf den meßbaren Teil. Nicht so die diskutierenden Wissenschaftler, die aus homöopathischen Mengen tendenziös erfaßter Daten eine sog. Statistik zaubern und jeden Furz nicht nur benennen, sondern auch beziffern, und sei es nur in Form einer Rangliste.
Solche Ranglisten kommen den Menschen entgegen. Zumeist beruhen sie auf ermittelten Zahlen, deren Zustandekommen nicht sonderlich interessiert, denn es kommt beim Schwanzvergleich nur auf die Relation zum Nachbarn an. Vor allem für den Sport, die Musik und das Geld gibt es Top-xxx-Listen. Für die Top-16 im Snooker benötigt man neben Talent viel Training. Wer darin ist, muß sich für ein Turnier nicht mehr qualifizieren. Wer in den Single-Top-1000 ist, interessiert mich nicht die Bohne. Und nach welchen Kriterien die 25 peinlichsten TV-Momente ausgewählt wurden, möchte ich gar nicht wissen.
Eine High-Score-Liste sollte nicht nur die Plätze, sondern auch einen wie auch immer gebildeten Score ausweisen. Darüberhinaus ist es schön, wenn sie zwanzig Einträge aufweist, denn Score steht für die Zahl 20, die manche als Stiege kennen. In Zahlwörtern macht sie sich bis heute bemerkbar. Ab 20 kleben wir Einer und Zehner nicht mehr aneinander und sagen neunundzwanzig, nicht neunzwanzig. Wenn Franzosen die babylonische 60 überwunden haben, dann fügen sie bis 100 zwei Blöcke zu 20 an, woraus sich das berühmte quatre-vingts für 80 ergibt. Und die King-James-Bibel schreibt in der Offenbarung, Kapitel 13, Vers 18 die Zahl 666 als "Six hundred threescore and six".
Früher gab es in England Score nicht nur als Zahl 20, sondern auch als Volumen und Gewicht. Wer sich dazu im Internet kundig machen möchte, findet viele voneinander abweichende Angaben. Das liegt wohl nicht nur am ungenauen, zeitlich und örtlich unterschiedlichen Festlegungen, sondern auch an der mühsamen Arbeit, die richtigen Größen aus alten Unterlagen zusammenzutragen. Verläßlich erscheint mir allein:
1 score = 21 chaldron (UK) = 6048 gallon (UK) = 27,49475232 Kubikmeter
Das soll nicht heißen, daß vor Jahrhunderten mit dieser Genauigkeit gemessen werden konnte. Vielmehr ist es wie bei vielen sehr genau festgelegten Konstanten: Ihr Wert liegt möglichst gut bei dem vorgestellten oder gebräuchlichen und ist irgendwann im Sinne der Vergleichbarkeit sehr genau festgelegt worden. Deshalb hat eine imperial gallon nicht ungefähr, sondern genau 4,54609 Liter. Das 288-fache Chaldron ist noch in meinem Reclam-Heft vermerkt. [1] Daß ein Score nicht 20, sondern 21 mal so groß ist, liegt an dem eingearbeiteten Rabatt: Wer 60 Säcke Kohle kauft, der bekommt drei umsonst.
Rabatte und Aufschläge sind in England beliebt. Bei meinem ersten Besuch war ich froh, daß wir nach den Rabattmarken der Nachkriegszeit dieses Zeitalter überwunden hatten. Doch wie Tätowierungen kamen mit Payback und Konsorten auch die Rabatte und mit ihnen die Schnäppchenjäger wieder aus ihren Löchern gekrochen. Die Undurchsichtigkeit und Vielfalt verwirrt den normalen Kunden und begünstigt den rechenfähigen Kaufmann oder Steuereintreiber. So wurden die Maßeinheiten immer zahlreicher, auch dank vieler Zusätze wie short, long, merchant, troy, apothecaries, tower, London, Newcastle.
[1] Wolfgang Trapp und Heinz Wallerus: Handbuch der Maße, Zahlen, Gewichte und der Zeitrechnung. Reclam Stuttgart, 6. Auflage, 2012. Seite 127.
Venti | Lsd | Metrisierung
Solche Ranglisten kommen den Menschen entgegen. Zumeist beruhen sie auf ermittelten Zahlen, deren Zustandekommen nicht sonderlich interessiert, denn es kommt beim Schwanzvergleich nur auf die Relation zum Nachbarn an. Vor allem für den Sport, die Musik und das Geld gibt es Top-xxx-Listen. Für die Top-16 im Snooker benötigt man neben Talent viel Training. Wer darin ist, muß sich für ein Turnier nicht mehr qualifizieren. Wer in den Single-Top-1000 ist, interessiert mich nicht die Bohne. Und nach welchen Kriterien die 25 peinlichsten TV-Momente ausgewählt wurden, möchte ich gar nicht wissen.
Eine High-Score-Liste sollte nicht nur die Plätze, sondern auch einen wie auch immer gebildeten Score ausweisen. Darüberhinaus ist es schön, wenn sie zwanzig Einträge aufweist, denn Score steht für die Zahl 20, die manche als Stiege kennen. In Zahlwörtern macht sie sich bis heute bemerkbar. Ab 20 kleben wir Einer und Zehner nicht mehr aneinander und sagen neunundzwanzig, nicht neunzwanzig. Wenn Franzosen die babylonische 60 überwunden haben, dann fügen sie bis 100 zwei Blöcke zu 20 an, woraus sich das berühmte quatre-vingts für 80 ergibt. Und die King-James-Bibel schreibt in der Offenbarung, Kapitel 13, Vers 18 die Zahl 666 als "Six hundred threescore and six".
Früher gab es in England Score nicht nur als Zahl 20, sondern auch als Volumen und Gewicht. Wer sich dazu im Internet kundig machen möchte, findet viele voneinander abweichende Angaben. Das liegt wohl nicht nur am ungenauen, zeitlich und örtlich unterschiedlichen Festlegungen, sondern auch an der mühsamen Arbeit, die richtigen Größen aus alten Unterlagen zusammenzutragen. Verläßlich erscheint mir allein:
1 score = 21 chaldron (UK) = 6048 gallon (UK) = 27,49475232 Kubikmeter
Das soll nicht heißen, daß vor Jahrhunderten mit dieser Genauigkeit gemessen werden konnte. Vielmehr ist es wie bei vielen sehr genau festgelegten Konstanten: Ihr Wert liegt möglichst gut bei dem vorgestellten oder gebräuchlichen und ist irgendwann im Sinne der Vergleichbarkeit sehr genau festgelegt worden. Deshalb hat eine imperial gallon nicht ungefähr, sondern genau 4,54609 Liter. Das 288-fache Chaldron ist noch in meinem Reclam-Heft vermerkt. [1] Daß ein Score nicht 20, sondern 21 mal so groß ist, liegt an dem eingearbeiteten Rabatt: Wer 60 Säcke Kohle kauft, der bekommt drei umsonst.
Rabatte und Aufschläge sind in England beliebt. Bei meinem ersten Besuch war ich froh, daß wir nach den Rabattmarken der Nachkriegszeit dieses Zeitalter überwunden hatten. Doch wie Tätowierungen kamen mit Payback und Konsorten auch die Rabatte und mit ihnen die Schnäppchenjäger wieder aus ihren Löchern gekrochen. Die Undurchsichtigkeit und Vielfalt verwirrt den normalen Kunden und begünstigt den rechenfähigen Kaufmann oder Steuereintreiber. So wurden die Maßeinheiten immer zahlreicher, auch dank vieler Zusätze wie short, long, merchant, troy, apothecaries, tower, London, Newcastle.
[1] Wolfgang Trapp und Heinz Wallerus: Handbuch der Maße, Zahlen, Gewichte und der Zeitrechnung. Reclam Stuttgart, 6. Auflage, 2012. Seite 127.
Venti | Lsd | Metrisierung
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Metrisierung
wuerg, 12.04.2018 23:53
Die Amis wissen, daß sie sich von ihrem Maßsystem verabschieden müssen. In vielen Bereichen wird bereits metrisch gearbeitet, auch bei der Nasa. Doch solange das angloamerikanische System von anderen noch verwendet wird, bleiben Verwechselungen mit katastrophalen Folgen nicht aus. Bei Youtube habe ich einige Filmchen gesehen, die das metrische System anpreisen und erklären. Das fand ich nicht immer angemessen, jedenfalls nicht für Anfänger wie die Amerikaner. Ich meine danach aber zu verstehen, warum manche uns simpel erscheinende Umstände zumindest schlichten Gemütern Schwierigkeiten und auch Angst bereiten können.
Eine Angst besteht darin, in allen Bereichen des Lebens mit neuen Einheiten konfrontiert zu werden und dauernd umrechnen zu müssen. [1] Sie ist aber wenig begründet. So sind auch in Deutschland immer noch veraltete Einheiten nicht nur auf Spezialgebieten, sondern auch im Alltag gebräuchlich. Dank doppelten Angaben ist eine Umrechnung zumeist nicht erforderlich. Gesetzliche Einheiten und weitere Vorschriften schaffen Klarheit und Vergleichbarkeit, ohne alte Maße schlagartig zu verdrängen. [2] Für den amerikanischen Alltag sind die neuen Einheiten eigentlich nur Meter, Kilogramm und Liter.
Im metrischen System bildet man kleinere und größere Einheiten durch Vorsilben, was uns natürlich einfacher erscheint als eine konfuse Palette von Maßen und ihren Beziehungen. Die sind vielen Amerikanern auch nur soweit geläufig, wie sie in ihrem Leben von Bedeutung sind. Nun viele Präfixe wie dezi, centi, milli, mikro, nano, deka, hekto, kilo, mega, giga zu verinnerlichen, erscheint als mühsame Belastung. [3] Wer diese Systematik zu sehr anpreist und ausbreitet, macht es den Menschen zu schwer. Für den Anfang reichen cm, m, km, g, kg, mL und L. Zwar ist der Liter im SI-System zugelassen, doch eigentlich überflüssig. Unschön ist auch das große L nach Chemiker-Art. Aber man hat sich offensichtlich darauf eingeschossen.
Obwohl in vielen Bereichen wie Geld und Hundertmeterzeiten mit Nachkommastellen gerechnet wird, sind sie bei groben und alltäglichen Maßangaben im angloamerikanischen System eher selten. Brüche wie ½, ¼, ¾ werden bevorzugt, sogar mit Achteln und Sechzehnteln. Obwohl das metrische System die Addition von Maßen deutlich vereinfacht, ist der Dezimalpunkt gefürchtet, weshalb einige die australische Vorschrift, alle Baumaße in Millimetern anzugeben, für überlegen halten, ja sogar meinen, ein Schullineal wäre falsch beschriftet, wenn es von 0 bis 30 und nicht von 0 bis 300 ginge.
Einen Kilometer können sich die meisten Amerikaner vorstellen, auch miles per hour und Kilometer pro Stunde in eine angemessene Relation setzen. Daß es sich bei einem Kilometer um 1000 Meter handelt, ist schön zu wissen. Es reicht aber, den Kilometer mit der Meile und den Meter mit dem Yard zu vergleichen. Daß ein Meter aus 100 Zentimetern besteht, sollte leicht zu verstehen sein, schließlich hat ein Dollar ja auch 100 Cent. Und mit Geld können die meisten gut rechnen. Eigentlich müssen die Amerikaner sich nur an ein normales Lineal gewöhnen, das wie unsere alten Zollstöcke zusätzlich eine Teilung in Zoll tragen kann.
Die Flächenmaße werden zumeist stiefmütterlich behandelt, wenn das metrische System schmackhaft gemacht wird. Vielleicht aus Angst, ein Quadratzentimeter könnte für den hundersten Teil eines Quadratmeters gehalten werden. Leichter ist es auch hier, centi einfach als Vorsilbe zu nehmen und sich den Quadratzentimeter getrennt vom Quadratmeter vorzustellen. Außerdem ist den Amerikanern das Bezeichnungsschema bekannt. Voranstellung von square hat die gleiche Bedeutung wie die von Quadrat. Zur Belohnung dürfen sie die Kreisflächen mit vorangestelltem circular vergessen.
Zwar kennen die Amerikaner auch die Raummaße mit vorangestelltem cubic, doch hat man sich für Liter statt Kubikdezimeter und Milliliter statt Kubikzentimeter entschieden. Das vermeidet zumindest die Vorsilbe dezi. Und die Vorstellung könnte ganz einfach sein: Ein Liter entspricht einem Kilogramm Wasser, ein Milliliter einem Gramm. Beides aber ist Amerikanern nicht geläufig, weshalb sie sich zunächst an g und kg so gewöhnen müssen wie an m und km, indem sie sich eine bildliche Vorstellung erarbeiten. Zu einem Gramm haben viele Deutsche auch kein Bild im Kopf, es ist etwas mehr als ein halbes dram. Und ein Kilogramm ist etwas mehr als zwei pound.
Eigentlich müssen die Amerikaner sich nur einen Ruck geben, denn so schwer ist eine Umstellung nicht, zumal weite Bereiche verschont bleiben oder sich bereits etabliert haben. Neue Zeiteinheiten sind nicht zu lernen, auch Festplattengrößen und Übertragungsraten bleiben. Von einem Terabyte haben die Deutschen keine genaueren Vorstellungen als die Amerikaner. Beide sind sicher, daß 100 Megabit pro Sekunde mehr als 10 sind, obgleich sie nicht wissen, ob Mega für 1.000.000 oder 1.048.576 steht, schon gar nicht, wieviele Bits ein Byte hat. Hauptsache das Bild des 65-Zoll-Fernsehers ist groß genug. Wieviele Zentimeter wo gemessen werden, muß man nicht wissen, solange der Nachbar nur 55 Zoll hat.
[1] Es sind nicht nur alte Leute, die bei einem Preis von 8 Euro für einen Eisbecher sagen: Das sind ja 16 Mark.
[2] Wer die alten Einheiten nicht kennt, hat zumeist auch mit den neuen Schwierigkeiten. Eine Nachhilfeschülerin, die heute mehr als 50 Jahre alt sein müßte, konnte mir nicht spontan sagen, wieviel Pfund ein Zentner hat. Meine Angabe von 500 Gramm und 50 Kilogramm half auch nicht. Und es stellte sich heraus, daß ihre Vorstellung von 125 Gramm Leberwurst die Realität so schlecht traf wie die von einem viertel Pfund.
[3] Leider habe ich auch gesehen, wie dem einfachen Amerikaner Dekagramm oder Hektopascal verkauft werden sollte. Offensichtlich wußten die Vortragenden nicht, daß Dekagramm abseits österreichischer Kochbücher ausgestorben ist und keiner die Wetterkarte besser versteht, wenn er weiß, daß hekto für 100 steht und Pascal für Newton pro Quadratmeter.
Venti | Lsd
Eine Angst besteht darin, in allen Bereichen des Lebens mit neuen Einheiten konfrontiert zu werden und dauernd umrechnen zu müssen. [1] Sie ist aber wenig begründet. So sind auch in Deutschland immer noch veraltete Einheiten nicht nur auf Spezialgebieten, sondern auch im Alltag gebräuchlich. Dank doppelten Angaben ist eine Umrechnung zumeist nicht erforderlich. Gesetzliche Einheiten und weitere Vorschriften schaffen Klarheit und Vergleichbarkeit, ohne alte Maße schlagartig zu verdrängen. [2] Für den amerikanischen Alltag sind die neuen Einheiten eigentlich nur Meter, Kilogramm und Liter.
Im metrischen System bildet man kleinere und größere Einheiten durch Vorsilben, was uns natürlich einfacher erscheint als eine konfuse Palette von Maßen und ihren Beziehungen. Die sind vielen Amerikanern auch nur soweit geläufig, wie sie in ihrem Leben von Bedeutung sind. Nun viele Präfixe wie dezi, centi, milli, mikro, nano, deka, hekto, kilo, mega, giga zu verinnerlichen, erscheint als mühsame Belastung. [3] Wer diese Systematik zu sehr anpreist und ausbreitet, macht es den Menschen zu schwer. Für den Anfang reichen cm, m, km, g, kg, mL und L. Zwar ist der Liter im SI-System zugelassen, doch eigentlich überflüssig. Unschön ist auch das große L nach Chemiker-Art. Aber man hat sich offensichtlich darauf eingeschossen.
Obwohl in vielen Bereichen wie Geld und Hundertmeterzeiten mit Nachkommastellen gerechnet wird, sind sie bei groben und alltäglichen Maßangaben im angloamerikanischen System eher selten. Brüche wie ½, ¼, ¾ werden bevorzugt, sogar mit Achteln und Sechzehnteln. Obwohl das metrische System die Addition von Maßen deutlich vereinfacht, ist der Dezimalpunkt gefürchtet, weshalb einige die australische Vorschrift, alle Baumaße in Millimetern anzugeben, für überlegen halten, ja sogar meinen, ein Schullineal wäre falsch beschriftet, wenn es von 0 bis 30 und nicht von 0 bis 300 ginge.
Einen Kilometer können sich die meisten Amerikaner vorstellen, auch miles per hour und Kilometer pro Stunde in eine angemessene Relation setzen. Daß es sich bei einem Kilometer um 1000 Meter handelt, ist schön zu wissen. Es reicht aber, den Kilometer mit der Meile und den Meter mit dem Yard zu vergleichen. Daß ein Meter aus 100 Zentimetern besteht, sollte leicht zu verstehen sein, schließlich hat ein Dollar ja auch 100 Cent. Und mit Geld können die meisten gut rechnen. Eigentlich müssen die Amerikaner sich nur an ein normales Lineal gewöhnen, das wie unsere alten Zollstöcke zusätzlich eine Teilung in Zoll tragen kann.
Die Flächenmaße werden zumeist stiefmütterlich behandelt, wenn das metrische System schmackhaft gemacht wird. Vielleicht aus Angst, ein Quadratzentimeter könnte für den hundersten Teil eines Quadratmeters gehalten werden. Leichter ist es auch hier, centi einfach als Vorsilbe zu nehmen und sich den Quadratzentimeter getrennt vom Quadratmeter vorzustellen. Außerdem ist den Amerikanern das Bezeichnungsschema bekannt. Voranstellung von square hat die gleiche Bedeutung wie die von Quadrat. Zur Belohnung dürfen sie die Kreisflächen mit vorangestelltem circular vergessen.
Zwar kennen die Amerikaner auch die Raummaße mit vorangestelltem cubic, doch hat man sich für Liter statt Kubikdezimeter und Milliliter statt Kubikzentimeter entschieden. Das vermeidet zumindest die Vorsilbe dezi. Und die Vorstellung könnte ganz einfach sein: Ein Liter entspricht einem Kilogramm Wasser, ein Milliliter einem Gramm. Beides aber ist Amerikanern nicht geläufig, weshalb sie sich zunächst an g und kg so gewöhnen müssen wie an m und km, indem sie sich eine bildliche Vorstellung erarbeiten. Zu einem Gramm haben viele Deutsche auch kein Bild im Kopf, es ist etwas mehr als ein halbes dram. Und ein Kilogramm ist etwas mehr als zwei pound.
Eigentlich müssen die Amerikaner sich nur einen Ruck geben, denn so schwer ist eine Umstellung nicht, zumal weite Bereiche verschont bleiben oder sich bereits etabliert haben. Neue Zeiteinheiten sind nicht zu lernen, auch Festplattengrößen und Übertragungsraten bleiben. Von einem Terabyte haben die Deutschen keine genaueren Vorstellungen als die Amerikaner. Beide sind sicher, daß 100 Megabit pro Sekunde mehr als 10 sind, obgleich sie nicht wissen, ob Mega für 1.000.000 oder 1.048.576 steht, schon gar nicht, wieviele Bits ein Byte hat. Hauptsache das Bild des 65-Zoll-Fernsehers ist groß genug. Wieviele Zentimeter wo gemessen werden, muß man nicht wissen, solange der Nachbar nur 55 Zoll hat.
[1] Es sind nicht nur alte Leute, die bei einem Preis von 8 Euro für einen Eisbecher sagen: Das sind ja 16 Mark.
[2] Wer die alten Einheiten nicht kennt, hat zumeist auch mit den neuen Schwierigkeiten. Eine Nachhilfeschülerin, die heute mehr als 50 Jahre alt sein müßte, konnte mir nicht spontan sagen, wieviel Pfund ein Zentner hat. Meine Angabe von 500 Gramm und 50 Kilogramm half auch nicht. Und es stellte sich heraus, daß ihre Vorstellung von 125 Gramm Leberwurst die Realität so schlecht traf wie die von einem viertel Pfund.
[3] Leider habe ich auch gesehen, wie dem einfachen Amerikaner Dekagramm oder Hektopascal verkauft werden sollte. Offensichtlich wußten die Vortragenden nicht, daß Dekagramm abseits österreichischer Kochbücher ausgestorben ist und keiner die Wetterkarte besser versteht, wenn er weiß, daß hekto für 100 steht und Pascal für Newton pro Quadratmeter.
Venti | Lsd
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Lsd
wuerg, 12.04.2018 01:03
Auch wenn ich den Amis, Liberianer und Burmesen rate, möglichst schnell zum metrischen System zu wechseln, so habe ich an meinen ersten Besuch in London doch keine schönere Erinnerung als die an das £sd-System und Bezeichnungen wie farthing, ha'penny, sixpence, half crown für Münzen. Lege ich den Kurs aus dem Jahre 1970 von 8,74 Mark für ein Pfund zugrunde, so erhielt ich für einen Zehnmarkschein magere £1-2s-10½d, wahrscheinlich ausgezahlt als pound, half crown, three pence, penny und ha'penny. Ob es damals auch noch Münzen zu anderthalb pence (penny ha'penny) gab, weiß ich nicht. Um 1975 mußte man für ein Pfund nur noch einen Heiermann hinlegen. Heute reichen 1,15 Euro.
Mein Besuch war kurz vor dem Decimal Day 15.02.1971, an dem sich Großbritannien vom karolingischen Münzsystem verabschiedete, das von Karl dem Großen im Jahre 793 oder 794 eingeführt wurde. [1] Er legte das Gewichtspfund irgendwo zwischen 406 und 408 Gramm fest. Ein solches Karlspfund aus reinem Silber bildete das Pfund (£) als Zahlungsmittel. Heute bekäme man es für 175 Euro. Es teilte sich in 20 solidi zu je 12 denarii. Ein solidus (Schilling) aus Silber hätte ein Gewicht von etwas mehr als 20 Gramm gehabt, auch noch zu schwer und wertvoll für den normalen Beutel. Einen denarius (Pfennig) aber gab es als Münze aus 1,7 Gramm Silber, das heute einen Wert von 75 Eurocent hat.
Das £sd-System überlebte in Großbritannien. Ein pound sterling zu 20 shilling bzw. 240 pence, in denen sich 1970 bei einem Wert von 2 Eurocent kein Silber mehr befand. Auch die Stückelung der darauf basierenden Münzen war lustig. An einen farthing (¼d) und florin (2s) kann ich mich nicht erinnern, aber an den half penny oder ha'penny (½d), den penny (1d), an three pence (3d), sixpence (6d), shilling (1s), half crown (2s-6d) und crown (5s). Größere Werte waren Banknoten. Nur noch als Rechnungseinheit gab es die Guinee (guinea). Sie dient bis heute als psychologischer Preis, weil sie mit 21 Schilling das Pfund um nur 5 Prozent übersteigt. Zu verdanken haben wir sie dem Physiker Isaac Newton, der als Leiter des Münzamtes diese Goldmünze für 21 Schilling unter ihrem Materialwert auf den Markt warf.
Da die Amis mit Dollar und Cent zumindest beim Geld dezimal denken, sind sie nicht die letzten im £sd-System. Das ist der Malteserorden ohne Staatsgebiet. Man sollte nicht nur sein Währungssystem einfach vergessen. Er trägt auch nichts mehr dazu bei, daß so schöne Bezeichnungen wie two and six nicht in Vergessenheit geraten. Die half crown aus zwei shilling und sechs pence gibt es als Umlaufmünze nicht mehr. Aber two and six können immer noch zwei Fuß und sechs Zoll (2'6") sein. Auch nach Ende der Übergangszeit zum metrischen System ist eine british imperial door normalerweise two and six, also 76,2 Zentimeter breit. Die Höhe ist 6'6", die Dicke 1 und 3/8 Zoll. Mit dem metrischen System wurden die Türen höher und dicker.
[1] Dank der Mohammedanerin wissen wir, daß im Jahre 793 die Wikinger in England einfielen.
Venti
Mein Besuch war kurz vor dem Decimal Day 15.02.1971, an dem sich Großbritannien vom karolingischen Münzsystem verabschiedete, das von Karl dem Großen im Jahre 793 oder 794 eingeführt wurde. [1] Er legte das Gewichtspfund irgendwo zwischen 406 und 408 Gramm fest. Ein solches Karlspfund aus reinem Silber bildete das Pfund (£) als Zahlungsmittel. Heute bekäme man es für 175 Euro. Es teilte sich in 20 solidi zu je 12 denarii. Ein solidus (Schilling) aus Silber hätte ein Gewicht von etwas mehr als 20 Gramm gehabt, auch noch zu schwer und wertvoll für den normalen Beutel. Einen denarius (Pfennig) aber gab es als Münze aus 1,7 Gramm Silber, das heute einen Wert von 75 Eurocent hat.
Das £sd-System überlebte in Großbritannien. Ein pound sterling zu 20 shilling bzw. 240 pence, in denen sich 1970 bei einem Wert von 2 Eurocent kein Silber mehr befand. Auch die Stückelung der darauf basierenden Münzen war lustig. An einen farthing (¼d) und florin (2s) kann ich mich nicht erinnern, aber an den half penny oder ha'penny (½d), den penny (1d), an three pence (3d), sixpence (6d), shilling (1s), half crown (2s-6d) und crown (5s). Größere Werte waren Banknoten. Nur noch als Rechnungseinheit gab es die Guinee (guinea). Sie dient bis heute als psychologischer Preis, weil sie mit 21 Schilling das Pfund um nur 5 Prozent übersteigt. Zu verdanken haben wir sie dem Physiker Isaac Newton, der als Leiter des Münzamtes diese Goldmünze für 21 Schilling unter ihrem Materialwert auf den Markt warf.
Da die Amis mit Dollar und Cent zumindest beim Geld dezimal denken, sind sie nicht die letzten im £sd-System. Das ist der Malteserorden ohne Staatsgebiet. Man sollte nicht nur sein Währungssystem einfach vergessen. Er trägt auch nichts mehr dazu bei, daß so schöne Bezeichnungen wie two and six nicht in Vergessenheit geraten. Die half crown aus zwei shilling und sechs pence gibt es als Umlaufmünze nicht mehr. Aber two and six können immer noch zwei Fuß und sechs Zoll (2'6") sein. Auch nach Ende der Übergangszeit zum metrischen System ist eine british imperial door normalerweise two and six, also 76,2 Zentimeter breit. Die Höhe ist 6'6", die Dicke 1 und 3/8 Zoll. Mit dem metrischen System wurden die Türen höher und dicker.
[1] Dank der Mohammedanerin wissen wir, daß im Jahre 793 die Wikinger in England einfielen.
Venti
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Venti
wuerg, 11.04.2018 01:18
Der moderne Mensch möchte nicht angesprochen werden, auch nicht von Personal in Gaststätten, besonders Cafes. Lieber stellt er sich an, sagt kurz und vollständig, was er haben will, nimmt alles regungslos entgegen und dackelt in eine Ecke, wo wenig andere ihn stören und er lange rumlungern kann, ohne gefragt zu werden, ob er noch etwas möchte. In einem unauffälligen Moment steht er auf, verkrümelt sich und läßt seinen Dreck stehen, denn auf dem Weg zur Geschirrückgabe besteht die Gefahr: "Darf ich Ihnen das abnehmen?"
Fragt oder diskutiert man bei der Bestellung zu lang, sagt aus der Schlange heraus natürlich keiner etwas, es wird lediglich genervt das Gesicht verzogen oder nervös von einem Fuß auf den anderen gewechselt. Auch das Personal ist nicht gerade begeistert, wenn man den Rahmen der üblichen Erkundigungen sprengt. So ging es mir, als ich im letzten Jahr erstmalig einen Starbucks-Laden betrat, um einen Kaffee zu trinken. Wo ein üblicher Betrieb neben dem normalen Latte Macchiato allenfalls noch einen großen anbietet, sind es bei Starbucks nicht der kleine, mittlere oder große, auch nicht wie bei Unterhosen small, medium und large, sondern tall, grande und venti.
"Zwanzig was?" habe ich nicht nur mich, sondern auch den Mann hinter dem Tresen gefragt. Er wußte es nicht. Und schon wurden die Leute hinter mir nervös. Ich habe die einmalige Gelegenheit genutzt und einen Venti mit Karamell genommen. Letzteres kann auf den Magen schlagen und einen Kaffee zu einer Süßspeise machen. Man benötigt eine gewisse Zeit um solche Riesendinger zu schlucken. Sie kommen aber dem amerikanischen Hang zum Gigantismus entgegen und vermeiden Nachbestellungen, die erneut den Umgang mit Menschen erfordern. So kann man stundenlang ungestört mit dem Smartphone spielen oder sich hinter einem Notebook verstecken.
Beides habe ich nicht in der Tasche oder im Rucksack, doch zuhause konnte ich mich erkundigen: Für Kaffee stehen die Größen tall, grande und venti für 12, 16 bzw. 20 Unzen. Es müssen fl oz (US), also amerikanische Flüssigkeits-Unzen zu 29,5735 Millilitern sein, denn das Internet nennt 355, 473 bzw. 591 Milliliter. Da es sich um Kaffee handelt, darf in solch merkwürdigen Größen ausgeschenkt werden. Wie und ob man sich an die deutschen Ausschankmaße für Kaltgetränke hält, sei dahingestellt. Die gibt es zumindest in den USA als venti zu 26 Unzen und in der Monstergröße trenta mit 30 oder auch 31 Unzen. Mit letzterem frönt man der angloamerikanischen Unsitte eines Aufschlages oder Rabattes wie der Guinee zu 21 Schilling oder dem Score zu 21 Chaldron.
Früher müssen auch die Amerikaner sich gemäßigt haben, denn es gibt auch kleinere Becher. Nicht etwa small oder medium, aber short mit 8 und demi mit 3 Unzen. Das alles mag Amis und Liberianern geläufig sein, kann aber Menschen der metrischen Welt auch dann verwirren, wenn sie mit der englischen Sprache und den angloamerikanischen Maßen vertraut sind. Einem solchen erzählte ich von der Größenbezeichnung venti, die Starbucks sich hat schützen lassen, und den 20 Unzen. Spontan meinte er, es handele sich um ein Pint. Doch gefehlt: Das amerikanische Pint hat nur 16 amerikanische Unzen und ist mit 473 Milliliter deutlich kleiner als das englische Pint mit 568 Millilitern aus 20 etwas kleinerern englischen Unzen. Venti ist deshalb mit 591 Millilitern noch etwas größer.
Fragt oder diskutiert man bei der Bestellung zu lang, sagt aus der Schlange heraus natürlich keiner etwas, es wird lediglich genervt das Gesicht verzogen oder nervös von einem Fuß auf den anderen gewechselt. Auch das Personal ist nicht gerade begeistert, wenn man den Rahmen der üblichen Erkundigungen sprengt. So ging es mir, als ich im letzten Jahr erstmalig einen Starbucks-Laden betrat, um einen Kaffee zu trinken. Wo ein üblicher Betrieb neben dem normalen Latte Macchiato allenfalls noch einen großen anbietet, sind es bei Starbucks nicht der kleine, mittlere oder große, auch nicht wie bei Unterhosen small, medium und large, sondern tall, grande und venti.
"Zwanzig was?" habe ich nicht nur mich, sondern auch den Mann hinter dem Tresen gefragt. Er wußte es nicht. Und schon wurden die Leute hinter mir nervös. Ich habe die einmalige Gelegenheit genutzt und einen Venti mit Karamell genommen. Letzteres kann auf den Magen schlagen und einen Kaffee zu einer Süßspeise machen. Man benötigt eine gewisse Zeit um solche Riesendinger zu schlucken. Sie kommen aber dem amerikanischen Hang zum Gigantismus entgegen und vermeiden Nachbestellungen, die erneut den Umgang mit Menschen erfordern. So kann man stundenlang ungestört mit dem Smartphone spielen oder sich hinter einem Notebook verstecken.
Beides habe ich nicht in der Tasche oder im Rucksack, doch zuhause konnte ich mich erkundigen: Für Kaffee stehen die Größen tall, grande und venti für 12, 16 bzw. 20 Unzen. Es müssen fl oz (US), also amerikanische Flüssigkeits-Unzen zu 29,5735 Millilitern sein, denn das Internet nennt 355, 473 bzw. 591 Milliliter. Da es sich um Kaffee handelt, darf in solch merkwürdigen Größen ausgeschenkt werden. Wie und ob man sich an die deutschen Ausschankmaße für Kaltgetränke hält, sei dahingestellt. Die gibt es zumindest in den USA als venti zu 26 Unzen und in der Monstergröße trenta mit 30 oder auch 31 Unzen. Mit letzterem frönt man der angloamerikanischen Unsitte eines Aufschlages oder Rabattes wie der Guinee zu 21 Schilling oder dem Score zu 21 Chaldron.
Früher müssen auch die Amerikaner sich gemäßigt haben, denn es gibt auch kleinere Becher. Nicht etwa small oder medium, aber short mit 8 und demi mit 3 Unzen. Das alles mag Amis und Liberianern geläufig sein, kann aber Menschen der metrischen Welt auch dann verwirren, wenn sie mit der englischen Sprache und den angloamerikanischen Maßen vertraut sind. Einem solchen erzählte ich von der Größenbezeichnung venti, die Starbucks sich hat schützen lassen, und den 20 Unzen. Spontan meinte er, es handele sich um ein Pint. Doch gefehlt: Das amerikanische Pint hat nur 16 amerikanische Unzen und ist mit 473 Milliliter deutlich kleiner als das englische Pint mit 568 Millilitern aus 20 etwas kleinerern englischen Unzen. Venti ist deshalb mit 591 Millilitern noch etwas größer.
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Liberien
wuerg, 10.04.2018 00:30
Wenn einer dorthin gehen soll, wo der Pfeffer wächst, dann denkt man zunächst an Indien oder Madagaska. Richtiger aber ist die Pfefferküste, an die Donald Trump die geduldeten Liberianer zurückschicken möchte, zumal die Diktatur seit 28, der Bürgerkrieg seit 12 Jahren vorüber ist. Man mag den Amerikaner eine gewisse Schuld in die Schuhe schieben, weil sich vor 200 Jahren weiße Amerikaner mit ihren freigelassenen Sklaven dort ansiedelten, um die Einheimischen auszubeuten und am Kolonialismus teilzuhaben. Den Niedergang nach dem zweiten Weltkrieg aber haben die Liberianer, die laut Wikipedia nur Neger und von Neger abstammende Menschen einbürgern, selbst geschafft. Nur eine Altlast rechne ich den Amerikanern zu: Es gibt auf der ganzen Welt nur noch drei Staaten, die nicht das metrische System verwenden, die Amis, Liberien und Birma. Sobald sie davon abschwören, nenne ich sie USA, Liberia und Myanmar.
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